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{"created":"2022-01-31T14:00:14.288477+00:00","id":"lit19316","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Kojo, Kenji","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 73: 416-433","fulltext":[{"file":"p0416.txt","language":"de","ocr_de":"Ober Unterschiede im Harnbefunde beim Gesunden und Carcino-\nmat\u00f6sen.\nVon\n. Dr. Kenji Kojo aus Tokio.\n(Aus der (hem. Abteilung des Pathologischen Instituts der Universit\u00e4t Berlin.)\n(Der Redaktion zugegangen am 1. Juli 1911.)\nVor einigen Jahren machte E. Salkowski1) bei der Untersuchung des Harns bei einem Fall von akuter, gelber Leberatrophie die Beobachtung, da\u00df in dem eingedampften Harn durch Alkoholzusatz ein ungew\u00f6hnlich reichlicher Niederschlag entstand. Quantitative Bestimmungen des Gesamt-N des Harns und des Alkoholniederschlages ergaben, da\u00df 28,1 \u00b0/o, also mehr als ein Viertel des Gesamtstickstoffs, in dieser in Alkohol unl\u00f6slichen Form in dem Harn enthalten war. Bez\u00fcglich der Natur dieses Niederschlages konnte nun festgestellt werden, da\u00df er der Hauptsache nach der Dialyse nicht f\u00e4hig war und sich durch die sogenannte Xantoproteinreaktion als zu den Eiwei\u00dfk\u00f6rpern im weitesten Sinne geh\u00f6rig erwies, w\u00e4hrend die Biuretreaktion negativ ausfiel. Da\u00df die Quantit\u00e4t dieser alkoholunl\u00f6slichen Stickstoffsubstanzen im vorliegenden Fall abnorm hoch war, zeigte die Untersuchung des normalen Harns, in welchem sich die Quantit\u00e4t des Stickstoffs der alkoholunl\u00f6slichen Substanzen zu nur 3,5\u00b0/o des Gesamtstickstoffs ergab. Salkowski untersuchte daraufhin den Harn bei einer anderen schweren Stoffwechselst\u00f6rung, n\u00e4mlich beim Carcinom, und fand, da\u00df hier der alkoholunl\u00f6sliche Stickstoff 8\u20149 \u00b0/o des Gesamtstickstoffs betrug. Auf die Natur dieser stickstoffhaltigen Substanzen soll hier nicht eingegangen werden.\nM Berl. klin. Wochens\u00e7hr., 1905, Nr. 51 u. 52.","page":416},{"file":"p0417.txt","language":"de","ocr_de":"Unterschiede im Harnbefund beim Gesunden und Carcmomat\u00fcsen. 417\nSchon eine Reihe von Jahren vorher (1892) hat T\u00f6pfer1 *) angegeben, da\u00df der Extraktivstickstoff im Harn bei Carcino-mat\u00fcsen gegen\u00fcber der Norm sehr betr\u00e4chtlich Vermehrt sei. Allein seine Angaben sind nach einer Richtung hin sehr auffallend. T\u00f6pfer bestimmte im Harn den GesaintstickstolT einerseits, anderseits den Harnstoff nach M\u00f6rner-Sj\u00f6quist, Harns\u00e4ure und Ammoniak. Die Differenz zwischen dem Gesamtstick-stoff einerseits und der Summe des Stickstoffs der genannten i K\u00f6rper anderseits nennt T\u00f6pfer \u00abExtraktivstoff\u00bb. Dieser umfa\u00dft also au\u00dfer den kolloidalen Substanzen noch den Stickstoff des Kreatinins und der Purinbasen. Nun soll dieser Extraktivstickstoff beim Gesunden nur 0,6\u20140,8 \u00ab/o des Gesamtstickstoffs betragen. Das ist ganz unverst\u00e4ndlich, da allein der Stickstoff der Oxyproteins\u00e4uren von Bondzynski und Gottlieb8) nach diesen Autoren 2\u20143\u00b0/o des Gesamtslickstoffs betr\u00fcgt ! Gegen\u00fcber diesem minimalen Gehalt in der Norm (and T\u00f6pfer bei Careinom 13\u201423\u00b0,'o vom Gesamtstickstoff als Extraktivstick-stolT, geringere, aber im Verh\u00e4ltnis zum Gesunden immer noch sehr erhebliche, Vermehrung bei Leuk\u00e4mie (3,6\u00bb/\u00bb) und perni-ci\u00fcser An\u00e4mie (5,1 \u00b0/o). Von Nachuntersuchungen der Angaben * von T\u00f6pfer ist mir nichts bekannt. Die g\u00e4nzlich unm\u00f6gliche Annahme von nur 0,6\u20140,8\u00bb/\u00bb Stickstoff der extraktiven Substanzen ist auch wenig geeignet, besonderes Vertrauen zu der Angabe von T\u00f6pfer zu erwecken.\nIm Jahre 1910 teilten dann H. Salomon und P. Saxl3) sehr bemerkenswerte Befunde \u00fcber den Harn Carcin\u00f6mat\u00f6ser mit. Diese Autoren gingen urspr\u00fcnglich davon aus, die Quantit\u00e4t des Allantoins nach der f\u00fcr klinische Zwecke von 0; Loewi4 *) empfohlenen abgek\u00fcrzten Methode zu bestimmen. Diese besteht darin, da\u00df man den Harn zur Entfernung von Chloriden und Purinen mit Mercuronitrat fallt, das Filtrat durch H,S vom\n') Wiener klin. Wochensr.hr., 1892, Nr. *3;' iitieiri nach Malvs : Jahresber. f. 1892, S. 205.\t... .\t.\n*) Zentralbl. f. d. med. Wissensch., 1897, Nr. 3.3, S. 577\u2014580.\nBeitr\u00e4ge zur Carcinomforschung. Aus der I. med. Klinik (Prof C. v. Noordenj in Wien.\n4) Arch. f. exper. Pathologie u. Pharmakol;, B. 4-1 S. 1 (19(H)).\nHoppe-Soyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXill.\t28","page":417},{"file":"p0418.txt","language":"de","ocr_de":"1-18\tKenji Kojo,\n\u00fcbersch\u00fcssigen Quecksilber befreit, das Filtrat eindampft, mit Magnesiumoxyd oder Natriumcarbonat (die Autoren nahmen stets Natriumcarbonat) alkalisiert und nun mit Silbernitrat f\u00e4llt. Der Stickstoffgehalt dieses Silberniederschlages wurde bestimmt. In einer gro\u00dfen Anzahl von Versuchen ergab sich, da\u00df der N-Gehalt dieses Niederschlages beim nichtcarcinomat\u00f6sen Individuum 4 \u20146%, beim Krebskranken dagegen 6\u20149% des Gesamtstiekstoffs betr\u00e4gt, gleichg\u00fcltig, ob jler Harn reich oder arm an Stickstoff ist.\nSalomon und Saxl verlie\u00dfen indessen dieses Verfahren bald und wandten sich der direkten Bestimmung der Quantit\u00e4t der Oxyproteins\u00e4ure zu. Sie w\u00e4hlten hierzu eine von Ginsberg1) ausgearbeitete Methode, auf deren Einzelheiten hier nicht eingegangen werden soll. Die Befunde, die an etwa anderthalbhundert Harnen in verschiedenen Krankheiten erhoben wurden, waren sehr bemerkenswert. Fast ausnahmslos \u00fcberstieg der Stickstoff der Oxyproteins\u00e4ure nicht 1,5% des Gesamtstickstoffs, w\u00e4hrend dieser Wert bei Krebskranken sich um 3 % herum bewegte.\nEs ist einleuchtend, da\u00df dieser Befund sowohl in theoretischer als auch in praktischer Beziehung von gr\u00f6\u00dfter Bedeutung ist. Im Anschlu\u00df an diese Arbeit kam E. Salkowski2) noch einmal auf sein Verfahren der Alkoholf\u00e4llung zur\u00fcck. Salkowski konnte in einigen weiteren F\u00e4llen von Krebskranken, sowie von Gesunden seine fr\u00fcheren Angaben best\u00e4tigen, indessen ergaben sich bei Gesunden doch mitunter h\u00f6here Werte, n\u00e4mlich bis 4%. Au\u00dferdem hat das Verfahren, so einfach es auf den ersten Blick erscheint, doch seine Schwierigkeiten und kann, wie Salkowski selbst hervorhebt, wenn man nicht sehr sorgf\u00e4ltig verf\u00e4hrt, leicht zu fehlerhaften Resultaten f\u00fchren. Gewisse Fehler sind bei dem Verfahren auch ganz unvermeidlich. Beim Eindampfen des Harns wird etwas Harnstoff zersetzt, d. h. in Ammoniumcarbonat \u00fcbergef\u00fchrt. Das Ammoniak desselben wird, w\u00e4hrend die Kohlens\u00e4ure entweicht, an pri-\n9 Hofmeisters Beitr\u00e4ge usw.. Bd. 10. S. 411 1907). *) Berl. klin. Wochenschrift, 1910, Nr. 38.","page":418},{"file":"p0419.txt","language":"de","ocr_de":"1 Unterschiede im Harnbofund beim Gesunden und Gareinomat\u00f6sen. 419\nm\u00e4res Phosphat gebunden, von diesem aber bei .100\u00b0 wieder abgegeben usw., indessen ist es eigentlich selbstverst\u00e4ndlich, da\u00df bei der Unterbrechung des Eindampfens im gegebenen Moment der Abdampfungsr\u00fcckstand immer etwas \u00c4mmoniura-natriumphosphat, eventuell sogar \u00c4mmoniummagnesiumphosT phat enthalten wird, das, in Alkohol kaum resp. ganz unl\u00f6slich, den N-Gehalt des Niederschlages f\u00e4lschlich vermehrt. Sal-kowski hat diesen \u00dcbelstand durch vorherige Ausf\u00fcllung der Phosphors\u00e4ure durch ein Gemisch von Baryumhydrat und B\u00e0ryum-chlorid zu beseitigen gesucht \u2014 die Werte f\u00fcr den alkohol-unl\u00f6slichen N fallen dabei etwas niedriger aus \u2014, indessen wird dadurch das Verfahren komplizierter, ohne da\u00df die Genauigkeit sich merklich steigert.\nDa nun die kolloidalen Stickstoffsubstanzen im allgemeinen den Charakter von Oxyproteins\u00e4ure oder sehr hochmolekularen Polypeptiden haben, diese aber vielfach unl\u00f6sliche Metallver-bindungen bilden, lag es nicht gerade fern, zu untersuchen, ob vielleicht die direkte Ausf\u00fcllung des Harns mit Metallsalzen verwertbare Resultate geben m\u00f6chte. Lag doch auch schon ein Versuch nach dieser Richtung hin vor, n\u00e4mlich die obenerw\u00e4hnte F\u00e4llung mit Silbernitrat bei alkalischer Reaktion, wobei allerdings vorher die Chlorionen durch Mercuronitrat entfernt werden m\u00fcssen, der \u00dcberschu\u00df desselben im Filtrat durch Schwefelwasserstoff usw., was ziemlich umst\u00e4ndlich ist.\nDiese Vermutung zu pr\u00fcfen, war die Aufgabe, die mir ' Herr Professor E. Sajkowski stellte und zwar schlug mir derselbe vor, Uransalze, Ferrichlorid, Bleisubacetat und Zinksalze zu pr\u00fcfen. Bei der Wahl dieser Metallsalze war bestimmend, da\u00df sie keinen Harnstoff f\u00e4llen und m\u00f6glichst wenig von den sonstigen organischen Bestandteilen des Harns. Die beiden erstgenannten Verbindungen erwiesen sich aus verschiedenen Gr\u00fcnden als ungeeignet, brauchbar dagegen das Bleisubacetat und Zinksalze. Die direkte F\u00e4llung ' mit Bleisubacetat erwies sich als zwar ausf\u00fchrbar, aber mit Unbequemlichkeiten verkn\u00fcpft, so da\u00df die direkte F\u00e4llung aufgegeben und der Harn vorher mit Barytmischung gef\u00e4llt wurde. Die-direkte F\u00e4llung mit Zinksalzen bot heine Schwierigkeiten. Aber auch","page":419},{"file":"p0420.txt","language":"de","ocr_de":"420\nKenji Kojo,\nbei dieser wurde au\u00dfer der direkten F\u00e4llung noch die vorg\u00e4ngige Entfernung der Phosphors\u00e4ure angewendet.