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{"created":"2022-01-31T14:13:02.012844+00:00","id":"lit19148","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Oppler, Berthold","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 70: 198-204","fulltext":[{"file":"p0198.txt","language":"de","ocr_de":"Die quantitative Bestimmung der Choride im Blut\nVon\nBerthold Oppler.\n(Aus dem StolTwechsellaboratorium der k\u00f6niglichen Universit\u00e4tsklinik f\u00fcr psychische und Nervenkrankheiten in G\u00f6ttingen: A. Cramer.)\n(Der Redaktion zugegangen am 5. November 1910.)\nDas nachfolgend geschilderte Verfahren zur quantitativen Bestimmung der Chloride in eiwei\u00dfhaltigen Organfl\u00fcssigkeiten, speziell im Blut, wurde veranla\u00dft durch die Notwendigkeit, neben dem Traubenzuckergehalt des Gesamtblutes gleichzeitig dessen Gehalt an Chloriden m\u00f6glichst genau bestimmen zu m\u00fcssen. Die Hoffnung, da\u00df die f\u00fcr die Traubenzuckerbestim-raung so n\u00fctzliche Enteiwei\u00dfung mit Phosphorwolframs\u00e4ure1)\n*) Diese Zeitschrift, Bd. LXIV, S. 398 (1910). Das Wesentliche des Verfahrens besteht darin, da\u00df durch die Art der Enteiwei\u00dfung diejenige Konzentration und Zusammensetzung des Blutes erzielt wird, welche gleichzeitig die Anwendung von Polarisation, G\u00e4rung und Reduktion nach Bertrand und damit unter bestimmten Bedingungen als einzige der bisher bekannten Methoden die quantitative Bestimmung des Traubenzuckers gestattet. Wenn trotzdem Bang* Lyttkens und Sandgren*) ohne Nachpr\u00fcfung des Verfahrens schreiben: \u00abDas einzige exakte Verfahren ist demnach die Bestimmung der Reduktion vor und nach der G\u00e4rung\u00bb, so wird das Unzutreffende dieser Behauptung durch unsere Versuche hinreichend, dargetan. Auf einem Irrtum beruht weiterhin die Annahme, da\u00df die bei der Titration nach Bang deren Endpunkt verdeckende Gr\u00fcnf\u00e4rbung durch die Vermischung der blauen L\u00f6sung mit der gelben Zuckerl\u00f6sung zustande k\u00e4me. Die Zuckerl\u00f6sung wurde S. 396 als in der Verd\u00fcnnung an sich farblos bezeichnet. Der Verd\u00fcnnungsversuch, durch welchen der Geltungsbereich des Bangschen Verfahrens unter den gew\u00e4hlten und wie erw\u00e4hnt notwendigen Versuchsbedingungen eine Einschr\u00e4nkung erf\u00e4hrt, ist von den Autoren nicht angestellt worden. Wenn sie trotzdem f\u00fcr die eine H\u00e4lfte unserer sorgf\u00e4ltigen Versuche \u00abohne weiteres von der Annahme ausgehen, da\u00df einige Versuchsfehler vorliegen\u00bb und auf Grund dieser ungerechtfertigten und unrichtigen Voraussetzung die gleichsinnigen Ergebnisse der anderen Versuchsh\u00e4lfte\n*) Diese Zeitschrift, Bd. LXV, S. 497.","page":198},{"file":"p0199.txt","language":"de","ocr_de":"Die quantitative Bestimmung der Chloride im Blut. 199\ndie Durchf\u00fchrung der Untersuchung an einem Teile der zur Zuckerbestimmung dienenden L\u00f6sung erm\u00f6glichen w\u00fcrde, hat sich nicht verwirklichen lassen. Die Gegenwart von Phosphorwolframs\u00e4ure st\u00f6rt, und ihre quantitative Entfernung ist, da Bleisalze nicht anwendbar waren, auf einfachem Wege nicht erreichbar. Zu befriedigenden Ergebnissen f\u00fchrt indessen die\nEnteiwei\u00dfung mit Metaphosphors\u00e4ure.