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{"created":"2022-01-31T15:12:37.703161+00:00","id":"lit19218","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Vinzenz, Arnold","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 71: 1-6","fulltext":[{"file":"p0001.txt","language":"de","ocr_de":"Die Uroroseinfarbstofe des Harnes.\nVon\nVinzenz Arnold.\nj\t'.\t-\t-\t\u2022\t;\nAu> der Abteilung f\u00fcr Infektionskrankheiten ties allgem. Krankenhauses /u* Lemberg;, \u00bbOer Hedaktion zugegangen am li). Dezember 1010.)\nVor einem Jahre habe ich in dieser Zeitschrift1) meine\nBeobachtungen \u00fcber das Nephrorosein, einen \u00fcroroseinfarb->toff gewisser pathologischer Harne, mitgeteilt. Das Nephro-tosein unterscheidet sich durch seine mattrote F\u00e4rbung und\n'(\u2022in spektrales Verhalten (ein Band zwischen b und F, ent-i\u00bbrechend X 517 \u2014 X 500) von dem normalen \u00dcrorosein, welches in verd\u00fcnnter Losung sch\u00f6n rosarot erscheint und durch ein Absorptionsband zwischen D und E (\\ 565 \u2014 \\ 510) charakterisiert ist. Das Nephrorosein ist wie das \u00fcrorosein unl\u00f6slich tu \u00c4ther und Chloroform, l\u00f6slich in Amylalkohol: wie das Uro-t osein wird es durch Alkalizusatz sogleich entf\u00e4rbt ; durch S\u00e4ure-/usatz wird die urspr\u00fcngliche rote Farbe wieder hergestellt.\nIm Harn von Gesunden wurde dieser UroroseinfarbstofT niemals nachgewiesen. Nur selten wurde es jedoch im Harn von Scharlachrekonvaleszenten (von der. dritten Woche am vermi\u00dft. Es tritt hier meist zugleich mit dem \u00fcrorosein auf. '0 da\u00df man bei spektroskopischer Untersuchung eines amvl-\nalkokolischen Extraktes des untersuchten Harnes ein aus zwei B\u00e4ndern bestehendes Spektrum erh\u00e4lt. F\u00e4llt in diese Zeit der Eintritt einer schweren Nierenentz\u00fcndung, so verschwindet das Nephrorosein, wie auch das \u00fcrorosein aus dem Harn. Man findet jedoch ziemlich oft diesen Farbstoff im Harn bei chronischer Nephritis leichteren oder mittleren Grades, auch wenn \u2022liese Erkrankung nicht mit Scharlach urs\u00e4chlich zusammen-\n\u2018) Bd, LXI, H. a.\nHoppe-Seyler's Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXI.\nI","page":1},{"file":"p0002.txt","language":"de","ocr_de":"Vinzenz Arnold,\n\u2022)\nM\nh\u00e4ngt. Auch hei chronisch verlaufender Tuberkulose wurde das Auftreten von Nephrorosein nicht selten beobachtet. Es wurde auch gelegentlich nach Ablauf anderer Infektionskrankheiten beobachtet, z. B. nach Flecktyphus und relativ h\u00e4ufig nach Kotlauf. Das Band war jedoch in diesen F\u00e4llen schwach entwickelt und nur durch kurze Zeit nachweisbar. Bei Abdominaltyphus wurde das Nephrorosein im akuten Stadium der Krankheit, ebenso wie das Urorosein vermi\u00dft: im Beginn der Rekonvaleszenz tritt zuweilen w\u00e4hrend meist nur kurzer Zeit eine vermehrte Ausscheidung von Urorosein ein; das Nephro-roseinband wurde jedoch fast niemals gesehen. Am regelm\u00e4\u00dfigsten beobachtet man diesen Farbstoff jedenfalls bei Scharlach: man wird daher auch vielleicht aus dem Auftreten desselben. falls der Farbstoff durch l\u00e4ngere Zeit nachweisbar ist und andere zu Nephroroseinurie f\u00fchrende Momente, besonders Tuberkulose, ausgeschlossen werden k\u00f6nnen, ex post auf eine vorausgegangene Scharlacherkrankung schlie\u00dfen d\u00fcrfen. In einigen F\u00e4llen habe ich wenigstens diesen Schlu\u00df best\u00e4tigt gefunden.