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{"created":"2022-01-31T14:09:45.901962+00:00","id":"lit19354","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Abderhalden, Emil","role":"author"},{"name":"Heinrich Geddert","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 74: 394-408","fulltext":[{"file":"p0394.txt","language":"de","ocr_de":"Darstellung optisch aktiver Polypeptide aus Racemk\u00f6rpern.\nVon\nEmil Abderhalden und Heinrich Geddert.\n(Aus dem physiologischen Institute der tier\u00e4rztlichen Hochschule, Berlin.)\n(Der Kedaktion zugegangen am 11. August 1911.)\nBei der Darstellung optisch aktiver Polypeptide, sei es mit Hilfe von optisch aktiven Aminos\u00e4urechloriden, sei es unter Verwendung von optisch aktiven Halogenazylchloriden, ist die M\u00f6glichkeit einer teilweisen Racemisierung nicht ausgeschlossen. Im allgemeinen scheint allerdings bei vorsichtiger Verwendung der von Emil Fischer gegebenen Methoden die Gefahr der Bildung von Racemk\u00f6rpern keine sehr erhebliche zu sein. Immerhin sind die f\u00fcr die einzelnen Polypeptide angegebenen Werte f\u00fcr das Drehungsverm\u00f6gen nicht als absolute zu betrachten. Emil Fischer hat selbst darauf hingewiesen, da\u00df eine Garantie f\u00fcr optisch ganz einheitliche Verbindungen nicht gegeben ist. Der eine von uns1) hat auf die M\u00f6glichkeit der Bildung von geringen Mengen Racemk\u00f6rpern aus Anla\u00df der Mitteilung von Hans Fischer,2) wonach zerhackte Leber und Pankreatin d-Leucyl-l-tryptophan spalten sollen, hingewiesen. Die Feststellung von Hans Fischer nimmt gegen\u00fcber einer sehr gro\u00dfen Anzahl von Befunden, die zuerst Emil Fischer und Berge 11 und dann an einem besonders gro\u00dfen Material Emil Fischer und Emil Abderhalden und dann der letztere mit einer gro\u00dfen Anzahl von Mitarbeitern erhoben hat, eine Ausnahmestellung ein.\n\u2019) Emil Abderhalden und Josef Schuler, Synthese von Polypeptiden : Derivate des Isoleucins. Iler. d. Deutsch, chem. Gesellschatt. Jg. ta. S. 907, 1910.\n*) Hans Fischer. d-Leucyl-l-tryptophan. Iler. d. Deutsch, chem. Gesellschaft. Jg. 42. S. 1320, 1909.","page":394},{"file":"p0395.txt","language":"de","ocr_de":"Darstellung optisch aktiver Polypeptide aus Haeemk\u00f6rpern. 3D5\nDie verschiedenartigsten Verdauungss\u00e4fte \u2014 mit Ausnahme von Pepsinsalzs\u00e4ure, die keines der bis jetzt dargestellten Polypeptide angegriffen hat \u2014 und ebenso, die Pre\u00dfs\u00e4fte aus den verschiedenartigsten Organen zerlegten stets nur solche Polypeptide, an deren Aufbau die in der Natur vorkommenden Aminos\u00e4uren beteiligt waren. Wurden Haeemk\u00f6rper verwendet, dann erfolgte asymmetrische Spaltung. \u00dcbrig blieb* das Polypeptid, das aus optisch aktiven Aminos\u00e4uren aufgebaut war, die in der Natur nicht Vorkommen. Bekanntlich ist auf Grund dieser Beobachtungen die Struktur bestimmter Raceink\u00f6rper aufgekl\u00e4rt worden. Verf\u00fcttert man racemisehe Polypeptide (Dipeptide), dann tritt im Harn meist der Anteil des Racem-k\u00f6rpers auf, der die in der Natur nicht vorkommenden Aminos\u00e4uren enth\u00e4lt. Es erscheint jedoch in keinem Falle die gesamte Menge des betreffenden Polypeptids im Harn. Der Organismus hat offenbar Bedingungen in seinen Zellen, die eine L\u00f6sung von Bindungen zwischen in der Natur nicht vorkommenden Aminos\u00e4uren erm\u00f6glichen. Es wird von Interesse sein, dieses Problem weiter zu verfolgen und festzustellen, wie sich der tierische und menschliche Organismus unter verschiedenen Bedingungen gegen\u00fcber verschiedenen Racemk\u00f6rpern verh\u00e4lt. Die Formoltitration nach S\u00f6rerisen und die Bestimmungen des Aminostickstoffs nach van Slvke gestatten jetzt eine viel sch\u00e4rfere Bestimmung der nach Verf\u00fctterung von Polypeptiden im Harn auftretenden Produkte.\nDie M\u00f6glichkeit, da\u00df Pre\u00dfs\u00e4fte aus Zellen auch Polypeptide spalten, die unter ihren Bausteinen auch solche fuhren, die in der Natur nicht Vorkommen, ist somit nach den Beobachtungen am lebenden Tier gegeben. Der eine von uns konnte selbst mit Pringsheim1) nachweisen, da\u00df Pre\u00dfs\u00e4fte, die von niederen Organismen stammen, \u00abunnat\u00fcrliche* Dipeptide spalten. F\u00fcr h\u00f6here Organismen, selbst f\u00fcr Hefe, bleibt dagegen der von Hans Fischer mitgeteilte Fall eine Ausnahme. Nun hat\nH.