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{"created":"2022-01-31T14:03:23.287511+00:00","id":"lit19259","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Warburg, Otto","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 71: 479-484","fulltext":[{"file":"p0479.txt","language":"de","ocr_de":"Ober Beeinflussung der Sauerstofatmung./\nII. Mitteilung.\tv\nEine Beziehung zur Konstitution.\nVon\t\u2022\nOtto Warburg.\n(Aas ;dermedizinischen Klinik in Heidelberg.i\n(Der Redaktion zugegangen am :><>. M\u00e4rz iyu.,\nWenn man von Substanzen absieht, die Zellen zerst\u00f6ren, so wirkt die \u00fcberwiegende Mehrzahl der organischen Verbindungen weniger nach ihrer Konstitution, als nach ihren L\u00f6slichkeitsverh\u00e4ltnissen auf die Oxydationen.1\u00bb So sind die unwirksamen Konzentrationen von K\u00f6rpern, di^ in Wasser leicht l\u00f6slich sind, trotz bedeutender chemischer Reaktionsf\u00e4higkeit, ganz erstaunlich hohe : die w\u00e4sserige Phase der Zelle kann 10\u00b0; 0 Methylalkohol, 3\u00b0,o Allylalkohol, 30,o Aceton. 2\u00b0/o Acetonitril.\n2 ,o Gl\\kokollester enthalten, ohne da\u00df die Z\u00e8rsetzungen beeinflu\u00dft werden.\n% \u2022\nDie Beispiele der nach dem Teikmgsverh\u00e4ltnis wirkenden Stoffe zu vermehren, d\u00fcrfte bei der gro\u00dfen Auswahl an Kohlenstoffverbindungen nicht schwer fallen; ohne da\u00df dadurch ein tieferer Einblick in den Mechanismus der Verbrennungen zu erhoffen w\u00e4re; wichtiger erscheint es jetzt. Substanzen zd finden, die unabh\u00e4ngig vom Teilungsverh\u00e4ltnis die Sauerstoff-atmung beeinflussen, solche Stoffe* *) sind Blaus\u00e4ure.^) arseuige\n*) Diese Zeitschrift. Bd. LXIX. S. 452 und \u00dfd. LXX. S. 415.\n2) die auch ein gewisses praktisches -Interesse haben, weil die ** M\u00f6glichkeit besteht, mit ihrer Hilfe im lebenden Tier andere Zellen als die Ganglienzellen zu beeinflussen, w\u00e4hrend das mit Steffen, die narb\ndem Teilungsverh\u00e4ltnis wirken, wohl aussichtslos ist. Vgl. auch diese Zeitschrift. Bd. LXX. $. 413.\n*) Diese Zeitschrift. Bd! LXX. S 433\t\u2022","page":479},{"file":"p0480.txt","language":"de","ocr_de":"f^0\tOtto Warburg,\nS\u00e4ure,1) Ammoniak und die substituierten Ammoniake, und. wie in dieser Mitteilung gezeigt werden soll, Aldehyde.\nAul eine \u00abspezifische\u00bb Reaktion der Aldehydgruppe wurde die Aufmerksamkeit gelenkt durch die; schon kurz erw\u00e4hnte2) Beobachtung, da\u00df Chloralhydrat (Trichloraldehydhydrat) im Verh\u00e4ltnis zu seinem niedrigen Teilungskoeffizienten in auffallend kleiner Konzentration die Oxydationsprozesse hemmt. Leider sind die entsprechenden Trichlorderivate (Trichlor\u00e4thvlalkohol, Chloralurethan) zum Vergleich nicht geeignet, weil sich mit der Konstitution gleichzeitig die Teilungskoeffizienten sehr stark \u00e4ndern (zugunsten des \u00d6ls verschieben, f\u00fcr Chloralurethan z. B. um das 10fache): w\u00e4hrend wir, um einen Einflu\u00df der Konstitution feststellen zu k\u00f6nnen, Stoffe von verschiedener Konstitution und \u00e4hnlichen L\u00f6slichkeitsverh\u00e4ltnissen vergleichen m\u00fcssen. Diesen Bedingungen gen\u00fcgen die in der folgenden Tabelle verzeichneten Substanzen, aus der in schlagender Weise der Einflu\u00df der Aldehydgruppe hervorgeht. (Angegeben ist die Anzahl Gramm-Molek\u00fcle pro Liter, die die Oxydationsgr\u00f6\u00dfe in den roten Blutzellen um 30\u201470\u00b0/o vermindert.)