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{"created":"2022-01-31T14:12:17.113867+00:00","id":"lit19137","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Simon, Friedrich","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 70: 65-84","fulltext":[{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Differenzierung der Trypeinverdauung und proteolytischen (autolytischen) Leberfermentwirkung.\nVon\nFriedrich Simon-Berlin.\n(Aus der ehern. Abteilung des. pathologischen Instituts der Universit\u00e4t zu Berlin.) (Der Redaktion zugegangen am 2. November 1910.)\nF\u00fcr die Bewertung der Rolle, die die autolytisehen Vorg\u00e4nge innerhalb des physiologischen Geschehens spielen, kann es keineswegs gleichg\u00fcltig sein, in welchem Sinne die Frage nach dem Entstehungsort bezw. der Herkunft der autolytischen Fermente beantwortet werden mu\u00df. Schon kurze Zeit, nachdem E. Salkowski1) als erster systematische Untersuchungen \u00fcber die Autodigestion (Autolyse) der Organe angestellt hatte, wurden von Neumeister2) Bedenken gegen den autochthonen Ursprung der eiwei\u00dfspaltenden Organfermente, insbesondere des proteolytischen Leberfermentes ge\u00e4u\u00dfert, das er als ein vom Pankreas abstammendes Trypsin aufgefa\u00dft \u00abwissen wollte.\nBevor jedoch auf diese Anschauungen Neumeisters eingegangen werden soll, verdienen wohl gewisse Einwendungen 0. Cohnheims3) gegen die Lehre von der Selbst\u00e4ndigkeit der Autodigestion hier einige Beachtung. Cohnheim meint, da man nicht mit Fermentl\u00f6sungen bei der Autolyse arbeite, sondern das Ferment erst w\u00e4hrend der Versuche allm\u00e4hlich in L\u00f6sung gehe, k\u00f6nne man hier nicht den f\u00fcr die proteolytische Fermentwirkung sonst so charakteristischen st\u00fcrmischen Beginn be-\nl) E. Salkowski, \u00dcber Autodigestion d. Organe. (Zeitschr. f. klin. Medizin, Suppl, z. Bd. XVII, S. 77. 1890.\n*) Neumeister, Lehrb. d. physiol. Chemie. 1893. Bd. I, S. 10(1.\n*) 0. Cohnheim, Die Physiologie d. Verdauung u. Ern\u00e4hrung. Berlin u. Wien. 1908. S. 117.\nHoppe-Seyler's Zeitschrift f. phyeiol. Chemie. LXX.\n0","page":65},{"file":"p0066.txt","language":"de","ocr_de":"Friedrich Simon.\n6F,\nobachten. Damit verliere man aber jedes Urteil dar\u00fcber, ob es sich um ein starkes Ferment handele, das im Stoffwechsel der Gewebe eine Rolle spielen k\u00f6nne, oder ob die Gewebe nur kleine Fermentmengen enthalten, die dem Blute und den wei\u00dfen oder roten Blutk\u00f6rperchen entstammen k\u00f6nnten. Diese Einwendungen k\u00f6nnen allerdings experimentell nur schwer widerlegt werden. Immerhin scheinen manche Befunde gegen die hier angedeutete Auffassung Cohnheims zu sprechen. So konnte M. Jacoby1) eine kr\u00e4ftig wirkende Aldehydase aus einer Leber gewinnen, die er zuvor mit 15 Litern 0,7\u00b0/oiger Kochsalzl\u00f6sung durchgesp\u00fclt hatte. Ferner sind die Versuchsergebnisse Pretis2) bemerkenswert, der in sechs Bestimmungen eine Steigerung der fermentativen Proteolyse bei \u00ab blutfreien * Kaninchenlebern gegen\u00fcber bluthaltigen Organen nachweisen konnte, Ankn\u00fcpfend an die Beobachtungen Pr\u00eat is hat dann in neuester Zeit E. Bloch3) Autolyseversuche an v\u00f6llig blutfreien Lebern angestellt. Die Versuchsanordung war hier so gew\u00e4hlt, da\u00df die Lebern am lebenden Tier in situ von der Aorta aus mit gro\u00dfen Mengen physiologischer Kochsalzl\u00f6sung solange durchgesp\u00fclt wurden, bis die Ablauffl\u00fcssigkeit keine Guajakreaktion mehr zeigte. Als Resultat dieser Versuche ergab sich, da\u00df die auf die beschriebene Weise blutfrei gemachten Lebern gleichwohl betr\u00e4chtliche autolytische Fermentwirkungen aufwiesen, da\u00bb also*\u00ab die Enzyme nicht allein im Blute vorhanden sind und von hier aus zu den Geweben treten, sondern da\u00df in der Tat intracellul\u00e4re, autochthone Organfermente w\u00e4hrend des Lebens t\u00e4tig sind\u00bb.\nWir kommen nun zu den experimentellen Beweisen, die gegen die von Neumeister gehegten Zweifel an der auto-chthonen Abstammung der autolytischen Organfermente geliefert wurden. Was insbesondere die Neumeistersche Anschauung von der Identit\u00e4t des proteolytischen Leberfermentes mit einem urspr\u00fcnglich vom Pankreas secernierten und durch Resorption in die Leber gelangten Trypsin betrifft, so sei zun\u00e4chst an die\n*) M. Jacoby. Diese Zeitschrift, Bd. XXX, S. 141. 1900.\n*) L. Preti, Diese Zeitschrift, Bd. LII, S, 494. 1907.\n3) K. Bloch, Biochem. Zeitschr.. Bd. XXI, S. 519. 1909.","page":66},{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Differenzierung der Trypsinverdauung.\n67\nVersuchsergebnisse von Matthes1) erinnert, dem es gelang, auch an den Lebern von Hunden, denen mehrere Tage zuvor das Pankreas exstirpiert worden war, noch recht betr\u00e4chtliche proteolytische Fermentwirkungen nachzuweisen. Diese Befunde w\u00fcrden sich, wie auch Jacoby2) betont, mit der N eu m ei Sternchen Hypothese nur unter der Voraussetzung vereinbaren lassen, da\u00df die einmal vom Pankreas produzierten Fermente in der Leber abgelagert werden m\u00fc\u00dften, ohne dort einem raschen Verbrauche zu unterliegen \u2014 eine Annahme, die allerdings eine geringe Wahrscheinlichkeit besitzt.