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{"created":"2022-01-31T14:04:25.450588+00:00","id":"lit19130","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Fuchs, Dionys","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 69: 491-495","fulltext":[{"file":"p0491.txt","language":"de","ocr_de":"Ober den Einflu\u00df des langdauernden Hungerns auf die Ausscheidung von Aminos\u00e4uren bezw. formoltitrierbaren Stoffen.\nVon\nDionys Fuchs.\n(Aus dem physiologischen Institut der kgl. ung. Franz-Josef-Universitiit. Kolozsv\u00e4r.)\n(Der Redaktion zugegangen am 17. Oktober nun.)\nDie zu schildernden Versuche hatten den Zweck, unsere Kenntnisse \u00fcber den Chemismus des nach l\u00e4ngerem Hungern unmittelbar vor dem Tode beobachtbaren gesteigerten Eiwei\u00df-abbaues mit einigen Daten zu bereichern. Ich versuchte, Antwort auf die Frage zu erhalten, ob nicht etwa die Steigerung der N-Ausscheidung von einer gesteigerten Aminos\u00e4ureausscheidung abh\u00e4ngig ist. Im Sinne der Schulischen1) Theorie, laut welcher diese Erscheinung mit dom sich pl\u00f6tzlich einstellenden ausgebreiteten Zelltod in Zusammenhang zu bringen ist, kann man \u2014 auf Grund der Analogie mit jenen bekannten pathologischen Zust\u00e4nden (wie die Phosphorvergiftung oder die akute Leberatrophie), wo sich im Anschlu\u00df an die ausgebreitete Gewebenekrose eine vermehrte Aminos\u00e4ureausscheidung einstellt \u2014 eine der Autolyse \u00e4hnliche Zersetzung des Zelleiwei\u00dfes als Ursache der gesteigerten Stickstoffausscheidung betrachten. Behufs experimenteller Pr\u00fcfung der Richtigkeit dieser Annahme untersuchte ich den Gang der Ausscheidung des Gesamtstickstoffes und des Aminos\u00e4urenstickstoffes w\u00e4hrend des Huhgerns.\nDie Versuche wurden an zwei Hunden und an zwei Kaninchen ausgef\u00fchrt. Um die pr\u00e4mortale Steigerung der Stickstoffausscheidung auch an Hunden in charakteristischer Weise zu erhalten, wurde den Tieren vorher ihr \u00fcbersch\u00fcssiges Glykogen und Fett entzogen, indem sie vor Beginn des Hungerns je einen Monat lang in Form von Fleischmehl nur fett- und kohlen-\n') Pfl\u00fcgers Archiv f. d. g. Physiol., \u00dfd. LXXVI, S. H7\u00dc j(18H9).","page":491},{"file":"p0492.txt","language":"de","ocr_de":"492\nDionys Fuchs.\nhydratfreie Nahrung erhielten. An den Kaninchen ist eine solche Vorbereitung nicht n\u00f6tig, da die pr\u00e4mortale Steigerung der StickstolTausscheidung bei diesen Tieren sich stets mit voller Sicherheit einstellt.\nDie Tiere wurden w\u00e4hrend der Versuche in Stoffwechsel-k\u00e4sten gehalten. Der Harn wurde p\u00fcnktlich gesammelt; in der 11., III. und IV. Versuchsreihe wurden die Tagesmengen des Harns durch t\u00e4gliches bezw. zweit\u00e4gliches Katheterisieren genau abgegrenzt. Hei dem m\u00e4nnlichen Tiere der ersten Versuchsreihe konnte die t\u00e4gliche Kalheterisierung nicht ausgef\u00fchrt werden : die Tagesmengen des Harnes konnten trotzdem nach der Gew\u00f6hnung des Tieres ziemlich gut abgegrenzt werden.