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{"created":"2022-01-31T14:02:46.421653+00:00","id":"lit19378","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Tschernoruzki, M.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 75: 216-231","fulltext":[{"file":"p0216.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Fermente der Leukocyten.\nVon\nM. Tschernoruzki.\n\u2022 Aus1 \u00ablfm chemWehen Laboratorium des Kaiser). Institutes f\u00fcr experimentelle Medizin\nin St. Petersburg.)\n\u00abDer Redaktion zugegangen am 3. September.)\nDie Fragen \u00fcber die fermentative Energie der Leukocyten sind zurzeit noch fast gar nicht aufgekl\u00e4rt. In dem Lehrbuch von Oppenheimer^) finden wir z. B. nur \u00fcber die Leuko-protease n\u00e4here Angaben, bei den anderen Fermenten wird nur im allgemeinen auf die Wahrscheinlichkeit ihres eventuellen Vorhandenseins oder Nicht Vorhandenseins in den Leukocyten hingewiesen. (2)\nIndessen sind aber diese Fragen von ungeheurem Interesse, einerseits wegen der wichtigen Rolle, welche die Leukocyten im Leben, sowohl des normalen, wie des kranken Organismus spielen, und anderseits wegen der Bedeutung, welche den fermentativen Prozessen augenscheinlich bei den vielseitigen Funktionen der Leukocyten zukommt. So tritt z. B. in den letzten Jahren, dank den Arbeiten von Metalnikoff,(\u2018) Bergell,(4) Fiessinger und Marie(5) die interessante Rolle der Lipase bei der tuberkul\u00f6sen Infektion hervor, ebenso wie die interessante Tatsache, da\u00df die Lipase nur in den Elementen des lymphatischen Systems gefunden wird.\nAls Ausgangsmaterial f\u00fcr die Untersuchungen der fermentativen Funktionen der Leukocyten dienten bis jetzt fast ausschlie\u00dflich derartig komplizierte Substrate, wie Eiter, Exsudate, leuk\u00e4misches Blut und verschiedene Organe (Lymphdr\u00fcsen, Milz, Knochenmark). Nur Maucinl6) benutzte isolierte, vom Pferde gewonnene Leukocyten.\nIn der vorliegenden Arbeit, welche ich auf Anregung und unter der Leitung von Frau Dr. Sieber-Schumowa ausf\u00fchrte,","page":216},{"file":"p0217.txt","language":"de","ocr_de":"i her die Fermenle der Leukocyten.\n217\nuntersuchte ich isolierte Leukocyten vom Hunde auf ihren Gehalt an einigen Fermenten. Zu diesem Zwecke w\u00e4hlte ich gerade Hunde, weil diese augenscheinlich, den Eigenschaften ihrer Leukocyten nach, dem Menschen n\u00e4her stehen, als alle anderen Tiere mit Ausnahme des Affen- wie bekannt besitzen nur Mensch, Affe und IJund Leukocyten mit echten neutrophilen Granula und nur hier erscheinen die polynukle\u00e4ren Leukocyten als Tr\u00e4ger des proteolytischen Fermentes.1) .\nMeine Untersuchungen wurden an vier vollkommen gesunden Hunden angestellt; nur der Hund Nr. 1 unterschied sich von den anderen dadurch, da\u00df ihm im Verlauf von 5 Monaten 00,4 g reines Natr. nucleinicum (Merck) in allm\u00e4hlich ansleigenden Dosen intraperitoneal eingef\u00fchrt worden w\u00e4ren, wobei die letzte Injektion zu 18,15 g drei Tage vor dem Tode des Tieres (durch Verblutung) stattfand.