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{"created":"2022-01-31T16:10:31.452217+00:00","id":"lit19149","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Bardachzi, F.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 70: 205-216","fulltext":[{"file":"p0205.txt","language":"de","ocr_de":"L\nEinige Erfahrungen \u00fcber die Zersetzung des Blutfarbstoffs.\nVon\nDr. F. Bardadizi.\nMit einer Abbildung im Text.\n(Aus dem deutschen Universit\u00e4ts-Laboratorium f\u00fcr medizinische Chemie in frag.) (Der Redaktion zugegangen am 14. November 1\u2018J10.)\nBei Gelegenheit von Versuchen \u00fcber die Gasbindung des Blutfarbstoffs w\u00e4hrend seiner Denaturierung habe ich einige Beobachtungen gemacht, deren Mitteilung nicht ohne Interesse sein d\u00fcrfte.\n1. Die Einwirkung von Laugen auf Blutfarbstoff beim\nErhitzen.\nProdukte der Laugenspaltung werden bei der sogenannten Natronprobe Hoppe-Seylers erhalten, welche Probe zum Nachweis von Blutfarbstoff, insbesondere zur Unterscheidung von Oxy- und Kohlenoxydh\u00e4moglobin vielfach angewendet wird. Andererseits hat van Klaveren1) bei der Spaltung mit verd\u00fcnnter alkoholischer Lauge die Abspaltung einer farblosen organischen Eisenverbindung beobachtet.\ti\nBei Einwirkung konzentrierter, etwa 10\u00b0/oiger, w\u00e4sseriger Lauge habe ich auch bei anhaltendem Kochen keine farblose organische Eisenverbindung erhalten. Dagegen war mir sehr auffallend, da\u00df die mit Lauge dieser Konzenl ration erw\u00e4rmte Oxyh\u00e4moglcbinl\u00f6sung, welche anfangs die braun-? gr\u00fcne F\u00e4rbung alkalischer H\u00e4matinl\u00f6sungen zeigt, nach l\u00e4ngerem Kochen prachtvoll rot wird, und da\u00df dann die Fl\u00fcssigkeit ausschlie\u00dflich das charakteristische H\u00e4mochromogenspek-trum zeigt.\n\u2018J Diese Zeitschrift. Bd. XXXIII. S. 293 (1901).","page":205},{"file":"p0206.txt","language":"de","ocr_de":"206\nF. Bardachzi,\nBei einiger \u00dcberlegung erscheint allerdings dieses Resultat nicht sonderlich auffallend, da doch bei der Zersetzung von Oxyh\u00e4moglobin mit Lauge genugsam reduzierende Stoffe gebildet werden, die das urspr\u00fcnglich entstandene H\u00e4matin zu H\u00e4mochromogen zu reduzieren imstande waren.\nWahrscheinlich ist diese Reaktion Hoppe-Seyler selbst schon bekannt gewesen. Doch ist er bei seinen Versuchen zur H\u00e4mochromogendarstellung immer nur vom reduzierten H\u00e4moglobin ausgegangen.1)\nDie L\u00f6sung war bei Verwendung etwa 10\u00b0/oiger weingeistfreier Blutfarbstoffl\u00fcsung, die mit etwa 10\u00b0/oiger Lauge (sowohl Kali- wie Natronlauge, beide aus reinem Materiale bereitet, aus Natriumhydroxyd e natrio resp. Kaliumhydroxyd puriss. Merck p. an.) durch 2 Stunden auf dem Wasserbade gekocht worden war, sowohl in der W\u00e4rme wie nach denrf Abk\u00fchlen vollkommen klar geblieben.\nWeniger leicht als diese Erscheinung war folgende aufzukl\u00e4ren, da\u00df Kohlenoxydh\u00e4moglobin, in gleicher Weise behandelt, zwar anfangs das Kohlenoxydh\u00e4mochromogenspektrum (vgl. Pregl, Diese Zeitschr, Bd. XLIV, S. 179) zeigte, da\u00df aber letzteres nach 2\u2014Sst\u00fcndigem Erhitzen sich in das typische H\u00e4mochromogenspektrum verwandelte.