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{"created":"2022-01-31T14:09:34.224713+00:00","id":"lit19334","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Pregl, Fritz","role":"author"},{"name":"Hans Buchtala","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 74: 198-211","fulltext":[{"file":"p0198.txt","language":"de","ocr_de":"Erfahrungen \u00fcber die Isolierung der spezifischen Gallens\u00e4uren.\nVon\nIrit* Pregl und Dr. Hans Buchtala, Assistenten am Institute.\n(Aus \u00bblern medizinisch-chemischen Institut der Universit\u00e4t firar Vorstand: Hofrat K. B. Hofmann.i (Der Redaktion Zug\u00e4ngen am 28. Juli l\u00bbll )\nI. \u00dcber die S\u00e4uren der Grazer Sommer-Rindergalle.\nA. Trennungsversuche.\n\u00c4ltere Beobachtungen des einen von uns1) dar\u00fcber, dal, die Krystallisationsf\u00e4higkeit der rohen Cholals\u00e4ure bei Verwendung von Alkohol als L\u00f6sungsmittel nicht mehr vorhanden ist, wenn die Carboxylzahl unter den Wert von 10\u00b0/o sinkt (was in Versuchen mit Sommergallen zugetroffen ist), sowie Anschauungen, die aus der Arbeit Langheids hervorgehen, waren die Veranlassung, die Zusammensetzung der sogenannten rohen Cholals\u00e4ure der Grazer Rindergalle einmal im Winter und das andere Mal im Sommer einer genauen Untersuchung in bezug -auf die quantitativen Verh\u00e4ltnisse zu unterziehen. Besonders aussichtsreich erschien uns diese Untersuchung, nachdem Langheld*) ein v\u00f6llig neues Verfahren f\u00fcr die Aufarbeitung der wasserunl\u00f6slichen S\u00e4uren der Rindergalle angegeben hat, die nach dem Kochen der Galle mit Natronlauge daraus zu erhalten sind. Von der Brauchbarkeit dieser Methode konnte sich der eine Von uns schon im verflossenen Jahre dadurch \u00fcberzeugen, da\u00df er aus jenen Mutterlaugen, die bei der Gewinnung derCholal-undDesoxychols\u00e4ure (aus den Jahren 1900 und 1901) in einerMenge von beinahe 1kgTrockensubstanz \u00fcbrig geblieben waren und welche bisher jedem Krystallisations-\nPregl. Monatshefte f\u00fcr Chemie 1903, S. 41 u. 42.\n*) Langheld. Ber. d. d. chem. Ges., Bd. 51. S. 378.","page":198},{"file":"p0199.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Isolierung der spezifischen Gallens\u00e4uren;\nm\nversuche getrotzt hatten, noch ganz erhebliche Mengen von Cholal-, Desoxychol- und sogar Choleins\u00e4ure gewinnen konnte.\nZu diesem Ende wurden in der zweiten Augusth\u00e4ifte des Jahres 1909 im Grazer Schlachthause 2.5 kg, das sind ungef\u00e4hr 221 Rindergalle gesammelt, in zwei Portionen mit je.'150 g Natriumhydroxyd durch 24 Stunden gekocht und nach dem Abk\u00fchlen mit verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure solange versetzt, als noch eine F\u00e4llung zu erhalten war. Diese stellte einen gr\u00fcnlich gef\u00e4rbten, harzigen, an Vogelleim erinnernden Kuchen dar. Er wurde wiederholt mit Wasser durchgeknetet; das Gewicht dieses Kuchens betrug nach Abscheidung des blo\u00df mechanisch beigemengten Wassers 1720 g. Nach l\u00e4ngerem Stehen und \u00f6fterem Abgie\u00dfen der sich ausscheidenden Wassermengen sank schlie\u00dflich das Gewicht ilcs plastischen Kuchens auf 983 g. Davon wurden zum Zwecke der Wassergehaltsbestimmung 8,43 g in einem Exsikkator \u00fcber Schwefels\u00e4ure und Kalk vier Wochen lang bis zur Gewichtskonstanz getrocknet. Der Gewichtsverlust betrug 2,6 g. Das Trockengewicht der in Arbeit genommenen Substanzmenge betr\u00e4gt sonach 674 g.\nEntsprechend unserer urspr\u00fcnglichen Absicht, genau nach dem L a n gh el d sehen Verfahren die Durcharbeitung vorzunehmen, l\u00f6sten wir den noch etwas feuchten plastischen Rohs\u00e4urekuchen mit dem (Jehalt von 674 g Trockensubstanz in 2 1 Alkohol und unterwarfen diese L\u00f6sung einer energischen Vakuumdestillation, um die letzten Reste von anhaftendem Wasser zu entfernen. Der gewonnene Trockenr\u00fcckstand wurde neuerlich in 2 1 Alkohol gel\u00f6st und mit konzentrierter sirup\u00f6ser Natronlauge bis zur bleibenden alkalischen Reaktion versetzt und hierauf am ll\u00fcck\u00dfu\u00dfk\u00fchler durch zwei Stunden gekocht.