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{"created":"2022-01-31T14:01:57.283111+00:00","id":"lit19309","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Liechti, P.","role":"author"},{"name":"W. Mooser","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 73: 365-370","fulltext":[{"file":"p0365.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Bestimmung der Phenole im Rinderharn.\nVon\nHr. P. Liechti, Vorstand und Dr. W. Mooser. Adjunkt der schweizerischen agrikultur-chemischen Anstalt Bern.\n(Der Redaktion zugepangen am 27. Juni\nVor einiger Zeit haben C. Neuberg und A. Hildesheimer verschiedene Ein w\u00e4nde gegen unser Verfahren der Phenolbestimmung im Harn\u00bb) ver\u00f6ffentlicht \u00bb) Denselben liegt die Behauptung zugrunde, da\u00df eine Furfurolbildung bei der Destillation des Harns mit Phosphors\u00e4ure auftrete infolge des Zerfalls von gepaarten Glukurons\u00e4uren und eigentlichen Kohlenhydraten bezw. Pentosen. Zum Schlu\u00df betonen die Verfasser die Notwendigkeit der Anwendung einer von Neuberg3) fr\u00fcher ausgearbeiteten Modifikation des Kossler-Penny-Verfahren.s zur Phenolbestimmung im Harn.\nDie D\u00fcrftigkeit des zur Widerlegung unserer Angaben aufgebrachten Beweismaterials (5 Bestimmungen) war nicht geeignet, uns von der Richtigkeit der obigen. Behauptungen zu \u00fcberzeugen. Wir haben uns daher bem\u00fcht, die Angaben Neubergs und Hildesheimers nachzupr\u00fcfen, und sind dabei zu ganz anderen Resultaten gekommen. Selbstverst\u00e4ndlich lag f\u00fcr uns der Schwerpunkt dieser Pr\u00fcfung im Nachweis des Einflusses, der nach jenen Angaben in bezug auf die Zuver-\n\\) Beitrag zur Chemie des Kuhharns und der G\u00fclle, Landw. Jahrbuch der Schweiz. 190(5. S. 580.\n*) Die Bestimmung der Phenole im Rinderharn. Biochem. Zeitschrift, iftiO; s, 525. '\n\u2019) \u00dcber die quantitative Bestimmung des Phenols im Harn- Diese Ze itschrift, 1899, S. 123.\t\u2022\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXUIi\t24","page":365},{"file":"p0366.txt","language":"de","ocr_de":"366\nP. Liechti und W. Mooser.\nl\u00e4ssigkeit unserer Methode bestehen soll, was uns der kritischen Bewertung des angef\u00fchrten Zahlenmaterials enthebt. Es handelte sich dabei um folgende Versuche.\n. I.\n1 g 1-Arabinose wurde in 100 ccm 5\u00b0/oiger Phosphors\u00e4ure gel\u00f6st und die L\u00f6sung unter andauerndem Nachf\u00fcllen von jeweilen ca. 25 ccm Wasser so lange destilliert, bis das Destillat ammoniakalisch-alkalische Silberl\u00f6sung nicht mehr reduzierte. Resultat: Der Jodverbrauch des Destillats bewegte sich in den Fehlergrenzen der Methode.\n1 g 1-Arabinose wurde mit einer Kresoll\u00f6sung, enthaltend 0,0137 g p-Kresol in 250 ccm, unter Zusatz von 25 cCm sirup\u00f6ser Phosphors\u00e4ure destilliert und die Bestimmung nach unserem Verfahren zu Ende gef\u00fchrt. Gefunden: 0,0138g p-Kresol.\nBei einem Versuch, wobei dieselbe Kresolmenge in Wasser gel\u00f6st und die L\u00f6sung ohne weiteres nach Kossler-Penny titriert wurde, wurden 0,0139g Kresol gefunden.\nFernere Wiederholungen .best\u00e4tigten, da\u00df ein Einflu\u00df der Arabinose auf die quantitative Kresolbestimmung nicht nachweisbar ist.\nII.\n1 g Traubenzucker wurde mit 250 ccm Wasser und 25 ccm sirup\u00f6ser Phosphors\u00e4ure unter Nachf\u00fcllung von Wasser destilliert, bis das Destillat arnmoniakaiisch-alkalische Silberl\u00f6sung nicht mehr reduzierte. Die Destillate der verschiedenen Bestimmungen wurden jeweilen nach unserem Verfahren weiter behandelt. Hierbei ergab sich ein .lodverbrauch von 0,15 bis 0,8 ccm 1 io-n-Jodl\u00f6sung, entsprechend 0,00027\u20140,0014 g I^Kresol.