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{"created":"2022-01-31T14:04:27.178560+00:00","id":"lit19267","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Panzer, Theodor","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 73: 109-127","fulltext":[{"file":"p0109.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Biochemie der Protozoen.\n\u2019 \u2022?\n. \" Von\nTheodor Panzer.\n(Der Redaktion zugegangon am \u00fc!t. Mai t9t t.)\nIm Winter 1910 wurden mir von Herrn Di*. Josef Fiebiger, Professor en der tier\u00e4rztlichen Hochschule in Wien, die erkrankten Schwimmblasen von f\u00fcnf Seefischen (Gadus virens, K\u00f6hler, Seelachs) zur Verf\u00fcgung gestellt. Diese Schwimmblasen enthielten keine Luft, sondern waren ganz erf\u00fcllt von einer gelben, klebrigen, cremeartigen Masse, welche der Hauptsache nach aus verschiedenen Entwicklungsstadien einer Coc-cidienart, der Goussia gadi, bestand. Was die zoologische Beschreibung dieses Protozoons anbetrifft, verweise ich auf die bez\u00fcgliche Abhandlung Prof. Fiebigers.1)\nAus dieser, sowie aus m\u00fcndlichen Mitteilungen Prof. Fiebigers entnehme ich folgende, mir f\u00fcr den Gegenstand dieser Abhandlung wichtig erscheinenden Details.\nDas Auftreten der Goussia in der Schwimmblase, welches nicht gerade zu den Seltenheiten geh\u00f6rt, scheint in der Regel keine schwerere Erkrankung des Fisches zu bedingen. Mitunter werden jedoch Ver\u00e4nderungen in' der Haut (Schuppenausfall) und sogar Hautgeschw\u00fcre, ferner auch eine Atrophie, der Muskulatur des Schwanzteiles beobachtet. Die Schwimmblase selbst zeigt, abgesehen vom Inhalt, bei Betrachtung mit freiem Auge keine auffallende Ver\u00e4nderung; auch an histologischen Pr\u00e4paraten finden sich keinerlei Anzeichen einer Entz\u00fcndung; die Coccidien dringen wohl durch die Endothelschicht bis in die darunterliegende Gefa\u00dfschichte der Schwimmblase ein, lassen aber die n\u00e4chste Schichte derselben, die fibr\u00f6se\n') Annalen des k. k. Naturhistorischen Hofmuseums, Wien 1007.","page":109},{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"1 Hi\tTheod or Panzer,\nSchichte, intakt. Der gr\u00f6\u00dfte Teil der Coccidien lebt frei in der H\u00f6hle der Schwimmblase.\nHei der Untersuchung des Schwimmblaseninhaltes unter dem Mikroskope findet man au\u00dfer den verschiedenen Entwicklungsformen der Goussia nur kr\u00fcmlige, detritus\u00e4hnliche Massen.\nDa die Schwimmblase der Fische normalerweise nur mit Luft erf\u00fcllt ist und keine Anzeichen von Exsudat sich finden, so erscheint es wohl ganz r\u00e4tselhaft, wovon die nicht gerade ins Gewebe eingedrungenen Coccidien sich ern\u00e4hren, es k\u00f6nnte h\u00f6chstens daran gedacht werden, da\u00df ein im normalen Zustande kaum wahrnehmbares Sekret der Schwimmblase den Tierchen als Nahrung dient.\nNach alledem scheint der Schwimmblaseninhalt nur aus Coccidien und deren Exkreten zu bestehen, soda\u00df man f\u00fcglich hier von dem bisher noch gewi\u00df selten beobachteten Fall einer Reinkultur von parasitisch lebenden Protozoen sprechen kann.\nEs schien mir daher interessant genug, dieses Material einer chemischen Untersuchung zu unterziehen, zumal da \u00fcber die chemische Zusammensetzung von Protozoen und \u00fcber deren Stoffwechsel nur \u00e4u\u00dferst d\u00fcrftige Anschauungen bestehen, wie die folgende:\nSowie auch bei anderen Coccidien findet sich bei der Goussia gadi eine Entwicklung von Sporen, welche in dem mir zur Verf\u00fcgung gestellten Material ziemlich reichlich vertreten waren, und welche sich durch eine besonders dicke Kapsel auszeichneten. Solche Kapseln sollen nach den verschiedenen Anschauungen aus Keratin, nach anderen aus Chitin bestehen. Demgegen\u00fcber hat mir Herr Prof. Fiebiger in liebensw\u00fcrdiger Weise seine Beobachtung mitgeteilt, da\u00df sich diese Kapseln mit Kernf\u00e4rbemitteln gut anf\u00e4rben. Ich wandte daher der Substanz der Kapseln besondere Aufmerksamkeit zu; die Gelegenheit bot sich um so mehr, als es mir durch einen Zufall gelungen war, die Sporen von allen \u00fcbrigen Bestandteilen des Untersuchungsobjektes zu trennen.\nDer Inhalt der Schwimmblasen kam in frischem Zustande zur Untersuchung: die Fische waren frisch von der See ein-getr\u00f6lfen. Die Schwimmblasen wurden er\u00f6ffnet und der klebrige","page":110},{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Biochemie der Protozoen.\tIll\nInhalt wurde mit einem Glasl\u00f6ffel herausgekratzt,' wobei es sich nicht vermeiden lie\u00df, da\u00df kleine Partikelchen der Intima der Schwimmblase milgingen, obwohl auf die der Schwimmblasenhaut anhaftenden Partien von vornherein' verzichtet werden sollte. So wurden zusammen 516 g Substanz -gewonnen. Einzelne Schwimmblasen lieferten 170 g, 160 g und 100 g.\nZur allgemeinen Orientierung wurde aus dem gleichm\u00e4\u00dfig gemischten Material die Summe der festen Bestandteile, die Asche1) und der Gesamtsticksto\u00df'2) bestimmt. \u00c9s ergab sich in Prozenten:\nWasser\t85,93*7\u00bb\nFeste Sto\u00dfe\t14,07\u00b0/o\nOrganische\tStotTe 12,87\u2019-;o\nStickstoff\t1,25\u201c/\u00b0\nUnorganische Sto\u00dfe l,20,l/0.