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{"created":"2022-01-31T14:08:00.260220+00:00","id":"lit19128","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Salkowski, E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 69: 466-481","fulltext":[{"file":"p0466.txt","language":"de","ocr_de":"Kleinere Mitteilungen.\nVon\nE. Salkowski.\n(Aus der chemischen Abteilung des Pathologischen Instituts der Universit\u00e4t zu Berlin.) (Der Redaktion zugegangen am 16. Oktober 1910.)\nI. \u00dcber das Verhalten des Hefegttmmis bei der Autolyse und alkoholischen G\u00e4rung.\nWiederholt habe ich mich dahin ausgesprochen, da\u00df die Autolysefl\u00fcssigkeit aus Hefe Hefegummi enthalte (Mannan, vielleicht mit Beimischung von etwas Dextran), jedoch keine genaueren Angaben \u00fcber die Isolierung dieses Gummis und seine Mengenverh\u00e4ltnisse gemacht. Im folgenden m\u00f6chte ich diese L\u00fccke ausf\u00fcllen.\nEs wurden in der Regel 50 g Pre\u00dfhefe mit 500 ccm Chloroformwasser (ohne weiteren Chloroformzusatz) auf der Sch\u00fcttelmaschine gut durchgesch\u00fcttelt, dann ca. 70 Stunden bei 40\u00b0 digeriert, die Mischung durch ein Filter Schleicher und Sch\u00fcll 597 filtriert. Durch wiederholtes Zur\u00fcckgie\u00dfen event, durch nochmaliges Filtrieren des Filtrates, nachdem es einen Tag lang gestanden hatte, gelang es fast immer, ein ganz klares Filtrat zu erhalten. Auf diesen Punkt ist besonderer Wert zu legen, da im anderen Falle \u2014 bei Gegenwart von Hefezellen im Filtrat \u2014 der Nachweis von Hefegummi nicht beweisend gewesen w\u00e4re.\nEs wurde nun versucht, aus diesem, durch Eindampfen von Chloroform befreiten und konzentrierten Filtrat auf dem sonst von mir1) eingeschlagenen Wege durch Zusatz von Fehlingscher L\u00f6sung und Natronlauge und Erw\u00e4rmen die Kupferverbindung des Gummis und aus dieser durch Behandeln\n*) Ber. d. Deutsch, chem. Ges., Bd. XXVII, S. 499 (1894).","page":466},{"file":"p0467.txt","language":"de","ocr_de":"Kleinere Mitteilungen.\n467\nmit Salzs\u00e4ure und Alkohol das Gummi zu isolieren. Dabei erwies sich aber das in reichlicher Menge ausgeschiedene Kupferoxydul als sehr st\u00f6rend, da es einerseits durch das Filter ging, anderseits zur Aufl\u00f6sung des auf dem Filter bleibenden bei der Schwerl\u00f6slichkeit des Kupferchlor\u00fcrs viel Salzs\u00e4ure und Wasser erforderlich waren. Das Verfahren erwies sich als ungeeignet. Von der F\u00e4llung des Gummis durch andere Metallsalze wurde abgesehen, da man von keinem derselben eine ausschlie\u00dfliche F\u00e4llung des Gummis erwarten konnte. Mit geringer Hoffnung auf Erfolg versuchte ich schlie\u00dflich die vorg\u00e4ngige Ausf\u00e4llung des Gummis mit Alkohol : ganz gegen meine Erwartung lieferte dieses Verfahren ein befriedigendes Ergebnis.\n250 ccm des Filtrates wurden auf etwas weniger als 25 ccm eingedampft, im Me\u00dfzylinder durch Wasserzusatz auf 25 ccm gebracht, dann in 200\u2014220 ccm Alkohol absolutus eingegossen, der Me\u00dfzylinder mit einigen Tropfen Wasser nachgesp\u00fclt. Nachdem die Mischung 24 Stunden gestanden hatte, hatte sich am Boden des Becherglases ein z\u00e4her, festhaftender Niederschlag ausgeschieden, von dem sich die alkoholische L\u00f6sung ohne jeden Verlust abgie\u00dfen lie\u00df. Der Niederschlag wurde mit Alkohol a^gesp\u00fclt, dann durch Aufgie\u00dfen einer geringen Quantit\u00e4t von warmem Wasser gel\u00f6st: es resultierte eine fast ganz klare L\u00f6sung. Dieselbe wurde mit frischbereiteter Fehlingscher L\u00f6sung und etwas Natronlauge versetzt und einige Zeit erw\u00e4rmt; es schied\nsich der charakteristische bl\u00e4ulich-wei\u00dfeNiederschlagderGummi-\nkupferverbindung aus, der sich allm\u00e4hlich so zusammenballte, da\u00df die Fl\u00fcssigkeit ohne merklichen Verlust abgegossen werden konnte. Der Niederschlag wurde in m\u00f6glichst wenig Salzs\u00e4ure unter vielfachem Umschwenken ohne Erw\u00e4rmen gel\u00f6st, * die L\u00f6sung sofort mit einer relativ reichlichen Quantit\u00e4t Alkohol absolutus versetzt und bis zum n\u00e4chsten Tage stehen gelassen. Um die Abscheidung des Gummis zu bef\u00f6rdern, wurde \u00f6fters noch etwas \u00c4ther hinzugef\u00fcgt. Nicht immer gelang es indessen, die Trennung der Gummikupferverbindung durch einfaches.Abgie\u00dfen der Fl\u00fcssigkeit zu bewirken, der Niederschlag mu\u00dfte dann ahfiltriert und auf dem Filter in Salzs\u00e4ure gel\u00f6st werden. Da man nur wenig nachwaschen darf, ist das Gummi dabei","page":467},{"file":"p0468.txt","language":"de","ocr_de":"468\nE. Salkowski,\nnat\u00fcrlich nicht vollst\u00e4ndig erhalten worden. \u2014 Nach eint\u00e4gigem Stehen wurde filtriert, der Niederschlag mit Alkohol s\u00e4urefrei gewaschen, dann der Alkohol durch \u00c4ther verdr\u00e4ngt. Nach dem 1 rocknen an der Luft oder \u00fcber Schwefels\u00e4ure unter Luft Verd\u00fcnnung wurde so das Hefegummi als schneewei\u00dfes Pulver erhalten, indessen immer nur in geringer Quantit\u00e4t.