\nDoch selbst, wenn man die Matth es sehen Resultate nicht als ausreichenden Gegenbeweis gelten lassen will, l\u00e4\u00dft sich gleichwohl eine Reihe anderer Argumente f\u00fcr die biochemische Verschiedenheit des Trypsins und des proteolytischen Leberfermentes anf\u00fchren. Diese Argumente beziehen sich einmal auf die Verschiedenheit der Reaktion, die als Optimum der beiden entsprechenden Fermentwirkungen beobachtet wird: dann aber auch auf die Differenz der Spaltungsprodukte, die im Verlaufe der tryptischen Eiwei\u00dfverdauung einerseits und der Leberautolyse anderseits gebildet werden.\nNachdem zuerst Schwiening3) festgestellt hatte, da\u00df die proteolytische Wirkung des Leberfermentes bei neutraler Reaktion intensiver als bei alkalischer verl\u00e4uft, konnte Biondi1) durch Zusatz geringer Salzs\u00e4uremengen sogar eine erhebliche Steigerung der autolytischen Eiwei\u00dfspaltung erzielen. Dieses \\ erhalten, das einen strikten Gegensatz zu den bekannten Reaktionsbedingungen der pankreatischen Proteolyse darstellt, konnte auch von Baer und Loeb5) beobachtet werden. Diese Autoren\n') Matthes, \u00dcber d. Herkunft d. autolyt. Fermente. Archiv f. exp. Pathol, u. Pharm., Bd. LI, S. 442 ff. 1904.\n*) Jacoby i. Oppenheimers Handb. d. Biochemie. Bd. II, II. I, S. 178. Jena 1910.\n\u2022) Schwiening, \u00dcber fermentative Prozesse i. d. Organen. (Virchows Archiv, Bd. (.XXXVI, S. 444. 1894.;\n4) Biondi, Beitr. z. Lehre der ferment\u00e2t. Prozesse i. d. Organen. 'Virchows Archiv, Bd. CXLIV, S. 373. 1896.)\n\u00b0) Baer u- Loeb, \u00dcber d. Bedingungen d. autolyt. Eiwei\u00dfspaltung. 'Archiv f. exp. Path, u Pharm.. Bd. LUI, S. 1. 1905.)\n\u25a0; 5*","page":67},{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"Friedrich Simon\n68\nfanden aber nicht nur eine durch S\u00e4urezusatz bewirkte Beschleunigung, sondern auch eine durch passende Alkalisierung leicht zu erreichende Verlangsamung der Leberautodigestion \u2014 eine Beobachtung, die dann auch durch die Untersuchungen von v. Drjewezki1) und von Preti2) best\u00e4tigt werden konnte. Die Befunde aller dieser Forscher sind ferner f\u00fcr die Differenzierung des proteolytischen Leberfermentes dem Pankreas-und Darmerepsin gegen\u00fcber von Wichtigkeit. Denn f\u00fcr das Pankreaserepsin wurde von Vernon3] eine Alkalescenz von 1\u20142\u00b0/o Natriumcarbonat als Optimum der Fermentwirkung festgestellt, w\u00e4hrend 0. Cohnheim4) das Darmerepsin bei schwach saurer Reaktion \u00fcberhaupt unwirksam fand und sogar einen schwer sch\u00e4digenden Einflu\u00df l\u00e4nger dauernder Behandlung dieses Fermentes mit Salzs\u00e4ure beobachtete.\nBietet also schon das Studium der Reaktionsbedingungen, unter denen sich der Ablauf der genannten Fermentationsprozesse vollzieht, gewisse Merkmale zur Unterscheidung des proteolytischen Leberfermentes und des Trypsins (sowie auch des Erepsins), so k\u00f6nnen auch die bei der Leberautolyse einerseits und bei der tryptisehen Verdauung anderseits entstehenden Produkte der Eiwei\u00dfspaltung zur weiteren Differenzierung der beiden Fermentwirkungen dienen. Als Unterscheidungsmerkmal zwischen Autodigestion und Trypsinwirkung kann die bekannte Tryptophanreaktion herangezogen werden, die n\u00e4mlich bei 60 bis 68 st\u00e4ndigen Autolvsegemischen nach Bi on di (1. c.) fast immer negativ ausf\u00e4llt, bei pankreatischen Verdauungsfl\u00fcssigkeiten der gleichen Dauer jedoch nie vermi\u00dft wird.\nAls besonders charakteristisches Produkt der proteolytischen Leberfermentwirkung glaubt nun Jacoby5) das Am-\nM v. Drjewezki, \u00dcber d. Einflu\u00df d. alkal. Reaktion auf d. auto-lyt. Vorg\u00e4nge i. d. Leber. (Biochem. Zeitschr., Bd. I, S. 229. 1906.)\n*) Preti. Beitr. z. Kenntnis d. Autolyse. (Diese Zeitschrift, Bd. LII, S. 485. 1907.)\n8i Vernon, The peplone-splitting ferments of the pancreas and intestine. (The Journal of Physiology, 1904, Vol. XXX, S. 330 IT.)\n\u00ab) Cohnheim, Die Umwandlung des Eiwei\u00dfes durch d. Darmwand. (Diese Zeitschrift, Bd. XXXIII, S. 451. 1901.)\nJacoby, Autolyse d. Zelle in Oppenheimers Handb. d. Biochemie, 19JO. Bd. 11, It. I. S. 178.\tv","page":68},{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Differenzierung der Trypsinverdauung.\n60\nmoniak ansprechen zu m\u00fcssen. Dieser Forscher konnte nacli-weisen,1) da\u00df sich bei der Leberautolyse durch Magnesia austreibbarer Stickstoff bildet, der zum gro\u00dfen Teile neugebildetem Ammoniak entspricht. Sp\u00e4ter fanden dann Ammoniak: Kutscher2) bei der Autodigestion der Thymus, Kutscher und Seemann3 4) bei der Autolyse des Darmes, Reh1) bei der Autolyse der Lymphdr\u00fcsen.\nDoch die Ammoniakbildung ist, wie E. Salkowski5) hervorhebt, keineswegs als solche spezifisch f\u00fcr die Autodigestion; sie findet sich vielmehr auch bei der Eiwei\u00dfspaltung durch Pepsin (E. Zunz6) sowie Dzierzgowski und Salas-kin,7)) durch Trypsin (Hirschler,8) Stadelmann,9).Dzierzgowski und Salaskin,10) Mochizuki,11 ) ) durch Erepsin (O. Cohnheim12)).