\nEine Umrechnung der gefundenen Stickstoffmenge auf Eiwei\u00df erschien mangels jeglichen Anhaltspunktes f\u00fcr den Stick- * stoffgehalt der Eiwei\u00dfstoffe in diesem Material nicht ang\u00e4ngig.\nEin weiterer Vorversuch, welcher haupts\u00e4chlich \u00fcber das Vorkommen von Nueleoproteiden orientieren und damit einen Anhaltspunkt daf\u00fcr liefern sollte, ob die Kapseln der Sporen, worauf deren F\u00e4rbbarkeit durch Kernfarbstoffe zu deuten 'schien, aus Nucleoproteid bestehen, wurde .folgenderma\u00dfen angestellt: 100 g des gemischten Materials wurden mit sehr verd\u00fcnntem Ammoniak ausgezogen; die filtrierte L\u00f6sung setzte beim Ans\u00e4uern mit Essigs\u00e4ure eine m\u00e4\u00dfige Menge eines flockigen, gelblichen Niederschlages ab, welcher nach zweimal. wiederholtem L\u00f6sen in sehr verd\u00fcnntem Ammoniak und F\u00e4llen mit Essigs\u00e4ure die Biuretreaktion zeigte, aber sich frei von Phosphor erwies. Nach vierst\u00fcndigem Erhitzen des Niederschlages mit verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure im Wasserbade reduzierte die resultierende Fl\u00fcssigkeit Fehlingsche L\u00f6sung stark. Es liegt demnach ein Glykoproteid vor.\n*i 6,4011 g Substanz: 0,9008 g Trockensubstanz 'bei 105u getrocknet) und 0,0708 g Asche.\n*) 1.0007 g Substanz verbrauchen nach Kjeldah) '8.0 ccm Lauge 1 ccm 0,1030 ccm Normal).","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"112\tTheodor Panzer,\nIch unterlasse nicht, zu bemerken, da\u00df es mir, was die Eiwei\u00dfstolTe anbetrill't, bei dieser Untersuchung haupts\u00e4chlich darum zu tun war, die Zugeh\u00f6rigkeit der einzelnen Eiwei\u00df-stofTe zu den jetzt geltenden Eiwei\u00dfgruppen festzustellen. Eine eingehendere Charakterisierung der einzelnen Eiwei\u00dfstolTe sei f\u00fcr sp\u00e4tere Gelegenheit aufgespart.\nDie Hauptmenge des gut gemischten Materials, 370 g. wurde nacheinander m\u00f6glichst ersch\u00f6pfend mit folgenden L\u00f6sungsmitteln extrahiert und dadurch in mehrere Fraktionen zerlegt:\n1.\tmit 95\u00b0/oigem Alkohol: das feuchte Material wurde mit der zehnfachen Menge 95 \u00b0/oigem Alkohol anger\u00fchrt, nach eint\u00e4gigem Stehen wurde liltriert und das Ungel\u00f6ste mit 95\u00b0/oigem Alkohol ausgewaschen:\n2.\tmit \u00c4ther: das in Alkohol ungel\u00f6st Gebliebene wurde, nachdem der Alkohol bei Zimmertemperatur verdunstet war, durch 3 Tage im Soxhletsehen Apparate mit \u00c4ther extrahiert:\n3.\tmit Wasser:\nmit sehr verd\u00fcnntem Ammoniak;\n5.\tmit 0,1\u00b0 oiger Salzs\u00e4ure:\n6.\tmit 0,1 \u00b0/oiger Kalilauge;\n7.\tmit siedendem Wasser, nachdem vorher die anhaftenden Spuren von Lauge durch Aufschwemmen in Wasser und sehr verd\u00fcnnte Essigs\u00e4ure und jedesmal nachfolgendes Filtrieren und schlie\u00dfliches Auswaschen des Ungel\u00f6sten entfernt worden waren; schlie\u00dflich blieb\n8.\tein in all den genannten Extraktionsmitteln ungel\u00f6st geblichener R\u00fcckstand.\n1. Alkoholische L\u00f6sung.\nDie alkoholische L\u00f6sung wurde auf dem Wasserbade verdampft, der Abdampfr\u00fcckstand mit Wasser aufgenommen und wiederholt mit immer neuen \u00c4therportionen ausgesch\u00fcttelt. Die vereinigten \u00c4therl\u00f6sungen wurden anderseits wiederholt mit immer erneuerten Wassermengen ausgesch\u00fcttelt.\nIn beiden L\u00f6sungsmitteln blieb nur eine sehr geringe Menge harziger Substanz ungel\u00f6st.","page":112},{"file":"p0113.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Biochemie der Protozoen.\t1,13\nDie vereinigten w\u00e4sserigen L\u00f6sungen enthielten betr\u00e4chtlichere Mengen gel\u00f6ster Stoffe, doch konnte aus diesem Gemenge keine Substanz in reinem Zustande abgeschieden, noch auch in dem Gemenge charakterisiert werden. Insbesondere wies das Verhalten dieses Gemenges auf das Fehlen jeglichen echten K\u00f6hlenhydrates (auch der Pentosen hin), dagegen war nach dem Verhalten gegen Fehlingsche L\u00f6sung die Anwesenheit von Mannit zu vermuten.\nDen vereinigten \u00c4therl\u00f6sungen wurde durch Sch\u00fctteln mit sehr verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure eine sehr geringe-Menge einer in farblosen Nadeln krystallisierenden Base, durch Sch\u00fctteln mit verd\u00fcnnter Sodal\u00f6sung eine ganz betr\u00e4chtliche Menge vori freien Fetts\u00e4uren, durch Sch\u00fctteln mit sehr verd\u00fcnnter Natronlauge eine sehr geringe Menge einer farblosen, kristallisierten, phenolartigen Substanz von scharfem, unangenehmen Ger\u00fcche entzogen, welche nicht die f\u00fcr das Indol charakteristischen Reaktionen zeigte. Der mit den genannten drei L\u00f6sungsmitteln ersch\u00f6pfte \u00c4ther enthielt dann nur mehr eine als \u00abNeutralfett\u00bb zu bezeichnende Substanz.\nDie freien Fetts\u00e4uren repr\u00e4sentierten, eine gelbe, fettige, z. T. krystallinische Substanz und zeichneten sich durch ein niederes Durchschnittsmolekulargewicht und die Beimengung nur m\u00e4\u00dfiger Mengen unges\u00e4ttigter S\u00e4uren aus.\n0,3080g Fetts\u00e4uren verbrauchten bei der Titration 13,7 ccm Lauge (1 ccm = 0,1002 ccm normal): Molekulargewicht 224,8.