\nDa\u00df es sich in der Tat um Hefegummi handelte, wurde durch folgendes Verhalten festgestellt: 1. die hei\u00df bewirkte w\u00e4sserige L\u00f6sung gab mit Fehlingscher L\u00f6sung wieder den charakteristischen bl\u00e4ulich-wei\u00dfen Niederschlag ; 2. beim Kochen der L\u00f6sung mit dem gleichen Volumen Salzs\u00e4ure von 1,124 D w\u00e4hrend einer Minute im Reagenzglas wurde eine die Feh-lingsche L\u00f6sung unter Ausscheidung von rotem Kupferoxydul reduzierende L\u00f6sung erhalten ; 3. die L\u00f6sung blieb bei Zusatz von Ammoniak und Silbernitratl\u00f6sung v\u00f6llig klar, enthielt also keine Purinbasen, die eigentlich zu erwarten gewesen w\u00e4ren. \u2014 Das erhaltene Gummi war aschefrei.\nUm zu sehen, ob in den Alkoholauszug kein Gummi \u00fcbergegangen war, wurde derselbe verdunstet, der R\u00fcckstand in Wasser und Natronlauge gel\u00f6st, die L\u00f6sung mit Fehlingscher L\u00f6sung gepr\u00fcft; es konnte kein Gummi nachgewiesen werden.\nAnderseits \u00fcberzeugte ich mich von dem Gehalt des alkoholischen Auszuges an Purinbasen. Der beim Verdunsten desselben gebliebene R\u00fcckstand wurde mit Wasser unter Zusatz von Salpeters\u00e4ure \u2014 um etwaige die F\u00e4llbarkeit der Purinbasen st\u00f6rende Substanzen zu zerst\u00f6ren \u2014 erw\u00e4rmt, mit Ammoniak alkalisiert und mit Silbernitrat versetzt: es entstand ein reichlicher Niederschlag der Silberverbindung der Purinbasen, aus dem diese selbst auf dem \u00fcblichen Wege isoliert werden konnten.\nIn einigen F\u00e4llen wurde das Gummi auf einem gewogenen Filter gesammelt und bei 120\u00b0 getrocknet. 250 ccm Filtrat gaben 0,0735 resp. 0,085 g, also f\u00fcr das ganze Filtrat 0,147 resp. 0,170 g, oder f\u00fcr 100 $ Hefe 0,294 resp. 0,340 g. Auf die Frage, welcher Anteil des Gesamtgehaltes der Hefe an Gummi in L\u00f6sung gegangen ist, werde ich weiter unten ein-gehen. \u2014","page":468},{"file":"p0469.txt","language":"de","ocr_de":"Kleinere Mitteilungen.\t469\n\u00dcber das Verhalten des Hefegummis bei der alkoholischen G\u00e4rung ist meines Wissens nichts bekannt.\nZur Feststellung desselben wurden 50 g Pre\u00dfhefe mit 1 1 10\u00b0/oiger Zuckerl\u00f6sung - in anderen F\u00e4llen auch nur mit 500 ccm Zuckerl\u00f6sung \u2014 bei 40\u00b0 digeriert. Es kam teils Rohrzucker, teils Traubenzucker zur Anwendung, im letzteren Falle die Handelssorte \u00abwasserfrei, k\u00e4uflich\u00bb von Kahl b\u00e4um. Da es mir auf eine m\u00f6glichst energisch verlaufende G\u00e4rung ankam, so wurde folgenderma\u00dfen verfahren : 50 g Hefe wurden zuerst in 500 ccm Wasser durch kurzes Sch\u00fctteln mit der Sch\u00fcttelmaschine aufs feinste verteilt, dann die 50\u00b0 warme L\u00f6sung von 100 g Zucker in 500 ccm Wasser hinzugesetzt. Schon nach einer halben Stunde war die G\u00e4rung in vollem Gang, nach 22st\u00e4ndigem Verweilen im Thermostaten bei 40\u00b0 war sie beendigt, wenigstens insoweit, als direkte Proben mit Fehlingscher L\u00f6sung keine Reduktion mehr gaben.\nAuch hier gelang es, durch wiederholtes Zur\u00fcckgie\u00dfen ganz klare Filtrate zu erhalten, jedoch dauerte die Filtration sehr lange. Da sich diese Filtrate erfahrungsm\u00e4\u00dfig sehr schnell unter Bakterienentwicklung tr\u00fcben, mu\u00dfte ich darauf Bedacht nehmen, die Bakterienentwicklung zu verhindern. Zu dem Zweck wurde in den Zylinder, der das Filtrat aufnahm, etwas Chloroform gegossen, dieses mit den ersten Anteilen des Filtrates gesch\u00fcttelt und w\u00e4hrend der Filtration ab und zu umgeschwenkt. Dies reichte aus, um die Filtrate, die schwach weingelbe F\u00e4rbung zeigten, ganz klar zu halten.\nDie Verarbeitung auf Gummi geschah in derselben Weise wie bei der Autolysefl\u00fcssigkeit. Dabei machte sich aber ein wesentlicher Unterschied bemerkbar. Der durch Alkohol in dem eingeengten Filtrat bewirkte Niederschlag war nicht, wie dort, z\u00e4h und am Boden haftend, sondern flockig, soda\u00df Filtration nicht zu umgehen war. Der mit Alkohol gewaschene Niederschlag wurde durch Aufgie\u00dfen von hei\u00dfem Wasser, wiederholtes Zur\u00fcckgie\u00dfen und schlie\u00dflich Auswaschen mit wenig Wasser \u2014 soweit er aus Hefegummi bestand \u2014 gel\u00f6st. Da ich das Volumen der L\u00f6sung m\u00f6glichst gering zu halten w\u00fcnschte, ist dabei wohl nicht alles Gummi gel\u00f6st ; die Zahlenangaben sind","page":469},{"file":"p0470.txt","language":"de","ocr_de":"47Q\nE. Salkowski,\nalso etwas zu niedrig. Das weitere Verfahren war ebenso wie bei der Autolyse; es lieferte gleichfalls ein schneewei\u00dfes Pulver, das sich als Gummi charakterisierte.