\nUm die Leukocyten rein und in gr\u00f6\u00dferer Menge darzustellen. bediente ich mich des Klingschen Verfahrens mit einer kleinen Modifikation. (7) Den Hunden wurde ein positiv chemotaktisch wirkendes, selbstverst\u00e4ndlich vorher sterilisiertes Gemenge von Aleuronat mit Weizen- und Kartoffelmehl in die Heurah\u00f6hle eingef\u00fchrt; die von mir dabei beobachteten Tatsachen allgemeinen Charakters erlaube ich mir an dieser Stelle kurz anzuf\u00fchren.\nAlle Hunde reagierten schon nach Ablauf von 8 ' 4 Stunden nach der Injektion mit Temperaturerh\u00f6hung (bis zu 40\u00b0 C.) und deutlicher St\u00f6rung des Allgemeinbefindens: die vorher munteren und gesunden Hunde wurden apathisch, matt, reagierten fast gar nicht auf die Umgebung (sogar auf Schmerzempfindungen erfolgte fast keine Reaktion), sie verloren den Appetit und machten \u00fcberhaupt einen schwerkranken Eindruck. Im Blute der Tiere wurde w\u00e4hrend dieser Zeit Hypoleukocytose konstatiert, wobei die Leukocvtenzahl sich, im Vergleich mit dem Befund vor der Injektion, um 2000\u20144000 Leukocyten verminderte. Am n\u00e4chsten Tage war das Befinden ein wenig besser, wenn auch noch stark alteriert; Temperatur gegen 39.0\n\u2018i i brigens fand Mancini (loc. cit.) in den Leukocyten des Pferdes ein proteolytisches Zymogen.\nHoppe-Seyler** Zeitschrift f. physiol. Chemie. LX-XV.\t|f>","page":217},{"file":"p0218.txt","language":"de","ocr_de":"21K\nM. Tschernoruzki.\nJ\nbis 39,5\u00b0 C.: im Blute immer noch Ilvpoleukocytose nachweisbar mit Ausnahme von einem Fall (Hund Nr. 2), wo w\u00e4hrend dieser Zeit eine ausgesprochene Hyperleukocytose bestand (Steigerung der Leukocytenzahl von 7950 auf 31850). Nach der zweiten Injektion wurde wieder Verschlimmerung des Befindens, wieder Temperaturerh\u00f6hung und von neuem Hypoleukocytose beobachtet (bei dem Hunde Nr. 3 fiel die Leukocytenzahl bis auf 3900).\nDie soeben erw\u00e4hnten Erscheinungen erinnern sehr an das Krankheitsbild bei Infektionskrankheiten (wie bekannt, wird in dem Anfangsstadium jeder Infektion gleichfalls Hypoleukocytose beobachtet). Unwillk\u00fcrlich dr\u00e4ngt sich der Gedanke auf, dall das klinische Bild einer beliebigen Infektionskrankheit (in bezug auf Temperatur, Blutver\u00e4nderung, subjektives Befinden) in letzter Linie nicht durch die Art der Infektion, sondern durch den, nat\u00fcrlich von der Infektion abh\u00e4ngigen Charakter der Reaktion des Organismus bedingt wird; es kommt also dabei auf den Charakter der Prozesse und Schutzkr\u00e4fte an, deren sich der Organismus im gegebenen Falle f\u00fcr die Wiederherstellung des gest\u00f6rten Gleichgewichtes bedient.\nMethode der Gewinnung von Leukocyten und ihren\nExtrakten.