Open Access
{"created":"2022-01-31T14:06:40.294209+00:00","id":"lit19232","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Kauffmann, Max","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 71: 168-173","fulltext":[{"file":"p0168.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Verhalten des Indols im menschlichen Organismus.\nVon\nMax Kanffmann.\n(Aus dem chemischen Institut in H\u00fclle.\u00ab\n(Der Redaktion zugegangen am \u00ab.Februar 1911.\u00bb\nZur Gewinnung gr\u00f6\u00dferer Mengen von indoxylschwefel-saurem Kalium nahmen 3 Personen gr\u00f6\u00dfere Mengen von Indol ein. Die dabei beobachteten Resultate m\u00f6chte ich, da sie einige neue Gesichtspunkte ergeben, hier kurz mitteilen. Das Indol wurde in St\u00e4rkekapseln in Dosen von !ls g genommen. Au\u00dfer sehr reichlicher Schwei\u00dfentwickelung bestanden keine Reschwerden. Fall .3 nahm in meiner Gegenwart 4 g Indol innerhalb einer Minute ein, weitere 3 g im Verlauf einer halben Stunde, trotzdem trat keine weitere St\u00f6rung auf als eine profuse Schwei\u00dfbildung. Fieber wurde niemals konstatiert. Die Atemluft roch stundenlang nach Indol, ein Teil des Indols ist wohl auf diesem Wege verloren gegangen. Die Faeces rochen nicht auff\u00e4llig nach Indol. In der 24st\u00fcndigen Urinmenge wurden die Gesamtschwefels\u00e4ure und die Esterschwefels\u00e4ure nach der Methode von Fol in bestimmt. Bei der Bestimmung der Esterschwefels\u00e4ure wurde indessen vor dem Zusatz von Baryum-chlorid nicht mit Salzs\u00e4ure anges\u00e4uert, weil Indoxyischwefel-s\u00e4ure schon in der K\u00e4lte durch Minerals\u00e4uren etwas zersetzt wird. Die Schwefels\u00e4urezahlen gaben gut \u00fcbereinstimmende Werte, w\u00e4hrend die f\u00fcr Esterschwefels\u00e4ure \u00f6fters erheblich unter sich differierten. Zur Bestimmung des Indigos wurden meist je 20 ccm Urin verwendet. Nach der Oxydation mit Ober may erschein Reagens wurde das ausgeschiedene Indigo wiederholt mit Chloroform ausgesch\u00fcttelt, dann mit Wasser gewaschen und gewogen. Da es sich um Urine handelt, die aromatische K\u00f6rper in geringen Mengen enthielten, so konnte\n. \u25a0 \u25a0 1, '","page":168},{"file":"p0169.txt","language":"de","ocr_de":"1 bor das Verhalten des Induis im menschlichen Organismus. 169\nangenommen werden, dal) nur Spuren von letzteren mitgewogen wurden; an den Vor- und Nachtagen, an welchen gr\u00f6\u00dfere Mengen Urins h\u00e4tten verwendet werden m\u00fcssen, wurde der Indicangehalt meist nur nach dem Ausfall der Ob er ma versehen Probe gesch\u00e4tzt. An einigen Tagen wurde in einer Menge von 200 ccm Urin der Indigogehalt bestimmt, diese Zahlen sind eingeklammert, weil Phenol. p-Kresol usw. in geringen Mengen auch mitgewogen wurden. Glukurons\u00e4ure wurde nicht bestimmt, sie wurde nur qualitativ nachgewiesen durch Linksdrehung. die nach l\u00e4ngerem Kochen mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure in eine Rechtsdrehung \u00fcberging, und durch Reduktion von Ny land erschem Reagens. Ich habe bei mehreren F\u00e4llen von Indicanurie mit betr\u00e4chtlicher Indican- und Phenolausscheidung die Esterschwefels\u00e4ure relativ und absolut nur wenig vermehrt gefunden, Glukurons\u00e4ure nur in geringen Mengen, so-da\u00df sich in manchen F\u00e4llen an der Indoxylbindung noch eine dritte Substanz beteiligen mu\u00df und zwar in erheblichem Ma\u00dfe. Es h\u00e4tte also die Bestimmung die Glukurons\u00e4ure noch nicht alle Parlinge des Indoxyls ergeben. Nach C. To liens1) beteiligt sich an der Indoxylbindung haupts\u00e4chlich die Schwefels\u00e4ure, soda\u00df also meine Esterschwefels\u00e4urezahlen einigerma\u00dfen die Bindung des Indoxyls bezw. dessen Ausscheidung als In-doxvlsehwefels\u00e4ure demonstrieren. (Indigo: Ester-S = \\ : 1.)