\n0,5825 g Fetts\u00e4uren, nach der Methode von Parker M e 11 h i n ey1 ) behandelt, addierten eine Brommeng\u00e9, entsprechend 19,1 ccm Thiosulfatl\u00f6sung (1 ccm = 0,0996 ccm normal): Jodzahl 41,4, auf \u00d6ls\u00e4ure berechnet entsprechend 46,1 \"/\u00ab \u00d6ls\u00e4ure.\nDieses Molekulargewicht und die Jodzahl erscheinen darum auff\u00e4llig, weil den in Fischfetten enthaltenen Fetts\u00e4uren in der Regel ein h\u00f6heres Molekulargewicht und eine viel h\u00f6here Jodzahl zukommt. (Dorschlebertran: Molekulargewicht der Fetts\u00e4uren 287,6\u2014292,5, Jodzahl der Fetts\u00e4uren 164,9\u2014170,1), *)\n*). Bans Meyer, Analyse und Konstitujiioifsermittelung organischer Verbindungen, 2. AufL, Berlin 1909, S. 950. \" '\n*) Benedikt-Ulzer, Analyse der Fette, 4. Aufl., Berlin 1903, S. 723.\nHoppe-Seyier\u2019s Zeitschrift f. physiof. Chemie. LXXIII.\t8","page":113},{"file":"p0114.txt","language":"de","ocr_de":"Mi\tTheodor Panzer,\ndoch darf hier nicht vergessen werden, da\u00df die beschriebene Untersuchung sich nur auf die freien S\u00e4uren und nicht auf die gesamten Fetts\u00e4uren bezog.\nDie als \u00abNeutralfett\u00bb bezeichnete Fraktion bestand, wie die n\u00e4here Untersuchung lehrte, der Hauptsache nach aus Cholesterin und Estern des Cholesterins. Diese Fraktion bildete nach dem Verdunsten des \u00c4thers eine farblose, fast durchwegs in Hl\u00e4ttchen krystallisierte Substanz, im Gewichte von 1,1 g, welche nach der an einer Spur vorgenommenen Probe die Liebermannsche Cholestolreaktion zeigte. Die Substanz wurde in Alkohol gel\u00f6st und nach Windaus1) mit Digitonin ausgef\u00e4llt. Die Menge des gewaschenen und getrockneten Digi-tonincholesterids betrug 1,30 g, entsprechend 0,316 g freiem Cholesterin. Das durch siedendes Xylol aus dem Cholesterid extrahierte2) und aus Alkohol umkrystallisierte Cholesterin zeigte die f\u00fcr gew\u00f6hnliches tierisches Cholesterin charakteristische Krystallform und auch den entsprechenden Schmelzpunkt (141\u00b0 C.j.\nDie von dem Digitonincholesterid abfiltrierte Fl\u00fcssigkeit samt Waschll\u00fcssigkeit wurde nach dem Einengen auf dem Wasserbade und nach Zusatz von \u00c4ther durch Sch\u00fctteln mit Wasser von dem iin \u00dcberschu\u00df zugesetzten Digitonin befreit ; der \u00c4ther hinterlie\u00df beim Verdunsten einen zum gr\u00f6\u00dften Teile aus farblosen, langen Krystallnadeln bestehenden R\u00fcckstand, denen etwas gelbes \u00d6l beigemischt war.\nDer gesamte R\u00fcckstand wurde in Benzol gel\u00f6st und durch Eintr\u00e4gen von Natriummetall und absolutem Alkohol verseift. Die aus den Seifen dargestellten Fetts\u00e4uren waren z. T. fest, z. T. fl\u00fcssig, sie addierten, in Chloroform gel\u00f6st, Brom.\nDas von den Seifen abfiltrierte und wiederholt mit Wasser ausgesch\u00fcttelte Benzol hinter lie\u00df beim Verdunsten 0,4 g eines gr\u00f6\u00dftenteils kristallinischen R\u00fcckstandes, welcher die Cholestolreaktion zeigte.\n0,35 g dieses R\u00fcckstandes, der Digitoninbeh\u00e4ndlung unter-') Dieso Zeitschrift, Bd. 65, S. 110.\n,\t*) In allen hier kurz angef\u00fchrten Operationen hielt ich mich genau\nan die Windausschen Vorschriften.","page":114},{"file":"p0115.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Biochemie der Protozoem * v> 115\nw\u00fcrfen, lieferten 0,95 g Digitonincholesterid, entsprechend 0,2M g Cholesterin, als Ausdruck f\u00fcr das mit Fetts\u00e4uren zu Estern verbundene Cholesterin. Das durch Xylolextraktion wiedergewonnene Cholesterin entsprach nach Krystallform und Schmelzpunkt (145\u00b0 \u00c7.) wieder dem gew\u00f6hnlichen tierischen Cholesterin.\nUm zu erfahren, was ungef\u00e4hr der nicht aus Cholesterin bestehende Anteil (0,14 g) des \u00abunverseifbaren R\u00fcckstandes\u00bb sein k\u00f6nnte, wurde dieser Anteil aus der vom Digitonincholesterid abfiltrierten Fl\u00fcssigkeit in der angedeuteten Weise nach Entfernung des Digitonins wiedergewonnem Er bildete ein farbloses, z\u00e4hfl\u00fcssiges, von farblosen Krystallen untermischtes Ol, welches im Wasser unl\u00f6slich war, sich in konzentrierter Schwefels\u00e4ure zu violett gef\u00e4rbter L\u00f6sung l\u00f6ste und die Chol-estulreaktion zeigte.\nEs finden sich also auch hier Alkohole \u00e4hnlich denen, wie ich sie schon bei meinen Untersuchungen \u00fcber doppelt-brechende Substanzen aus pathologischen Organen vom Menschen gefunden und beschrieben1) habe, obwohl mir damals die gerade hier so bequeme Digit\u00f6ninmethode noch nicht zur Verf\u00fcgung stand. Ob die Cholesterinreaktionen der aus den Protozoen gewonnenen Alkohole auf die Beimengung kleiner Mengen von Cholesterin zur\u00fcckzuf\u00fchren seien, welche auch bei Anwendung eines \u00dcberschusses von Digitonin der F\u00e4llung entgehen, oder den Alkoholen selbst zukommen, dar\u00fcber wage ich keine Vermutung zu \u00e4u\u00dfern.\n2. \u00c4ther von der Extraktion im SoxhletschCn.\nApparate.\nDiese \u00c4therl\u00f6sung wurde ebenso behandelt wie die im vorhergehenden Abschnitt beschriebene in \u00c4ther gel\u00f6ste Fraktion. Es fand sich hier wiederum die basische. Substanz, welche dem \u00c4ther durch Sch\u00fctteln mit verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure entzogen werden konnte ; hier gelang es, aus dieser Base eine krystalli-sierte, in Wasser schwer l\u00f6sliche Platindoppelverbindung darzustellen.