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{"created":"2022-01-31T14:58:23.509227+00:00","id":"lit19160","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Oswald, Adolf","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 70: 310-313","fulltext":[{"file":"p0310.txt","language":"de","ocr_de":"Gewinnung von 3,-5-Dijodtyrosin aus Jodeiwei\u00df.\nVon\nAdolf Oswald.\n(Aus dem agrikultur-chemischen Laboratorium des Eidgen\u00f6ssischen Polytechnikums\nin Z\u00fcrich.)\n(Der Redaktion zugegangen am 4. Dezember 1910.)\nSchon im Jahre 1900 hatte ich1) gezeigt, da\u00df sich durch Anwendung des Drechselschen Verfahrens auf das k\u00fcnstlich jodierte Eiwei\u00df, wie auch auf das Jodthyreoglobulin, Spaltprodukte erhalten lie\u00dfen, die viel Jod in organischer Bindung enthielten. Mein Augenmerk war damals haupts\u00e4chlich auf das Schilddr\u00fcseneiwei\u00df gerichtet. Die Ausbeuten waren jedoch au\u00dferordentlich gering und nicht ann\u00e4hernd mit der Ausbeute Drechsels aus Gorgonin vergleichbar. Als ich sp\u00e4ter zur Aufkl\u00e4rung dieses Verhaltens das Jod bei den verschiedenen Manipulationen quantitativ verfolgte, stellte sich heraus, da\u00df der gr\u00f6\u00dfte Teil desselben abgespalten wird. Um eine schonen-dere Methode anzuwenden, nahm ich deshalb Abstand von der Barytspaltung und griff zu der Trypsinverdauung. Diese zeitigte das \u00fcberraschende Resultat, da\u00df sowohl aus dem Jodthyreoglobulin wie dem k\u00fcnstlich jodierten Eiwei\u00df und selbst dem Gorgonin aus den Spaltk\u00f6rpern so gut wie alles Jod als Jodwasserstoff losgetrennt wird.2) Da von diesem Spaltungsmodus keine weitere Hilfe zu erwarten war, kam ich wieder zur Barytspaltung zur\u00fcck, welche mir ja, wenn auch nur in \u00e4u\u00dferst sp\u00e4rlichen Mengen jodhaltige Zersetzungsprodukte gegeben hatte.\nl) \u00dcber die chemische Beschaffenheit und die Funktion der Schilddr\u00fcse. Habilitationsschrift, Z\u00fcrich (1900), S. 51. Vgl. auch: \u00dcber jodierte Spaltungsprodukte des Eiwei\u00dfes. Hofmeisters Beitr\u00e4ge, Bd. Ill, S. 397 (1903).\n*) Archiv f. exp. Pathol, u. Pharm., Bd. LX, S. 115 (1908) und ibid.. Bd. LXIII, S. 203 (1910).","page":310},{"file":"p0311.txt","language":"de","ocr_de":"Gewinnung von Dijodtyrosin aus Jodeiwei\u00df.\t311\nIch \u00e4nderte das fr\u00fchere Verfahren dadurch ab, da\u00df ich die Siedezeit wesentlich k\u00fcrzte, und ging au\u00dferdem von gr\u00f6\u00dferen Materialmengen aus.\nDa die Herstellung des Jodthyreoglobulins ziemlich zeitraubend ist, wandte ich mich zun\u00e4chst k\u00fcnstlich jodiertem Eiwei\u00df zu und w\u00e4hlte eine schon l\u00e4ngere Zeit in meinem Besitze befindliche Probe von Jodalbacid, einem k\u00e4uflichen Jodeiwei\u00dfpr\u00e4parat.