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{"created":"2022-01-31T16:39:51.548528+00:00","id":"lit19328","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Kylin, Harald","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 74: 105-122","fulltext":[{"file":"p0105.txt","language":"de","ocr_de":"Ober die gr\u00fcnen und gelben Farbstoffe der Florideen.\nV..n\nHarald Kylin.\n(Aus \u00abUni me.liziiii-. b-. }u*ini-. 1h.ii ln-titut <|\u00ab r l'niv\u00ab r-it:*t (I). r iii-.laktinu /u^,;;inr'. n am lu. Juli lull.'\nI. Chlorophyll und dessen Verh\u00e4ltnis zu Phykoerythrin.\nNach K\u00fctzing (1K\u00ce-3L S. 23) gibt es bei tleir FIorideeu zwei Aerschiedene 1 arbstolfo, einen in Alkohol l\u00f6slichen, in Nasser aber unl\u00f6slichen, gr\u00fcnen, und einen in Alkohol unl\u00f6s-1k heu, in Wasser aber l\u00f6slichen, roten, .lener wird mit dem Chlorophyll der h\u00f6heren Pflanzen identifiziert, dieser ist nach Aiilzing ein den Florideen charakteristischer F\u00e4rbst oll\u2019, den\n\u2022\t\u2022 t Phykoerythrin nennt.\nNiigeli (1847, S. 1ST; anerkennt nur das Vorkommen\n\u2022\tmos Farbstoffes bei den Florideen, welcher mit dem \u2019Chlorophyll der h\u00f6heren Pflanzen nahe verwandt sei, und heim Ab-'h iben derselben in dieses \u00fcbergehen solle, ln einer sp\u00e4teren\n(1849, S. 8) nennt er diesen Farbstoff Fryjdirophyll, \u2019''\u201clet es aber nicht mehr wahrscheinlich, da\u00df es beim Ab-diibcn in Chlorophyll \u00fcbergehe, sondern behauptet jetzt, da\u00df ! '\u2022 gr\u00fcne Farbe, welche die Florideen oft nach dem Tode annehmen, einer von Alkalien verursachten Ver\u00e4nderung in d<ui Krythrophyll zuzuschreiben w\u00e4re. Chlorophyll k\u00e4me demnach hei den Florideen nicht vor.\nStokes (1851, S. 2\u00f64) gibt an, da\u00df man hei spektroskopischer Untersuchung lebender Florideen sowohl- das Absorptionsspektrum des Chlorophylls, als das des Phykoerythrins\n\u2022\t! h\u00e4lt, und er meinte deshalb den Schlu\u00df ziehen zu k\u00f6nnen, al, beide Farbstoffe in den lebenden Florideen in verschie-''!ieu Verh\u00e4ltnissen miteinander gemischt Vorkommen.\nUopjie-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXIV.\t' H","page":105},{"file":"p0106.txt","language":"de","ocr_de":"106\nHarald Kylin,\nNach Cohn k\u00e4me dagegen bei den lebenden Flurideen nur ein Farbstoff vor, welchen er Rhodophyll nennt. Hinsichtlich dieses Farbstoffes schreibt er (Cohn, 1807, 8. 56): Auch das in den lebenden Florideenzellen unzersetzte Rhodophyll wird nach dem Tode derselben durch endosmotische Wasseraufnahme sofort in seine beiden Bestandteile gespalten, wovon das gr\u00fcne Chlorophyll in den Zellen zur\u00fcckbleibt, w\u00e4hrend das rote Phykoerythrin in w\u00e4sseriger L\u00f6sung durch Dialyse austritt .\nHiermit sind die beiden Meinungen ausgesprochen, die in der sp\u00e4teren Literatur miteinander konkurriert haben, n\u00e4mlich: 1. da\u00df in den lebenden Florideenzellen Chlorophyll und Phykoerythrin zwei nebeneinander vorkommende Farbstoffe seien: 2. da\u00df diese beiden Farbstoffe miteinander chemisch verbunden seien.\nFnter den Forschern, die meinen, da\u00df Chlorophyll und Phykoerythrin auch in den lebenden Florideen nebeneinander Vorkommen, m\u00f6gen erw\u00e4hnt werden: Askenasy (1867, S. 231 . Rosanoff (1807, S. 204), Nebelung (1878, S. 401), Hansen (1803, S. 201).\nEngel mann (1882, S. 669) findet, da\u00df einige von ihm gemachte Beobachtungen sich nicht aus der herrschenden Meinung erkl\u00e4ren lassen, da\u00df man es hier mit einem Gemisch von assimilierendem Chlorophyll und einem nur maskierenden Farbstoff zu tun habe. Zwei M\u00f6glichkeiten w\u00e4ren denkbar: Entweder handelt es sich um ein Gemisch von zwei Farbstoffen, von denen einer Chlorophyll ist: dann mu\u00df aber auch der andere Farbstoff unter dem Einflu\u00df des Lichtes assimilierend\nwirken..........Die andere M\u00f6glichkeit ist die, da\u00df hier nicht\nGemenge von Chlorophyll mit anderen gleichfalls assimilierenden Farbstoffen vorliegen, sondern chemische Verbindungen\u00bb. Er findet, da\u00df die letztere M\u00f6glichkeit die wahrscheinlichere i.-t. In einer sp\u00e4teren Arbeit (1883, S. 191 erw\u00e4hnt er aber einige Tatsachen, die ihm jetzt entschieden daf\u00fcr zu sprechen scheinen, da\u00df man es mit einem Gemisch zu tun hat. Wie fr\u00fcher behauptet er aber, da\u00df nicht nur Chlorophyll, sondern auch Phykoerythrin assimilierend wirkt.","page":106},{"file":"p0107.txt","language":"de","ocr_de":"107\n\u00dcber die gr\u00fcnen und gelben Farbstoffe der Florideen.\nReinke (1886, S. 182) ist der Meinung, dal! es in lebenden Florideen eine lockere chemische Rindung zwischen dein Phvko-ervthrin und einer anderen Atomengruppe, m\u00f6glicherweise mit dem Molek\u00fcle einer Proteinsubstanz gibt: er schreibt weiter: In \u00e4hnlicher \\\\ eise d\u00fcrften bei Florideen auch die gr\u00fcnen, in Alkohol l\u00f6slichen Molek\u00fcle im lebenden Zustande mit Proteinmolek\u00fclen verbunden sein: vielleicht haftet je ein rotes und ein gr\u00fcnes Molek\u00fcl an einem Proteinmolek\u00fcle, um beim Ab-^erben des Chromatophors abgespalten zu werden >. \u2014 Sch\u00fctt 11888. S. 37) schlie\u00dft sich dieser Ansicht Reinkes am n\u00e4chsten ;m. \u2014 In der letzten Auflage (1010) von S trash urg^r * Lehrbuch der Rotanjk\u00bb lesen wir S. 318: die Chromatophoren \u00abenthalten au\u00dfer gr\u00fcnem Farbstoff auch einen roten, das Phykoerythrin, und zwar, wie es scheint, beide in chemischer Verbindung\u00bb.