\nGanz entgegen den Angaben Langheids und entgegen den mehrfachen Erfahrungen, die der eine von uns \u00fcber die sonst so vorz\u00fcgliche Methode der Abscheidung des Natronsalzes der Cholals\u00e4ure aus siedender alkoholischer L\u00f6sung gemacht hatte, schied sich in diesem Falle nichts aus; die L\u00f6sung blieb klar. Nach dem v\u00f6lligen Eindampfen dieser L\u00f6sung bis zur 1 rockene, wobei die letzten etwa st\u00f6renden Reimengung\u00e9n von Wasser entfernt worden sein mu\u00dften, und nach Aufl\u00f6sen dieses","page":199},{"file":"p0200.txt","language":"de","ocr_de":"200\nFritz Pregl und Hans Buchtala,\nR\u00fcckstandes in einer neuerlichen Menge von 2 1 absoluten Alkohols zeigte sich abermals selbst nach zweist\u00fcndigem Kochen nur eine klare L\u00f6sung.\nDa Krystallisationsversuche mit den verschiedenen bisher \u00fcblichen L\u00f6sungsmitteln versagt hatten, wurde endlich folgender ans Ziel f\u00fchrende Weg f\u00fcr die Zerlegung dieser Rohs\u00e4uren in krystallisierte einheitliche Substanzen aufgefunden. Der nach neuerlicher Destillation im Vakuum erhaltene Trockenr\u00fcckstand der alkalisch-alkoholischen L\u00f6sung wurde in seiner Gesamtheit in etwa 4 1 Brunnenwasser gel\u00f6st und in einer 10 1 fassenden Flasche mit 2 1 \u00c4ther \u00fcberschichtet und \u00f6fter durchgesch\u00fcttelt. Erst nach erfolgter S\u00e4ttigung der w\u00e4sserigen Schicht mit \u00c4ther wurde verd\u00fcnnte Salzs\u00e4ure zugesetzt, bis eine weitere Ausscheidung unl\u00f6slichen Materials nicht mehr zu beobachten war. Die nach h\u00e4ufigem Sch\u00fctteln sich klar abscheidende \u00e4therische L\u00f6sung wurde abgehebert, mit Natriumsulfat getrocknet und nach dem Abfiltrieren der \u00c4ther abdestilliert. Mit dem Destillat, sowie mit frischen \u00c4thermengen wurde der Vorgang der Aus-sch\u00fcttelung etwa 10 mal wiederholt, bis nur mehr ein kaum nennenswerter Destillationsr\u00fcckstand zu gewinnen war. Die gesamten vereinigten Destillationsr\u00fcckst\u00e4nde der \u00c4therextrakte, im Gewichte von 374 g, bildeten nach l\u00e4ngerem Stehen in der K\u00e4lte eine durchaus krystallisierte starre Masse.\nUm eine ann\u00e4hernde Abtrennung der Fetts\u00e4uren von den spezifischen Gallens\u00e4uren zu erreichen, wurde die gesamte Krv-stallmasse in einem Kolben mit ungef\u00e4hr 1 1 \u00c4ther \u00fcbergossen, eine Stunde lang am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler ausgekocht und nach mehr-t\u00e4gigem Stehen in der K\u00e4lte die \u00e4therische L\u00f6sung abgesaugt. Letztere ergab nach dem Trocknen und Abdestillieren des \u00c4thers einen R\u00fcckstand im Gewichte von 70 g. Er bestand zum gr\u00f6\u00dften Teil aus Fetts\u00e4uren.\nZur Trennung der Gallens\u00e4uren in dem vom \u00c4ther ungel\u00f6st gebliebenen Materiale wurde es in hei\u00dfem Alkohol gel\u00f6st. Aus dieser L\u00f6sung konnte man nach dem Abk\u00fchlen drei Fraktionen einer rein wei\u00dfen, sch\u00f6n krvstallisierenden Substanz erhalten, welche, nach ihrer Krystallform zu urteilen, ein Gemenge aller drei Gallens\u00e4uren vorstellte. Ihrem Gewichte nach betrug:","page":200},{"file":"p0201.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Isolierung der spezifischen Gallens\u00e4uren. '201\nFraktion I 150 g \u00bb II 30 *\n- > III 21 \u00bb\nDa die \u00fcbriggebliebene Mutterlauge wenig Tendenz zur Krystallisation zeigte, wurde sie mit einer gleichen Menge von Fisessig versetzt. Nach mehrt\u00e4gigem Stehen in der K\u00e4lte schieden sich in der sirup\u00f6s gewordenen Masse Krvstalle aus, welche durch scharfes Absaugen von der Mutterlauge getrennt wurden. Sie wogen 50 g in v\u00f6llig trockenem Zustande. Durch Anr\u00fchren der dickfl\u00fcssigen Mutterlauge mit einem Gemisch von Aceton und \u00c4ther im Verh\u00e4ltnis 1 : 3 konnte daraus noch eine weitere krystallisierte Fraktion im Gewichte von 30 g erhalten werden. Nachdem die letzten Reste der Mutterlauge trotz sehr langen Stehens nicht kristallisieren wollten, wurden die ausgeschiedenen S\u00e4uren