\tFischer die eingetretene Spaltung des von ihm verwandten\nb Emil Abderhalden und Hans Pringsheim. Studien \u00fcber die Spezilizit\u00e4t der peptolytischeh Fermente bei verschiedenen Pilzen.\nI.\tMitteil.. Diese Zeitschrift. Dd. f>U. S. 2Pt. 1909.","page":395},{"file":"p0396.txt","language":"de","ocr_de":"\nEmil Abderhalden und Heinrich Geddert,\nd-Leucyl-l-tryptophans aus dem Auftreten der Bromreaktion erschlossen. Er st\u00fctzte sich bei diesem Vorgehen auf unsere gemeinsame mit Kempe gemachte Feststellung, wonach Polypeptide, welche Tryptophan als Baustein besitzen, mit Brom-wasser keine Reaktion geben. F\u00e4llt diese positiv aus, dann ist das ein Beweis daf\u00fcr, da\u00df Tryptophan abgespalten worden ist. Der Befund von II. Fischer beweist einwandfrei, da\u00df bei dem von ihm angestellten Versuche Tryptophan aus dem angewandten Dipeptid abgespalten worden ist. Dagegen fehlt der Nachweis, ein wie gro\u00dfer Teil des Dipeptids zerlegt wurde. Die Bromwasserreaktion ist au\u00dferordentlich empfindlich. Wir haben auf Grund unserer reichen Erfahrungen auf diesem Gebiet die Vermutung ausgesprochen, da\u00df Hans Fischer nicht die Spaltung des d-Leucyl-l-tryptophans, sondern diejenige von 1-Leucyl-l-tryptophan beobachtet hat. Die Deutung seines Befundes im Sinne von Hans Fischer w\u00e4re nur dann v\u00f6llig einwandfrei, wenn der Beweis gef\u00fchrt w\u00e4re, da\u00df das angewandte Dipeptid optisch vollst\u00e4ndig einheitlich war. Es ist dies nicht sehr wahrscheinlich. Die Vermutung, da\u00df sich bei der Synthese etwas Racemk\u00f6rper gebildet hat \u2014 vorausgesetzt, da\u00df die angewandten Komponenten absolut optisch rein waren \u2014, ist nicht von der Hand zu weisen. Das von Hans Fischer angewandte Material hat nach unserer Meinung, die speziell auf den von Emil Fischer und uns gemachten Beobachtungen sich gr\u00fcndet, folgende Zusammensetzung gehabt. Der bei weitem gr\u00f6\u00dfte Teil des Dipeptids bestand aus optisch reinem d-Leucyl-l-tryptophan, daneben fand sich 1-Leucyl-l-tryptophan.1) Von diesem letzteren w\u00e4re nach unserer Auffassung das 1-Leucyl-l-tryptophan gespalten worden, \u00fcbrig geblieben w\u00e4re das gesamte d-Leucyl-l-tryptophan. Hans Fischer ist dieser Auflassung nicht beigetreten.2) Er h\u00e4lt an seinem Standpunkt fest, wonach Hefe und Leberpre\u00dfsaft d-Leucyl-l-tryptophan\nV Vielleicht auch noch l-Leucyl-d-tryptophan und d-Leucyl-d-tryp-tophan. Tryptophan wird sehr leicht racemisiert!\n*) Hans Fischer. Notiz zum Verhalten des d-Leucyl-l-tryptophans gegen autolytische Fermente. Ber. d. Deutsch, ehern. Gesellsch., Jg 43, S. HM53. 1010.","page":396},{"file":"p0397.txt","language":"de","ocr_de":"Darstellung optisch aktiver Polypeptide aus Racemk\u00fcrpern. 397\nspalten. Eindeutige Beweise f\u00fcr seine Auffassung sind in seiner Arbeit nicht enthalten. Wie schon erw\u00e4hnt, war unsere Deutung des Befundes von H. Fischer nur eine allerdings recht .wahrscheinliche Vermutung.\nWir haben es nun unternommen, die ganze Frage durch direkte Versuche zu entscheiden. Einmal haben wir d-l-Leucyl-1-tryptophan dargestellt, indem wir inaktives Bromisocapfo-nylbromid mit 1-Tryptophan kuppelten. Ferner gewannen wir 1-Leucyl-l-tryptophan aus d-a-Bromisocapronylchlorid und 1-Tryptophan und schlie\u00dflich stellten wir noch d-Leucyl-l-tryptophan dar.\nAuf diese drei Verbindungen lie\u00dfen wir Hefepre\u00dfsaft einwirken. Da sich Leucyl-t-trvptophan f\u00fcr die optische Methode wegen der Schwerl\u00f6slichkeit des Dipeptids nicht gut eignet, haben wir es vorgezogen, nach stattgehabter Einwirkung des Pre\u00dfsaftes in erster Linie die Spaltprodukte zu isolieren.\nVersuche mit dl-Leucyl-l-tryptophan.\nDas zu allen diesen Versuchen verwendete 1-Tryptophan drehte in Wasser 33,5\u00b0 (Konzentration 0,5 \u00b0/o) nach links. Es ist dies die h\u00f6chste Drehung, die wir bis jetzt beobachtet haben. Tryptophan racemisiert sehr leicht. Daher erkl\u00e4ren sich auch die sehr verschiedenen Angaben f\u00fcr das Drehungsverm\u00f6gen des 1-Tryptophans. Es ist durchaus nicht ausgeschlossen, da\u00df das von uns angewandte 1-Tryptophan optisch nicht ganz rein war und das Drehungsverm\u00f6gen in Wirklichkeit ein noch h\u00f6heres ist. Mit der Pr\u00fcfung dieser Frage sind wir besch\u00e4ftigt.