\nIm folgenden berichte ich \u00fcber diese Versuche, die insofern zu einem gewissen Abschlu\u00df gef\u00fchrt haben, als es mir gelungen ist, aus dem Spaltungsgemisch 3,-5-Dijodtvrosin zu isolieren. Die Untersuchungen gestalten sich folgenderma\u00dfen:\n100 g Jodalbacid wurden 18 Stunden in 800 ccm Wasser, dem 200 g reiner \u00c4tzbarvt zugesetzt worden war, in schwachem Sieden erhalten. Nach dieser Zeit war die Biuretreaktion verschwunden. Nach dem Abk\u00fchlen wurde von einem sandigen Bodensatz, der zum gr\u00f6\u00dften Teil aus Carbonaten bestand, ab-filtriert. Das klare gelbbraune Filtrat wurde auf dem Wasserbade eingeengt und von dem beim Abk\u00fchlen auskrystallisieren-den \u00c4tzbaryt abgesaugt. Alsdann wurde es der freiwilligen Verdunstung \u00fcberlassen, wobei es beim Eindicken auf der Oberfl\u00e4che ein wie ein Schimmelrasen aussehendes Filz werk mikroskopischer Nadeln absetzte. Da die Krvstalle sich von dem dicken Sirup nicht trennen lie\u00dfen und ihre Menge auch eine relativ geringe, jedenfalls f\u00fcr eine Elementaranalyse nicht hinreichende war, wurde auf ihre Gewinnung verzichtet und der Sirup wieder in Wasser aufgenommen. Um \u00fcber die Form des darin befindlichen Jods orientiert zu sein, wurde in einem aliquoten Teil das anorganische und das organische Jod bestimmt.\nZu diesem Zwecke wurde in 10 ccm das Gesamtjod bestimmt. Es fanden sich darin 0,0488 g. In weiteren 12 ccm wurde das organische Jod bestimmt, nach dem Modus, den ich bei fr\u00fcheren Gelegenheiten schon angewendet habe. *) Es ergab sich f\u00fcr 10 ccm der L\u00f6sung 0,0253 g Jod. Somit waren\n\u2018) Arch. f. exp. Path. u. Pharm., Bd. LXIII, S. 263 (1910).","page":311},{"file":"p0312.txt","language":"de","ocr_de":"312\nAdolf Oswald\n48,17 \u00b0/o Jod als Jodwasserstoff abgespalten worden und 51,83\u00b0/o befanden sich in organischer Bindung.\nAnalytische Daten: Die Jodbestimmung geschah nach Fresenius.\nEs wurden f\u00fcr 10 ccm der Fl\u00fcssigkeit 52,8 ccm einer Thiosulfatl\u00f6sung verbraucht, von welcher 1 ccm 0,0009333 g Jod entsprach, was 0.0488 g Jod gleichkommt. 12 weitere Kubikzentimeter der L\u00f6sung wurden mit ausgekochter konzentrierter Salpeters\u00e4ure und Silbernitratl\u00f6sung bis auf ein Gesamtvolumen von 18,1 ccm versetzt. Das Jodsilber wurde abfiltriert, im Filtrat das \u00fcbersch\u00fcssige Silber mit Schwefelwasserstoff entfernt und in 14 ccm des Filtrats das Jod (= organisch gebundenes Jod) bestimjnt. Es wurden 25,2 ccm der Thiosulfatl\u00f6sung verbraucht. Bei Ber\u00fccksichtigung des Verd\u00fcnnungsfaktors 18,1 : 12 und des Verh\u00e4ltnisses 14 : 18,1 entspricht dies 27,14 ccm Thiosulfatl\u00f6sung f\u00fcr 10 ccm der urspr\u00fcnglichen L\u00f6sung = 0,0253 g Jod (= organisch gebundenes Jod). Verh\u00e4ltnis des organisch gebundenen zum Gesamtjod = 51,83 \u00b0/o.\nDie L\u00f6sung wurde mit Wasser auf ca. IV'2 Liter gebracht, alsdann mit ausgekochter verd\u00fcnnter Salpeters\u00e4ure bis zur deutlich sauren Reaktion versetzt und danach Silbernitratl\u00f6sung hinzugef\u00fcgt und das ausgeschiedene Jodsilber auf der Nutsche abgesaugt. Das saure Filtrat versetzte ich weiterhin mit Silbernitratl\u00f6sung und machte es mit Ammoniak schwach alkalisch. Dabei schied sich ein wei\u00dfer flockiger Niederschlag ab, der auf einer Nutsche gesammelt wurde. Im Filtrat war nur eine geringe Menge Jod nachweisbar. Der Niederschlag wurde mit Wasser verrieben und das Silber mit Schwefelwasserstoff gef\u00e4llt. Das klare gelbe Filtrat engte ich auf dem Wasserbad bei gelinder W\u00e4rme ein und befreite es von geringen in L\u00f6sung gebliebenen Mengen Baryt durch vorsichtigen Zusatz von Schwefels\u00e4ure. Beim