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{"created":"2022-01-31T16:19:20.333379+00:00","id":"lit19368","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Abderhalden, Emil","role":"author"},{"name":"Karl Kautzsch","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 75: 19-29","fulltext":[{"file":"p0019.txt","language":"de","ocr_de":"Weitere Beitr\u00e4ge zur Kenntnis von methylierten Polypeptiden. Betain des Diglycyl-glycins.\nVon\nEmil Abderhalden und Karl Kautzsch.\n<Ans dem physinlogmhen Institute der tier\u00e4rztlichen Hochschule. Berlin.) (Der Hedaktion zugegangen am 17. August 1911.)\nIn der fr\u00fcheren Mitteilung ist die Darstellung von Trimethyl-leucyl-glycin aus dl-Leucyl-glycin und Jodmethyl beschrieben worden. Wir haben die Versuche fortgesetzt und zun\u00e4chst aus Chloracetylglycyl-glycin und Trimethylamin das Trimethyl-di-glycyl-glycin gleich Betain-glycyl-glycyl-glycin gewonnen:\nCH, \u2022 CO \u2022 NH CH, \u2022 CO NH CH, \u2022 COOH N-OH\nresp. CH, CO \u2022 NH CH, CO \u2022 NH CH, \u2022 CO\nI\nN\u20140\nVon dieser Verbindung haben wir das Platinsalz und zur weiteren Identifizierung noch den Ester dargestellt. W\u00e4hrend bei den beschriebenen Betainen die Darstellung keine Schwierigkeiten bereitete, hatten wir bei einer ganzen Anzahl von Polypeptiden unter den gleichen Bedingungen Mi\u00dferfolge. So trat z. B. beim Versuche, Chloracetylalanin mit Trimethylamin zu methylieren, Spaltung ein; wenigstens erwies sich das isolierte inethylierte Produkt als Betain. Ein \u00e4hnliches Resultat wurde bei einem Methylierungsversuch von Chloracetyl-l-lyrosin mittels Trimethylamins erhalten.\nBeim Versuche, Glycyl-glycin mit Methyljodid zu melhy-lieren, erhielten wir gleichfalls Betain.\n*) Emil Abderhalden und Karl Kautzsch. Heitrag zur Kenntnis methylierter Polypeptide. Diese Zeitschrift, Bd.72, S. 44 [1911].\n2*","page":19},{"file":"p0020.txt","language":"de","ocr_de":"Emil Abderhalden und Karl Kautzsch.\n20\nBei der Darstellung der Betaine aus Polypeptiden resp. den entsprechenden Halogenacylverbindungen und auch bei den Methylierungen von Aminos\u00e4uren stieben wir insofern noch auf Schwierigkeiten, als die \u00fcber das Phosphorwolframat gereinigten Produkte sich oft noch als jodhaltig erwiesen. Da bei der Veraschung Kali zur\u00fcckblieb, so ist wohl anzunehmen, dal! die schon von K\u00f6rner und Menozzi1) beobachteten Jodkali-Additionsverbindungen Vorlagen.\n\\\\ ir haben die Darstellung methylierter Polypeptide unternommen, um festzustellen, wie sich diese bei der Hydrolyse mit S\u00e4uren verhalten. Zun\u00e4chst versuchten wir das Trimethyl-dl-leueyl-glycin durch zweist\u00fcndiges Kochen mit rauchender Salzs\u00e4ure zu spalten. Bei der Aufarbeitung des Hydrolysates konnten wir (\u2018inen groben Teil des angewandten Betains unver\u00e4ndert wiedergewinnen. Hin besseres Resultat erhielten wir, als wir das Betain des Diglycyl-glycins 15 Stunden mit rauchender Salzs\u00e4ure kochten. Die Spaltung war eine vollst\u00e4ndige. Neben (ilykokoll. das wir als Estcrchlorhydrat abschieden, konnten wir das gew\u00f6hnliche Betain identifizieren. Dieser Befund ergibt die M\u00f6glichkeit, betainartige Verbindungen bei der Hydrolyse von Kiweibk\u00f6rpern aufzufinden. Nach den bisherigen Erfahrungen ist die Wahrscheinlichkeit, dab unter den Eiweibspaltungsprodukten sich Betaine vorfinden, gering. -\nExperimenteller Teil.