\n. Vorerst versuchte ich nachzuweisen, ob der hier erhaltene K\u00f6rper tats\u00e4chlich H\u00e4mochromogen resp. (nach Analogie der Zeyneksehen Versuche, H\u00e4mochromogen, und der Preglschen Versuche, Kohlenoxydh\u00e4mochromogen darzustellen, wobei Ammoniumverbindungen erhalten wurden) eine Alkaliverbindung des H\u00e4mochromogens sei.\nDie Versuche Donog\u00e0nys,2) H. U. Koberts3) und in letzter Zeit B\u00fcrkers4) haben ein krystallisiertes Einwirkungsprodukt von Pyridin auf Blutfarbstoff kennen gelehrt, welches Dr. Kalmus5) als eine Verbindung von Pyridin mit H\u00e4mochromogen charakterisiert hat.\nDieses krystallisierte Reaktionsprodukt lie\u00df sich durch\nl) Hoppe-Seyler, Lehrbuch der physiol. Chemie, S. 390, 393.\n*) Ref. Journ. f. Tierchemie, 1893, S. 126.\n3)\tZeitschrift f. angew. Mikroskopie, Bd. V, 1900.\n4)\tM\u00fcnchener med. Wochenschr., 1909, Nr. 3.\n5)\tFolgende Abhandlung.","page":206},{"file":"p0207.txt","language":"de","ocr_de":"207\n\u00dcber die Zersetzung des Blutfarbstoffs.\nZusatz von Pyridin aus den mit Lauge zerkochten Blutfarb-stofll\u00f6sungen in reichlichem Ma\u00dfe gewinnen, nach dem Absetzen der Krystalle war die \u00fcber ihnen stehende Fl\u00fcssigkeit in d\u00fcnner Schichte nur wenig rot gef\u00e4rbt, so da\u00df die Hauptmasse des Farbstoffes durch das Pyridin ausgef\u00e4llt war. Etwas vom Krystallbrei wurde mit der Mutterlauge herausgesaugt und in einer flachen Schale der Luft ausgesetzt. In sehr kurzer Zeit nahm die Fl\u00fcssigkeit die Farbe einer alkalischen H\u00e4matinl\u00f6sung an, w\u00e4hrend sich die Krystalle l\u00f6sten.\nMan mu\u00df bei dem Pyridinzusatz achthaben, nicht so viel Pyridin zu verwenden, da\u00df es in der etwa 10\u00b0/oigen Lauge ungel\u00f6st bleibt. In letzterem Falle scheidet sich das Pyridin \u00bb \u00fcber der Laugenschicht ab und l\u00f6st fast alles H\u00e4mochromogen auf, so da\u00df die Laugenschicht als nur hellrote Fl\u00fcssigkeit zur\u00fcckbleibt. In dem von mir verwendeten Laugengemisch l\u00f6sten sich etwa 2\u00b0/o Pyridin vollkommen auf, aber schon ein 1 \u00b0/oiger Pyridinzusatz gen\u00fcgte zur Durchf\u00fchrung der F\u00e4llung.\nDurch diese Reaktion scheint der Nachweis der H\u00e4mo-chromogenbildung erbracht zu sein.\n2. \u00dcber Kohlenoxydh\u00e4mochromogen.\nDie auffallende Reaktion, da\u00df Kohlenoxydh\u00e4moglobin beim Zerkochen mit Lauge unter Luftabschlu\u00df eine rote L\u00f6sung mit dem H\u00e4mochromogenspektrum gab, forderte dazu auf, die Bindung des Kohlenoxyds an H\u00e4mochromogen zu studieren. Pregl (1. c.) teilt dar\u00fcber nur mit, da\u00df das Kohlenoxyd aus Kohlenoxydh\u00e4mochromogen durch den Sauerstoff der Luft und durch Ferricyankalium verdr\u00e4ngt wird.1)\nIch habe mir zuerst H\u00e4mochromogenl\u00f6sungen durch Aufl\u00f6sen von H\u00e4matin in Ammoniak und Zusatz von Hydrazinhydrat in K\u00f6lbchen, wie sie v. Zeynek bei der H\u00e4mochro-mogendarstellung verwendet hat, bereitet; in diese L\u00f6sungen wurde unter gelindem Erw\u00e4rmen Kohlenoxydgas eingeleitet,\n\u2018) Nach Abschlu\u00df der Versuche fand ich in Thicrfelders physiol.