\nFormaldehyd\t0,001\tMethylalkohol\t: 5\nAcetaldehvd 0,013 \u00c4thylalkohol : 1,6 Propionaldehyd\t0,01\tPropylalkohol\t: 0,8\nButyraldehyd (n)\t0,008\tButylalkohol (n)\t:\t0,15\nButyraldehvd (iso)\t0,01\tButylalkohol (iso)\t: 0,15\nValeraldehvd (iso) 0,0035 Amylalkohol3) : 0,045 Furfurol\t0,003\tFurfuralkohol\t: 0,2\nMethylal : 0,6\nAcetal\t: 0,14.\nUm das auffallendste Beispiel herauszugreifen: Formaldehyd hemmt in 5000mal so kleiner Konzentration als Methylalkohol: Formaldehyd hemmt in 10mal so kleiner Konzentration als Butyraldehyd, also entgegen dem Teilungs-\n'i Diese Zeitschrift, Bd. LXX, S. 483.\n2t M\u00fcnchener mediz. Wochenschrift. 1911. Nr. t>.\n(G\u00e4rungs-).","page":480},{"file":"p0481.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Beeinflussung der Sauerstoffatmung If.\t481\nVerh\u00e4ltnis, w\u00e4hrend Methylalkohol erst in 3\u00f6mal so gro\u00dfer Konzentration hemmt als Butylalkohol. Man sieht ferner, da\u00df\n/H\ndas Acetal des Formaldehyds CH3 (-OCH3 GOOmal so schwach\n\u25a0OCH,\nwirkt wie der freie Aldehyd, obgleich durch die Acetalisierung die L\u00f6slichkeit in Wasser verkleinert wird. Dagegen haben wir bei den Acetalen unter sich die \u00fcbliche Reihenfolge nach den L\u00f6slichkeitsverh\u00e4ltnissen ; das schwerer l\u00f6sliche Acetal des\n/H\nAcetaldehyds CH3C ( OC,H5 wirkt 4 mal so stark wie Methvlal.\noca\t*\nwie Benzaldehyd oder Oenanthol. scheidet man zweckm\u00e4\u00dfigerweise von solchen Untersuchungen aus: sie hemmen in kleinen Konzentrationen, doch l\u00e4\u00dft sich bei ihrem hohen Teilungsverh\u00e4ltnis zun\u00e4chst nicht entscheiden, ob sie als indifferente Stoffe oder als Aldehyde wirken, bezw. ob man es mit Misch Wirkungen zu tun hat.\nWenn man die Aldehyde durch Waschen mit Lockescher L\u00f6sung entfernt, so steigt die Oxydationsgr\u00f6\u00dfe vollst\u00e4ndig oder fast vollst\u00e4ndig auf die urspr\u00fcngliche H\u00f6he: das beweist, da\u00df die \u00c4ldeh yd Verbindung, die die Oxydationsprozesse in lebenden Zellen hemmt, eine dissoziable ist.1)\nDie Hemmung durch Propionaldehyd ist teilweise irreversibel: die Berechtigung, ihn in die Tabelle aufzunehmen. > ergibt sich aus folgender \u00dcberlegung und Versuchsanordnung: wenn eine Substanz in der Konzentration a eben Gehirnnarkose bewirkt, eine zweite in der Konzentration a\u201e dann wirkt in der Regel eine Mischung der beiden Fl\u00fcssigkeiten zu gleichen Teilen ebenfalls narkotisch, d. h. die Wirkungen der Narkotika addieren sich.2) Die gleichen Verh\u00e4ltnisse finden wir f\u00fcr die Hemmung der Oxydationsprozesse; und zwar ist es merkw\u00fcrdig, da\u00df sich nicht etwa nur die indif\u00eee-\n*) In diesem Zusammenhang ist es interessant, da\u00df die Aldehyd-Aminos\u00e4ureverbindungen (Methylenverbindungen) nach Versuchen von Prof Franz en in w\u00e4sseriger L\u00f6sung weitgehend in ihre Komponenten dissoziiert sind.