\nWas nun die in der vorliegenden Arbeit ausschlie\u00dflich zur Er\u00f6rterung stehende Differenzierung der fermentativen Proteolyse bei der tryptischen Eiwei\u00dfverdauung und bei der Leberautolyse betrifft, so gen\u00fcgt also der Nachweis des Ammoniaks als Produkt der Leberautodigestion nicht zu ihrer Charakterisierung: eigent\u00fcmlich f\u00fcr sie ist vielmehr, wie .lacoby13) zeigen konnte, die \u00ab\u00dcberf\u00fchrung von fest gebundenem Stickstoff in locker gebundenen\u00bb, w\u00e4hrend nach den Versuchen von Mochi-\n1)\tJacoby, \u00dcber die fermentative Eiwei\u00dfspaltung u. Ammoniakbildung i. d. Leber. (Diese Zeitschrift, Bd. XXX, S. 149. 1900.)\n2)\tKutscher, Diese Zeitschrift, Bd. XXXIV, S. 114. 1901.\n3)\tKutscher u. Seemann, Diese Zeitschrift, Bd. XXXV. S. 492.\n1902.\n4)\tReh, Hofmeisters Beitr\u00e4ge Bd. BI, S. 5f>9. 1909.\n\u2022r>) Salkowski, Die deutsche Klinik am Eing\u00e4nge d. 20. Jahrh. Bd. XI. S. 159. 1903.\n\u00b0) E. Zunz, Diese Zeitschrift, Bd. XXVIII, S. 132. 1899.\n7)\tDzierzgowski u. Salaskin, Centralblatt f. Physiol, v. 3. August 1901. Heft 9.\n8)\tHirschler, Diese Zeitschrift, Bd. X, S. 302. 1886.\n9)\tStadelmann, Zeitschrift f. Biologie, Bd. XXIV. 1888.\n10)\tDzierzgowski u. Salaskin (1. c.).\tI\nn) Mochizuki, Hofmeisters Beitr\u00e4ge, Bd. I. S. 44, 1902.\n\u2018*) Cohnheim, Diese Zeitschrift, Bd. XXXV, S. 134. 1902.\n,s) Jacoby, Diese Zeitschrift, Bd. XXX, S. 149. 1900.","page":69},{"file":"p0070.txt","language":"de","ocr_de":"70\nFriedrich Simon.\nzuki'j diese Umwandlung bei der tryptisehen Verdauung von Serumalbunin nicht zu beobachten ist.\nAus dieser kurzen \u00dcbersicht der bez\u00fcglichen Literatur ergibt sich, da\u00df es an beweiskr\u00e4ftigen Widerlegungen der Neumeisterschen Hypothese von der Identit\u00e4t des proteolytischen Leberfermentes mit dem Trypsin keineswegs mangelt. Gleichwohl schien zur weiteren Pr\u00e4zisierung der zwischen beiden Fermenten offenbar bestehenden biochemischen Differenzen besonders die Frage der Ammoniakbildung bei der Leberautolyse und bei der tryptisehen Ei wei\u00df Verdauung eine erneute experimentelle Bearbeitung zu lohnen \u2014 und zwar aus folgenden beiden Gesichtspunkten.\nErstens erschien es w\u00fcnschenswert, nicht nur den zeitlichen Fortgang der Ammoniakbildung, wie es bereits Jacoby2) bei der Leberautolyse getan hatte, bei beiden zur Er\u00f6rterung stehenden Fermentationsprozessen durch fortlaufende Bestimmungen zu verfolgen, sondern auch in Paralleluntersuchungen an den gleichen Objekten das jeweilige Verh\u00e4ltnis der fortschreitenden Ammoniakbildung zur Gr\u00f6\u00dfe der gleichzeitig erreichten Gesamtproteolyse zu ermitteln.\nDer zweite Gesichtspunkt war ein methodologischer und ergab sich vornehmlich aus der Kritik, die in den letzten Jahren an den bisher in der physiologischen Chemie \u00fcblichen Methoden der Ammoniakbestimmung ge\u00fcbt worden war. In dieser Hinsicht sei besonders auf die Arbeit von Grafe3) verwiesen, der durch gr\u00fcndliche Nachpr\u00fcfungen die \u00dcberlegenheit der Kr\u00fcger-Reich-Schittenhelmschen Methode \u00fcber das fr\u00fcher h\u00e4ufig angewendete Verfahren von Nencki-Zaleski dartun konnte. So erschien es also geboten, die mit den \u00e4lteren Ammoniakbestimmungsmethoden gewonnenen Ergebnisse der oben genannten Autoren nach dem von Schittenheim4) modifizierten Verfahren von M. Kr\u00fcger und 0. Reich5) nachzupr\u00fcfen.\n\u2019) Mochizuki (1. c.).\n*) Jacoby, Diese Zeitschrift, Bd. XXX, S. 149. 1900.\n' \u25a0H) E. Grafe, Diese Zeitschrift, Bd. XLVIII. S. 300. 1900.\n4) Schittenheim, Diese Zeitschrift, Bd. XXXIX, S. 73. 1903.\nKr\u00fcger u. Reich, Diese Zeitschrift, Bd. XXXIX, S. 165. 1903.","page":70},{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Differenzierung der Trypsinverdauung.\n71\nNachdem ich mich gelegentlich anderer (klinischer) Untersuchungen1) von der Brauchbarkeit und Genauigkeit derKr\u00fcger-R eich-Schitt en heim sehen Methode \u00fcberzeugt hatte,, folgte ich sehr gern der Anregung von Herrn Geh.-Rat Salkowski, dieses Verfahren auch zum Studium der bei der tryptischen Eiwei\u00dfverdauung und bei der Leberautolyse beobachteten Am-moniakbildung zu verwenden.\nA. Pankreatinverdauung einiger Eiwei\u00dfk\u00f6rper.\n1. Digestion von Eiereiwei\u00df mit Pankreatin \u00abRhenania\u00bb.\n500 ccm einer Eiereiwei\u00dfl\u00f6sung, von der je 10 ccm einem Trockenr\u00fcckstand von durchschnittlich 0,5126 g entsprachen, wurden mit 1,5 g Pankreatin \u00abRhenania\u00bb und 3 ccm Chloroform versetzt und gut durchgesch\u00fcttelt. Unmittelbar nach der Herstellung des Verdauungsgemisches wurden 100 ccm desselben (unter Zusatz von Chlornatrium und Essigs\u00e4ure) durch Kochen auskoaguliert, nach dem Erkalten auf das urspr\u00fcngliche Volumen aufgef\u00fcllt, gemischt und durch ein trockenes Filter filtriert. Von dem v\u00f6llig klaren Filtrat wurden -Proben von je 20 ccm abpipettiert und zur Bestimmung des Gesamtstickstoffes nach Kjeldahl, sowie zur Ammoniakbestimmung nach Kr\u00fcger-Reich-Schittenhelm verwendet. Mit Bezug auf die Ausf\u00fchrung des letzteren Verfahrens m\u00f6chte ich bemerken, da\u00df ich mich (abgesehen von ganz unwesentlichen Abweichungen) genau nach den Vorschriften Schittenhelms*) gerichtet habe \u2014 mit dem einzigen Unterschiede, da\u00df- ich die Austreibungszeit des Ammoniaks auf eine Stunde ausgedehnt habe, w\u00e4hrend Schittenhelm die ganze Bestimmung schon nach 30\u201440 Minuten beendet.