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{"created":"2022-01-31T14:01:49.713466+00:00","id":"lit19246","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Euler, Hans","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 71: 311-314","fulltext":[{"file":"p0311.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Spaltung der Milchs\u00e4ure und der Brenztraubens\u00e4ure.\nVorl\u00e4ufige Mitteilung.\nVon\nHans Euler.\nMit ein\u00e7r Abbildung int Text.\niAus dem biochemist-hen Laboratorium der Hochschule Stockholm.)\n(Der Redaktion zugepangen am s. M\u00e4rz 1911.)\nFreie Milchs\u00e4uren und andere Oxys\u00e4uren zerfallen im ultravioletten Licht unter Abspaltung von Kohlens\u00e4ure, und zwar \u00e4u\u00dfert sich diese Lichtwirkung sehr kr\u00e4ftig auch in Abwesenheit irgend eines Katalysators.1) Eine solche Zersetzung tindet noch schneller bei den u-Ketons\u00e4uren statt und zwar sowohl bei ein- als zweibasischen.\nWie bei den zahlreichen von Neuberg-) studierten l\u2019hotokatalysen durch Man gan- und Eisen salze hat sich sowohl in bezug auf den Gang der Milchs\u00e4urespaltung als in bezug auf die relative Zersetzlichkeit der verschiedenen Oxy- und Ketons\u00e4uren eine unverkennbare Parallelit\u00e4t ergeben zwischen der Wirkung des ultravioletten Lichtes und der G\u00e4rungsorganismen. Dieses Ergebnis scheint mir bemerkenswert, da cs sich bei meinen Versuchen um katalysatorfreie, reine L\u00f6sungen der belichteten Stoffe handelt. Da die Spaltungsreaktionen zum Teil recht kompliziert sind, konnten unsere vor l\u00e4ngerer Zeit begonnenen Versuche - noch nicht zum Abschlu\u00df gebracht werden, und ich m\u00f6chte hier nur in aller K\u00fcrze einige an Milchs\u00e4ure und Brenztraubens\u00e4ure gewonnenen Ergebnisse mitteilen, in K\u00fccksiehl auf die eben erschienenen interessanten Versuche von C. Neuberg und A. Hildesheimer\u2019\u2019) \u00fcber zuckerfreie Hefeg\u00e4rung, welche die G\u00e4rungsspaltung der Brenztraubens\u00e4ure bezw. ihrer Salze betreffen.\n*) H. Euler. Svenska Vet. Akad. Arkiv f. Kerni. H\u00fc. IV, Nr. 8. 1911.\n*) Biochern. Zeitschr., Bd. XIII. S. .\u2018{05,1008 und Bd. XXIX,S.279.1910\n) Biochern. Zeitschrift, Bd. XXXI. S. 170. 1911.","page":311},{"file":"p0312.txt","language":"de","ocr_de":"312\n11 an.s Killer.\nVersuchsanordnung,\nAls Lichtquelle, diente mir eine Fviollampe von Heraeus. Dieselbe wurde mit einem Verschalt widerstand von etwa 50 Ohm benutzt: es stellte sich dann wenige Minuten nach der Z\u00fcndung die Stromst\u00e4rke von 2,5 Ampere ein. welche vollkommen konstant blieb.\nhs zeigte sich bald, dal) gerade die Zersetzung der Oxy-s\u00fcuren besonders unter dem Einflu\u00df der kurzwelligen Hiltra-violetten Strahlen eintritt. welche von Glas au\u00dferordentlich stark absorbiert werden. Es wurde deshalb mit Gef\u00e4\u00dfen aus reinstem, durchsichtigem Ouarz gearbeitet. Die Firma Heraeus lieferte zu meinen Versuchen in ausgezeichneter Ausl\u00fch rung Hache Kolben von nebenstehender Form, deren Vorder- und K\u00fcckwand nur einen Abstand von .