\n2| Overton, Studien \u00fcber die Narkose. S. 14ff; hier auch Literatur.","page":481},{"file":"p0482.txt","language":"de","ocr_de":"Otto Warburg,\nrenten Stoffe addieren, wie Urethan und Alkohol. Urethan und Thymol usw., sondern auch Blaus\u00e4ure und Urethan. Blaus\u00e4ure und Methylalkohol, Aldehyd und Urethan usw.1) Nun wirkt 0,03\u00bbjo Propionaldehyd gar nicht auf die Oxydationen, 0,06\u00b0/o hemmt um etwa 50\u00b0/o, aber teils irreversibel; die Aldehydkonzentration 0,06\u201d/\u00ab ist also direkt oder indirekt giftig, 0.03\u00b0/o nicht. Ich vermischte eine hemmende L\u00f6sung von Athylurethan und eine hemmende L\u00f6sung von Propionalaldehyd zu gleichen 'feilen; die durch diese Mischung erzielte Hemmung war vollst\u00e4ndig reversibel. (Dieser Versuch beleuchtet auch recht deutlich die Vorteile der \u00abMischnarkose\u00bb.)\nSchlie\u00dflich fragt es sich noch, wie gut die Aldehydkonzentrationen definiert sind. Wenn die Konzentration a hemmt, ist die Konzentration 1/* a-) fast oder ganz unwirksam. Daraus folgt, da\u00df die Aldehydkonzentration w\u00e4hrend des Versuchs, falls sie \u00fcberhaupt merklich abnimmt, zwischen a und 1.* a liegt.\nVersuche.\nAls Material wurden wieder junge Erythrocyten von G\u00e4nsen benutzt ; die Technik der 0 ..-Bestimmungen war die fr\u00fcher beschriebene.\u2019) - rem einer durch Zentrifugieren konzentrierten Blutk\u00f6rperchensuspension wurden immer 8mal mit der zu pr\u00fcfenden L\u00f6sung (20 ccm) gewaschen. Die Suspensionsfl\u00fcssigkeit war die \u00abLockesche\u00bb Fl\u00fcssigkeit,3) \u00abIrr die Aldehyde in den angegebenen Konzentrationen zugesetzt waren.\nt;m zu pr\u00fcfen, ob die Hemmung reversibel war. wurde insofern teilweise von der fr\u00fcheren Technik abgewichen, als h\u00e4ufig nur 2 Proben in die Zehrungsgl\u00e4schen (3.2 ccm) eingeschlossen, die anderen beiden in den Zentrifugiergl\u00e4schen (auf dem Volumen 20 ccm) gelassen wurden; diese Proben blieben eine bestimmte Zeit im Thermostaten, wurden dann zentrifugiert, maximal ges\u00e4ttigt, 3mal mit Lockescher L\u00f6sung gewaschen und in die Zehrungsgl\u00e4schen (3.2) eingef\u00fcllt.\nDer Inhalt der Haldane-Barcroftsehen Absorptionsgef\u00e4\u00dfe war 32 ccm, abz\u00fcglich der eingef\u00fcllten Fl\u00fcssigkeiten, die zur Bestimmung verwendete Blutmenge 1.8 ccm. soda\u00df die angegebenen Druckverminderungen ein direktes Ma\u00df f\u00fcr den Sauerstoffverbrauch sind. Die angegebenen Werte f\u00fcr p sind die abgelesenen Druckverminderungen in Millimeter Wasser, abz\u00fcglich 3 mm.\n*) Die einzige Ausnahme bildet bis jetzt Chloralhydrat -f- Blaus\u00e4ure. Chloralhydrat addiert sich nicht nur nicht zur Blaus\u00e4ure, sondern vermindert die Blaus\u00e4urewirkung ganz erheblich (Cyanliydrinbildung ?).\n*1 Von Anfang an.\n\\f Diese Zeitschrift. Bd. LXIX. S. 452 und Bd. LXX. S. 413. r","page":482},{"file":"p0483.txt","language":"de","ocr_de":"i\u2019ber Beeinflussung der Sauerstoffatmung. II.\t483\nDie Temperatur des Thermostaten, in dem die Zellen atmeten, war etwa 29.5\u00b0.