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{"created":"2022-01-31T14:13:27.297089+00:00","id":"lit19359","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Abderhalden, Emil","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 74: 436-444","fulltext":[{"file":"p0436.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Gehalt des Darminhaltes einiger S\u00e4ugetiere an freien\nAminos\u00e4uren.\nVon\nEmil Abderhalden.\n\u00abAua dem physiologischen Institute der tier\u00e4rztlichen Hochschule. Berlin.)\n(Der Redaktion zugegangen am 11. August 1911.)\nBei den bisherigen Untersuchungen \u00fcber das Vorkommen von Aminos\u00e4uren im Darminhalt wurde das Hauptgewicht auf ihren qualitativen Nachweis gelegt. Meist wurden ganz bestimmte Fragestellungen verfolgt und mit einzelnen Tieren, speziell Hunden, gearbeitet. Stets lie\u00dfen sich Aminos\u00e4uren feststellen. Fine gro\u00dfe Zahl der im Eiwei\u00df vorhandenen Aminos\u00e4uren konnte einwandfrei nachgewiesen werden. Uns interessierte die Frage, in welchen Mengenverh\u00e4ltnissen sich die Aminos\u00e4uren im Darminhalt vorfinden. Wir verzichteten zun\u00e4chst auf die Darstellung der reinen Aminos\u00e4uren und versuchten aus dem Inhalt des Darmes einer gro\u00dfen Anzahl von Individuen der gleichen Art alle krystallisierbaren Aminos\u00e4uren zu isolieren. Um zu einwandfreien Werten zu gelangen, mu\u00dften alle Methoden ausgeschaltet werden, die eine sekund\u00e4re Spaltung von Peptonen resp. Polypeptiden herbeif\u00fchren konnten. Vor allem aber mu\u00dfte vermieden werden, da\u00df nicht nach dem Tode der Tiere der Darminhalt der Fermentwirkung ausgesetzt war.\nUnser Versuchsplan war folgender. Den frisch get\u00f6teten Tieren wurde sofort der Darm entnommen und seines Inhaltes entledigt. Diesen brachten wir direkt in einen Emailletopf, der mit Wasser gef\u00fcllt war. Nun wurde sofort aufgekocht. In manchen F\u00e4llen trugen wir den Darminhalt auch direkt in kochendes Wasser ein. Zwischen der Entnahme des Darminhaltes resp. der T\u00f6tung des Tieres und dem Aufkochen vergingen h\u00f6chstens 2 Stunden. In den meisten F\u00e4llen konnte","page":436},{"file":"p0437.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Gehalt des Darminhaltes an Aminos\u00e4uren. 437\ndie Fermentwirkung noch rascher unterbrochen werden. Wir gaben ferner zum Darminhalt sofort bei der Entnahme reiche liehe Mengen von Chloroform und Toluol, um die F\u00e4ulnisprozesse hintanzuhalten. Die gro\u00dfen Mengen dieser Zus\u00e4tze d\u00fcrften die Fermentwirkung auch stark gehemmt haben. Um w\u00e4hrend des Aufkochens eine Hydrolyse durch etwa vorhandene S\u00e4uren (Salzs\u00e4ure) zu verhindern, pr\u00fcften wir von Zeit zu Zeit die Reaktion und neutralisierten mit Soda resp. Essigs\u00e4ure. Nun wurde durch ein Koliertudh filtriert. Den Filterr\u00fcckstand kochten wir wiederum mit reichlich Wasser aus und filtrierten vom Ungel\u00f6sten ab. Das Auskochen wurde solange wiederholt. bis eine Probe des Filtrates beim Eindampfen keinen R\u00fcckstand mehr hinterlie\u00df oder die Bestimmung des Stickstofl-gehaltes ein negatives