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{"created":"2022-01-31T14:14:48.548997+00:00","id":"lit19139","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Koch, W.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 70: 95-97","fulltext":[{"file":"p0095.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Schwefelverbindungen des Nervensystems. II. 95\nbraucht aber deshalb nicht gleich soweit zu gehen wie Cramer,* 1) welcher aus diesem Schwefelgehalt eine empirische Formel berechnen will, besonders wenn man die ziemlich gro\u00dfen Schwankungen (0,57\u20140,88) des Schwefelgehaltes in den bisherigen Pr\u00e4paraten in Betracht zieht. Es war daher das n\u00e4chste^ die Sehwefelverbindung wom\u00f6glich zu isolieren.\nBei der Fortsetzung meiner Untersuchungen \u00fcber das Protagongemisch ist es mir dann gelungen, zu schwefelreicheren Pr\u00e4paraten zu gelangen, \u00fcber welche ich hier kurz berichten werde. Au\u00dferdem ist es mir gelungen, mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit festzustellen, da\u00df die Schwefels\u00e4ure an ein Zuckermolek\u00fcl in esterartiger Bindung sich befindet. Da\u00df es sich um esterartig gebundene Schwefels\u00e4ure handelt, habe ich schon in meiner fr\u00fcheren Arbeit gezeigt. Folgende Zahlen deuten darauf hin, da\u00df alle schwefelhaltigen Pr\u00e4parate auch Zucker enthalten.\nPr\u00e4parat Nr. I\tII\tm\tiy\nSchwefel\t0,13\t0,36\t0,93\t1,91\nZucker*)\t0,8\t1,5\t4,8\t12,8\n*) Mit Minerals\u00e4ure abgespalten.\n\u00dcber esterartige Zuckersulphatide hat Neuberg2 3) k\u00fcrzlich berichtet und ihre physiologische Bedeutung nochmals betont.\nDarstellung des Sulfatids: Eine genaue Beschreibung der Darstellungsmethode dieses Sulphatids ist wegen der damit verbundenen Schwierigkeiten zurzeit nicht gut m\u00f6glich. Die Bearbeitung von gro\u00dfen Materialmengen ist erforderlich, und die Darstellung gelingt am besten mit Menschengehirnen. Die reinsten oder vielmehr schwefelreichsten Pr\u00e4parate habe ich ungef\u00e4hr auf folgende Weise erhalten: Bei der von mir8) fr\u00fcher beschriebenen Methode zur Herstellung von Kephalin erh\u00e4lt man in \u00c4ther unl\u00f6sliche R\u00fcckst\u00e4nde. Diese werden aus\n*) W. Cramer, Handbuch der Biochem. Arbeitsmethoden \u2014 Darstellung der f\u00fcr das Nervengewebe charakteristischen Lipoide, 1910, l'rban und Schwarzenberg, Berlin.\nl) c* Neuberg und H. Pollak, Ber. d. Deutsch, ehern. Ges., 1910,\nBd. XLIII, S. 2060.\n3) W. Koch, Diese Zeitschrift, 1902, Bd. XXXVI, S. 134.","page":95},{"file":"p0096.txt","language":"de","ocr_de":"96\nW. Koch,\nhei\u00dfem Pyridin umkrystallisiert und mit hei\u00dfem Alkohol mehrmals extrahiert. Der in hei\u00dfem Alkohol unl\u00f6sliche Teil, welcher nach dem Abk\u00fchlen erstarrt, wird pulverisiert und mit \u00c4ther mehrmals ausgezogen. Dieses gibt Pr\u00e4parat I (Analyse siehe weiter unten). Aus dem Alkohol setzen sich beim Abk\u00fchlen flockige krystallinische Massen ab. Diese werden nochmals aus Pyridin