\nDas obengenannte Aleuronatgemenge (in unserem Falle :><\\'oig) wurde zu je 20\u201440 ccm (je nach Gr\u00f6\u00dfe des Tieres) in eine der Pleurah\u00f6hlen, meist in die rechte, eingef\u00fchrt. Nach den Erfahrungen unseres Laboratoriums besteht der Vorzug der Pleurah\u00f6hle vor der Peritonealh\u00f6hle (Kling), wenigstens bei gro\u00dfen Tieren (Hund, Schaf) darin, da\u00df das Exsudat in ersterer vollkommen zug\u00e4nglich ist und leicht beinahe quantitativ gesammelt werden kann. Etwa nach 20 Stunden wurde die Injektion in der gleichen oder in einer etwas kleineren Dosis wiederholt und 4 Stunden nach der zweiten Injektion das Exsudat entnommen. Die Erfahrungen unseres Laboratoriums lehren, da\u00df die besten Resultate in quantitativer Beziehung bei Entnahme des Exsudates 3\u20144 Stunden nach der 2. Injektion erzielt werden.\nNach Er\u00f6ffnung der Pleurah\u00f6hle wurde das Exsudat in","page":218},{"file":"p0219.txt","language":"de","ocr_de":"Cber die Fermente der Leukocyten.\t219\nsitu mit 1 \u00b0/o Natr. citricum enthaltender physiologischer Kochsalzl\u00f6sung verd\u00fcnnt und dann mittels Siphon in einem Kolben oder Zylinder gesammelt, wobei die Pleurah\u00f6hle mehrefemal mit der genannten Fl\u00fcssigkeit durchgesp\u00fclt wurde. Am n\u00e4chsten Tage wurde die Fl\u00fcssigkeit von den zu Boden gesunkenen Leukocyten entfernt und letztere von den ihnen noch anhaltenden Fl\u00fcssigkeitsresten durch Zentrifugieren und mehrfaches Auswaschen mit physiologischer Kochsalzl\u00f6sung, befreit.\nIn drei F\u00e4llen (von vier) enthielt das Exsudat eine gr\u00f6\u00dfere oder geringere Beimengung von Blut. Die Befreiung davon gelang in diesen F\u00e4llen nur durch mehrfaches (bis zu 10\u2014l\u00f6mal) und kurzdauerndes (nicht l\u00e4nger als 1 Minute) Zentrifugieren und Auswaschen mit physiologischer Kochsalzl\u00f6sung. In dieser Beziehung best\u00e4tigt mein Versuch vollkommen die Angaben von Mancini (1. c.).\nAuch in der Pleurah\u00f6hle, in welche keine Injektion erfolgt war, wurde stets ein, wenn auch quantitativ geringeres Exsudat vorgefunden. Die von mir ausgef\u00fchrte Z\u00e4hlung der Leukocyten in diesen Exsudaten ergab in derjenigen Pleurah\u00f6hle, in welche eine Injektion stattgefunden hatte, gegen 60000\u201470000 Leukocyten im Kubikzentimeter; in der intakten Pleurah\u00f4hl\u00eb schwankten die Zahlen zwischen 32 750^-131700.\nDie Menge der so gewonnenen Leukocyten schwankte bei den einzelnen Hunden, unabh\u00e4ngig von der Gr\u00f6\u00dfe derselben, bedeutend. Die Hunde wogen 9\u201414 kg, die Menge der von ihnen gewonnenen Leukocyten schwankte aber zwischen 3,0\u201430,0 g. (Beim Hunde Nr. 1 \u2014 10,0 g, bei Nr. 2 \u2014 4,5 g,, bei Nr. 3 \u2014 3,0 g und bei Nr. 4 \u2014 30,0 g.) Die letzte der angef\u00fchrten Zahlen entspricht derjenigen Menge von Leukocyten, welche aus 30 l Pferdeblut gewonnen werden kann (Mancini, 1. c.) \u2014 ein Umstand, der zugunsten der beschriebenen Methode der Leukocytengewinnung spricht.