\nDas 1-Tryptophan wurde in der \u00fcblichen Weise mit inaktivem Bromisocapronylbromid gekuppelt und das Bromiso-capronyl-l-tryptophan mit Ammoniak aminiert. Wir machten die gleichen Erfahrungen, wie sie der eine von uns mit Kempe geschildert hat. Es gelang nur schwer und unter sehr gro\u00dfen Verlusten, den Bromk\u00f6rper zu reinigen. Das aminierte Produkt zeigte keine deutliche KrvStallstruktur.\n0,1912 g Substanz, bei 80ft im Vakuum getrocknet, gaben 0,4508 g C02 und 0,1258 g H20.\nHoppe-Seyler's Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXIV.\n27","page":397},{"file":"p0398.txt","language":"de","ocr_de":"Emil Abderhalden und Heinrich Goddert,\n0,1502 g Substanz, bei 80\u00b0 im Vakuum getrocknet, gaben 17,5 ccm N (20\u00b0, 752 mm).\nBerechnet f\u00fcr C17H23N303 (817,2):\n64,31 o/o C, 7,31 o/o H und 13,25\u00b0/o N 64,30o/o G, 7,310/n H und 13,24\u00b0/o N.\nVon diesem Pr\u00e4parate setzten wir 1 g in 125 ccm Wasser + 10 ccm Hefepre\u00dfsaft an. Nach zweist\u00fcndigem Stehen zeigte sich schon deutlich positive Bromreaktion. Die Kontroll\u00f6sung: 125 ccm Wasser + 10 ccm Hefepre\u00dfsaft zeigte keine Rosaf\u00e4rbung. Nach 48 Stunden wurde der Versuch abgebrochen. Zur Trennung der entstandenen Aminos\u00e4uren von dem eventuell nicht gespaltenen d-Leucyl-l-tryptophan f\u00e4llten wir die mit Schwefels\u00e4ure (bis zu 5\u00b0/o) anges\u00e4uerte L\u00f6sung mit Phosphorwolframs\u00e4ure. Der Niederschlag wurde gr\u00fcndlich gewaschen und abgepre\u00dft.. Das Filtrat der F\u00e4llung befreiten wir mit Baryt von der \u00fcbersch\u00fcssigen Phosphorwolframs\u00e4ure. Den Baryt f\u00e4llten wir mit einem \u00dcberschu\u00df von Schwefels\u00e4ure, und versetzten das Filtrat vumBaryum-sulfat mit Quecksilbersulfat. Aus dem Filtrate der F\u00e4llung entfernten wir das Quecksilber mit Schwefelwasserstoff und f\u00e4llten dann im Filtrat vom Quecksilbersulfid die Schwefs\u00e4ure mit Baryt. Dann engten wir ein. Es gelang, die Krystallisation von 1-Leucin herbeizuf\u00fchren. Die Ausbeute betrug 0,13 g. |ajij(ll = \u2014 15,1\" (in 20\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure).\nDer Quecksilbersulfatniederschlag wurde in der \u00fcblichen Weise zerlegt das Quecksilber mit Schwefelwasserstoff, die Schwefels\u00e4ure mit Baryt entfernt \u2014. Das Filtrat vom Baryumsulfat zeigte deutlich die Bromreaktion und drehte in Wasser deutlich nach links. Die Ausbeute an reiner Substanz war gering. Sie betrug nach wiederholtem Umkrystallisieren nur 0,09 g. F. : Bei raschem Erhitzen gegen 260\u00b0 Gelbf\u00e4rbung, bei 289\u00b0 schmilzt das Produkt. Da\u00df die Ausbeute an Tryptophan so gering war, ist nicht verwunderlich. Verharzungsprodukte erniedrigen die Ausbeute stets.\nNun versuchten wir noch das zu erwartende d-Leucyl-l-trvptophan zu gewinnen. Wir zerlegten den Phosphorwolframs\u00e4ureniederschlag in der \u00fcblichen Weise mit Baryt und entfernten den \u00fcbersch\u00fcssigen Baryt aus dem Filtrat des phosphorwolframsauren Baryts mit Schwefels\u00e4ure. Dann engten wir unter","page":398},{"file":"p0399.txt","language":"de","ocr_de":"Darstellung optisch aktiver Polypeptide aus Uacemk\u00fcrpern. HDD\nstark vermindertem Druck ein. Ks hinterblieb ein z\u00e4her Sirup. Kr gab mit Bromwasser keine Hotf\u00e4rbung. F. gegen 200\u00b0. Zur Reinigung f\u00e4llten wir das Produkt mit Quecksilbersulfat und regenerierten es dann wieder in der gewohnten Weise. Die Substanz schmolz nunmehr gegen 230\u00b0, nachdem sic\u00bb vorher bei 222\u00b0 angefangen hatte, zu erweichen. In n-Salzs\u00e4tire gel\u00f6st, drehte sie nach links (Tryptophan dreht in n-Salzs\u00e4ure nach rechts). Die Ausbeute an diesem Produkt betrug 0,30 g. An Rohprodukt hatten wir 0,48 g gehabt. Wir lie\u00dfen auf die w\u00e4sserige L\u00f6sung des isolierten Dipeptids nun nochmals Hcle-pre\u00dfsaft einwirken. Nach 48 Stunden war eine minimale Bromreaktion nachweisbar. Sie nahm auch nach 64'st\u00fcndigem Stehen nicht zu. Offenbar war noch etwas Racemk\u00f6rper vorhanden gewesen.