\nDarstellung des Betains des Diglycyl-glycins aus Chlor-aectylglyeyl-glycin und Trimethylamin; Isolierung als Platinsalz:\n/(CHS)3 \u2022 N \u2022 CII, \u2022 CO . NH \u2022 CH2. CO \u2022 NH . CH,. C0\\ H2PtCl6.\nI o\t-------------------r\nNach unseren verschiedenartig angestollten Versuchen verf\u00e4hrt man zur Darstellung des Diglycvl-glycin-betains am besten, wie folgt:\n6 g Ghloracetylglycyl-glycin werden mit \u00f6O ccm einer melhylalkoholischen Trimethylaminl\u00f6sung, die reichlich 2 g\n*) K\u00f6rner und Menozzi, Gazz. chim. ital., Bd. 13, S.351.","page":20},{"file":"p0021.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis von methylieften Polypeptiden usw.\n21\nTrimethylamin gel\u00f6st enth\u00e4lt (berechnet f\u00fcr 1 Mol. \u2014 1,70 g), im Rohr 6 Stunden im Wasserbad erhitzt. Die L\u00f6sung wird, falls sie noch eine sehr geringf\u00fcgige Menge ungel\u00f6ster Substanz enth\u00fcll nach dem Filtrieren auf dem Wasserbade eingeengt, wieder mit Methylalkohol bis ca. 30 cm verd\u00fcnnt und dann mit einer zehnprozentigen alkoholischen Platinchloridl\u00f6sung, der einige Tropfen Salzs\u00e4ure zugef\u00fcgt sind, versetzt. Fs entsteht hierauf zun\u00e4chst eine schmierige rotgelbe F\u00e4llung, die jedoch, besonders beim Reiben und K\u00fchlen, bald krystallinisch erstarrt. Man saugt ab, w\u00e4scht mit Methylalkohol und trocknet bei ca. 110\u00b0. Man erh\u00e4lt so 10,95 g orangegelhe Krystalle des Retain-glycyl-glycyl-glycins = Platinsalzes, die gegen 170\u00b0 schmelzen und sich bei etwas h\u00f6herer Temperatur zersetzen. Die Ausbeute betr\u00e4gt 84 bis 85\u00b0/o der Theorie.\nZur Reinigung wird das Produkt aus der 25 fachen Menge 80\u00b0/oigen Alkohols umkrystallisiert, wobei nur ein sehr geringer Substanzverlust eintritt. Das im Exsikkator \u00fcber konzentrierter Schwefels\u00e4ure zur Konstanz getrocknete Salz verlor beim Erhitzen auf 105\u00b0 nicht mehr an Gewicht.\nI.\t0,2866 g Substanz lieferten 0,0640 g Pt.\nII.\t0,1948 g \u00bb\t\u00bb\t0,0437 g Pt.\nBerechnet f\u00fcr (C9H1704N3)2. H,PtCl\u00c4 (Molgew. 872):\n22,37\u00b0 o Pt.\nGefunden: I. 22,33% Pt.; II. 22,43\u00b0/o Pt\nDas Platinsalz krystallisiert h\u00e4ufig in kompakten orangefarbigen Krystallen, die unter dem Mikroskop tafel- oder prismenartig erscheinen. Beim Erhitzen im Kapillarrohr f\u00e4rbt sich die Substanz von etwa 160\u00b0 an deutlich rot; sie schmilzt gegen 180\u00b0 (korr. 181\u00b0) mit Zersetzung, die besonders stark bei h\u00f6herem Erhitzen, bei 200\u00b0\u2014210\u00b0, unter Schwarzf\u00e4rbung vor sich geht. \u2014 Beim Erhitzen auf ca. 150\u00b0 tritt bereits deutlicher Amingeruch auf.\nDas Salz l\u00f6st sich nicht in \u00c4thyl-, in Methylalkohol und in \u00c4ther, dagegen spielend bereits in kaltem Wasser.