\nFreilich ist, wie meine Resultate ergeben, die Ausscheidung derselben verlangsamt. Die Ergebnisse sind in den beistehenden Tabellen zusammengefa\u00dft.\nDie Beurteilung derselben wird leider erschwert durch den Umstand, da\u00df keine gleichm\u00e4\u00dfige Kost gereicht wurde. Die Esterschwefels\u00e4ure steigt relaUv und absolut mit der ersten Indoleingabe an, aber die absoluten Zahlen sind nicht ganz von der eingef\u00fchrten Menge Indols abh\u00e4ngig : dies kann an verschiedenen Momenten liegen. Zun\u00e4chst bestand an jedem Tage auch Glukurons\u00e4ure-Ausscheidung, und die Bindung des Indoxyls konnte noch durch andere unbekannte Parlinge erfolgt sein, dann aber ist die Ausscheidung des Indoxyls verlangsamt.\n\u2018) Diese Zeitschrift Bd. LXVII, S.W Hoppe-Seyler's Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXI.\t.\t12","page":169},{"file":"p0170.txt","language":"de","ocr_de":"Max Kauffmann. 1 Fall. - M. K.\n-i \u25a0\t.\t\u2018\t!\nDatum\tIndol .\tr\tIndigo \"\tGesamt- j\tEster-\t100 Ester-S jSchwefels\u00e4ure-S schwefels\u00e4ure-S Ges.-Schwefels-s\t\t\t\n20. 1.\t0\tnormal\t1.077\t\t0,155\t|\t11.4\n21\t0\t*\t'\t1.427\t[ i\t0,136\tI\t0.5\n22.\t1.5\t0,835\t0.000\t1\t0,395\ti\t43.9\n2:*.\t2,5\t1,176\t0,906 i\t7\t\u00bb i\t0.312\t31.1\n21.\t2\t0,053\t1.325\t!\t0.241\t18.2\n25.\t! 1\t0,616\t0,846\t\t0.273\t32,3\n2\u00ab.\t1\t1,494\t1,506\t\t0,351\t22,0\n27.\tl\t0,042\t1,278\t\t0.337\t!\t26,4\n2k.\t! 1\t0,522\t1,386\t\t0,380\ti\t28,1\n20.\t1 0\t(0,150)\t1,733\t\t0.166\t9.6\n30.\tj* o\t(0,117)\t1.427\t1\t0.191\t13.6\n31.\t0\t(0,109)\t1\t1,736\t1 '\t0,151\t8.7\n\t10\t4.838\t21., 25.,\t\t26. II. je 1 g\tIndol\n20. IV.\t0\tvermehrt\t1,306\t\t0.124\t0.5\n30,\t0\t\t1.300\t!\t0.086\t6.6\n\t\t9 m\u00bb \u2022\tFall. \u2014 Stud. phil.\t\tW. M.\t\nDatum\tIndol 1 g\tIndigo\tGesamt-\tEster- schwefels\u00e4ure-S schwefels\u00e4ure-S\t\t\t100 Ester-S Ges.-Schwefels.-> \u2022\n20. I.\to i\tnormal\t0,501\t\u25a0\t0,038\t7.6\n27. .\t0 1 1\t\u00bb\t0,771\t\t0,073\t0,5\n28.\t1 1\t0,813\t0,860\t\t0.201\t23.4\n29.\t1 : i\t0,458\t0,(K)6\t\t0.181\t29.9\n30.\ti !\t0,457\t0,470\t\t0.165\t31,5\n31. I\t2\t0,048\t0.604\t\t0,255\t42.2\n1. II\t2 !\t0,830\t0.531\t\t0.204\t38,4\n9 \u2022\tt\t3 |\t1.560\t0,705\t\t0,346\t43.5\n3\t3 | \u2018 . .!\u25a0\t1,732\t0.772\t\t0,343\t14.4\n4.\t1\t2,720\t0.837\t\t0,122\t50.4\nj -.1\t17 1\t0,557 |\tj\t\t\t\n5. V.!\to i\tvermehrt\t0,851\t\t0.066\t\n0.\t0 I\t\u00bb\t1,011\t\t0.005\t0.1","page":170},{"file":"p0171.txt","language":"de","ocr_de":"\tCb\ter das\tVerhalten de*\t> Indols\tim menschlichen Oi\t\trganismus. 171\n\t\t\t3. Fall. \u2014 Fand. phil.\t\t\tF. G.\t\ni Datum i\t\tIndol i\t1 ! Indigo t\tBesamt-\t\u00ee;\tF.ster-\t100 Este r*S\n\t\t(T \u00abp\tschwefels\u00e4ure-Sschwefels\u00e4ure-S\t\t\t\tI(ies.-Schwefels.-S \u00ee\t\u2022\t:\u2022\ndl.\ti\t0\tnormal !\t0.73(5\t\t0.091\t12.4\n1.