\nDie ausgewaschenen Leukocyten \u00abstellen eine wei\u00dflichgraue, dickfl\u00fcssige und z\u00e4he Masse dar, die sich bei Untersuchung an gef\u00e4rbten Ausstrichpr\u00e4paraten als fast ausschlie\u00dflich aus polymorphkernigen Zellen erweist: die vereinzelt Vorgefundenen Lymphocyten k\u00f6nnen im Vergleich mit der ganzen Masse\n15*","page":219},{"file":"p0220.txt","language":"de","ocr_de":"220\nM. Tschefnoruzki,\nnicht in Betracht kommen; alle Untersuchungsresultate m\u00fcssen daher auf die polymorphkernigen Leukocvten bezogen werden.\nUm die in den Leukocvten enthaltenen Fermente in L\u00f6sung \u00fcberzuf\u00fchren, bereitete ich aus denselben nach der bekannten Methode mittels Gefrierenlassen und wieder Auftauen (\u2018inen w\u00e4sserigen Extrakt im Verh\u00e4ltnis von 1 : 10, wobei der erforderliche Grad der Zerst\u00f6rung der Leukocvten an gef\u00e4rbten Pr\u00e4paraten kontrolliert wurde. In diesen Extrakt wurde darauf NaCI meinem der physiologischen Kochsalzl\u00f6sung entsprechenden Verh\u00e4ltnis hinzugef\u00fcgt, der Rest der Leukocyten mittels Zentrifugierens entfernt und der durchsichtige etwas opalescierende Extrakt als Ausgangsmaterial f\u00fcr alle weiteren Untersuchungen benutzt.\nAn dieser Stelle sei bemerkt, da\u00df bei allen Manipulationen, die in dieser Arbeit beschrieben und erw\u00e4hnt werden, selbstverst\u00e4ndlich alle Vorsichtsma\u00dfregeln ergriffen wurden, um eine Verunreinigung des zu untersuchenden Materials zu verh\u00fcten. Alles benutzte Geschirr, Wasser und L\u00f6sungen wurden vorher sterilisiert. Als Antiseptica wurden Chloroform und Toluol verwendet. Die Kontrollversuche wurden, wo erforderlich, mit Extrakt, der w\u00e4hrend 5 Minuten auf dem Drahtnetz gekocht hatte, angestellt.\nMeine Untersuchungen bezogen sich auf folgende Fermente: Protease, Amylase, Diastase (Dextrinase), Katalase, Lipase, Nuclease und Oxydase.\nProtease.\nDa\u00df die neutrophilen Leukocyten bei einigen Tieren als Tr\u00e4ger des proteolytischen Fermentes erscheinen, ist eine zurzeit fest begr\u00fcndete Tatsache; meine Untersuchungen an isolierten Leukocyten vom Hunde stehen damit in vollkommener \u00dcbereinstimmung.\nDas Vorhandensein und die digestive Energie des Fermentes bestimmte ich \u00ce. nach der b\u00e8kannten Methode von Gross-Fuld und au\u00dferdem 2. aus der Differenz in der Menge des nicht durch Essigs\u00e4ure f\u00e4llbaren Eiwei\u00dfes in Parallelportionen mit lebendem und abget\u00f6tetem Ferment; die Eiwei\u00dfbestimmung wurde am Filtrat durch Verbrennung nach Kjeldahl vorgenommen.","page":220},{"file":"p0221.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Fermente der Leukocyten.\n221\n\u2022 Versuchsdauer in beiden F\u00e4llen 24 Stunden. Temperatur * 40\u00b0 C., Versuchsobjekt 2\u00b0/ooige Caseinl\u00f6sung.\nNach der Methode von Gross-Fuld erhielt ich folgende Resultate:\nHunde\tNr. 1\tNr. 2\tNr. :i\tNr. 4\nDie zur vollst\u00e4ndigen Verdauung von 2 ccm Casein erforderliche Extraktmenge aus Leukocyten in ccm\t1 0.25 1\tf :\ti 0,25\t0.1\u00ab\t0.1\u00ab\nC.aseinmenge in ccm. welche durch 1 ccm Extrakt verdaut werden kann\tH \u25a0 > j\t\u00ab\t12.5\t12.5\nFolglich ist 1 g Leukocyten1) imstande, im Verlauf von 21 Stunden bei einer Temperatur von 40\u00b0 C. durchschnittlich 102,0 ccm einer Caseinl\u00f6sung oder 205 mg Casein zu verdauen.