\nAber nicht nur die Frage, ob in den lebenden Chromatophoren der Florideen Chlorophyll und Phykoerythrin miteinander chemisch verbunden sind oder nicht, ist ein Gegenwand gro\u00dfer Meinungsverschiedenheiten gewesen, sondern auch eine andre, und zwar die, ob der gr\u00fcne Farbstoff, welcher mit Alkohol aus diesen Algen extrahiert werden kann, von- K\u00fctzing mit Recht mit dem Chlorophyll der h\u00f6heren Pflanzen identifiziert wurde.\nBesonders ist es Pringsheim (1875, S. 753), der auf Grund spektroskopischer Untersuchungen schart hervorhebt, 'lall das \u00abFlorideen-Gr\u00fcn\u00bb mit dem Chlorophyll der h\u00f6heren Pflanzen nicht identisch sei. Die beiden Farbstoffe der Florideen, 'las Florideen-Gr\u00fcn\u00bb und das \u00abFlorideen-Rot\u00bb, w\u00e4ren nach Pringsheim als besondere Chlorophyllmodifikationen zu betrachten. Nebelung (1878, 8. 418) bemerkt dagegen, da\u00df \u2022l' r gr\u00fcne Farbstolf einiger von ihm untersuchter Florideen keine bemerkenswerteren Abweichungen im Spektrum\u00bb zeige,\n1 lei nke (1886, S. 228) deutet \u00abdas alkoholische Florideen-Gr\u00fcn > als \u00abgew\u00f6hnliches Alkohol-Chlorophyll\u00bb. Ebenso ist Hansen (1893, S. 292) der Ansicht, da\u00df die Florideen ganz wie die h\u00f6heren Pflanzen Chlorophyll enthalten.\nEs sind demnach zwei Fragen, zju deren Beantwortung en kleiner Beitrag zu geben w\u00e4re, n\u00e4mlich:","page":107},{"file":"p0108.txt","language":"de","ocr_de":"Harald Kylin.\nlos\n1.\tIst der gr\u00fcne Farbstoff, der aus den Florideen mit Alkohol extrahiert werden kann, mit dem Chlorophyll der h\u00f6heren Pflanzen identisch oder nicht?\n2.\tIst dieser gr\u00fcne Farbstoff mit dem Phykoerythrin chemisch verbunden oder nicht?\nl)ie behauptete Identit\u00e4t zwischen dem gr\u00fcnen Farbstoff der Florideen und dem der h\u00f6heren Pflanzen ist bisher auf \u00dcbereinstimmungen in der Farbe, in der Fluorescenz und im Absorptionsspektrum gegr\u00fcndet. Frst w\u00e4hrend der letzten Jahre ist durch die Untersuchungen von Willst\u00e4tter die Chlorophyllforschung so weit gediehen, dal\u00bb man vielleicht die Aufmerksamkeit auf einige chemische \u00c4hnlichkeiten zwischen dem gr\u00fcnen Farbstoff der obengenannten Pflanzenabteilungen zu lenken versuchen k\u00f6nnte.\nDurch die Untersuchungen von Willst\u00e4tter (Willst\u00fctier und Isler, Pdll. S. 155) ist festgestellt worden, dal\u00bb dasChlnm-phyll .jeglicher Herkunft \u00fcbereinstimmt:\n1.\tim (ichalt an komplex gebundenem Magnesium:\n2.\tim Cehalt an Phyto!:\n3.\tdarin, dal\u00bb der stickstoffhaltige Kern, das Phytochronini. besondere Spaltungsprodukte, die Phytochlorine und die Piivm-rhodine. liefert.\nUm zu erweisen, dal\u00bb der gr\u00fcne, alkoholl\u00f6sliche Floridccn-farbstolf dem Chlorophyll im Sinne von Willst\u00e4ttor angeh\u00fcrt, w\u00e4re es demnach meine Aufgabe, nachzuweisen, dal) das gr\u00fcne Florideenpigment die drei obengenannten Hedingungen erf\u00fcllt.\nUm nachzuweisen, dafl'das gr\u00fcne Florideenpigment Magnesium enth\u00e4lt, ist folgende Versuchsserie gemacht worden.\n150 g luftgetrocknetes, pulverisiertes Material von (\u2019\u00bb/\u2022</-mitnn nihnnn (lluds.) Ag. *), welches vorher w\u00e4hrend dreier Tage mit Petrol\u00e4ther ersch\u00f6pft worden war, wurde nach dein Absaugen der Petrol\u00e4therl\u00f6sung w\u00e4hrend zweier Tage mit 300. ccm lM)0/oigein Alkohol extrahiert. Das Material wurde abgesaugt und mit 100 ccm Alkohol von derselben St\u00e4rke nachgewaschen. Auf diese Weise wurden 350 ccm Extrakt erhalten.\n'\u00bb Has Material verdanke ich dem Assistenten an dei* zoologisch\u00bb\u2019\u00bb Station Kristineberg. Herrn Dr. Hj. \u00d6stergren.","page":108},{"file":"p0109.txt","language":"de","ocr_de":"I ber die gr\u00fcnen und gelben Farbstoffe der Florideen, In\u00bb)\nl in das Chlorophyll zu verseifen, wurde die L\u00f6sung mil -? i\u00bb -0 ccm 50\u00b0 Tigern Alkohol gel\u00f6stem NaOll verselzt. wobei ein flockiger, gr\u00fcner Niederschlag enlsiand. Nach einem Tage wurden 2f>0 ccm Wasser zugesetzl: da aber der Nieder-m hlag nicht v\u00f6llig gel\u00f6st wurde, wurde filtriert. Die filtrierte L\u00f6sung wurde zuerst mit \u00c4ther, dann mit so viel Wasser verhetzt. dal! eine \u00c4therschicht sieh abschied. Die \u00c4therscbicht war stark gelbfarbig, die alkoholisch-w\u00e4sserige Schiebt griin-iaibig. I m indifTerente Nebenprodukte zu beseitigen, wurde diese Schicht noch zweimal mit \u00c4ther ausgesehiittelt.