\n1 g Traubenzucker w\u00fcrde mit 250 ccm einer Kresoll\u00f6sung, enthaltend 0,056 bezw. 0,062 g p-Kresol, unter Zusatz von 25 ccm sirup\u00f6ser Phosphors\u00e4ure destilliert und die Kresolbestimmung nach unserem Verfahren zu Ende gef\u00fchrt. Hierbei wurden gefunden 0,0559 bezw. 0,0619 g p-Kresol.","page":366},{"file":"p0367.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Bestimmung der Phenole im Rindeiharn.\t307\nBei direkter Titration derselben Kresolmengen nach Kossler-Pennv wurden gefunden 0,0562 bezw. 0,0615 g p-Kresol.\nAuch bei diesen Versuchen hat sich also ein Einflu\u00df des I raubenzuckers auf die Genauigkeit unserer Kresolbesfimmung nicht bemerkbar gemacht. Weitere Bestimmungen ergaben dasselbe Resultat.\nNe \u00fcb er g und Hildesheimer legen das Hauptgewicht ihrer Einw\u00e4nde auf den Nachweis des Furfurols in den Destillaten; sie bestimmen die Menge des Furfurolphl\u00f6rogl\u00fccids und schlie\u00dfen daraus auf die Untauglichkeit Unseres Verfahrens. Merkw\u00fcrdigerweise gaben sie sich nicht die M\u00fche, den Furfurol-phloroglucidniederschlag zu reinigen und vers\u00e4umten ferner^ den Einflu\u00df des Furfurols auf die quantitative Bestimmung der Phenole nach unserem Verfahren festzustellen. Die Bedeutung dieses Einflusses .geht aus folgendem hervor.\nNeuberg und Hildesheimer erhielten aus 200 ccm Bullenharn durch Salzs\u00e4uredestillation an Furfurolphloroglucid <>.0563 g und aus 2o0 ccm desselben Bullenharns durch Phosphors\u00e4uredestillation 0,0504- g.\nWir haben die aus dem Mittel dieser Bestimmungen berechnete Furfurolmenge nach dem Verfahren von Kosslor und Penny titriert und gefunden, da\u00df die Titration keinen die Fehlergrenze der Methode \u00fcberschreitenden Verbrauch an Jod ergab.\n0,2 g Furfurol erforderten bei gleicher Behandlung .7,15 ccm 1 K-n-Jodl\u00f6sung, entsprechend 0,0093 g p-Kresol\n0,8 g Furfurol erforderten eine Jodmenge, die 0,036 g P-Kresol, und\t'\n1 g Furfurol erforderte eine Jodmenge, die 0,0395 g p-Kresol entsprach.\n111 und IV.\nAn stelle von Versuchen mit Glukurons\u00e4ure, die . unseres Erachtens wegen ihrer geringen Menge kaum in Betracht fallen kann, setzten wir den indirekten Beweis der leistungsf\u00e4higkeit unseres Kresolbestimmungsverfahrens.\t'","page":367},{"file":"p0368.txt","language":"de","ocr_de":"308\tP. Licchti und W. Mooser,\nVon jeweils frisch gefa\u00dftem Kuhharn wurden je zwei Proben von gleichem Gewicht nach Zusatz von etwas Kalilauge auf dem Wasserbad konzentriert. Vor der Destillation mit Phosphors\u00e4ure erhielt die eine Probe einen Zusatz von 1 g Dextrose, die andere dagegen wurde stets'ohne Zuckerzusatz destilliert. Hierbei wurden folgende Ergebnisse erhalten:\n! ]\t\tGebrauchte ',to-n-Jodl\u00f6sung ccm\tHerechneler Kresol-gehalt il g . i\n1. Probe\tmit Dextrose j\t80.22\t\u25a0\tV'. 0,1116\n250 g Hai n j\tohne \u00bb\t81.(56\t0,1526\n2. Probe j\tA mit Dextrose !\t83.11\t0.1501\n230 g Harn j ; 1\tohne \u00bb\t|\t87,2\t0.1572\n3. Probe i\tmit Dextrose\t2t >3.2\t0.3662\n500 g Harn ! I\tohne \u00bb\t206,3\t0,3721\n\u25a0\u25a0 :\tmit Dextrose\t203,0\t0,3(558\nS ohne \u00bb\t\t205.0\t0.3694\nAus allen bei diesen Untersuchungen erhaltenen Resultaten. denen wir noch weitere \u00e4hnliche angliedern k\u00f6nnten, geht mit Sicherheit hervor, da\u00df die Reobachtungen von Neuberg und Hildesheimer die Verwendbarkeit unserer Methode nicht beeinflussen. Dagegen haben uns die gemachten Einw\u00e4nde genannter Autoren dazu gef\u00fchrt, die Zuverl\u00e4ssigkeit der von Neuberg vorgeschlagenen Modifikation der Kresolbestimmungs-methode im Harn eingehender zu untersuchen.