\nGenau in der gleichen Weise wurden dann von der Verdauungsmischung, die in gut schlie\u00dfender Glasst\u00f6pselllasche bei 40\u00b0 im Thermostaten digeriert wurde, nach 48, 96, 168\n*) Fr. Simon und E. Meyer, Zeitschrift f. Urologie, Hd. IV. 1I.U, S. 600. 1010.\n*1 Schittenhelm, Diese Zeitschrift, Bd. XXXIX. S. 77 u. 78. 1903.","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"72\nFriedrich Simon.\nStunden, sowie nach 22 Tagen Portionen von je lfX) ccm abgenommen und f\u00fcr die Bestimmung von Gesamtstickstoff und Ammoniak verarbeitet. Ausdr\u00fccklich sei noch erw\u00e4hnt, da\u00df die Verdauungsfl\u00fcssigkeit bei Beendigung der Versuchsreihe (ebenso wie bei den sp\u00e4ter zu beschreibenden Versuchen mit Fibrin und Casein) keine Zeichen der Zersetzung, F\u00e4ulnis oder Schimmelbildung aufwies.\nTabelle 1.\nPankreatinverdauung von Eiereiwei\u00dfl\u00f6sung.\nDatum\tDauer der Digestion\tNicht koagulier- Ammoniak barer N 1\t\tNicht koagulierbarer\n\t\tg in 100 ccm des Filtrates\t\tN : Ammoniak-N\n2. V. 1910\tVor Beginn der Digestion\t0,0812\t0\t\u2014\n4.\t48 Stunden .\t0.42\t0,0034\t150,0:1\n6.\t96\t0.6664\t0.0068\t119,0:1\n9.\t168\t0,7364\t0,0153\t58.4:1\n24.\t22 Tage\t0,728 i\t0,0357\t24,8:1\n2. Digestion von Casein mit Pankreatin \u00abRhenania\u00bb.\n30 g Casein-Hammarsten (bezogen von Gr\u00fcbler) werden in 600 ccm Chloroformwasser durch Sch\u00fctteln gut verteilt. Von dieser Mischung wird sofort eine Portion von 100 ccm f\u00fcr die ersten Bestimmungen abgenommen, um den durch den Albu-mosegehalt des Pankreatins und eine etwaige schnell eintretende Wirkung des Pankreatins verursachten Fehler auszuschlie\u00dfen. Erst nach Entnahme dieser Portion wurden 2 g Pankreatin <-Rhenania\u00bb zu der Verdauungsmischung zugesetzt, worauf schlie\u00dflich noch mit Natriumcarbonat schwach alkalisiert wurde. Die erste Portion, wie auch alle sp\u00e4teren, die nach 48-, 144-, 216-, 288 st\u00e4ndiger und 22 t\u00e4giger Digestion (40\u00b0 C.) entnommen wurden, wurden in der gleichen Weise wie bei der Versuchsreihe 1 verarbeitet \u2014 mit dem einzigen Unterschiede, da\u00df die Koagulation der Eiwei\u00dfk\u00f6rper \u2014 Ausf\u00e4llung des Caseins \u2014 ohne Erhitzung, nur durch vorsichtigen Zusatz sehr verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure bewirkt wurde.","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"73\nZur Differenzierung der Trypsinverdauung.\nTabelle 2.\nPankreatinverdauung von Casein.\nDatum\tDauer der Digestion\tNicht koagulier- Ammoniak barer N\t\tNicht koagulierbarer\n\t\tg in 1(H) ccm des Filtrates\t\tN : Ainmoniak-N\n11. V. 1910\tVor Beginn der Digestion\t0,0084\t0\t\n13.\t43 Stunden\t0.0412\t0.0102\t76,3: 1\n17.\t141\t0.686 !\t0.0323\t25,8:1\n20.\t216\t0,7084\t0,0420\t20,2:1\n23.\t288\t0,7084\t0.045t)\t18.7:1\n2. VI.\t22 Tage\t\u2014\t0.062t)\t\u2014\n3. Digestion von Fibrin mit Pankreatin (Merck).\nF\u00fcr diese Versuchsreihe wurden 125 g frischen, gut ausgewaschenen Fibrins mit /50 ccm Chloroformwasser unter Zugabe von 2,5 g Pankreatin (Merck) bei schwach sodaalkalischer Reaktion im Thermostaten (40\u00b0) digeriert. Die einzelnen Portionen wurden zwecks Bestimmung des nicht koag\u00fclierbaren Stickstoffes und des gebildeten Ammoniaks vor dem Zusatz des Pankreatins, sowie nach 18-, 144-, 210-, 288 st\u00e4ndiger und nach 22 t\u00e4giger Digestion entnommen und in dergleichen Weise wie bei Versuchsreihe 1 auskoaguliert und weiter verarbeitet.\nTabelle 3.\nPankreatinverdauung von Fibrin.\nDatum\tDauer der Digestion\tNicht koagulier- Ammoniak barer N\t\tNicht koagulierbarer\n\t\tg in 100. ccm des Filtrates\t\tN : Ammoniak-N\n27. V. 1910\tVor Beginn dei Digestion\t0,0028\t0\t\n29.\t48 Stunden\t0.4956\t0,0119\t50.5: 1\n2. VI.\t144\t0.5152\t0.0187\t33,4: 1\n6.\t240\t0,5203\t0.031\t18.6 :1\n3.\t288\t0.518\t0.0425\t14.8:1\n18.\t22 Tage\t-\t0.1037\t\t\u2014","page":73},{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"74\nFriodrich Simon,\nWill man nun die vorstehenden drei Versuchsreihen einer vergleichenden Beurteilung unterziehen, so sei zun\u00e4chst bemerkt, da\u00df es nicht zul\u00e4ssig erscheint, die f\u00fcr den gesamten unkoagu-lierbaren Stickstoff und f\u00fcr das gebildete Ammoniak gewonnenen absoluten Zahlen etwa zur Aufstellung quantitativer Differenzen der drei hier gepr\u00fcften proteolytischen Prozesse zu verwerfen. Wenn man jedoch hierauf mit R\u00fccksicht auf die keineswegs v\u00f6llig kongruenten Versuchsbedingungen, die f\u00fcr die Digestion der drei Eiwei\u00dfk\u00f6rper eingehalten wurden, Verzicht leistet, so lassen sich aus den relativen Beziehungen der gefundenen Analysenwerte gewisse \u00dcbereinstimmungen im Ablaufe der tryptischen Verdauung des Eiereiwei\u00dfes, Caseins und Fibrins ableiten:\n1.