\nDie alkoholisch-w\u00e4sserige L\u00f6sung, die ein von dem Chlor\u00f6-l'l'vll aI\u00bbstammendes Salz, von Willst\u00e4ttcr als Chlorophyllin-natiium bezeichnet, enth\u00e4lt, wurde dann wieder mit \u00c4ther \u00fcber--i hichttd und mit stark verd\u00fcnnter Phosphors\u00e4ure in kleinen I orlionen versetzt, bis die \u00e4therische Schicht schwach gr\u00fcn gchirbt wurde. I in die S\u00e4ure des Chlorophvllinsalzes, das 1 liiorophyllin. in Freiheit zu setzen, wurde darauf prim\u00e4res Alkaliphosphat hinzugef\u00fcgt, bis sich das Chlorophyllin in die \u00e4therische Schicht hin\u00fcbcrsoh\u00fcttolu lief). Nach diesem lliniihcr--' li\u00fctteln war die alkoholisch-w\u00e4sserige L\u00f6siing gelbbraun ge-idi'ld. Die \u00e4therische L\u00f6sung war intensiv blaugr\u00fcn; bei gr\u00f6berer S* liichtendicke war die Farbe* rot; die* L\u00f6sung flunrescierte pr\u00e4chtig rot.\nDie \u00e4therische L\u00f6sung wurde dann mit kalt ges\u00e4ttigter Ruiatiiumphosphatl\u00f6sung ausgesehiittelt, wobei das Chlorophyllin \\vi\u00ab*dcr als Alkalisalz gebunden wurde. Die Phosphat l\u00f6sung > urde mit etwas \u00c4ther gesch\u00fcttelt, dann von neuem init \u00c4ther iib'TSchichtet, worauf das Chlorophyllin mit prim\u00e4rem Phos-l'bat in Freiheit gesetzt und in den \u00c4ther hin\u00fchergcscl\u00fcittclt wnrdi*. Die \u00e4therische L\u00f6sung wurde mit .Natriumsulfat ge-1 rocknet und dann eingedampft. Der R\u00fcckstand hinterher, nach d\u00ab i- Kin\u00fcscherung eine kleine Menge Asche, in welcher Magnesium '\u25a0Ci gut nachweisen lieb.\nDie von mir angewandte Methode zur Reinigung des Chlorophyll ins ist demnach die von Willst\u00e4ttcr (P.K)fi, S. 7ii beschriebene Phosphatmethode.\nDer Versuch, nach den Angaben von Willst\u00e4ttcr und","page":109},{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"110\nHarald Kylin,\nHocheder (1907, S. 218) aus dem Chlorophyll von Cennnium rubrum Phaeophytin herzustellen, gab kein Resultat, weil die daf\u00fcr n\u00f6tige Menge von Material mir nicht zur Verf\u00fcgung stand. Den Phytolgehalt des Florideenehlorophvlls habe ich demnach nicht nachweisen k\u00f6nnen.\nWegen des stark begrenzten Vorrats von Material habe ich gar nicht daran denken k\u00f6nnen, Phytochlorine und Phyto-rhodine aus dem Florideenchlorophyll herzustellen.\nMein einziges Krgebnis ist demnach, da\u00df ich habe nachweisen k\u00f6nnen, da\u00df das Chlorophyll der Florideen wie das der h\u00f6heren Pflanzen magnesiumhaltig ist.\nWird aber die schon von mehreren Autoren erwiesene \u00dcbereinstimmung in der Farbe, in der Fluorescenz und im Absorptionsspektrum hinzugef\u00fcgt, ferner, da\u00df das Chlorophyll der Florideen, wie das der h\u00f6heren Pflanzen bei der Reinigung nach dem Entmischungsverfahren von Kraus in den Petrol\u00e4ther \u00fcbergeht und da\u00df das bei der Verseifung des Florideenchlorophylls entstandene Chlorophyllin auf dieselbe Weise wie Chlorophyllin aus dem Chlorophyll der h\u00f6heren Pflanzen sich reinigen l\u00e4\u00dft, ist es wohl als sehr wahrscheinlich zu erachten, da\u00df der gr\u00fcne Farbstoff der Florideen dem Chlorophylle im Sinne von Willst\u00e4tter angeh\u00f6rt.\nVon mehreren Autoren, besonders von Tswett ist l\u00e4ngst, behauptet worden, da\u00df das gr\u00fcne Pflanzenpigment ein Gemisch sei aus einer blaugr\u00fcnen und einer gelbgr\u00fcnen Komponente. Diese Rehauptung ist in einer j\u00fcngst erschienenen Arbeit von Willst\u00e4tter und Hug (1911, S. 182) best\u00e4tigt worden. Es w\u00e4re demnach von besonderem Interesse, zu untersuchen, ob auch das gr\u00fcne Florideenpigment zwei verschiedene Komponenten enthalte. Eine solche Untersuchung zu machen, habe ich aber nicht Gelegenheit gehabt.\nUm die zweite Streitfrage, n\u00e4mlich die, ob das Chlorophyll der Florideen mit dem Phykoerythrin chemisch verbunden ist oder nicht, beantworten zu k\u00f6nnen, mu\u00df man die lebenden Florideen einer spektroskopischen Untersuchung unterwerfen. Ich selbst habe nicht Gelegenheit gehabt, eine solche Untersuchung zu machen, in der Literatur gibt es aber Angaben,","page":110},{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die gr\u00fcnen und gelben Farbstoffe der Florideen. 111\ndie es m\u00f6glich machen, auch ohne eigene Untersuchungen die in Rede stehende Frage abzuhandeln.\nWie schon fr\u00fcher erw\u00e4hnt wurde, hat Stokes bei einer spektroskopischen Untersuchung lebender Florideen sowohl die dem Chlorophyll wie die dem Phykoerythrin ungeh\u00f6rigen Absorptionsstreifenbeobachten k\u00f6nnen. Von dieser Tatsache veranla\u00dft, schreibt Askenasy (1867, S. 234): \u00abEs ist dies ein evidenter beweis daf\u00fcr, da\u00df beide Farbstolle schon in der lebenden l\u2019llanze gesondert vorhanden, und da\u00df sie nicht erst nach dem lode derselben durch eine Spaltung (im chemischen Sinne) entstehen. *\nDie Beobachtung von Stokes ist sp\u00e4ter auch von Ro-sanoff (1867, S. 204) gemacht worden, und er ist der Ansicht, da\u00df diese * pr\u00e9sente le plus fort argument en faveur de la presence simultan\u00e9e, dans les Florid\u00e9es vivantes, de la. chlorophylle et de la phyco\u00e9rythrine.