\nBei Bestimmung der Proteasewirkung aus der Menge des nicht durch Essigs\u00e4ure f\u00e4llbaren Eiwei\u00dfes war das Resultat gleichfalls ein positives und die Differenz in der Menge des nach Kje 1 dahl bestimmten N in der Versuchsportion einerseits und der Kontrollportion anderseits stets deutlich.\n* \u00bb\nZur Illustration f\u00fchre ich folgende Zahlen an (Hund Nr. 4).\nHund Nr. 4\tmg N in 7 ccm Filtrat\t\tmg N in der ganzen Menge\tDi fielen/. in mg N\tBie entsprechende Uii\u00eferenz in mg Eiwei\u00df\n\tVersuch Kontrolle\t\tVersuch Kontrolle\t\t\n0.5 ccm Extrakt -p \u20184-5 ccm Casein\t2.1\t1.1\tt 3,0\t1,\u00ab t *\t1.4\tHji)\n0.1 ccm Extrakt -f- 0.0 ccm Casein\t1,\u00ab\t1,0 . .\t1 2,:t j U\t0.0\t5,\u00ab25\nDas hei\u00dft, 1 g Leukocyten ist imstande, bei oben erw\u00e4hnten Verh\u00e4ltnissen 175,0\u2014562,5 mg Eiwei\u00df zu. verdauen.\nBei diesen Verdauungsversuchen waren die Resultate im allgemeinen die gleichen, gleichviel, ob der gew\u00f6hnliche oder ein erst im Verlauf einer halben Stunde bei einer Temperatur\n\u2018) d. h. die Menge des Extraktes, welche 1 g Leukocyten entspricht.","page":221},{"file":"p0222.txt","language":"de","ocr_de":"222\nM. Tschernoruzki.\nvon 50\u00b0 C. erw\u00e4rmtes Extrakt verwendet wurde. Folglich erkl\u00e4rt sich die optimale Wirkung der Leukoprotease hei der genannten Temperatur bei Verwendung von Blut, Organen und, \u00e4hnlichem Material als Fermentquelle wahrscheinlich nicht durch eine direkte Aktivierung des Fermentes, sondern entweder durch ein Freiwerden desselben aus den bei dieser Temperatur zerfallenden Leukocvten oder aber durch eine Zerst\u00f6rung irgendwelcher thermolabiler, die Verdauung behindernder Substanzen. (*)\nAmylase und Diastase.\nGew\u00f6hnlich werden diese Benennungen als Synonyma zur Bezeichnung eines und desselben, der Verwandlung von St\u00e4rke in Zucker dienenden Fermentes gebraucht. Auch die zwei Arten der quantitativen Bestimmung dieses Fermentes, sowohl die kolorimetrischen Methoden, denen die Jodreaktion auf St\u00e4rke zugrunde liegt, wie diejenigen, die auf der Bestimmung des sich bildenden Zuckers beruhen, gelten als gleichwertig zur Bestimmung dieses Fermentes, eine Differenz zwischen denselben soll nur in bezug auf Genauigkeit und Bequemlichkeit der Ausf\u00fchrung bestehen. (\u2022\u2022lw)\nWenn wirklich mit beiden Methoden die Wirkung eines und desselben Fermentes bestimmt wird, so m\u00fcssen bei Untersuchung gleicher Organe beim gleichen Tiere ungef\u00e4hr parallele Resultate erzielt werden und die Abweichungen davon d\u00fcrfen nicht das Ma\u00df der der Methode anhaftenden Fehlerquellen \u00fcberschreiten. Wir sehen indessen bei gleichzeitiger Bestimmung der diastatischen Wirkung von Organen einerseits nach Wohlgemuth (10) und anderseits aus der Menge des aus St\u00e4rke gebildeten Zuckers, da\u00df ein solcher Parallelismus meist nicht besteht und im Gegenteil oft eine ausgesprochene Inkongruenz beobachtet wird, wie wir dies an dem gro\u00dfen Material von Aljoschin(11) erkennen und wie auch ich an einer Reihe eigener Untersuchungen konstatieren konnte.