\nL\u00e4\u00dft man eine amylalkoholische Nephroroseinl\u00f6sung stehen, so beobachtet man, da\u00df das Absorptionsband desselben, besonders rasch in direktem Sonnenlicht, allm\u00e4hlich an Intensit\u00e4t abnimmt und endlich ganz verschwindet, w\u00e4hrend gleichzeitig ein neu aufgetretenes Band, welches mit seinem rechten Rand an die E-Linie heranreicht, an Intensit\u00e4t zunimmt. Man sieht dieses Band (welches seiner Lage nach X 548 \u2014 X 527 entspricht i zuweilen auch selbst\u00e4ndig auftreten, d. h. ohne da\u00df ein Nephro-roseinband vorher beobachtet worden w\u00e4re, oder es tritt zugleich mit einem Nephroroseinband auf: es nimmt dann allm\u00e4hlich an Intensit\u00e4t zu, w\u00e4hrend das Band des Nephroroseins gleichzeitig an Intensit\u00e4t abnimmt.\nDieses \u00df-Urorosein tritt unter den gleichen Verh\u00e4ltnissen im Harn auf, wie das Nephrorosein, auch wenn es nicht aus demselben hervorgegangen ist. Das Absorptionsband des \u00df-Uro-roseins unterliegt einer weiteren Ver\u00e4nderung nicht mehr, auch wenn die amylalkoholische L\u00f6sung des Farbstoffes wochenlang aufbewahrt wird. Niemals wird ein \u00dcbergang dieses Absorp-","page":2},{"file":"p0003.txt","language":"de","ocr_de":"Die Uioioseinfarbsiuf\u00efe des Harnes.\tH\ntionsbandes oder des Nephroroseinbandes in das Absorptionsband des normalen Uroroseins beobachtet.\nAuch das normale oder . u-Urorosein zeigt das gleiche Verhalten wie ,\n4\ndas Nephro-lusein; das Absorptionsband desset-^ ben verschiebt sich ebenfalls \u2014 besonders rasch in di-\n1. Spektrum des normalen oder \u00ab-Uroroseins. 2. des \u00df-l rorosem-3. des Nephroroseins.\ni ektem Sonnenlicht \u2014 gegen das rote Spektralende zu. so dali der vordere Rand desselben X 578 entspricht. Auch dieses nach links verschobene Band ver\u00e4ndert sich bei weiterem Stehen der L\u00f6sung nicht mehr. Da die Absorptionsb\u00e4nder des normalen und des \u00df-Uroroseins sich teilweise decken, so m\u00fcssen bei gleichzeitigem Vorkommen beider Farbstoffe auch Kombinations-Spektra derselben zur Beobachtung kommen. Das Verhalten eines solchen Bandes kann verschieden sein, je nach der relativen Menge der einzelnen Bestandteile desselben. Zuweilen sieht man das einheitliche Band beim Stehenlassen der L\u00f6sung >ich in 2 B\u00e4nder teilen.\nAlle diese Angaben beziehen sich auf amylalkoholische Ausz\u00fcge: der Harn wurde mit konzentrierter Salzs\u00e4ure und einem Tropfen einer l\u00b0/oigen Natriumnitritl\u00f6sung versetzl und dann mit Amylalkohol ausgesch\u00fcttelt.