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{"created":"2022-01-31T14:09:05.248373+00:00","id":"lit19126","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Warburg, Otto","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 69: 452-462","fulltext":[{"file":"p0452.txt","language":"de","ocr_de":"Ober Beeinflussung der Oxydationen in lebenden Zellen nach Versuchen an roten Blutk\u00f6rperchen.1)\nVon\nOtto Warburg.\n(Aus der medizinischen Klinik in Heidelberg.)\n(Der Redaktion zugegangen am 10. Oktober 1910.)\nAus Versuchen am Seeigelei2) ergab sich, da\u00df Substanzen, die nicht eindringen, die Oxydationen sehr erheblich beeinflussen k\u00f6nnen: dadurch wurde die Aufmerksamkeit auf eine merkw\u00fcrdige Beziehung gelenkt, die zwischen der Plasmahaut und den chemischen Vorg\u00e4ngen in der Zelle bestehen mu\u00df. Die Plasmahaut besteht nun, nach eingehenden Untersuchungen Over to ns,3) aus lipoiden (fett\u00e4hnlichen) Stoffen und so war zu erwarten, da\u00df bei Versuchen, die Oxydationen zu beeinflussen, die Zustands\u00e4nderung der Lipoide eine besonders wichtige Rolle spielen w\u00fcrde.\nWenn man zu Blut Methylurethan zusetzt, so dringt diese Substanz schnell in die Zellen ein und verteilt sich hier nach Ma\u00dfgabe ihres Teilungskoeffizienten in den verschiedenen Phasen. Im Gleichgewicht wird die Konzentration in der w\u00e4sserigen Phase gro\u00df sein im Vergleich zu der in der lipoiden Phase. Umgekehrt werden die Verh\u00e4ltnisse liegen beim Phenylurethan, das in 01 sehr leicht, in Wasser sehr schwer l\u00f6slich ist. Wir wollen annehmen, das Teilungsverh\u00e4ltnis zwischen \u00d6l und Wasser w\u00e4re f\u00fcr die Phenylverbindung a mal so gro\u00df als f\u00fcr die Methylverbindung; dann wird man dem die Zelle umsp\u00fclenden w\u00e4sserigen Medium a mal mehr Methyl- als Phenylurethan zuf\u00fcgen m\u00fcssen, um die Konzentrationen der beiden Stoffe in den Zell-Lipoiden gleich zu machen. Wenn es nun im\n*) Die Resultate dieser Arbeit wurden im September auf dem internationalen Physiologenkongre\u00df in Wien mitgeteilt.\n*) 0. Warburg, Diese Zeitschrift, Bd. LXVI, S. 305.\n:t) E. Over ton, \u00ab\u00dcber den Mechanismus der Resorption und der Sekretion* in Nagels Handbuch der Physiologie.","page":452},{"file":"p0453.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Beeinflussung der Oxydationen in lebenden Zellen. 453\nwesentlichen auf die Konzentration in den Lipoiden ankommt, so werden die Stoffe in um so kleineren Mengen dem umsp\u00fclenden Medium zugef\u00fcgt werden m\u00fcssen, je gr\u00f6\u00dfer ihr Teilungsverh\u00e4ltnis zwischen \u00d6l und Wasser ist; mit anderen Worten, die Wirkungsst\u00e4rke wird der von Hans Meyer1) und Overton2) aufgedeckten Gesetzm\u00e4\u00dfigkeit folgen. Das ist nun in der Tat f\u00fcr die Oxydationsprozesse der Fall.