\n1-Leucy 1-1-tryptophan. *)\n\\\\ ir gingen von 5 g 1-Tryptophan aus. Die verwendete d-Bromisocaprons\u00e4ure zeigte [a|\u00a3, = -f 49,5\u00bb. Das in bekannter Weise1) dargestellte Dipeptid zeigte [\u00ab]\"\u201e = + 4,85\u00bb in mir-maler Salzs\u00e4ure. Es sinterte beim Erhitzen gegen 130\u00b0 und schmolz gegen 148\u00b0 (korr.). In allen seinen Eigenschaften stimmte es mit dem fr\u00fcher \u00bb) beschriebenen Pr\u00e4parate \u00fcberein.\n1 g des Dipeptids wurde in 150 ccm Wasser gel\u00f6st und die L\u00f6sung nach Zusatz von 10 ccm Hefepre\u00dfsaft und etwas Toluol 48 Stunden bei 47\u00b0 aufbewahrt. Sch\u00f6n nach 30 Minuten lie\u00df sich deutliche Rosaf\u00e4rbung nach Zusatz von Bromwasser nachweisen. Beim Beginn des Versuches war die Reaktion ganz negativ ausgefallen. Auch hier wurde eine Kontrolle ohne Dipeptidzusatz gleichzeitig beobachtet. Am Schl\u00fcsse des Versuches war die Bromreaktion sehr intensiv. Auch hier f\u00e4llten wir mit Phosphorwolframs\u00e4ure nach vorherigem Ans\u00e4uern mit Schwefels\u00e4ure. Der Niederschlag war gering. Aus dem Filtrat der F\u00e4llung entfernten wir den \u00dcberschu\u00df an Phosph,orwolfram-\nM Vgl. Emil Abderhalden und Martin Kempe. Synthese von Polypeptiden: Derivate des Tryptophans, Ber. d. Deutsch, ehern. Ges., Jg. io. S. 2737, 1907.","page":399},{"file":"p0400.txt","language":"de","ocr_de":"Emil Abderhalden und Heinrich Geddert,\ns\u00e4ure mit Baryt und dann aus dem Filtrat des phosphorwolfrani-sauren Baryts den \u00fcbersch\u00fcssigen Baryt mit Schwefels\u00e4ure. Nun f\u00e4llten wir in der \u00fcblichen Weise mit Quecksilbersulfat das Tryptophan und im Filtrat der F\u00e4llung wiesen wir Leucin nach. Wir gewannen 0,42 g 1-Leucin. [a|l,j)0 = \u2014 14,5\u00b0 in 20\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure und 0,32 g 1-Trypthophan. [a]^, = \u2014 30,5\"\nin Wasser gel\u00f6st. Unver\u00e4ndertes Dipeptid konnten wir aus dem Phosphorwolframs\u00e4ureniederschlag nicht gewinnen. Der schlie\u00dflich nach der Zerlegung des Niederschlages mit Baryt verbleibende R\u00fcckstand gab mit Bromwasser keine Reaktion, wohl aber gab er die Glyoxvls\u00e4urereaktion. Es ist m\u00f6glich, da\u00df noch etwas unver\u00e4ndertes Dipeptid vorlag, es ist jedoch auch denkbar, da\u00df Bestandteile der Hefe die Ursache der Reaktion waren. Jedenfalls war das 1-Leucin-l-tryptophan fast ganz und vielleicht auch vollst\u00e4ndig in seine Komponenten zerlegt worden.\nMit diesem Resultat, stimmt auch folgende Beobachtung \u00fcberein.\n0,0948 g Dipeptid in 10,7066 g Wasser gel\u00f6st und 1 ccm Hefepre\u00dfsaft zugesetzt.\n< a im 1 dm-Rohr:\n9. August 1910. 5 Uhr \u20140,06\u00b0\n10.\t-\t\u00bb\t12*5\t\u20140,15\"\n615\tv \u20140,15\u00b0.\nDie entstandenen Komponenten drehen betr\u00e4chtlich nach links, es gilt dies sowohl f\u00fcr 1-Leucin1) als auch f\u00fcr 1-Tryptophan.\nd-Leucyl-l-tryptophan.\nDieses Dipeptid wurde ganz analog wie das eben bfe-schriebene dargestellt. Die angewandte 1-Bromisocaprons\u00e4ure zeigte [a\u00a30 = \u2014 47,2\u00b0. Das erhaltene Dipeptid zeigte nach\n') Hans Fischer irrt, wenn er vom aktiven Leucin sagt, da\u00df es \u00abkaum dreht\u00bb. Es besitzt [a]^)(, = \u2014 10.34-\u00b0 in Wasser gel\u00f6st.\ni.","page":400},{"file":"p0401.txt","language":"de","ocr_de":"Darstellung optisch aktiver Polypeptide aus Racemk\u00f6rpern. 401\nwiederholtem Fraktionieren aus Wasser [a].^ = \u2014 71.51rt. o,2002 g Substanz in n-Salzs\u00e4ure gel\u00f6st. Gesamtgewicht der L\u00f6sung 4.5201 g. d = 1,03. a im 1 dm-Rohr bei Natriumlicht 3,40\u00b0 nach links.\nF. gegep 235\u00b0, nachdem das Pr\u00e4parat bei 195\u00b0 (korr.) schon geschmolzen war. Diese beiden Schmelzpunkte hat bereits Hans Fischer beobachtet. Auch wir fanden, da\u00df manche Pr\u00e4parate direkt gegen 235\u00b0 (korr.) schmolzen, ohne vorher zu sintern.\nWir haben das Dipeptid d-Leueyl-l-tryptophan wiederholt dargestellt. Das angegebene Drehungsverm\u00f6gen ist das h\u00f6chste, das wir beobachtet haben. Dieses Pr\u00e4parat gab weder, mit Hefepre\u00dfsaft noch mit Nieren- und Leberpre\u00dfsaft noch mit zerhackten Organen (Leber, Muskel) Abscheidung von Trvptophan. Die Bromreaktion blieb negativ, auch konnten wir bei Anwendung von lg Dipeptid nach den bei den beiden anderen Dipeptiden geschilderten Methoden weder Leucin noch Tryptophan nachweisen, dagegen gelang es uns, 0,86 g des reinen Dipeptids wiederzugewinnen. Es zeigte nunmehr [a]^0.