\nIch gehe nun zur Beschreibung der Methode und der damit erlangten Resultate \u00fcber, mit dem Bemerken, da\u00df ein Teil derselben bereits in der \u00ab Berliner klinischen Wochenschrift 1010, Nr. 50' kurz mitgeteilt worden ist.\nDie Methodik mit Bleisubacetat ist folgende:\n100 ccm frischer Harn werden durch vorsichtigen Zusatz von alkalischer Chlorbaryuml\u00f6sung (Gemisch von 1 Teil 10\u00b0/o iger Chlorbaryuml\u00f6sung, 2 Teilen kalt ges\u00e4ttigtem Barytwasser) genau ausgef\u00e4llt, nach 15 Minuten von dem entstandenen Niederschlag von Baryumphosphat und Baryumsulfat abfiltriert und mit Wasser dreimal nachgewaschen. Das Waschwasser1) wird dem Filtrat beigemischt und mit Essigs\u00e4ure genau neutralisiert, eher jedoch etwas alkalisch gehalten, darauf setzt man dein Filtrat k\u00e4ufliche Bleisubacetatl\u00f6sung (Liquor Plumbi subacetici der Ph. g. IV) zu, so lange, bis kein Niederschlag mehr ent-sleht. Je nach der Konzentration des Harns ist die erforderliche Menge von Bleisubacetat nat\u00fcrlich verschieden, aber bei einem spezifischen Gewicht von 1015 sind etwa 30\u201435 ccm dieses Reagenzes erforderlich. Nach etwa einer Viertelstunde filtriert man durch ein angefeuchtetes Filter, bringt den Niederschlag mit Hilfe von Gummiwischern vollst\u00e4ndig auf das Filter und w\u00e4scht mit lauwarmem Wasser sorgf\u00e4ltig nach, bis eine Probe des Waschwassers keine Reaktion auf Harnstoff mehr gibt. Das Filter wird dann durchgesto\u00dfen, der Niederschlag in eine Abdampfschale gespritzt, das Filter zuerst mit 25 ccm verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure (l : 5), dann mit Wasser nachgewaschen; schlie\u00dflich wird die L\u00f6sung auf dem Wasserbad bis etwa 20 ccm eingedampft; dann sp\u00fclt man die Fl\u00fcssigkeit in einen Kjel dalli kolben, setzt 10 ccm konzentrierte Schwefels\u00e4ure und 0,4 g Quecksilberoxyd zu und bestimmt den Stick-stoffgehalt wie gew\u00f6hnlich, jedoch wurde mehr Natronlauge,\n\u2019) In jedem Falle empfiehlt es sich, das Waschwasser, das von dem Filtrat gelrennt aufgefangen wird, bis ca. 10 ccm einzudampfen und dann zum Ofiginallillrat hinzuzusetzen.","page":420},{"file":"p0421.txt","language":"de","ocr_de":"Unterschiede im Harnbefund beim Gesunden und Carcinomai\u00f6sen. 421\nn\u00e4mlich 60 ccm von 1,34 D, genommen.. Zum Auffangen des Ammoniaks wurden 10\u201420 ccm n 5-S\u00e4ure vorgel\u00fcgt.\nAnderseits wird der Gesamtstickstoff in 10 ccm von demselben, vorher filtrierten Harn bestimmt\nDer Wert des f\u00e4llbaren Stickstoffs wird dann zu dein Gesamtstickstoff in 100 ccm Harn in Beziehung gesetzt, derart, da\u00df man berechnet, wie viel Prozent von dem Gesamtstickstoffgehalt er ausmacht.\nBemerkungen:\n1.\tDer Harn ist wohl am besten frisch zu benutzen. Wenn das aber nicht der Fall sein kann, ist zur Konservierung des Harns der Zusatz von Chloroform nicht zu umgehen.\n2.\tWenn der Harn eiwei\u00dfhaltig ist. mu\u00df man jedenfalls das Eiwei\u00df aus ihm ontferften. Zu diesem Zweck setzt, man 300 ccm Harn in einer \u2022Schale tropfenweise verd\u00fcnnte Essigs\u00e4ure bis zur .schwachsauren Reaktion zu,, erhitzt ihn auf dem Wasserbad, bis das EiweiO vollst\u00e4ndig grobflockig koaguliert ist. Zur Beschleunigung der Eiwei\u00dfkoagulal ion kann man das Wasserbad mit einer Glasglocke oder mit einem gro\u00dfen Trichter bedecken. Man bringt den Harn samt dem Niederschlag in einen Me\u00dfzylinder. l\u00e4\u00dft erk\u00e4lten, stellt durch Wasserzusatz das Volumen von 300 ccm wieder her. mischt gut durch (durch Umgie\u00dfen in ein trockenes Gef\u00e4\u00df) and filtriert durch ein nicht angefeuchtetes Filter.\nln albumosehaltigem Harn k\u00f6nnen die Bestimmungen nicht ausgef\u00fchrt werden, man mu\u00df daher stets auf Album\u00f6segehalt pr\u00fcfen.\n3.\tDen\u00abHarn, dem schon Bleisubacetat zUges\u00e9tzt ist, darf man nicht lange \u2014 etwa mehrere Stunden oder eine Nacht \u2014\u2019 stehen lassen, sonst f\u00e4llt auch Harns\u00e4ureverbindung aus, die sp\u00e4ter bei der Kjeldahl-Bestimmung den Slickstoffgehall f\u00e4lschlich erh\u00f6ht.