-chem. Analyse, 8. Aufl., S. 353, die Bemerkung, da\u00df Kohlenoxydh\u00e4mochromogen beim Erhitzen im WasserstofTstrom Kohlenoxyd abspaltet.","page":207},{"file":"p0208.txt","language":"de","ocr_de":"208\nF. Bardachzi,\nbis die Luft vollkommen verdr\u00e4ngt war. Die beiden Zuleitungsr\u00f6hren des K\u00f6lbchens wurden dann zugeschmolzen, und die K\u00f6lbchen wurden so f\u00fcr die einzelnen Versuche aufbewahrt.\nDas Kohlenoxydgas war aus Oxals\u00e4ure mit Schwefels\u00e4ure bereitet, durch 2 Waschflaschen mit Lauge und durch Wasser gewaschen. Es wurde in einem gut schlie\u00dfenden Gasometer unter Druck aufbewahrt.\nEs ergab sich, da\u00df das Kohlenoxyd sowohl beim Kochen, \u2019als auch bei Zimmertemperatur im Vakuum, ferner beim Durchleiten von reinem WasserstofTgas vollkommen entweicht. Der zu den letzteren Versuchen verwendete Wasserstoff war elektrolytisch (nach Kunkel)1) gewonnen, \u00fcber gl\u00fchendes Kupfer, dann \u00fcber \u00c4tzkali geleitet, so da\u00df der Einwand, die Kohlenoxydabspaltung sei etwa durch Verunreinigungen, etwa durch einen geringen Luftgehalt des Wasserstoffs bewirkt, ausgeschlossen ist. Tats\u00e4chlich zeigten s\u00e4mtliche L\u00f6sungen nach den Versuchen das reine H\u00e4mochromogenspektrum.\nEs hat sich also aus diesen Versuchen ergeben, da\u00df ein bemerkenswerter Unterschied in der Kohlenoxydbindung zwischen dem Kohlenoxydh\u00e4mochromogen und dem Kohlenoxydh\u00e4moglo-. bin besteht, welcher nicht auf die gr\u00f6\u00dfere Verwandtschaft des ersteren zum Sauerstoff zu beziehen ist. Jeder, der die analogen Versuche mit Kohlenoxydh\u00e4moglobin ausgef\u00fchrt hat, wei\u00df, da\u00df eine Kohlenoxydh\u00e4moglobinl\u00f6sung das Kohlenoxyd weitaus resistenter gebunden enth\u00e4lt, da\u00df die Kohlenoxydabspaltung \u00e4u\u00dferst langsam vor sich geht, so da\u00df durch Durchleiten eines indifferenten Gases oder durch Evakuieren auch nach l\u00e4ngerer Zeit nur ein relativ kleiner Teil des Kohlenoxydh\u00e4moglobins zersetzt ist.\n3. Gasabspaltung bei der Koagulation von Blutfarbstoff.\nDas oben geschilderte differente Verhalten von Kohlenoxydh\u00e4mochromogen und Kohlenoxydh\u00e4moglobin legte es nahe, dahingehende Versuche durchzuf\u00fchren, ob bei einigen Koa-\n\u00bb Diese Zeitschrift, Bd. XLIV, S. 511.","page":208},{"file":"p0209.txt","language":"de","ocr_de":"I ber die Zersetzung des Blutfarbstoffs.\t209\ngulationsprozessen des Blutfarbstoffes die Verbindung der Farb-koraponente mit der Eiwei\u00dfkomponente zersetzt wird, wie seit Hoppe-Seyler vielfach angenommen wird. Eine Abspaltung der prosthetischen Gruppe bei der Koagulation m\u00fc\u00dfte das leichtere Freiwerden von Kohlenoxyd zur Folge haben. F\u00fcr solche Versuche erwies sich folgender Apparat als recht geeignet.