\nAuch in diesem Falle \u00fcberzeugte ich mich einerseits von der Vollst\u00e4ndigkeit der F\u00e4llung durch Alkohol, anderseits von dem Gehalt der sauren Alkoholl\u00f6sung an Purinbasen. In einem Falle wurde der Silberniederschlag quantitativ gesammelt, ausgewaschen und getrocknet. Durch Gl\u00fchen desselben erhielt ich aus der H\u00e4lfte des Filtrats, also 25 g Hefe entsprechend. 0,0928 g metallisches Silber, das sich ganz klar in Salpeters\u00e4ure l\u00f6ste, auf 100 g Hefe also 0,3712 g. Das entspricht 0,1 n g Hypoxanthin. Die Gegenwart von Purinbasen in der Fl\u00fcssigkeit bei der alkoholischen G\u00e4rung hat schon Neuberg1) angegeben. Sehr bemerkenswert erscheint mir die L\u00f6slichkeit der salzsauren Hasen, wenigstens unter den bei dem Versuch herrschenden Hedingungen, in Alkohol.\nAuch hier wurde das Gummi einigemal bestimmt und last ganz dieselben Werte erhalten wie bei der Autolvse, n\u00e4mlich auf KH) g Hefe berechnet 0,3208 resp. 0,360 g. Auf gro\u00dfe Genauigkeit machen diese Bestimmungen aus den oben er\u00f6rterten Gr\u00fcnden nat\u00fcrlich keinen Anspruch.\n\\\\ elcher Anteil des in der Hefe enthaltenen Gummis geht nun bei der Autolyse resp. Alkoholg\u00e4rung in L\u00f6sung?\nIch habe fr\u00fcher\u00ab) angegeben, da\u00df der Gehalt der Pre\u00dfhefe an Gummi fast genau 2\u00b0/o betrage. Diese Angabe mu\u00df ich berichtigen oder wenigstens einschr\u00e4nken. Sie gilt nur f\u00fcr die 1. c. angegebenen Bedingungen der Darstellung des Gummis aus Hefe in gr\u00f6\u00dferem Ma\u00dfstabe, aber nicht allgemein. Bei der Verarbeitung kleinerer Mengen von Hefe und Anwendung eines anderen Verfahrens erh\u00e4lt man weit mehr Hefegummi.\n50 g Pre\u00dfhefe wurden durch Sch\u00fctteln mit 900 ccm Wasser in der Sch\u00fcttelmaschine aufs feinste verteilt, dann in einer emaillierten Eisenschale unter Zusatz von 100 ccm Natronlauge von 1,34 D erhitzt. Schon nach kurzem Erhitzen l\u00f6ste sich die Hefe scheinbar vollst\u00e4ndig zu einer tr\u00fcben Fl\u00fcssigkeit auf.\n\\> Biochem. Zeitschr., Bd. XXIV, S. 432 (1910).\n*1 Bor. d. Deutsch, ehern. Ges., Bd. XXVII, S. 499 (1894).","page":470},{"file":"p0471.txt","language":"de","ocr_de":"Kleinere Mitteilungen.\n471\nDieselbe wurde nach dem Erkalten durch geringen Wasserzusatz auf 1000 ccm erg\u00e4nzt und l\u00e4ngere Zeit in einem hohen Zylinder zur Kl\u00e4rung, die sehr langsam und nicht ganz vollst\u00e4ndig erfolgt, stehen gelassen. 100 ccm geben 0,2696 g ganz reines bei 115\u00b0 getrocknetes Gummi. Das entspricht einem Prozentgehalt von 5,39, also weit mehr als das Doppelte des fr\u00fcher angegebenen. Demnach ist sowohl bei der Autolyse als auch bei der G\u00e4rung nur ein verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig unbedeutender Bruchteil, etwa Qis\u2014*/\u00ab, in L\u00f6sung gegangen. Dieses Ergebnis ist namentlich bez\u00fcglich der Autolyse, bei der man einen weitgehenden Zerfall der Zellen voraussetzen sollte, sehr auff\u00e4llig.\nDie Frage nach dem Verbleib des gr\u00f6\u00dferen Anteils des Hefegummis braucht kaum aufgeworfen zu werden. Es liegt kein Grund vor, etwas anderes anzunehmen, als da\u00df es in beiden F\u00e4llen \u2014 G\u00e4rung und Autolyse \u2014 unangegrilTen bleibt, denn das Gummi ist weder g\u00e4rungsf\u00e4hig, noch ist bisher ein hydrolytisches Ferment bekannt, durch welches es angegriffen wird. Tats\u00e4chlich enth\u00e4lt die Testierende Hefe in beiden F\u00e4llen sehr gro\u00dfe Mengen Gummi; ob gerade die Quantit\u00e4t, welche der Differenz zwischen der urspr\u00fcnglich vorhandenen und der in L\u00f6sung gegangenen entspricht, habe ich freilich nicht untersucht, ein solcher Versuch w\u00fcrde auch kaum ausf\u00fchrbar sein.\n2. \u00dcber das optische Verhalten der Milchs\u00e4ure eines Fleischpr\u00e4parates.\nIch habe fr\u00fcher mitgeteilt, da\u00df in lange Zeit aufbewahrten Proben eines amerikanischen, Meat-Juice genannten Fleischpr\u00e4parates die Paramilchs\u00e4ure mehr und mehr, entsprechend dem Alter des Pr\u00e4parates, in inaktive Milchs\u00e4ure \u00fcbergegangen war.1) Zuf\u00e4llig fand ich k\u00fcrzlich unter den Best\u00e4nden des Laboratoriums noch ein Fl\u00e4schchen des genannten Pr\u00e4parates mit der Aufschrift 1883. Ich habe die Gelegenheit benutzt, um zu sehen, ob vielleicht, wie nach dem Alter des Pr\u00e4parates zu vermuten war, die Fleischmilchs\u00e4ure vollst\u00e4ndig in inaktive \u00fcbergegangen sei, und zu dem Zweck das etwaige Drehungsverm\u00f6gen der dargestellten Milchs\u00e4ure untersucht, was\n\u2018) Diese Zeitschrift, Bd. LXIII, S. 237.","page":471},{"file":"p0472.txt","language":"de","ocr_de":"E. Salkowski,\n472\nbisher nicht geschehen war, weil mir der damals zur Verf\u00fcgung stehende Apparat nicht empfindlich genug erschien.