\t11. 1\t\t\t0,(5K3\t- \u25a0 !\t0,085\t12.4 \u00ce \u25a0\t.\n3.\t\t2\t0,(590 ;\t0,707\t\t0,322\tj . 45,5\n4.\t1\t7\t1\t2.275\t0,754\t\t0,473\t(52,7\n5.\t\t) \u201c\tI\t1.030\t0,(548\t1\t0.306\t47.2\n(5.\t\t* i\t0.91 \u00bb\t0,818\t\t0,33(5\t41.1\ni .\t\t\u2022) i\t0.729\t0,85(5\t\t0,33 t\t38.7\n8.\t\u00bb\t2 i\t0,742 j\t0,798\t\t0.284\t35.6\n9.\t1\t2\t0,913\t0,(512\t\u25a0 I: - ,\t0,5387\t63.2\n\ti 1\tl\u00df.\t, II.\u20141. III. ti\tiglich 2\tg Indol,\tzusammen\t22 g Indol\n0\tui.\t2\t1,292\t0,9(50\t\t0.414\t\u25a0i\tAX 1\n*\u00bb O.\t1\tU\t(0,071) j\t0,843\t\t0.114\t13 5\n/ I*.\t\t0\t(0.0(53;\t0,(584\t\t0.155\t22.7\n5.\tj\t\u00b0 !\u25a0\t(0,10(5)\t\u2022\t1,100\t\t0,101\t9,2\n(5.\tr\t0\t(0.112) !\t0.8(59\t\u25a0\t\u2022 I\t\u25a0\t0,087\t10,0\n/ .\t\t\u00fc\tstark vermehrt\t0.857\tj\t0.08(5\t10.0\n\t\t21 ;\tH.585 j\t\t\t\t!\t. ' \u2019 '\tY: -, - c* \u2022\n21.\tiv !\t0 i\tvermehrt !\t0.690\t. i \u2022 }. .\t0.073\tj\t10,6\n24.\t. {\t0\t'*\t0.987\t\t0.080\t8.1\nDie Urine waren mehr oder weniger braunrot, wie dies Baumann und Brieger1) nach Hingabe von Indol bei einem Hund schon festgestellt haben. Diese Rotf\u00e4rbung beruht auf der Ausscheidung eines pr\u00e4chtig roten Farbstoffes, von dem sp\u00e4ter die Bede sein wird. Die Urine waren s\u00e4mtlich eiwei\u00dffrei, frei von Traubenzucker, eine St\u00f6rung der Nierent\u00e4tigkeit trat nicht auf.\nBemerkenswert erschien mir, da\u00df an den Nachtagen des Falls 1 Nvlandersches Reagens auch nach 12 st\u00e4ndigem Kochen nicht einmal spurweise reduziert wurde, w\u00e4hrend die Ob\u00e9rai a y ersehe Indicanreaktion noch ziemlich stark positiv ausfiel. der Phosphatniederschlag blieb rein wei\u00df. Es kann also Harnindican f\u00fcr sich eine Dunkelf\u00e4rbung des Nyland ersehen\nV) Dies*' Zeitschrift Bd. III, 8. 254.\n12*","page":171},{"file":"p0172.txt","language":"de","ocr_de":"172\nMax Kau ff mann,\nReagens nicht bewirken, wie zuweilen angegeben wird. Auf Indol wurden die Urine nach Baever und Kondo gepr\u00fcft, an den letzten Tagen von Fall 1 und 2 wurden positive Farbreaktionen erhalten, doch ist auf Farbreaktionen in indican-reiehen Urinen \u00fcberhaupt kein gro\u00dfer Wert zu legen. Da zwei Molek\u00fcle Indol einem Molek\u00fcle Indigo entsprechen, und letzteres etwa doppelt so gro\u00df ist (2 Molek\u00fcle Indol \u2014234, Indigo = -*>-)\u00bb \u00abo m\u00fc\u00dfte mindestens ebensoviel Indigo ausgeschieden werden, wie Indol eingegeben wurde: wie aber meine Zahlen ergeben, ist kaum die H\u00e4lfte an Indigo wieder gefunden worden. Dies liegt einerseits an der unvollkommenen quantitativen Bestimmungsmethode, anderseits aber auch daran, da\u00df die In-dieanausscheidung eine verlangsamte ist: noch nach 2 Monaten war die Obermayersche Reaktion so stark positiv, wie sie nur bei pathologischer Indicanurie gefunden wird. Mit der Atemluft konnte auch eine nicht unwesentliche Menge von Indol verloren gegangen sein.