\nIn den Kolben a, in dessen Hals das Rohr e dicht eingeschliffen ist, wird die abgemessene Menge der Blutfarbstoffl\u00f6sung eingef\u00fcllt; hierauf wird Quecksilber in den Kolben eingegossen, bis die Fl\u00fcssigkeit zum Rande des Kolbens reicht, dann wird unter Quecksilber umgest\u00fcrzt, der Glasschliff des Rohres e dicht eingesetzt und mit einem Kapillartrichter die Luft dr\u00e4ngt. Die Glasschliffe werden mittels der gezeichneten 4 Haken durch Bindfaden verl\u00e4\u00dflich fixiert. Das System wird dann auf die Bank eines entsprechend konstruierten Luftbades aus starkem Eisenblech gestellt. Das freie Ende von e wird mit dem T-Rohr f, dieses anderseits mit dem etwa 31 fassenden Evakuierkolben v und dem unter Quecksilber tauchenden Rohre g durch dichte Schl\u00e4uche verbunden. Die R\u00f6hren f und g wie die Rohrstrecke zum Hahne 2 inklusive der Bohrung des Hahnes 2 werden mit Quecksilber oder mit ausgekochtem destilliertem Wasser gef\u00fcllt. Hahn 2 wird geschlossen, der Quetschhahn 1 ge\u00f6ffnet. Das Evakuiergef\u00e4\u00df v wird mit einer Geislersehen Quecksilberpumpe in Verbindung gesetzt und ausgepumpt. Hierauf wird Hahn 3 geschlossen. Die Leitung g zum Gef\u00e4\u00dfe m ist eine Sicherheitsvorkehrung, um Explosionen bei pl\u00f6tzlicher starker Gas- oder Dampfentwicklung im Kolben a zu verh\u00fcten.\nCr; xui /W\nW\naus e vollst\u00e4ndig durch Quecksilber ver-","page":209},{"file":"p0210.txt","language":"de","ocr_de":"210\nE. Bardachzi,\nNun wird das Luftbad erw\u00e4rmt und am Thermometer t die erreichte Temperatur abgelesen. Es wurde bei den ersten Versuchen bis zum Beginne des Siedens erw\u00e4rmt, bei sp\u00e4teren wurde nur solange erhitzt, bis das Thermometer t 110\u2014115\u00b0 anzeigte, und auf dieser Temperatur wurde das System eine Stunde lang gehalten. Dann wurde m\u00f6glichst gleichzeitig Hahn 2 ge\u00f6ffnet und 1 geschlossen, wobei der ganze Inhalt des Kolbens a in das Gef\u00e4\u00df v herausschie\u00dft. Nun wurde die Quecksilberpumpe in Gang gesetzt und das entwickelte Gas aufgesammelt.\nVersuche.\n1. Verwendet wurde eine frisch bereitete Kohlenoxyd-j; h\u00e4moglobinl\u00f6sung, die aus Oxyh\u00e4moglobin vom Pferde dargestellt und bei einer Temperatur von etwa 10\u00b0 mit Kohlenoxyd ges\u00e4ttigt war. Eine Probe derselben gab nach 250f\u00e2cher Verd\u00fcnnung mit 1 \u00b0/oo Sodal\u00f6sung, spektrophotometrisch untersucht, in den von H\u00fcfner festgesetzten Spektralgegenden cp = 57,6\u00b0, <p' = 59,8\u00b0, was einer Konzentration von 0,07495 resp. 0,07538 \u00b0/o entspricht. Die ursp\u00fcngliche L\u00f6sung enth\u00e4lt demnach 18,8\u00b0/o Kohlenoxydh\u00e4moglobin.\n150 ccm dieser L\u00f6sung, entsprechend 28,2 g Kohlenoxydh\u00e4moglobin, wurden in der beschriebenen Weise erw\u00e4rmt; als das Thermometer 122\u00b0 zeigte, begann das Sieden im Kolben a, bei 128\u00b0 wurde es lebhaft; sofort wurde der Hahn 2 ge\u00f6ffnet und Hahn 1 geschlossen, hieraut das Gas in der beschriebenen Weise aufgefangen, und zwar \u00fcber 7\u00b0/oiger Natronlauge, um eine eventuelle Beimischung von Kohlens\u00e4ure von vornherein auszuschlie\u00dfen.\nEs wurden erhalten : korrigiertes Gasvolumen 45,6 Teilstriche, Temperatur 11,2\u00b0, Quecksilberdruck 641,7 mm; auf 0\u00b0 ^md 1000 mm Quecksilber reduziertes Gasvolumen = 28,11. Ein Teilstrich entspricht 0,2292 ccm, daher betr\u00e4gt das Gasvolumen bei 0\u00b0 und 760 mm Quecksilberdruck: 8,48 ccm. Die Analyse im Eudiometer ergab:","page":210},{"file":"p0211.