\nEiwei\u00df, Zucker und Acetoessigs\u00e4ure wurde im Harne der Versuchstiere w\u00e4hrend der ganzen Versuchsreihe nicht gefunden. Die l'f felmann sehe Milchs\u00e4urereaktion, welche immer in der zur Titration bereits vorbereiteten Fl\u00fcssigkeit ausgef\u00fchrt wurde, konnte in allen Versuchsreihen stets erhalten werden. Der Gesamtstickstoff wurde nach Kjeldahl,1) der Aminos\u00e4ure-Stickstoff nach Henriques-S\u00f6rensen bestimmt. Betreffs der Einzelheiten dieser letzteren Methode verweise ich auf die Originalmitteilungen und auf meine fr\u00fchere Arbeit.-) Es soll nur noch betont werden, da\u00df die auf diese Weise erhaltenen Aminos\u00e4urewerte sich eigentlich auf die Gesamtmenge der l'ormoltitrierbaren Stoffe des Harnes beziehen : die Titration wurde (nach Henriques-S\u00f6rensen) von der Neutralisation gegen Lackmus bis zur stark roten Farbe des Phenolphthaleins durchgef\u00fchrt.\nDie Ergebnisse der Versuche sind in den folgenden Tabellen zusammengestellt.\n1 Es ist aus diesen Zahlen zu ersehen, da\u00df, obwohl die absolute Menge der mit dem Harne ausgeschiedenen Aminos\u00e4uren bezw. formoltitrierbaren Stoffe mit dem Fortschreiten des Hungerns best\u00e4ndig steigt, ihre auf den Gesamtstickstoff bezogene relative Menge dieselbe bleibt. An den die relative Menge des Aminos\u00e4urenstickstoffs anzeigenden Zahlen sind\n*) Als Katalysator wurde Quecksilber benutzt.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. LXIX. S. 482 (1910).","page":492},{"file":"p0493.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Einflu\u00df des langdauernden Hungerns usw.\nm\nI. Versuche am Hunde.\nVer- suchs- reihe\tZahl der Hunger- tage\tDatum\t\tK\u00f6rper- gewicht des Tieres g\tDie Tagesinenge des ^ | Aminos\u00e4ure-N g | g .\t\u00b0/o\t\t\tHarns enthielt Ammoniak-N g ' ! 'Vo\t\n\t1\t21.\tIV.\t5550\t2.07\t0,018\t2.33\t0,075\t3.64\n\t8\t23.\t*\t5450\t1.57\t0,014\t2,82\t0.112\t7,12\n\t4\t24.\t?>\t5450\t1.07\t0,044\t2.25\t0,114\t5,80\n\t5\t25.\t\u00bb\t5370\t1.75\t0.055\t3.14\t0.120'\t6,84\n\t0\t20.\t\t5000\t2.41\t0,048\t1.98\t0,125-\t5.22\n\t10\t30.\t>\t5000\t2,14\t0,056\t2.62\t0,098\t4.57\n\t11\t1.\tV.\t4050\t1,30\t0,042\t2,98\t0,062\t4,43\n\t14\t4.\t\u00bb\t4650\t2,17\t0,056\t2 58\to,m\t5.10\n\t15\t5.\t\u00bb\t4550\t1.77\t0,041\t2,:\u00f6\t0.071\t3,98\nI.\t10\t6.\t\u00bb\t4530\ti,\u00abfi\t0,046\t2,77\t\t\u2014\n\t17 !\t7.\t>\t4430\t2,36\t0,050\t2,13\tn,(KW\t4,17\n\t18\t8.\t>\t4300\t2.30\t0,0 W)\t1,93\t0,102\t4,24\n\t10\t0.\t\u00bb\t4200\t2,60\t0,045\t1,68\t.\t\n\t20\t10.\t\u00bb\t4130\t2.02\t0,058\t1.98\t0,117\t4.01\n\t22\t12.