\nAus der L\u00f6sung des Meat-Juice wurde die Milchs\u00e4ure wie gew\u00f6hnlich isoliert. Zur Feststellung der Zirkularpolarisation w\u00e4hlte ich die Milchs\u00e4ure selbst, weil man in der Lage ist, eine m\u00f6glichst konzentrierte L\u00f6sung derselben zu untersuchen, w\u00e4hrend das Zinksalz bei seiner geringen L\u00f6slichkeit nur eine verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig d\u00fcnne L\u00f6sung zu untersuchen gestattet. Man ist also, wenn auch die optische Aktivit\u00e4t der Milchs\u00e4ure selbst weit geringer ist als die des Zinksalzes, immer noch im Vorteil. Die Konzentration der Milchs\u00e4urel\u00f6sung wurde nachtr\u00e4glich durch Titrieren mit n/io-Lauge unter Anwendung von Lacmoid-Malachitgr\u00fcn und gleichzeitig Lackmuspapier als Indikator bestimmt. Leider ging ein erheblicher Teil der Milchs\u00e4ure durch einen nicht sichtbaren Ri\u00df innerhalb der Fassung der Polarisationsr\u00f6hre verloren, au\u00dferdem wurde die L\u00f6sung durch Beimischung von Bestandteilen des Kittes getr\u00fcbt. Die Entfernung der Tr\u00fcbung unter Beihilfe von Kohle f\u00fchrte nat\u00fcrlich einen weiteren Verlust herbei, soda\u00df sich der Gehalt der untersuchten L\u00f6sung an Milchs\u00e4ure nicht h\u00f6her als zu lH,3\u00b0/o ergab. Diese L\u00f6sung, in einem gr\u00f6\u00dferen Lippich sehen Apparat untersucht, zeigte keine sicher bestimmte Rechtsdrehung, jedenfalls nicht mehr als 2\u20143 Hundertstel eines Grades fbei dem von mir benutzten Apparat geschieht die Ablesung nicht in Graden und Minuten, sondern in Graden und Hundertstel-Graden). Die Racemi-sierung war also im Laufe der Jahre vollst\u00e4ndig oder nahezu vollst\u00e4ndig geworden. Als Agens, das die Racemisierung bewirkt hat, k\u00f6nnte man vielleicht den hohen Gehalt des Pr\u00e4parates an prim\u00e4rem Kaliumphosphat ansehen.\nAuch in dieser Probe hatte sich ein betr\u00e4chtlicher krv-stallinischer Niederschlag von Magnesiumlactat Mg(C3H503)\u00e4 + 3 H\u00e4O ausgeschieden, das Gewicht desselben betrug nach dem Umkrystallisieren lufttrocken 1,0014 g (aus dem Inhalt eines Fl\u00e4schchens), das Mg-Salz wurde, da seine Schwerl\u00f6slichkeit keine Bestimmung der Zirkularpolarisation gestattet, durch l\u00e4ngeres Erw\u00e4rmen mit Na2C03-L\u00f6sung (etwa das lLV-fache der berechneten Menge) in das Na-Salz \u00fcbergef\u00fchrt. Das","page":472},{"file":"p0473.txt","language":"de","ocr_de":"Kleinere Mitteilungen.\n473\nausgeschiedene MgC03 wurde abfiltriert und ausgewaschen. Merkw\u00fcrdigerweise schied sich beim Eindampfen der L\u00f6sung des Na-Salzes immer wieder aufs neue MgC03 aus, indessen gelang es schlie\u00dflich, dasselbe fast ganz loszuwerden, eine Spur MgCOs enthielt allerdings die untersuchte L\u00f6sung noch suspendiert, doch hinderte dieser Umstand die Untersuchung nicht, da sich das suspendierte MgC03 bei der horizontalen Lage des Beobachtungsrohres allm\u00e4hlich unten ablagerte. Die untersuchte L\u00f6sung hatte ein Volumen von 6 ccm. Eine Drehung war absolut nicht zu konstatieren. Wenn man die geringen, durch die mehrfachen Filtrationen herbeigef\u00fchrten Verluste \u2014 es wurde stets sorgf\u00e4ltig nachgewaschen \u2014 nicht in Betracht zieht, enth\u00e4lt die untersuchte L\u00f6sung 0,7642 g Milchs\u00e4ure = ll,7\u00b0/o oder 0,786 g wasserfreies Natriumlactat = 13,1 \u00ab/\u25a0\u00bb. Eine optische Wirksamkeit h\u00e4tte sich in dieser L\u00f6sung, wenn vorhanden, jedenfalls bemerkbar machen m\u00fcssen. In \u00dcbereinstimmung mit dem fr\u00fcheren Ergebnis bestand also auch diese Ausscheidung ausschlie\u00dflich aus dem MgrSalz der inaktiven Milchs\u00e4ure.\n3. \u00dcber Phytosterin und Cholesterin.\n1. Hoppe-Seyler hat wiederholt auf das Vorkommen eines cholesterinartigen K\u00f6rpers \u2014 man w\u00fcrde jetzt sagen: eines in die Reihe der Sterine geh\u00f6renden K\u00f6rpers \u2014 in Pflanzen\u00f6len hingewiesen. Er hielt denselben f\u00fcr identisch mit dem Cholesterin aus Gallensteinen, was sehr erkl\u00e4rlich ist, da andere Cholesterine damals nicht bekannt waren und Hoppe-Seyler den cholesterinartigen K\u00f6rper augenscheinlich nicht n\u00e4her untersucht hat.