\t'\n\u2018) Diese Zeitschrift, Bd. 54. S. 239;","page":115},{"file":"p0116.txt","language":"de","ocr_de":"11\u00ab\nTheodor Panzer,\nAuch die durch Sch\u00fctteln mit Lauge extrahierbare phenolartige Substanz kehrte wieder.\nFerner wurden wieder gr\u00f6\u00dfere Mengen freier Fetts\u00e4uren\ngewonnen.\nDie nach der Darstellung als \u00abNeutralfett\u00bb zu bezeichnende Fraktion war ziemlich betr\u00e4chtlich ; sie wog 3,5 g und war gr\u00f6\u00dftenteils krystalUnisch. Sie wurde in zwei gleiche H\u00e4lften geteilt.\nDie eine H\u00e4lfte diente haupts\u00e4chlich zur quantitativen Bestimmung des Cholesterins, w\u00e4hrend die andere f\u00fcr qualitative Versuche verwendet wurde. Das Fett zeigte starke Cholestol-reaktion, es erwies sich frei von Phosphor; der noch \u00fcbrige Rest dieser H\u00e4lfte wurde in siedendem Aceton gel\u00f6st, beim Erkalten schied sich eine verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig geringe Menge von Cholesterinfetts\u00e4ureestern ab.\nDie zur quantitativen Cholesterinbestimmung gewidmete H\u00e4lfte des Fettes wurde in Benzol gel\u00f6st und durch Eintr\u00e4gen von Natrium und absolutem Alkohol verseift.\nDie Fetts\u00e4uren, welche dabei gewonnen wurden, enthielten wieder viel unges\u00e4ttigte S\u00e4ure, sie addierten reichlich Brom und zeigten einen1 *n marinierten Aal erinnernden Geruch.\nDer \u00abunverseifbare R\u00fcckstand\u00bb betrug 0,65g, er hatte eine gelbbr\u00e4unliche Farbe und bestand fast durchwegs aus Kristallen.\n0,2 g dieses \u00abunverseifbaren R\u00fcckstandes\u00bb lieferten nach der Digitortinmethode 0,57 g Cholesterid entsprechend 0,139 g Cholesterin, aus welchem durch siedendes Xylol wieder gew\u00f6hnliches tierisches Cholesterin vom Schmelzpunkte 145\u00b0 C. extrahiert werden k\u00f6nnte*\nDie von dem Digitonincholesterid abfiltrierte alkoholische Fl\u00fcssigkeit enthielt ebenfalls andere Alkohole, welche, nachdem sie in der bereits beschriebenen Weise isoliert worden waren, eine farblose, dickfl\u00fcssige, \u00f6lige, in Wasser unl\u00f6sliche Substanz bildeten; sie zeigten die Cholestolreaktion und l\u00f6sten sich in konzentrierter Schwefels\u00e4ure zu einer roten Fl\u00fcssigkeit.\nDie Ergebnisse der eben beschriebenen quantitativen Bestimmungen sind in folgender Tabelle zusammengestellt.\nDie in Arbeit genommenen 370 g Coccidiensubstanz lieferten:","page":116},{"file":"p0117.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur' Biochemie der Protozoen.\t417\n\t\u25a0 . / . \u2022 . ;\u2022 .\t. / 1. im Alkohol- 2. im Ather-auszug ; auszug 8. ; . 8\t\tZu- sammen g\tln Pro- zenten\n\u00abNeutralfett\u00bb\t\t1,4\tlijO\t4,9\t_\n\u00abUnverseifb\u00e4rer R\u00fcckstand\u00bb .\t\t0.72\t1.30\t2.02\t0.55\n\tfrei\t0.82\t\u2022 '*t\\\u2014- \u2022\t\u25a0\t_.\t.\tf\nCholesterin\tin Estern . . .\t0.20\t\t:\u25a0\t\n\tzusammen. . .\t0.58\t0.90\t!> 1.48 '\t. 0.40\nAndere, in Wasser unl\u00f6sliche\t\t\t\u25a0 .\t\t!v-\t\u2022.\nAlkohole .\t\t0.14\t0.40\tj .0,54\t- 0,15\nVon dem \u00abunverseifbaren R\u00fcckst\u00e4nde\u00bb waren in Prozenten: Cholesterin\t73 \u00b0V\nandere Alkohole 21\u00b0in.\nDer \u00ab unverseif bare R\u00fcckstand\u00bb betrug rund 2 \u2019:. des\u00ab N\u00ebutral-fettes \u00bb. Die Zusammensetzung des Gesamtfettes der C\u00f6ccidien-substanz vervollst\u00e4ndigten endlich noch ganz betr\u00e4chtliche, nicht n\u00e4her bestimmte Mengen freier Fetts\u00e4uren.\n3. L\u00f6sung in Wasser.\nAus dieser neutral reagierenden L\u00f6sung lie\u00dfen sich zun\u00e4chst durch Ans\u00e4uern mit Essigs\u00e4ure kleine Mengen des im Vorversuche beschriebenen phosphorfreien Glykoproteids abseheiden, ferner aus dem Filtrate durch F\u00e4llen mit Alkohol kleine Mengen einer amorphen Substanz, welche die Biuretreaktion zeigte, beim Kochen ihrer w\u00e4sserigen L\u00f6sung nicht koag\u00fcjierte und durch halbe S\u00e4ttigung mit schwefelsaurem Ammonium aus dieser nicht ausgesalzen wurde.\nDas alkoholische Filtrat, durch Einengen auf demAVasser-bade vom Alkohol befreit, erwies sich als eiwei\u00dffr.ei (Biuretreaktion) und wurde nacheinander mit Bleizucker, Bleiessig und Bleiessig und Ammoniak ausgef\u00e4llt. Keiner dieser drei Bleiniederschl\u00e4ge lieferte beim Zerlegen mit Schwefelwasserstoff eine reduzierende Substanz. Die Stoffe, welche dieBleif\u00e4llung-ein-gegangen waren, d\u00fcrften nach ihrem Verhalten gegen Reagenzien nebst Aschenbestandteilen organische S\u00e4uren gewesen sein.\nDas letzte bleihaltige Filtrat wurde, nachdem das Blei","page":117},{"file":"p0118.txt","language":"de","ocr_de":"* 1\u201c\tTheodor Panzer,\ndurch Schwefelwasserstoff entfernt worden war, auf dem Wasserbade verdampft : es hinterlie\u00df verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig viel hellgelben Sirup von melasse\u00e4hrilichem Geruch. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, aus diesem, wohl zum gro\u00dfen Teile aus essigsaurem Ammonium bestehenden Sirup einzelne Individuen zu isolieren, wurden mit der w\u00e4sserigen L\u00f6sung des Sirups verschiedene Reaktionen angestellt, von welchen nur folgende angef\u00fchrt seien:\nDie L\u00f6sung reduzierte Fehlingsche Fl\u00fcssigkeit nicht. Auch bei mehrst\u00fcndigem Kochen mit verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure (Salzs\u00e4ure solange der Fl\u00fcssigkeit zugesetzt, bis sie Methylviolettl\u00f6sungdeutlich gr\u00fcn f\u00e4rbte) bildete sich keine reduzierende Substanz.\nIn- der L\u00f6sung des Sirups erzeugte kalte Fehlingsche Fl\u00fcssigkeit, noch reichlicher aber ammoniakalische Kupfervitrioll\u00f6sung, mit nur geringem Ammoniak\u00fcberschu\u00df bereitet, einen hellblauen Niederschlag (Reaktion auf Mannit).\nWurde zur L\u00f6sung des Sirups Jodl\u00f6sung zugetropft, so wurden die ersten Tropfen Jodl\u00f6sung entf\u00e4rbt, die weiteren Tropfen erzeugten ieine rotbraune F\u00e4rbung (\u00e4hnlich wie in Glykogenl\u00f6sungen), j '\n4. L\u00f6sung in sehr verd\u00fcnntem Ammoniak.\nDiese L\u00f6sung schied beim Ans\u00e4uern mit Essigs\u00e4ure noch eine kleine Menge des vorerw\u00e4hnten Glykoproteids ab.\no. Die L\u00f6sung in 10\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure zeigte nur schwache Biuretreaktion und blieb bei genauem Neutralisieren mit Sodal\u00f6sung klar.\n0. Die L\u00f6sung in VioVoiger Kalilauge zeigte ebenfalls nur schwache Biuretreaktion und wurde beim Neutralisieren mit Salzs\u00e4ure nur ein wenig getr\u00fcbt.\n7. Die L\u00f6sung in hei\u00dfem Wasser hinterlie\u00df beim Verdampfen auf dem Wasserbade ziemlich viel R\u00fcckstand, welcher sich in seinen physikalischen Eigenschaften wie Leim verhielt; insbesondere verwandelten sich konzentriertere, mit hei\u00dfem Wasser bereitete L\u00f6sungen beim Erkalten in Gallerten.\nf","page":118},{"file":"p0119.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Biochemie der Protozoen.\tt li*\nDie Substanz zeigte die Biuretreaktion, die Mi 11 on sehe Reaktion, die Xanthoproteins\u00e4urereaktion und die Moli sehsehe Reaktion (mit a-Naphthol). Die Adamkiew iczsche Reaktion fiel nun sehr schwach aus, bleischw\u00e4rzender Schwefel fehlte. Aus der w\u00e4sserigen L\u00f6sung wurde dieser Leim gef\u00e4llt durch Alkohol, durch das gleiche Volumen konzentrierter L\u00f6sung von schwefelsaurem Ammonium, durch Metaphosphors\u00e4ure. . Konzentrierte Salpeters\u00e4ure f\u00e4llte nicht. L\u00f6sungen von Kupfervitriol, Bleiessig und Silbernitrat erzeugten nur Tr\u00fcbungen.\nIn der mit Essigs\u00e4ure anges\u00e4uerten L\u00f6sung rief gelbes Biut-laugensalz einen Niederschlag hervor, welcher sich schon in geringem \u00dcbersch\u00fcsse des gelben Blutlaugensalzes wieder auil\u00f6ste;\nlm allgemeinen darf wohl der vorliegende Kiwei\u00dfstolf als ein Glutin angesprochen werden. Einige der Unterschiede, welche diesel Glutin gegen\u00fcber dem gew\u00f6hnlichen,, peinlichst gereinigten tierischen Leim aufweist, m\u00f6gen ja vielleicht darauf zur\u00fcckzuf\u00fchren sein, da\u00df der Coecidienleim durch-die vorhergegangenen, allerdings ziemlich mannigfaltigen Extraktionen doch noch nicht ganz von fremden Beimengungen befreit worden war. Einzelne Reakt ionen (Ferrocyanwasserstoff, Millon, Xanthoproteins\u00e4ure) weisen aber durch ihre Deutlichkeit darauf hin,, da\u00df der Coccidienleim etwas wesentlich anderes ist, als das gew\u00f6hnliche Glutin.\n8. Der in den bisher angewendeten Extraktionsmitteln ungel\u00f6st gebliebene R\u00fcckstand.\nDieser R\u00fcckstand bestand, wie die mikroskopische Untersuchung lehrte, ausschlie\u00dflich aus Sporen der Goussia, welche gegen\u00fcber ihrem urspr\u00fcnglichen Zustande keinerlei Ver\u00e4nderungen erkennen lie\u00dfen; alle anderen Gebilde des Ausgangsmateriales waren herausgel\u00f6st worden.\nDie Kapsel dieser Sporen erscheint unter dem Mikroskope so dick, da\u00df wohl die Kapsel den gr\u00f6\u00dferen Anteil der Masse der Spore bildet, w\u00e4hrend nur der geringere Anteil, sch\u00e4tzungsweise ein Drittel, auf zwei in jeder Spore enthaltene, ineinander verschlungene Sporozoiten kommt.\nAuf die M\u00f6glichkeit, die Sporen zum Platzen zu bringen,","page":119},{"file":"p0120.txt","language":"de","ocr_de":"Theodor Panzer,\num die darin enthaltenen einzelligen Organismen herauszulosen und so die Substanz der Kapsel rein zu bekommen, wurde nach einigen vergeblichen Vorversuchen verzichtet und ein anderer W eg, die Aufl\u00f6sung der ganzen Spore, eingeschlagen. Als geeignetes L\u00f6sungsmittel erwies sich 2 \u00b0/o ige Kalilauge.\nAls die Sporen bei Zimmertemperatur durch 24 Stunden mit solcher Lauge behandelt wurden, l\u00f6sten sie sich bis auf einen sehr geringen, farblosen Rest vollkommen auf.\nDieser Rest enthielt, unter dem Mikroskope betrachtet, keine unver\u00e4nderten Sporen oder Sporozoiten mehr, sondern bestand durchwegs aus farblosen K\u00f6rnchen, welche, abgesehen von der Farbe, etwa wie Stechapfelformen der roten Blutk\u00f6rperchen aussahen und jedenfalls winzige Krvstalldrusen waren. Sie zeigten weder die Biuret reaktion, noch die Millonsehe Reaktion. Beim Erhitzen verbrannten sie und hinterlie\u00dfen eine aus Calciumoxyd nebst Spuren von Schwefels\u00e4ure bestehende Asche. Aus oxalsaurem Calcium bestanden diese K\u00f6rnchen nicht; denn sie l\u00f6sten sich in verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure nur teilweise und die filtrierte L\u00f6sung blieb auf Zusatz von Ammoniak klar. Es handelt sich vermutlich um das Calciumsalz einer anderen organischen S\u00e4ure.