\t\u00bb\t3020\t2,70\t0,058\t2,66\t0.109\t3,90\n\t23\t13.\t\u00bb\t3800\t3,52\t0,077\t2,18\t0,118\t3,37\n\t25\t15.\t>\t3550\t3,04\t0,056\t1,84\tII,OM\t3.10\n\t26\t16.\t\u00bb\t3100\t4,26\t0,077\t1,80\t0,121\t2,92\n\t27\t17.\t>\t3250\t4.47\t0.090\t2.00\t0,119\t2.67\n\t\t31.\tV.\t5650\t7.27\t0,136\t1,87\t\u2014\t\u2018)\n\t\t1. VI.\t\t5670\t4,005\t0,089\t2.16\t0,325\t7,94')\n\t1\t2. VI.\t\t5500\t1,800 i 0.062\t\t3,40\t0,143\t7,94\n\t3\t4.\t\u00bb\t5350\t1,641\t0,045\t2.73\t0,085\t5,18\nII.\t5\t6.\t>\t5100\t2.363\t0,058\t2,45\t0,158\t5,24\n\t8\t0.\t\u00bb\t4900\t3,024\t0,077\t2.54\t0,120\t5,09\n\t14\t15.\t\u00bb\t4400\t2,01\t0.054\t2,68\t0.099\t4,93\n\t17\t18.\t\u00bb\t4100\t1,28\t0,041\t3.15\t0,084\t6,55\n\u2018I An diesen zwei Tagen erhielt das Tier insgesamt 100 g Fleischmehl.","page":493},{"file":"p0494.txt","language":"de","ocr_de":"494\nDionys Fuchs,\nII. Versuche an Kaninchen.\nVer- suchs- reihe\tZahl der Hunger- tage\tDatum\t\t\tK\u00f6rper- gewicht des Tieres \u00df\tDie IHst\u00fcndigc Menge des Harnes enthielt N Aminos\u00e4ure-N, Ammoniak-N g\tg\t%\tg\to/o\t\t\t\t\n\t\t0.\t\u20147.\tV.\t1175\t1.08\t0.031\t3.12\t0,0121\t1,14 \u2018j\n\t\t8.\t- 0.\t-\t1375\t1.12\t0.031\t2.73\t0.0178\t1.58 \\\n\t2\t10.\t-11.\tV.\t1310\t1,17\t0.029\t1.98\t0.0093\t0.(53\n\t!\t12.\t-13.\t*>\t1200\t1,17\t0,031\t2.30\t, 0.0081\t0.5(5\n\t0\t11.\t-15.\t>\t1220\t1,32\t0.031\t2,51\t0,0052\t0,39\nIII.\ts\t10.\t- 17.\t\u00bb\t1100\t1,29\ti 0,032\t2.50\t0,0055\t0,13\n\tIO\tIS.\t-1!\u00bb.\t\u00bb\t1090\t1.35\t, 0,035\t2.59\t0,0117\t1.09\n\t12\t20.\t-21.\t*\t1010\t1.57\tI 0,038\t2.42\t0,0209\t1,33\n\t\u2018 11\t22.\t-23.\t\u00bb\t950\t2,18\t0,052\t2.39\t0.0132\t2,39\n\t\t11.\t-12.\tVI.\t1510\t1,30\t0,051 ;\t3,93\t0.0090\t0,6(52}\n\t\t13.\t-11.\t\u00bb\t1500\t1,10\t0.058\t1.11\t0.0078\t0,552 )\n\to\t15.\t-1(5.\tVI.\t1310\t1,095\t0,038\t2.27\t0.0111\t0,6(5\nIV ;\t1\t17.\t-ls.\t\u00bb\t1180\t3,75\t0.077\t2.05\t0.0291\t0,77\n\t0\t10.\t-20.\t\u00bb\t1000\t1.89\t0.011\t2.17\t0.0199\t1,05\nzwar hie und da kleinere Schwankungen zu merken: diese sind jedoch nicht so bedeutend, da\u00df sie die oben erw\u00e4hnte Schlu\u00dffolgerung abzu\u00e4ndern verm\u00f6chten.\nDie Resultate der Versuche scheinen demnach die als Ausgangspunkt dienende Annahme nicht zu best\u00e4tigen, denn obzwar die pr\u00e4mortale Steigerung der StickstolTausscheidung besonders in der I., III. und IV. Versuchsreihe sehr charakteristisch war, wuchs doch die relative Menge der Aminos\u00e4uren bezw. der formoltitrierbaren Stoffe nicht an. Die Beweiskraft dieser Folgerung wird allerdings durch den Umstand ber\u00fchrt, da\u00df, wie es schon bemerkt wurde, die Uffelmannsche Milchs\u00e4urereaktion im Harne w\u00e4hrend des Hungerns Tag f\u00fcr lag positiv ausfiel. Es ist ferner bekannt, da\u00df auch die Menge der Fetts\u00e4uren im Harne w\u00e4hrend des Hungerns betr\u00e4chtlich\n') An diesen Tagen erhielt das Tier je 30 g Hafer.