\nIm Jahre 18871) gelang es mir dann, zu zeigen, da\u00df dieses Cholesterin mit dem inzwischen von Hesse in den Calabar-Bohnen aufgefundenen Phytosterin identisch sei. Ich konnte dieses Phytosterin, das sich au\u00dfer durch den Schmelzpunkt auch, wie ich fand, durch seine charakteristische mikroskopische Krystall-form von dem Cholesterin unterscheidet, aus R\u00fcb\u00f6l, Lein\u00f6l, Baumwollsamen\u00f6l, Kokosnu\u00dffett, Palmkern\u00f6l, Oliven\u00f6l dar-\n*) Zeitschr. f. analyt. Chem., Bd. XXVI, S. 56!) u. ff. (1K87).\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXIX.\tHl","page":473},{"file":"p0474.txt","language":"de","ocr_de":"474 :\nE. Salkowski,\nstellen, dagegen nicht aus dem durch Pressen des Fruchtfleisches der \u00d6lpalme (Eiais guineensis) gewonnenen Palm\u00f6l erhalten. Ob meine aus diesen Beobachtungen abgeleitete Ansicht, da\u00df das Phytosterin nur den Samen\u00f6len zukomme, richtig ist, mag hier uner\u00f6rtert bleiben. Auf die Tatsache, da\u00df in den tierischen betten Cholesterin enthalten ist, in den Pflanzenfetten dagegen Phytosterin, gr\u00fcndete ich ein Verfahren zum Nachweis einer Beimischung von Pflanzenfett zu Tierfett, speziell zu dem damals den Ausgangspunkt meiner Untersuchung bildenden Lebertran. Das bei diesem Nachweis eingehaltene Verfahren, das sp\u00e4ter von B\u00f6rner weiter ausgebaut ist, habe ich in allen Einzelheiten beschrieben.\nDieser Tatbestand kommt in der einschl\u00e4gigen Literatur vielfach nicht zum Ausdruck, und dieser Umstand veranla\u00dft mich, auf denselben hinzuweisen. Da\u00df die Darstellung des Gegenstandes in der Literatur vielfach unrichtig ist, daf\u00fcr einige Beispiele, ln einer zuf\u00e4llig zu meiner Kenntnis gelangten Dissertation von Hauth, Freiburg 1907, wird die Auffindung des Phytosterins im Baumwollsamen\u00f6l B\u00f6rner zugeschrieben (Zeitschrift f\u00fcr die Untersuchung von Nahrungs- und Genu\u00dfmitteln, Bd. II, S. 705, 1901),0 im R\u00fcb\u00f6l Schweissinger (Chem. Zentralblatt, 1891, Bd. II, S. 229).\u00bb) Aber weder B\u00f6mer noch Schweissinger, noch irgend ein Anderer hat das Phytosterin als Bestandteil der Pflanzen\u00f6le entdeckt: ich kann diese Entdeckung vielmehr mit allem Recht f\u00fcr mich in Anspruch nehmen. In einer \u00dcbersichtstabelle f\u00fchrt Hauth mich als Autor f\u00fcr das Vorkommen von Phytosterin in \u00abverf\u00e4lschtem Lebertran > an. Tats\u00e4chlich aber habe ich nicht \u00abverf\u00e4lschten Lebertran\u00bb untersucht, sondern ich habe mir selbst Mischungen von Lebertran und Pflanzen\u00f6len dargestellt, deren bis dahin unbekannten Phytosteringehalt ich aufgefunden hatte.\n2. Vielfach wird in der Literatur B\u00f6mer als derjenige angef\u00fchrt, der zuerst empfohlen hat, zum Nachweis von Pflanzenfetten in Tierfetten den Phytosteringehalt der ersteren zu benutzen. tats\u00e4chlich habe ich nicht allein die Anregung dazu\n') Ich zitiere nach Hauth.","page":474},{"file":"p0475.txt","language":"de","ocr_de":"Kleinere Mitteilungen.\n475\ngegeben, sondern durch eine Reihe von Versuchen mit Mischungen 1. c. die praktische Brauchbarkeit des Verfahrens erwiesen. Der Umstand, da\u00df nach B\u00f6rner das Phytosterin dem vorhandenen Cholesterin seine Krvstallform aufdr\u00e4ngt, ist dabei gleichg\u00fcltig, ja im Gegenteil f\u00fcr die Feinheit des Nachweises, der ja nur ein qualitativer ist, f\u00f6rderlich. Da\u00df B\u00f6rner die Methode durch Darstellung des Essigesters verbessert hat, kann und soll nicht geleugnet werden, aber als Urheber der Methode genannt zu werden, darauf habe ich Anspruch.\n3. Mehrfach habe ich in der Literatur die Angabe gefunden, H. Pribram1) habe zuerst die Vermutung ausgesprochen, da\u00df der Cholesteringehalt der Blutk\u00f6rperchen vielleicht den Zweck habe, die Blutk\u00f6rperchen vor m\u00f6glicherweise mit der Nahrung eingef\u00fchrten oder im Organismus gebildeten h\u00e4molytischen Substanzen zu sch\u00fctzen. Tats\u00e4chlich liegt die Sache so, da\u00df Pribram seine Versuche \u00fcber die Resorbierbarkeit des Cholesterins, in \u00d6l gel\u00f6st, auf meine Anregung und unter meiner Leitung ausgef\u00fchrt hat \u2014 die h\u00e4molytischen mit freundlicher Unterst\u00fctzung von Morgenroth \u2014 und ich2) die Pribram zugeschriebene Ansicht bereits einige Zeit vorher ausgesprochen habe, worauf auch ein Zitat von K. Reicher3) hinweist.\n4. \u00dcber ein eigent\u00fcmliches Verhalten der Alkaliphosphate.\nGelegentlich der Untersuchung des in der 2. Mitteilung erw\u00e4hnten amerikanischen Fleischpr\u00e4parates machte ich die auffallende Beobachtung, da\u00df dasselbe bei reichlichem Zusatz von Natronlauge zu einem Krystallbrei erstarrte. Als eine kleine Quantit\u00e4t des Pr\u00e4parates einige Wochen offen im Bqcher-gl\u00e4schen, mit einem Uhrglas bedeckt, gestanden hatte und ich mich aufs neue von diesem auffallenden Verhalten \u00fcberzeugen wollte, trat die beschriebene Erscheinung zu meiner \u00dcberraschung nicht mehr ein. Bei n\u00e4herer Betrachtung zeigte sich der Boden des Bechergl\u00e4schens bedeckt mit gro\u00dfen, harten.