= \u2014 70,2ft. Es war ohne Zweifel bei der Isolierung Racemisierung eingetreten. Dieses Pr\u00e4parat gab nunmehr mit Hefepre\u00dfsaft eine ganz geringe positive Bromreaktion. Die gleiche Beobachtung machten wir bei Verwendung von zwei Pr\u00e4paraten, die \u2014 o0,8\u00b0und 64,2\u00b0 drehten. Beide gaben stark positive Bromreaktion, wenn sie der Wirkung des Hefepre\u00dfsaftes ausgesetzt waren.\nW ir glauben, da\u00df diese Resultate gen\u00fcgen, um zu zeigen, da\u00df nur 1-Leucyl-l-tryptophan von Zellfermenten (Hefezellen, Leber- und Nierenzellen) gespalten wird \u2014 wenigstens gilt dies f\u00fcr den Reagenzglasversuch und die bis jetzt angewandten Bedingungen. Dieser Befund st\u00fctzt sich auf die folgenden Beobachtungen :\n1-Leucyl-l-tryptophan wurde rasch vollst\u00e4ndig gespalten. Es konnten 1-Leucin und 1-Trvptophan in verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig guter Ausbeute gewonnen werden.\nd-Leucyl-l-tryptophan wird um so weniger gespalten, je gr\u00f6\u00dfer sein Drehungsverm\u00f6gen ist. * Das optisch reinste","page":401},{"file":"p0402.txt","language":"de","ocr_de":"102\nKmil Abderhalden und Heinrich Goddert.\nPr\u00e4parat zeigte \u00fcberhaupt keine Spaltung. Optisch weniger reine Pr\u00e4parate wurden partiell gespalten \u2014 entsprechend dem Gehalt an 1-Leucyl-l-tryptophan.\ndl-Leueyl-l-trypt\u00f6phan wurde asymmetrich gespalten. 1-Leucin, 1-Tryptophan und d-Leucyl-l-tryptophan blieben \u00fcbrig.\nUnsere Vermutung, da\u00df Hans Fischer mit optisch nicht ganz reinem Material gearbeitet hat, erh\u00e4lt durch unsere Versuche eine weitere St\u00fctze. Wir glauben auch berechtigt zu sein, hervorzuheben, da\u00df die von Hans Fischer angewandte Methode f\u00fcr die von ihm gezogene Schlu\u00dffolgerung nicht aus-reichte. Da bereits ein gro\u00dfes Versuchsmaterial (Emil Fischer und Emil Abderhalden) vorlag, h\u00e4tten wir eine zwingendere Beweisf\u00fchrung f\u00fcr angebracht gehalten.\nDie asymmetrische Spaltung von racemischen Polypeptiden, speziell von Dipeptiden mu\u00df die M\u00f6glichkeit er\u00f6ffnen, aus Bacemk\u00f6rpern optisch einheitliche Verbindungen zu gewinnen. Ist die Spaltung des Polypeptids, das aus Komponenten besteht, die in der Natur Vorkommen, eine vollst\u00e4ndige, dann mu\u00df der Antipode in optisch reinem Zustande Zur\u00fcckbleiben.\nWir erhalten mit dieser Methode leider nicht diejenigen Polypeptide, die uns am meisten interessieren, n\u00e4mlich die aus den Aminos\u00e4uren zusammengesetzten Verbindungen, die in der Natur Vorkommen, sondern stets \u00abunnat\u00fcrliche\u00bb Polypeptide. Wir k\u00f6nnen aber aus dem Drehungsverm\u00f6gen dieser Produkte B\u00fcckschl\u00fcsse auf dasjenige der \u00abnat\u00fcrlichen\u00bb Polypeptide ziehen. Wir haben zun\u00e4chst einige bekannte racemische Dipeptide mit Hilfe von Hefepre\u00dfsaft asymmetrisch gespalten. Wir verwenden gr\u00f6\u00dfere Mengen des Dipeptids. Die eingetretene Spaltung lie\u00df sich leicht am Auftreten optischer Aktivit\u00e4t feststellen. Nahm das Drehungsverm\u00f6gen nicht mehr zu, dann wurde der Versuch abgebrochen und nunmehr isolierten wir die entstandenen Spaltprodukte. Vor allem interessierte uns das Drehungsverm\u00f6gen des neu entstandenen optisch aktiven Dipeptids. Es seien im folgenden die Werte f\u00fcr das Drehungsverm\u00f6gen der erhaltenen Dipeptide denen in der Literatur vorhandenen gegen\u00fcbergestellt.","page":402},{"file":"p0403.txt","language":"de","ocr_de":"Darstellung optisch aktiver Polypeptide aus Racemk\u00fcrpern. '\u00bbM\n1-Leucyl-glycin [ot],^ = + 85,99\u00b0 \u00bb) in w\u00e4sseriger L\u00f6sung.\n< flvcy 1-1-leucin [a]\u00ae0 = \u2014 35,1 \u00b08)\t\u00bb\nGefunden f\u00fcr die Antipoden nach erfolgter Spaltung der entsprechenden Racemk\u00f6rper mit Hilfe von Hefepre\u00dfsaft:\nd-Leucyl-glvcin |a|\u201d\u201e = \u2014 88,15\u00b0, \u2014 87,87\", ... 88,50\".