in ammoniakalischem Wasser gel\u00f6st und mit Essigs\u00e4ure ausgef\u00e4llt. Sie schieden sich mit roter Farbe als eine \u00f6lige, auf der L\u00f6sung schwimmende Masse ab. Da dieselbe in Alkohol und \u00c4ther schwer, in Essig\u00e4ther dagegen sehr leicht l\u00f6slich war, wurde sie damit im Scheidetrichter aiisgesch\u00fcttelt. \u2014 Um zu sehen, ob ein Gemenge von Fetts\u00e4uren mit Gallens\u00e4uren oder gar die von Langheld beschriebene glasige S\u00e4ure\u00bb vorliege, wurde mit dieser Masse eine fraktionierte Destillation im Vakuum bei 12 mm Druck vorgenommen. Dabei erhielten wir drei Fraktionen; (I) 110\u2014190\u00b0, II) 190\u2014250\u00b0 und (III) 250\u2014340\u00b0. Alle drei stellten eine hell-, gelbe, \u00f6lige Fl\u00fcssigkeit dar, welche in der K\u00e4lte erstarrte und der durch Alkohol eine geringe Menge von Fetts\u00e4uren entzogen werden konnte, von denen vornehmlich Stearins\u00e4ure nachgewiesen werden konnte. Der Fraktionierungsr\u00fcckstand bildete \u2018 ine glasartige, spr\u00f6de, gr\u00fcn fluorescierende Masse, die weder in Alkalien, noch in Alkohol oder \u00c4ther, sondern nur in hei\u00dfem llenzol sich l\u00f6ste und vermutlich aus Zersetzungsprodiikten von Gallens\u00e4uren bestand.\nB. Die Fetts\u00e4uren des \u00c4therextraktes.\nDas Gemenge der Fetts\u00e4uren, deren Gewicht, wie oben erw\u00e4hnt, 70 g betrug, wurde zum Zwecke ihrer Trennung und\nHnppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXIV.\t14","page":201},{"file":"p0202.txt","language":"de","ocr_de":"202\nFritz Pregl und Hans Buclitala,\nReinigung der fraktionierten Destillation unter vermindertem Druck unterworfen, wobei drei Fraktionen erhalten wurden:\nFraktion:\tTemperatur :\t\tSchmelzpunkt\n1 31 g\t200-\t-230\u00b0\t52\u201c\nII l(d g\t230-\t-240\u201c\t50\u00b0\nIII 13 g\t240-\t-265\u00b0\t45\u201c\nRest 7 g\nDie drei Fraktionen erstarrten gleich beim Erkalten aut Zimmertemperatur zu einer wachsartigen Masse, w\u00e4hrend der \u00fcbriggebliebene Best erst bei einer Temperatur von -f- 5\u00b0 zu einer gelben durchsichtigen Substanz erstarrte. Da die Schmelzpunkte der erhaltenen Fraktionen von Fetts\u00e4uren weder denen der Palmitin-, noch Stearin-, ja nicht einmal der von Lassar-Gohn gefundenen Myristins\u00e4ure entsprachen, wurden die drei Fraktionen in hei\u00dfem Alkohol und zwar jede f\u00fcr sich gel\u00f6st. Daraus krystallisierten die Fetts\u00e4uren in sch\u00f6nen wei\u00dfen, perl-mutterartig gl\u00e4nzenden Sch\u00fcppchen. Diese Gemenge von Fetts\u00e4uren wurden abermals fraktioniert destilliert und dabei erhielten wir Fraktionen mit den Schmelzpunkten von 59, 00 und 0)8\u00b0. Die Gemenge bestanden sonach aus Palmitin-und Stearins\u00e4ure. Eine Probe der ersten Fraktion wurde der Elementaranalyse unterworfen, wobei wir folgende Worte erhielten :\n( ),2237 g Substanz geben : 0,2523 g H20\n0,6138 g CO,\nentsprechend 12,61 \u00b0/o H und 74,83 \u00b0/o C.\nZum Vergleiche sei hier die Zusammensetzung der drei in Betracht kommenden Fetts\u00e4uren angef\u00fchrt:\nMyristins\u00e4ure\t12,28\t\u00b0/o\tH\u201473,69 \u00b0/o\tG\nPalmitins\u00e4ure\t12,50\t\u00b0/o\tH\u201475,00 \u00b0/o\tC\nStearins\u00e4ure\t12,70\t\u00b0/o\tH\u201476,00 \u00b0/o\tG\nFraktion (F = 59\u00b0) 12,61 \u00b0/o\tH\u201474,83 \u00b0/o\tG\nMyristins\u00e4ure konnten wir in \u00dcbereinstimmung mit Langheld weder in den Mutterlaugen noch in dem Rest vorfinden.","page":202},{"file":"p0203.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Isolierung der spezifischen Gallens\u00e4uren. 203\nC. Die spezifischen Gallens\u00e4uren des \u00c4therextraktes.