Resultat gab. Die vereinigten Filtrate wurden nunmehr unter stark vermindertem Druck bei ca. 40\u00b0 des Wasserbades zur Trockene verdampft. Die R\u00fcckst\u00e4nde, die bei der Verarbeitung des Darminhaltes verschiedener Individuen der gleichen Tierart erhalten worden waren, wurden vereinigt und in Wasser gel\u00f6st. Zur Trennung der komplizierter gebauten Abbaustufen von den einfacheren ben\u00fctzten wir Phosphorwolframs\u00e4ure. Es wurdejmit einer 10\u00b0/oigen L\u00f6sung gef\u00e4llt. Die Methode hat den Nachteil, da\u00df alle sogenannten Diaminos\u00e4uren und auch einige Monoaminos\u00e4uren mitgef\u00e4llt werden. Wir setzten die Phosphorwolframs\u00e4ure zu cter ca. I0/\u00ab feste Substanz enthaltenden L\u00f6sung. Sobald eine Probe keine F\u00e4llung mehr gab, wurde filtriert. Den R\u00fcckstand pre\u00dften wir scharf ab, dann wurde er in Wasser suspendiert und in einer Flasche energisch gesch\u00fcttelt. Dann wurde wieder filtriert. Dieser Proze\u00df wurde solange wiederholt, bis das Waschwasser farblos blieb und beim Verdampfen einer Probe sich kein R\u00fcckstand mehr ergab. Die gesamten Waschw\u00e4sser wurden vereinigt, d. h. in mehreren Portionen, denn die Gesamtfl\u00fcssigkeit belief sich bei den einzelnen Versuchen auf \u00fcber 100 Liter. Nun wurde der \u00dcberschu\u00df an Phosphorwolframs\u00e4ure mit Baryt entfernt. Den \u00fcbersch\u00fcssigen Baryt f\u00e4llten wir mit Schwefels\u00e4ure. Nachdem wir uns \u00fcberzeugt hatten, da\u00df die L\u00f6sung weder Schwefels\u00e4ure noch Baryt enthielt, verdampften wir die","page":437},{"file":"p0438.txt","language":"de","ocr_de":"438\nEmil Abderhalden,\ngesamte Fl\u00fcssigkeit in einer gro\u00dfen Schale, bis Krystallisation auftrat. Von Zeit zu Zeit wurde immer wieder gepr\u00fcft, ob die L\u00f6sung frei von Schwefels\u00e4ure und Baryt war. Diese Kontrolle erwies sich als sehr zweckm\u00e4\u00dfig, denn wiederholt konnten in der sehr verd\u00fcnnten L\u00f6sung weder Baryt noch Schwefels\u00e4ure nachgewiesen werden, w\u00e4hrend die konzentriertere L\u00f6sung doch Spuren von der einen oder anderen Verbindung aufwies. Wir vermieden so die Einwirkung konzentrierterer L\u00f6sungen von Baryt und Schwefels\u00e4ure. In den meisten F\u00e4llen erwies sich die L\u00f6sung dauernd frei von Baryt und Schwefels\u00e4ure.\nZeigte sich die erste Krystallisation, dann wurde die L\u00f6sung abgek\u00fchlt und nunmehr filtriert. Das Filtrat wurde weiter eingeengt. So wurden durch fraktionierte Krystallisation so viel krystallinische Substanzen als m\u00f6glich abgeschieden. Schlie\u00dflich verblieb eine gro\u00dfe Menge eines nicht weiter krystallisieren-den Sirups. Es wurde versucht, aus ihm durch Alkohol bestimmte Substanzen, z. B. Prolin zu isolieren. Das Resultat war kein befriedigendes, weil sich sehr verschiedenartige Substanzen mitl\u00f6sten. Dagegen gelang es, durch vorsichtigen Zusatz von Alkohol zu der hei\u00dfen, w\u00e4sserigen L\u00f6sung noch eine gr\u00f6\u00dfere Menge krystallinischer Aminos\u00e4uren abzutrennen. Es unterliegt keinem Zweifel, da\u00df der Sirup neben