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Zersetzung des Blutfarbstoffs.\n211\n\tKorr. Gasvolumen\tTem- peratur\t| Druck mm\t> Reduziertes | Volumen\n1. Urspr\u00fcngl. Gas . . . . 1\t108,4\t10,9\u00b0 j\t212,8\t22,18\n2. Plus Sauerstoff....\t212,2 |\t11,8\u00ab\t295,2\t00,05\n3.\tNach dem Verpuffen . 4.\tNach Zusatz von 7\u00b0/oiger\t188.0 | I\t. 12.2\u00b0\t272,7\t49,07\nNatronlauge\t\t117,(5\t|\t12,2\u00b0\t244,4 !\t\u2022 27,51\nDaraus berechnet sich f\u00fcr das urspr\u00fcngliche Gasvolumen von 22,18 eine Kontraktion von 10,98, eine Laugenabsorption von 21,56. Darnach bestand das untersuchte Gas aus fast reinem Kohlenoxyd (97,2\u00b0/o). Die Menge des Kohlenoxyds betr\u00e4gt demnach, in Kubikzentimetern auf 0\u00b0 und 760 mm Druck berechnet, 8,24 ccm.\nZur genauen Berechnung des Resultates m\u00fc\u00dfte der Absorptionskoeffizient der L\u00f6sung f\u00fcr Kohlenoxyd bekannt sein. Winkler1) hat den Absorptionskoeffizienten wohl f\u00fcr reines Wasser ermittelt. Bei der Temperatur von 10\u00b0 fand er u = 0,02816. H\u00fcfner5*) zeigte, da\u00df der Absorptionskoeffizient in Blutfarbstoffl\u00f6sungen betr\u00e4chtlich kleiner ist; aus den in seinen Abhandlungen gegebenen Daten w\u00fcrde er sich f\u00fcr den vorliegenden Fall auf etwa 0,019 berechnen. Allerdings kann der so berechnete Wert nur zur ungef\u00e4hren Orientierung angenommen werden. Darnach w\u00fcrden 2,8 ccm Kohlenoxyd von der Blutfarbstoffl\u00f6sung absorbiert, 5,44 ccm Kohlenoxyd abgespalten sein, d. i. ungef\u00e4hr 14\u00b0/o des gebundenen Kohlenoxyds, da 28,2 g Kohlenoxydh\u00e4moglobin 37,8 ccm gebundenes Kohlenoxyd von 0\u00b0 und 760 mm Quecksilberdruck enthalten sollen.\nNach H\u00fcfner berechnet sich f\u00fcr einen Kohlenoxyddruck \u20140,5 mm Hg eine Abspaltung von ca. 13\u00b0/o Kohlenoxyd aus Kohlenoxydh\u00e4moglobin.\nDie entstandenen Coagula hatten eine sch\u00f6n rote Farbe und zeigten vor dem Spektroskope das Spektrum des Kohlenoxydh\u00e4moglobins, keinesfalls jenes des H\u00e4mochromogens.\nEs ergibt also dieser Versuch, da\u00df durch die Hitzekoa-\n\u2018) Berl. Ber., Bd. XXXIV, S. 1408.\n*) Arch. f. (Anat. u.) Physiologie, 1894, S. 171 ; 1895. S. 211.","page":211},{"file":"p0212.txt","language":"de","ocr_de":"212\nF. Bardachzi.\ngulation keine Abspaltung des prosthetischen H\u00e4mochromogen-komplexes aus dem H\u00e4moglobinmolek\u00fcl erfolgt.\n2. Zur Kontrolle wurde Kohlenoxydh\u00e4moglobin mit so viel konzentrierter Lauge versetzt, da\u00df. das Gemisch etwa 8\u00b0,o enthielt. Verwendet wurden 150 ccm Kohlenoxydh\u00e4moglobinl\u00f6sung, die wie bei Versuch 1 bereitet und bei 19,6\u00b0 mit Kohlenoxyd ges\u00e4ttigt war. Eine Probe dieser L\u00f6sung, auf das 200fache mit 0,1 \u00b0/o iger Natriumcarbonatl\u00f6sung verd\u00fcnnt, gab bei spektrophotometrischer Untersuchung cp = 56,1\", cp' = 58,3\u00b0, woraus sich die Konzentration zu 0,7013 resp. 0,7059\u00b0lot> berechnet; daher enth\u00e4lt die urspr\u00fcngliche L\u00f6sung 14,08\u00b0/o Kohlenoxydh\u00e4moglobin, die verwendeten 150 ccm enthalten 21,1 g.