\tDie Mengen des nicht koagulierbaren Stickstoffes steigen kontinuierlich vom Beginn der Digestion bis zu einem Zeitpunkte, der zwischen der 168. und 240. Stunde des Verdauungsversuches liegt, um dann entweder konstant zu bleiben oder um einen geringen Wert zu sinken, der wohl als innerhalb der Grenzen der Versuchsfehler liegend angenommen werden kann.\n2.\tDie Mengen des bei der tryptischen Verdauung aus den Eiwei\u00dfk\u00f6rpern abgespaltenen Ammoniaks steigen kontinuierlich vom Beginne der Digestion bis zum 22. Tage ihrer Dauer, zu welchem Zeitpunkte die Versuche abgebrochen werden.\n3.\tDas Mengenverh\u00e4ltnis des gesamten, nicht koagulierbaren Stickstoffes zum gleichzeitig gebildeten Ammoniakstick-stoff wird w\u00e4hrend der fortschreitenden tryptischen Verdauung von Eiereiwei\u00df, Casein und Fibrin kontinuierlich enger.\nB. Autodigestion von Leber.\nI. Autodigestion von normaler tierischer Leber.\n1. Autodigestion von normaler Kalbsleber.\n200 g Kalbsleber wurden zu feinem Brei gehackt und mit 2 1 Chloroformwasser, das durch Sch\u00fctteln von 2 1 destillierten Wassers mit 10 ccm Chloroform bereitet worden war, durchgesch\u00fcttelt und im Thermostaten bei 40\u00b0 digeriert. Vor Beginn der Autodigestion sowie nach 48, 144, 216, 288, 384","page":74},{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Differenzierung der Trypsinverdauung.\t75\nStunden und 22 Tagen ihrer Dauer wurden Portionen des (durch Umr\u00fchren immer gut verteiltem Gemisches von .je 250 ccm abgenommen, unter Zusatz von je 5. g prim\u00e4ren Kaliumphos-phats durch Erhitzen auskoaguliert, auf das urspr\u00fcngliche Volumen nach dem Erkalten wieder aufgef\u00fcllt, gut durchgemischt und durch ein trockenes Filter filtriert. Von dem meist klaren, in einzelnen F\u00e4llen ganz wenig opalescenten Filtrate wurden je 50 ccm zur Bestimmung des gesamten unkoagulierbaren Stickstoffes und je 25 ccm zur Bestimmung des Ammoniaks verwendet.\nTabelle 4.\nAutodigestion von normaler Kalbsleber.\nDalum\tDauer der Digestion\tNicht koagulier- Ammoniak barer N g in 100 ccm des Filtrates\tNicht koagulierbarer N : Ammoniak-N\t\n14.VI.1910\tVor Beginn der Digestion\t0,0168\t0,00544\t3,/5\t1\n10.\t48 Stunden\t0,0664 : 0,01496\t5,2\t1\n20.\t144\t0.07672\t0,01088\t8.6\t1\n23.\t216\t0,1-1056\t0,00952\t17,9\t1\n26.\t288\t0,15176 | 0,01292\t14.3\t1\n30.\t384\t0,15456 ; 0,01428\t13,1\t1\n6. VII.\t22 Tage\t0,16128 0,01632\t12,0\t1\n2. Autodigestion von normaler frischer Kaninchenleber.\nVersuch a. Ein 2050 g schweres Kaninchen,.das vom \u00ees-\u201427. Juni t\u00e4glich mit etwa 500 g gemischten Futters (Kohlrabi, Mohrr\u00fcben und Kartoffeln) ern\u00e4hrt worden war, wurde am 28. Juni durch Genickschlag und Halsschnitt get\u00f6tet. Unmittelbar nach dem Tode wurde dem Tiere die Leber entnommen. Nach Entfernung der Gallenblase wurde die frisch entnommene Leber (Gewicht = 77 g) sofort in einer Porzellanreibschale zu feinem Brei zerrieben. Der Leberbrei wurde mit dem zehnfachen Volumen seines Gewichtes Chloroformwasser gut verr\u00fchrt und zur Autodigestion im Thermostaten","page":75},{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"7 6\nFriedrich Simon.\nbei 40\u00b0 angesetzt. Von dem Autolysengemiseh wurden nach 72-, 141-, 240st\u00e4ndiger,'sowie nach 22 t\u00e4giger Digestion Portionen von je 150 ccm entnommen und in der gleichen Weise wie bei der Kalbsleberautolyse zur Bestimmung des unkoagu-lierbaren Stickstoffes und des Ammoniaks verarbeitet.\nTabelle 5.\nAutodigestion von normaler frischer Kaninchenleber.\nDatum 1010\tDauer der Digestion\tNicht | koagulier-; Ammoniak barer N j g in 100 ccm des Filtrates\tNicht koagulierbarer N : Ammoniak-N\n1. VII.\t72 Stunden\t0,0448\t0,0102\t5,3:1\n\u20221.\t144\t0,05030 ! 0*01088\t6.6:1\n8.\t240\t0,09632\t0,01632\t.\t7,2:1\n20.\t22 Tage\t0,11648 | 0,02108\t6,7:1\nVersuch b. Wiederholung des Versuches a mit der unmittelbar nach der T\u00f6tung entnommenen Leber eines 2370 g schweren Kaninchens, das zuvor 10 Tage hindurch mit den gleichen Nahrungsmitteln wie das erste Kaninchen gef\u00fcttert worden war. Gewicht der frisch entnommenen Leber (ohne Gallenblase): 68 g.\nTabelle 6.\n\u00c0utodigestion von normaler frischer Kaninchenleber.\nDatum 1910\tDauer der Digestion\tNicht koagulier-! Ammoniak barer N 1 g in 100 ccm des Filtrates\tNicht koagulierbarer N : Ammoniak-N\n22. VII.\t72 Stunden\t0,07616\t0,01054\t8,8:1\n25.\t144\t0,0952 ' 0,01224\t9,4:1\n28.\t216\t0,10528 1 0,0102\t12,5:1\n3. VIII.\t15 Tage *)\t0,11536 1 0,01156\t12,1:1\n*) Diese Versuchsreihe mu\u00dfte aus \u00e4u\u00dferen Gr\u00fcnden schon am 15. Tage abgebrochen werden.","page":76},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Differenzierung der Trypsinverdauung.\t77\nWenn man ebenso wie bei den Trypsinversuchen auch bei der vergleichenden Betrachtung der drei Autolyseversuche von einer kritischen Verwertung der absoluten Analysenzahlen absehen will, so lassen sich als \u00dcbereinstimmungen im Ablaufe der vorstehenden drei Versuchsreihen die folgenden zusammenfassen:\n1.\tDie Mengen des nicht koagulierbaren Stickstoffes steigen kontinuierlich vom Beginne der Autodigestion bis zu dem Zeitpunkte ihrer willk\u00fcrlichen Unterbrechung, die bei zwei Versuchsreihen nach 22 Tagen, bei der dritten nach 15 Tagen vorgenommen wurde.