Polypeptiden noch. Aminos\u00e4uren enth\u00e4lt. Wir konnten durch Anwendung der Estermethode aus einem aliquoten Teil noch ganz erhebliche Mengen von Aminos\u00e4ureester gewinnen. Wir verzichteten vorl\u00e4ufig auf eine Aufarbeitung des gesamten Materiales mit Hilfe der Estermethode, weil wir hoffen, aus dem Sirup noch Polypeptide darstellen zu k\u00f6nnen. Unsere Resultate beziehen sich somit zun\u00e4chst nur auf diejenigen Aminos\u00e4uren, die sich ohne jedes Hilfsmittel durch direkte Krystallisation abscheiden lie\u00dfen. Dazu-kommen noch diejenigen Mengen von Aminos\u00e4uren, die wir als Ester aus einem aliquoten Teil isolierten.\nBei jeder einzelnen Untersuchung haben wir den Stickstoffgehalt des Darminhaltes und denjenigen des Filtrates bestimmt. Ferner haben wir die gesamten Krystallmassen gut gemischt und in einer Probe den Stickstoffgehalt festgestellt. Es seien im folgenden die einzelnen Versuche angef\u00fchrt.","page":438},{"file":"p0439.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Gehalt des Darminhaltes an Aminos\u00e4uren.\n439\n1. Hunde.\nMitbearbeitet v.on Trosin.\nWir gingen vom Darminhalt von 106 Hunden aus. Zum Auskochen verwendeten wir die 20 fache Menge Wasser. Das Auskochen wurde dreimal wiederholt. Die folgende Tabelle orientiert \u00fcber den Stickstoffgehalt des Darminhaltes und des Filtrates.\nZahl der Hunde\tMenge des Darminhalts in g\tStickstoffgehalt des Darminhalts in g\tStickstoffgehalt des Filtrates in g\n3\t110\t1.5328\t1,3076\n4\t170\t.3.0471\t2.7027\n4\t355\t5,6200\t5,3806\n4 '\t128\t2,5359\t2.3005 .\n4\t154\t2.2465\t1,0025\n1\t64\t0.8520\t0,6029\n4\t214\t3.2315\t2,<K)86\n3\t181\t2.4304\t2,1518\n2\t73\t1.1002\t0.0080\n\t304\t3.1554\t2.8475\n1\t22\t0.3633\t0,3632\n3\t65\t0,8373\t0.7051\n2\t128\t1,6105\ti;3010\n3\t105\t2.5600\t2.1866\n7\t202\t1.8820\t1,7782\n6\t150\t2,6001\t2,3766\n13\t852\t8.8207\t8,3853\n3\t00\t1.3650\t1.2201\n4\t150\t2.8875\t2,0814\n5\t177\t3,1534\t2.8147\n10\t478\t5.1023\t4.9283\n3\t66\t1,1012\t1,1300\n2\t21*\t1.2231\t1.2178\n2\t105\t1,5017\t1.3857\n60.0887\t50.3306\nSumma","page":439},{"file":"p0440.txt","language":"de","ocr_de":"m\nEmil Ahderhalden,\nAus dieser Zusammenstellung geht hervor, da\u00df der Darminhalt zum allergr\u00f6\u00dften Teil aus stickstoffhaltigen Substanzen bestand, die durch Hitze nicht mehr koagulierbar waren. Gleichzeitig ersieht man aus den Mengen, die der Darm enthielt, wie wenig Clivmus der gesamte Darm in jedem einzelnen Momente enth\u00e4lt. Bei prall gef\u00fclltem Magen sind immer nur geringe Mengen des gesamten Chymus \u00fcber den ganzen Darm verteilt. Diese Einrichtung ist einem raschen Abbau der einzelnen Nahrungsstoffe und ihrer Abbaustufen sehr f\u00f6rderlich. Der Chymus wird in d\u00fcnner Schicht auf eine sehr gro\u00dfe Oberfl\u00e4che ausgebreitet.