\nGlycykl-Ieucin [o]JJ\u201e = \u2014 37,62\" und -f 37,10\".\nEs wurde in beiden F\u00e4llen ein etwas h\u00f6heres Drehungsverm\u00f6gen erreicht. Es ist nat\u00fcrlich immer noch fraglich, oh die von uns erhaltenen Werte nun das absolute Drehungsverm\u00f6gen darstellen, d. h. ob wir optisch ganz reine Dipeptide in H\u00e4nden hatten. \\V ir haben die Methoden zur Isolierung der Dipeptide so indifferent als m\u00f6glich gew\u00e4hlt und ferner bei wiederholtem Umkrystallisieren keine \u00c4nderung des Drehungsverm\u00f6gens beobachtet, immerhin gibt es zurzeit wohl keine Anhaltspunkte, um f\u00fcr optische Reinheit eine absolute Garantie zu geben. Wir haben jeden Versuch wiederholt durchgef\u00fchrt Das einemal achteten wir mehr auf den quantitativen Verlauf der Spaltung, das anderemal verzichteten wir auf gute Ausbeuten und suchten durch vielfaches Fraktionieren ein m\u00f6glichst hohes Drehungsverm\u00f6gen zu erreichen. Dali wir sehr reine K\u00f6rper in H\u00e4nden hatten, geht schon daraus hervor, dah mehrere Krystallfraktionen genau das gleiche Drehungsverm\u00f6gen gaben. Ferner lieferten die einzelnen Versuche auch gleiche Resultate. Wir haben den Verlauf der Spaltung des Racemk\u00f6rpers mit Hilfe von Hefepre\u00dfsaft teils durch Bestimmung des Drehungsverm\u00f6gens des Fermentsubstratgemisches verfolgt, zum Teil ben\u00fctzten wir die Methode von van Slyke,3) um den Aminostickstoff in der Fl\u00fcssigkeit zu bestimmen. Beim\n*) Emil Fischer, Synthese von Polypeptiden. XV., Berichte der Deutsch, cheni. Ges., Jg. 3t). S. 2893, 1903.\n\u25a0) Emil Fischer und Joseph Stcingroever. Synthese von Polypeptiden. XXIX. Derivate des 1-Leucins, d-Alanins und Glykokolls. Liebigs Annalen der Chemie, Bd. 365, S. 167, 1909.\ns't Donald D. van Slyke, Eine Methode zur quantitativen Bestimmung der aliphatischen Aminogruppen ; einige Anwendungen derselben in der Chemie der Proteine, des Harns und der Enzyme. Ber. der Deutsch, ehern. Gesellsch.. Jg. 43. S. 3170, 1910.","page":403},{"file":"p0404.txt","language":"de","ocr_de":"m\tEmil Abderhalden und Heinrich Geddert.\nLeucyl-glycin erhielten wir sehr scharfe Werte. Genau 50\u00b0/o des Racemk\u00f6rpers wurden gespalten. Reim Glycyl-leucin versagte die Methode. Vgl. hierzu Emil Abderhalden und Donald D. van Slyke: Die Bestimmung des Aminostickstofls in einigen Polypeptiden nach der Methode von van Slyke. Diese Zeitschrift, Bd. 74, S. 505, 1911.\nEs sei im folgenden je ein Versuch mitgeteilt.\n1. Spaltung von dl-Leucyl-glycin mit Hilfe von\nHefepre\u00dfsaft.\nAngewandt 10 g Dipeptid. Diese Menge wurde in 190 ccm Wasser gel\u00f6st. Nach Zusatz von 10 ccm aktivem, frisch bereitetem Hefepre\u00dfsaft stellten wir die sorgf\u00e4ltig verschlossene Eiasche in den Brutschrank. An jedem Tage wurde durch Probeentnahme das Drehungsverm\u00f6gen der L\u00f6sung festgestellt. \u00c4nderte sich dieses nicht mehr, dann betrachteten wir den Versuch als abgeschlossen und gingen an die Isolierung der Spaltprodukte. Es lie\u00df sich auch berechnen \u2014 wenigstens ann\u00e4hernd \u2014, ob dem zuletzt erhaltenen Drehungsverm\u00f6gen eine vollst\u00e4ndige Spaltung desDipeptids 1-Leucyl-glycin entsprach. Die L\u00f6sung mu\u00dfte unter der Voraussetzung, da\u00df die asymmetrische Spaltung vollst\u00e4ndig war, 5 g d-Leucyl-glycin und ferner die aus -5 g 1-Leucyl-glycin stammenden Mengen 1-Leucin und Gly-kokoll enthalten. 1-Leucin dreht in Wasser \u2014 10,34\u00b0, d-Leucyl-glycin \u2014 86\u00b0.\nVersuch begonnen am 13. Juni 1911.\na \u2014 0,04\u00b0\n14.\tVI.\t\u2014 1,19\u00b0\n15.\tVI.\t\u2014 2,01\u00b0\n16.\tVI.\t\u2014 2,03\u00b0\n17.\tVI.\t\u2014 2,23\u00b0.\nVon da ab trat keine \u00c4nderung des Drehungsverm\u00f6gens mehr ein. Der Hefepre\u00dfsaft selbst drehte nur ganz geringf\u00fcgig (0,2\u00b0). Kontroll\u00f6sungen zeigten, da\u00df er sein Drehungsverm\u00f6gen im Laufe des Versuches kaum \u00e4nderte. Die Verdauungsfl\u00fcssigkeit hatte sich im Laufe des Versuches etwas getr\u00fcbt. Der Versuch, durch direkte Krystallisation die entstandenen Ver-","page":404},{"file":"p0405.txt","language":"de","ocr_de":"Darstellung optisch aktiver Polypeptide aus Hacemk\u00f6rpern. 