\nZerlegung des Platinsalzes:\nDas Platinsalz wird in ca. der 25fachen Menge Wasser gel\u00f6st und in der Hitze mit Schwefelwasserstoff zerlegt. Proben","page":21},{"file":"p0022.txt","language":"de","ocr_de":"22\nKmil Abderhalden und Karl Kautzsch.\nkeine F\u00e4llung.\nder bis auf etwa die H\u00e4lfte auf dem Wasserbade eingeengten L\u00f6sung des Hydrochlorids des Diglycyl-glycin-betains ergaben mit absolutem Alkohol mit w\u00e4sseriger Goldchloridl\u00f6sung mit w\u00e4sseriger Goldchloridl\u00f6sung unter Zusatz von absolutem Alkohol mit konzentrierter w\u00e4sseriger Cadmiumchloridl\u00f6sung\nmit konzentrierter w\u00e4sseriger Cadmiumchloridl\u00f6sung unter Zusatz von absol. Alkohol mit konzentrierter w\u00e4sseriger Zinkkaliumchloridl\u00f6sung\nPlatinsalz des Diglycyl-glycin-betain\u00e4thylesters :\nCH, \u2022 CO \u2022 NH \u2022 CH, \u2022 CO \u2022 NH \u2022 CH, \u2022 COOC,Ha \u2022 PtCl4.\nI\nN\u2014CI\nZur Darstellung des erw\u00e4hnten \u00c4thylesters wird die wie oben beschrieben erhaltene L\u00f6sung des Diglycyl-glycin-betain-hydrochlorids auf dem Wasserbade, zuletzt unter Zusatz von absolutem Alkohol, eingedampft, der R\u00fcckstand in ca. der 20 fachen Menge absoluten Alkohols aufgenommen und mit trockenem Salzs\u00e4uregas ges\u00e4ttigt. Zur Abscheidung des Esters benutzte man das Platinsalz. Zu diesem Zwecke wird die L\u00f6sung mit einer konz. alkoholischen Platinchloridl\u00f6sung versetzt, worauf sich das Platinsalz des erwarteten Esters in Form feiner, hellorangegelber, gl\u00e4nzender Bl\u00e4ttchen in sehr guter Ausbeute abscheidet.\n0,2056 g Substanz, bei ca. 120\u00b0 getrocknet, lieferten 0,0434 g Pt.\nBerechnet f\u00fcr (CuH,,N504Cl)2PtCl4 (Mol.-Gew. = 928): 21,01 % :\nGefunden: Pt = 21,11 \u00b0/o.\nPlatinsalz des Diglycyl-glycin-betain-methylesters.\nCH, CO \u2022 NH \u2022 CH, \u2022 CO NH \u2022 CH, \u2022 COOCH,v \u2022 PtCI4\ni*2","page":22},{"file":"p0023.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis von methylierten Polypeptiden usw.\n23\nDie Darstellung des Methylesters ging nach einem zun\u00e4chst ausgef\u00fchrten Versuche, bei dem wir von der oben (S. 21) erw\u00e4hnten L\u00f6sung des Diglycyl-glycin-betain-hydrochlorids ausgingen, nicht in der gew\u00fcnschten Weise vor sich. Wir dampften die L\u00f6sung ein, gaben Methylalkohol zu, s\u00e4ttigten mit trockenem Salzs\u00e4uregas (wobei starke Erw\u00e4rmung statt fand), versetzten mit einer methylalkoholischen Platinchloridl\u00f6sung und dann, da hierbei keine Abscheidung erfolgte, nachdem wir mit einer Eissalzmischung gek\u00fchlt hatten, mit ca. dem \u00f6fachen Volumen absoluten, trockenen \u00c4thers. Es entstand dabei zun\u00e4chst eine unansehnliche orangerote F\u00e4llung. Nach dem Abgie\u00dfen der Fl\u00fcssigkeit, Waschen mit absol. \u00c4ther erstarrte das Produkt, besonders beim K\u00fchlen, krystallinisch. Zur Reinigung wurde aus viel Methylalkohol, in dem die Substanz auch in der Hitze nur schwer l\u00f6slich war, umkrystallisiert. Das Salz krystallisierte in prismen-und tafelartigen, sechsseitigen Krystallen aus, die gegen 180\u00b0 schmolzen und sich bei etwas h\u00f6herem Erhitzen stark zersetzen.