\ni. Den Harnstoff ganz aus dem Niederschlag auszuwaschen, gelingt nicht so leicht und \u00fcberhaupt nur dann, wenn der Niederschlag nicht klumpig, sondern feinflockig ausf\u00e4llt und das Filter \u00fcber dem Niederschlag immer feucht ist. Trocknet der Niederschlag auf dem Filter, so ist die Auswaschung des Harnstoffes nicht mehr m\u00f6glich.\nGanz besondere Sorgfalt ist auf das Auswaschen des Filterrahdes i.u \\erwenden. Trotz aller Sorgfalt ist es sehr n\u00f6tig, sich zu \u00fcberzeugen,, da\u00df das Waschwasser In der Tat keinen Harnstoff mehr enlhiilt. Nach . verschiedenen Versuchen scheint es mir. da\u00df zum Nachweis der letzten Spuren von Harnstoff am besten die Reaktion mit Quecksilberoxydnitrat geeignet ist, wie aus der nachfolgenden kleinen Tabelle hervorgeht, nach der diese Reaktion sich als die empfindlichste erwiesen hat:","page":421},{"file":"p0422.txt","language":"de","ocr_de":"422\nKenji Kojo.\nHarnstoffreaktion\nQuecksilber-\noxydnitrat\nNatrium-\nhypobromit\nEssigsauies\nQueck-\nsilberoxyd\n1\nsehr stark\nHarnstoffl\u00f6sung in 0 >\n0.1\t0.()1\t0.005\t0,001\t0.0001\nsehr stark stark stark m\u00e4\u00dfig schwach\nstark m\u00e4\u00dfig Spur nicht mehr m\u00e4\u00dfig\tnicht mehr\nUtn zu sehen, welcher Unterschied zwischen den verschiedenen Harnportionen der verschiedenen Zeiten des Tages bei einem und zwar demselben Individuum ist, untersuchte ich Nachtharn (fr\u00fchmorgens sofort nach dem Aufstehen), Vormittags- und Nachmittagsharn von mir, und es ergab sieh in den einzelnen Teilportionen die sehr ann\u00e4hernd konstante Relation des f\u00e4llbaren Stickstoffes zum Gesamtstickstoff; daher kam ich zu dem Schlu\u00df, da\u00df man eine beliebige Portion des Harns zum Versuch anwenden kann.\n\tGesamt-N \u00abn g\tF\u00e4llbarer N j in % des in g\ti Gesamt-N \u00fc\t. t\t\nNachtharn . '. . . .\t1,2121\t0,0154\tm\nVorinittagsharn . .\t0.7274\t0.0102\tj\t1.40\nNachmittagsharn . .\t1,0830\t0.0130\t1 1.26\nIn ganzen Reihen wurden immer Doppelanalysen ausgef\u00fchrt; die Werte der einzelnen Analysen sind entweder \u00fcbereinstimmend oder ganz nahe aneinander, darum habe ich immer den Mittelwert von Doppelbestimmungen angegeben.\nZur Pr\u00fcfung des Verfahrens dienten verschiedene normale Harne von verschiedenen Individuen und verschiedene Carcinom-harne, die alle aus dem Institut f\u00fcr Krebsforschung in der Charit\u00e9 stammten, und unter denen nur ein von einem Falle von Rectumkrebs stammender Harn eiwei\u00dfhaltig war.\nRei dem Verfahren mit Bleisubacetat wurden gefunden:","page":422},{"file":"p0423.txt","language":"de","ocr_de":"Unterschiede im Harnbefund beim Gesunden und Carcinomat\u00fcsen. . 423\n*\t. v .\nTabelle I.\nN o rin aler Mensc he n h a rri.\nNr.\tSpez. Gewicht\tGesamt-N tin 100 ccm) in g\tNach dem Barytverfahren, mit Blei-subacelat f\u00e4llbarer N aus 100 ccm\t\n\t\t\tin g\ti n \u00b0> des Qesamt-N\nI\t1,027\t1.1230\t0.0150\tm\nII\t1,023\t1.0172\t0,0154\ti\t1.51\nIII\t1.024\t1,0207\t0,0155:\t1,50\nIV\t1,018\t0.7173\t0,0075\t. 1,05\t\u25a0 '\nV\t1,020\t1.0214\t,\t0.0134\t: ! -, 1,31\t\u2022\nVI\t1,021\t1.0830\t0,0132\t!\t1j\u2014* .\nVII\t1,012\t0.5828\t0,0075\t. m '\nVIII\t1,020\t0,0362\t0,0113\t\u2022J\t'\t'\t\u2022 *v 1.21\nIX\t1,015\t0.768-1\t0,0103\t;i\tm .\nX\t1,022\t0,9422\t0,0133\tJ .. i n \u25a0\nTabelle II.\nCarcinomharn.\nNr.\tDiagnose\tSpez.\tGesamt-N (in 100 ccm) in g\tNach dem Barytverfahren, mit Bleisubacetat f\u00e4llbarer N aus 100 cetn\t\n\t\tGewicht.\t\tin g\tin #/\u00ab des Gesamt-N\nI\tMammakrebs\t1.012\t0,3545\t0,0085\t2.44\nII\t\u2022\u00bb\t1,010\t0.3517\t0,0081 ;\t2,30:\nIII\tUteruskrebs\t1,012\t0,4441\t0.0137\t3.09\nIV\t\u00bb\t1,017\t0,481\u00bb\t0,0150 \u25a0\t3.12\n\u25a0 V,\t\t1.015\t0,5072\t0,0154\t3,04\nVI\tRcctumkrebs\t1.022\t0,9443\t0.0318\t\u2019 3.38\nVII\tMagenkrebs\t1.025\t1,5194\t0,0378\t2,43\nVIII\tKehlkopfkrebs\t1,020\t0,5758\t0,0133\t2,15\nIX\tMagenkrebs\t1,016\t0,5132\t0,0163\t3,18\nX\t*\t1,020\t0,8156\t0,0267\t\u25a0 3.29\nXI\t\u00bb\t1.015\t0,6243\t0,0288\t4.62","page":423},{"file":"p0424.txt","language":"de","ocr_de":"Bei 10 Untersuchungen an verschiedenen gesunden Individuen betrug der Mittelwert 1,32\u00b0/\u00ab des Gesamt-N, dagegen bei 11 Garcinomf\u00e4llen Mittelwert 3,03 \u00b0/o.\nEs ist besonders interessant, da\u00df, wie die oben mitgeteilten Tabellen zeigen, der Maximalwert (1,51 \u00b0/o) beim Gesunden niemals den Minimalwert (2,15\u00b0/o) beim Carcinomat\u00f6sen erreichte, selbst nicht in dem Fall von Kehlkopfkrebs, der noch keine klinisch teststellbaren Metastasen verursacht hatte.