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{"created":"2022-01-31T14:02:23.826774+00:00","id":"lit19244","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Cohnheim, Otto","role":"author"},{"name":"Gg. Modrakowski","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 71: 273-289","fulltext":[{"file":"p0273.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Wirkung von Morphium und Opiumpr\u00e4paraten (Pantopon)\nauf den Verdauungskanal.\nV on\nOtto Cohnheim und Gg. Modrakowski.\n(Aus dem physiologischen Institut der T\u2019niyersitiit Flcidelherg,)\n(Der Redaktion zugegangen am 18. Februar lull.)\nDie Einwirkung des Morphins resp. ( tpiums auf die Magen-t'unktion war wiederholt Gegenstand der Untersuchung. Teils stellten die betreffenden Forscher sich die Aufgabe, die Beeinflussung der Saftsekretion des Magens, teils die seiner Motilit\u00e4t zu erforschen.\nAuf die \u00e4lteren Angaben brauchen wir nicht n\u00e4her einzugehen, da sie sich in der Arbeit von Biegel1) angef\u00fchrt linden. Dieser selbst untersuchte an Hunden mit einem Pawlow--chen kleinen Magen den Einflu\u00df von subcutan oder per rectum beigebrachtem Morphium auf die Sekretion. Er f\u00fchrte Hunden Milch durch die Sonde bei gleichzeitiger Injektion von Morphium ein, das er in Dosen von 0,02\u20140,29 g anwandte. Ebenso untersuchte er das Verhalten des Magensaftes unter dem Einfl\u00fcsse des Morphins an n\u00fcchternen Tieren. Bei den kleineren Dosen schien es ihm anf\u00e4nglich . . ., als ob das Morphium eher die Saftsekretion herabsetze-. Bei n\u00fcchternem Magen fand Biegel in den ersten Stunden kein Sekret. Bei Dosen von o.05\u20140,19 g beobachtete er eine bedeutende Sekretvermehrung, welcher, entsprechend der Gr\u00f6\u00dfe der angewandten Dose, eine k\u00fcrzere oder l\u00e4ngere \u2014 selbst mehr als 3 Stunden Latenzzeit voranging.\nAuch am Menschen fand Riegel nach 0.01\u20140,02g Morphin keine Hemmung, sondern nach Ablauf einer gewissen Zeit eine\nfl Riegel, \u00dcber den Einflu\u00df des Morphiums auf die Magensaft-Sekretion. Zeitschrift f\u00fcr klinische Medizin, Bd. XL, 1900, S. ;'\u00bbI7.\nHoppe-Seyler s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXI.\tP.l","page":273},{"file":"p0274.txt","language":"de","ocr_de":"27\\\tOtto Gohnheim und Gg. Modrakowski.\nAnregung der Magensaftsekretion. Nur ganz im Beginn schien eine geringe Hemmung vorzuliegen.\nBickel und Pincussohn1) best\u00e4tigten die Beobachtungen von Hiegel ebenfalls an Hunden mit kleinem Magen nach Pa w low. Sie wandten Morphin in Dosen von 0,02\u20140,04 g an. sowie Extr. Opii in einer Menge von 0,1 g. Letzteres regt nach den Autoren < subcutan, sowie per os die Saftbildung ziemlich unmittelbar an\u00bb. Weiterhin fanden sie, da\u00df Morphium gleichsinnig mit der Magensekretion auch die des Pankreas beeinflusse, also erst Hemmung, dann erh\u00f6hte Sekretion bewirke, w\u00e4hrend Opium nur hemmend auf das Pankreas einwirkt, die Sekretion definitiv l\u00e4hmt.\nKo dar i2) untersuchte mit der gleichen Methode wie Bickel das neue, vor einem Jahre von Sahli3) in die Therapie .eingef\u00fchrte Opiumpr\u00e4parat, das Pantopon, das s\u00e4mtliche Opiumalkaloide als salzsaure Salze enth\u00e4lt. Er erkl\u00e4rte die sekretionssteigernde Wirkung des Pantopons in Dosen von 0,02 g als identisch mit der von Bickel festgestellten Opiumwirkung.\nBodari untersuchte auch die Wirkung des Pantopons auf die Motilit\u00e4t.\nDen Einflu\u00df des Morphins auf die Bewegungen des Vei-dauungskanals behandeln zahlreiche Arbeiten, die MagnusM in seinem Aufsatze \u00abDie Pharmakologie der Magen- und Darmbewegungen\u00bb (Ergebn. der Physiologie, 1903) anf\u00fchrt.\nAn Hunden ist die Verz\u00f6gerung der Magenentleerung nach Morphin von Hirsch entdeckt und auf eine Kontraktur des Pylorus zur\u00fcckgef\u00fchrt worden.\n') Bickel und Pincussohn. \u00dcber den Einflu\u00df des Morphiums und Opiums auf die Magen- und Pankreassaftsekretion. Sitzungsberichte der Berliner Akademie der Wissenschaften. 1907, Bd. I. S. 217.\n*) Bodari. Experimentell-biologische Untersuchungen \u00fcber Pantopon. Therapeut. Monatshefte. Bd. XXIII, 1909. S. 540.\n3)\tSahli, \u00dcber Pantopon. Therapeut. Monatshefte, Bd. XXIII. 1909. S. 1.\n4)\tB. Magnus, Pharmakologie der Magen- und Darmbewegungen Ergehn, der Physiologie, 1903, Bd. II, S. 037. \u2014 Die Bewegungen de> Verdauungskanals. Ibidem. 1908. Bd. VII. S. 27\u2014Bi. \u2014 Die stopfende Wirkung des Morphiums, I. u. II. Mitteilung. Pfl\u00fcgers Archiv. Bd. CXY. 1900. S. 316 u. Bd. CXXII. 