\nBei Fall 3 bestand nun lange Zeit immer noch Indican-ausscheidung, soda\u00df die Besorgnis bestand, es h\u00e4tte sich vielleicht eine \u201ealiment\u00e4re Indicanurie\u201c eingestellt. Es konnte also vermutet werden, da\u00df der Abbau von Tryptophan, analog wie der von Glvkose, infolge einer Erm\u00fcdung des Organismus f\u00fcr die Oxydation aromatischer Eiwei\u00dfzerfallsprodukte eingetreten war. Meines Wissens hat zuerst F. Blumenthal1) die Indicanurie in Analogie mit der Glykosurie gesetzt. Ich habe nun bei diesem Fall, in Anlehnung an die Resultate von A. Hirschler,-) der die aromatischen F\u00e4ulnisprodukte nach Zusatz von Kohlen-^1* draten zur Nahrung im Urin verschwinden sah, dem Fall 3 t\u00e4glich 100g Rohrzucker gegeben. Nach einiger Zeit verschwand die Indicanurie tats\u00e4chlich, aber es ist fraglich, ob dies nicht einfach durch Zeitablauf geschehen war. Bei dieser Gelegenheit m\u00f6chte ich darauf hinweisen, da\u00df die wenig zitierten Hirsch-1 ersehen Versuche wohl geeignet sind, manche Fragen der Indicanurie aufzukl\u00e4ren. Ich habe bei einem Diabetiker, der bei gemischter Kost wenig Indican ausschied, bei strenger Fett-\n*) v. Leydens Festschrift 2.\n*1 these Zeitschrift Bd. X, S, 300.","page":172},{"file":"p0173.txt","language":"de","ocr_de":"I ber das Verhalten des Indols im menschlichen Organismus. 173\nfleischdi\u00e4t enorme Mengen von Indican gefunden: auch die Klumenthalschen Versuche, durch Verletzung der Medulla oblongata Indicanurie zu erzeugen, und die Indicanurie hei llungertieren sprechen daf\u00fcr, da\u00df letztere mit dem ZuckerstolT-Wechsel in enger Beziehung steht, d. h., da\u00df ein Fehlen oder eine bedeutende Verminderung von Kohlenhydraten im Darm die Entstehung von F\u00e4ulnisprodukten analog den Hirschlerschen Versuchen beg\u00fcnstigt. Der Ausdruck < F\u00e4ulnisprodukte > ist nicht ganz zutreffend, denn da Tyrosin und Tryptophan nach der Eingabe per os glatt verbrannt werden, so mu\u00df die Bakterienwirkung sich darauf beschr\u00e4nken, die Seitenketten dieser Aminos\u00e4uren allein zu oxydieren, soda\u00df dann der aromatische Kern \u00fcbrig bleibt. Richtiger w\u00e4re es deshalb, von Zwischenprodukten des Stoffwechsels zu sprechen. Eine Analogie zu den Hirschlerschen Versuchen bieten auch die F\u00e4lle von nerv\u00f6ser Indicanurie, bei welchen beim Fehlen von jeglicher Darmst\u00f6rung in dem manischen Stadium, in welchem auch eine Hyperoxydation besteht, die wohl vorwiegend die Kohlenhydrate betrifft, erhebliche Indicanmengen ausgeschieden werden, w\u00e4hrend im sogenannten melancholischen Stadium die Indicanurie vollkommen fehlt.1)\nAls Resultat meiner Arbeit ergibt sich folgendes:\n1.\tGr\u00f6\u00dfere per os eingef\u00fchrte Indolmengen lassen sich als Indigo im Urin desselben Tages nur zum Teil wieder nach-weisen.\n2.\tDie Ausscheidung als Indican ist verlangsamt: noch 2 Monate nach der Indoleingabe l\u00e4\u00dft sich eine Steigerung des Harnindicans qualitativ nachweisen.\n3.\tDie Vermehrung der Esterschwefels\u00e4ure korrespondiert\naus eben diesem Grunde nicht immer mit den eingef\u00fchrten Mengen von Indol.\t;\nMitteilungen \u00fcber quantitative Indicanbestimmung, \u00fcber die Konstitution der Indoxylsohwefels\u00e4ure und des Indigorots werden sp\u00e4ter folgen.\n!) A. Seigc. Monatsschi. f. Psych, u. Neurol. Kd. XXIV, S. 17\u00ab.\nK. Tauberl, Mt*d. Klinik 1910 No. 3.","page":173}],"identifier":"lit19232","issued":"1911","language":"de","pages":"168-173","startpages":"168","title":"\u00dcber das Verhalten des Indols im menschlichen Organismus","type":"Journal Article","volume":"71"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:06:40.294215+00:00"}