\nDie (iltrierte L\u00f6sung der Sporen mu\u00dfte also au\u00dfer der Kapselsubstanz noch die Bestandteile der Sporozoiten bezw. deren Ver\u00e4nderungsprodukte enthalten. Da wohl vermutet werden durfte, da\u00df die Sporozoiten als einzellige Organismen aus den gew\u00f6hnlichen Zellbestandteilen bestehen, so d\u00fcrfte wohl alles, was in gr\u00f6\u00dferer Menge gefunden wurde und nicht Albumose, Nucleoproteid bezw. Nucleins\u00e4ure oder Histon war, ohne eingehendere Untersuchung als Substanz der Kapsel angesprochen werden. Nun schied die L\u00f6sung beim Zusatz von Essigs\u00e4ure bis zur deutlich sauren Reaktion einen reichlichen Niederschlag ab, da\u00df dieser wohl, abgesehen von Verunreinigungen, die Kapselsubstanz repr\u00e4sentieren mu\u00dfte, w\u00e4hrend in der von diesem Niederschlag abfiltrierten Fl\u00fcssigkeit im wesentlichen die Bestandteile der Sporozoiten oder deren Ver\u00e4nderungsprodukte enthalten waren.\nDieses Filtrat zeigte starke Biuretreaktion, sowie noch","page":120},{"file":"p0121.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Biochemie der Protozoen;\t12t\neine ganze Reihe anderer Eiwei\u00dfreaktionen, deren Beschreibung zur Vermeidung von Wiederholungen hier unterdr\u00fcckt werden kann, welche aber auf die Anwesenheit von albumoseartigen Substanzen hinwiesen.\nEine Probe des Filtrates, zur Trockene verdampft, hinterlie\u00df einen Abdampfungsr\u00fcckstand, welcher frei von Phosphor und bleischw\u00e4rzendem Schwefel war, Fehlingsehe L\u00f6sung nicht reduzierte und keine Xanthinbasen enthielt (die konzentrierte w\u00e4sserige L\u00f6sung blieb auf Zusatz von ammoriiaka-lischer Silberl\u00f6sung klar).\t'\nEine zweite Probe wurde gegen destilliertes Wasser dia-Ivsiert und der neutral reagierende Inhalt der Dialysierh\u00fclse auf die Anwesenheit von Histonen gepr\u00fcft und zwar mit negativem Erfolg: die dialysierte Fl\u00fcssigkeit blieb beim Kochen klar, ebenso auf Zusatz von Ammoniak oder H\u00fchnereiwei\u00dfl\u00f6sung; konzentrierte Salpeters\u00e4ure erzeugte eine Tr\u00fcbung, welche beim Erw\u00e4rmen verschwindet, beim Erkalten wieder auftritt; die allgemeinen Alkaloidreagenzien (Kaliumquecksilberjodid, Jodjodkalium, Phosphorwolframs\u00e4ure) erzeugen keine Niederschl\u00e4ge, die Niederschl\u00e4ge treten erst auf, wenn au\u00dferdem eine S\u00e4ure zugef\u00fcgt wird.\nDie in der L\u00f6sung vorhandenen Albumosen konnten in zwei an Menge ungef\u00e4hr gleiche Fraktionen zerlegt werden, eine in Alkohol l\u00f6sliche und eine in Alkohol unl\u00f6sliche. Zu\ndiesem Zwecke wurde der noch verf\u00fcgbare Rest des w\u00e4sserigen Filtrates auf dem Wasserbade bis auf etwa 10 ccm eingeengt und dann mit 3A 1 absolutem Alkohol versetzt; diese verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig gro\u00dfe Menge Alkohol war notwendig, um einen Niederschlag zu erzeugen.\nDer entstandene Niederschlag wurde auf dinem Filter gesammelt, mit Alkohol ausgewaschen; nach dem Verdunsten des Alkohols l\u00f6ste er sich im Wasser leicht zu einer' neutral reagierenden L\u00f6sung.\nFiltrat und Wasehfl\u00fcssigkeit wurden auf dem Wasserbade zur Trockene verdampft. Die w\u00e4sserige L\u00f6sung dieses leicht l\u00f6slichen Abdampfr\u00fcckstandes reagierte wohi infolge von anhaftender Essigs\u00e4ure sauer.","page":121},{"file":"p0122.txt","language":"de","ocr_de":"122\nTheodor Panzer, .\nDas Verhalten des Niederschlages einerseits, des Abdampfr\u00fcckstandes des alkoholischen Filtrates anderseits bei den an-gestellten Eiwei\u00dfreaktionen zeigt folgende Tabelle.\n\tNiederschlag\tAbdampfr\u00fcckstand des Filtrates\nBiurotreaktion .... . . . .\tpositiv\tpositiv\nMillon sehe Reaktion . . .\t> .\t\nXa n 11 iop ro teins\u00e4\u00fcrereak t ion\tnegativ\tnegativ\nAdamkiewicz sehe Reaktion\t\u00bb\t\nMolischsche Reaktion (mit u-Naphthol) . . . ... .\t:*.\t\nBleischw\u00e4rzender Schwefel.\tfehlt\tfehlt\nPhosphor......... i\t\u00bb\t\u25a0\t\u00bb\nKoagulation beim Kochen .\t\u2019S\t,\n:\t\u2022\t\u2022.\t\u00ee \u2019 \u2022 ;\t...\"\t*\t..\t.\nKonzentrierte Salpeters\u00e4ure. Tr\u00fcbung, beim Er- Tr\u00fcbung, beim Erw\u00e4rmen verschwin- w\u00e4rmen verschwindend dend\nterlocyanWassersl()ffs\u00e4ure . . Niederschlag, beim. Niederschlag, beim Er-\n: Erw\u00e4rmen teilweise w\u00e4rmen teilweise l\u00f6slich l\u00f6slich\nerst nach dem An- Niederschl\u00e4ge (NB. die s\u00e4uren mit Essig- L\u00f6sung reagiert von .s\u00e4ure Niederschl\u00e4ge Hause aus sauer!\nKaliumquecksilberjodid\n.lodjodkalium\nPhosphorwolframs\u00e4ure\nKonzentrierte L\u00f6sung von schwefel-saurem Ammonium\ngleiches Volu- j\nmen (-- Halb- ; Niederschlag S\u00e4ttigung) |\nhalbosVolumen\n(\u2014 Drittel- i kein Niederschlag S\u00e4ttigung)- !\nNiederschlag\nNiederschlag\nEin Unterschied der beiden Albumosenfraktionen besteht demnach nur im Verhalten bei der S\u00e4ttigung mit schwefelsaurem Ammonium.