\nDie Versuche wurden mit G\u00e4nseerythrocyten ausgef\u00fchrt, die, wie ich vor einiger Zeit mitteilte,:$) eine ziemlich erhebliche und leicht me\u00dfbare Sauerstoffatmung haben. Die Suspensionsfl\u00fcssigkeit war eine isotone NaCl- oder Lock esche L\u00f6sung, der die zu pr\u00fcfende Substanz zugef\u00fcgt war. ln der folgenden Tabelle sind die Konzentrationen verzeichnet, die eine ann\u00e4hernd gleiche Beeinflussung der Oxydationen (Herabsetzung auf * 2\u2014Ma) bewirken. Daneben stehen die L\u00f6slichkeiten in \u00d6l resp. Wasser nach Overton oder Hans Meyer. (Methodik siehe unter Versuchen A.)\nAlkohole.\nMonge in Ge- ' L\u00f6slichkeit in Wasser und \u00d6l wichtsprozenten ;\tnach 0 verton4)\ni\tI.\t!\nMethyl\tmehr als IG Wasser : x. In mehr als 50\u00d6l\n\u00c4thyl I \u25a0\t7,3\tTeilungsverh\u00e4ltnis ...01 Wasser 30\nPropyl (iso)\t4,8\t\u2014\nButyl (n)\t1,1\t12 VoL:Wasser. In \u00d6l: x\nButyl (iso)\t1,1\tL\u00f6slich in 10 Teilen Wasser\nAmyl (G\u00e4rung) j\t0,4\tWasser: 2\u00b0/o. \u00d6l: x\nAmyl (Dimethyl- '\t1,0\tIn 8 Teilen Wasser. \u00d6l: x j\n\u00e4thylcarbinol)\t\t\nl) Hans Meyer, Schmiedebergs Archiv, Bd. XL1I, S. 109, und Baum, Bd. XLII S. 119, Bd. XLVI, S. 338.\n*) Overton, Studien \u00fcber die Narkose, Jena 1901.\n3)\t0. Warburg. Zur Biologie der roten Blutzellen. Diese Zeitschrift, Bd. LIX, S. 112.\n4)\tloc. cit.","page":453},{"file":"p0454.txt","language":"de","ocr_de":"454\t\tOtto Warburg.\n\t\tUrethane.\n\u25a0\tMenge in Gewichts-\tL\u00f6slichkeit in Wasser und \u00d6l\n\tProzenten\t\nMethyl\t10\tT eilungs Verh\u00e4ltnis\t0,04 (H. M e y e r *))\n\u00c4thyl\t3\tTeilungs Verh\u00e4ltnis\t0,14 (H. M e y e r ^\nPropyl\t1\u20141,5\t\u2014\nIsobutyl\t0,5\t\u2014\nPhenyl\t0,05\tL\u00f6slich in 720 Teilen Wasser; in 3,5\u20144 Teilen \u00d6l (0verton2))\nDie Hemmung war in den untersuchten F\u00e4llen mit Ausnahme von Methylurethan reversibel, d. h. der Sauerstoffverbrauch steigt nach Entfernung der hemmenden Substanz wieder zu der durch die Kontrolle gegebenen H\u00f6he.3) (Versuche Ai.\nFassen wir als Beispiel den Unterschied zwischen Methyl-und Phenylurethan ins Auge. Eine 0,05\u00b0/oige Phenylurethan-l\u00fcsung wirkt ebenso stark auf die Oxydationen wie eine 10\u00b0/oige Methvlurethanl\u00f6sung. Die molekularen Konzentrationen dieser Stoffe in der w\u00e4sserigen Phase der Zelle differieren unter diesen Bedingungen um das 360 fache.\nDas allgemeine Resultat ist also, da\u00df der Zustand einer lipoiden Phase mehr als der Zustand der w\u00e4sserigen Phase diejenigen chemischen Prozesse beeinflu\u00dft, die der Sauerstoffatmung zugrunde liegen; da sich die Oxydationen von der lipoiden Plasmahaut beeinflussen lie\u00dfen, so liegt f\u00fcr mich die Vermutung sehr nahe, da\u00df es sich um die Lipoide der Plasmahaut handelt.\nEs ist bekannt, da\u00df eine Anzahl Autoren die Ursache oder eine Ursache der Narkose in der Hemmung der Oxy-\n') loc. cit.