\u00bb mm hatten. Die L\u00f6sung war dadurch in m\u00f6glichst d\u00fcnner Schiebt dem Licht ausgesetzt.\nDer Hals des Ouarzkolbens war direkt mit einer Glasb\u00fcrette verbunden, welche gestattete, das entweichende Gas w\u00e4hrend der Reaktion quantitativ \u00fcber Quecksilber aufzufangen und zu messen. Die Quecksilber-b\u00fcrette war ihrerseits mit Absorptionsb\u00fcretten direkt verbunden.\nDer Abstand der Vorderwand des Quarzgef\u00e4\u00dfes von der Quarzr\u00f6hre der Lampe betrug jedesmal genau 5,5 cm. Dieser Abstand war notwendig, um die Erw\u00e4rmung der L\u00f6sung nicht allzu gro\u00df werden zu lassen.\nVersuche.\nDie Milchs\u00e4ure kam in rein w\u00e4sseriger L\u00f6sung in den Konzen-trationen 0,2;> norm., 0,5 norm, und 1.00 norm, zur Anwendung.\nDie qualitative Fntersuchung der Reaktion ergab, da\u00df das sich bildende Gas zu 00\u00b0 \u00ab aus C02 bestand, da\u00df gleichzeitig in der L\u00f6sung \u00c4thylalkohol gebildet wurde, und da\u00df die L\u00f6sung nach der Belichtung keine Fehlingsche L\u00f6sung reduzierenden Substanzen enthielt. Die Kohlens\u00e4ure wurde in gew\u00f6hnlicher Weise durch konzentriertes Alkali absorbiert. Der Nachweis des \u00c4thylalkohols geschah zuerst durch die .lodolormprobe, dann in der von Buchner und Meisen-","page":312},{"file":"p0313.txt","language":"de","ocr_de":"i ber die Spaltung der Milchs\u00e4ure usw\t313\nh<iinier1 \u00bb empfohlenen Weise mittels para-Nitrobenzoylchlorid.\nI )er gebildete Ester wurde durch seinen Schmelzpunkt identifiziert:\nNachdem es sich also gezeigt hatte, da\u00df unter dem Ein-Ihil\u00ee ultravioletter Strahlen Milchs\u00e4ure in \u00c4thylalkohol und Kohlendioxyd zerf\u00e4llt, wurde untersucht, ob der Weg der Reaktion auch derselbe ist, welcher f\u00fcr den G\u00e4rungsvorgang angenommen wird, d. h. es wurde untersucht, ob eine Mischung von \u00e4quivalenten Mengen Acetaldehyd und Ameisens\u00e4ure unter der Einwirkung ultravioletter Strahlen in Alkohol und Kohlendioxyd zerf\u00e4llt, und zwar ohne die Mitwirkung eines Katalysators.\nDies ist nun tats\u00e4chlich der Fall. Das entwickelte Gas bestellt wieder zu etwa 90\u00ae/o aus CO*, und in der L\u00f6sung findet man \u00c4thylalkohol. Nach einiger Zeit wird indessen die Gasentwicklung langsamer und die L\u00f6sung tr\u00fcbt sich. An der Vorderwand des Kolbens scheidet sich aus der L\u00fcsuim fine schwach gelbliche Substanz ab. welche den charakteristischen Geruch des Aldehydharzes besitzt. Nach Abdestil-\nyd findet man in der L\u00f6sung einen nicht fl\u00fcchtigen Aldehyd, vermutlich Aldo! und Crotonaldehyd. die Zwischenprodukte bei der Aldehydharzbildung.\nDie Kondensationen des Aldehyds, welche sonst nur in alkalischer L\u00f6sung (\u2018intreten, gehen also im ultravioletten Licht auch in neutraler L\u00f6sung vor sich. Dieses Ergebnis ist besonders deshalb bemerkenswert, weil die Kondensationen des Acetaldehyds zur Synthese zahlreicher Pflanzens\u00e4uren (Buchner und .Meisenheimen-iund anderer IMlanzenstoffe, wie Harze, f\u00fchren.