\nZur Trennung der spezifischen Gallens\u00fcuren in dem mit \u00c4ther extrahierten Teil wurden die krystallisierten Fraktionen mit kaltem Alkohol anger\u00fchrt und nach zw\u00f6lfst\u00fcndigem Stehen abgesaugt. Die erhaltene wei\u00dfe Krystallmasse zeigte einen Schmelzpunkt von 148\u00b0 und ein Gewicht von 85 g. Sie wurde in der f\u00fcnffachen Menge Eisessig hei\u00df gel\u00f6st. Die daraus krystallisierende Substanz zeigte einen Schmelzpunkt von 145\u00b0 und konnte danach sowie nach ihrer Krystallform als Desoxy-chols\u00e4ure angesehen werden. Aus der Mutterlauge konnten noch einige kleinere Fraktionen mit Schmelzpunkten v\u00f6n 140 bis 145\u00b0 gewonnen werden. In der nicht weiter krystallisierenden Mutterlauge wurden die gel\u00f6sten S\u00e4uren durch Zusatz von Wasser gef\u00e4llt und in der alkoholischen Mutterlauge des ersten Auszuges gel\u00f6st. Um die Cholals\u00e4ure, die sich in dieser L\u00f6sung befand, zur Ausscheidung zu bringen, wurde das Natronsalz der S\u00e4uren dargestellt, im Vakuum zur Trockene eingedampft und hierauf durch zwei Stunden am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler mit einer neuerlichen Menge von 9\u00df'\u00b0/oigem Alkohol gekocht. Dabei schied sich das Natronsalz der Cholals\u00e4ure krystallinisch ab. Es wurde siedendhei\u00df abgesaugt. Das fluoreszierende Filtrat erstarrte beim Abk\u00fchlen zu einer dicken, gallertartigen Masse, (choleinsaures Natrium), aus der die Choleins\u00e4ure in Freiheit gesetzt wurde. Ihr Gewicht betrug im trockenen Zustande last 80 g und sie zeigte schon nach dem ersten Umkrystal-lisieren aus Alkohol Schmelzpunkte von 180\u2014186\u00b0.\nZur vollst\u00e4ndigen Entfernung der letzten Spuren\u2019 von Cholals\u00e4ure wurde das Gemenge nochmals in das Natriumsalz \u00fcbergef\u00fchrt, der zur Trockene im Vakuum eingedampfte R\u00fcckstand in hei\u00dfem Alkohol gel\u00f6st, filtriert und die Choleins\u00e4ure nach Abdestillieren des Alkohols mit Essigs\u00e4ure in Freiheit gesetzt. Nach einem nochmaligen Umkrystallisieren aus Alkohol zeigte die Choleins\u00e4ure den Schmelzpunkt von 180\u00b0. Aus der letzten Mutterlauge dieser alkoholischen L\u00f6sung konnte eine unbetr\u00e4chtliche Krystallisation erhalten werden, die sich bei genauerer Untersuchung als Stearins\u00e4ure herausstellte. Dieser\nH*","page":203},{"file":"p0204.txt","language":"de","ocr_de":"204\nFritz Pregl und Hans Buchtala,\nHefund zeigt, wie innig die Fetts\u00e4uren den Gallens\u00e4uren anhaften und so ihre Reinheit beeinflussen, was sich in den so h\u00e4ufig gefundenen zu niedrigen Schmelzpunkten \u00e4u\u00dfert.\nD. I)ic spezifischen Gallens\u00e4uren, die nicht in den \u00c4ther \u00fcbergegangen sind.\nIn der mit \u00c4ther v\u00f6llig ersch\u00f6pften w\u00e4sserigen Fl\u00fcssig, keit befand sich ein dunkelbrauner, aus \u00e4u\u00dferst klebrigen Flocken bestehender Niederschlag, welcher zum Zwecke der Weiterverarbeitung mit Ammoniak in L\u00f6sung gebracht wurde. Daraus wurde der \u00c4ther durch mehrst\u00fcndiges Einpressen von Luft bis auf die letzten Spuren vertrieben und hernach alles F\u00e4llbare durch vorsichtigen Zusatz von verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure abgeschieden. Nach l\u00e4ngerem Stehen wurde die Fl\u00fcssigkeit abgegossen, der Niederschlag mit Wasser gewaschen und durch Erw\u00e4rmen auf dem Wasserbade in einer Abdampfschale vom mechanisch anhaftenden Wasser vollst\u00e4ndig befreit. Der wasserfreie Kuchen wurde in 700 ccm 96 \u00b0/oigen Alkohols gel\u00f6st und das Lang held sehe Verfahren der Darstellung der Gholals\u00e4ure \u00fcber das Natriumsalz wieder angewendet. Trotz der ausgiebigsten Entw\u00e4sserung schied sich nicht eine Spur eines krystallinischen Natronsalzes ab. Jetzt erst griffen wir zur Veresterung und brachten zu diesem Behufe durch Salzs\u00e4ure die freien Gallens\u00e4uren aus w\u00e4sseriger L\u00f6sung zur Abscheidung. Nach entsprechendem Trocknen ihrer alkoholischen L\u00f6sung mittels Vakuumdestillation wurden die S\u00e4uren mit 700 ccm absoluten Alkohols unter Zusatz von 4 ccm einer alkoholischen Salzs\u00e4ure, die 25 g HCl in 1(H) ccm enth\u00e4lt, durch f\u00fcnfst\u00fcndiges Ko( hon am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler verestert. Aus dieser L\u00f6ung wurde durch Vakuumdestillation der Alkohol entfernt und auf Grund der von einem von-uns im Vorjahre gemachten Erfahrung folgender Weg eingeschlagen. Der Destillationsr\u00fcckstand, welcher die Rohester enthielt, wurde durch Kochen mit Benzol am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler in L\u00f6sung zu bringen versucht. Die klare L\u00f6sung wurde von dem Ungel\u00f6sten abgegossen und das Auskochen solange wiederholt, als das Benzol noch etwas aufzunehmen vermochte. Die vereinigten Benzoll\u00f6sungen wurden","page":204},{"file":"p0205.