1908, S. 210.","page":274},{"file":"p0275.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Wirkung von Morphium und Opiumpr\u00e4paraton 27.)\nBaas best\u00e4tigte diese Befunde f\u00fcr Munde, Kaninchen und Menschen mit Hilfe des Nachweises der verz\u00f6gerten Resorption von .lodkali.\nMagnus hat an morphinisierten Hunden und Katzen die .Magenbewegungen mittels der bekannten R\u00f6ntgentechnik beobachtet. Die Katzen erhielten je 4\u20145 cg Morphium und Kartoffelbrei mit Wismut, die Hunde 6 mg Morphium pro Kilo und Hundekuchen.\nBei diesen gro\u00dfen Dosen erhielt Magnus eine viele Stunden dauernde Verz\u00f6gerung der Magenentleerung, dank einer anhaltenden Kontraktion der Magenniitte, in der Gegend des Sphincter antri pylori sowie des Pylorus selbst. Das erste Auftreten von Verdauungsprodukten im Dickdarm erfolgte auch stark versp\u00e4tet (12 statt 2.Stunden) beim Hunde.\nMagnus erhielt den Eindruck, als ob durch diesen l\u00e4ngeren A ufenthalt eine bessere Chymif ikation des Mageninhaltes statt f\u00e4nde.\nEdgard Zunz1) suchte letztere Beobachtung von Magnus exakt zu erweisen und studierte diese Frage eingehend an Hunden, die 4- 6 mg Morphin pro Kilo erhalten hatten. Unter diesen Bedingungen fand er die Aufspaltung der Proteine weiter vorgeschritten wie in der Norm. Die Verl\u00e4ngerung der Aufenthaltsdauer der Speisen im Magen konnte er best\u00e4tigen.\nRodari2) \u00fcberzeugte sich durch Vorversuche, da\u00df eine w\u00e4sserige Methylenblaul\u00f6sung von K\u00f6rperw\u00e4rme, die einem Hunde eingegeben wird, schon nach 8\u201410 Minuten aus einer Duodenalfistel ausflie\u00dft. Bei Pantoponinjektion erfolgte das Ausflie\u00dfen erst nach 35\u201442 Minuten. Wurde das Pantopon cine Viertelstunde vor der Eingabe des Wassers injiziert, so erfolgte das erste Durchsickern erst nach 45\u201464 Minuten.\nAm Menschen pr\u00fcfte Arnsperger^) die Wirkung des\n') Edgard Zunz. Contribution \u00e0 l'\u00e9tude de l'action de la morphine -ut la digestion de la viande chez le chien. Travail du laboratoire de th\u00e9rapeutique de l'Universit\u00e9 de Bruxelles, publi\u00e9 par l\u2019Acad\u00e9mie royale he M\u00e9decine de Belgique. Bd. XX. S. 8.\n*i 1. c.\t\u2022\nA H. Arnsperger. Die Wirkung des Morphins \u00e0uf die motorische Funktion des Magendarmkanals des Menschen. Yerhandl. des deutschen Kongresses f\u00fcr innere Medizin. Bd. XXVII. 11') 10. S. 8H.I\n10*","page":275},{"file":"p0276.txt","language":"de","ocr_de":"*\tOtto Cohnheim und -Gg. Modrakowski,\nMorphins aut' die motorische Funktion des Magendarmkanals mit Hilfe der Durchleuchtung. Fs wurde Morphin in Dosen von 0,01\u20140,02 g oder Tinctura Opii 15\u201425 Tropfen gegeben. Hei den angewandten Dosen lie\u00df sich in der Mehr-zahl der F\u00e4lle ein Einflu\u00df so gut wie gar nicht feststellen. Fine Verz\u00f6gerung des \u00dcbertrittes von Wismutbrei in das Duodenum ergab sich nur- bei manchen Personen. Dagegen zeigte sich stets eine Verz\u00f6gerung der Entleerungszeit des D\u00fcnndarms bis auf mehrere Stunden.\nV. d. Velden,1) der ebenfalls das Verhalten menschlicher M\u00e4gen mit R\u00f6ntgenstrahlen untersuchte, fand, da\u00df kleinen* Dosen, 0,005 g, in den meisten F\u00e4llen vornehmlich in der Regio pylorica die Peristaltik steigern. Bei Dosen von 0,01 ab. deutlich bei 0,02, fand er eine verlangsamte Entleerung, bis zur doppelten Zeit.\nln der angef\u00fchrten Literatur fallen gewisse Gegens\u00e4tze auf.\nFs schien uns daher, im Einverst\u00e4ndnisse mit Herrn Professor Magnus, w\u00fcnschenswert, die Wirkung des Morphiums aut den Magen mit einer Methode zu untersuchen, die gleichzeitig die Beobachtung von Sekretion und Motilit\u00e4t des Magens gestattete und die erlaubte, die absolute Menge des Magen- und Pankreassaftes zu bestimmen, und nicht nur Vergieichswerte zu erhalten, wie die Methoden des ^kleinen Magens \u00bb und der Pankreasfistel. Hierzu erschien die Methode der seitenst\u00e4ndigen Duodenalfistel als geeignet.\nFs wurde mehreren Hunden eine solche Duodenalfistel angelegt. Die Kan\u00fclen enthielten eine Finspritzvorrichtung, die, um den R\u00fcckflu\u00df zu verhindern, mit einem Gummischlauch, der tiefer in den Darm hineinf\u00fchrte, verbunden war. Um auch den Durchgang der eingef\u00fchrten Nahrung durch den D\u00fcnndarm beobachten zu k\u00f6nnen, wurde den Hunden vor dem Coecum noch eine zweite Fistel mit Kan\u00fcle angelegt. Die Hunde haben wir in Dr Rests Laboratorium operiert und wir danken Herrn Dr. Rest herzlich f\u00fcr die Erlaubnis dazu, sowie daf\u00fcr, da\u00df er\n') V. d. Velden. Zur Pharmakologie der Magenmolilit\u00e4t. Vei-handlungen des deutschen Kongresses f\u00fcr innere Medizin, Bd. XXVII. MO. S. 330.","page":276},{"file":"p0277.