405\nbindungen zu gewinnen, gab keine guten Resultate. Die mit dem Hefepre\u00dfsaft zugef\u00fchrten Stoffe st\u00f6rten. Ferner war das zugesetzte Toluol hinderlich. Wir gingen nun ganz allgemein, w ie folgt, vor. Die L\u00f6sung wurde unter vermindertem Druck bei 35\u00b0 des Wasserbades vollst\u00e4ndig zur Trockene verdampft. Den R\u00fcckstand \u00fcbergossen wir mit Alkohol und engten nochmals ein. Auf diese Weise lie\u00dfen sich aus der Hefe stammende Produkte in unl\u00f6slichen Zustand \u00fcberf\u00fchren. Nun l\u00f6sten wir den Destillationsr\u00fcckstand in hei\u00dfem Wasser und kochten die L\u00f6sung mit Tierkohle. Das Filtrat war wasserklar. Reim Abk\u00fchlen schieden sich Krvstalle aus. Wie die Eigenschaften und das Drehungsverm\u00f6gen zeigten, handelte es sich um 1-Leuein.\nAuch die n\u00e4chsten Krystallfraktionen bestanden zum gr\u00f6\u00dften Teil aus Leucin, dann folgten Mischungen von Dipeptid und Leucin. Um eine m\u00f6glichst quantitative Trennung herbeizuf\u00fchren, verwandelten wir den Inhalt der ganzen Mutterlauge des reinen Leucins, der wir auch die unreinen Fraktionen zugef\u00fcgt hatten, durch Kochen mit \u00fcbersch\u00fcssigem Kupferoxyd in das Kupfersalz. Wir kochten das ungel\u00f6st gebliebene Kupferoxyd so lange mit Wasser aus, bis das Filtrat keine Spur einer Blauf\u00e4rbung mehr zeigte. Es war nun verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig leicht, das sehr schwer l\u00f6sliche Leucinkupfer vom Dipeptidkupfersalz zu trennen, dagegen war es nicht m\u00f6glich, letzteres ganz frei von Glykokollkupfer zu erhalten. Wir haben deshalb nach Abscheidung des Leucinkupfers die ganze Mutterlauge mit Schwefelwasserstoff zerlegt und dann das Glvkokoll als Pikrat isoliert. Aus dem Filtrat entfernten wir nach erfolgtem Ans\u00e4uern mit Schwefels\u00e4ure die Pikrins\u00e4ure mit \u00c4ther, dann f\u00e4llten wir die Schwefels\u00e4ure mit Baryt und engten ein. Vorteilhafter ist es, Glykokoll und Dipeptid durch fraktionierte Krystallisation zu trennen. Die Unterschiede in der L\u00f6slichkeit sind gro\u00df genug, lim eine scharfe Trennung durchzuf\u00fchren. Bei einem Versuch, Leucyl-glycin durch vorsichtigen Zusatz von Alkohol bis zur beginnenden Tr\u00fcbung abzuscheiden, erfolgte auffallenderwreise Krystallisation des gesamten Glykokolls in prachtvollen Krvstallen, w\u00e4hrend das Dipeptid quantitativ in L\u00f6sung blieb. Das Glykokoll war absolut rein. Es zeigte keine Spur einer Drehung, und","page":405},{"file":"p0406.txt","language":"de","ocr_de":"m\nEmil Abderhalden und Heinrich Ge\u00e4dert.\ndas Dipeptid, das durch Eindampfen der Mutterlauge gewonnen war, zeigte |a]*j((1 = \u2014 87,2\u00b0. Es wTar somit sehr rein.\n0,6612 g Leucin in 20\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure gel\u00f6st. Gesamtgewicht der L\u00f6sung: 15,1256 g. d = 1.1. a = 0,78\u00b0 nach links im 1 dm-Rohr bei Natriumlicht.\nM*\u201e.= - 16,32\u00b0.\n0,6340 g d-Lcucyl-glvcin in Wasser gel\u00f6st. Gesamtgewicht der L\u00f6sung: 6,3285 g. d = 1,0312. \u00ab = 9,10\u00b0 nach links im 1 dm-Rohr bei Natrium licht.\n= - 88,15\"-\nDie Ausbeute an den einzelnen Spaltprodukten war eine recht gute. Vom aktiven Dipeptid gewannen wir 4,75 g, vom I-Leucin 2,3 g und vom Glykokoll 2,5 g. Der Versuch zeigt, da\u00df es sehr leicht m\u00f6glich ist, mit Hilfe von Hefepre\u00dfsaft bestimmte racemische Dipeptide quantitativ zu spalten. Zur Kontrolle des Drehungsverm\u00f6gens von synthetisch dargestellten optisch aktiven Polypeptiden ist die angewandte Methode sehr gut geeignet. Wir haben noch mehrere derartige Versuche durchgef\u00fchrt. Das Resultat war stets das gleiche. F\u00fcr das\nd-Leucyl-glvcin fanden wir [a]^ = \u2014 87,87\u00b0 und \u2014 88,50.\nDer letztere Wert ist der h\u00f6chste, den wir bis jetzt beobachtet haben.\nEin nach der Methode von van Slyke kontrollierter Versuch gab folgendes Resultat:\n1 g dl-Leucyl-glycin in 100 ccm Wasser gel\u00f6st und 10 ccm Hefepre\u00dfsaft zugesetzt. Nach achtt\u00e4gigem Stehen Aminostick-stolf bestimmt. Gefunden wurde:\nNH2-StickstofT\t0,1227 g\nDavon entfallen auf den zugesetzten\nHefepre\u00dfsaft (Kontrollbestimmung) 0,0093 \u00bb\n0,1134 g\n1 g dl-Leucyl-glycin enth\u00e4lt 0,1489 g Gesamtstickstoff. Der NH2-N betr\u00e4gt hiervon die H\u00e4lfte = 0,07445 g N. Bei der asymmetrischen Spaltung bleibt d-Leucyl-glycin \u00fcbrig und zwar 0,5 g. Diese Menge enth\u00e4lt 0,037225 g N als Amidstick-stoff. 