\u00bb\nReinke hat eine eingehende, spektroskopische Untersuchung bei Delesseria sanguined gemacht. Er untersuchte spektroskopisch einen Teil des lebenden Thallus dieser Alge und erhielt auf diese Weise das Absorptionsspektrum des Rhodophylls\u00bb (= Chlorophyll -f- Phykoerythrin). Darauf untersuchte er einen Alkoholextrakt dieser Alge und dann einen Wasserextrakt. Im ersteren Falle erhielt er das Absorptionsspektrum des Chlorophylls, im letzteren Fall das des Phykoerythrins, und es zeigte sich nun, da\u00df das Absorptionsspektrum dos \u00abRhodophylls\u00bb sich aus dem des Chlorophylls und dem dos Phykoerythrins zusammensetzte: oder um Reinke (1886, S. 231) anzuf\u00fchren: \u00abOl\u00eeenbar setzt sich die Absorption des Rhodophylls im Blatte zusammen aus der Wirkung der Chlorophyllgruppe und der Phykoerythringruppe, die man durch Einwirkung von Alkohol und Wasser daraus zu isoliert abzu-H'heiden vermag.\u00bb\nMan erwartet, da\u00df Reinke aus seiner Untersuchung den Schlu\u00dfsatz ziehen w\u00fcrde, Chlorophyll und Phykoerythrin k\u00e4men in der lebenden Alge als zwei selbst\u00e4ndige Farbstoffe nebeneinander vor. Dies tut er jedoch nicht. Er behauptet, wie R\u00fcher erw\u00e4hnt worden ist, da\u00df die beiden Farbstoffe an ein\n>","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"112\nHarald K\u00fflin.\nProteinmolok\u00fcl gebunden sind (m\u00f6glicherweise jeder FarbstulT an je ein Proteimnolek\u00fcl i. Dies h\u00e4ngt mit der Weise zusammen. auf welche Keinke zu erkl\u00e4ren suchte, da\u00df das Phykoerythrin stark lluoresciert, sobald es aus den Chromatophoren -extrahiert worden ist, dagegen nicht lluoresciert, solange es noch in denselben bleibt. In den lebenden Chromatophoren sei der Farbstoff an ein Proteinmolek\u00fcl gebunden, bei dei Hxtraktion aber w\u00fcrde die Phykoerythrinkomponente von dem hypothetischen Proteinmolek\u00fcl freigemacht werden und dann beginne die Fluoresccnz.\nDi\u00ab \\se Frkl\u00e4rung erscheint allerdings ganz h\u00fcbsch, sic fordert aber mit Notwendigkeit, da\u00df die Spaltungsprodukte einer chemischen Verbindung dieselben spektroskopischen Eigenschaften haben k\u00f6nnen, wie die chemische Verbindung'selb.\u00ab! Das Kliodophyll > w\u00e4re ja nach Keinke eine chemische Verbindung zwischen einer Proteinkomponente, einer Chlorophyllkomponente und einer Phykoerythrinkomponente und dos.-cn ungeachtet w\u00fcrde sich sein Absorptionsspektrum aus dem des Chlorophylls und dem des Phykoerythrins Zusammensei n, oder mit anderen Worten die summierten Absorptionsspeklra der Spaltungsprodukte w\u00e4ren der der Muttorsubstanz gleich. Dies lind\u00ab; ich sehr unwahrscheinlich und glaube daher nicht, da\u00df Chlorophyll und Phykoerythrin in den lebenden Chromatophoren miteinander oder mit einer anderen Komponente chemisch verbunden sind.\nFs scheint mir, als ob die spektroskopischen Untersuchungen von Keinke auf folgende Weise gedeutet werden m\u00fc\u00dften: Chlorophyll und Phykoerythrin sind in den lebenden Florideonchromalophoren zwei selbst\u00e4ndige nebeneinander vorkommende Farbstoffe, die nicht miteinander chemisch verbunden sind.\nKeinkes Erkl\u00e4rungweise, warum das Phykoerythrin erst nach dem Extrahieren aus den Chromatophoren zu lluoreseierei; beginnt, wird noch unwahrscheinlicher, nachdem durch meine Fntersuchungen (Kylin 1910, S. 188) mit Sicherheit erwiesen worden ist, da\u00df dieser Farbstoff in sich selbst ein eiwei\u00dfartiger. der Proteidgruppe angeh\u00f6render Stoff ist. Es ist wohl kaum","page":112},{"file":"p0113.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die gr\u00fcnen und gelben Farbstoffe der Florideen. 11#\nwahrscheinlich, da\u00df ein in sieh selbst eiwei\u00dfarmer Farbslol] in don lebenden Chromatophoren an ein Proteinmolek\u00fcl gebunden w\u00e4re und erst beim Extrahieren frei gemacht w\u00fcrde. Pie Frsachc, da\u00df das Phykoerythrin in den lebenden Florideen nicht lluoreseiert, ist wohl die, da\u00df der Farbstoff in diesen in lester Form verkommt.1)\nII. Die gelben Begleiter des Floridcenchlorophylls.\nDie erste Angabe hinsichtlich gelber Farbstoffe bei Florideen i'ilii'l von Sorby (IST#, S. l\u00f6s) lier: es g(\u2018lang ihm, ans /Vp/o/ro \u25a0 \"':/\"/\u2022/\u25a0< tdnen in Alkohol l\u00f6slichen, gelben'Farbstoff, zu erhalten. den er Nnnthophyll nannte.\nDer n\u00e4chste Versuch, gelbe Farbstolfc bei den Florideen iiachzuweisen. ist von Keinke ilNTb. S. |Oli gemacht worden, hr extrahierte Btttnir/ios/urmioH tnuuiVforme mit kochendem Alkohol. und die so gewonnene L\u00f6sung wurde mit Denzol ausge-.'ehiittelt, wobei der Alkohol wieder vollst\u00e4ndig farblos wurde.\n\u2022 keinke behauptet deshalb: <Fin gelber in AlkohoM\u00f6slicher I arbstolf scheint mit dem Chlorophyll von Jidtrurhos/iermtdii nicht vergesellschaftet zu sein. '\nNebelung (lSTs. s. #1)7) hat Kein kos Versuche wiederhol!: er benutzte aber Denzin anstatt Denzol, und es gelang Inn dadurch, bei einigen Sii\u00dfwasserlluridcen, n\u00e4mlich liufro-\"<>.