\nPlatinbestimmungen ergaben, da\u00df ein Produkt mit viel h\u00f6herem Platingehalt vorlag, als dem Platinsalz des zu erwartenden Methylesters zukommt.\nDieser Befund l\u00e4\u00dft darauf schlie\u00dfen, da\u00df bereits eine hydrolytische Spaltung eingetreten war. Da\u00df eine Zersetzung bereits beim starken Eindampfen der Diglycyl-glycin-betain-hydrochloridl\u00f6sung vor sich gegangen war, besagte, auch der beim Eindampfen schlie\u00dflich auftretende stechend sauere Geruch. Die erhaltenen Platinwerte liegen zwischen denjenigen der Platinsalze des Glycyl-glycin-betain-methylesters und des gew\u00f6hnlichen Betain-methylesters.\nI.\t0,2402 g Substanz, im Exsikkator \u00fcber konz. Schwefels\u00e4ure getrocknet, ergaben 0,0663 g Pt.\nII.\t0,1706 g Substanz, bei 105\u00b0 getrocknet, lieferten 0,0469 g Pt.\nBerechnet f\u00fcr das Platinsalz des Methylesters des Be tains des :\nDiglycyl-glycins, Glycyl-glycins,\tGlycins,\n(Molgew. = 900), (Molgew. 786), (Molgew. 672)\n21,67% PL 24,81% Pt. 29,01% Pt.\nGefunden: I. 27,60% Pt.; II. 27,50% Pt.","page":23},{"file":"p0024.txt","language":"de","ocr_de":"24\nKmil Abderhalden und Karl Kautzsch.\nKincn besseren Krfolg liatten wir zu verzeichnen, als wir f\u00fcr die Bereitung des Methylesters vom Platinsalz des Diglycyl-glyein-betains ausgingen und in folgender Weise verfuhren: 0.8 g des Platinsalzes wurden in 40 ccm Methvlalkohol aufgenommen, mit trockenem Salzs\u00e4uregas ges\u00e4ttigt, dann wurde die hei\u00dfe L\u00f6sung von einer Spur ungel\u00f6ster Substanz liltriert und mit der zehnfachen Menge absol. \u00c4thers versetzt. Ks entstand dabei (\u2018in zun\u00e4chst etwas schmieriges Produkt, das jedoch bald fest wurde. Zur Reinigung kochte man es mit 100 ccm Methylalkohol aus.\nDas ungel\u00f6st gebliebene, orangefarbige Salz (0,5 g), das gegen 210\u00b0 mit Zersetzung schmolz, gab wiederum einen noch etwas zu hohen Plat inwert.\nI.\t.0,178i g Substanz, bei ca. 110\u00b0 getrocknet, lieferten 0,0409 g Pt.\nII.\t0,1860 g Substanz gaben 0,0426 g Pt.\nGefunden: 1. 22,76\u00b0,o; II. 22,90\u00b0/o Pt.\nKin g\u00fcnstigeres Resultat lieferte das aus der methylalkoholischen L\u00f6sung auskrystallisierte Salz.\n0,0556 g Substanz gaben 0,0123 g Pt.\nBerechnet f\u00fcr (l\u2018loH2oN304Cl)2PtCl1 (Mol.-Gew. = 900): 21,67% Pt.\nGefunden: 22,10% Pt.\nDas Salz kristallisiert aus Methylalkohol in sch\u00f6nen zarten, gelben N\u00e4delchen, die bei 213\u2014214\u00b0 (korr. 215,5\u2014216,5\u00b0) mit starker Zersetzung schmelzen. Ks l\u00f6st sich leicht in Wasser, schwer dagegen in Methylalkohol und garnicht in \u00c4ther.