\nWie erw\u00e4hnt, geht die Abspaltung von Kohlens\u00e4ure aus Brenztraubens\u00e4ure noch schneller als die Kohlens\u00e4ureentwiek-lung aus Milchs\u00e4ure. Ich f\u00fchre zum Vergleich die folgenden beiden Messungsreihen' an. deren Werte unter ganz gleichen Bedingungen ( der Lichtst\u00e4rke. Beliehtungsoherfl\u00e4che usw.) gewonnen worden sind.\nDie Zersetzung der Milchs\u00e4ure beginnt nicht sofort nach Eint litt der Belichtung; erst nach etwa einer Stunde f\u00e4ngt die Gasentwicklung an und steigert dann schnell ihre Ge-\n\u2018i Her. (I. (t. ehern. Ges., Bd. XXXVIII. S. (>2i. l\u2018U\u00bbf>\n*f Hei. (1. d. ehern. Ges.. Hd. XL1. S. 1(10. I9UK.","page":313},{"file":"p0314.txt","language":"de","ocr_de":"314\nHans Euler. \u00dcber die Spaltung der Milchs\u00e4ure usw.\nschwindigkeit. Etwa 2 Stunden nach Beginn der Belichtung wird der Hahn der Gasb\u00fcrette geschlossen und nun das Gas aufgefangen.\nEntwickelte Kohlens\u00e4ure.\nMinuten\tKonzentration der Milchs\u00e4ure\t\t\tKonzentration der Brenz-traubens\u00e4ure\t\n\t0,25 n. ccm\t0.50 n. f \" ccm . \" -. \u2022\t1.00 n. ccm\t0,5 n. ... ccm \u25a0 \u25a0 \u25a0\t1,00 n ccm\n5\t\t|\t\u2014\t3.0 *\t4.0\nH)\t\u2022 : \u2014\ti...\t.f ! i\ti\t\u2014\t7.0\t\n15\t\u2014\ti !\t\u2014\t10,0\t11,0\n80\t3,5\t! \u25a0 ,\tt \u2014 ; i\t\u2014\t\u2014\t21,0\n00\t7,5 .\t8\t0\t\u2014\t\u2014\n120\t10\t17\t10\t\u2014\t\n180\t20.5\t; 28 |\t' 30\t\u2014\tV\t. ..\t... \u2019 . \u2022\n210\t88\t!\t: \u2018\t. I\t43\t\u25a0 \u2014\t\nBei der Brenztraubens\u00e4ure ist die Induktionszeit sehr viel k\u00fcrzer.\nBeide S\u00e4uren zeigen, wie aus der Tabelle hervorgeht, die Eigent\u00fcmlichkeit, da\u00df verd\u00fcnnte und konzentrierte L\u00f6sungen pro Einheit belichteter Oberfl\u00e4che beinahe die gleiche Menge Kohlens\u00e4ure abspalten. Wie ersichtlich, ist die Menge pro Zeiteinheit entwickelter Kohlens\u00e4ure bei der Brenztrau be n s\u00e4ur e etwa 6 mal gr\u00f6\u00dfer als bei der Milchs\u00e4ure.\nBei der Li\u00e7htspaltung der Brenztraubens\u00e4ure entstellt offenbar zun\u00e4chst Acetaldehyd. Derselbe l\u00e4\u00dft sich aber selbst nicht isolieren, da er sich unter dem Einflu\u00df des Lichtes sofort teils kondensiert, teils in Alkohol und Essigs\u00e4ure spaltet. Tats\u00e4chlich konnte ich diese Stoffe deutlich nachweisen.\nSchlie\u00dflich sei in diesem Zusammenhang noch erw\u00e4hnt, da\u00df Alanin unter den obigen Bedingungen im ultravioletten Licht nur sehr langsam Kohlens\u00e4ure abspaltet. Man sollte hier eine energischere Lichtzersetzung erwarten, welche der alkoholischen G\u00e4rung der Aminos\u00e4uren nach F. Ehrlich entspricht. I ber die Zersetzung der Aminos\u00e4uren im ultravioletten Licht hoffe ich bald Mitteilung machen zu k\u00f6nnen.","page":314}],"identifier":"lit19246","issued":"1911","language":"de","pages":"311-314","startpages":"311","title":"\u00dcber die Spaltung der Milchs\u00e4ure und der Brenztraubens\u00e4ure. Vorl\u00e4ufige Mitteilung","type":"Journal Article","volume":"71"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:01:49.713472+00:00"}