umkrystallisiert und hinterlassen bei der Extraktion mit hei\u00dfem Alkohol abermals einen unl\u00f6slichen R\u00fcckstand, welcher im Aussehen mit Pr\u00e4parat I \u00c4hnlichkeit hat und als Ia bezeichnet wird. Pr\u00e4parat Ib (Analyse siehe weiter unten) wurde dann bei der nochmaligen Verarbeitung der aus hei\u00dfem Alkohol sich abscheidenden Massen gewonnen. Ein Vergleich der Analysenzahlen deutet an, da\u00df diese Pr\u00e4parate nicht nur in Schwefelgehalt zunehmen, sondern auch sich einer theoretischen Formel n\u00e4hern.\nAnalyse des Sulfatids:\nPr\u00e4parat Nr.\tI\t\tla\tIb\nSchwefel\t1,06\t1,63\t1,91\nPhosphor\t0,93\t1,62\t1,80\nZucker\t21,0\t15,9\t12,8\nF\u00fcr (C4iH79N08)\t- 0 - (SO,)-0-\t(CMH104N,PO4)\tbered\n\tSchwefel\t1,95\t\n\tPhosphor.\t1,88\t\n\tZucker (C0Ht,06 ber.) 11,0\t\t\nZur Stickstoffbestimmung reichte das beste Pr\u00e4parat Ib nicht aus. Ein anderes Pr\u00e4parat von geringerem Schwefelgehalt in \u00dcbereinstimmung mit obiger Formel gab ein Verh\u00e4ltnis von S : N = 1: 3,03. Pr\u00e4parat Ib enth\u00e4lt au\u00dferdem 3,1 \u00b0/o Kalium.\nEigenschaften des Sulfatids: Ein wei\u00dfgelbliches Pulver scheidet sich aus hei\u00dfem Pyridin in abgerundeten, gleichm\u00e4\u00dfig krystallisierten, k\u00f6rnigen Massen ab. Unl\u00f6slich in kaltem Alkohol, wenig l\u00f6slich in hei\u00dfem. Unl\u00f6slich in \u00c4ther. Gibt mit Wasser benetzt sehr rasch eine permanente Emulsion. Gibt in Gegenwart von CuS04 mit konzentrierter H2S04 eine sch\u00f6ne bordeauxrote F\u00e4rbung. Unterscheidet sich von Cerebrin durch Unl\u00f6slichkeit in hei\u00dfem Alkohol und kaltem Pyridin, vom Kephalin durch Unl\u00f6slichkeit in \u00c4ther und vom Sphingomylin durch seinen hohen Schwefel- und Zuckergehalt. Es handelt sich","page":96},{"file":"p0097.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Schwefelverbindungen des Nervensystems. II. 97\nwahrscheinlich um eine Phosphatid-Cerebrosid-Sulfatldverbin-dung, entsprechend der folgenden Formel:\n0\n1\tII\nPhosphatid \u2014 0 \u2014 S \u2014 0 \u2014 Cerebrosid.\nII\n0\nBez\u00fcglich der Natur des Phosphatids ist eine Entscheidung noch nicht m\u00f6glich. Meine fr\u00fchere Angabe, da\u00df es sich um Lecithin handelte, war nur insofern berechtigt, als zu der Zeit der Ausdruck Phosphatid noch nicht allgemein in Anwendung gekommen war. Das Phosphatid l\u00e4\u00dft sich am besten als in salzartiger Bindung befindlich denken. Da\u00df es sich nicht um eine blo\u00dfe Verunreinigung mit einem anderen K\u00f6rper, z. B. Sphingomyelin, handeln kann, geht daraus hervor, da\u00df sich bei der Reinigung sowohl der Schwefel- als wie der Phosphorgehalt erh\u00f6hen. Mit dem Cerebrosid findet sich die Schwefels\u00e4ure in esterartiger Verbindung, wie schon erw\u00e4hnt. Ob das Cerebrosid mit Cerebron verwandt, bedarf noch der weiteren Untersuchung. Da die Beschaffung von Material mit ziemlichen Schwierigkeiten verbunden, m\u00f6chte ich mir die weitere Untersuchung dieses interessanten K\u00f6rpers, besonders des aus Menschengehirn, noch eine Zeitlang Vorbehalten. \u00dcber die physiologische Bedeutung des hohen Kaliumgehaltes (3\u00b0/o) dieses K\u00f6rpers werde ich an anderer Stelle mit F. H. Pike berichten. Wie schon fr\u00fcher erw\u00e4hnt, befindet sich dieses Sulfatid haupts\u00e4chlich in den markhaltigen Fasern.","page":97},{"file":"p0098.