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Isolierung der spezifischen Gallens\u00e4uren. 205\nnun mit Sodal\u00f6sung ausgesch\u00fcttelt, um der Benzoll\u00f6sung der erhaltenen Ester die letzten Spuren freier S\u00e4uren zu entziehen. Die abgeschiedene Sodal\u00f6sung wurde entsprechend mit Salzs\u00e4ure anges\u00e4uert und der geringf\u00fcgige, dabei erhaltene schmierige Niederschlag dem in Benzol unl\u00f6slichen Anteile hinzugef\u00fcgt und neuerlich unter \u00e4hnlichen Bedingungen mit 1 \u00b0/<>iger alkoholischer Salzs\u00e4ure verestert. Dieser Vorgang wurde f\u00fcnfmal wiederholt.\nSchlie\u00dflich blieb eine Estermasse von ungef\u00e4hr 45 g \u00fcbrig, die in Alkohol und Essig\u00e4ther l\u00f6slich, in \u00c4ther, Aceton, Benzol sowie auch in Soda unl\u00f6slich war.\nDie vereinigten Benzolextrakte der Ester der spezifischen Gallens\u00e4uren wurden mit Natriumsulfat getrocknet und mit 20 ccm Petrol\u00e4ther (Fraktion 50\u201470\u00b0) versetzt, wobei sich eine schwarze Masse abschied, die an der Glaswand haften blieb und aus keinem der angewandten L\u00f6sungsmittel auskrystallisierte.\nl;m eine etwaige Trennung der in der Benzoll\u00f6sung vorhandenen Gallens\u00e4ureester zu erzielen, wurde die- von dem schmierigen Belage abgegossene L\u00f6sung mit einer weiteren, jedoch betr\u00e4chtlicheren Menge von Petrol\u00e4ther versetzt. Wir erhielten einen Niederschlag, der aus einem Gemenge von Aceton und \u00c4ther vollst\u00e4ndig zur Krvstallisation gebracht werden-konnte und der Hauptmenge nach Cholals\u00e4ure\u00e4thylester vorstellte. Das Henzol-Petrol\u00e4therfiltrat wurde abdestilliert, der R\u00fcckstand verseift und aus Alkohol umkrystallisiert. Er bestand ausschlie\u00dflich aus Gholals\u00e4ure. Die mit Petrol\u00e4ther erhaltene F\u00e4llung von Estern der spezifischen Gallens\u00e4uren wurde gleichfalls verseift und es konnten daraus neben Gholals\u00e4ure ungef\u00e4hr 10 g Des-\"xyehols\u00e4ure gewonnen werden.\nDiese Zusammenstellung zeigt, da\u00df es nach dem von uns eingeschlagenen Verfahren gelungen ist, 87,4 \u00b0/o des Rohs\u00e4urekuchens in krystallisierte, gut definierte, einheitliche K\u00f6rper zu zerlegen, w\u00e4hrend die \u00e4lteren Verfahren dabei g\u00e4nzlich vertagt hatten. Vielleicht war die verminderte Krvstallisations-fiihigkeit der Rohs\u00e4ure, sowie die Unm\u00f6glichkeit, ,das Natriumsalz der Gholals\u00e4ure aus alkoholischer L\u00f6sung unmittelbar zu gewinnen, durch die Anwesenheit gr\u00f6\u00dferer Mengen von Fetts\u00e4uren oder noch nicht n\u00e4her bekannter Substanzen bedingt.","page":205},{"file":"p0206.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcbersichtstabelle.\n(Jewicht der trockenen, nicht kristallisierten Rohs\u00e4uren: 674 g.\ni\t\u00c4therextrakt ff\tBenzolextrakt Cf **\tSumme in IJ u der Rohs\u00e4uren\nFetts\u00e4uren\t\t73\tt\tlo.s\nCholals\u00e4ure ....\t140\t\t51.2\nResoxychols\u00e4ure . .\tS!\t10\t13.5\nC.holeins\u00e4ure ....\tso\t\u00ef\t1\t11.0\nNicht krystallisiert .\t\u2014-\ts;, |\t12.0 100,0\nAuch hier zeigte es sich, in welch z\u00e4her Weise die freien Fetts\u00e4uren den schon krystallisiert gewonnenen spezifischen Gallens\u00e4uren anzuhaften und deren Reinigung zu erschweren verm\u00f6gen.\nDie unerwarteten Schwierigkeiten auf der einen Seite, sowie auf der andern Seite der Umstand, da\u00df es uns dennoch gelungen ist, 87,4 \u00b0/o \u2014 das ist der bisher h\u00f6chste zur Beobachtung gekommene Betrag \u2014 des Rohs\u00e4urekuchens aus Sommergalle in einheitliche K\u00f6rper zu zerlegen, veranla\u00dfte uns, den eingesehlagenen Weg etwas ausf\u00fchrlicher anzugeben, weil wir meinen, da\u00df dieses Verfahren bei der methodischen Untersuchung der Gallen verschiedener Tiere vielleicht gute Dienste leisten d\u00fcrfte.