\n*) loc. cit.\n) oder sogar vielleicht dar\u00fcber hinaus; ob hier, wie beim Seeigelei, eine Erregung vorliegt, soll untersucht werden.","page":454},{"file":"p0455.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Beeinflussung der Oxydationen in lebenden Zellen.\n45f>\ndationsprozesse sehen; da nun die narkotische Wirkungsst\u00e4rke mit dem feilungsverh\u00e4ltnis \u2014 w\u00e4chst, so w\u00fcrden meine\nResultate wie eine Best\u00e4tigung dieser Theorie aussehen. Ich glaube aber aus Versuchen \u00fcber die Phenylurethannarkose des Seeigeleies1) schlie\u00dfen zu d\u00fcrfen, da\u00df allgemein ein urs\u00e4chlicher Zusammenhang zwischen Oxydationen und Narkose nicht besteht. Zweifellos ist in den interessanten Versuchen Ver-worns*) und seiner Schule die Sauerstoffaufnahme des Nerven behindert; es ist aber nicht dargetan, da\u00df die verminderte Sauerstoffaufnahme die Ursache der Narkose ist, sondern es k\u00f6nnte sich um zwei Beeinflussungen handeln, die unabh\u00e4ngig von einander sind. Wenn man bedenkt, wie langsam der Nerv seine Erregbarkeit in relativ starken Blaus\u00e4urel\u00f6sungen verliert 3) und wie schnell die Narkose in \u00c4ther oder Amylalkohol einsetzt, so st\u00f6\u00dft die chemische Theorie doch auch beim Nerven auf schwerwiegende Hindernisse.\nWeiterhin w\u00e4ren die Resultate der Tabelle nicht merkw\u00fcrdig, wenn sich die ganze Zelle als L\u00f6sungsmittel wie eine lipoide Phase verhielte: sie w\u00fcrden dann nichts weiter aus-sagen, als da\u00df eine Substanz um so wirksamer ist, je mehr von ihr in die Zelle hineinkommt. Ich habe deshalb untersucht, wie sich die roten Blutk\u00f6rperchen als L\u00f6sungsmittel verhalten, und zwar durch Messungen \u00fcber die Verteilung von Aeeton. Es ergab sich, da\u00df sie sich mehr wie eine w\u00e4sserige als wie eine lipoide Phase verhalten (Versuch B).\nPhenylurethan dringt nach Over ton4) schneller in die Zellen ein als Methylurethan; auch so w\u00e4re es m\u00f6glich, da\u00df von der Phenylverbindung einfach mehr in die Zelle kommt,\n') loc. cit.\n2) Zeitschrift f\u00fcr allgemeine Physiologie, Bd. I und II (besonders Fr\u00f6hlich und Winterstein). Verworn, Deutsche med. Wochensehr., 1909, Nr. 37.\n;!) Dontas, Schmiedebergs Archiv, Bd. LIX, S. 430. Es handelt sich hier um Konzentrationen, die weit \u00fcber der f\u00fcr Zellen oxyd\u00e2t ions-hernmenden liegen.\n4) loc. cit.","page":455},{"file":"p0456.txt","language":"de","ocr_de":"Otto Warburg,\n150\nals von der Methylverbindung; ich brauche aber wohl kaum va\\ erw\u00e4hnen, da\u00df es sich in meinen Versuchen um Gleichgewichtszust\u00e4nde handelt. *)\nVersuche.\nA.\nF\u00fcr alle Experimente wurde G\u00e4nseblut benutzt. Die Atmung w\u00e4chst sehr erheblich nach Blutentziehungen, wor\u00fcber Herr Dr. Onaka ausf\u00fchrlicher berichten wird. Das Blut wurde zentrifugiert in isotonischer2) Kochsalzl\u00f6sung oder einer Art Locke scher Fl\u00fcssigkeit von folgender Zusammensetzung: pro Liter: NaCl\t7,2\tg\nNaHC03\t1,0\tg\nKCl\t0,3\tg\nCaCl.2\t0,3\tg (wasserfrei)\nTraubenzucker 5,0\tg\n(im folgenden als Lockesche L\u00f6sung bezeichnet).