</\u00bbrminn, ('Imntrmti\u00ab, Lemtuwt und l\u00eemofio einen, .alkohol-h\u2019'liehen, gelben Farbstoff nachzuweisen.\nDie Untersuchungen sind von Hansen (USD#, S. 2i)2i\nM Hinsichtlich des l\u2019liykocyans und dessen Verh\u00e4ltnis zu Chlur\u00ab\u00bb-I\u2019kyll liegen dieselben Meinungsverschiedenheiten vor, wie hinsichtlich 1 \u2022 - Phykoerythrins. Auch in diesem Fall linde ich es am wahr.selicin-i'ii'len. da\u00df es in den lebenden Chromatophoren zwei nebeneinander v :kommende Farbstoffe gibt, die nicht miteinander chemisch .verbunden M,'l- In diesem Zusammenhang m\u00f6ge an Gaidukovs sch\u00f6ne t'nter-M|,'lnin\u00ef \u00fcber den Einflu\u00df farbigen Lichts auf die F\u00e4rbung lebender 1 iscillarion erinnert werden. In welcher Weise die Farbe der-Oscitlanu-\u00f6'!. n auch ver\u00e4ndert worden war. zeigte die spektroskopische l'nler-n' l|Ung den kr\u00e4ftigen Absorptionsstreifen des C.lilorophylls zwischen l>\n*'11 \u2018I k*-\tweit es aus den von Gaidukov gegebenen Tabellen het-\nv\u201d\u00fcebl. war es das Pbykocyan. welches unter dem Einflu\u00df des farbigen-k 'bts ver\u00e4ndert worden war.","page":113},{"file":"p0114.txt","language":"de","ocr_de":"114\nHarald Kylin\nfortgesetzt worden, welcher aus allen Florideen, die er untersuchte, eine gr\u00fcne FarbstofTmasse gewinnen konnte, welche sich in einen gr\u00fcnen und einen gelben Farbstoff spalten lie\u00df, wie dies heim ChlorophyllfarbstofTe der Phanerogamen der Fall ist.\nIn seiner Untersuchung \u00fcber die Verbreitung des Carotins im Pflanzenreich erw\u00e4hnt Ta mm es (1900, S. 241), da\u00df er durch die Anwendung von Molischs Kalimethode Carotin bei einigen Florideen, n\u00e4mlich Porphyra laeiniutu, Ceramium rubrum und Po/ysiphonin sp. nachweisen konnte.\nErst durch die Untersuchungen von Willst\u00e4tter und Mieg 11907) sind wir \u00fcber die gelben Begleiter des Chlorophylls der h\u00f6heren Pflanzen besser unterrichtet worden. Biese gelben Begleiter sind Carotin und Xanthophyll, die durch ihre L\u00f6slichkeitsverh\u00e4ltnisse in Petrol\u00e4ther und Alkohol von einander deutlich verschieden sind. Carotin ist in Alkohol schwer, in Petrol\u00e4ther aber leicht l\u00f6slich. Aus einer Petrol\u00e4therl\u00f6sun\u00ab kann es nicht in 80'Voigen Alkohol hin\u00fcbergesch\u00fcttelt werden. Xanthophyll ist in Alkohol leicht l\u00f6slich, in Petrol\u00e4ther aber unl\u00f6slich. Bei der Reinigung von einer alkoholischen Chlorophylll\u00f6sung nach dem Entmischungsverfahren von Kraus geht demnach das Carotin in die petrol\u00e4therische Schicht \u00fcber, w\u00e4hrend das Xanthophyll in der alkoholischen Schicht bleibt.\nWerden die Literaturangaben \u00fcber das Vorkommen von gelben Farbstoffen bei Florideen mit den oben erw\u00e4hnten Ergebnissen von \\\\ illst\u00e4tters und Miegs Untersuchungen zu-sammengestellt, w\u00fcrden wir erwarten, da\u00df bei diesen Algen zwei gelbe Farbstoffe vork\u00e4men.\nUm Carotin bei den Florideen nachzuweisen, wurden Thallusteile einiger Arten in 40\u00b0/oigen Alkohol, in welchem 20fl/o Atzkali aufgel\u00f6st war, eingelegt und darin zwei Tage liegen gelassen (Molischs Kalimethode, s. Molisch 1896, S. 19k Das Carotin krystallisierte dabei in mikroskopischen, orangegelben Nadeln oder in aus solchen Nadeln bestehenden Aggregaten. Auf diese Weise ist von mir Carotin bei folgenden Florideen nachgewiesen worden: Callithamnion hiemale Kjellm., Cerumium diaphauum Harv. et Ag., C. rubrum (Huds.) Ag., Chnmlrus crispus (L.), Lyngb., Corallina officinalis L., Cystodo-","page":114},{"file":"p0115.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die gr\u00fcnen und gelben Farbstoffe der Florideen. 115\npurpuruscenx (Huds.), K\u00fctz., Delrsseria xamjuim\u00ab (L.) Lam., IhmoHti\u00ab filiform ix (Fl. Dan.) Grew, Furcellariafustig iaht (Huds.) Lam., Luurmciu jnnmtifida (Gmel.) Lam., Phylhphora Bro-\u25a0Iniei (Turn.) J. Ag., Ph. mnnbmnifdia (Good, et Woodw.) J. Ag., Pohjkhx rot und ns (Gmel.) Grev., Polysiphonia nigmcens (Dillw.) Grew, Porphyr a hinnalk lvylin, lihodomda subfusm (Woodw.) Ag., hh. riryata Kjellm. und Sjwrmothamnion roxeolum (Ag.) ITingsh.\nDies sind alle Florideen, die ich hinsichtlich des Vorkommens von Carotin untersucht habe. Hei Chondrus cris-. ,\"ts kamen Krystalle nur sp\u00e4rlich vor, aber anstatt ihrer gelbe Tr\u00f6pfchen in gro\u00dfer Menge; bei den \u00fcbrigen Arten gab es in den Zellen reichlich Carotinkrystalle.\nUm auch makrochemisch Carotin bei den Florideen nachzuweisen, wurden 150 g luftgetrocknetes, gepulvertes Material von ( 'ermnium rubrum mit 250 ccm Petrol\u00e4ther w\u00e4hrend dreier Tage extrahiert. Das Material wurde abgesaugt und mit 100 ccm Fetrol\u00e4ther nachgesp\u00fclt. Auf diese Weise wurden 200. ccm L\u00f6sung erhalten. Um diese von Chlorophyll zu heil eien, wurde sie mit alkoholischem Kali behandelt und dann mit etwas Wasser gemischt, bis sich eine petrol\u00e4therische Schicht abschied. Die so erhaltene, stark gelbfarbige, petrol\u00e4therische L\u00f6sung wurde einmal mit Alkohol, dann mit Wass\u00e7r ausgesch\u00fcttelt. Es war meine Absicht, diese petrol\u00e4therische L\u00f6sung nach den Angaben von Willst\u00e4tter und Mieg (1907, S. 12) weiter zu behandeln, um krystilisiertes Carotin zu erhalten, a h fand aber bald, da\u00df die erhaltene Carotinl\u00f6sung viel zu klein war, um die Reinigung weiter treiben zu k\u00f6nnen. Und da der Vorrat von Cmtmium sehr begrenzt war, war es mir nicht m\u00f6glich, den Versuch in gr\u00f6\u00dferem Ma\u00dfstabe zu wiederholen.