\nII. \u00dcber ein neues Verfahren zur Isolierung der drei spezifischen Gallens\u00e4uren aus Rindergalle.\nDie Vermutung, die sich aus dfen voranstehend mitgo-teilten Beobachtungen ergab, da\u00df m\u00f6glicherweise die Fetts\u00e4uren die Gewinnung der spezifischen Gallens\u00e4uren in krystallisiertem Zustande auf kurzem Wege verhindern, waren f\u00fcr den einen von uns (Pregl) der Anla\u00df, einige Versuche in dieser Richtung anzustellen, die dieser Vermutung nicht nur nicht widersprechen, sondern schlie\u00dflich zu einem Verfahren gef\u00fchrt haben, mit welchem es gelingt, 50\u201470\u00b0/o der spezifischen Gallens\u00e4uren aus der mit Natronlauge zerkochten Galle unmittelbar aus","page":206},{"file":"p0207.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Isolierung der spezifischen (\u00aballens\u00e4nren. 207\nw\u00e4sseriger L\u00f6sung in krvstallisiertem Zustande abzuscheiden. Ls besteht in folgendem:\n11 1 Kindergalle werden nach Zusatz von 150 g Natriumhydroxyd (= 3,75 Mol.) in einem mit Deckel versehenen eisernen Topf durch 24 Stunden gekocht und hierauf die Fl\u00fcssigkeit nach Abnahme des Deckels bis auf lU ihres urspr\u00fcnglichen Volumens (ca. 212 1) eingedampft. Nach dem Erkalten wird, die Fl\u00fcssigkeit in eine 10 1 fassende Flasche \u00fcbergesp\u00fclt und der Topf mit wenig warmen Brunnenwasser nachgewaschen.\nNun versetzt man die alkalische Fl\u00fcssigkeit mit \u00c4ther, bis sie damit ges\u00e4ttigt ist, und falls man auf die Entfernung des Cholesterins Wert legen sollte, sch\u00fcttelt man sie mit 11 \u00c4ther aus. Nach dem Abhebern der \u00e4therischen Schicht werden ISO ccm Eisessig (ca. 3 Mol.) in kleinen Portionen und unter jedesmaligem Umsch\u00fctteln zugesetzt, wobei die \u00fcberm\u00e4\u00dfige Schaumbildung durch Hinzuf\u00fcgen kleiner \u00c4thermengen aus einer Spritzllasche leicht in Schranken zu halten ist. Zu der so vorbereiteten Fl\u00fcssigkeit wird nun Salzs\u00e4ure nach folgendem Plane zugesetzt: Zum Neutralisieren von 150 g NaOH w\u00e4ren 3,75 Molek\u00fcle HCl erforderlich, also 020 ccm einer Salzs\u00e4ure von der Konzentration 22 g HCl in 100 ccm. Von diesen ber rechneten 620 ccm werden vorerst nur 500 ccm (3,28 Mol. HCl) in kleinen Portionen und unter jedesmaligem Umsch\u00fctteln zu-gesetzt, und der aufsteigende Schaum durch kleine \u00c4therzus\u00e4tze zerst\u00f6rt.\nSind endlich diese 500 ccm eingetragen und die Fl\u00fcssigkeit vollkommen schaumfrei geworden, dann wird die Flasche mit einem Kautschukst\u00f6psel verschlossen und heftig umgesch\u00fcttelt. Dieses Sch\u00fctteln wiederholt man w\u00e4hrend der ersten .3 Stunden \u00f6fter, bis man an den W\u00e4nden des oberen 'Feiles der Flasche Krystalle haften sieht. Besitzt man von einer fr\u00fcheren Darstellung nach diesem Vertahren verarbeitete Calle, '0 ist es am besten, der Fl\u00fcssigkeit etwa 20\u201450 ccm davon als Impfmaterial sofort zuzusetzen. Nach 12 Stunden ist das Aussehen des Flascheninhaltes g\u00e4nzlich ge\u00e4ndert: Die braune Fl\u00fcssigkeit ist von einem Filzwerk wei\u00dfer Nadeln durchsetzt. Nun f\u00fcgt man die restlichen 120 ccm Salzs\u00e4ure unter heftigem","page":207},{"file":"p0208.txt","language":"de","ocr_de":"208\nFritz Pregl und Hans Buchtala\nUmsch\u00fctteln zu und l\u00e4\u00dft mindestens weitere -18 Stunden in der K\u00e4lte stellen. Die weitere Verarbeitung kann man aber mit vielleicht noch besserem Erfolge sogar mehrere Wochen sp\u00e4ter vornehmen. Sie erfolgt nach folgendem Arbeitspl\u00e4ne:\nDie durch Absaugen auf groben Nutschen von der w\u00e4sserigen Fl\u00fcssigkeit (C) gesonderten Krystalle bestehen im wesentlichsten aus Cholals\u00fcure, Choleins\u00e4ure, Desoxychols\u00e4ure und geringen Mengen h\u00f6herer Fetts\u00e4uren und werden in einem starkwandigen Glasgef\u00fc\u00df mit Alkohol zu einem fl\u00fcssigen Drei unger\u00fchrt. Nach mindestens einer Stunde wird abgesaugt und zuerst mit \u00c4theralkohol, und dann mit reinem \u00c4ther gewaschen. Auf der Kutsche bleiben als schwer l\u00f6sliche Re-standteile die Cholals\u00fcure und die Choleins\u00e4ure (A), w\u00e4hrend die Mutterlauge die Hauptmenge der Desoxychols\u00e4ure und der Fetts\u00e4uren enth\u00e4lt (D).