\nZu dieser L\u00f6sung werden unter Quecksilber 42 ccm einer etwa 37\u00b0/oigen Kalilauge zugef\u00fcgt, so da\u00df die Mischung etwra 8\u00b0/o Kaliumhydroxyd enthielt. Das beim Erhitzen gewonnene Gas werde \u00fcber Lauge aufgefangen und dann in ein Absorptionsrohr \u00fcbergef\u00fcllt, in welchem es bei Wassertension gemessen werde.\nEs werden erhalten 25,22 ccm Gas von 0\u00b0 und 760 mm Quecksilberdruck.\nKorr. Vol'. ~ 126,0; Temp. == 13,8\u00b0; red. Druck = 692,0 mm; ein Teilstrich = 0,231 ccm.\nDie Analyse des Gases ergab:\n\tKorr. Gasvolumen\tTem- peratur\tDruck mm\tReduziertes Volumen\n1. Gas, feuclil\t1\t159,8\t12,5\u00b0\t183,7\t28,07\n2. Plus Sauerstoff . . . . - i\t329,8\t12,5\u00b0\t355,2\t112,02\n3. Nach der Verpuffung .\t309,7\t1 12,10\t335,5\t99,50\n4. .Nach der Ahs.mit7\u00b0/oiger 'Natronlauge\t\t233,6\t12.3\"\t333,0\t74,44\nEs enth\u00e4lt demnach das Gas 89,24 \u00b0/o Kohlenoxyd. Im ganzen werden also erhalten 22,51 ccm Kohlenoxyd von 0\u00b0 und 760 mm Quecksilberdruck.\n21,1 g Kohlenoxydh\u00e4moglobin sollten 21,1 X 1,34 ccm Kohlenoxyd gebunden enthalten = 28,27 ccm. Der Absorptions-","page":212},{"file":"p0213.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Zersetzung des Blutfarbstoffs.\t213\nkoeffizient betr\u00e4gt ann\u00e4hernd (nach H\u00fcfner berechnet) 0,01286 bei 19,6\u00b0 (0,02337\u20140,01051). Die in 150 ccm absorbierte Kohlenoxydmenge betr\u00fcge also ann\u00e4hernd 1,93 ccm Kohlenoxyd von 0\u00b0 und 760 mm Quecksilberdruck, in Summe waren demnach 30,2 ccm Kohlenoxyd zu erwarten.\nIn Anbetracht der Schwierigkeiten solcher Versuche wie der mannigfaltigen Fehlerquellen auch f\u00fcr die der Rerechnung zugrunde gelegten Daten d\u00fcrfte dieses Resultat zur Orientierung gen\u00fcgen.\n3. Es sollte der Einflu\u00df kleiner Mengen von S\u00e4uren bei der Hitzekoagulation studiert werden.\nVerwendet wurden 100 ccm einer Kohlenoxydh\u00e4moglobinl\u00f6sung, die nach lOOfacher Verd\u00fcnnung mit 0,l\u00b0/oiger Sodal\u00f6sung bei spektrophotometrischer Untersuchung cp = 69,9\u00b0, cp' = 71,9\u00b0 gegeben hat. Die Konzentration der verd\u00fcnnten L\u00f6sung betr\u00e4gt demnach 1,288 resp. 1,282 \u00b0loo, die urspr\u00fcngliche L\u00f6sung enth\u00e4lt 12,85 \u00b0/o. Zu dieser wurden unter Quecksilber 2 ccm 10\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure gegeben, so da\u00df die Gesamtfl\u00fcssigkeit etwa 2\u00b0/oo HCl enthielt.\nDie abgespaltene Gasmenge betrug bei 0\u00b0 und 760 mm Quecksilberdruck 7,66 ccm.\nKorr. Vol. = 48,4; Temp. \u2014 14,2\u00b0; red. Druck = 537,6 mm; red. Vol. \u2014 24,73 Teilstriche, 1 Teilstrich = 0,2352 ccm.\nDie Analyse des Gases ergab folgende Werte:\n1\tKorr. Gasvolumen\tTem- peratur\t! Druck ! mm\tReduziertes Volumen\nUrspr\u00fcngl. Gas\t\t108,6\t14,2\u00ab\t1 160,6\t16,58\n-j- Sauerstoff\t\t200,0\t11,2\u00ae\t274,1\ti\t52,66\nNach der Verpuffung . .