\nl) Biochem. Zeitschr., Bd. I, S. 413 (1906).\n*) Bert. klin. Wochenschr., 1906, Nr. 14. Sitzung der Gesellsch. der Charit.-\u00c4rzte am 1. Febr. 1906.\n*) Berl. klin. Wochenschr., 1908, Nr. 41 u. 42.\n31*","page":475},{"file":"p0476.txt","language":"de","ocr_de":"476\nE. Salkowski,\ngl\u00e4nzenden Krystallen. Nachdem -die \u00fcberstehende Fl\u00fcssigkeit abgegossen, die Krystalle durch Absp\u00fclen und Absaugen auf Filtrierpapier und Liegenlassen an der Luft gereinigt und getrocknet waren, betrug ihr Gewicht nicht weniger als 2,352 g aus ca. 50 ccm Meat Juice. Die Krystalle, von denen eine zerriebene Probe bei 110\u00b0 nicht an Gewicht abnahm, schmolzen am Platindraht zu einer klaren, beim Erkalten sich tr\u00fcbenden Perle, gaben intensive Kaliflamme. Die stark sauer reagierende L\u00f6sung gab Niederschl\u00e4ge mit Platinchlorid, sowie mit Natrium-kobaltinitrit, enorme Phosphors\u00e4urereaktion,' keine Chloridreaktion, die Krystalle bestanden also augenscheinlich aus Monokaliumphosphat. Es lag nahe, anzunehmen, da\u00df das Ausbleiben des Erstarrens beim Natronlaugezusatz mit dem Auskrystallisieren des Kaliumphosphats in Zusammenhang stehe. War diese Vermutung richtig, so mu\u00dfte die L\u00f6sung der Krystalle die Erscheinung des Erstarrens bei Zusatz von Natronlauge zeigen; das war in der Tat der Fall.\nEs ist meines Wissens nicht bekannt, da\u00df L\u00f6sungen von Kaliumphosphat bei Natronlaugezusatz erstarren. Bei einigen Versuchen, die ich hier\u00fcber mit KH2P\u00dc4 anstellte, zeigte sich, da\u00df (\u2018ine 10\u00b0/oige L\u00f6sung bei Zusatz von etwa Ls\u20142 '-, Volumen Natronlauge von 1,34 D sofort oder doch sehr schnell erstarrte, eine 5\u00b0/\u00abige nach einiger Zeit, eine 2V2\u00b0/oige nicht mehr. Zusatz gr\u00f6\u00dferer Mengen Natronlauge beschleunigte den Eintritt der Erscheinung.\nVerd\u00fcnnt man den Krvstallbrei mit wenig Wasser, soda\u00df er filtrierbar wird, und saugt ihn dann ab, so bleibt eine asbestartig verfilzte Krystallmasse zur\u00fcck, die nat\u00fcrlich stark natronhaltig ist. Die Krystalle sind in Wasser \u00e4u\u00dferst leicht l\u00f6slich, das anh\u00e4ngende Natriumhydroxyd l\u00e4\u00dft sich also nicht durch Waschen mit Wasser entfernen. Dagegen erh\u00e4lt man sie ziemlich frei von anh\u00e4ngendem Natriumhydroxyd, wenn man die 5\u00b0/oige L\u00f6sung von KH2P04 mit 1ls Volumen Natronlauge von 1,34 D versetzt oder ein wenig mehr, dann, sobald die Mass\u00e9 erstarrt ist, das mehrfache Volumen 50\u00b0/oigen Alkohols hinzusetzt, gut durchr\u00fchrt, absaugt und zuerst mit 50\u00b0/oigem, dann mit 90\u00b0/oigem Alkohol nachw\u00e4scht. Man erh\u00e4lt so einen wei\u00dfen","page":476},{"file":"p0477.txt","language":"de","ocr_de":"Kleinere Mitteilungen.\n477\nzusammenh\u00e4ngenden Krystallkuchen \u00e4u\u00dferst feiner Nadeln, die sich sehr leicht mit stark alkalischer Reaktion in Wasser l\u00f6sen.\nIch hatte erwartet, da\u00df diese Verbindung Natriumkaliumphosphat sein werde, zu meiner \u00dcberraschung stellte sich aber heraus, da\u00df sie nicht die geringste Spur Kalium enth\u00e4lt. Die Reaktion mit Platinchlorid und mit Natriumkobaltinitrit fiel g\u00e4nzlich negativ aus.\nZur Analyse wurde das Salz aus Wasser umkrystallisiert. Der beim Eindampfen der L\u00f6sung erhaltene Krystallbrei wurde mit 50\u00b0/oigem Alkohol anger\u00fchrt, abgesaugt, damit gewaschen, dann mit 90\u00b0/o igem und an der Luft getrocknet. Der Verbindung kommt die Formel Na3P04 + 10 H20 zu, ca. 9 Molek\u00fcle Wasser entweichen beim Trocknen bei 115\u2014120\u00b0, das letzte erst bei gelinder Rotglut.\n1.\t0,6816 g verloren bei 115-120\u00b0 0,3396g = 49,82> (berechnet 49,69\u00bb, beim Gl\u00fchen im ganzen 0,3566 g = 52,32 \u00b0/e (berechnet f\u00fcr 10 Molek\u00fcle\n52,33 \u00bb.\nDer beim Gl\u00fchen gebliebene R\u00fcckstand im Gewicht von 0,325 g gab 0,2122 Mg2P207 = 41,75 \u00b0/o P20- (berechnet 43,29\u00b0/o).\n2.\t0,7206 g verloren beim Erhitzen zu schwacher Rotglut 0,3766 g Wasser\n= 52.26 \u00b0/o (berechnet f\u00fcr 10 Molek\u00fcle 52,32\u00bb.\nDer Phosphors\u00e4uregehalt entspricht allerdings nicht ganz dem berechneten Gehalt ; vermutlich h\u00e4ngt dies von einer nachweisbaren Reimischung von Na2C03 ab, die wohl kaum ganz zu vermeiden ist. Trotz dieser Differenz d\u00fcrfte an der Zusammensetzung nicht zu zweifeln sein.