\nObgleich also mit Bleisubacetat brauchbare Resultate erzielt wurden, ist doch die Anwendung von Zinksulfat- oder Zinkchloridl\u00f6sung entschieden vorzuziehen, weil der Harnstoff sich leichter aus dem Niederschlag auswaschen l\u00e4\u00dft; au\u00dferdem ist bei Zinksalzen, wie weiter unten ausgefiihrt wird, auch die direkte F\u00e4llung ausf\u00fchrbar.\nDas Verfahren ist folgendes:\n100 ccm frischer Harn werden durch vorsichtigen Zusatz von Kalkmilch schwach alkalisiert, mit Chlorcalciuml) genau ausgef\u00e4llt, nach \u00c7.\u00bb Stunde von dem entstandenen Niederschlag von Calciumphosphat abfiltriert, mit Wasser dreimal nachge-. waschen, mit Essigs\u00e4ure versetzt, so da\u00df die Reaktion schwach alkalisch bleibt. Ist die Reaktion etwas zu stark alkalisch, so bekommt man sp\u00e4ter beim Zusatz von Zinkl\u00f6sung eine gr\u00f6\u00dfere Menge von Zinkniederschlag, aus welcher der Harnstoff sehr schwer vollst\u00e4ndig ausgewaschen werden kann. Man setzt dann dem Filtrat 10\u00b0/oige w\u00e4sserige Zinksulfat- oder Zinkchloridl\u00f6sung so lange zu, bis kein Niederschlag mehr entsteht, die Reaktion darf jedoch auf keinen Fall sauer werden. Bei einem spezifischen Gewicht des Harns von 1015 sind etwa 30 ccm Zinkl\u00f6sung erforderlich. Nach etwa l/4 Stunde filtriert man durch ein angefeuchtetes Filter, w\u00e4scht mit Wasser sorgf\u00e4ltig nach, bis das Waschwasser keine Harnstoffreaktion mehr gibt. Der auf dem Filter gebliebene Niederschlag wird in eine Abdampfschale gespritzt usw. ; man kann auch den Niederschlag direkt in den Kjeldahl-Kolben spritzen. Wie beim Verfahren\nM, Statt Kalkmilch und C.hlorcalcium kann man auch alkalische ( ;Worbaryuml\u00f6sung anwenden, jedoch nicht hei nachheriger Anwendung von Zinksulfat.","page":424},{"file":"p0425.txt","language":"de","ocr_de":"Unterschiede im Harnbefund beim Gesunden -und Carcinom\u00e4tosen. 425\nmit Blcisubacetat bestimmt man den Stickstol\u00eegehalt nach Kjeldahl.\nHier sind die Bemerkungen, die oben gemacht sind, auch sehr zu beachten.\nAls Resultat mit Zinkl\u00f6sung ergaben sich:\nTabelle III. '\nNormale Men sch e n harne.\nNr.\tSpez. Gewicht\tGesamt-N (in 100 ccm) in g\tNach Entfernung der Phosphors\u00e4ure, mi! Zinksulfat f\u00e4llbarer N aus 100 ccm\t\n\t\t\t. in g\t'in\u00ab/\u00ab \" des Gesamt-N\nI\t1,019\t0,8210\t0,0120\t1,46\n11\t1.012\t0,6262\t0.0096\t1,5-1\nIII\t1,020\t0,8176\t0,0085\t1,32\nIV\t1,016\t0.7607\t0.0109\t1,41\nV\t1,022\t1.0116\t0,0151\t1,49\nVI\t1,020\t0,9-M3\t0.01-49\t1.48\nVII\t1,017\t0,6697\t0,0095\t1.42\nTabelle IV.\nCare inom harn.\n: Nr. '\u25a0\tDiagnose\tSpez. Gewicht\tGesamt-N (in 1(H) ccm) in S\tNach Entfernung .der Phosphors\u00e4ure. mit Zinksulfaf f\u00e4llbarer N aus 100 ccm in \u00ab/o in g\tdes Gesamt-N\t\nI\tMammakrebs\t1.010\t0,3250\t0,0119\t3,67\n11\tKehlkopfkrebs\t1,015\t0.5590\t0.0115\t2.10\nIII\tUteruskrebs\t1,010\t0,4-427\t0.0151\t3.42\nIV\tMammakrebs\t1,008\t0.2130\t.0.0078\t3.68\nV\tMagenkrebs\t1,012\t0,4054\t0,0156\t, 3,8-4\nVI\tRectumkrebs\t1.018\t0,7828\t0,0335\t4.28\nVII\tUteruskrebs\t1.014\t0.628-4\t0.0234\t.\t3,72\nVIII\tMagenkrebs\t1,012\t0.4386\t0.0161\t\u2022 4,35","page":425},{"file":"p0426.txt","language":"de","ocr_de":"426\tKen.ji Kojo.\nTabelle V.\nNormal\u00abr menschlich\u00ab*r Harn.\nNr. . :\tSpez. Gewicht\tGesamt-N (in 1(H) ccm) in g\tNach Entfernung der Phosphors\u00e4ure, mit Zinkchlorid f\u00e4llharerN aus lOOccm \u25a0\tin-0/* in g\t! des Gesamt-N r\t1\t\nI\t1,022\t1.0324\t0,0142\t1.38\nII\t1,015\t0,7812\t0.0119\t1,52\nIII\t1.018\t0.9088\t0 0102\t1,36\nIV\t1.010\t0.8270\t0.0120\t:\t1.55\nV\t1,020\t0,98:14\t0,6132\t!\t1.34\nVI\t1.010\t1,0124\t0,0150\t1,W\nTabelle VI.\nCard nom harn.\nNr.\tDiagnose .\tSpez; Gewicht\tGesamt-N (in 100 ccm ; in g\tNach Entfernung der Phosphors\u00e4ure, mit Zinkchlorid f\u00e4llbarer N aus lOOccm\t\n\t\t\t\tin g\t' in des Gesamt-N\n1\tMammakrehs\t1,010.\t0,3846\t0,0119\t3,08\nII\tUteruskrebs\t1,017\t0,4819\t0,0181\tj\t3.76\nIII\t\u00ef>\t1.015\t0,5072\t0.0166\t3.28\nIV\tRectum krebs\t1.020\t0.8824\t0,0304\t3.45\nV\tKehlkopfkrebs\t1.020\t0,5446\t0,0124\t2/28\nVI\tMagenkrebs\t1,018\t0.6040\t0.0286\t\u25a0 |\t4.74.'\nBei dem Zinksulfatverfahren schwankt die f\u00e4llbare Stiek-stoffausscheid\u00fcng in Tabelle III bei Gesunden von 1,32\u2014l,54\u00b0/o. der Mittelwert betrug 1,45 des Gesamt-N; in Tabelle IV betrug dagegen bei Carcinomat\u00f6sen die Schwankung 2,10\u20144,35; der Mittelwert war 3,63 % des Gesamt-N.