\nDie Uroroseinausscheidung ist durch mehrere Umst\u00e4nde bedingt, welche sich gegenseitig in verschiedenem Sinne beeinflussen und neutralisieren k\u00f6nnen. Im Harn von gesunden Menschen, welche nicht an Stuhltr\u00e4gheit leiden, findet man nur wenig Urorosein. Die Uroroseinausscheidung wird jedenfalls\n1*","page":3},{"file":"p0004.txt","language":"de","ocr_de":"Vinzenz Arnold,\n\u2018lurch .Stuhltr\u00e4gheit beg\u00fcnstigt. Wird daher dieser Zustand durch reichliche Darreichung von Fr\u00fcchten dauernd beseitigt, so kann eine Uroroseinausseheidung fast vollst\u00e4ndig unterdr\u00fcckt werden. Doch habe ich bei Gesunden bei gew\u00f6hnlicher Ern\u00e4hrung trotz bestellender Darmtr\u00e4gheit viel Urorosein nicht nachweisen k\u00f6nnen, so da\u00df dieses Moment nicht ausschlie\u00dflich in Betracht kommen kann. Das Chromogen des Uroroseins ist nach Salkowski und Her ter die \u00df-Indolessigs\u00e4ure und es entsteht daher ebenso wie das Indol durch bakterielle Zersetzungsprozesse aus dem Tryptophan des Nahrungseiwei\u00dfes. Das Indol entspricht jedoch einer st\u00e4rkeren F\u00e4ulniswirkung, da es aus dem Tryptophan durch Abspaltung der ganzen Seitenkette entsteht. Eine rasche Aussto\u00dfung des Darminhalts verhindert oder verringert jedenfalls diesen chemischen Vorgang, durch welchen das Chromogen des Uroroseins entsteht. Es wird auch verst\u00e4ndlich, da\u00df bei st\u00e4rkerer Indikanausscheidung die Urorosein-menge des Harns meist eine entsprechende Reduktion erf\u00e4hrt Das Urorosein kann in solchen F\u00e4llen sogar fast ganz zur\u00fccktreten. Eine vermehrte Uroroseinausseheidung ist nach meinen Beobachtungen bei Scharlachrekonvaleszenten prognostisch nicht ung\u00fcnstig, w\u00e4hrend eine stark erh\u00f6hte Indikanausscheidung gerade bei solchen Kranken vorkommt, die zu Nierenentz\u00fcndung neigen. Eine erh\u00f6hte Indikanausscheidung entspricht einer Steigerung der Darmf\u00e4ulnis, w\u00e4hrend eine erh\u00f6hte Urorosein-ausscheidung einen normalen Grad der Darmf\u00e4ulnis anzeigt: man beobachtet daher auch fast stets bei Scharlachrekonvaleszenten mit erh\u00f6hter Uroroseinausseheidung eine normale Indikan-menge des Harnes.\nEine Verschlechterung der Eiwei\u00dfresorption im Darme d\u00fcrfte die Uroroseinausseheidung ebenfalls beg\u00fcnstigen.. Es wird dadurch erkl\u00e4rlich, da\u00df eine Vermehrung der Uroroseinausseheidung namentlich bei Konsumptionskrankheiten (Pernizi\u00f6se An\u00e4mie, Chlorose, Carcinom, Tuberkulose. Diabetes, Nephritis usw.) beobachtet wird, da bei solchen Prozessen auch der Darmkanal in seiner Funktion beeintr\u00e4chtigt wird. Diese Beeintr\u00e4chtigung d\u00fcrfte auf einer geringeren Wirksamkeit der Ver-dau\u00fcngssekrete beruhen, so da\u00df ein Teil der eingef\u00fchrten","page":4},{"file":"p0005.txt","language":"de","ocr_de":"Die Uroroseinfarbstoffe des Harnes.\tf>\nProteinsubstanzen der Spaltung und infolge davon der Resorption entgeht, um dann im Dickdarm der F\u00e4ulnis zu unterliegen. Aurh die manchmal ziemlich reichliche Uroroseinausseheidung. die ich nach Salizyldarreichung beobachtete, d\u00fcrfte auf dieses Moment sich zur\u00fcckf\u00fchren lassen. Eine auffallend hohe Uro-loseinausscheidung kommt nach W. Ziembicki1) oft bei .\u00bbchwerem Diabetes vor. Zur Erkl\u00e4rung dieser Beobachtung kommt au\u00dfer den angef\u00fchrten Momenten die Steigerung der Eiwei\u00dfzufuhr bei diesen Kranken in Betracht. Jedenfalls halte\na h es nicht f\u00fcr notwendig, die Ursache der gesteigerten Uro-\nroseinausscheidung in Vorg\u00e4ngen au\u00dferhalb des Darmkanals zu suchen.