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Wirkung von Morphium und Opiumpr\u00e4paraten. 277\nuns noch einige weitere, fr\u00fcher operierte Hunde zu einigen Versuchen \u00fcberlie\u00df.\nNachdem die Methode gew\u00e4hlt war, mu\u00dften wir uns \u00fcber die Frage der Dosierung der anzuwendenden Alkaloide klar werden. Es erschien von vornherein nicht zu erwarten, da\u00df der El\u00efekt der von den Pharmakologen beim Hunde angewandten ungeheueren Dosen sich ohne weiteres mit den Beobachtungen am Menschen vergleichen lie\u00dfe. Durch die Ungleichheit der Dosen sind olfenbar gewisse Gegens\u00e4tze zwischen den einzelnen Angaben zu erkl\u00e4ren. Um vergleichbare Resultate zu erhalten, entschlossen wir uns daher, mit kleinen Morphiumdosen, wie sie am Menschen angewandt werden, zu arbeiten.\nIn Vorversuchen orientierten wir uns zun\u00e4chst \u00fcber den normalen Ablauf der Verdauungsvorg\u00e4nge an unseren Tieren.\nWir gaben unserem gro\u00dfen Hundt', Lady, 29 kg, eine klinische Probemahlzeit bestehend aus 250 g Schleimsuppe, -5og KartolTelbrei und 150 g gehacktem Beefsteak, im Gesamtgewicht von 650 g. Die Magenentleerung begann kurze Zeit nach dem Fressen: nach 5 Minuten kam bereits der erste Magenschu\u00df und nach 10 Minuten zeigten sich auch schon feste Br\u00fcckchen. Der entleerte Mageninhalt wurde sofort durch ein Drahtnetz Filtriert und durch die Einspritzvorrichtung wieder in den Darm injiziert. So bleibt das normale Reflexspiel des Schlie\u00dfens und \u00d6ffnens des Pylorus erhalten.\nDas Tier entleerte:\nin der 1. Stunde 4(K>\u2014500 ccm '\n,\t\u00bb\t2.\t\u00bb\t600 -700\t\u00bb\t\u00abngcfiilir gemessen\n*\t3.\t>\t400\u2014\tA\nI\t9()0\tgenau gemessen.\nIm ganzen wurden 1900 ccm1) aus der Fistel entleert, davon 135 g fester R\u00fcckstand. Ziehen wir die Menge des Eingef\u00fchrten = 670 g ab. so bleiben als Leistung der Verdauungsdr\u00fcsen (Magen-, Pankreassaft, Galle) 1230 ccm \u00fcbrig. Die Knt-leerungszeit betrug im ganzen 3 Stunden 40 Minuten.\nM Zwischen (iramni und Kubikzentimeter wurde ein Unterschied nicht \"cmacht.","page":277},{"file":"p0278.txt","language":"de","ocr_de":"278\nOtto Cohnlieim und Gg. Modrakowsk i,\nDie Zahlen stimmen auf das genaueste mit den von Cohnheim und Dreyfus1) f\u00fcr die Probemahlzeit angef\u00fchrten ' \u00fcberein.\nDa wir uns sp\u00e4ter veranla\u00dft sahen, statt einer ganzen, manchmal nur eine halbe Probemahlzeit zu verabreichen, so sei schon hier angef\u00fchrt, da\u00df sich dann alle Zahlen ungef\u00e4hr aut die H\u00e4lfte erniedrigen. Nach der halben wie der ganzen Mahlzeit erschien der erste breiige Kot 3\u20144- Stunden nach dem Fressen in der hinteren Fistel, die unmittelbar vor dem Coecum lag. Dasselbe Tier erhielt nun mit der gleich zusammengesetzten Probemahlzeit 0,01 g Morphin, hydrochl. verr\u00fchrt. Das Resultat war folgendes : Kbenso wie normal zeigten sich nach 4 Minuten Magensch\u00fcsse, und nach 7 Minuten erschienen die ersten festen Partikel. Die Saftabsonderung betrug in der 1. Stunde 346 ccm, in der 2. Stunde 404 ccm. in der 3 Stunde 430 ccm und in der 4. Stunde l\u00f6O ccm. Autfallend hoch war die Menge des Festen, die 270 g betrug. Da die Probemahlzeit 730 g wog, so wurden im ganzen 870 g Saft sezerniert in einer Zeit von i Stunden. Die Aussto\u00dfung der festen Partikel erfolgte entschieden rascher als in der Norm, dem Aussehen nach in wenig ver\u00e4ndertem Zustande, also ganz anders als Magnus und Zunz es bei ihren gro\u00dfen Dosen beobachteten. Wir machten nun mit einem Opi\u00fcmpr\u00e4parat. dem Pantopon, einen Versuch. Es wurden 0.02 g Pantopon, die einen Gehalt von 0,01 Morphin haben, wieder in der Proben mahlzeit gel\u00f6st, verabreicht. Auch hier war die Saftabsonderung viel geringer als in der Norm, da sie im ganzen nur 717 betrug. Die Menge des Festen war bei diesem Versuch 220 g. die Entleerungszeit des Magens war um \u00fcber eine Stunde verl\u00e4ngert : sie dauerte 5 Stunden, w\u00e4hrend der durch Eosingabe kenntlich gemachte erste Kot von der Probemahlzeit etwa nach 1 Stunden am Ausgang des D\u00fcnndarms erschien, also \u2014 wie in der Norm.\nWir schlossen nun einen Versuch mit Opiumtinktur an. die in der Menge von 1 g. also wieder etwa 0,01 Morphin\nl) Cohnheim und Dreyfus, Zur Physiologie und Pathologie <le> .Magenverdauung. Diese Zeitschrift. Bd. LVJII, 8. 62.","page":278},{"file":"p0279.