\t182,0\t11,4\u00ae\t257,3\t44,95\nNach der Abs. mit 7\u00b0/oiger Natronlauge\t\t122,3\t11,9\u00ab\ti 253,4\t.29,70\nAlso urspr\u00fcngliches Gas 16,58 Volumen, Kontraktion 7,71, Absorption 15,25, woraus sich 92\u00b0/o Kohlenoxyd berechnen. Im ganzen sind also frei geworden: 7,04 Kohlenoxyd von 0\u00b0 und 760 mm Quecksilberdruck, w\u00e4hrend als Gesamtmenge des Kohlenoxyds sich 17,22 gebundenes Kohlenoxyd und 2,17 bei\nHoppe-Seyler's Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXX.\t15","page":213},{"file":"p0214.txt","language":"de","ocr_de":"214\nF. Baidachzi,\n10\u00b0 absorbiertes, in Summe 19,39 ccm Kohlenoxyd sich berechnen.\nDie Koagula halten eine rote Farbe; in Lauge bei Luftabschlu\u00df gel\u00f6st, zeigten sie vor dem Spektroskope ein unscharfes Spektrum, einen schwachen Streifen im Rot, im Gr\u00fcnen zwei Streifen, der gegen das rote Ende des Spektrums liegende war schw\u00e4cher, der andere Streifen weitaus st\u00e4rker. In der von den koagulierten Massen abfiltrierten schwach sauren Fl\u00fcssigkeit war eine geringe Menge von Eisen nachweisbar.\nWenngleich die Hauptmenge des gebundenen Kohlenoxyds in einer unter den Versuchsbedingungen nicht auspumpbaren Form \u00fcbrig geblieben war, so hatte sich doch eine gr\u00f6\u00dfere Kohlenoxydabspaltung bei diesem Versuch ergeben, als bei Versuch 1.\nUm \u00fcber die Natur des Reaktiohsproduktes Aufschlu\u00df zu gewinnen, m\u00fcssen aber erst noch weitere Versuche mit steigenden S\u00e4uremengen ausgef\u00fchrt werden.\n4. Eine gr\u00f6\u00dfere Menge Kohlenoxydh\u00e4moglobinl\u00f6sung wurde mit Gerbs\u00e4ure gef\u00e4llt und unter leichtem Erw\u00e4rmen evakuiert. Die Koagula waren sch\u00f6n rot, zeigten das typische Kohlenoxydh\u00e4moglobinspektrum, und auch nachdem ein Teil der Massen zur Trockene gebracht worden war, keine Spur des H\u00e4mo-chromogens.pektrums. Die gewonnene Gasmenge war gering, sie wurde nicht analysiert.\nWenn auch eine Erweiterung dieser Versuche zur Feststellung genauerer Zahlenwerte w\u00fcnschenswert ist, so d\u00fcrfte aus den vorliegenden Versuchen doch hervorgehen, da\u00df bei den angef\u00fchrten Koagulationsvorg\u00e4ngen eine Spaltung des Kohlenoxydh\u00e4moglobins in Kohlenoxydh\u00e4mochromogen resp. H\u00e4mo-chromogen und Globin nicht eintritt. Es ist wohl von vornherein anzunehmen, da\u00df auch die \u00fcbrigen bekannten Verbindungen von RlutfarbstotT mit Gasen sich in dieser Hinsicht nicht anders verhalten. Zwei Versuche, die ich mit Oxyh\u00e4moglobin analog den oben beschriebenen Versuchen ausgef\u00fchrt habe, ergaben, da\u00df durch Auspumpen kein Sauerstoff frei wurde; bei einem Versuche, bei welchem zur Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sung 0,2 \u00b0,o Salzs\u00e4ure hinzugef\u00fcgt worden war, wurden sehr geringe","page":214},{"file":"p0215.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Zersetzung des Blutfarbstoffs.\n215\nMengen von Sauerstoff erhalten. Auf diese Versuche mag hier nicht n\u00e4her cingegangen werden. Sie sollen, wie die Versuche \u00fcber die Einwirkung gr\u00f6\u00dferer S\u00e4uremengen auf Kohlenoxydh\u00e4moglobin bei der Koagulation, noch wiederholt und dahin ausgedehnt werden, wieviel durch Ferricyankalium abspallharer Sauerstoff aus koaguliertem Oxyh\u00e4moglobin, Parh\u00e4moglobin usw. zu gewinnen ist.