\nNach K\u00fchner werden \u00fcbrigens schon unter normalen Verh\u00e4ltnissen die Milcheiwei\u00dfk\u00f6rper schlechter ausgeniitzt. als Fleisch und Eier, so da\u00df der N-Verlust durch den Kot bei Milchnabrung bis auf 12\u00b0/o des gesamten N ansteigen kann. Noch schlechter werden vegetabilische Nahrungsmittel ausgo-m'itzt. da der N-Verlust durch die Faces 22-48\u00b0/0 betrug.\nIlci vegetabilischer Nahrung soll daher nach Rosin auch mehr I rorosein im Harn auftreten, als bei Fleichkosl. Doch d\u00fcrfte dieser Einflu\u00df dadurch wieder ausgeglichen werden, da\u00df die vegetabilische Nahrung die Darmperistaltik anregt. Der Harn 1er gro\u00dfen Pllanzenfresser enth\u00e4lt jedenfalls sehr viel Fro-\nrosein und es wird dies damit erkl\u00e4rt, da\u00df ein erheblicher I \u00bbinchteil des in der Pflanzenkost au ('genommenen Eiwei\u00dfes \u00ab1er Verdauung und Resorption entgeht und daher der F\u00e4ulnis anheimf\u00e4llt. Die Uroroseinurie der Scharlachrekonvaleszenten\nd\u00fcrfte daher gr\u00f6\u00dftenteils auf die Ern\u00e4hrung (Milchdi\u00e4t und 'vegetabilische Nahrung) sowie auf die begleitende Darmtr\u00e4gheit ziinickzuf\u00fcbren sein.\nln einigen F\u00e4llen konnte ich nach Darreichung von Salizylaten {bei zwei Typhusrekonvaleszenten und einem an\nGenickstarre Erkrankten) das Auftreten sowohl von Urorosein, ais Nephrorosein im Harn hervorrufeu. Auch nach Darreichung anderer Arzneimittel habe ich \u00e4hnliches beobachtet So trat\nli Tygodnik h\u00bbk.. Nr. 37. 1H10.","page":5},{"file":"p0006.txt","language":"de","ocr_de":"\u00b0 Vinzenz Arnold. Die Uroros\u00ebinfarbstofte des Harnes.\n/. B. bei einem chronisch Tuberkul\u00f6sen, bei welchem vorher im Harn nur Urorosein beobachtet wurde, nach Einnahme v\u00ab.n Thiocol Nephrorosein auf. Es ist dies wahrscheinlich auf eine Heeinflussung der Bakterienflora des Dickdarmes durch die eingef\u00fchrten Medikamente zur\u00fcckzuf\u00fchren. Es ist die M\u00f6glichkeit nicht von der Hand zu weisen, da\u00df auch die spontan ein-! retende Nephroroseinausseheidungauf \u00e4hnliche Einfl\u00fcsse zur\u00fcck-ziif\u00fchren sei. Es ist dies nat\u00fcrlich nur dann anzunehmen, wenn keine Medikamente, nach deren Einnahme Nephroroseinui ie auftret en k\u00f6nnte, gegeben wurden (Salizvlpr\u00fcparate. Chinin. Euchinin u. a.). Durch eine Ausscheidung dilferenter Substanzen durch den Darm werden vielleicht die Nieren entlastet. Der Nephroroseinausscheidung ist jedenfalls bei Scharlach-r\u00e9konv\u00e0leszenten eine ung\u00fcnstige Bedeutung nicht beizulegen.\nDer von L. de Jager1) erhaltene rote Farbstoff ist auf Froroseinfarbstofte zur\u00fcckzuf\u00fchren, denn man erh\u00e4lt ihn nicht aus Harn, welcher kein Urorosein enth\u00e4lt (z. B. Harn von Typhuskranken im Stadium der Continua).\n\u2019> Diese Zeitschrift'.- Bd. LX\u00ceV.","page":6}],"identifier":"lit19218","issued":"1911","language":"de","pages":"1-6","startpages":"1","title":"Die Uroroseinfarbstoffe des Harnes","type":"Journal Article","volume":"71"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:12:37.703166+00:00"}