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Wirkung von Morphium und Opium pr\u00e4paraton. 279\nentsprechend, der Probemahlzeit beigemischt wurde. Dieser Versuch fiel in mancher Beziehung abweichend von den vorhergehenden aus, jedoch erst in seinem sp\u00e4teren Verlauf: Die Magensch\u00fcsse setzten nach 3 Minuten ein, nach 28 Minuten kamen die ersten Brocken. Die Saftabsonderung ergab folgende Zahlen:\nIn der 1. Stunde 400 ccm\nA\tP m m\n2.\t.\u2022:\u00bb/>. 45p\t>\n3\t\u00bb\t290\nUm diese Zeit war bereits fast der ganze feste Biick-stand aus dem Magen entleert, soda\u00df ein rasches Ende des Versuches erwartet wurde, der dann, wie die fr\u00fcheren, gegen\u00fcber der Norm eine erhebliche Saftverminderung und Vermehrung des Festen ergeben h\u00e4tte. Doch es kam anders. In der vierten Stunde setzte pl\u00f6tzlich eine d\u00fcnnfl\u00fcssige reichliche Absonderung ein, die fast gar kein Festes enthielt. Doch waren im Magen noch geringe Reste festen R\u00fcckstandes zur\u00fcckgeblieben, die erst gegen Ende des Versuches zum Vorschein kamen. Ferner trat uns hier \u2014 von der 4. Stunde nach der l\u2019robemahlzeit ab \u2014 zum ersten Male eine eigent\u00fcmliche Erscheinung beim Zur\u00fcckspritzen des filtrierten Sekretes entgegen. Die Einf\u00fchrung .erfolgte mittels einer B\u00fcrette. Bisher hatten wir nach Ma\u00dfgabe der \u00d6lfnung des Ouetschhahnes ein mehr \u00ab\u00bbder minder rasches, im allgemeinen aber gleichm\u00e4\u00dfiges Ein-tlie\u00dfen beobachtet. Nur ab und zu stand das Fl\u00fcssigkeitsniveau einen Augenblick still. Ein R\u00fcckflu\u00df des Eingef\u00fchrten aus der vorderen Kan\u00fcle fand nur bei sehr schneller Injektion von gro\u00dfen Mengen statt.\nGanz anders bei diesem Versuche. Der Einflu\u00df stockte auffallend oft, wobei das Niveau der Fl\u00fcssigkeit in der B\u00fcrette um 7 und mehr Zentimeter erhoben wurde, obwohl es schon an sich 20\u201430 cm \u00fcber dem Darm stand. Es war ganz offenbar, da\u00df der D\u00fcnndarm sich kontrahierte und die Fl\u00fcssigkeit nicht aufnahm, was auch ihr massenhaftes R\u00fcckflie\u00dfen durch die Duodenalfistel bewies. Es fl\u00f6ssen im Durchschnitt von 100 ccm etwa 80 zur\u00fcck. Infolgedessen war es ganz unm\u00f6glich, die Saftsekretion genau zu bestimmen. Diese dauerte im","page":279},{"file":"p0280.txt","language":"de","ocr_de":"280.\nOtto Cohnheijn und Gg. Modrakowski.\nganzen G Stunden und d\u00fcrfte vielleicht die Menge wie beim Normalversuch erreicht haben, keinesfalls aber mehr. Der feste R\u00fcckstand betrug 280 g, was dem Morphinversuche entspricht, v Der erste Kot erschien am Ausgang des D\u00fcnndarms nach 4 Stunden 20 Minuten, auch ungef\u00e4hr der Norm entsprechend. Wenn wir aber bedenken, da\u00df noch in der sechsten Stunde teste Partikel erschienen, die dann ihrerseits auch erst in 3 \\ Stunden den D\u00fcnndarm durchwandern, so ist klar, da\u00df die Fortbewegung durch den D\u00fcnndarm mindestens um ebensoviel, wie die aus dem Magen, verschoben wurde. Die verst\u00e4rkte Darmkontraktion ist von Pal1) gesehen worden. Wir beobachteten Hemmungswirkung beim Fl\u00fcssigkeitseinlauf in den Dann noch \u00f6fters, bei etwas gr\u00f6\u00dferen Dosen von Morphin oder Pantopon stets stark ausgepr\u00e4gt.\nDie bei den Opiumpr\u00e4paraten gegen\u00fcber dem Morphium manifeste Verlangsamung der Magenentleerung suchten wir zun\u00e4chst auch f\u00fcr die subeutane Injektion, zu der sich das Pantopon sehr gut eignet, zu kontrollieren.\n\u2022 Der Hund Lady erhielt also 0,02 g Pantopon subcutan beigebracht: Das Tier erbrach nichts darauf, gab aber durch Kau- und Leckbewegungen das Bestehen einer Nausea kund. Die ihm Vorgesetzte Probemahlzeit weigerte er sich erst zu fressen, tat es erst nach 40 Minuten. Obgleich die Pantopon-dosis f\u00fcr den gro\u00dfen Hund durchaus als eine kleine zu bezeichnen war, war das Tier doch schlaftrunken und ganz auffallend ungeschickt beim Fressen. Auch fiel der Hund nachher sofort in Schlaf und zeigte deutliche Erscheinungen von Katalepsie. 20 Minuten nach Verzehren der Probemahlzeit kamen Magensch\u00fcsse und nach weiteren 5 Minuten auch schon die ersten Brocken. Nach etwa f Stunden h\u00f6rte die Entleerung ries b esten aut, und es begann wieder jene schon beim Opium beobachtete d\u00fcnnfl\u00fcssige Sekretion.\nDie Absonderung betrug in der:\nl. Stunde 157 ccm\t3. Stunde 264 ccm\n2\t252 \u00bb\t4.\t*\t290 \u00bb\n') J. Pal. fiber eine typische Wirkung der K\u00f6rper der Morphingruppe. Zentralblatt f\u00fcr Physiologie. 1902. Bd XVI, S. 68.","page":280},{"file":"p0281.