\nNach Entfernung des Serums wurde etwa 10 Minuten an der Luft gesch\u00fcttelt, um das H\u00e4moglobin in Oxyh\u00e4moglobin \u00fcberzuf\u00fchren. Von dem so erhaltenen Blutk\u00f6rperchenbrei verteilt man gleiche Mengen, in meinen Versuchen etwa 2 ccm in die verschiedenen zu vergleichenden L\u00f6sungen und w\u00e4scht mit den L\u00f6sungen mehr oder weniger oft. Die Alkohole und Urethane waren immer in 0,92\u00b0/oiger NaCl-L\u00f6sung oder der Lock eschen Fl\u00fcssigkeit gel\u00f6st. Nach dem Waschen f\u00fcllt man die Blutk\u00f6rperchen quantitativ in kleine R\u00f6hrchen, die etwa 3,1 ccm fassen, und verschlie\u00dft luftdicht, ln den kleinen Gl\u00e4schen ist eine Glasperle, damit die Zellen gleichm\u00e4\u00dfig verteilt werden k\u00f6nnen. Wenn die Erythroyten nun atmen, so verbrauchen sie den Sauerstoff, von dem sie gewisserma\u00dfen ein Reservoir in Form von Oxyh\u00e4moglobin bei sich f\u00fchren, und es entsteht H\u00e4moglobin. Das H\u00e4moglobin ist viel dunkler als das Oxy-\n') Ein weiterer, sehr unwahrscheinlicher Einwand w\u00e4re, da\u00df die zugef\u00fcglen Substanzen nur die Sauerstoffabgabe aus dem H\u00e4moglobin in der Zelle verhinderten ; er wurde dadurch widerlegt, da\u00df Wasserstoff aus den L\u00f6sungen, die die Atmung hemmen, den Sauerstoff austreibt.\n') Isotonisch ist nach meinen Gefrierpunktsbestimmungen eine 0.92\u00b0/oige NaCl-L\u00f6sung.","page":456},{"file":"p0457.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Beeinflussung der Oxydationen in lebenden Zellen.\n457\nh\u00e4moglobin und es l\u00e4\u00dft sich die mehr oder minder starke Atmung schon an der zunehmenden Dunkelf\u00e4rbung des Gl\u00e4schens erkennen. Es wurden nun immer Serien von Konzentrationen des zu pr\u00fcfenden Stoffes angesetzt in den beschriebenen kleinen R\u00f6hrchen und beohachtet, bei welcher Konzentration ein deutlicher Farbenunterschied gegen\u00fcber der Kontrolle in NaCl oder Locke scher Fl\u00fcssigkeit zu konstatieren war. Durch Einengen der Konzentrationen in mehreren Versuchen kommt man, wie die quantitativen Bestimmungen sp\u00e4ter ergaben, zu sehr brauchbaren Resultaten. Alle Zahlen der Tabelle wurden auf diese Weise erhalten. Gepr\u00fcft wurden sie f\u00fcr die Reihe der Urethane durch Messungen des Sauerstoffverbrauehs, ohne da\u00df an ihnen dadurch etwas ge\u00e4ndert werden mu\u00dfte.