\nDie Gesamtmenge der durch direkte Krystallisation gewonnenen Aminos\u00e4uren betrug 110 g = 12,5 g N. Mit Hilfe der Estermethode konnten noch 1,2 g N in Form von Estern isoliert werden. Ferner gelang es, aus dem Sirup durch Behandeln mit Alkohol noch 10 g Aminos\u00e4uren = 1,1 g N zu isolieren. Die Gesamtausbeute an Aminos\u00e4uren betrug somit in Stickstoffwerten ausgedr\u00fcckt 11,8 g, d. h. rund 27 \u00b0/o des Stickstoffgehaltes des Filtrates. Dieser Wert ist zum Teil zu hoch und zum Teil zu niedrig. Einmal k\u00f6nnen in den krystallinischen Produkten auch Polypeptide enthalten sein. Ferner ist das bis zur Gewichtskonstanz gewogene Gemisch im rohen Zustand gewogen worden. Beim Umkrystallisieren sank die Ausbeute auf 96 g reines Produkt und 6 g unreine, d. h. gef\u00e4rbte Substanz, ferner blieb etwas Sirup \u00fcbrig. Die angegebene Ausbeute ist insofern zu niedrig berechnet, als ohne Zweifel int Sirup noch Aminos\u00e4uren enthalten waren. Die Estermethode gibt stets nur Minimalzahlen. Dazu kommt noch, da\u00df bei der angewandten Methode Lysin, Arginin, Histidin, Cystin dem Nachweis entgingen. Es kommt auf jeden einzelnen Hund etwas \u00fcber 0,1 g Stickstoff, in Form von Aminos\u00e4uren.\n2. Schweine.\nMitbearbeitet von Rudolf Salewski.\nVerarbeitet wurde der Darminhalt von 50 Schweinen. Er wurde mit der doppelten Menge Wasser dreimal ausgekocht.","page":440},{"file":"p0441.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Gehalt des Darminlialtes an Aminos\u00e4uren. 441\nZahl der Tiere\tGewicht des Darm-! inimit\u00e9s in g\t\t\tStickstolTgehalt des Darminhaltes in g\t\tStiekstoffgehalt des Filtrates in g\n9\t1\t6880\t\u20221\t\t52.2014\t24,0865\nIS\ti \u25a0\t5900\t. \u25a0 !\t\t\t22,2085\n12\tj i\t5550\t!\t\t86.8298\t31.2275\n. 11\t1 i\t\u20221*640\t\t\t35.6095\t23.1028\nSumma . ,\t\t\t\t\t\t; 100.6253\nAuch hier war ein ganz erheblicher Teil des (iesamt-stickstoffs des Darminhaltes in Form nicht koagulierbarer Produkte vorhanden. Die Ausbeute an krystallisierbaren Aminos\u00e4uren betrug 145 g = 15,1 g N. Dazu kommen noch 1,5 g Stickstoff, die bei der Veresterung des Sirups und der Infreiheitsetzung der Ester in den \u00c4ther \u00fcbergingen. Es wurden somit von den rund 100 g Stickstoff des Filtrates 14>,(> g in Form von Aminos\u00e4uren nachgewiesen. Die Menge des Sirups war eine sehr gro\u00dfe. F\u00fcr die Bewertung der Zahlen gilt das gleiche, was bei den Versuchen an Hunden gesagt wurde. Es d\u00fcrften wollt ann\u00e4hernd */\u00bb des nichtkoagulablen Stickstoffs in Form von Aminos\u00e4uren vorhanden gewesen sein.\n3. Rinder.\nMitbearbeitet von H. K\u00e4stner.\nUntersucht wurde der Darminhalt von 20 Hindern. Ihr Alter schwankte zwischen 1 2 und 6 Jahren. Der Magen der Tiere war fast durchweg gut gef\u00fcllt. Der Mageninhalt lie\u00df Heu, H\u00e4cksel und Kleie erkennen. Der Darminhalt wurde dreimal mit dem dreifachen Volumen Wasser ausgekocht.\nDurch direkte Krystallisation wurden erhalten 225g Aminos\u00e4uren = 26,7 g Stickstoff. Auch hier war somit mindestens 15 des Stickstoffes des Filtrates in Form von Aminos\u00e4uren vorhanden. Hierzu ist noch zu bemerken, da\u00df es unm\u00f6glich war, den Darminhalt der Tien* sorgf\u00e4ltig zu sammeln. Wir verzichteten, um m\u00f6glichst rasch arbeiten zu k\u00f6nnen, auf eine vollst\u00e4ndige Entleerung des Darmes. Hierbei sind sicher gerade","page":441},{"file":"p0442.txt","language":"de","ocr_de":"442\nEmil Abderhalden,\ndie der Darmwand anhaftenden weiter verdauten Partien zur\u00fcck-\ngelassen worden.