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Wirkung von Morphium und Opiumpr\u00e4paraten. \u2022\u2022 281\nNun setzte die d\u00fcnnfl\u00fcssige Sekretion ein:\n5.\tStunde 502 ccm\n6.\t\u00bb\t204 V\n\u25a0 :'ry\\/7.-\t\u00bb \\ 135 *\nDer feste R\u00fcckstand betrug 150 g, soda\u00df im ganzen, da die Probemahlzeit 625 g betrug, 1265 g Saft produziert wurden. Die Dauer betrug 6V2 Stunden. Kot erschien in der hinteren Fistel nach 4 Stunden.\nFast der ganze feste R\u00fcckstand erschien in den ersten \\ Stunden, darauf folgte reine Fl\u00fcssigkeit \u2014 und erst wieder nach 2 Stunden die letzten Reste des Festen,\nDieses eigent\u00fcmliche Einsetzen einer profusen Sekretion zu einer Zeit, wo bereits der gr\u00f6\u00dfte Teil des Mageninhaltes ausgesto\u00dfen und in der Norm der Magen \u00fcberhaupt schon leer war. veranla\u00dfte uns, Versuche mit halben Probemahlzeiten zu machen, um so eine Trennung der digestiven Magensekretion und der sp\u00e4ter erfolgenden zu erhallen, da die halbe Probemahlzeit den Magen schon in 2 Stunden verlassen sollte.\nEinem kleineren Hunde, Minka, 20 kg. wurde eine halbe Probemahlzeit von 318 g gegeben, nachdem er 8 Minuten vorher 0.0085 g Morphin, hydrochlor. subcutan erhalten hatte.\nDie Saftabsonderung erfolgte unmitelbar nach dem Fressen, nach 16 Minuten erschienen Magensch\u00fcsse mit Brocken. Dabei war das Tier deutlich narkotisiert.\nEs wurden sezerniert:\nIn der 1. Stunde 158 ccm \u00bb \u00bb 2.\t142 \u00bb ;\ndann erfolgte pl\u00f6tzlich wieder die d\u00fcnnfl\u00fcssige Sekretion :\nIn der 3. Stunde 356 ccm.\nGegen Ende der 2. Stunde schien bereits alles Feste entleert zu sein, doch kam nach einer halbst\u00fcndigen Pause, in der nur Saft ausflo\u00df, doch wieder fester Inhalt. Es war uns also nicht gelungen, durch Verabreichung einer kleineren Mahlzeit die durch diese bedingte Sekretion von der sp\u00e4ter folgenden Absonderung zu trennen. Die Menge des festen R\u00fcckstandes betrug 124 g gegen etwa 50\u201460 g in der Norm. Der R\u00fcckstand war nur wenig vom Magen weiter verarbeitet worden","page":281},{"file":"p0282.txt","language":"de","ocr_de":"282\nOtto Gohnheini und Gg. Modrakowski.\ni\nund sah last noch ganz wie das Eingef\u00fchrte aus. Die 3 st\u00e4ndige Sekretionsdauer ist l\u00e4nger wie normal.\nEs wurde nun an demselben Hunde noch ein Versuch mit 0,02 g Pantopon per os gemacht, indem er es mit einer ganz kleinen Probemahlzeit von nur 240 g gemischt verzehrte. Hier setzte die Saftabsonderung unmittelbar nach \u00bblern Fressen ein und schon nach 5 Minuten kamen die ersten Brocken.\nEs wurden sezerniert:\nIn der 1. Stunde 250 g\n- ' ;> \u2019\t2.-/\t,136\nDie Menge des Festen betrug 15 t g. die Gesamtsekret ion nur 300 ccm.\nFassen wir das bisher Beobachtete zusammen, so lullt sich folgendes sagen: Kleine Dosen von Morphium und Pantopon per os, sowie von Morphium subcutan. wie sie beim Menschen verwandt werden, machen kaum eine Hemmung der Magenentleerung, setzen dagegen die Saftabsonderung erheblich herab. Demgem\u00e4\u00df erscheint auch viel mehr fester R\u00fcckstand wie in der Norm, der auch schlechter chymifiziert ist.\nDas Gros des festen Mageninhaltes wird in dieser Zeit entleert, dann aber tritt eine starke d\u00fcnnfl\u00fcssige Sekretion auf, die noch etwa 2 Stunden anh\u00e4lt und einige Reste der Probemahlzeit zutage f\u00f6rdert. Im ganzen wird durch die nachtr\u00e4gliche Sekretion die Magenentleerung um \u00fcber 2 Stunden verz\u00f6gert.\nW ir haben es also hier mit 2 scharf voneinander gesonderten Einwirkungen auf die Magensekretion zu tun.\n1.\tEine Hemmung resp. Verminderung der auf Reize entstehenden Sekretion ;\n2.\teiner Sekretionshervorrufung. die durch das Morphin resp. Opium selbst nach einer gewissen Zeit bewirkt wird. Um die letztere Wirkung rein studieren zu k\u00f6nnen, mu\u00dften Versuche am n\u00fcchternen Tiere vorgenommen werden.\nDer Hund Lady erhielt eine subcutane Injektion von 0.01 Morphin, hydrochlor. Darauf erfolgte Nausea. Erbrechen von etwas Schleim, danach deutliche Narkose mit Erscheinungen","page":282},{"file":"p0283.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Wirkung von Morphium und Opiumpr\u00e4paraten. 288\nvon Katalepsie. Aus der Fistel erscheint lange Zeit keine Spur von Sekret. Erst nach 11/-> Stunden beginnen sich Tropfen zu zeigen und im Verlauf von Stunden werden 91 ccm Saft von 66 Acidit\u00e4t, w^s auf Vermischung mit Pankreassaft hinweist, abgesondert.