\nEbenso erstarren 10\u00b0/oige L\u00f6sungen von NaH2POt und NHJlgPO/) beim Zusatz von 1 /a\u20142Volumen Natronlauge von 1,34 I) zu einem Krystallbrei. Die Schnelligkeit der Ausscheidung des terti\u00e4ren Natriumphosphats h\u00e4ngt von verschiedenen schwer zu \u00fcbersehenden Momenten ab. So erstarrt \u00f6fters ein Gemisch, dessen Erstarrung z\u00f6gert, beim Umgie\u00dfen aus den in der Regel benutzten Bechergl\u00e4schen in ein Reagenzglas und Sch\u00fctteln fast momentan. Selbstverst\u00e4ndlich tritt die\n\u2018) Da die Molekulargewichte der benutzten Verbindungen einander sehr nahe liegen, habe ich es f\u00fcr \u00fcberfl\u00fcssig gehalten, \u00e4quimolekulare L\u00f6sungen anzuwenden.","page":477},{"file":"p0478.txt","language":"de","ocr_de":"E. Salkowski,\n178\nErscheinung auch mit den sekund\u00e4ren Salzen ein (wenigstens dem Na- und NH4-Salz, das K-Salz habe ich nicht untersucht), hier sogar noch schneller.\nMan sollte annehmen, da\u00df die krystallinische Ausscheidung um so schneller erfolgt, je konzentrierter die L\u00f6sung des KH2POj ist, vorausgesetzt, da\u00df man soviel Natronlauge hinzusei zt, als zur Bildung des Salzes Na^P04 erforderlich ist, bezw. etwas mehr. Das ist aber nicht der Fall, eine 20\u00b0/oige L\u00f6sung braucht weit mehr Zeit. Dies liegt mindestens z. T. an der auftretenden Temperaturerh\u00f6hung. Es wurden in der Regel 25 ccm Phosphatl\u00f6sung angewendet und 8\u20149 ccm Natronlauge resp. bei 20ft/oiger Phosphatl\u00f6sung 17\u201418 ccm. Beim Mischen stieg die Temperatur, wenn die Ausgangstemperatur 22\u00b0 betrug, bei 10\u00b0/oiger Phosphatl\u00f6sung auf 35\u201436\u00b0, bei 20\" oiger dagegen auf 45\u201446\u00b0.\nWendet man gr\u00f6\u00dfere Mengen Natronlauge an, z. B. das gleiche Volumen bei 10\u00b0/oiger Phosphatl\u00f6sung, so erfolgt die Erstarrung momentan. Kalilauge \u00fcbt keinen Effekt aus. Auch eine konzentrierte L\u00f6sung von Liebigschem Fleischextrakt erstarrt bei Zusatz des gleichen Volumens Natronlauge zu einem Brei feiner mikroskopischer Nadeln. Dabei macht sich \u00fcbrigens starke Ammoniakentwicklung bemerkbar. Beim Absaugen auf Tonplatten bleibt eine wei\u00dfe Schiebt verfilzter Nadeln zur\u00fcck, die reichlich Phosphors\u00e4ure und Natrium enthalten \u2014 eine weitere Untersuchung hielt ich f\u00fcr \u00fcberfl\u00fcssig \u2014, offenbar gleichfalls Trinatriumphosphat.\n5. \u00dcber eine Verbesserung der Schererschen Reaktion auf Inosit.\nDie Scherersche Inositreaktion wird bekanntlich meistens so angestellt, da\u00df man eine kleine Quantit\u00e4t Inosit in Salpeters\u00e4ure l\u00f6st, die L\u00f6sung fast bis zur Trockene verdampft, zum R\u00fcckstand etwas Ammoniak, dann einen Tropfen Chlorcalciuml\u00f6sung hinzuf\u00fcgt und vorsichtig zur Trockene dampft : es tritt dann eine rosenrote auf Bildung von Rhodizons\u00e4ure beruhende F\u00e4rbung ein.\nMan braucht nicht notwendig so zu verfahren. Vor allem","page":478},{"file":"p0479.txt","language":"de","ocr_de":"Kleinere Mitteilungen.\n479\nkann man das Ammoniak1) ganz fortlassen, die Reaktion wird dadurch nicht beeintr\u00e4chtigt. Ich habe fr\u00fcher empfohlen,* *) die Probe so anzustellen, da\u00df man die f\u00fcr Inosit gehaltene Substanz zuerst mit einigen Tropfen Chlorcalciuml\u00f6sung abdampft, den R\u00fcckstand mit Salpeters\u00e4ure verdampft und aufs neue verdunstet, da ich mich \u00fcberzeugt zu haben glaubte, da\u00df die Probe so sicherer eintritt. In neuerer Zeit bin ich aber zweifelhaft geworden, ob diese Art der Ausf\u00fchrung besondere Vorz\u00fcge vor der gew\u00f6hnlich ge\u00fcbten hat. Das Urteil hier\u00fcber wird dadurch erschwert, da\u00df die Scher er sehe Probe auch bei m\u00f6glichst genauer Innehaltung derselben Versuchsbeding'ungen (ohne erkennbare Ursache, vielleicht abh\u00e4ngig von der Art und St\u00e4rke des Erhitzens) bald st\u00e4rker, bald schw\u00e4cher ausf\u00e4llt, gelegentlich bei kleinen Mengen Inosit auch wohl einmal ganz oder nahezu versagt.\nEs ist mir nun gelungen, ein Verfahren ausfindig zu machen, welches das urspr\u00fcngliche an Intensit\u00e4t der F\u00e4rbung und Sicherheit des Erfolges bei weitem \u00fcbertrifft. Die Probe wird folgenderma\u00dfen angestellt.