\nNach Neubergs Angaben wird die durch Destillation mit Schwefels\u00e4ure erhaltene-und \u00fcber kohlensaurem Kalk rektifizierte Fl\u00fcssigkeit, welche neben den Phenolen noch K\u00f6rper von Aldehyd- oder Ketonnatur enth\u00e4lt, mit einem gro\u00dfen \u00dcberschu\u00df von lufttrockenem, hydratischen Bleioxyd (3 g), das mit Barytl\u00f6sung aus Bleinitrat frisch zu f\u00e4llen ist und 5 ccm einer .konzentrierten L\u00f6sung von basischem Bleiacetat oder, statt beider, mit einer Aufl\u00f6sung von 1 g \u00c4tznatron und 6 g festem Bleizucker versetzt und etwa 15 Minuten auf einem lebhaft siedenden Wasserbad erhitzt. Zur vollkommenen Entfernung der leicht fl\u00fcchtigen Aldehyde erhitzt man den Kolbeninhalt","page":368},{"file":"p0369.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Bestimmung der Phenole im Rinderbarn.'\t\u00dft)W\nn\u00f6ch kurze Zeit am absteigenden K\u00fchler auf freier Flamme, bis wenige Kubikzentimeter des \u00fcbergehenden Destillats ammo-niakalisch-alkalische Silberl\u00f6sung nicht mehr reduzieren, was gew\u00f6hnlich nach etwa 5 Minuten der Fall sein soll. Ein unn\u00f6tig langes Erhitzen soll vermieden werden, da bei anhaltender Erw\u00e4rmung die Bleiphenolate in ihre Komponenten zerfallen.\nDiesem Verfahren haften nun zwei gro\u00dfe M\u00e4ngel an.\n1.\tDie Unm\u00f6glichkeit des quantitativen Austreibens der Aldehyde durch nur kurz (5 Minuten) dauerndes Erhitzen \u00fcber freier Flamme.\n2.\tDie leichte Zersetzbarkeit der Bleiphenolate beim Erhitzen.\nAn Hand wiederholter Versuche mit Losungen von bekanntem Kresol- und Furfurolgehalt, bei welchen genau nach der Vorschrift von Neuberg gearbeitet wurde, haben wir die Kresolverluste sowie die Unm\u00f6glichkeit der sofortigen Entfernung des Furfurols festgestellt. Um Mengen von Furfurol zu verfl\u00fcchtigen, wie sie nach Neuberg und Hildesheimer bei Destillation von Rinderharn Vorkommen sollen,'ist ein l\u00e4ngeres Erhitzen \u00fcber freier Flamme als wie angegeben notwendig. Erhitzt man aber so lange, bis s\u00e4mtliches Furfurol iibergegangen ist, so k\u00f6nnen Kresolverluste eintreten, die den halben Betrag der vorhandenen Kresolmengen \u00fcbersteigen.\nWir sind zu der \u00dcberzeugung gekommen, da\u00df die. Anwendung der Neubergsehen Modifikation bei der Kresob bestimmung zu weit gr\u00f6\u00dferen Fehlern f\u00fchrt als die Nichtber\u00fccksichtigung der bei Verwendung von Fhosphors\u00e4ure vorhandenen kleinen Furf\u00fcrolmengen.\nWie wir nachweisen konnten, ist das bisher \u00fcblich gewesene Verfahren der Phenolbestimmung in Rrnderharnen wie folgt abzu\u00e4ndern:\tv, \\\n1. An Stelle der Schwefels\u00e4ure ist Phosph\u00f6rs\u00e4ure zu gebrauchen. Die Verwendung von Phosphors\u00e4ure verhindert das Auftreten des Urogons, welches Jod bindet und unseres Erachtens die Hauptmenge der die Phenolbestimmiing \u2018 gef\u00e4hrdenden jodbindenden Substanzen ausmacht. Sodann wirkt die","page":369},{"file":"p0370.txt","language":"de","ocr_de":"370 P. Liech ti u. W. Mooser, Bestimmung der Phenole im Rinderharn.\nPhosphorsaure nicht auf das Kresol ein, was bei der Schwefels\u00e4ure der Fall ist. Endlich tritt bei Verwendung von Phosphors\u00e4ure die Abspaltung von aldehydartigen K\u00f6rpern nicht in einer die Sicherheit der Phenolbestimmung beeintr\u00e4chtigenden Weise auf.\n2. Die Rektifikation der Harndestillate \u00fcber kohlensauren Kalk hat unter Einleiten eines Kohlens\u00e4urestromes zu erfolgen. Hierdurch wird eine Bindung jder Phenole durch den kohlensauren Kalk und ein damit verbundener Verlust an Phenolen vermieden.\nDiese Tatsachen, auf denen sich unsere Vorschl\u00e4ge zur Bestimmung der Phenole im Harn auf bauen, sind von seiten unserer Kritiker offenbar nicht gew\u00fcrdigt worden.","page":370}],"identifier":"lit19309","issued":"1911","language":"de","pages":"365-370","startpages":"365","title":"Zur Bestimmung der Phenole im Rinderharn","type":"Journal Article","volume":"73"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:01:57.283117+00:00"}