\nZur weiteren Identifizierung versuchten wir noch das Goldsalz des Diglycyl-glycin-betains darzustellen. Beim Eindampfen der w\u00e4sserigen Diglycyl-glycin-betain-hydrochlorid-l\u00f6sung trat wiederum Zersetzung (salzsaurer Geruch!) ein und das schlie\u00dflich auf Zusatz von w\u00e4sseriger Goldchloridl\u00f6sung abgeschiedene Goldsalz ergab nach dem Umkrystalli-sieren aus hei\u00dfem Wasser, worin es leicht l\u00f6slich war, und woraus es sich in meist undeutlich begrenzten, plattenartigen Krystallen abschied, einen viel h\u00f6heren Goldwert, als dem erwarteten Diglycvl-glycin-betain-Goldsalz entspricht.","page":24},{"file":"p0025.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis von methylierten Polypeptiden usw.\n25\nHydrolyse des Diglycyl-glycin-betains mittels konzentrierter\nSalzs\u00e4ure.\n1 g Diglycyl-glycin-betain-Platinsalz wurde in 20 ccm hei\u00dfen Wassers gel\u00f6st, mit Schwefelwasserstoff zerlegt und das Filtrat zur Vertreibung des Schwefelwasserstoffes auf dem Wasserbade etwas eingeengt.\nDie auf 50 ccm verd\u00fcnnte L\u00f6sung (enthaltend 0,5 g Diglycyl-glycin-betain) wurde mit gasf\u00f6rmiger Salzs\u00e4ure ges\u00e4ttigt und 15 Stunden lang am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler gekocht. Dann wurde kurze Zeit mit Tierkohle erhitzt und das Filtrat auf dem Wasserbade bis auf 2\u20143 ccm eingeengt, wonach bereits eine geringe wei\u00dfe Krystallabscheidung stattl\u00e4nd. Man versetzte zur weiteren Abscheidung mit absolutem Alkohol, k\u00fchlte, saugte ab, wusch mit Alkohol aus und trocknete bei ca. 110\u00b0. Das in einer Menge von 0,21 g isolierte Produkt erwies sich nach seinen Eigenschaften (L\u00f6slichkeiten und Schmelzpunkt) als Betain-llydrochlorid. Es schmolz bei 244 245\u00b0 (korr. 249 250\u00b0) mit Zersetzung und zeigte somit den gleichen Schmelzpunkt, den uns das Hydrochlorid eines reinen Betain-pv\u00e4parates ergab.\nZur Abscheidung der noch in L\u00f6sung verbliebenen kleinen Menge salzsauren Betains benutzten wir das Goldsalz. Zu diesem Zwecke dunsteten wir das Filtrat der 0,21 g ein, l\u00f6sten den R\u00fcckstand in wenig Wasser und versetzten mit einer 20\u00b0!oigen w\u00e4sserigen Goldchloridl\u00f6sung, worauf sich gelbe Krystalle abschieden. Es wurde abges\u00e4ugt, mit Wasser gewaschen und bei ca. 110\u00b0 getrocknet. Die Menge des erhaltenen Goldsalzes, das durch Schmelzpunkt^ Krystallform und L\u00f6slichkeiten als Betain-Goldsalz erkannt wurde, betrug reichlich 0,15 g. Zur v\u00f6llig einwandfreien Identifizierung zerlegten wir noch das Goldsalz mit Schwefelwasserstoff und schieden durch Konzentrieren der L\u00f6sung und Versetzen mit absolutem Alkohol das reine salzsaure Betain ab, von dessen Reinheit wir uns durch den Schmelzpunkt desselben und durch den Schmelzpunkt einer Mischprobe mit reinem Betain-Chlorhydrat \u00fcberzeugen konnten. \u2014 Auf Betain-Hydrochlorid berechnet, betrug die erhaltene, gesamte Menge 0,29\u20140,3 g, welche der","page":25},{"file":"p0026.txt","language":"de","ocr_de":"26\nEmil Abderhalden und Karl Kautzsch,\nzu erwartenden Menge entspricht; denn nach der Theorie liefern 0,5 g Diglycyl-glycin-betain bei vollst\u00e4ndiger Spaltung 0,31 g Be-tain-Hvdrochlorid. Aus dem Filtrat des Goldsalzes konnte noch eine geringf\u00fcgige Menge sch\u00f6ner orangegelber Nadeln des Betain-Chloraurates abgeschieden werden, das den von Km il Fischer f\u00fcr das reine Aurat angegebenen Schmelzpunkt zeigte. Es schmolz bei 235-236\u00b0 (korr. 239/240\u00b0) mit Zersetzung.