\nBestimmung des Sauerstoffverbrauchs. Es handelte sich darum, in den beschriebenen kleinen Gl\u00e4schen die Menge des vor und nach der Atmung vorhandenen H\u00e4moglobins zu bestimmen. Zu dem Zweck benutzte ich den sch\u00f6nen Blutgasapparat vonHaldane-Barcroft, der im wesentlichen aus einer verschlie\u00dfbaren Flasche von 30 bis 40 ccm Inhalt besteht, die mit einem kleinen Wassermanometer verbunden ist. Ich entwickelte aber nicht, wie die englischen Forscher, den Sauerstoff aus dem Oxyh\u00e4moglobin mit Ferricyankalium, sondern bestimmte, aus der Druckabnahme am Manometer, wieviel Sauerstoff von dem Blut beim Sch\u00fctteln aufgenommen wird, also das reduzierte H\u00e4moglobin. Es wurde unter 3 ccm Ammoniaksaponinl\u00f6sung (nach Krogh 1 g Saponin, 1 ccm konzentrierter NH,, 500 ccm Wasser) 1,8 ccm der Blutsuspension geschichtet: nach eingetretenem Temperaturgleichgewicht der Hahn geschlossen und gesch\u00fcttelt, bis das immer auf die gleiche Marke eingestellte Manometer sich nicht mehr \u00e4nderte. Dies ist sehr bald, ebenso schnell wie bei der Ferrocyanidmethode, erreicht. Die Temperaturkontrolle sollte sich bei guten Versuchen nicht \u00e4ndern. Man liest dann die Temperatur und die Druckverminderung ab und kann daraus leicht den verbrauchten Sauerstoff berechnen.1)\n') Nach der Formel v0\n...P; v\nPo (4 -j- ct t>*\nworin p die Druckvermin-\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitachrift f. physiol. Chemie. LXIX.\nHO","page":457},{"file":"p0458.txt","language":"de","ocr_de":"458\nOtto Warburg,\nUm eine bessere Beurteilung meiner Versuche zu erm\u00f6glichen, habe ich gar nichts umgerechnet, sondern gebe einfach die Druckverminderung in Millimetern Wasser. Da die Flaschen, ~f' deuen diese Druckverminderung auftrat, f\u00fcr die hier in Be-\u2022 tracht kommenden Werte gleichgro\u00df waren (ihr Volumen betrug etwa 32 ccm nach Abzug der eingef\u00fcllten Fl\u00fcssigkeit: Blut, NH3), so stehen die am Wassermanometer abgelesenen Druckverminderungen verschiedener Blutproben direkt im Verh\u00e4ltnis ihres SauerstofTverbrauchs. Das maximal ges\u00e4ttigte Blut gibt nach dieser Methode am Manometer keinen die Fehlergrenzen \u00fcberschreitenden Ausschlag. Die Fehler sind etwa 2 mm Wasser.\nDie Athmungsversuche wurden bei 29\u00bb vorgenommen, weil manche Substanzen bei 40\u00bb schon giftig wirken. Die Gl\u00e4schen blieben bei dieser Temperatur 1 bis 2,/z St\u00fcnden Die Zeit mu\u00df sich nach der Intensit\u00e4t des Stoffwechsels des betreffenden Materials richten, unter anderm, damit der Sauerstoffdruck nicht zu sehr abnimmt und der Kohlens\u00e4uredruck nicht zu sehr zunimmt; selbstverst\u00e4ndlich darf man f\u00fcr Ver-gleichsversuche keine Beeintr\u00e4chtigung durch diese Faktoren bekommen. Die Suspensionen, die ich verwendete, sollten nicht mehr als 50 mm Wasser (T. = ca. 18\u00bb) Druckverminderung zeigen, wenn 1,8 ccm zur Sauerstoffbestimmung verwendet wurden. Meine Suspensionen waren so dicht, da\u00df 1,8 ccm. bei stickstofffreier Snspensionsfl\u00fcssigkeit, etwa 35 ccm Ww-NH. bei der Veraschung nach Kjeldahl lieferten.