\nZur quantitativen Traubenzuckerbestimmung ist sie nicht geeignet.\nDas Blut \u2014 etwa 10 ccm \u2014 wird in einem verschlie\u00dfbaren, mit der erforderlichen Menge Ammonoxalat beschickten und dann gewogenen W\u00e4geglas aufgefangen. Nach sorgf\u00e4ltiger Reinigung wird das Blutgewicht festgestellt, sobald die Ausgangstemperatur wieder erreicht ist. Mit genau gemessenen Mengen Wasser wird das Blut in einer verschlie\u00dfbaren Flasche 10\u201420 fach verd\u00fcnnt. Nach 1l2St\u00fcndiger Auslaugung f\u00fcgt man von einer h\u00f6chstens einige Tage alten ca. l\u00b0/\u00abigen Metaphosphors\u00e4urel\u00f6sung (Acid, phosph. glaciale Merck) unter stetem Sch\u00fctteln genau abgemessene Mengen hinzu, bis die L\u00f6sung\nzu \u00fcbergehen sich f\u00fcr berechtigt halten, so mu\u00df dieses Verfahren um so nachdr\u00fccklicher zur\u00fcckgewiesen werden, als sie nicht nur S. 498 unsere Vertrautheit mit der Methode ausdr\u00fccklich izugeben m\u00fcssen, sondern sogar S. 502 \u00abOppler verstehen, wenn er die Titration nach Bang bei Michaeli s-Ronas Verfahren als schwierig bezeichnet\u00bb.\nDamit wird das Ergebnis unserer Versuche in der Hauptsache best\u00e4tigt. Als Konsequenz dieser Erkenntnis findet es daher auch unsere volle Zustimmung, wenn Bang und seine Mitarbeiter auf Grund unserer Erfahrungen \u2014 in keiner fr\u00fcheren Mitteilung findet sich auch hur eine Andeutung \u2014 nunmehr zu dem Schl\u00fcsse kommen (S. 498 \u00abwor\u00fcber n\u00e4heres sp\u00e4ter\u00bb), da\u00df die Titration nach Bang in dem konzentrierten Filtrat der Eisenf\u00e4llung nicht zu empfehlen sei. Die theoretischen Einw\u00e4nde Andersens*) gegen das Bertrandsche Verfahren \u2014 bez\u00fcglich der Ban g sehen Methode gelten die vorstehenden Ausf\u00fchrungen \u2014 sind durch unsere Versuche praktisch widerlegt worden. Wenn Andersen trotzdem die Zuverl\u00e4ssigkeit des Verfahrens f\u00fcr die Bestimmung des Blutzuckers bezweifelt und der Bestimmung nach Kjeldahl den Vorzug gibt, so ist er den objektiven Beweis f\u00fcr die Richtigkeit seiner Behauptung mangels vergleichender Bestimmungen bisher schuldig geblieben.\n14*\n*) Bioch. Zeitschrift, Bd. XXVI, S. 183.","page":199},{"file":"p0200.txt","language":"de","ocr_de":"200\nBerthold Opp.ler.\ngegen Lackmus eben erkennbar sauer reagiert. Beim Sch\u00fctteln nimmt der Eiwci\u00dfniederschlag eine scharlachrote F\u00e4rbung an, welche bei weiterem Zutropfen von S\u00e4ure bald in rotbraun \u00fcbergeht. Nun l\u00e4\u00dft man die S\u00e4ure tropfenweise die Wand entlang in die L\u00f6sung gleiten, bis kein Niederschlag mehr erfolgt. Das Volumen wird angemerkt. Nach 4 st\u00e4ndigem, ruhigen Stehen wird filtriert. Das klare Filtrat ist farblos oder h\u00f6chstens ganz schwach gelb gef\u00e4rbt.\nIn einem genau gemessenen, aliquoten Teile des Filtrats, welcher wom\u00f6glich nicht weniger als etwa 9 g Blut enthalten soll, erfolgt die\nBestimmung der Chloride:\n1.