\nAls diesem Tiere einmal eine gr\u00f6\u00dfere Dose von 0,05 Morph, hydroehl. injiziert wurde, erschien die Sekretion erst nach 21 2 Stunden, Dieser Versuch war insofern interessant, als das Tier nicht n\u00fcchtern war. Nach \u00d6ffnung der Fistel entleerten sich regelm\u00e4\u00dfige Sch\u00fcsse von Magensaft mit Hundekuchen. Nach der Morphininjektion wurde der gr\u00f6\u00dfte Teil des Mageninhaltes ausgebrochen, dann fand in \u00dcbereinstimmung mit den Angaben von Magnus, die sich auf gr\u00f6\u00dfere Morphindosen beziehen, eine komplette Sistierung der Magenentleerung f\u00fcr 21/2 Stunden statt; darauf begann der Magen wieder zu arbeiten. Es kamen nur ganz geringe Reste von Hundekuchen und Sekret in einer Menge von 72 ccm in der 8. Stunde und 102 ccm in der i. St\u00fcnde, von der Morphininjektion ab gerechnet, zutage. Es wurden also im ganzen 171 ccm Saft sezerniert.\nVersuche mit Pantopon am n\u00fcchternen Tiere ergaben eine erhebliche st\u00e4rkere Sekretion. Der Hund Minka erhielt 0,02 Pantopon subcutan, worauf er nach 9 Minuten Schleim und Wasser erbrach, deshalb gaben wir ihm nach 1 2 Stunde nochmals 0,01 Pantopon. Schon in der Zwischenzeit zwischen beiden Injektionen entleerte sich Pankreassaft und Galle, sowie ab und zu auch etwas Magensaft aus der Fistel. Richtig in Gang kam die Sekretion jedoch erst etwa eine Stunde nach der 1. Injektion und zwar setzte dann eine ziemlich .starke Absonderung ein, die betrug:\nIn der 2. Stunde nach der Injektion 172 ccm,\n\u00bb\t\u00bb 3.\t>\t\u00bb\t3\t>\t12/\t>\n\u00bb\t> 4.\t(nur 12 Stunde) 38\n837 ccm.\nDie Acidit\u00e4t war 116 in der 1., 103 in der 2. Stunde, was auf nur geringe Beimengungen von Pankreassaft hin weist.","page":283},{"file":"p0284.txt","language":"de","ocr_de":"284\nOtto Cohnhoim und (ig. Modrakowski.\nI m die Frage zu l\u00f6sen, ob nicht etwa die Magensekretion sofort nach der Injektion beginne, aber durch Pylorospasmus im Magen zur\u00fcchgehalten werde, nahmen wir noch Versuche an einem Magenlisteihunde vor. Es handelte sich um ein ganz kleines Tier, woraus sich die relativ kleineren Sekretmengen erkl\u00e4ren.\nDer Hund erhielt zun\u00e4chst 0,005 Morph, hydrochl. sub-cutan injiziert. Erst nach einer Stunde begannen sich Tropfen aus der Fistel zu entleeren.\nEs wurden Saft produziert:\nIn der 1. Stunde 52 ccm\n\u2022\u2022\t\u2022 2.\t\u00bb\t46 v\nDann h\u00f6rte die Sekretion auf: dieselbe wurde durch Schleimabsonderung eingeleitet und beendet. Die Acidit\u00e4t des Saftes war 118.\nEs zeigte sieh also, da\u00df Morphium erst nach einer Stunde oder auch l\u00e4ngerer Zeit \u2014 abh\u00e4ngig von der Dose \u2014 die Absonderung von Magensaft hervorruft.\nWir probiertem nun die \u2014 im Hinblick auf die geringe Hr\u00f6\u00dfe des Tieres \u2014 nicht extrem kleine Dose von 0,005 Pantopon, erhielten jedoch im Anschlu\u00df daran nur die Absonderung von etwa 12 ccm sauren Schleimes.\n0,015 Pantopon bewirkten dagegen bereits eine ziemlich lebhafte, im (Jegensatz zum Morphium schon nach 17 Minuten einsetzende Sekretion, die 4 Stunden anhielt.\nEs wurden sezerniert:\nIn der l. Stunde: 19 ccm\n^\t22\t*\n\u00bb\t8.\t36\t>\n\u00bb\tV.\t4.\t24\nDie Acidit\u00e4t wechselte von 120\u2014150. Im ganzen wurden 101 ccm abgesondert. Um festzustellen, ob auch bei gr\u00f6\u00dferen Dosen von Pantopon die Magensaftsekretion fr\u00fcher wie bei Morphin einsetzt, wurde noch ein Versuch mit 0,04g Pantopon gemacht. Hier begann die Sekretion bereits nach 3 Minuten und erreichte folgende Zahlen:","page":284},{"file":"p0285.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Wirkung von Morphium und Opiumpr\u00e4paraten. 285\nIn\tder\t1.\tStunde : 21\tccm\n=\u00bb\t'\u00bb\t2.\t20\t>\n>\t:>\t3.\t>\t44\t>\n-\t-\t4.\t.\t*\t22\n-\t>\t5.\tj\t25\t>\n-\u00bb\t>\t(j.\t>\t7\t\u25a0>\tj.\n\u00bb\t61/*.\t'\t5\t>\nAlso im ganzen 144 ccm in liVV Stunden Die Acidit\u00e4t war 114.\nDie Versuche am Magenfistelhund ergaben, da\u00df Morphin erst nach l\u00e4ngerer Zeit, w\u00e4hrend Opiumpr\u00e4parate (Pantopon) sofort die Sekretion von Magensalt bewirken, wie das bereits Bickel und Pincussohn, sowie Itodari am kleinen Magen beobachtet hatten. Die Acidit\u00e4tszahlen zeigen, da\u00df es sich um reinen Magensaft handelte.\nDas Auftreten von so stark saurem Magensaft nach Morphin- und Opiumpr\u00e4paraten, selbst bei Anwendung kleiner Dosen kann z. B. bei geschwungen Prozessen im Magen oder Duodenum \u00e4u\u00dferst ungelegen sein. Es wird sich empfehlen, in solchen F\u00e4llen die Pr\u00e4parate mit einer Mahlzeit oder \u2014 falls das nicht ang\u00e4ngig \u2014 in Kombination mit einh\u00fcllenden, s\u00e4uretilgenden Mitteln zu verabreichen. Bei Opiumpr\u00e4paraten m\u00fc\u00dften diese Mittel gleichzeitig, bei Morphin etwa eine Stunde sp\u00e4ter verabreicht werden.