\nSollte untersucht werden, ob die Beeinflussung der Oxydationen reversibel ist, so wurde jede Probe doppelt angesetzt, also z. B. je 2 Gl\u00e4schen in Methylurethan und je 2 in Lockescher Fl\u00fcssigkeit. Nach einiger Zeit wurde dann in je einem Gl\u00e4schen der verbrauchte Sauerstoff bestimmt. Der Inhalt der beiden andern wurde 3mal gr\u00fcndlich mit Lockescher Fl\u00fcssigkeit gewaschen, maximal mit Sauerstoff ges\u00e4ttigt und die gleiche Zeit wie die beiden ersten Gl\u00e4schen bei derselben Temperatur\nderung ist, p0 der Atmuspli\u00e4ren-Normaldruck in Millimeter Wasser v das Volumen der Flasche + Kapillare - Volumen der eingef\u00fcllten Fl\u00fcssigkeit.","page":458},{"file":"p0459.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Beeinflussung der Oxydationen in lebenden Zellen. 459\nTemperatur w\u00e4hrend der Atmung 29\u00b0.\n\t\tZeit\tDruck-\tDruck-\nSubstanzen\t\tin\tVerminderung\tVerminderung\n\t\tMin.\tI\tII\n\t10\u00b0/o\tin Locke\t70\t23 (t = 16)\t\nMethyl- 1\t8\u00b0/\u00ab\t70\t33\t- ,\n\tKontrolle \u00bb\t\u00bb\t70\t43\t- -,\nnrpttinn \t\t\t\t\t\n2\t10\u00b0/o\tin Locke\t100\t25 (t -= 18)\t18 (t = 18)\n\tKontrolle \u00bb\t\u00bb\t100\t48\t\u00bb\t50\t*\n\t3 \u00b0/o\tin NaCl\t150\t35 (t \u2014 16)\t\t\n\u00c4thyl- ^\t2 \u00b0/o\t\u00bb\t>\t150\t50\t'\n\tKontrolle \u00bb\t\u00bb\t150\t60\t. . .\nurethan\t3o/o\tin Locke\t80\t\t'\n2\t\t\t37 (t = 15)\t54 (t = 15)\n\tKontrolle \u00bb\t\u00bb\t80\t54\t\u00bb\t55\t*\n\t2 O/o\tin NaCl\t150\t7 ft \u2014 16)\t\nPropyl- *\t1,5 \u00b0/o\t\u00bb\t\u00bb\t150\t12\t\n\tKontrolle \u00bb\t\u00bb\t150\t29\t.\t\u2022 *\u2022\nurethan\t\t\t\t\n2\t1,5 \u00b0/o in Locke\t95\t12 (t = 16)\t64 (t = 16)\n\tKontrolle \u00bb\t\u00bb\t95\t50\t\u00bb\t54\n\t0,7 o/o in NaCl\t120\t8 ft = 16)\t\nButyl- 1\t0,5 o/o\t\u00bb\t120\t18\t_\nurethan\tKontrolle \u00bb\t\u00bb \t\t120\t32\t\u2014\n(iso)\t2\t0,7 o/o in NaCl\t135\t8 (I \u00ab 16) 32\t29 ft -= 16)\n\tKontrolle \u00bb\t\u00bb\t135\t\t22\n\t0,1 o/o in NaCl\t150\t7 (t \u2014 16)\t\nPhenyl- *\t0,05 O/o \u00bb\t\u00bb\t150\t12\t. \u2014\n\tKontrolle \u00bb\t\u00bb\t150\t28\t\u2014\nurethan 2\t0,05 \u00b0/o in Locke\t95\t10 (t = 14)\t24 (t = 14)\n\tKontrolle \u00bb\t>\t95\t28 .\t2i)\t>\n\u00c4thyl-\t12 ccm -J- 100 ccm Locke\t60\t\t46 (t = 18)\nalkohol\tKontrolle in Locke\t60\t\u2014\t42\t\u00bb\nAmyl-\t0,5 ccm -j- 100 ccm Locke\t100\t\u2022 - '\t48 (t = 18)\nalkohol\tKontrolle in Locke\t100\t\t53\t\u00bb\n30+","page":459},{"file":"p0460.txt","language":"de","ocr_de":"460\nOlto Warburg,\ngelassen, und dann ihr SauerstoflVerbrauch bestimmt. Hieraus ersieht .man also gleichzeitig, n\u00e4mlich aus der Kontrolle, in-wieweit die Suspensionsfl\u00fcssigkeit sch\u00e4digt.