\n2.\tDie Mengen des bei der Leberautodigestion gebildeten Ammoniaks steigen bei der ersten und dritten Versuchsreihe bis zu einer gewissen H\u00f6he, um dann in merkbarer Weise zu fallen und schlie\u00dflich wieder allm\u00e4hlich zuzunehmen. Allerdings ist dieser auffallende zeitliche Verlauf der Ammoniakbildung bei der zweiten Versuchsreihe nicht direkt zu beobachten; immerhin macht der au\u00dferordentlich geringe Zuwachs, den die Ammoniakmenge in dem Zeitraum von der. 72. bis zur 144. Stunde der Autodigestion erf\u00e4hrt, die Annahme wahrscheinlich, da\u00df innerhalb dieses Zeitraumes die Ammoniakmenge vor\u00fcbergehend konstant oder vielleicht sogar ebenfalls vermindert gewesen sein k\u00f6nnte. Ohne nun eine Interpretation dieses bemerkenswerten Befundes versuchen zu wollen, m\u00f6ge zur Erkl\u00e4rung der hier beobachteten Intensit\u00e4tsschwankungen der Ammoniakbildung die Andeutung gegeben sein, da\u00df bei der Autolyse von Kalbs- und Kaninchenleber neben den bekannten Vorg\u00e4ngen des Eiwei\u00dfabbaues sich zeitweise auch synthetische Prozesse abspielen k\u00f6nnten. Man m\u00fc\u00dfte, also f\u00fcr unsere Autolyseversuche eine R\u00fcckverwandlung von bereits abgespaltenem Ammoniak in eine festere Bindungsform des Stickstoffes, die der Aufschlie\u00dfung mit der Kr\u00fcger-Keich-Schittenhe'lmschen Methode nicht zug\u00e4nglich ist, supponieren.\n3.\tDie Multipla, um welche die Mengen des nicht koagulierbaren Stickstoffes die Mengen des gleichzeitig gebildeten Ammoniakstickstoffes \u00fcbertreffen, steigen w\u00e4hrend der fortschreitenden Autodigestion von Kalbs- bezw. Kaninchenleber","page":77},{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"78\n. Friedrich Simon,\nkontinuierlich bis zu einem Zeitpunkte, der zwischen dem 9. und 10. Autolysetage beobachtet wurde, um dann langsam wieder abzunehmen:\nII. Autodigestion von menschlicher Leber pathologischer Herkunft.\nFall 1. 52j\u00e4hriger Mann (Sektions-Nr. 778, 6. VII, 1910). Pathologisch-anatomische Diagnose : Carcinoma laryngis. Fettige Degeneration der Herzmuskulatur. Art\u00e9rioscl\u00e9rose der Aorta und Coronararterien. Metastasen in der linken Lunge. Bronchitis. Tracheitis. Pleuritis adhaesiva. Alte tuberkul\u00f6se Narben in der linken Lungenspitze. H\u00e4morrhagien der Duodenalschleimhaut. Leber g\u00e4nzlich frei von Krebsmetastasen. Unmittelbar nach Vornahme der Sektion werden Teile der Leber zu feinem Brei gehackt. Der Leberbrei wird mit dem zehnfachen Volumen seines Gewichtes Chloroformwasser zur Autodigestion im Thermostaten bei 40\u00b0 angesetzt. Einzelne Portionen werden nach 72-, 144-, 216 st\u00e4ndiger, sowie nach 20 t\u00e4giger Digestion entnommen und in der bei der Kalbsleber beschriebenen Weise zur Bestimmung des nicht koagulierbaren Stickstoffes und des Ammoniaks verarbeitet.\nTabelle 7.\nAulodigestion von tuetastasenfreier Leber eines Falles von Carcinoma laryngis.\nDatum 1910\tDauer der Digestion\t' Nicht ! koagulier-j Ammoniak barer N j g in 100 ccm des Filtrates\tNicht koagulierbarer N : Ammoniak-N\n9. VII.\t72 Stunden\t0,104\t0,00884\t14,2:1\n12.\t144\t0,11984\t0,01224\t11,9:1\n15.\t216 \u00bb\t0,12096 ; 0,01292\t11,4:1\n26.\t20 Tage\t0,1624 | 0,01564\t12,6:1\nFall 2. 37j\u00e4hrige Frau (Sektions-Nr. 782, 7. VII. 1910). Pathologisch-anatomische Diagnose: Sarkom des Femur. Metastasen im Myokard. Schlaffes braunes Herz. Metastasen der Pleura und Lungen. Pleurit. Ergu\u00df. Milzschwellung. Leber g\u00e4nzlich frei von Metastasen.","page":78},{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Differenzierung der Trypsinverdauung.\n79\nTeile der Leber werden unmittelbar nach Vornahme der Sektion in der gleichen Weise wie bei Fall 1 zur Autodigestion angesetzt. Die Verarbeitung des Autolysengemisches geschieht dann in der oben beschriebenen Art.\nTabelle 8.\t^\nAutodigestion von metastasenfroier Leber eines Kalles von Sarkoma femoris.\nDatum\tDauer der Digestion\tNicht koagulierbarer N\t1 Ammoniak i\tNicht koagulierbarer\n1910\t\tg in 100 ccm des Filtrates\t\tN : Ammoniak-N \u2022 r\n10. VII.\t72 Stunden\t0,1736\t0,01292\t16,3: 1\nl\u00e0\t144\t0,18816\t0,01496\t15,3:1\ni\u00df.\t216\t0,13099\t0,01288\t18,0:1\n18.\t264\t0,196\t0,01496\t15,9:1\nFall 3. 30j\u00e4hrige Frau (Sektions-Nr. 847, 22. VII. 1910). Verblutungstod nach vaginalem Kaiserschnitt. An\u00e4mie der Bauchorgane. Blutiger Inhalt in der Bauchh\u00f6hle. Perihepatitisehe Verwachsungen. Milzschwellung. Zahlreiche Schrumpfherde in den Nieren. Laktierende Mammae. Leber (mit Ausnahme der An\u00e4mie) ohne Besonderheiten. Die Anstellung und weitere Behandlung der Leberautolyse geschieht in der oben beschriebenen Weise.\nTabelle 9.\nAutodigestion von Leber einer am Ende der Schwangerschaft an Verblutung verstorbenen Frau.\nDatum 1910\tDauer der Digestion\tNicht | koagulier- Ammoniak barer N ; g in 100 ccm des Filtrates\tNicht koagulierbarer N : Ammoniak-N\n25. VII.\t72 Stunden\t0,12544\t0,00816\t18,6:1\n28.\t144\t*\t0,14784\t0,01224\t14,6:1\n31.