\tDurch Titration mit L 20-norm. AgN03 in salpetersaurer L\u00f6sung, bezw. Ausf\u00fcllung mit einem \u00dcberschu\u00df und Bestimmung des letzteren mit 120-norm. NaCl-L\u00f6sung nach Gay-Lussac.1) Das Verfahren gibt nur ann\u00e4hernd genaue Werte.\n2.\tAls AgCl durch W\u00e4gung.\n3.\tDurch Elektrolyse.\nDas als AgCl ausgef\u00e4llte CI wird in 4\u00b0/oiger Cyankalil\u00f6sung elektrolytisch zersetzt, das abgeschiedene Ag in AgN0;5 \u00fcbergef\u00fchrt und nach Vollhard mit 1 '20-norm. Rhodanl\u00f6sung bestimmt. Rhodan = Ag = CI.\nDie gravimetrische Bestimmung ergibt (ohne Gl\u00fchen) einen Fehler, welcher etwa -j- 2 bis -{- 7 Einheiten der letzten Stelle betr\u00e4gt; die elektrolytische Bestimmung ergibt unter gleichen Bedingungen und bei Verwendung von h\u201920-norm. L\u00f6sung Werte, welche in der Regel etwas zu niedrig sind. Der Fehler d\u00fcrfte + 2 Eirtheiten der letzten Stelle selten \u00fcbersteigen.\nOb das Verfahren auch zur gleichzeitigen Bestimmung von Jod und Brom neben Chlor auf elektrolytischem Wege2) geeignet ist, soll sp\u00e4teren Untersuchungen Vorbehalten bleiben.\nDie Beobachtung der folgenden Regeln ist erforderlich.\nDas eiwei\u00dffreie Filtrat wird in einem Jenaer Becherglas von 500 ccm Inhalt auf etwa 400 ccm verd\u00fcnnt, mit einem\n') Treadwell, Lehrbuch der analyl. Chemie.\n*1 Edgar F. Smith, Quantitative Elektroanalyse.","page":200},{"file":"p0201.txt","language":"de","ocr_de":"Die quantitative Bestimmung der Chloride im Blut.\n201\nm\u00f6glichst geringen \u00dcberschu\u00df ann\u00e4hernd \u00dcao-norm. AgN\u00d63 ausgef\u00fcllt bei Anwesenheit von etwa 1,5 \u00b0/o freier HN03. Das bedeckte Glas wird auf lebhaft siedendem Wasserbade so lange erhitzt, bis vollst\u00e4ndige Kl\u00e4rung eingetreten ist und das AgCl eine fest zusammenh\u00e4ngende Masse bildet. Kr\u00fcmelige Beschaffenheit des AgCl, die fast stets eintritt. wenn die Kntei-wei\u00dfung mangelhaft war, erschwert die gravimetrisehe Bestimmung, bildet aber f\u00fcr die elektrolytische Bestimmung kein Hindernis. Man l\u00e4\u00dft auf Zimmertemperatur abk\u00fchlen und dekantiert vorsichtig durch ein bei 110\u00b0 bis zur Gewichtskonstanz getrocknetes Gooch filter, welchem zum Schlu\u00df durch Flie\u00dfpapier von unten her die letzten Fl\u00fcssigkeitsteile entzogen werden. Die Hauptmasse des Niederschlages wird aus NH3-L\u00f6sung mit einem m\u00f6glichst geringen \u00dcberschu\u00df von HNOa aus etwa 400 ccm Gesamtfl\u00fcssigkeit nochmals gef\u00e4llt und nach Abk\u00fchlung auf Zimmertemperatur durch den gleichen Tiegel filtriert. Dabei ist Sorge zu tragen, da\u00df m\u00f6glichst der gesamte Niederschlag mit den letzten Anteilen der Fl\u00fcssigkeit in den Tiegel gebracht wird. Mit etwa 50 ccm HN03-haltigem Wasser wird ausgewaschen. Cf. Versuch Nr. VI, 1\u20143.\nF\u00fcr die elektrolytische Bestimmung gilt bez\u00fcglich der F\u00e4llung das Gleiche. Will man auf die gravimetrisehe Bestimmung verzichten, so wird nach der ersten F\u00e4llung der Inhalt des nicht gewogenen Go och tiegeis quantitativ in das Becherglas zur\u00fcckgebracht und nach der 2. F\u00e4llung durch ein neues Gooch filter filtriert. Die Anwesenheit des Asbestes f\u00fchrt zu schnellerem Zusammenballen und k\u00fcrzt, da v\u00f6llige Kl\u00e4rung nicht erforderlich ist, die Dauer der Bestimmung ab.