\nA. Die abgesaugte Krystallmasse, im wesentlichsten au> Cholals\u00fcure und Choleins\u00e4ure bestehend, wird nach dem von Eangheld zuerst ge\u00fcbten Verfahren in der dreifachen Menge starken Alkohols fein verteilt und durch Zusatz sirup\u00f6ser Natronlauge bis zur alkalischen Heaktion in die Na-Salze \u00fcbergef\u00fchrt. Oft scheidet sich dabei schon in der K\u00e4lte, jedenfalls aber beim Erhitzen am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler das Na-Salz der Cholals\u00fcure krystallisiert ab, welches siedend hei\u00df abgesaugt und mit siedendem Alkokol gewaschen wird. Das alkoholische Filtrat wird im Vakuum bis zur Trockene eingedampft und hierauf nach Zusatz von etwas absolutem Alkohol am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler erhitzt. Es erfolgt dann meist noch eine zweite, geringf\u00fcgige Abscheidung von Na-Cholat, welches jedenfalls siedendhei\u00df abgesaugt und mit siedendem Alkohol gewaschen wird. Die jetzt erhaltene Mutterlauge enth\u00e4lt ihrer Hauptsache nach das Na-Salz der Choleins\u00e4ure, zu deren Gewinnung folgender Weg eingeschlagen wird. Nach Entfernung des Alkohols im Vakuum wird der R\u00fcckstand im Wasser gel\u00f6st, auf etwa 50\u00b0 erw\u00e4rmt und mit etwas \u00fcbersch\u00fcssiger Essigs\u00e4ure versetzt. Unter der Voraussetzung, da\u00df alle bisherigen Operationen gewissenhaft durchgef\u00fchrt worden sind, d. h. wenn diese Fraktion au\u00dfer Choleins\u00e4ure nur Spuren anderer S\u00e4uren enth\u00e4lt, erstarrt die","page":208},{"file":"p0209.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Isolierung der spezifischen Gallens\u00e4uren. -\t\u20182(H)\nmit Essigs\u00e4ure gef\u00fcllte harzige Masse beim Umsch\u00fctteln w\u00e4hrend des Abk\u00fchlens durchaus krystallinisch. Durch Umkrystallisieren aus Alkohol erh\u00e4lt man dann die Choleins\u00e4ure rein von dem Schmelzpunkte 187 \u00b0.\nLs sei hier bemerkt, da\u00df auch die Gewinnung der reinen Cholals\u00e4ure aus ihrem Na-Salze am besten aus verd\u00fcnnter, erw\u00e4rmter w\u00e4sseriger L\u00f6sung mit Essigs\u00e4ure zu erfolgen hat. wobei man diese S\u00e4ure unmittelbar mit einem Molek\u00fcl Kr.ystallwasser kristallisiert erh\u00e4lt. Erw\u00e4rmt man die so erhaltenen lvrystalle, nachdem sie von der w\u00e4sserigen Mutterlauge durch Absaugen befreit worden sind, mit so viel Alkohol, da\u00df sie dabei einen dicken Brei bilden, so resultiert das Alkoholat der Cholals\u00e4ure i\u2019F. = 11*7 \u00b0).\nB. Die alkoholische Mutterlauge, im wesentlichen Desoxv-chols\u00e4ure und etwas h\u00f6here Fetts\u00e4uren enthaltend, wird im Vakuum eingedampft und der R\u00fcckstand mit etwas, kaltem \u00c4ther gut durchgesch\u00fcttelt. Die llauptmenge der Fetts\u00e4uren wird dabei gel\u00f6st, w\u00e4hrend Desoxvchols\u00fcure ungel\u00f6st bleibt. Sie wird am besten aus Eisessig bis zum konstanten Schmelzpunkt von 115\u00b0 umkrystallisiert und. wenn dieser so nicht zu * i halten w\u00e4re, so f\u00fchrt man sie in das schwer l\u00f6sliche Ba-Salz \u00fcber, das aus etwa 70\u00b0/\u00abigem Alkohol umkrystallisiert wird, worauf die daraus nach Umsetzung mit Na-Carbonat in der Hitze und F\u00e4llen mit Essigs\u00e4ure erhaltene freie S\u00e4ure nach dem ersten Umkrystallisieren aus Eisessig den richtigen Schmelzpunkt zeigen wird.