\nOie Druckverminderungen in Millimetern Wasser, die unter den angeliihrten Bedingungen erhalten wurden, sind in der Tabelle zusammengestellt: unter 1 die Versuche in dem Urethan mit Kontrolle in der Suspensionsfl\u00fcssigkeit ohne Urethan; aus II ist zu ersehen, ob die Beeinflussung der Oxydationen reversibel ist; hier stehen die Druckverminderungen, die, wie oben beschrieben, nach Entfernen der in I verwendeten Suspensionsfl\u00fcssigkeiten erhalten wurden, I und II beziehen sich auf gleiche Zeiten :\nDie durch einen Strich umrandeten Zahlen geh\u00f6ren immer m e*nem Versuch. Liest man von oben nach unten, so ergibt sich die Beeinflussung durch die betreffende Substanz; liest man von links noch rechts, so erkennt man, inwieweit die Beeinflussung reversibel ist. t in Klammern hinter den Druckzahlen bedeutet die Temperatur bei der Sauerstoffbestimmung.\nKs ist noch zu bemerken, da\u00df manche Urethane von Ka h 1 bau m eine ganz erhebliche Dampfspannung zeigen, was von Verunreinigungen mit Spuren von L\u00f6sungsmitteln herr\u00fchrt Solche Pr\u00e4parate sind am besten aus Wasser umzukrystallisieren.\nB. Verteilung von Aceton zwischen einer Salzl\u00f6sung und den roten\nBlutk\u00f6rperchen.\nAceton dringt schnell in lebende Zellen ein. Mischt man einen Blutk\u00f6rperchenbrei mit isotoner Salzl\u00f6sung, der eine bekannte Menge Aceton zugef\u00fcgt ist, zentrifugiert nach einiger Zeit und bestimmt das Aceton in der \u00fcberstehenden Fl\u00fcssigkeit, so findet man, da\u00df viel Aceton eingedrungen ist; jedoch nicht soviel, als wenn man die Acetonl\u00f6sung mit einer w\u00e4sserigen L\u00f6sung vermischt h\u00e4tte. Das Aceton verteilt sich also nicht gleichm\u00e4\u00dfig auf Wasser und Blutk\u00f6rperchen.\nDie L\u00f6slichkeitsbeeinflussungen durch gequollene Eiwei\u00dfk\u00f6rper usw. sind zu wenig bekannt, als da\u00df man aus den Acetonbestimmungen direkt berechnen k\u00f6nnte, der wievielte Teil der Zelle w\u00e4sseriger und der wievielte lipoider Natur ist.","page":460},{"file":"p0461.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcber Beeinflussung der Oxydationen in lebenden Zellen. 461\nWohl aber kann man die Frage so stellen: Verh\u00e4lt sich die Zelle mehr wie eine w\u00e4sserige oder mehr wie eine lipoide Phase? Nur hierauf kam es in dem Zusammenhang mit den Stoffwechselversuchen an.\nWenn man Aceton in Wasser l\u00f6st und diese Fl\u00fcssigkeit\nmit \u00d6l sch\u00fcttelt, so geht relativ wenig Aceton in das \u00d6l ; das\nrp m ,.... . Konzentration in \u00d6l Teilungsverhaltnis Konzentration in Wasser ist nach Hans\nMeyer1) bei 20\u00b0 0,2.\nF\u00fcr Verteilungsversuche ist eine genaue Kenntnis des Blutk\u00f6rperchenvolumens n\u00f6tig : dies bestimmte ich sehr einfach, indem ich die Blutk\u00f6rperchen in einer isotonen NaCl-L\u00f6sung mehrmals wusch ; 5 ccm des Blutk\u00f6rperchenbreis in der NaCl-L\u00f6sung von bekanntem Chlortiter wurden mit 5 ccm einer isotonen Na2S04-L\u00f6sung vermischt ; dann wurde zentrifugiert und in 5 ccm der \u00fcberstehenden Fl\u00fcssigkeit wieder das Chlor titriert (immer mit n,io-AgN03 und Chromat als Indikator). Bedingung f\u00fcr dies Verfahren ist, da\u00df in einer Na2S04-L\u00f6sung kein Chlor aus den Blutk\u00f6rperchen austritt. W\u00e4scht man mit Na2S04, bis die Cl-Reaktion verschwunden ist, so findet man in der Tat nach Stunden noch kein Chlor in der Suspensionfl\u00fcssigkeit.