\nDie Hauptmenge des Tiegelinhaltes wird in das als Kathode dienende Gef\u00e4\u00df gebracht, eventuell auf dem Wasserbade der Best von HN03 verjagt, in 4\u00b0/o KCN gel\u00f6st (Kahlbaum pro analysi) und der Tiegel mit KCN-L\u00f6sung quantitativ nachgesp\u00fclt.\nF\u00fcr die Ausf\u00fchrung der Elektrolyse gelten die \u00fcblichen\nVorschriften.!)\n__,_ __ 1___\n') v. Miller-Kiliani, Lehrbuch der analyl. Chemie.\nEdgar F. Smith, Elektroanalyse.","page":201},{"file":"p0202.txt","language":"de","ocr_de":"202\nBerthold Oppler,\nDas abgeschiedene Ag wird, da es stets Asbest einschlie\u00dft, am bequemsten nach Vollhard in einer nur wenig freie HN03 enthaltenden, von Stickoxyden sorgf\u00e4ltig befreiten L\u00f6sung bestimmt. Aus den an sich verst\u00e4ndlichen Tabellen geht hervor, da\u00df Verluste von Chlor durch Adsorption praktisch auszuschlie\u00dfen sind. Der Beweis f\u00fcr die Genauigkeit des Verfahrens ist indirekt gef\u00fchrt worden. Verascht man in der \u00fcblichen Weise mit Sodasalpetermischung und legt unmittelbar vor Aufglimmen des Gemisches einen stark gek\u00fchlten Metalldeckel auf die Schale, so ist nach der Verbrennung h\u00e4ufig ein Cl-haltiger Beschlag auf dem Deckel nachweisbar. Anderseits liegt, da die Bedingungen zur Bildung von Alkalicyanid bei der Veraschung gegeben sind, die Gefahr nahe, zu gro\u00dfe CI-Werte zu erhalten. Aus diesem Grunde wurde auf die direkte Beweisf\u00fchrung verzichtet. Die erhaltenen Zahlen stimmen mit den von Abderhalden1) erhaltenen Werten ann\u00e4hernd \u00fcberein. Bemerkenswert ist die Gleichm\u00e4\u00dfigkeit der Chloridkonzentration bei verschiedenen Individuen der gleichen Tierart (Rind).\nDie Elektrolysen, bei deren Anordnung Herr Dr. Bube mich freundlichst unterst\u00fctzte, wurden zum Teil im Laboratorium des Herrn Prof. K\u00f6tz vorgenommen. F\u00fcr die F\u00f6rderung meiner Arbeit spreche ich Herrn Geheimrat Cramer, sowie den beiden genannten Herren meinen verbindlichsten Dank aus.\nBelege.\nNr.\nI.\n1\n9\nV\u20180- norm. NaCl Titer 0,09821 ccm\tCI\t\t\t\t\tBemerkungen\n\tBerechnet mg 1 \u00b0/o\t\tGefunden gravim. AgCl 1 mg 1 \u00b0/o\t\t1 elektrolyt. mg ! \u00b0/o\t\n10,25\t35,68j0,355\t\t0,1455; 35,97\t0,357\t1 35,47 0,354\tDie L\u00f6sung enthielt Metaphos-\n\t\t\ti\t\ti\tphors\u00e4ure.\n10,20\t35,59\t0,355\t0,1408 36,29\t0,362\t35,72 0,356\tKongo stark po-\n\ti\t1\t1\t1\t1\tI i\t1\tsitiv.\n*) Abderhalden, Lehrbuch der physiol. Chemie, S. 732.","page":202},{"file":"p0203.txt","language":"de","ocr_de":"Die quantitative Bestimmung der Chloride im Blut.\n203\n\u00c7 o u\ns os\nS X PS","page":203},{"file":"p0204.txt","language":"de","ocr_de":"201 R. Op pier, Die quantitative Bestimmung der Chloride im Blut.\nx x\nC 05\n<M 'M\nX\n(M\n05 05","page":204}],"identifier":"lit19148","issued":"1910-11","language":"de","pages":"198-204","startpages":"198","title":"Die quantitative Bestimmung der Chloride im Blut","type":"Journal Article","volume":"70"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:13:02.012850+00:00"}