\u00bb)\nDas Filtrat wurde dann in der Hitze mit Schwefelwasserstoff behandelt, die goldfreie L\u00f6sung auf dem Wasserbade zur Trockene verdampft, der R\u00fcckstand mit absolutem Alkohol \u00fcbergossen und die Fl\u00fcssigkeit mit trockenem Salzs\u00e4uregas ges\u00e4ttigt, worauf sich, besonders nach dem K\u00fchlen, das erwartete Glykokollester-Chlorhydrat in volumin\u00f6sen, farblosen Nadeln abschied.\nSpaltungsversuch von Trimethyl-dl-leucyl-glycin.\nDas verwandte Trimethyl-dl-leucyl-glycin wurde aus Leucyl-glycin in der fr\u00fcher beschriebenen Weise*) unter portionsweisem Zusatz von reichlich 3 Mol. Jodmethyl und methylalkoholischer Kalilauge bei Zimmertemperatur dargestellt.\nDas Reaktionsprodukt wurde diesmal \u00fcber das Phosphor-wolframat und Pikrat gereinigt. Zur gen\u00fcgenden F\u00e4llung waren ca. 300 ccm 10\u00b0/o iger Phosphorwolframs\u00e4urel\u00f6sung erforderlich. Nach Zersetzen des Phosphorwolframates mit Barythydrat, Neutralisieren der L\u00f6sung mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure wurde die Fl\u00fcssigkeit bis auf etwa 20 ccm eingeengt und zur Darstellung des Pikrates mit einer alkoholischen Pikrins\u00e4urel\u00f6sung versetzt. Die erhaltenen gelben Krystalle wurden abgesaugt, mit Alkohol gewaschen und bei 120\u00b0 getrocknet. Die Ausbeute betrug 3 g. Das Pikrat zersetzte sich gegen 240\u00b0 unter Aufsch\u00e4umen und Braunf\u00e4rbung.\nZerlegung des Pikrates.\n2,8 g Trimethyl-dl-leucyl-glycin-pikrat wurden in ca. 50 ccm verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure aufgenommen und ersch\u00f6pfend, drei- bis\n*) Emil Fischer, Berichte d. deutsch, chem. Gesellschaft Bd. 27, S. 167 [1894],\n\u2022) I. c.","page":26},{"file":"p0027.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis von methylierten Polypeptiden usw.\t27\nviermal, mit \u00c4ther ausgesch\u00fcttelt. Der \u00e4therische Anteil hinterlie\u00df nach dem Verdampfen 1,4 g1 Pikrins\u00e4ure.\nBerechnetf\u00fcr 2,8 g CMH2203N2. C\u00dfHs07Ns G\u00dfIIs07X3 : 1,4 g.\n, Gefunden: 1,4 g.\nSpaltungsversuch mit konz. Salzs\u00e4ure:\nDer ausge\u00e4therte, w\u00e4sserige Anteil der zerlegten Pikrat -l\u00f6sung wurde mit Salzs\u00e4uregas ges\u00e4ttigt und 2 Stunden ant R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler gekocht.\nProben der L\u00f6sung gaben mit PtClrL\u00f6sung orangegelbe Krystalle, mit AuGls-L\u00f6sung dagegen keine F\u00e4llung. .\nDie etwas gelb gef\u00e4rbte Fl\u00fcssigkeit wurde nun mit Tierkohle aufgekocht und mit w\u00e4sseriger Platinchloridl\u00f6sung versetzl. Das erhaltene orangegelbe Platinsalz wurde abgesaugt, gut mit Wasser und Alkohol gewaschen und bei 120\u00b0 getrocknet. Ausbeute ca. 1 g.