\nZahl der Tiere\tGewicht des Darminhaltes . m g\tN-Gehalt des Inhaltes . in g\tN-Gehalt des Filtrates in g\n2\t5340\t20,29\t11,99\n\u00bb\t7350\t23,52\t17,98\n3\t7100\t32,73\t25,45\n3\t7000\t31,57\t26,93\n3\t6900\t27,53\t18.01\n4\t12350\t' 47,54\t25,63\n2\t6500\t26,00\t20,75\nSumma\t\t\t209,19\t146,74\n4. Pferde.\nWir verwendeten den Inhalt des Darmes von 10 Pferden. Auch hier kochten wir dreimal mit der dreifachen Menge Wasser aus. Bei den gewaltigen Mengen an Inhalt kann man sich leicht vorstellen, da\u00df das Auskochen keine leichte Aufgabe war. Es galt vor allem, so rasch als m\u00f6glich zu arbeiten, um die Fermentwirkung abzubrechen.\nZahl der Tiere\tMenge des Darminhaltes in g\tStickstofigchalt des Inhaltes in g\tStickstoffgehalt des Filtrates in g\n2\t8550\t27.58\t20.12\n1\t8450\t30.59\t24.34\n1\t6950\t28,11\t22,18\n*\t8670\t32,51\t25.22\n2\t10500\t35,18\t28,15\n2\t6800\t25,12\t20,05\nSumma\t\t\t179.12\t140,06\nIsoliert wurden durch direkte Krvstallisation 180 g Aminos\u00e4uren = 19,5 g Stickstoff. Hier war somit etwa 1'7 des Stickstoffgehaltes des Filtrates in Form von Aminos\u00e4urestickstoff vorhanden.","page":442},{"file":"p0443.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Gehalt des Darminhaltes an Aminos\u00e4uren. 413\nDie erhaltenen Resultate zeigen, da\u00df man aus dem Darminhalt gro\u00dfe Mengen von Aminos\u00e4uren erhalten kann, ja er stellt ein vorz\u00fcgliches Ausgangsmaterial f\u00fcr Aminos\u00e4uren dar. Sollte es gl\u00fccken, einfache Methoden zu linden, die eine quantitative Trennung der einzelnen Aminos\u00e4uren gestatten, dann d\u00fcrfte es sich lohnen, Aminos\u00e4uren aus Darminhalt im (iro\u00dfen darzustellen. Wir haben im ganzen \u00fcber 650 g allerdings noch nicht gereinigte Aminos\u00e4uren erhalten. Daraus haben wir bis jetzt gro\u00dfe Mengen von optisch recht reinem Leucin und Valin dargestellt. Zur Trennung dieser beiden Aminos\u00e4uren ben\u00fctzten wir in erster Linie das Kupfersalz dieser Aminos\u00e4uren. Es gelingt leicht, Leucinkupfer in ganz reinem Zustand abzuscheiden. Alles vorhandene Leucin l\u00e4\u00dft sich leider so nicht gewinnen, denn bald erh\u00e4lt man Krystallfraktionen, die Mischkrystalle von Leucin und Isoleucin enthalten, und dann folgen Beimengungen von Valin. Diese drei Aminos\u00e4uren trennten wir .nach der Vorschrift von Levene mit Hilfe der Bleisalze. Diesmal hatten wir mehr Erfolg, als es fr\u00fcher der Fall war, indem wir Valin\nvon [ct]\u00b0o = -j- 27,2\u00ae in 20\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure erhielten. Das\nLeucin drehte [\u00ab\u00a3,,= \u2014 10,15\u00b0 in Wasser. Glutamins\u00e4ure konnten wir auch in gro\u00dfen Mengen nachweisen und auch Glykokoll. Die Reindarstellung der \u00fcbrigen Aminos\u00e4nren bietet Schwierigkeiten. Asparagins\u00e4ure, Alanin sind sicher auch vorhanden und von uns auch identifiziert worden, jedoch konnten wir uns kein Bild \u00fcber die Mengen machen, in denen sie vorhanden sind. Tyrosin fand sich in auffallend geringen Mengen.