\n*) An diesen Tagen erhielt das Tier je 100 g Kohl und 30 g Hafer.","page":494},{"file":"p0495.txt","language":"de","ocr_de":"1 her den Einflu\u00df des langdauernden Hungerns usw.\nm\nansteigt. Diese beiden l inst\u00e4nde sind bin der Verwertung der durch die Formoltitration erhaltenen Resultate um so mehr in Betracht zu ziehen, als neuerdings Malfatti1) darauf hinwies, da\u00df der Milchs\u00e4uregehalt der zu titrierenden Fl\u00fcssigkeit den Neutralisationspunkt gegen Lackmus und den gegen Phenolphthalein einander derart n\u00e4hert, da\u00df von den f\u00f6rmoltitrier-baren Stoffen \u2014 unter sonst gleichen Verh\u00e4ltnissen \u2014 weniger gefunden wird. Fs ist also nicht auszuschlie\u00dfen, da\u00df vielleicht auch in meinen Versuchen die fortw\u00e4hrend im Ansteigen begriffene Milchs\u00e4ure- oder Fetts\u00e4ureausscheidung es verhinderte, da\u00df die eventuelle Steigerung der relativen Menge der formt>1-titrierbaren Stoffe nachgewiesen werde.\nDie Steigerung der Ausscheidung von Milchs\u00e4ure, bezw. von anderen s\u00e4ureartigen Stoffen scheint eine Best\u00e4tigung durch die Ver\u00e4nderung der Ammoniakausscheidung zu gewinnen, besonders in der III. und IV. Versuchsreihe, wo die Ammoniakausscheidung nach dem Frreichen eines Minimalwertes fortw\u00e4hrend und stufenweise bis zum Tode anslieg. Dem gegen\u00fcber war aber in der am Hunde ausgef\u00fchrten I. Versuchsreiche \u00fcberhaupt keine Steigerung wahrnehmbar, in der II. auch nur am letzten l\u00e4ge. In der I. Versuchsreihe war sogar \u2014 wenigstens bez\u00fcglich der relativen Menge des Ammoniakstickstoffes \u2014 w\u00e4hrend des Hungerns von Anfang bis zu Ende eine best\u00e4ndige Abnahme zu konstatieren.\nWelchen Einflu\u00df also die oben erw\u00e4hnten Faktoren auf -die Formoltitration aus\u00fcben, ist selbst bei Ber\u00fccksichtigung der Ammoniakausscheidung nicht zu entscheiden. Mit R\u00fccksicht auf die geringen Mengen des zur Analyse verwendbaren Harnes konnte ich leider die Milchs\u00e4ure bezw, die Fetts\u00e4uren nicht quantitativ bestimmen. Die Entscheidung der gestreiften M\u00f6glichkeit und auch der ganzen Frage mu\u00df demnach vor der Hand, bis zum Bekanntwerden geeigneterer Methoden aufgeschoben werden.\n'> Diese Zeitschrift, \u00dfd. LXVI. S. 152 (1910).","page":495}],"identifier":"lit19130","issued":"1910","language":"de","pages":"491-495","startpages":"491","title":"\u00dcber den Einflu\u00df langdauernden Hungerns auf die Ausscheidung von Aminos\u00e4uren bezw. formoltitriebaren Stoffen","type":"Journal Article","volume":"69"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:04:25.450594+00:00"}