\nAu\u00dfer der Magenwirkung suchten wir noch einiges \u00fcber den Einflu\u00df von Morphin resp. Opium auf den D\u00fcnndarm zu erfahren. Da\u00df die Zeit des Erscheinens des ersten Chvmus am Ausgang des D\u00fcnndarmes nicht ver\u00e4ndert wurde, ist bereits erw\u00e4hnt. Wir untersuchten weiter den Durchflu\u00df von Wasser und Kochsalzl\u00f6sung, die in die Duodenalfistel eingef\u00fchrt wurden, f\u00e4nden hier jedoch auch keine Unterschiede. Nur traten bei gr\u00f6\u00dferen Dosen die bereits beschriebenen R\u00fccklauferscheinungen auf, die es manchmal \u00fcberhaupt unm\u00f6glich machten, das gleiche Quantum Fl\u00fcssigkeit wie in der Norm in den Darm hineinzubringen. Zum Belege seien die folgenden Versuche angef\u00fchrt:\nDem Hund <Duschka* ca. 15 kg wurde durch die Duo-","page":285},{"file":"p0286.txt","language":"de","ocr_de":"2*H\tOlio Cohnheim und Gg. Modrakowski,\ndenalfistel langsam physiologische Kochsalzl\u00f6sung eingef\u00fchrt und zwar 400 ccm in 20 Minuten. Dabei fl\u00f6ssen 255 ccm aus der hinteren Fistel wieder heraus. Darauf erhielt der Hund 0.01 Morphin, hydroehlor. injiziert, 38 Minuten sp\u00e4ter wurde der gleiche Versuch wiederholt mit dem Resultate, da\u00df 275 ccm physiologische Kochsalzl\u00f6sung aus der hinteren Finstel kamen. Hei nochmaliger Wiederholung nach einer Stunde 49 Minuten ergaben sich 238 ccm, also ziemlich die gleichen Mengen. Auch zeitlich zeigte sich keine Differenz, die etwaige Zuf\u00e4lligkeiten \u00fcbersteigt.\nFin anderes Mal erhielt derselbe Hund 380 ccm lauwarmes Wasser in 20 Minuten durch die Duodenalfistel, was glatt resorbiert wurde. Dann wurde 0,01 Pantopon injiziert und der Versuch wiederholt, wobei 27 ccm Wasser aus der hinteren Fistel austropften. An anderen Hunden hatten die Versuche den gleichen Erfolg.\nAuch Schrotbrot, das den Magen und Darm schnell durchwandert, erschien zu normaler Zeit am Ende des D\u00fcnndarms.\nBei Einbringung von Salzs\u00e4ure in das Duodenum ergaben sich folgende Resultate:\nIn der Norm erhielten wir an verschiedenen Hunden stets etwa ebensoviel Pankreassaft mit Galle gemischt, aus der Fistel, wie vorher 0,25 \u00b0/o HCl eingef\u00fchrt worden war, w\u00e4hrend nach Morphin abh\u00e4ngig von der Dose und der Einf\u00fchrungszeit der HCl nach der Injektion des Alkaloides \u2014 eine Verminderung oder ein vollst\u00e4ndiges Ausbleiben der Pankreassekretion erfolgte.\nEin Hund von 15 kg produzierte auf 40 ccm 0,25 \u00b0/o HCl \u2014 33 ccm Pankreassaft und Galle \u2014, 10 Minuten nach einer Injektion von 0,01 Morphin, hydroehlor. folgten auf 40 ccm der gleichen S\u00e4ure nur 23 ccm Saft. In einem zweiten Versuche kamen 25 Minuten nach Injektion von 0,05 Morphin auf 10 ccm 0,25 \u00b0/o HCl nur 20 ccm Pankreassaft und 1 resp. 3l,2 Stunden sp\u00e4ter erfolgte nach S\u00e4ureeinf\u00fchrung in das Duodenum \u00fcberhaupt keine Sekretion.\n\u00c4hnliches wurde in mehreren Versuchen an dem Hunde Lady beobachtet.","page":286},{"file":"p0287.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Wirkung von Morphium und Opiumpr\u00e4paraten. 287\nDie von Bickel und Pincussohn beobachtete Hypersekretion des Pankreas ist offenbar auf dio Wirkung des Magens zu beziehen.\nDa jedoch am Duodenaltistelhunde die Absonderung des Pankreassaftes naturgem\u00e4\u00df nicht rein zur Beobachtung kommen kann, so beschlossen wir, die Einwirkung des Morphins auf die Pankreasfunktion auch noch an der tempor\u00e4ren Fistel zu untersuchen.\nWir f\u00fchrten einem mittelgro\u00dfen mit \u00c4ther narkotisierten Hunde in der \u00fcblichen Weise eine Kan\u00fcle in den einen Ausf\u00fchrungsgang des Pankreas ein. Eine Spontansekretion war, da das Tier sich im Hungerzustande befand, kaum zu beobachten.\nHF*3 22.ccm 1 lo-n-HCl ins Duodenum:\t0,9ccm Saft\n11**20\tDarmschleimhautextrakt intraven\u00f6s\t2,6 \u2022\n1117 22 >\tHCl ins Duodenum:\t0.7\t\u20140,9\n12\" 10 cg\tMorphin subkutan:\t\n12-* 3 \u00bb\t\u00bb\t*\tKeine Sekretion\t\n1217 22 ccm HCl ins Duodenum :\t\t0,1\nl7 20 >\tExtrakt intraven\u00f6s :\t0,9 ,\n24fi 22 \u00bb\tHCl ins Duodenum:\t0,4\n37 20 \u00bb\tExtrakt intraven\u00f6s :\t2,6 <\n' Es ergab sich also, da\u00df durch das Morphin auch unter diesen Bedingungen eine deutliche Hemmung der Pankreassekretion stattfand, die aber trotz der gro\u00dfen Dosis nur 2 bis 8 Stunden anhielt. - An dem Experiment ist die geringe absolute Menge des Saftes gegen\u00fcber den Fistelversuchen