\nHei der Untersuchung der Kapselsubstanz, welche im wesentlichen den durch Essigs\u00e4ure abgeschiedenen Niederschlag bildete, leiteten zun\u00e4chst die eingangs erw\u00e4hnten Vermutungen, nach welchen die Kapselsubstanz ' aus Keratin. Chitin oder Nueleoproteid bestehen konnte, von welchen insbesondere auf die beiden letzteren das Hauptaugenmerk ge-","page":122},{"file":"p0123.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Biochemie der Protozoen.\t123\nrichtet wurde; doch durfte nicht \u00fcbersehen werden, da\u00df auch Nucleoproteid bezw. Nucleins\u00e4ure, welche aus -den Sporozoite\u00bb, stammte, diesem Niederschlage beigemengt sein konnte.\nIn der Tat enthielt dieser Niederschlag auch eine aller-, dings recht d\u00fcrftige Menge von Phosphor.\nBeim Erhitzen verbrannte der getrocknete Niederschlag vollst\u00e4ndig, ohne Asche zu hinterlassen. Er erhielt reichlich Stickstoff und war frei von Schwefel; er zeigte wohl die Bi\u00fcretreaktion, nicht aber die Mi 11 on sehe Reaktion! .\nZur Pr\u00fcfung auf Chitin und andere kohlenhydrat\u00e4hnliche Stoffe wurden mit dem Niederschlage folgende Proben angestellt:\n1.\tEine Probe des Niederschlages wurde mehrere Stunden mit 2\",oiger Salzs\u00e4ure gekocht; die Fl\u00fcssigkeit reduzierte dann Fehlingsche L\u00f6sung nicht.\n2.\tEine zweite Probe des vorher getrockneten Niederschlages wurde bei Zimmertemperatur in konzentrierte Schwefels\u00e4ure eingetragen; nach 24 Stunden war sie nur zum Teile aufgel\u00f6st, die L\u00f6sung reduzierte nach dem Verd\u00fcnnen und Neutralisieren Fehlingsche L\u00f6sung nur ganz spurenwei.se.\n3.\tVerd\u00fcnnte Jodl\u00f6sung f\u00e4rbte den Niederschlag nicht auffallend.\n4.\tEine Probe des Niederschlages wurde unter vorsichtigem Zusatz von Lauge in Wasser gel\u00f6st, eine alkoholische L\u00f6sung von a-Naphthol zugef\u00fcgt und das Gemenge m)t konzentrierter Schwefels\u00e4ure unterschichtet; es trat keinerlei charakteristische F\u00e4rbung auf.\nChitin oder andere kohlenhydrat\u00e4hnliche Stoffe lagen nicht vor.\n; Nach dem recht geringen Phosphorgehalt war es auch recht unwahrscheinlich, da\u00df die Kapselsubstanz aus Nucleoproteid bestand, zumal da eine Probe des Niederschlages, mit verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure zerkocht, eine Fl\u00fcssigkeit lieferte, welche nach dem Neutralisieren durch ammoniakalische Silberl\u00f6sung nicht getr\u00fcbt wurde.\nImmerhin wurde der ganze noch verf\u00fcgbare Rest, die gute H\u00e4lfte des Niederschlages, auf Nucleins\u00e4ure verarbeitet, und zwarwurde dasjenige Verfahren angewendet, mit Hilfe dessen","page":123},{"file":"p0124.txt","language":"de","ocr_de":"124\nTheodor Panzer,\nBang') die Guanyls\u00e4ure aus dem Nucleoproteid des Pankreas dargestellt hat, weil durch dieses Verfahren gleichzeitig etwa vorhandenes Chitin h\u00e4tte isoliert werden k\u00f6nnen.\nDer Niederschlag wurde n\u00e4mlich mit 250 ccm 2\u00b0,oiger Kalilauge durch eine halbe Stunde im Wasserbade erhitzt; es entstand eine vollkommen klare L\u00f6sung, von der Anwesenheit von Chitin konnte demnach keine Rede sein. Die noch hei\u00dfe L\u00f6sung wurde mit Essigs\u00e4ure exakt neutralisiert, sie tr\u00fcbte sieh nicht und blieb auch nach dem Erkalten und 24 st\u00e4ndigem Stehen vollkommen klar. Nun wurde weiter Essigs\u00e4ure zugesetzt und erst, als die Fl\u00fcssigkeit schon stark sauer reagierte, schied sich ein reichlicher Niederschlag von dem Aussehen des in Arbeit genommenen Niederschlages ab. Die Substanz schien durch das Erhitzen mit Lauge nicht ver\u00e4ndert, sondern nur gereinigt worden zu sein.\nDie von dem Niederschlage abfiltrierte Fl\u00fcssigkeit enthielt \u00fcberhaupt nur wenig eiwei\u00dfartige Stoffe und zeigte nach dem Einengen auf ein kleineres Volumen dieselben Reaktionen wie die L\u00f6sung der vorerw\u00e4hnten, in Alkohol l\u00f6slichen Al-huniosen.\nDer Niederschlag war nunmehr vollkommen frei von Phosphor. Fm ganz sicher zu gehen, wurde auch die Pr\u00fcfung auf Schwefel wiederholt, sie ergab abermals die Abwesenheit dieses Elementes.\nVon den f\u00fcr Eiwei\u00dfstoffe charakteristischen Falbenreaktionen war nur die Biuretreaktion deutlich, Millon sehe Reaktion und Xanthoproteins\u00e4urereaktion waren nur spurenweise angedeutet, die Adamkiewiczsche und Mo lisch sehe Reaktion fehlte.\nWenn auch nicht gerade behauptet werden kann, da\u00df dieser letzte Niederschlag die absolut unver\u00e4nderte Kapselsubstanz repr\u00e4sentiert, so l\u00e4\u00dft sich doch die Kapselsubstanz in die Gruppe der Albuminoide einreihen. Sie geh\u00f6rt zweifellos zu jenen keratin- oder elastin\u00e4hnlichen Substanzen, welche auch die Eierschalen mancher h\u00f6herer Tiere bilden. Sie\n') Diese Zeitschrift, Bd. 26. S. 133.","page":124},{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Biochemie der Protozoen.\t125\n' . *\nscheint von einer f\u00fcr einen Eiwei\u00dfstoff .sehr einfachen Konstitution zu sein. Auffallend ist das vollst\u00e4ndige Fehlen von Schwefel.