\nWie schon fr\u00fcher erw\u00e4hnt worden ist, wurde ein alkoholischer Extrakt auf Ceramium rubrum, nachdem das Chlorophyll mit NaOH verseift worden, war, mit \u00c4ther ausgesch\u00fcttelt s. S. 109). Die \u00e4therische Schicht wurde stark gelb gef\u00e4rbt. Diese \u00e4therische L\u00f6sung wurde zuerst mit alkoholischer Natronlauge, dann mit Wasser ausgesch\u00fcttelt, mit Natriumsulfat ge-","page":115},{"file":"p0116.txt","language":"de","ocr_de":"HO\nHarald Kylin.\ntrocknet und im Vakuum eingeengt. Die so erhaltene L\u00f6sung wurde mit dem doppelten Volumen Petrol\u00e4ther vermischt, wobei ein r\u00f6tlich orangefarbiger Niederschlag entstand. Dieser in Petrol\u00e4ther unl\u00f6sliche Niederschlag l\u00f6ste sich leicht in Alkohol mit gelber Farbe. -- Die Reinigung nach den Angaben von Willst fitter und Mieg (1907, S. II\u00bb weiter fortzusetzen, war wegen der geringen Menge von L\u00f6sung nicht m\u00f6glich\nAus ('eramium rubrum habe ich demnach einen gelben Farbstoff extrahieren k\u00f6nnen, welcher, da er in Alkohol l\u00f6slich, in Petrol\u00e4ther unl\u00f6slich ist, am n\u00e4chsten mit dem Xanthophyll im Sinne von \\\\ illst\u00fctter und Mieg verwandt zu erachten ist. Nun zeigte es sich aber, da\u00df bei Zusatz von ein wenig S\u00e4ure, auch Essigs\u00e4ure, bis zu saurer Reaktion die Farbe zugleich von (ielb in Gr\u00fcn ver\u00e4ndert wurde. Dies kann nur so gedeutet werden, da\u00df der gelbe Farbstoff auf irgend eine Weise, wahrscheinlich durch zu starke Alkalieinwirkung, ver\u00e4ndert worden war (vgl. S. 118).\nDie Arbeit mu\u00dfte demnach nach einem anderen Plan fortgesetzt werden, und nach einigen vorbereitenden Versuchen wurde dann in folgender Weise fortgefahren.\nou g luftgetrocknetes, pulverisiertes Material von ('er\u00bb-mium rubrum wurde mit 75 ccm Renzol \u00fcbergossen. Na.-Ii drei Tagen wurde\u00bb abgesaugt, mit 50 ccm Renzol nachgespiili. und die so erhaltene L\u00f6sung, 85 ccm, mit 75 ccm 9f>\u00b0/.,igem Alkohol vermischt. Durch Zusatz von etwas Wasser wurde eine Renzolschicht abgeschieden.\nDiese Renzolschicht wurde dann mit SO'Voigem Alkohol ausgesch\u00fcttelt, wobei die alkoholische Schicht recht stark gelbfarbig wurde. Im Renzol blieben Chlorophyll und Carotin zur\u00fcck. Der letztere Farbstoff wurde dadurch nachgewiesen, da\u00df der R\u00fcckstand nach dem Eindampfen des Benzols in Petrol\u00e4ther gel\u00f6st und die petrol\u00e4therische L\u00f6sung mit alkoholischem Kali ausgesch\u00fcttelt wurde, wobei der Petrol\u00e4ther einen gelben Farbstoff, das Carotin, zur\u00fcckhielt.\nDie alkoholische Schicht nach der zweiten Aussch\u00fcttelung wurde bei gew\u00f6hnlicher Temperatur bis zur Trockenheit eingedampft, und der R\u00fcckstand mit Petrol\u00e4ther behandelt, welcher","page":116},{"file":"p0117.txt","language":"de","ocr_de":"117\n\u00dcber die gr\u00fcnen und gelben Farbstoffe der Florideen.\nlinen Teil davon mit gelber Farbe l\u00fcste. Wurde diese petrol-\u00e4therische L\u00f6sung mit 80\u00b0/oigem Alkohol gesch\u00fcttelt, nahm <lie alkoholische Schicht so gut wie vollst\u00e4ndig den gelben hu\u2019bstoll auf. Diese alkoholische L\u00f6sung wurde noch einmal eingedampft, der R\u00fcckstand mit Petrol\u00e4ther behandelt und der dabei gel\u00f6ste, gelbe Farbstolfwieder in 80\u00b0/oigen Alkohol hin\u00fcber-gesch\u00fcttelt. Der R\u00fcckstand nach der Behandlung mit Petrol\u00e4ther l\u00f6ste sich leicht in Alkohol mit gelber Farbe.\nIn der alkoholischen Schicht nach der zweiten Aussch\u00fct-h'lnng gab es demnach zwei gelbe Farbstoffe, welche sich hinsichtlich ihrer L\u00f6slichkeilsverh\u00e4ltnisse in Alkohol und Petrol\u00e4ther unterscheiden. Der eine ist in Petrol\u00e4ther unl\u00f6slich, in Alkohol aber l\u00f6slich, der andere ist sowohl in Petrol\u00e4ther wie in Alkohol l\u00f6slich. Da dieser Farbstoff aber aus einer petrol\u00e4therischen L\u00f6sung in 8oft/\u00bbigen Alkohol so gut wie vollst\u00e4ndig liiiiiibergesch\u00fcttelt werden kann, ist er mit Carotin nicht identisch, welches bei einer solchen Behandlung in der petrol-\u00e4therischen Schicht geblieben w\u00e4re.