\nSind hingegen in die alkoholische Mutterlauge (B) betr\u00e4chtlichere Mengen von Cholals\u00e4ure \u00fcbergegangen, dann empfiehlt \u25a0sich auch hier, diese S\u00e4ure zuerst als Na-Salz v\u00f6llig abzu-*M'heiden und aus der eingeengten alkalischen Mutterlauge die Na-Salze der h\u00f6heren Fetts\u00e4uren in der K\u00e4lte auskrystallisieren 7,1 lassen. Nachdem auch diese entfernt sind, kann die letzte alkalische Mutterlauge neben dem Na-Salz der Desoxychols\u00e4ure h\u00f6chstens noch Na-Salz der Choleins\u00e4ure enthalten. Die in w\u00e4sserigen L\u00f6sungen aus ihren Salzen durch Essigs\u00e4ure frei-gemachten S\u00e4uren werden dann durch fraktionierte Krystalligation aus Eisessig getrennt, wobei sich die mit einem Molek\u00fcl","page":209},{"file":"p0210.txt","language":"de","ocr_de":"210\nFritz I*regl und Hans \u00dfuchtala.\nEisessig krvstallisierende Desoxychols\u00e4ure als schwerer l\u00f6slich zuerst ausscheidet, w\u00e4hrend die Choleins\u00e4ure aus den im Vakuum eingeengten Mutterlaugen von der ersteren gewonnen und durch nachtr\u00e4gliches Fmkrystallisieren aus Alkohol bis zum Schmelzpunkte 187\" endg\u00fcltig rein erhalten wird.\nC. Die von den urspr\u00fcnglichen Krystallen abgesaugte w\u00e4sserige Fl\u00fcssigkeit setzt ein schweres braunes \u00d6l ab. das die Haupt menge der Desoxychols\u00e4ure und der Fetts\u00e4uren enth\u00e4lt. Geht man auf m\u00f6glichst vollst\u00e4ndige Aufarbeitung desselben aus, dann empfiehlt es sich, sofort die Veresterung vorzunehmen und hernach nach dem im I. Teil angegebenen Verfahren vorzugehen. Dabei hat man selbstverst\u00e4ndlich noch immer den Vorteil, mit kleineren Fl\u00fcssigkeitsmengen und daher rascher arbeiten zu k\u00f6nnen.\nVerzichtet man jedoch auf quantitative Ausbeuten, so kann folgender Weg empfohlen werden: Nach sorgf\u00e4ltiger Trennung der w\u00e4sserigen Fl\u00fcssigkeit vom braunen \u00d6l versetzt man letzteres mit 100\u2014200 ccm Aceton und sch\u00fcttelt diese Masse 3 5 mal mit je einem Liter \u00c4ther aus. Der Destillationsr\u00fcck-stand der vereinigten und filtrierten \u00e4therischen Aussch\u00fcttelungen krystallisiert \u00fcber Nacht, und aus der Mutterlauge k\u00f6nnen durcit F inengen noch einige Krystallisationen erhalten werden. Die letzte, nicht kristallisierende Mutterlauge f\u00fchrt man in das Harytsalz \u00fcber und kocht es mit 80'Voigem Alkohol aus, wodurch die letzten Anteile von spezifischen Gallens\u00e4uren (hier haupts\u00e4chlich Desoxychols\u00e4ure) gewonnen werden, die dann am besten durch Anreiben mit Aceton-\u00c4ther zur Kristallisation gebracht werden k\u00f6nnen. Letzteres Gemisch hat sich dabei sogar besser bew\u00e4hrt als Eisessig und Langheids Gemisch von Essig\u00e4ther und Aceton.\nZum Schl\u00fcsse sei noch bemerkt, da\u00df das angegebene Verfahren jedesmal und zu jeder Jahreszeit bei Grazer Rindergalle von Erfolg begleitet war: es w\u00e4re daher auch w\u00fcnschenswert zu wissen, ob dies bei (iallen andrer Gegenden auch der fall ist, oder ob dabei \u00e4hnliche Verschiedenheiten Vorkommen, wie sie sich bei der Abscheidung der krvstallisierten Glykochol-s\u00e4ure nach dem Verfahren von H\u00fcfner ergeben haben.","page":210},{"file":"p0211.txt","language":"de","ocr_de":"l'ber die Isolierung der spezifischen Gallens\u00fcuren.\n211\nLin einziges Mal konnte ich dieses Verfahren auf menschliche Leichengalle in Anwendung bringen, jedoch ohne jeden Lrfolg. Hierauf wurde der im I. Teil geschilderte Weg eingeschlagen, wobei die nach dem Kochen mit Natronlauge durch Sauren aus w\u00e4sseriger L\u00f6sung f\u00e4llbaren Bestandteile der menschlichen Leichengalle bis auf einen geringf\u00fcgigen schmierig gebliebenen Rest als durchwegs krvstallisierte, einheitliche K\u00f6rper abgeschieden werden konnten. Diese Beobachtung scheint darauf hinzudeuten, da\u00df der im I. Teile angef\u00fchrte Weg der allgemeiner anwendbare und sicherere ist, w\u00e4hrend das im II. Teil angef\u00fchrte Verfahren dort eine wertvolle Schnellmethode darstellt, wo es sich darum handelt, sich rasch in den Besitz gr\u00f6\u00dferer Mengen von spezifischen Gallens\u00e4uren zu setzen.","page":211}],"identifier":"lit19334","issued":"1911","language":"de","pages":"198-211","startpages":"198","title":"Erfahrungen \u00fcber die Isolierung der spezifischen Gallens\u00e4uren","type":"Journal Article","volume":"74"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:09:34.224719+00:00"}