\nDurch die beschriebene Untersuchung glaube ich .die chemische Zusammensetzung der Coccidienkolonic soweit aufgekl\u00e4rt zu haben, da\u00df nunmehr ein aussichtsreiches Studium der einzelnen Stoffe in Angriff genommen werden kann. Dieses Spezialstudium scheint genug interessante Erfolge zu versprechen, zumal da das vorliegende Material zur Erforschung der Biochemie parasitischer Protozoen geeigneter erscheint, wie kaum ein anderes bisher bekanntes\nStellt inan die vorliegenden Resultate der chemischen Zusammensetzung h\u00f6herer Tiere gegen\u00fcber, so fallen schon jetzt einige wesentliche Unterschiede ins Auge.\nDas Fett dieser Protozoen zeichnet sich durch einen besondern Reichtum an freien S\u00e4uren und durch einen erheblichen Gehalt an Cholesterin aus, ein Teil des Cholesterins ist in Cholesterin-Fetts\u00e4ureestern enthalten. Es macht fast den Eindruck, als ob dieses Fett die Zusammensetzung des Fettes degenerierter menschlicher Organe nachahmen w\u00fcrde.\n\u00dcber die Kohlenhydrate dieser Coocidien kann ich nichts Positives aussagen. Alle Versuche, reduzierende Zucker oder Polysaccharide zu finden, welche in reduzierende Zucker gespalten werden, schlugen-fehl. Einige Beobachtungen scheinen darauf hinzudeuten, da\u00df hier Kohlenhydratalkohole die,Rolle der Kohlenhydrate \u00fcbernehmen, wie ja auch bereits wiederholt in Pilzen Mannit gefunden worden ist.\nWas endlich die Eiwei\u00dfstoffe betrifft, so sch\u00e9inen hier einfachere Verh\u00e4ltnisse vorzuherrschen, als bei den h\u00f6heren Tieren, sowohl in der Anzahl der vorkommenden Eiwei\u00dfstoffe, als auch in deren Konstitution. Insbesondere f\u00e4llt das Fehlen von Schwefel auf (bei manchen Eiwei\u00dfstoffen wurde allerdings nur auf bleischw\u00e4rzenden Schwefel gepr\u00fcft). Aufgefunden wurden :\n1.\tein phosphor frei es Glykoproteid,\n2.\teine leimgebende Substanz, ferner in den Sporen:","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"12\u00ab\nTheodor Panzer.\n\u20221. als Substanz der Kapsel ein schwefelfreies Keratin-bezw. elastin\u00fchnliches Albumoid,\ni. aus den Sporozoiten Albumosen.\nSchleimstoffe geh\u00f6ren zu den gew\u00f6hnlichen Vorkommnissen bei niederen Organismen, sie werden in der Regel mikroskopisch nachgewiesen als ein Sekret, welches die einzelnen Individuen umgibt und sie oft froschlaich\u00e4hnlich zu Kolonien zusammenklebt. Auch die Sporen der Goussia gadi linden sich, in der Regel zu viert, in eine mikroskopisch als Schleim imponierende Substanz eingebettet.\nDagegen mu\u00df die Gewinnung von Leim aus den Protozoen auffallen, wo doch diese Tierchen als einzellige Organismen weder ein St\u00fctzgewebe, noch ein Bindegewebe bilden. Man m\u00f6chte aus diesem Grunde fast versucht sein, der gefundenen Substanz den Namen Leim zu versagen, wenn nicht seine F\u00e4higkeit zu gelatinieren eine so markante \u00c4hnlichkeit mit dem gew\u00f6hnlichen tierischen Leim statuieren w\u00fcrde, eine \u00c4hnlichkeif, welche sich allerdings nicht auf alle chemischen Reaktionen erstreckt.\nWas endlich die aufgefundenen Albumosen betrifft, so bin ich nat\u00fcrlich weit davon entfernt, zu meinen, da\u00df das Protoplasma der Sporozoiten etwa aus Albumosen best\u00fcnde. Die Albumosen sind zweifellos Ver\u00e4nderungsprodukte des Protoplasmas. Welcher Natur die unver\u00e4nderten Eiwei\u00dfstoffe dieses Protoplasmas sind, ist mir allerdings noch ganz r\u00e4tselhaft, zumal da sich die sonst f\u00fcr das Protoplasma so charakteristischen Nucleoproteide, sowie deren Spaltungsprodukte: Nucleins\u00e4uren, Xanthinbasen, reduzierende Zucker und Histone, weder in den Sporen, noch \u00fcberhaupt in dem ganzen Untersuchungsmateriale auffinden lie\u00dfen. Der einzige, noch dazu recht d\u00fcrftige Befund von anscheinend organisch gebundenem Phosphor in der Kapselsubstanz kann unter solchen Umst\u00e4nden f\u00fcr die Annahme eines Nucleoproteids nat\u00fcrlich nicht herangezogen werden. Zur Auffindung von koagulierbaren Eiwei\u00dfstoffen (Albuminen und Globulinen) war das eingeschlagene Verfahren wohl nicht geeignet. Da\u00df aber diese Stoffe hier, wenigstens quantitativ, keine gro\u00dfe Rolle spielen, geht daraus hervor, da\u00df nirgends","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Biochemie der Protozoen.\t127\nnennenswerte Mengen von Ver\u00e4nderungsprodukten aufstie\u00dfen (h\u00f6chstens in Abschnitt 5 und 6), welche auf koagulierbares Eiwei\u00df h\u00e4tten bezogen werden k\u00f6nnen.\nAlles in allem zeigt die beschriebene Untersuchung, da\u00df sich der Chemismus dieser einzelligen Organismen in manchen Punkten wesentlich von dem der Zellen h\u00f6herer Tiere unterscheidet, neuerdings eine Warnung vor dem Bestreben, Beobachtungen, welche an niederen Organismen gemacht worden sind, ohne weiteres auf die Zellen h\u00f6herer Tiere zu \u00fcbertragen, gerade jetzt, wo das Experimentieren mit freilebenden Protozoen (Infusorien) eben in Mode ist.\nHerrn Prof. Fie big er bin ich f\u00fcr die \u00dcberlassung des Untersuchungsmateriales, sowie f\u00fcr mannigfache zoologische und parasitologische Aufkl\u00e4rungen zu besonderem Danke verpflichtet.","page":127}],"identifier":"lit19267","issued":"1911","language":"de","pages":"109-127","startpages":"109","title":"Beitrag zur Biochemie der Protozoen","type":"Journal Article","volume":"73"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:04:27.178565+00:00"}