\nDas Aceton wurde jodometrisch nach Messinger in der von Embden2) beschriebenen Form bestimmt.\nBeispiel : G\u00e4nseblutk\u00f6rperchen wurden mehrmals in einer isotonen NaCl-L\u00f6sung gewaschen. 5 ccm der NaCl-L\u00f6sung verbrauchten 7,9 ccm n/io-AgNOs. Von dem gewaschenen Blutk\u00f6rperchenbrei wurden je 5 ccm in 2 Zentrifugiergl\u00e4ser (mit eingeschliffenem Stopfen) verteilt. In das eine Glas wurden 5 ccm einer isotonen (1,76 \u00b0/o igen) Na2S04-L\u00f6sung zugef\u00fcgt, in das andere 5 ccm einer Acetonl\u00f6sung (in 0,92 \u00b0/o NaCl, die nach Messinger 29,3 ccm Jodl\u00f6sung verbrauchte. Nun wurde umgesch\u00fcttelt und nach 10 Minuten zentrifugiert. Aus dem einen Glas wurden 5 ccm zur Cl-Bestimmung, aus dem andern 5 ccm zur Acetonbestimmung entnommen. Sie verbrauchten:\n*)) Schmiedebergs Archiv, Bd. XLIV. *) Abderhalden, Arbeitsmethoden.","page":461},{"file":"p0462.txt","language":"de","ocr_de":"4-62 Otto Warburg, \u00dcber Beeinflussung der Oxydationen.\n1.\t5 ccm = 1,8 n,io-AgN03.\n2.\t5 ccm = 16,4 Jodl\u00f6sung.\nAus 1. berechnet sich das Volumen der Blutk\u00f6rperchen zu\n3,5 ccm. In diesen 3,5 ccm Blutk\u00f6rperchen ist eine Acetonmenge\n= 8 ccm Jodl\u00f6sung ; in 3,5 ccm der Suspensionsfl\u00fcssigkeit eine\nAcetonmenge =11,5 ccm Jodl\u00f6sung. Daraus berechnet sich f\u00fcr das\nrp .,\t..... . Konzentration in den Zellen\nfeilungsverhaltms ^-----\u20147\u2014;\u2014p-pp---------------= 0,7.\nKonzentration in der Salzl\u00f6sung\nVerhielten sich die Blutk\u00f6rperchen ganz wie eine w\u00e4sserige Phase, so w\u00e4re das Teilungsverh\u00e4ltnis 1 zu erwarten; verhielten sie sich wie eine lipoide Phase, das Teilungsverh\u00e4ltnis 0,2.\nAus den bekannten Gefrierpunktsbestimmungen von Hed in!) k\u00f6nnte man sich \u00e4hnliche Zahlen berechnen; doch sind diese Bestimmungen nicht an vollst\u00e4ndigen Zellen, sondern an den kernlosen Blutscheiben der S\u00e4ugetiere gemacht.\nF\u00fcr Verteilungsversuche hat Aceton den Vorteil, da\u00df es sich sehr genau bestimmen l\u00e4\u00dft; den Nachteil, da\u00df seine L\u00f6-sungsverh\u00e4ltnisse in \u00d6l nicht mit denen in den wichtigen Zelllipoiden \u00fcbereinstimmen.2)\n') Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. LXVIII, S. 242. *) Hans Meyer, loc. cit.","page":462}],"identifier":"lit19126","issued":"1910","language":"de","pages":"452-462","startpages":"452","title":"\u00dcber Beeinflussung der Oxydationen in lebenden Zellen nach Versuchen an roten Blutk\u00f6rperchen","type":"Journal Article","volume":"69"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:09:05.248378+00:00"}