\nZur Reinigung stellten wir das Goldsalz dar. Zu diesem Zwecke wurden 0,6 g Platinchloridsalz in 50 ccm hei\u00dfen Wassers gel\u00f6st und in der Hitze mit Schwefelwasserstoffs ges\u00e4ttigt. Das farblose Filtrat wurde auf dem Wasserbade bis ca. 20 ccm eingeengt und dann mit einer konz. w\u00e4sserigen Goldchloridl\u00f6sung und einigen Tropfen Salzs\u00e4ure versetzt. Da dabei keine F\u00e4llung entstand, wurde noch bis 5 ccm eingedampft, worauf sich \u00f6lige Tropfen abschieden, die durch Reiben in einen gelben Krystallbrei \u00fcbergef\u00fchrt werden konnten, der abgesaugt, mit Wasser gewaschen und bei ca. 120\u00b0 getrocknet wurde. Ausbeute 0,4 g. Das Produkt bestand aus dem Aurat des unver\u00e4ndert gebliebenen Trimethyl-dl-leucyl-glycins.\n0,1948 g Substanz lieferten 0,0672 g Au.\nBerechnet T\u00fcr GnH2205N2 \u2022 AuC14H : Au = 34,56\u00ae/*\nGefunden: 34,50\u00b0/o.\nDas Aurat erzeugt beim Erhitzen stark bei\u00dfende D\u00e4mpfe. Es ist unschwer l\u00f6slich in Wasser und in Alkohol.\nGhloracetylalanin und Trimethylamin.\n1 g Ghloracetylalanin wurde mit 12 ccm methylalkoholischer Trimethylaminl\u00f6sung (anstatt der berechneten Menge von 9 ccm = 0,36 g) im zugeschmolzenen Rohre 5 Stunden\ni","page":27},{"file":"p0028.txt","language":"de","ocr_de":"2X\nKriiil Abderhalden und Karl Kautzsch,\nlang im Wasserbade erhitzt. Die filtrierte L\u00f6sung wurde auf dem Wasserhude eingedunstet, der R\u00fcckstand in 25 ccm Methylalkohol aufgenommen, mit einigen Tropfen Salzsaure und mit einer konzentrierten alkoholischen Platinchloridl\u00f6sung versetzt, wobei ein hell orangegelb gef\u00e4rbtes krystallinisches Platinsalz gef\u00e4llt wurde. Hs wurde abgesaugt, mit Methylalkohol gewaschen und bei 120\u00b0 getrocknet. Ausbeute ca. 0,7 g.\nKitte Platinbestimmung gab einen auf das Platinchloridsalz des Trimethylaminchlorhydrates stimmenden Wert.\n0,3128 g Substanz lieferten 0,1158 g Pt.\nReroolmet f\u00fcr [XfCH^ . HCl], \u2022 PtCl4: Pt = 36.93\u00b0/o.\nbefunden: 37,02 \u00ae/o.\nDas orangefarbene Produkt erwies sich auch nach seinem Schmelzpunkt (ca. 213\u00b0 mit Zersetzung) als das Platinsalz des Trimelhyamins. Zur weiteren Identifizierung stellten wir aus dem Platinsalz durch Zerlegen der w\u00e4sserigen L\u00f6sung mit Schwefelwasserstoff, Versetzen des Filtrates vom Platinsulfid mit einer w\u00e4sserigen Goldchloridl\u00f6sung das Aurat dar. Es l\u00f6ste sich nur sehr schwer in Wasser, dagegen leicht in absolutem Alkohol und zersetzte sich gegen 250\u00b0. Es stimmt in diesen Eigenschaften mit denjenigen des Trimethylamin-aurates \u00fcberein.\nMethylierungsversuch von Glycyl-glycin mittels\n.lodmethyls.\n3 g Glycinanhydrid werden in n-Kalilauge ( = 1 Mol.) aufgenommen und zur Aufspaltung 20 Minuten bei gew\u00f6hnlicher Temperatur stehen gelassen. Dann wurde das doppelte Volumen Methylalkohol zugef\u00fcgt und portionsweise mit kleinen Mengen Jodmethyl (insgesamt \u00fcber 3 Mol.) und 10\u00b0/oiger methylalkoholischer Kalilauge versetzt. Man lie\u00df zun\u00e4chst bei gew\u00f6hnlicher Temperatur stehen. Nach 14 Stunden brachte man die Fl\u00fcssigkeit in , den Brutschrank, methylierte in der angegebenen Weise weiter unter Beachtung, da\u00df die Reaktion zun\u00e4chst nur schwach alkalisch oder schwach sauer blieb. Nach 7 Stunden setzte man noch etwas methylalkoholische Kalilauge zu und lie\u00df bei deutlich alkalischer Reaktion noch 1 Stunde stehen. Dann wurde neutralisiert und die L\u00f6sung mit Wasser","page":28},{"file":"p0029.