\nBei dem Zinkchlorid verfahren schwankt die f\u00e4llbare N-. Ausscheidung bei Gesunden in Tabelle V von 1,36\u2014-1,52 \u00b0/o, der Mittelwert ist 1,42\u00b0/o des Gesamt-N; bei Carcinomat\u00f6sen in Tabelle VI von 2,28\u20144,74\u00b0/o, der Mittelwert ist 3,4 \u00b0/o des .Gesamt-N. Wie bei dem Bleisubacetat verfahren, so hat auch hier der Maximalwert des Gesunden niemals den Minimalwert des Carcinomat\u00f6sen erreicht.","page":426},{"file":"p0427.txt","language":"de","ocr_de":"Unterschiede im Harnbefund beim Gesunden und Careinomatosen. 427\nUm die Methode m\u00f6glichst einfach und klinisch leicht anwendbar zu gestalten, wurde nun auch der IfarnVohnedie Phosphors\u00e4ure\nzu entfernen, mitNatriumcarbonat schwach alkalisiert, dann direkt \u2022 dem Harn 10\u00b0/oige Zinkl\u00f6sung zugesetzt, filtriert, nachgewaschen usw. Diese Methode nenne ich jetzt \u00abdirekte Methode\u00bb, dagegen die vorher phosphateentfernende Methode \u00abBaryt-Verfahren\u00bb.\nNach der direkten Methode habe ich einige Zehntel Prozente h\u00f6here Werte bekommen, als nach dem Barytverfahren. Doch waren diese Werte durch die ganzen Reihen von normalem Harn oder Carcinomharn immer konstant. .\nTabelle VII.\nNormalo .Mensclienharne.\nXi:.\tSpcz. Gewicht\tGesamt-N (in 100 ccmi in g\tNach der direkten Methode in Zinksulfat f\u00e4llbarer N aus 100 ( ..in \u00b0> in g\t; des Gesamt-\t\nI\t1,01\u00bb\t0.8210\t0,0140\t1.70\n11\t1.014\t1,1152\t0,0201\t1.80\nIII\t1,025\t1,1026\t0,0185\tI\t1.68\nIV\t1.008\t0,5321\t0,0091\t!\t1.71\nV\t1.015\t0,0132\t0,0158\t! ' \u2022 1.68\nVI\t1,020\t0.0814\t0,0170\t1.82\nTabelle VIII.\n\tGarcinom harn.\t\t\t\t\nNr.'\tDiagnose\tSpez. Gewicht\tGcsamt-N (in 100 ccm) in g\tNach der direkten Methode mit Zinksulfat f\u00e4llbarer N aus 100 .ccm \u25a0 in \u00b0/o in g\tdes Gesamt-N\t\nI\tMammakrebs\t1.010\t0.3250\t0.0151\t\u25a0\t4.65\n11\tKehlkopfkrebs\t1,015\t0.5590\t0.0142\ti !\t2.53\nIII\tUteruskrebs\t1.010\t0,4427\t> 0.0178\t1'\t4.02 .\nIV\tMammakrebs\t1.008\t0,2130\t0.0088\ti\t4.15\nv\tMagenkrebs\t1.012\t0.4054\t0.0183\t\nVI\tRectumkrebs\t1,018\t0,7828\t0.0377\t,j .\t. ! ' ' \u25a0 4.82\nVII\tUteruskrebs\t1.014\t0.6284\t*. 0,0271\t;\t4.31\nVIII\tMagenkrebs\t1.012\t0.4386\t00225\t!","page":427},{"file":"p0428.txt","language":"de","ocr_de":"428\nKenji Kojo.\nTabelle IX. Carcinomhiarn.\n\u00bb Nr,\tDiagnose\tSpez. Gewicht\t' ti Gesamt-N (in lOOccmt in g\tNach der direkten Methode mit Zinkchlorid f\u00e4llbarer N aus 100 ccm f in \u00b0/o in g\tdes Gesamt-N\t\nI\tMammakrebs\t1,010\t0.3250\t0.0148\t4,55\nII\tKehlkopfkrebs\t1,015\t0.5590\t0,0154\tj\t2,76\n111\tUtcruskrebs\t1,010\t0.1127\t0,0183\tj\t4,14\nIV\tMammakrebs\t1.008\t0.2130\t0.0077\tj\t4.08\nV\tMagenkrebs\t1,012\t0,4054\t0,0180\t4.13\nVI\tRcctumkrobs\t1,018\t0,7828\t0,0370\t4.73\nVII\tUteruskrebs\t'1.014- j\t\u2022\t0,(5284\t0.0274\t4,36\nVIII\tMagenkrebs\t\u20221.012\t0,4386\t0,0227\t!\t5,18\t\u25a0\nNach der direkten Methode ergab sich der Mittelwert bei normalem Harn 1,73 \u00b0/o, bei Carcinomharn dagegen 4,26 \u00b0/o (mit ZnSOj oder 1,28 \u00b0/o (mitZnCy. Bei Gesunden schwankt der Wert f\u00fcr den f\u00e4llbaren N innerhalb sehr kleiner Grenzen von 1,68\u20141,82 \u00b0/o des Gesamt-N. Bei Krebskranken betragen diese Grenzen 4,02\u20145,18 \u00b0/o, einen Fall von Kehlkopfkrebs ausgenommen, in dem nur 2,76 \u00b0/o gefunden wurden. Dieser Minimal-wert liegt aber immer noch h\u00f6her als der Maximalwert beim Gesunden.\nSehen wir die Zahlen der \u00fcbrigen Tabellen durch, so linden wir im allgemeinen einen etwas h\u00f6heren Wert bei direkter Methode als bei dem \u00abBarytverfahren\u00bb. Um zu sehen* woher diese* Differenz zwischen den beiden Methoden kommt, habe ich bei demselben Harn gleichzeitig unter denselben Verh\u00e4ltnissen beide Verfahren angewandt und den bei dem Barytverfahren ausgefallenen Phosphatniederschlag ganz genau, bis kein Harnstoff mehr enthalten war, ausgewaschen und dann den Stickstoff in demselben nach Kjeldahl bestimmt. Dieser Phosphatniederschlag erwies sich jedesmal etwas stickstoffhaltig. allerdings war der Gehalt an Stickstoff nicht gro\u00df genug, um die Differenz Zwischen beiden Verfahren zu erkl\u00e4ren, doch","page":428},{"file":"p0429.txt","language":"de","ocr_de":"Unterschiede im Harnbefand beim Gesunden und Carcinomat\u00f6sen. 429\nerreichte die Summe des Phosphatniederschlages-N und f\u00e4llbaren Stickstoffes nach dem Barytverfahren fast die f\u00e4llbare Stickstoffmenge nach der direkten Methode.\nBei der direkten Methode f\u00e4llt nat\u00fcrlich gleichzeitig Zinkphosphat aus: der Niederschlag ist daher viel volumin\u00f6ser und der Harnstoff dementsprechend viel schwerer auszuwaschen.