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Kenntnis des Eiwei\u00dfstoffwechsels.\nVon\nFranz Frank und Alfred Schittenlielm.\nMit sechs Kurvenzeichnungen im Text.\n(Aus dem Laboratorium der Erlanger medizinischen Klinik.) (Der Redaktion zugegangen am 28. Oktober 1910.)\nDurch die zahlreichen Arbeiten von Abderhalden und seinen Mitarbeitern1) kann man heute als sicher annehmen, da\u00df die Vollwertigkeit eines Proteins f\u00fcr den Eiwei\u00dfersatz in erster Linie von seiner chemischen Zusammensetzung abh\u00e4ngt. Fehlt ein wichtiger Baustein, z. B. das Tryptophan, das Lysin u. a., oder wird er k\u00fcnstlich herausgenommen, so verliert das Protein seinen Wert als Eiwei\u00dfersatzmittel und kann nur mehr als Energiespender in Betracht kommen. Je vollkommener seine Zusammensetzung ist und je mehr sein Aminos\u00e4urengemisch demjenigen entspricht, das der K\u00f6rper zum Ersatz seines im Stoffwechsel verbrauchten Eiwei\u00dfes n\u00f6tig hat, desto restloser kann das Nahrungsprotein als Ersatzmittel herangezogen werden. Da\u00df die Verh\u00e4ltnisse tats\u00e4chlich so liegen, d\u00fcrfte nach den zahlreichen experimentellen Arbeiten kaum mehr zu bezweifeln sein.\nEs erhebt sich nun aber die Frage, ob man kurzerhand annehmen soll, da\u00df dem arteigenen Eiwei\u00df der Vorzug vor artfremdem zu geben ist. Es trifft ja zweifellos h\u00e4ufig eine gr\u00fcndliche Verschiedenheit der Zusammensetzung mit der Artverschiedenheit zusammen und f\u00fcr diese F\u00e4lle ist die obige Frage sicherlich zu bejahen. Anderseits aber ist die Artverschiedenheit von Proteinen keineswegs mit einer quantitativ differenten Zusammensetzung zu identifizieren. Wir haben genug Beispiele, wo Eiwei\u00dfk\u00f6rper artverschiedenster Herkunft bei der Aufspaltung eine und dieselbe Aminos\u00e4ure in nahezu v\u00f6llig gleichen Mengenverh\u00e4ltnissen enthalten. So findet man z. B. bei der Aufspaltung verschiedener Caseinarten5) genau\n*) E. Abderhalden, Lehrb. der physiol. Chem, in 32 Vorlesungen. 1. Aull., und speziell 2. Aufl., S. 313 ff., 856 ff., dort auch die gesamte Literatur, welche zumeist in dieser Zeitschrift in den letzten Jahren erschien.\n*) Emil Fischer, Hydrolyse des Caseins mit Salzs\u00e4ure. Diese Zeitschrift, \u00dfd. XXXIII, S. 151 (1901). Emil Abderhalden und Alfred","page":98}],"identifier":"lit19139","issued":"1910-11","language":"de","pages":"95-97","startpages":"95","title":"Zur Kenntnis der Schwefelverbindungen des Nervensystems. II. Mitteilung: \u00dcber ein Sulfatid aus Nervensubstanz","type":"Journal Article","volume":"70"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:14:48.549002+00:00"}