\nWir werden das erhaltene Aminos\u00e4uregemisch noch eingehend untersuchen und vor allem im Sirup auf Polypeptide fahnden. Interessanterweise gibt er keine Biuretreaktion. Wir konnten nicht einmal in allen F\u00e4llen im Filtrate des aufgekochten Darminhaltes Biuretreaktion nachweisen. Bei den Hunden war die Reaktion meist negativ und auch bei den \u00fcbrigen Tieren fehlte sie oft.\nBetrachtet man die gesamten Mengen der isolierten Aminos\u00e4uren, dann ist man \u00fcberrascht, da\u00df der Darminhalt solche Massen einfachster Abbauprodukte der Eiwei\u00dfstoffe enth\u00e4lt.","page":443},{"file":"p0444.txt","language":"de","ocr_de":"Emil Abderhalden, \u00dcber Aminos\u00e4uren.\n\nWenn man jedoch die erhaltenen Ausbeuten auf das einzelne Tier umrechnet, dann erh\u00e4lt man ein anderes Bild. Man k\u00f6nnte leicht zu dem Schlu\u00df kommen, da\u00df der Abbau der Proteine bis zu Aminos\u00e4uren keineswegs die Regel ist. Bezieht man jedoch die erhaltenen Aminos\u00e4urestickstoffwerte auf den Stiek-stoffgehalt des Filtrates des Darminhaltes, dann ergibt sich, da\u00df doch ein ganz erheblicher Teil des gesamten Stickstoffs auf die Aminos\u00e4uren entf\u00e4llt. Diese werden nun fortgesetzt resorbiert und dem Nachweis entzogen. Produkte, die wir noch als Peptone abgetrennt haben, w\u00e4ren wahrscheinlich im n\u00e4chsten Momente zu Aminos\u00e4uren abgebaut worden, und Aminos\u00e4uren, die wir isolieren konnten, w\u00e4ren sicher schon nach kurzer Zeit resorbiert gewesen. Die geringe Ausbeute an den Aminos\u00e4uren, die sehr fr\u00fchzeitig abgespalten werden : Tyrosin und Tryptophan, spricht auch f\u00fcr eine rasche Resorption. Als Grund der geringen Ausbeute an den genannten Aminos\u00e4uren k\u00f6nnte man eventuell F\u00e4ulnisprozesse anf\u00fchren. Fs ist nicht sehr wahrscheinlich, da\u00df diesen der gr\u00f6\u00dfte Teil der genannten Bausteine zum Opfer f\u00e4llt. Das entstandene Phenol h\u00e4tte zudem \u00ablie Milionsehe Reaktion verst\u00e4rken m\u00fcssen. Diese war jedoch auffallend gering. War das Tyrosin abgeschieden, dann wurde sie negativ.\nWir schlie\u00dfen aus unseren Untersuchungen, da\u00df im Darminhalt stets betr\u00e4chtliche Mengen von Aminos\u00e4uren Vorkommen. Wir konnten bei Hunden, Schweinen, Rindern und Pferden bis zu 1 \u00f6 des Stickstoffgehaltes des Filtrates des ausgekochten Darminhaltes in Form von Aminos\u00e4uren nachweisen. Dieser Wert ist ein Minimalwert, denn wir haben die mit Phosphorwolframs\u00e4ure f\u00e4llbaren Aminos\u00e4uren nicht bestimmt. Ferner verzichteten wir absichtlich auf jede Methode, die eine Spaltung komplizierterer Produkte im Gefolge haben konnte. Fs sind nur diejenigen Aminos\u00e4uren bestimmt worden, die durch einfache Krvstallisation abtrennbar waren.","page":444}],"identifier":"lit19359","issued":"1911","language":"de","pages":"436-444","startpages":"436","title":"\u00dcber den Gehalt des Darminhaltes einiger S\u00e4ugetiere an freien Aminos\u00e4uren","type":"Journal Article","volume":"74"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:13:27.297095+00:00"}