\n1. \u00eformaldehyd. Die Konzentration der Stamml\u00f6sung jodometrisch festgestellt. -\n| in Locke : p = \u2014 80 t= 16 \"\nI * 0,003ft/o ; p = \u2014 33 t= 16.\nVon dem gleichen Material 2 Proben ca. lVs Std. in Locke und in 0,003% Formaldehyd, dann gewaschen in Locke\n1 Std. 45 Min. fausLocke : P = \u2014 85\t17\nV \u00bb 0,003% : p = \u2014 80*t = 17\na) 1 Std. 20 Min.\n1 Std. 30 Min.\nb) 1 Std. 20 Min. (\tm\tLocke\t: P \u2014 \u2014 81\tt=\t17\n\\\t\u00bb\t0,003%\t: p = \u2014 40\tt ==\t17.\nVon dem gleichen Material 2 Proben 1 Std. 20 Min. in\nLocke und 0,003%, dann gewaschen in Locke\nf\taus\tLocke\t: p ^= \u2014 80\tt=\t17\n\\\t\u00bb\u25a0\t0,003%\t: p == 71\tt=\t17\n2.\tAcetaldehyd.\n1 Std ^ ^ Locke . p = \u2014 7\u00ce t== 18 ( \u00bb. 0,06% : p= \u2014 31 t= 18\n1 std fausLocke : p == w67 t= 18 . -\" l \u00bb 0,06% : p^-64 t-18.\n3.\tPropionaldehyd.\n| in Locke : p = \u2014 67 t = 46 l \u00bb 0,06% ;p= \u2014 31 t= 16\n1% Std\t\u2014 Si 1=10\t;\n\\\t0,06% :pi=4-45 t= 16.\nHieraus geht hervor, d^\u00df Propionaldehvd nur teilweise reversibel wirkt. Deshalb wurde der folgende Additionsversuch unternommen.\tV\n(in Locke\n\u00bb 1,75% Urethan, 0,03 % Aldehyd 1\t1,75 \u00b0/o Urethan\n\u25a0\nIV2 Std.\n\u00bb 0,03% Ald\u00e9hyd\n1 Std faus ^oc^e *\n1 \u00bb 1,75% Urethan, 0,03 %Aldehy 0,03% Propionaldehyd hemmt also v\u00f6llig reversibel.\n* \u25a0\nI .\np =? -\t-32\tt=\t17\np^=-\t-23\tt=\t17\np = -\t-51\tt =\t17\np - -\t-50\tt=\t17\np = -\t\u2014 48\tt=\t17\np = -\t-51\tt\u2014.\t17. *","page":483},{"file":"p0484.txt","language":"de","ocr_de":"1\niHj- Otto Warburg. \u00dcber Beeinflussung der Sauerstoffatmung. II.\n4.\tButyraldeh.vd (n.).\n1\n.\t^ .\t(\tin\tLocke :\tp\t=\t\u2014 49\tt\t=\t17\n'\tI\t>\t0,00\u00b0/o :\tp\t=\t\u2014 23\tt\t=\t17\n(aus Locke : p = \u201447 t = 17 I * 0,06 \u00b0/o : p?= i- 50 t = 17.\n5.\tButyraldehyd (iso).\n(in\tLocke :\tp =\t\u2014\t79\t.t\t=\t10\n\u2018 d* 1 >;\t0,07 \u00ab/o :\tp.=\t\u2014\t42\tt\t=\t10\n~\t(aus Locke :\tp\t=\t\u2014 67\tt'=\t10\n\u00d6'\tI\t0.07\u00b0/o :\tp\t=\t\u2014 60\tt\t=\t16.\nDieses Aldehyd hemmt also nicht v\u00f6llig reversibel; die Atmung, die w\u00e4hrend seiner Einwirkung um 50\u00b0/o gesunken ist. ist nach dem Auswaschen noch um 10\u00b0/o niedriger als Kontrolle.\t*\n0. Valeraldehyd (iso).\n(in\tLocke :\tp \u00b1=\t\u2014\t69\tt\t=\t10\nS I' \u2022\t<>.03\u00b0/o :\tp =\t\u2014\t37\tt=\t1(>\ns\t.\t(aus\tLocke\t: p\t= \u2014\t67\tt =\t10\n\u2018\t-\tV\t0,03\u00bb/o\tr p\t=>-\t70\tt =\t10,\n7. Fnrfurol.\tf\n. ( in Locke : p = \u2014 04 t = 16 1\\\t\u2018\tt *\u2022\t0,03\u00b0/o\t:~p\t= \u2014\t40\u2019\tt =\t1\u00a7 A; 1\n.;;\t.\t(aus\tLocke\t: p\t= \u2014\t05\tt =\t10\n\u2018\td\u2018\t1 >\t0,03 \u00b0/o\t: p\t= \u2014\t60\tt =\t10.\n' . :\t. ... : _ \u2019 . ' \u2022 . _\n* \\ \u2018 ...\u25a0\u00bb\u2022\n1 \u25a0 -\n>","page":484}],"identifier":"lit19259","issued":"1911","language":"de","pages":"479-484","startpages":"479","title":"\u00dcber Beeinflussung der Sauerstoffatmung. II. Mitteilung: Eine Beziehung zur Konstitution","type":"Journal Article","volume":"71"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:03:23.287517+00:00"}