\nUm die Resultate beider Verfahren zu vergleichen, ist die n\u00e4chste Tabelle auf gestellt.\nTabelle X.\nCarcinomharn.\nNach direkter Methode und Barytverfahren mit Zinksulfat f\u00e4llbarer N und N im Phosphatniederschlag.\t'\n. Nr.\tDiagnose\tSpez. Gewicht\tF\u00e4llbarer N A | B Nach ! Nach direkter | Baryt-Methode ; verfahren -in \u00b0/o i in \u00bb'/#;\t\tc . N in Plmsphat-nieder-\u2019 schlag in V)\tSumme . von . B -j- C\n1\tUteruskrebs\t1,010\t4,02\ti\t3.42/\u2019\t0.51 \u2022 :\t3.93\nII\tMammakrebs\t1.008\t4.15\t!\t3.08\t0,40\t.4.14\nIII\tMagenkrebs\t1.012\t4.51\t1\t3,84\t0,43\t4,27\nIV\tReel umkrebs\t1.018\t4,82\t1\t4.28\t0.51\t4.79\nV\tUteruskrebs\t1,014\t4.31\t!\t3.72\t0.40 '\t\u2022- 4,18\nVI\tMagenkrebs\t1,012\t5.12\t1.\t4,35\t0,53\t4,88\nMit Zinkacetatl\u00f6sung (10\u00b0/o) ergab sich auch der f\u00e4llbare N beim Gesunden nach dem Barytverfahren im Durchschnitt von 4 Versuchen zu 1.22 \u00bb/\u00a9 (schwankend von 1,54\u20141,08 \u00bb/\u00ab) des Gesamt-N. Also ist es auch m\u00f6glich, bei dem Verfahren Zinkacetat anzuwenden.\t\u2022.\nZusammenfassung.\n1. Die Quantit\u00e4t des durch die angewendeten Metallsalze f\u00e4llbaren N des Harns ist bei Carcinomkranken ungef\u00e4hr doppelt so gro\u00df als bei gesunden Menschen. Diese Vermehrung ist auf die Stoffwechselst\u00f6rung bei der genannten Krankheit zur\u00fcckzuf\u00fchren, deren eigentliche Natur noch unbekannt ist. Ob diese\n\u2018) D. h. in Prozenten des Gesamt-N.","page":429},{"file":"p0430.txt","language":"de","ocr_de":"430\nKenji Kujo,\neigent\u00fcmliche Stoffwechselst\u00f6rung f\u00fcr das Careinom charakteristisch ist, oder auch bei anderen schweren Erkrankungen vorkommt, ist heute mangels einschl\u00e4giger Untersuchungen noch nicht zu sagen. Aber auch wenn es sich zeigen sollte, da\u00df diese eigent\u00fcmliche Stoffwechselst\u00f6rung nicht auf das Careinom beschr\u00e4nkt ist, wird die Untersuchung des Harns nach den geschilderten Methoden, um einfachsten durch direkte F\u00e4llung mit Zinksulfat oder Zinkchlorid, zur Stellung der Carcinomdiagnose beitragen k\u00f6nnen.\n2.\tDer f\u00e4llbare Stickstoff ist bei normalem Menschenharn nach dem Barytverfahren im Mittelwert ca. l,3\u00b0/o (Maximalwert ca. 1.5\u00b0/o\u00bb, bei Carcinomharn dagegen ca. 3% des Gesamt-N. Aber bei letzterem ist er manchmal h\u00f6her als 3\u00b0/o, n\u00e4mlich bis o\u00b0/o des Gesamt-N oder noch etwas dar\u00fcber.\n3.\tNach dem \u00abdirekten\u00bb Verfahren betr\u00e4gt der f\u00e4llbare N beim Gesunden im Mittelwert ca. 1,7 \u00b0/o, beim Carcinoma-t\u00f6sen dagegen ca. 4\u00b0/o (oder mehr) des Gesamt-N.\n5. Sowohl beim Barytverfahren als auch bei der direkten Methode hat der Maximalwert beim Gesunden in keinem Falle den .Minimalwert beim Carcinomat\u00f6sen erreicht.\n5. in jeder beliebigen Portion des Harns zu verschiedenen Zeiten des Tages war die Relation des f\u00e4llbaren Stickstoffes zum Gesamtstickstoff immer dieselbe.\n0. F\u00fcr klinische Zwecke empfehle ich die direkte Methode, obwohl der Wert des f\u00e4llbaren N etwas h\u00f6her ist als nach \u00ablern anderen Verfahren, weil sie einige Stunden schneller zum Resultat f\u00fchrt.\nSchlie\u00dflich noch einige Worte \u00fcber die Natur des Zink-riiedersehlages.\nEs versteht sich von selbst, da\u00df es sich bei demselben nicht um die Zinkverbindung eines chemischen Individuums handeln konnte, sondern eines Gemisches. Zur Orientierung wurde der mit Alkohol und \u00c4ther gewaschene, dann bei 105 bis 110\u00b0 bis zur Gewichtskonstanz getrocknete Zinkniederschlag, der aus normalem menschlichem Harn nach F\u00e4llung mit Barytmischung und Entfernung des \u00fcbersch\u00fcssigen Baryts durch C\u00fcj durch F\u00e4llung mit Zinkchlorid erhalten war, analysiert.","page":430},{"file":"p0431.txt","language":"de","ocr_de":"Unterschiede im Harnbefund beim Gesunden und f\u2019.arcinoinat\u00f6sen. 431\n\u2022\t'\t\u2022. \u2022\t* \" \u2022\t\u2022 \u25a0 . i\nZu den Analysen dienten 6 Pr\u00e4parate, die im folgenden mit I, II usw. bezeichnet sind. Von I und II wurden vollst\u00e4ndige Analysen ausgef\u00fchrt, von 111, IV, V, VI nur Stickstoff. Zink und Schwefel bestimmt. F\u00fcr die Stickstoffbestimmung schien die Kjeldahl-Methode ausreichend: die .Schwefelbestimmung geschah mit einem Gemisch von Natriumsuperoxyd und Kaliumnatriumcarbonat mit der Modifikation von Neu-mann-Meinertz1) unter Anwendung einer Spiritusflamme. Die S-Bestimmungen Verliefen ganz glatt.\nI.\t0,1441 g gaben 0,1268 GO, urid 0,0294 1I20 = 24,0\u00ab/\u00ab C\nund 2,28'Vo II.\nII.