\t210\t0,15344\t0,01224\t15,2.1\n5. VIII.\t14 Tage\t(0,19488\t0,03128)\t\u2014","page":79},{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"so\nFriedrich Simon,\n(Zur Kritik der beiden Bestimmungen vom 5. VIII. 10. m\u00f6chte ich bemerken, da\u00df der auffallend hohe Ammoniakwert wohl einer in der Nacht vom 4. zum 5. August einsetzenden Schimmelbildung zuzuschreiben war. Mit gutem Grunde k\u00f6nnte deshalb auch die Bestimmung des gesamten nicht koagulierbaren Stickstoffes als unzuverl\u00e4ssig beanstandet werden. Bei dieser Gelegenheit sei jedoch ausdr\u00fccklich hervorgehoben, da\u00df alle anderen Autolysegemische w\u00e4hrend der ganzen Digestionsdauer keinerlei Zeichen der Zersetzung, F\u00e4ulnis oder Schimmelbildung aufwiesen.)\nMit Bezug auf die drei Autolyseversuche an menschlichen Lebern pathologischer Herkunft ist zu ber\u00fccksichtigen, da\u00df die Auswahl der F\u00e4lle, die zun\u00e4chst blind und zuf\u00e4llig erscheint, auf Grund gewisser theoretischer \u00dcberlegungen und experimen-leller Ergebnisse (Yoshimoto, siehe sp\u00e4ter) getroffen wurde, n\u00e4mlich in der Absicht, solche Lebern als Versuchsmaterial zu benutzen, die bei v\u00f6lligem Fehlen makroskopischer pathologisch-anatomischer Ver\u00e4nderungen eine Steigerung der auto-lytischen Vorg\u00e4nge erwarten lie\u00dfen. Diese Erwartung wurde auch nicht get\u00e4uscht. Denn in den beiden, an den Lebern eines (.arcinom- bezw. Sarkomfalles angestellten Autodigestionsversuchen konnten eine gegen\u00fcber der Norm betr\u00e4chtlich vermehrte Bildung nicht koagulierbauen Stickstoffes nachgewiesen und so die Befunde \\ oshimotos1) in gewissem Sinne best\u00e4tigt werden. Dieser Autor konnte n\u00e4mlich bei seinen Autolyseversuchen an carcinomat\u00f6sen Lebern zeigen, da\u00df die von ihm beobachtete Steigerung der proteolytischen Fermentwirkung sich nicht nur auf die Geschwulstmasse selbst, sondern auch auf die anscheinend normalen Anteile derselben Leber bezog. Auff\u00e4llig erscheint in den hier mitgeteilten Versuchsergebnissen nur der Umstand, da\u00df \u2014 im Gegensatz zu Yoshimotos Material \u2014 die autolysierten Lebern (wie auch alle \u00fcbrigen Bauchorgane der betreffenden Leichen) makroskopisch frei von Krebs- bezw. Sarkommetastasen waren. Gro\u00dfe Schwierigkeiten bietet auch das Verst\u00e4ndnis des letzten Autodigestionsversuches. Hier\nMS. Yoshimoto, Biochem. Zeitschrift, Bd. II, S. 29t). 1909.","page":80},{"file":"p0081.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Differenzierung der Trypsinverdauung.\t81\nwurde ebenfalls eine gegen\u00fcber der Norm erheblich vermehrte Bildung des nicht koagulierbaren Stickstoffes festgestellt. Da\u00df unter den Erkl\u00e4rungsm\u00f6glichkeiten dieses \u2014 soweit ich sehe \u2014 isolierten Befundes sowohl Gravidit\u00e4tsver\u00e4nderungen als auch der schon von Preti1) erw\u00e4hnte Einflu\u00df der durch \u00ablen Verblutungstod herbeigef\u00fchrten An\u00e4mie des Organes in Betrach kommen k\u00f6nnten, soll und kann hier nur angedeutet werden.\nDer in ihren urs\u00e4chlichen Bedingungen zwar keineswegs gekl\u00e4rten, aber in allen drei mit menschlichen Lebern an-gestellten Autodigestionsversuchen deutlich ausgesprochenen Vermehrung des nicht koagulierbaren Stickstoffes geht aber die Intensit\u00e4t der Ammoniakbildung durchaus nicht immer parallel. Denn die nach 72-, 144-, 216 st\u00e4ndiger Autojyse aus menschlichem Lebereiwei\u00df abgespaltenen Ammoniakmengen \u00fcbertreten die nach der gleichen Digest ionsdauer bei der Autolyse von Kalbs- bezw. Kaninchenleber gebildeten Ammoniakmengen keineswegs regelm\u00e4\u00dfig und in allen F\u00e4llen.\nUnterzieht man nun \u2014 ohne R\u00fccksicht auf die absoluten Analysenzahlen \u2014 den zeitlichen Verlauf der Gesamtproteolyse und der Ammoniakbildung bei der Autodigestion menschlicher Lebern einer vergleichenden Betrachtung, so zeigt sich folgendes Verhalten :\n1.\tDie Mengen des nicht koagulierbaren Stickstoffes steigen kontinuierlich vom Beginne der Autodigestion bis zu dem Zeitpunkte ihrer willk\u00fcrlichen Unterbrechung, die bei einer Versuchsreihe nach 20 Tagen und bei den anderen beiden (aus \u00e4u\u00dferen Gr\u00fcnden)2) schon nach 14 bezw. 11 Tagen statt fand.\n2.\tW\u00e4hrend hinsichtlich der kontinuierlichen Vermehrung des unkoagulierbaren Stickstoffes vollkommene \u00dcbereinstimmung mit dem bei der Autodigestion tierischer Leber beobachteten Verhalten besteht, zeigen sich im Verlaufe der Ammoniak-\n\u2018i L. Preti. Diese Zeitschrift, Bd. L. S. 494. 1907.\n*) Ersch\u00f6pfung des nur in geringer Menge zur Verf\u00fcgung stehenden Materials, Bei der letzten Versuchsreihe vorzeitige Unterbrechung durch Eintritt von Schimmelbildung.\nHoppe-Scyler's Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXX.\t0","page":81},{"file":"p0082.txt","language":"de","ocr_de":"Friedrich Simon\n82\nBildung gewisse Differenzen der beiden Versuchsgruppen. Die bei zwei Autolyseversuchen mit tierischer Leber deutlich ausgesprochene tempor\u00e4re Verminderung der nachgewiesenen Ammoniakmengen wird bei den Autodigestionsversuchen mit menschlicher Leber nur in einem Falle (Sarkom, s. Tab. 8) beobachtet. In den beiden anderen F\u00e4llen verl\u00e4uft die Ammoniakbildung entweder mit kontinuierlicher, allerdings zeitweise \u00e4u\u00dferst geringer Steigerung (s. Tab. 7) oder mit einer im allgemeinen ansteigenden, nur vor\u00fcbergehend die gleiche H\u00f6he bewahrenden Intensit\u00e4t (s. Tab. 9). Trotz mancher Schwankungen und Unregelm\u00e4\u00dfigkeiten ist aber auch bei der Autodigestion menschlicher Lebern ein gewisses retardieremies Moment im zeitlichen Verlaufe der Ammoniakbildung unverkennbar.\nKehren wir nun zu der Frage unseres eigentlichen Themas, der Differenzierung der fermentativen Proteolyse bei der Trypsinverdauung und bei der Leberautolyse zur\u00fcck, so lassen sich nach den Ergebnissen der hier vorliegenden Versuche, soweit ihre Zahl \u00fcberhaupt eine Entscheidung zul\u00e4\u00dft, gewisse unterscheidende Merkmale der beiden Fermentationsprozesse auf-steilen.\n1.\tHei dor Autolyse normaler Kalbs- bezvv. Kaninchenleber, sowie menschlicher Leber verschiedener pathologischer Herkunft steigt der Gehalt des Autolysegemisches an nicht koagulierbarem Stickstoff kontinuierlich vom Beginne der Autodigestion bis zu dem Zeitpunkte ihrer willk\u00fcrlichen Unterbrechung, die fr\u00fchestens am 11., in mehreren .Versuchsreihen erst am 20. bezw. 22. Digestionstage stattfand.\nBei der tryptischon Verdauung des Fierei wei\u00dfes, Caseins und Fibrins dagegen wird eine kontinuierliche Vermehrung des nicht koagulierbaren Stickstoffes nur bis zu einem Zeitpunkte beobachtet, der zwischen der 108. und 210. Stunde des Verdauungsversuches liegt. Nach dem 10. findet bis zum 22. Digestionstage keine Zunahme des unkoagulierbaren Stickstoffes mehr statt.\n2.\tBei der tryptischon Eiwei\u00dfverdauung verl\u00e4uft die Ammoniakbildung mit kontinuierlicher Steigerung vom Beginne","page":82},{"file":"p0083.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Differenzierung der Trypsinverdauung.\ns;$\nder Digestion bis zum 22. Tage ihrer Dauer, zu welchem Zeitpunkte die Versuche abgebrochen werden.\nBei der Autolyse dagegen nehmen die aus tierischem und menschlichem Lebereiwei\u00df abgespaltenen Ammoniakmengen nur in den ersten Tagen der Autodigestion mehr oder weniger betr\u00e4chtlich zu. Sp\u00e4ter i in den meisten F\u00e4llen nach dem \u00f6. Digestionstage) machen sich dann \u2014 m\u00f6glicherweise synthetische \u2014 Prozesse bemerkbar, die die kontinuierliche Ammoniakverme'hrung hemmend beeinflussen. Diese hemmenden Finll\u00fcsse sind in einzelnen F\u00e4llen so stark, da\u00df (\u00bbine tempor\u00e4re Verminderung der bereits abgespaltenen Ammoniakmenge beobachtet werden kann. In anderen Versuchsreihen kommen sie nur als ein zeitweiliges Konstantbleiben oder vor\u00fcbergehend retardiertes Anwachsen der bisher gebildeten Ammoniakmengen zum Ausdruck. Schlie\u00dflich (in den meisten F\u00e4llen nach dem (.). Digestionstage) verl\u00e4uft die Ammoniakbildung wieder mit kontinuierlicher Steigerung bis zur Beendigung der Versuche.\nH. Ber\u00fccksichtigt man das Mengenverh\u00e4ltnis des gesamten nicht koagulierbaren Stickstoffes zum gleichzeitig gebildeten Ammoniak, so zeigt sich, da\u00df die Multipla, um welche die Gesamtstickstolfmengen die entsprechenden Ammoniaksiiekstolf-mengen \u2022 \u00fcbertroffen, bei der tryptisclien Kiwei\u00dfverdauung vom Beginne der'Versuchsreihen an bis zu ihrer Beendigung nach 22 Tagen kontinuierlich kleiner werden.\nBei der Autodigestion normaler Kalbs- bezw. Kaninchenleber dagegen stellen die Werte dieser Multipla in ihrer zeitlichen Aufeinanderfolge \u2014 eine Kurve mit schneller an-und langsamer absteigendem Schenkel dar. Der Gipfel dieser Kurve liegt meist zwischen dem 1). und 10. Tage der Autodigestion.\nBeschr\u00e4nkt man sich darauf, nur die in den ersten Digestionstagen gefundenen Mengen an nicht koagulicrbare.m Stickstoff und an Ammoniak gegen\u00fcberzustellen, so zeigt sich, da\u00df\ndie Proportion\nnicht koagulierbarer Stickstoff Ammomakstickstolf\nbei\nder trypti-\nschen Verdauung regelm\u00e4\u00dfig einen absolut h\u00f6heren Wert repr\u00e4-","page":83},{"file":"p0084.txt","language":"de","ocr_de":"S4 Friedrich Simon, Zur Differenzierung der Trypsinverdauung.\nsentiert, als er bei der Autodigestion menschlicher und besonders normaler tierischer Leber berechnet wird.\nWill man zum Schl\u00fcsse die hier vorliegenden Versuchs-ergebnisse zu einer kurzen Charakteristik der beiden Fermentationsprozesse zusammenfassen, so k\u00f6nnte man sagen, da\u00df sich die Leberautolvse durch eine l\u00e4nger dauernde digestive Beeinflussung der unl\u00f6slichen Kiwei\u00dfk\u00f6rper und vielleicht auch durch eine tempor\u00e4re Aktivit\u00e4t synthetischer Prozesse von der trvp-tischen Verdauung unterscheidet.","page":84}],"identifier":"lit19137","issued":"1910-11","language":"de","pages":"65-84","startpages":"65","title":"Zur Differenzierung der Trypsinverdauung und proteolytischen (autolytischen) Leberfermentwirkung","type":"Journal Article","volume":"70"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:12:17.113872+00:00"}