Eindunsten zeigte sich eine undeutliche Krystallisation, d. h. es schieden sich am Boden und den W\u00e4nden des Gef\u00e4\u00dfes Massen von ausgesprochenem Lichtbrechungsverm\u00f6gen aus, die jedoch unter dem Mikroskop keine deutliche Krystallform erkennen lie\u00dfen. Da die L\u00f6sung mit Phosphorwolframs\u00e4ure einen \u00fcppigen Niederschlag gab, wurde zur weiteren Reinigung eine F\u00e4llung mit diesem Reagens vorgenommen, nach Ans\u00e4uerung mit Schwefels\u00e4ure bis zu 10\u00b0/0. Der abgenutschte Niederschlag sowie das Filtrat wurden beide mit \u00c4tzbaryt zerlegt und der \u00fcbersch\u00fcssige Baryt mit Kohlens\u00e4ure","page":312},{"file":"p0313.txt","language":"de","ocr_de":"Gewinnung von Dijodtyrosin aus Jodeiwei\u00df.\n313\nentfernt. Sowohl die Fraktion aus dem Phosphorwolfraras\u00e4ure-niederschlag wie die aus dem Filtrat erwies sich als reich an organisch gebundenem Jod (erkenntlich daran, da\u00df auf Zusatz von konzentrierter Salpeters\u00e4ure Chloroform sich violett f\u00e4rbte). Beide L\u00f6sungen wurden auf dem Wasserbad bei gelinder W\u00e4rme eingeengt und dann von den letzten Spuren in L\u00f6sung gebliebenen Baryts vorsichtig mit Schwefels\u00e4ure befreit. Da beim Abfiltrieren die Filter sich schwach violett f\u00e4rbten, was auf eine Abspaltung geringer Mengen Jod hinwies, wurden die L\u00f6sungen nochmals mit Silbernitrat versetzt, mit ausgekochter verd\u00fcnnter Salpeters\u00e4ure anges\u00e4uert und von einem geringen Niederschlag von Jodsilber getrennt, darauf die Filtrate mit verd\u00fcnntem Ammoniak schwach alkalisch gemacht. Die \u00fcppigen schneewei\u00dfen Niederschl\u00e4ge wurden mit Wasser verrieben und das Silber mit Schwefelwasserstoff entfernt. Aus der dem Phosphorwolframs\u00e4ureniederschlag entstammenden Fraktion schieden sich nach wenigen Stunden wei\u00dfe kugelf\u00f6rmige Gebilde ab, die sich unter dem Mikroskop als aus dicken, zugespitzten Nadeln bestehend erwiesen. Sie wurden abfiltriert, mit 96\u00b0/oigem Alkohol gewaschen, in dem sie sich nicht l\u00f6sten, und in verd\u00fcnntem Ammoniak gel\u00f6st. Beim schwachen Ans\u00e4uern mit Essigs\u00e4ure schieden sich nach wenigen Minuten kleine, an beiden Enden zugespitzte Pl\u00e4ttchen aus. Die Ausbeute betrug 0,4 g.\nDie -schneewei\u00dfen Krystalle schmolzen unter lebhaftem Aufsch\u00e4umen bei 203\u00b0 (unkorr.). Ihr Jodgehalt betrug 58,58\u00b0/o.\n0,0771 g Substanz ergaben 0.0836 g AgJ = 0,04517 g J = 58,58 \u00b0/o J.\nBerechnet f\u00fcr CjHjOjNJ,: 58,66 \u00b0/o.\nNach Krystallform, L\u00f6sungsverh\u00e4ltnissen, Schmelzpunkt und Jodgehalt unterliegt es keinem Zweifel, da\u00df wir es mit 3,-5-Dijodtyrosin zu tun haben.\nDurch den Nachweis von Dijodtyrosin unter den Spaltprodukten des Jodeiwei\u00dfes ist die schon lange schwebende Frage nach den jodbindenden Gruppen des Eiwei\u00dfes nach einer Richtung hin zum Abschlu\u00df gekommen.\nZ\u00fcrich, November 1910.","page":313}],"identifier":"lit19160","issued":"1910-11","language":"de","pages":"310-313","startpages":"310","title":"Gewinnung von 3,-5-Dijodtyrosin aus Jodeiwei\u00df","type":"Journal Article","volume":"70"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:58:23.509233+00:00"}