\t0,204 g gaben 0,1880CO, und 0,05011./) = 25,2 \u00b0/o C\nund 2,50 \u00b0<\u2019o H. . .\nZusammenstellung der Analysenzahlen in Prozenten.2}\nNummer des Pr\u00e4parates\ti\t.*\u2022 ' \u2022 \u2022\t* ' \u00e7 ,! \"\t: !\tN\t\t' I ' s \u2022 .\tZn\n1\t24,00\t2,28\t14.85\t\u2022\t0 <53\t... 25.52\nH\t25,20\t|\t2,50\t14.39 ,\t\t0.76\t*\t26.0\nIII\t\t15,36\t\t0.79\t24.94\nIV\t1 ! \u201c\t14,89\t\t0.67\t25,54\nV\t'\t15,60\tr\t0.67\t24,98\nVI\t- r . - - \u25a0\t15.10\t\t0,69\t24.82\nMittel :\t24,00 I 2.39\t15,03\t\t0,70.\t25.3\nDie Analysenzahlen weichen, wie zu erwarten war, einigerma\u00dfen voneinander ab, aber doch nicht gerade \u00fcberm\u00e4\u00dfig. Der Sauerstoffgehalt w\u00fcrde sich zu 31,98 \u00b0/o berechnen.\nF\u00fcr die zinkfreie Substanz berechnet sich danach folgende prozentische Zusammensetzung :\nC 32,93 H 3,20 N 20,12 S 0,93 0 42,82.\nDie Zusammensetzung weicht sehr wesentlich von der\n\u25a0') Diese Zeitschrift, Bd. 43, S. 37 (1904/05).\n*) Von der Mitteilung der Originalzahlen f\u00fcr N, ZnO und BaSO\u00ab ist der Raumersparnis halber abgesehen worden:","page":431},{"file":"p0432.txt","language":"de","ocr_de":"432\nKenji Kojo,\nvon Bondzynski, Dombrowski, Panek, Browinski1) f\u00fcr die verschiedenen Oxyproteins\u00e4uren unmittelbar ab, mehr noch jon der Uroferrins\u00e4ure Thieles2).\nEs gen\u00fcgt, um dieses zu zeigen, auf den Kohlenstoffgehalt der betreffenden S\u00e4uren hinzuweisen. In Prozenten enth\u00e4lt Kohlenstoff; Oxyproteins\u00e4ure 39,62, Antoxyproteins\u00e4ure 43,21, Alloxyproteins\u00fcure 41,35, Urochrom 43,09, Uroferrins\u00e4ure 45,45.\nDer niedrige C-Gehalt machte den Verdacht rege, da\u00df der Zinkniederschlag au\u00dfer dem Zink noch andere anorganische K\u00f6rper enthalten m\u00f6chte, obwohl nach der Darstellung nicht abzusehen war, worin dieselben bestehen k\u00f6nnten. Dieser Verdacht best\u00e4tigte sich, es ergab sich aber au\u00dferdem, da\u00df der Niederschlag Harns\u00e4ure in nicht unerheblicher Quantit\u00e4t enth\u00e4lt.\nZur Untersuchung wurde eine Quantit\u00e4t des Zinkniederschlages in Essigs\u00e4ure unter Erw\u00e4rmen gel\u00f6st, das Zink aus der L\u00f6sung durch anhaltende Behandlung mit II2S entfernt, die L\u00f6sung eingedampft. Zuf\u00e4llig blieb die eingedampfte L\u00f6sung bis zum n\u00e4chsten Tage stehen; es hatte sich Harns\u00e4ure in nicht unerheblicher Quantit\u00e4t ausgeschieden. Die abfiltrierte L\u00f6sung gab beim Eindampfen und Veraschen einen wei\u00dfen R\u00fcckstand, der sich als Baryumphosphat mit Spuren von der F\u00e4llung entgangenem Zink erwies. Der Aschengehalt der (fast) zinkfreien Substanz ergab sich in einem Falle zu nicht weniger als 24%. L\u00f6sliche Salze waren in der Asche nicht oder nur in minimalen Spuren nachweisbar.\nDa sich beim Eindampfen Harns\u00e4ure ausgeschieden hatte, so l\u00e4\u00dft sich eine Berechnung des Kohlenstoffgehaltes der aschefreien Substanz unter Zugrundelegung des Aschengehaltes nicht ausf\u00fchren, au\u00dferdem ist anzunehmen, da\u00df derselbe an Quantit\u00e4t wechseln wird.\nDie weitere Untersuchung mu\u00df der Zukunft \u00fcberlassen bleiben, jedenfalls aber ist an der Erh\u00f6hung der relativen Stickstoffzahl in den Carcinomf\u00e4llen, berechnet aus dem N-Gehalt der Zjnkniederschl\u00e4ge, die Harns\u00e4ure wesentlich beteiligt.\n') Bor. d. d. ehern, Gesellsch., Bd, 35. S. 2959 (1902). \u2014 Diese Zeitschrift. Bd. 4\u00ab, S. 84 u. 92 (1905) und Bd. 58, S. 134 (1908/09).\n*t Diese Zeitschrift, Bd 37. S. 251 (1902/03).","page":432},{"file":"p0433.txt","language":"de","ocr_de":"Unterschiede im Harnbefund beim Gesunden und Carcinomat\u00f6sen. 433\nIch bemerke noch, da\u00df von der F\u00e4llbarkeit' der Harns\u00e4ure durch Zinksalze bisher nichts bekannt war;\nDie Untersuchung von 0. G ro\u00df und M. Reh \u00bb) \u00ab \u00dcber einen Harnbefund bei Carzinomat\u00f6sen > konnte nicht mehr ber\u00fccksichtigt werden.\nZum Schlu\u00df sei es mir gestattet, Herrn Geh * Med.-Rat IVof. L. Salkowski f\u00fcr die \u00dcberweisung dieser Arbeit, sowie liir seine freundliche Unterst\u00fctzung bei der Ausf\u00fchrung derselben meinen verbindlichsten Dank auszusprechen.,\n') Medizinische Klinik, 1911, Nr. 20.\t- ,\nHoppe-Seyler s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXIII. \u2022\t29","page":433}],"identifier":"lit19316","issued":"1911","language":"de","pages":"416-433","startpages":"416","title":"\u00dcber Unterschiede im Harnbefunde beim Gesunden und Carcinomat\u00f6sen","type":"Journal Article","volume":"73"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:00:14.288483+00:00"}