\nDie alkoholische Schicht r ach der ersten Aussch\u00fcttelung enthielt au\u00dfer gelben Farbstoffen eine geringe Menge-Chlorophyll. Nach Eindampfen bis zur Trockenheit bei gew\u00f6hnlicher Temperatur wurde der R\u00fcckstand mit Petrol\u00e4ther behandelt, welcher einen Teil davon l\u00f6ste. Bei Aussch\u00fcttelung dieser petrol\u00e4therischen L\u00f6sung mit 80\u00b0/oigem Alkohol f\u00e4rbte sich \u2022lie alkoholische Schicht gelb. Der R\u00fcckstand nach der Behandlung mit Petrol\u00e4ther wurde in Alkohol gel\u00f6st und die so erhaltene L\u00f6sung ein paarmal mit Petrol\u00e4ther gesch\u00fcttelt, um \u00ab inige Chlorophyllreste wegzuschaffen. Darnach wurde die alkoholische L\u00f6sung bis zur Trockenheit eingedampft und der erhaltene R\u00fcckstand mit Petrol\u00e4ther behandelt, wobei jedoch nur wenig gel\u00f6st wurde. Der R\u00fcckstand nach der Behandlung mit Petrol\u00e4ther wurde in ganz wenig \u00c4ther gel\u00f6st, die \u00e4therische h\u00fcsung mit Petrol\u00e4ther versetzt, wobei ein r\u00f6tlich orangefarbiger Niederschlag entstand. \u2014 Krvstalle sind nicht erhalten worden.\nAus (eramium rubrum ist es mir demnach gelungen, einen in Alkohol l\u00f6slichen, in Petrol\u00e4ther unl\u00f6slichen, gelben","page":117},{"file":"p0118.txt","language":"de","ocr_de":"118\nHarald Kylin,\nFarbstol\u00ef zu extrahieren. Eine verd\u00fcnnte L\u00f6sung dieses Farbstoffes ist gelb: in gr\u00f6\u00dferer Konzentration vertieft sich die Farbe bis zu orangerot. Zusatz von etwas Eisessig ver\u00e4ndert die Farbe nicht bei gew\u00f6hnlicher Temperatur, bei Kochen geht sie aber in Gr\u00fcn \u00fcber. In getrocknetem Zustand wird der Farbstoff in Eisessig mit gelber Farbe gel\u00f6st. Wird eine alkoholische L\u00f6sung mit verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure oder Schwefels\u00e4ure versetzt, geht die Farbe auch bei Zimmertemperatur nach einigen Minuten in Gr\u00fcn \u00fcber, um nach einigen Stunden mehr blaugr\u00fcn zu werden. Bei Behandlung mit Alkali wird der Farbstoff beim Kochen schnell, bei Zimmertemperatur langsam in irgendeiner Weise ver\u00e4ndert, soda\u00df die Farbe nach Zusatz von einer S\u00e4ure bis zu saurer Reaktion augenblicklich gr\u00fcn wird. Bei Alkalisieren wird die Farbe wieder gelb. (Vgl. den Versuch, diesen Farbstoff aus einem mit Alkali behandelten, alkoholischen Extrakt herzustellen, S. 116.)\nDer Farbstoff wird von konzentrierter Schwefels\u00e4ure mit schmutzig blauer Farbe gel\u00f6st (der schmutzige Farbenton i>i r ganz sicher von einer Menge farbloser Verunreinigungen Gedingt, die bei der Einwirkung von konzentrierter Schwefels\u00e4ure zerst\u00f6rt werden); bei Zusatz von Wasser werden gr\u00fcne Flocken ausgef\u00e4llt.\nDer in Rede stehende Farbstoff ist in Schwefelkohlenstoff. Chloroform, Methylalkohol, \u00c4thylalkohol, Amylalkohol, \u00c4ther, Aceton, Benzol und Toluol l\u00f6slich, nicht aber in Petrol\u00e4ther. Benzin und Ligroin.\nWerden diese Angaben mit denjenigen verglichen, die von Willst\u00e4tter und Mieg hinsichtlich des Xanthophylls der h\u00f6heren Pflanzen gemacht sind, zeigt es sich, da\u00df der in Rede stehende gelbe Farbstoff aus Ceramium rubrum mit dem Xanthophyll der h\u00f6heren Pflanzen sehr nahe verwandt sein mu\u00df. Ob er mit demselben identisch ist, kann ich gegenw\u00e4rtig nicht entscheiden, ich habe aber keinen Charakter nachweisen k\u00f6nnen, wodurch die beiden Farbstoffe mit Sicherheit zu unterscheiden w\u00e4ren.1)\n\u2018) Es ist m\u00f6glich, da\u00df Alkali leichter auf das Xanthophyll au-. Ceramium als auf das der h\u00f6heren Pflanzen sch\u00e4dlich einwirkt. Will-","page":118},{"file":"p0119.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die gr\u00fcnen und gelben Farbstoffe der Florideen. 119\nWie schon fr\u00fcher erw\u00e4hnt ist, ist auch ein sowohl in Petrol\u00e4ther wie in Alkohol l\u00f6slicher, gelber Farbstoff aus meinem Material erhalten worden, welcher sich aber von Carotin dadurch unterscheidet, da\u00df er sich aus einer petrol\u00e4therisclien L\u00f6sung in 80\u00b0'oigen Alkohol so gut wie vollst\u00e4ndig hin\u00fcbersch\u00fctteln l\u00e4\u00dft. Eine verd\u00fcnnte L\u00f6sung dieses Farbstoffes ist gelb; in gr\u00f6\u00dferer Konzentration vertieft sich die Farbe bis zu rotbraunem Orange. Bei Zusatz von verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure oder Schwefels\u00e4ure wird die Farbe auch bei Zimmertemperatur gr\u00fcn: nach einer Stunde wird sie blaugr\u00fcn. Beim Kochen nach Zusatz von Essigs\u00e4ure wird die Farbe ebenfalls gr\u00fcn. Bei Behandlung mit Alkali wird der Farbstoff beim Kochen schnell, bei Zimmertemperatur langsam in irgend einer Weise ver\u00e4ndert, so da\u00df die Farbe nach Zusatz von einer S\u00e4ure bis zu saurer Reaktion augenblicklich gr\u00fcn wird. Bei Alkalisieren wird die Farbe wieder gelb.