0,5 g 1-Leucyl-glycin sind gespalten worden. Es kommt","page":406},{"file":"p0407.txt","language":"de","ocr_de":"Darstellung optisch aktiver Polypeptide aus Racemk\u00fcrpern. 107\nsomit der gesamte Stickstoll* dieser Komponenten als NHS-Stickstoff zur Bestimmung = 0,07445 g N. Somit berechnet sich der gesamte in der Fl\u00fcssigkeit vorhandene Amidstickstolt unter der Voraussetzung, da\u00df 1 g dl-Leucyl-glycin in 0,5 g d-Leucyl-glycin gespalten worden ist und der Best des. Bacem-k\u00f6rpers in seine Komponenten zerfallen ist: auf 0,111.675g N. Dieser Wert stimmt mit dem gefundenen sehr gut \u00fcberein.\nSpaltung von Glycyl-dl-leucin mit Hilfe von Hefe-\npre\u00dfsaft.\nAngewandt 4 g Dipeptid, 60 ccm Wasser und 10 ccm Hefe-pre\u00dfsaft. Die Anfangsdrehung betrug -J- 0,08\u00b0. Am zweiten Tag wurde im 1 dm-Bohr -f 0,38 \u00b0 abgelesen, am dritten Tag + 0,81\u00b0, am vierten + 0,84\u00b0, am f\u00fcnften -f- 0,88\u00b0.'. Von da ab erschwerte eingetretene Tr\u00fcbung die Ablesung au\u00dferordentlich. Wir lie\u00dfen die L\u00f6sung noch drei Tage bei 37\" und verarbeiteten sie dann genau wie im vorhergehenden Falle. Die L\u00f6sung wurde unter vermindertem Druck eingedampft, dann der Biiekstand in hei\u00dfem Wasser gel\u00f6st, die L\u00f6sung mit Tierkohle behandelt und nunmehr das 1-Leucin zun\u00e4chst durch ('infache Krystallisation abgetrennt. Den Best des Leucins gewannen wir \u00fcber das Kupfersalz. Dipeptid undGlykokoU trennten wir durch Krvstallisation, bei einem sp\u00e4teren Versuch mit Hilfe des Pikrates. Das Besultat war im letzteren Fall nicht so gut. Es scheint Dipeptid milzukrystallisieren.\n0,6558 g 1-Leucin in 20\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure gel\u00f6st.. Gesamtgewicht der L\u00f6sung 14,7512 g. d = 1.1. a = 0,78\u00b0 nach links im 1 dm-Bohr bei Natriumlicht.\n= \u201415,93\u00b0.\t'\n0,7082 g Dipeptid in Wasser gel\u00f6st. Gesamtgewicht der L\u00f6sung 16,8201 g. d = 1,01. a = 1,60\u00b0 nach rechts im t dm-Bohr bei Natriumlicht.\ni\u00abC = +;w.\nBei einem anderen Versuche erhielten wir eine etwas geringere Drehung: -f- 37,10\u00b0. In den Eigenschaften stimmten die erhaltenenen Dipeptide gut \u00fcberein mit denen der Anti-","page":407},{"file":"p0408.txt","language":"de","ocr_de":"i08 E. Abderhalden und H. Ge\u00e4dert, \u00dcber Polypeptide.\npoden. Vom d-Leucyl-glycin und vom Glvcyl-d-leucin lie\u00dfen sich aus Wasser leicht makroskopische Krystalle z\u00fcchten.\nWir glauben, durch diese Versuche bewiesen zu haben, da\u00df die Spaltung durch Hefepre\u00dfsaft eine gute Methode darstellt, um aus Racemk\u00f6rpern optisch aktive Polypeptide in reinem Zustand zu gewinnen. Sie ist allerdings nicht allgemein anwendbar, indem manche Dipeptide der Spaltung widerstehen. So wurden Glycyl-dl-phenvlalanin und dl-Leucyl-dl-phenylalanin unver\u00e4ndert zur\u00fcckgewonnen. Es sind im Laboratorium des einen von uns noch zahlreiche Dipeptide in analoger Weise gespalten worden. Die erhaltenen Resultate sollen sp\u00e4ter mitgeteilt werden. Wir verfolgen mit diesen Untersuchungen nicht nur den Zweck, optisch m\u00f6glichst reine Dipeptide zu gewinnen, sondern es sollen gleichzeitig die Eigenschaften m\u00f6glichst vieler optisch aktiver Polypeptide auf diesem Wege bekannt werden. Es ist in vielen F\u00e4llen sehr schwierig, dasjenige optisch aktive Polypeptid zu gewinnen, das sich aus den Komponenten zusammensetzt, die in der Natur Vorkommen. Hat man die Racem-k\u00f6rper, die meist ohne Schwierigkeiten zu beschaffen sind, so kann man durch das Studium der Antipoden manchen wertvollen Wink zur Untersuchung der bei der partiellen Hydrolyse entstehenden Abbauprodukte erhalten.","page":408}],"identifier":"lit19354","issued":"1911","language":"de","pages":"394-408","startpages":"394","title":"Darstellung optisch aktiver Polypeptide aus Racemk\u00f6rpern","type":"Journal Article","volume":"74"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:09:45.901967+00:00"}