bemerkenswert. Weiterhin scheint, wenn man nach einem einzelnen Experiment urteilen will, die Wirkung der Salzs\u00e4ure vom Duodenum aus st\u00e4rker beeinflu\u00dft zu sein, als die Wirkung des intraven\u00f6s eingespritzten Extraktes der Darmschleimhaut. Die Wirkung des Morphins auf das Pankreas verdient auch bei der Diskussion \u00fcber die Art der Erregung des Pankreas vom Darm her (Theorien von Bayliss und Starling und Popielski) studiert zu werden, was an anderer Stelle geschehen soll.1)\nM Anmerkung bei der Korrektur: W\u00e4hrend des Druckes erhielten wir eine Arbeit von Jakowieki. Lwowski Typotnik lekarski 1911,","page":287},{"file":"p0288.txt","language":"de","ocr_de":"288\nOtto Cohnheim und Gg. Modrakowski.\nZum Schlu\u00df sei noch erw\u00e4hnt, da\u00df wir die Morphinausscheidung in den Magen resp. Darm nach subcutaner Injektion fortdauernd mit dem Frohdeschen Reagens verfolgten. Wir stellten, was ja schon aus den Untersuchungen von Alt bekannt ist, fest, da\u00df wenige Minuten nach der Injektion Morphin im Magen zur Ausscheidung gelangt. Wir fanden es dann, solange die Sekretion dauerte, im Magensaft, also sowohl in der ersten, wie auch der sechsten und siebenten Stunde.\nFerner beobachteten wir, da\u00df auch der Pankreassaft sowohl bei den Fistelhunden, wie in dem zuletzt beschriebenen akuten Experiment, eine starke Reaktion mit dem Frohdeschen Reagens gab. Morphin wird also auch mit dem Pankreassaft ausgeschieden und zwar auch dann, wenn es keine Spontan-sekretion bewirkt.\nSchlu\u00dffolgerungen.\nDas Morphin und das Opium machen in Dosen von 1 cg bei einem gro\u00dfen Hunde keine Verlangsamung der Magenetit-iecrung. Sie bewirken dagegen eine sehr betr\u00e4chtliche Hemmung der Magensaftsekretion, soda\u00df der Mageninhalt weniger weit verdaut den Magen verl\u00e4\u00dft und der D\u00fcnndarm mehr Festes, dagegen sehr viel weniger Fl\u00fcssigkeit erh\u00e4lt. Im Gegensatz zu der Sekretionsverminderung auf Reiz steht die starke Spontansekretion des Magens die in den sp\u00e4teren Stunden durch das Morphin bewirkt wird. Es scheint, da\u00df die Summe der Opiumalkaloide eine tr\u00fchere und st\u00e4rkere Spontansekretion bewirkt, als das Morphium allein, indessen m\u00f6chten wir mit dieser letzten Schlu\u00dffolgerung vorsichtig sein, da verschiedene Dosen bei verschiedenen Hunden auffallend verschieden wirken. Vergleicht man Hunde verschiedener Gr\u00f6\u00dfen, so ist es sehr ungewi\u00df, welche Dosen man untereinander vergleichen soll. An ein und demselben Hunde aber kann man nicht viele Versuche machen, weil die eintretende Gew\u00f6hnung die Dosierung verschiebt\nNr. 10 (polnisch). Der Autor fand ebenfalls die Hemmung der Pankreassekretion durch Morphin, und er fand ebenfalls, da\u00df die Salzs\u00e4urewirkung \\om Duodenum st\u00e4rker beeinflu\u00dft (ganz aufgehoben) wird als die Wirkung intraven\u00f6s eingef\u00fchrter Darmextrakte.","page":288},{"file":"p0289.txt","language":"de","ocr_de":"Zijr Wirkung von Morphium und Opiumpr\u00e4paraten 289\nAu\u00dfer der Magensaftabsonderung wird auch die des f ankreassaftes, wie schon Bickel beobachtet hat, vermindert und zwar ist diese Verminderung nicht nur auf Rechnung der geringeren Salzs\u00e4uremenge im Duodenum zu setzen, das Morphin greift vielmehr das Pankreas direkt an.\nEine Beeinflussung des Transportes von Festem und Fl\u00fcssigem durch den D\u00fcnndarm haben wir nicht feststellen k\u00f6nnen, wenigstens nicht in den ersten Stunden. Was nun die therapeutische Wirkung des Morphiums als Stopfmittel anlangt, so kann die bedeutende Verringerung der Fl\u00fcssigkeits-inenge im D\u00fcnndarm zur Erkl\u00e4rung herangezogen werden, indessen halten wir es f\u00fcr prinzipiell unzul\u00e4ssig, aus Versuchen am gesunden Tier hier Schl\u00fcsse zu ziehen. Wir glauben vor allem aber aus den vorliegenden Untersuchungen die Eiituchbarkeit der Methodik der seitenst\u00e4ndigen Darmfisteln gezeigt zu haben. Die reine T\u00e4tigkeit eines einzelnen sezer-nierenden Organs wird man besser am kleinen Magen, an der Pankreas- oder Gallenfistel studieren k\u00f6nnen, das Zusammenwirken der Organe aber besser an den Darmfisteln.\nHoppo-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physio!. Chemie. LXXI.\n20","page":289}],"identifier":"lit19244","issued":"1911","language":"de","pages":"273-289","startpages":"273","title":"Zur Wirkung von Morphium und Opiumpr\u00e4paraten (Pantopon) auf den Verdauungskanal","type":"Journal Article","volume":"71"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:02:23.826780+00:00"}