\nDieser Farbstoff zeigt demnach in mehreren Hinsichten \u00dcbereinstimmungen mit Xanthophyll, unterscheidet sich aber von diesem durch seine L\u00f6slichkeit in Petrol\u00e4ther. ,\nDas fr\u00fcher mit Benzol behandelte Material (S. 110) wurde w\u00e4hrend dreier Tage mit 75 ccm 96\u00b0/oigem Alkohol extrahiert, dann abgesaugt und mit 50 ccm Alkohol nachgesp\u00fclt. Auf diese W eise wurden 85 ccm L\u00f6sung erhalten. Um das Chlorophyll auszuf\u00e4llen, wurde ges\u00e4ttigte Ca(()H).2-L\u00f6sung zugesetzt, urfd feiner etwas Alkohol, um die gelben Farbstoffe in L\u00f6sung zu halten. Nach dem Abliltrieren des Niederschlages wurde mit Petrol\u00e4ther ausgesch\u00fcttelt, um die letzten Reste von Chlorophyll abzuscheiden. Die alkoholisch-w\u00e4sserige L\u00f6sung wurde dann mit \u00c4ther ausgesch\u00fcttelt, welcher dabei die gelben Farbstoffe aufnahm. Die \u00e4therische L\u00f6sung wurde mit Wasser ausgesch\u00fcttelt, mit Natriumsulfat getrocknet und bei Zimmertemperatur bis zur Trockenheit eingedampft. Der R\u00fcckstand\ns ! Utter und Mi eg erhielten das Xanthophyll, indem sie eine alkoholische ( lilorophyll\u00f6sung mit Alkali verseiften und dann mit \u00c4ther aussch\u00fcttelten, \u2022i' r \u00c4ther nahm dabei das Xanthophyll auf. Auf diese Weise gelang es mir aoer nicht, das Xanthophyll aus Ceramium unver\u00e4ndert zu erhalten M- S. 116).","page":119},{"file":"p0120.txt","language":"de","ocr_de":"120\nHarald Kylin,\nwurde mit Petrol\u00e4ther behandelt, wobei ein gelber Farbstoff gel\u00f6st wurde, welcher in SO'Voigen Alkohol hin\u00fcbergesch\u00fcttelt werden konnte. Nach wiederholter Behandlung mit Petrol\u00e4ther gab es noch einen R\u00fcckstand, der nicht in Petrol\u00e4ther, in Alkohol aber mit gelber Farbe leicht gel\u00f6st wurde. \u2014 Wir finden demnach die schon beschriebenen Farbstoffe wieder.\nAus meinem Material habe ich demnach drei gelbe Farbstoffe extrahieren k\u00f6nnen, n\u00e4mlich:\n1.\tCarotin:\n2.\tXanthophyll, wahrscheinlich mit dem Xanthophyll der h\u00f6heren Pflanzen identisch;\n\u00d6. einen Farbstoff, der mit Xanthophyll verwandt zu sein scheint, der sich aber von diesem durch seine L\u00f6slichkeit in Petrol\u00e4ther unterscheidet.\nFs ist aber durchaus nicht notwendig, da\u00df die drei Farbstoffe aus ('eramium rubrum herr\u00fchren. Als unvermeidliche Verunreinigungen m\u00f6gen Piatomaceen und kleine, epiphytisclm oder endophvtische Fukoideen erw\u00e4hnt werden. Finer der drei Farbstoffe ist m\u00f6glicherweise diesen Verunreinigungen zu verdanken.\nDas Vorkommen des Carotins bei den Florideen ist aber mit Sicherheit festgestellt worden, dadurch, da\u00df es als Krvstalle in den Zellen selbst erhalten worden ist. Hinsichtlich der \u00fcbrigen Farbstoffe finde ich es am wahrscheinlichsten, da\u00df das Xanthophyll bei der von mir untersuchten Floridee, (ermni\u00bbm rubrum, vorkommt, da\u00df aber der als Nr. 3 angef\u00fchrte gelbe Farbstoff von den Verunreinigungen abstammt.\nDie Farbstolle der Diatomaceen und Fukoideen sind noch wenig untersucht, und die Angaben, die man in der Literatur findet, sind einander so widersprechend, da\u00df sie zu vergleichenden Untersuchungen nicht geeignet sind. Nach Ts wett (H)O\u00f6, S. 230) gibt es aber bei den FXikoideen einen sowohl in Petrol\u00e4ther als in Alkohol l\u00f6slichen, gelben Farbstoff, das Fukoxanthin, welches mit dem von mir als Nr. 3 erw\u00e4hnten Farbstoff in mehreren Hinsichten \u00fcbereinzustimmen scheint.\nI nd nach einer Pr\u00fcfung der Angaben \u00fcber die Farbstoffe der Diatomaceen linde ich es sehr wahrscheinlich, da\u00df dieser oder","page":120},{"file":"p0121.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die gr\u00fcnen und gelben Farbstoffe der Florideen. 12 t\nwenigstens ein mit ihm nahe verwandter Farbstoff auch hoi diesen Algen vorkommt.\nLiteraturverzeichnis.\nAs.kenasy, C., Beitr\u00e4ge zur Kenntnis des Chlorophylls und einige dasselbe begleitender Farbstoffe. Botan. Zeitung, 1807.\t\u2022\nC\"hn. F., Beitr\u00e4ge zur Physiologie der Phycochromaceen und Florideen. Archiv f\u00fcr Mikroskopische Anatomie, herausg. von Max Schultze, Bd. 3, Bonn 1867.\nEngelmann, Th. 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Kylin, \u00dcber die gr\u00fcnen und gelben Farbstoffe der Florideen.\nSorby, H. C., On comparative vegetable Chromatology. Proceed, of the royal soc. London 1873.\n-----On the characteristic colouring-matters of the red groups of Algues.\nThe Journal of the Linnean Society, Botany, Vol. 15, London 1877. Stokes, G. G., \u00dcber die Ver\u00e4nderung der Brechbarkeit des Lichts. Annalen der Physik und Chemie, herausgegeben von Poggendorff. Erg.-Bd. 4, Leipzig 1854.\nTa mm es, T., \u00dcber die Verbreitung des Carotins im Pflanzenreiche. Flora. Bd. 87, Marburg 1900.\nTswett, M., Zur Kenntnis der Phaeophyceenfarbstoffe. Berichte der Deutsch, bot. Gesellschaft, Bd. 24, Berlin 1906.\nWillst\u00e4tter, R., Zur Kenntnis der Zusammensetzung des Chlorophylls. Liebigs Annalen der Chemie, Bd. 350, Leipzig 1906. und Hocheder, F., \u00dcber die Einwirkung von S\u00e4uren und Alkalien auf Chlorophyll. Ebenda, Bd. 354, 1907.\nund Mieg, W., \u00dcber die gelben Begleiter des Chlorophylls. Ebenda Bd. 355, 1907.\n-----und Isler, M., Vergleichende Untersuchung des Chlorophylls verschiedener Pflanzen, III. Ebenda, Bd. 380, 1911. und Hug, E., Isolierung des Chlorophylls. Ebenda, Bd. 380, 1911.","page":122}],"identifier":"lit19328","issued":"1911","language":"de","pages":"105-122","startpages":"105","title":"\u00dcber die gr\u00fcnen und gelben Farbstoffe der Florideen","type":"Journal Article","volume":"74"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:39:51.548533+00:00"}