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis von rnethylierten Polypeptiden usw.\n29\nverd\u00fcnnt. Zur Entfernung des Jods wurde mit reichlich der berechneten Menge frisch gef\u00e4llten Silberchlorids gesch\u00fcttelt. Das Filtrat dampften wir im Vakuum ein, kochten den R\u00fcckstand wiederholt mit Alkohol aus, engten den alkoholischen Extrakt ein, nahmen in ca. 400 ccm Wasser auf, f\u00e4llten mit einer 10 0 o igen Phosphorwolframs\u00e4urel\u00f6sung einen weilten, krystallinischen Niederschlag, der gut ausgewaschen und aus ca. 300 ccm Wasser unter Zusatz von wenig Alkohol umkryslal-lisiert wurde. Das Phosphorwolframat l\u00f6ste sich leicht in Alkohol. Es kristallisierte aus Wasser, nachdem es sich zun\u00e4chst milchig ausgeschieden hatte, in sch\u00f6nen, seidengl\u00e4nzenden Nadeln. Das phosphorwolframsaure Salz wurde in \u00fcblicher Weise mit Barythydrat zerlegt und die L\u00f6sung quantitativ von \u00fcbersch\u00fcssigem Baryt befreit. Die L\u00f6sung verd;impften wir unter stark vermindertem Druck, kochten den R\u00fcckstand mit viel Alkohol aus und versetzten nun am besten (nach verschiedenen Versuchen) mit einigen Tropfen Salzs\u00e4ure und einer konzentrierten w\u00e4sserigen Platinchloridl\u00f6sung, wobei sich orangegelbe Krystalle abscliieden. Ihre Menge betrug, nach dem Trocknen bei 120\u00b0, ca. 2,5 g. Die Platinbestimmung wies auf das Betain-Platinat.\n0.3001 g Substanz, bei 120\u00b0 getrocknet, lieferten 0,0907g IM. Berechnet f\u00fcr (C-IIj/^N)* \u2022 H.,PlCl6 (Molgew. \u00f6l!)\u201430,28 \u00b0;o Pt.\nGefunden=30,22 \u00b0/o Pt.\nAnmerkung: Als Beispiel daf\u00fcr, da\u00df wir hei verschiedenen Versuchen, Aminos\u00e4uren und Polypeptide zu methylieren, kalihaltige Pr\u00e4parate1) erhalten haben, wollen wir hier noch den Methylierungsversuch von GIycy 1-1-tyrosin mittels Jodmethyls und methylalkoholischer Kalilauge erw\u00e4hnen. Das \u00fcber das schwer l\u00f6sliche Phosphorwolframat gereinigt\u00ab\u00bb Produkt ergab schlie\u00dflich, als wir es als Pikrat aus seiner w\u00e4sserigen L\u00f6sung abscheiden wollten, das schwer l\u00f6sliche pikrinsaure Kaliumsalz :\n0,2059 g Substanz gaben 0,2050 g CO* und 0,0188 g 1120.\n0,1552 g Substanz lieferten bei 18\u00b0 und 75\u00f6 mm Druck 20,6 ccm N.\nBerechnet f\u00fcrC\u00c4H2N307K: 26,97\u2018VoC, 0,75\u00b0 oll, 15,73\u2018VoN. Gefunden: 27,15 \u00b0/o C, 1,01 \u00b0 o H, 15,509!o N.\nVgl. hierzu die Einleitung S. 20.","page":29}],"identifier":"lit19368","issued":"1911","language":"de","pages":"19-29","startpages":"19","title":"Weitere Beitr\u00e4ge zur Kenntnis von methylierten Polypeptiden: Betain des Diglycylglycins","type":"Journal Article","volume":"75"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:19:20.333385+00:00"}