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{"created":"2022-01-31T14:58:48.001122+00:00","id":"lit19332","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Kauffmann, Max","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 74: 175-178","fulltext":[{"file":"p0175.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Befund von Cholin im Ochsengehirn.\nVon\nMax Kauffmann.\n(Aus dem chemischen Institut in Halle.)\n(Der Redaktion zugegangen am 28. Juli lStll.)\nG ule witsch1) hat in den w\u00e4sserigen Ausz\u00fcgen von siehen Ochsengehirnen, die er dreimal bei 70\u00b0 V'4 Stunde lang mit schwach salzsaurem Wasser erw\u00e4rmt und nachher zu Sirupdicke eingedampft hatte, geringe Mengen von Cholin nachweisen k\u00f6nnen. Der Autor stellt selbst die Frage, ob das von ihm gefundene Cholin nicht als ein Zersetzungsprodukt (Hydrolyse durch Salzs\u00e4ure) von einem Teil des Protagons resp. des Lecithins zu betrachten sei5 ich halte diese Zweifel von Gulewitsch auf Grund meiner Ergebnisse f\u00fcr sehr berechtigt.\nVon der leichten Zersetzlichkeit der Gehirnsubstanz habe ich mich bei verschiedenen Vorversuchen, die ich mit 8 mal f> Ochsengehirnen unternahm, \u00fcberzeugen k\u00f6nnen. So konnte ich an w\u00e4sserigem Gehirnbrei, den ich bei Zimmertemperatur, filtrierte, schon nach wenigen Stunden einen Zersetzungsgeruch u ahrnehmen. Ich hatte deshalb Bedenken, Gehirnsubstanz \u00fcberhaupt mit Wasser zusammen zu bringen, ebenso wenig < rscheint mir eine Behandlung des Gehirns mit verd\u00fcnnten S\u00e4uren angezeigt, da ja die leicht zersetzbaren protagon\u00e4hn-iichen Substanzen des Gehirns teilweise einer Hydrolyse anheim fallen k\u00f6nnten. Auch das l\u00e4ngere Stehen lassen von Ge-hirnsaft mit Quecksilberchlorid, habe ich vermieden, da letzteres kein indifferentes chemisches Agens ist, sondern bekannterma\u00dfen stark katalytische Wirkung hat.\n\u2019) Diese Zeitschrift. Bd. 27, S. 50.","page":175},{"file":"p0176.txt","language":"de","ocr_de":"176\nMax Kauffmann,\nIm folgenden m\u00f6chte ich meine Methode beschreiben, mit der ich meist 5 Ochsengehirne, im ganzen 34 an der Zahl, behandelt habe.\nM\u00f6glichst rasch nach Sch\u00e4chtung der Tiere wurden di\u00ab; Gehirne herausgenommen, in St\u00fccke geschnitten und je 5 in 3 1 eisgek\u00fchlten Weingeist gelegt. Nach einiger Zeit wurden sie mit der Fleischhackmaschine (sog. Wolf) zu einem feinen Urei zerkleinert. Der Brei kam in den vorher verwendeten Alkohol wieder zur\u00fcck. Wenn auch durch die Wirkung des A 'kohols eine Eiwei\u00dff\u00e4llung entstand und damit in den Zellen ein Teil des etwa vorhandenen Cholins eingeschlossen blieb, so mu\u00dfte doch bei der starken Zerkleinerung ein gr\u00f6\u00dferer Teil des Zellsaftes in L\u00f6sung gegangen sein. Der Gehirnbrei wurde 8 Tage lang unter wiederholtem Umr\u00fchren in dem Alkohol stehen gelassen, dann abgesaugt und zuletzt abgepre\u00dft.. Das stark alkoholische Filtrat, das auch einen Teil der Fettsubstanz des Gehirns enthalten mu\u00dfte, war meistens klar. Diese L\u00f6sung wurde mit einem gro\u00dfen \u00dcberschu\u00df von alkoholischem Quecksilberchlorid zersetzt; es fiel ein volumin\u00f6ser Niederschlag. Nach zwei Tagen Stehens wurde abfiltriert; das Filtrat wird sp\u00e4ter besprochen werden. Der Niederschlag wurde in Wasser suspendiert und mit Schwefelwasserstoff zerlegt. Die mit Kohle behandelte gelbliche eingeengte Fl\u00fcssigkeit wurde mit den \u00fcblichen Alkaloidreagenzien untersucht: Quecksilberchlorid erzeugte nur bei einem sehr gro\u00dfen \u00dcberschu\u00df eine F\u00e4llung. Jodjodkalium, Pikrins\u00e4ure, Wismutjodidjodkalium, Phosphormolybd\u00e4ns\u00e4ure, Phosphorwolframs\u00e4ure, Pikrolons\u00e4ure gaben intensive F\u00e4llung. Zusatz von Cadmiumjodidjodkalium erzeugte nur Gelbf\u00e4rbung. Zusatz von Goldchlorid gab zun\u00e4chst keine F\u00e4llung, nach einigen Stunden waren Tafeln sichtbar mit eigent\u00fcmlichen Luft- oder Fetttr\u00f6pfchen besetzt, die auch nach\nl\u00e4ngerem Evakuieren nicht verschwanden. Nach Zusatz von *\nPlatinchlorid keine F\u00e4llung; nach Vermischen der L\u00f6sung mit derselben Menge Alkohols trat amorphe Tr\u00fcbung auf, die schwer l\u00f6slich in hei\u00dfem Wasser war; versetzte man diese L\u00f6sung mit Kalilauge, so trat ein deutlich aminischer Geruch auf, der sicher verschieden von dem des Trimethylamins war. Zusatz","page":176},{"file":"p0177.