\nDer gegenw\u00e4rtig verbreiteten Annahme, da\u00df bei der Hitzekoagulation eine Spaltung von Blutfarbstoff in die Eiwei\u00dfkoniponente und den eigentlichen FarbstoiTkomplex erfolge, liegt anscheinend die folgende \u00c4u\u00dferung Hoppe-Seylers zugrunde (lloppe-Seylers Lehrbuch, S. 391). \u00abBeim Erhitzen\" einer neutralen H\u00e4moglobinl\u00f6sung auf 100\u00b0 entsteht ein sch\u00f6n roter Niederschlag und eine gleichfalls sch\u00f6n rote Fl\u00fcssigkeit. Der Niederschlag enth\u00e4lt koagulierten Albuminstoll', sowohl Niederschlag als L\u00f6sung enthalten H\u00e4mochromogen. >\n\u00dcber die Versuche, welche diese Erfahrung ergeben haben, konnte ich nichts in der Literatur finden, au\u00dfer einer Mitteilung in einer aus Hoppe-Seylers Institut hervorgegangenen Arbeit\nL.\tLevys \u00fcber die Farbstoffe in den Muskeln. (Diese Zeitsehr., Bd. XIII, S. 320.) Daselbst wird beschrieben, da\u00df Hoppe-Seyler H\u00e4moglobinl\u00f6sungen von verschiedener Konzentration in zugeschmolzenen R\u00f6hren faulen lie\u00df, bis zur vollst\u00e4ndigen Reduktion des Oxyh\u00e4moglobins, dann im Wasserbade auf 100\u00b0 erw\u00e4rmte. Es liegt die Vermutung nahe, da\u00df die Abspaltung des H\u00e4mochromogens bei diesen Versuchen doch durch die alkalischen F\u00e4ulnisprodukte, Ammoniak u. dgl. bewirkt sei.\nAuch in bezug auf eine bei Nencki ausgef\u00fchrte Arbeit\nM.\tLebensbaums1) scheint die Weiterf\u00fchrung unserer Versuche von Wichtigkeit. Lebensbaum kommt zu dem Resultat, da\u00df bei der S\u00e4urespaltung des Blutfarbstoffs in einer Sauerstoffatmosph\u00e4re ann\u00e4hernd ein Gewichtsprozent Sauerstoff absorbiert werde. Er hat drei Versuche ausgef\u00fchrt, die allerdings einigerma\u00dfen gro\u00dfe Differenzen ergeben, und die extremen Werte sind 0,84 einerseits, 1,15 Gewichtsprozente anderseits.\n') Monatsh. f. Chem., Bd. VIII, S. 1H5, Nencki, op. omn., II, 42.","page":215},{"file":"p0216.txt","language":"de","ocr_de":"216 F. Bardachzi, \u00dcber die Zersetzung des Blutfarbstoffs.\nSchlie\u00dflich fehlt \u00fcber die bei der Wirkung verd\u00fcnnter S\u00e4uren entstehenden Abbauprodukte aus Blutfarbstoff gegenw\u00e4rtig noch jede genauere Erfahrung. Ein Studium derselben w\u00e4re auch mit R\u00fccksicht auf die Versuche zur Synthese von Blutfarbstoff aus H\u00e4mochromogen und Eiwei\u00df von Interesse, (legenw\u00e4rtig ist nur sichergestellt, in erster Linie durch Lothar Meyer,1) da\u00df durch den S\u00e4urezusatz zu Blut die Menge des auspumpbaren Sauerstoffs abnimmt.\nDiese Hinweise d\u00fcrften erkl\u00e4ren, da\u00df wir hier unfertige Versuche mitteilen, um ungest\u00f6rt in dem angegebenen Sinne weiter arbeiten zu k\u00f4nn\u00e9n.\n>) Die Gase des Blutes, Inaug.-Diss., 1857, G\u00fcttingen ; vgl. v. Zeynek, Arch. f. (Anat. u.) Physiol., 1899, S. 489.","page":216}],"identifier":"lit19149","issued":"1910-11","language":"de","pages":"205-216","startpages":"205","title":"Einige Erfahrungen \u00fcber die Zersetzung des Blutfarbstoffs","type":"Journal Article","volume":"70"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:10:31.452223+00:00"}