\nMan l\u00f6st eine Spur Inosit resp. die f\u00fcr Inosit gehaltene Substanz in 1\u20142 Tropfen Salpeters\u00e4ure von 1.2 D, setzt einen Tropfen 10\u00b0/oige Chlorcalciuml\u00f6sung (bezogen auf entw\u00e4ssertes Chlorcalcium), dann einen Tropfen 1\u20142\u00b0/o ige Platinchloridl\u00f6sung hinzu und verdampft vorsichtig unter Aufblasen und Umschwenken auf einem Porzellantiegeldeckel. Es tritt eine rosarote bis ziegelrote F\u00e4rbung ein. L\u00e4\u00dft man die Probe liegen, so zieht der R\u00fcckstand Wasser an und wird orange. Erhitzt man wieder, so tritt die Rotf\u00e4rbung aufs neue ein, und zwar mitunter selbst mit blauer Nuance \u00e4hnlich der Guaninreaktion mit Salpeters\u00e4ure und Natronlauge. Erhitzt man st\u00e4rker, so wird\nDas Fortlassen des Ammoniaks hat, wie ich aus Hoppe-Scyler-Thierfelder, 8. Auf!., S. 273 ersehe, schon B\u00fcdecker angegeben, dabei aber empfohlen, die Erhitzung bis zum Grau- oder Schwarzwerden fortzuselzen, falls die charakteristische F\u00e4rbung nicht fr\u00fcher eintritt. Grau- oder Schwarzf\u00e4rbung ist aber durchaus nicht beweisend, da sie auch auf beginnender Verkohlung beruhen kann.\n*) Vgl. Paul Mayer, Biochem. Zeitschr., \u00dfd. 11, S. 308 (1907;.","page":479},{"file":"p0480.txt","language":"de","ocr_de":"480\nE. Salkowski,\nder R\u00fcckstand schmutzig-grau, bei gro\u00dfem Platinzusatz graugr\u00fcnlich, worin nat\u00fcrlich nichts Charakteristisches liegt.\nZur Pr\u00fcfung der Feinheit der Reaktion stellte ich mir eine l\u00b0/oige L\u00f6sung von Inosit in Salpeters\u00e4ure von 1,2 D her. Fin Tropfen derselben, entsprechend nicht ganz */* mg Inosit, gab die Reaktion in intensivster Weise, ohne Platinchlorid meistens nur schwach, mitunter etwas st\u00e4rker. Nunmehr wurde 1 ccm dieser Salpeters\u00e4urel\u00f6sung mit 9 ccm Salpeters\u00e4ure versetzt. 2 Tropfen dieser L\u00f6sung, entsprechend ca. 1 jo mg Inosit, gaben die Reaktion noch ganz befriedigend, aber, was ich nicht verschweigen will, in wechselnder Intensit\u00e4t, 1 Tropfen =1 '3o mg, mitunter noch deutlich, meistens aber nur eben angedeutet. Rei diesen minimalen Mengen nimmt man zweckm\u00e4\u00dfig eine etwas schw\u00e4chere Platinchloridl\u00f6sung. Was die Rolle des Platins bei der Reaktion betrifft, so wird man wohl annehmen m\u00fcssen, da\u00df es als Katalysator wirkt.\nDie Rolle des Chlorcalciums bei der Reaktion ist einigerma\u00dfen unklar: es l\u00e4\u00dft sich nicht mit demselben Erfolge, durch Calci um nitrat ersetzen, man wird also wohl annehmen r\u00e2\u00fcssen, da\u00df das Chlor desselben oxydationsbef\u00f6rdernd wirkt. Da\u00df in der Tat das Chlor in Aktion tritt, sieht man, wenn man die Reaktion ohne Platinchlorid in einem Platinsch\u00e4lchen ausf\u00fchrt : beim Eindampfen f\u00e4rbt sich die L\u00f6sung gelb durch in L\u00f6sung gegangenes Platin. L\u00f6st man nach Beendigung des Versuches den R\u00fcckstand in Wasser, so bemerkt man, da\u00df das Platin angegriffen ist. Gleichzeitig fiel mir dabei auf, da\u00df die Reaktion weit st\u00e4rker ausfiel, als im Porzellansch\u00e4lchen oder Porzellantiegeldeckel, und diese zuf\u00e4llige Beobachtung hat mich darauf gef\u00fchrt, die Anwendung von Platinchlorid bei Anstellung der Reaktion zu empfehlen.\nIn dieser Beziehung ist nun folgendes Sachverh\u00e4ltnis nicht ohne Interesse.\nScherer hat urspr\u00fcnglich empfohlen, die Reaktion auf einem Platinblech auszuf\u00fchren. Scherer hat damit ein die Reaktion f\u00f6rderndes Moment eingef\u00fchrt, ohne sich dar\u00fcber klar zu sein. Da die Anstellung der Reaktion auf ei'riem Platinblech unbequem ist, so hat man sp\u00e4ter wohl stets der Bequemlich-","page":480},{"file":"p0481.txt","language":"de","ocr_de":"Kleinere Mitteilungen.\t'\t481\nkeit halber und in Anlehnung an die \u00fcbliche Reaktion der Purink\u00f6rper mit Salpeters\u00e4ure, Porzellantiegeldeckel oder Porzellansch\u00e4lchen benutzt und damit die Bedingungen f\u00fcr den Eintritt der Reaktion unbewu\u00dft verschlechtert. Die Hand- und Lehrb\u00fccher sprechen entweder nur von Porzellansch\u00e4lchen oder lassen die Wahl zwischen Platinblech oder Porzellansch\u00e4lchen, nur Hammarsten1) spricht nur von Platinblech.\n\u00dcbrigens hat die Reaktion im Lauf der Zeit verschiedene Wandlungen durchgemacht. Wie ich aus Heintz. Lehrbuch der Zoochemie, 1853, S. 575 ersehe, hat Scherer urspr\u00fcnglich keine Salpeters\u00e4ure bei der Reaktion angewendet, sondern nur Chlorcalcium und Ammoniak. Hier kann eine bef\u00f6rdernde Wirkung des Platins also nicht stattgefunden haben. \u00c4hnlich wie Platinchlorid wirkt auch verd\u00fcnntes Eisenchlorid, doch m\u00f6chte ich dieses nicht empfehlen, da die Farbe des R\u00fcckstandes, den Eisenchlorid beim Verdunsten und Erhitzen hinter-l\u00e4bt, zu T\u00e4uschungen Veranlassung geben k\u00f6nnte.\n') Lehrbuch der physiol. Chem., 7. Aull., S. 550 (101(1).\nt\nI","page":481}],"identifier":"lit19128","issued":"1910","language":"de","pages":"466-481","startpages":"466","title":"Kleinere Mitteilungen","type":"Journal Article","volume":"69"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:08:00.260226+00:00"}