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber eien Befund von Cholin im Ochsengehirn.\t1 / /\nvon Alkohol zu der neuen w\u00e4sserigen L\u00f6sung erzeugte eine Tr\u00fcbung, die \\\\ iederum amorph war. Bei L\u00f6sung in hei\u00dfem \\\\ asser fielen auf Zusatz von Alkohol nur amorphe Schmieren aus. Die Hauptmenge der Fl\u00fcssigkeit wurde mit einem gro\u00dfen \u00dcberschu\u00df von Quecksilberchlorid versetzt. Es fiel nur ein sp\u00e4rlicher Niederschlag, der erst nach l\u00e4ngerer Zeit sich reichlicher absetzte. Nach achtt\u00e4gigem Stehen wurde filtriert und mit hei\u00dfem Wasser ausgewaschen. Das Quecksilberchlorid wurde mit Schwefelwasserstoff ausgef\u00e4llt, das Filtrat eingedampft. Um etwaige Alkalien zu entfernen, wurde wiederholt mit absolutem Alkohol aufgenommen und abermals eingedampft. Der R\u00fcckstand wurde mit wenig Wasser aufgenommen und mit 1 latinchlorid versetzt, es fiel ein sp\u00e4rlicher amorpher Niederschlag. Eine Probe davon war in 50\u00b0/oigem Alkohol unl\u00f6slich. Nach st\u00e4rkerem Einengen bei gew\u00f6hnlicher Temperatur vermehrte sich der Niederschlag, der ca. 1 g betrug. Es wurde filtriert, der R\u00fcckstand wurde mit hei\u00dfem Wasser gekocht, es l\u00fcste sich nichts. Es konnte sich also nicht um Cholin handeln.\nDas Filtrat des ersten Platinniederschlags wurde mit derselben Menge Alkohol versetzt. Ls entstand eine geringe amorphe Tr\u00fcbung. Eine Probe wurde mit 50\u00b0/oigem Alkohol erw\u00e4rmt, dabei wurde das Platinchlorid zu metallischem Platin reduziert. Die Hauptmenge wurde mit Kalilauge erw\u00e4rmt, es entstand ein deutlich aminischer Geruch, der aber sicher nicht der von Trimethylamin war.\nDie alkoholischen Filtrate der urspr\u00fcnglichen Quecksilber-f\u00e4llung tr\u00fcbten sich nach l\u00e4ngerem Stehen, dieser Niederschlag f\u00e4rbte sich mit Ammoniak nicht schwarz, es scheint also eine Reduktion des Quecksilberchlorids nicht eingetreten zu sein. Nach 4 monatlichem Stehen wurde nochmals Quecksilberchlorid zugesetzt, ohne da\u00df eine weitere F\u00e4llung auftrat, der allm\u00e4hlich entstandene Niederschlag tr\u00fcbte sich nach 12st\u00fcndigem Stehen. Die gleiche Erscheinung wurde nach wiederholtem Filtrieren immer wieder beobachtet. Die vereinigten Nieder-s,'hl\u00e4ge wurden durch Schwefelwasserstoff zerlegt, das mit Kohle entf\u00e4rbte und eingeengte Filtrat wurde geteilt; die eine H\u00e4lfte wurde mit Platinchlorid versetzt, die andere mit Goldchlorid.","page":177},{"file":"p0178.txt","language":"de","ocr_de":"178 Max Kauffmann, \u00dcber den Befund von Cholin im Ochsengehirn.\nEs entstanden keine F\u00e4llungen. Zusatz derselben Menge Alkohols erzeugte in beiden L\u00f6sungen geringe amorphe Tr\u00fcbung. Die Platinf\u00e4llung wurde in 50\u00b0/oigem Alkohol erw\u00e4rmt, um das oktaedrische Platinsalz des Cholins herzustellen, dabei fiel das Platin metallisch aus. Die Goldf\u00e4llung wurde filtriert, in hei\u00dfem Wasser aufgel\u00f6st, die L\u00f6sung mit Kalilauge versetzt. Es entstand ein deutlicher aminischer Geruch, der bestimmt nicht der des Trimethylamins war.\nAus diesen verschiedenen Reaktionen ergibt sich, da\u00df in frischem Ochsengehirn kein freies Cholin vorhanden ist.","page":178}],"identifier":"lit19332","issued":"1911","language":"de","pages":"175-178","startpages":"175","title":"\u00dcber den Befund von Cholin im Ochsengehirn","type":"Journal Article","volume":"74"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:58:48.001127+00:00"}