\nln Anbetracht dieser Tatsachen neige ich zu der Ansicht, da\u00df zwei Fermente an dem Proze\u00df der Verwandlung von St\u00e4rke in Zucker teilnehmend12) die Amylase, welche St\u00e4rke in Dextrin verwandelt und nach der Methode von Wohlgemuth","page":222},{"file":"p0223.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Fermente der Leukocyten.\n223\nbestimmt wird, und die eigentliche Diastase (oder richtiger Dextrinase), welche Dextrin in Zucker \u00fcberf\u00fchrt und aus der Quantit\u00e4t des letzteren bestimmt wird.\nWeiter unten f\u00fchre ich die an Leukocyten sowohl nach der einen wie nach der anderen Methode gewonnenen Resultate an und auch hier l\u00e4\u00dft sich wieder der obengenannte Mangel eines Parallelismus konstatieren.\nF\u00fcr die Annahme, da\u00df die Leukocyten ein amylolytisches oder diastatisches Ferment enthalten, sprechen sich eine ganze Reihe von Autoren mit gr\u00f6\u00dferer oder geringerer Bestimmtheit aus, so Berestnew, Castellino und Paracca, Achalme, Zabolotny, Tarchetti, Haberlandt, Mancini.(,s)\nZur Bestimmung der Amylase bediente ich mich der Methode von Wohlgemuth mit der kleinen Ab\u00e4nderung, da\u00df zum Titrieren statt einer Qio-n-Jodl\u00f6sung eine Vioo-n-Jodl\u00f6sung (2 Tropfen auf 1 Reagenzglas) verwendet wurde. Versuchsobjekt : Amylum solubile (Kahlbaum). Versuchsdauer 1 Stunde. Temperatur 40\u00b0 C. (im Wasserthermostaten).\nDie amylolytische Wirkung des Leukocytenextraktes war bei allen 4 Hunden die gleiche (ein geringer Unterschied bestand nur in der Intensit\u00e4t der violetten F\u00e4rbung des limes \u2014 Reagenzglases) und betrug in der von Wohlgemuth vorgeschlagenen Einheit D^ = 12,5, d. h., 1 g der Leukocyten ist\nimstande, im Verlaufe einer Stunde bei einer Temperatur von 40\u00b0 C. 125 ccm einer l\u00b0/oigen St\u00e4rkel\u00f6sung oder 1,25 g reiner St\u00e4rke zu verdauen.\nZur Bestimmung der Diastasewirkung wurden die Experimente in folgender Weise angelegt: Ein Gemenge von 1 ccm Extrakt, das mit Wasser bis zu 10 ccm verd\u00fcnnt war, und 10 cctn einer l\u00b0/oigen St\u00e4rkel\u00f6sung wurden auf 21 Stunden bei einer Temperatur von 37,5\u00b0 in den Thermostaten gebracht. Nach Ablauf dieser Zeit wurde darin nach der Methode Lehmann- Riegler(14) die entstandene Zuckermenge bestimmt (in den Kontrollversuchen waren nur Spuren einer Reduktion mit Fehlingscher L\u00f6sung zu konstatieren).","page":223},{"file":"p0224.txt","language":"de","ocr_de":"-- *\u2022\tM. Tschernoruzki,\nHunde\tNr. 1\tNr. 2\tNr. 3\tNr. 4\nIhc 1 enn Kxtrukt entsprechende .\tq q Zuckermenge in mg\t25.05\t13.7\t8.7\nIhc I g Leukocyten entsprechende Zuckermenge in mg\t250,5\t.\tf 137\t87\nFolglich ist 1 g Leukocyten imstande, aus St\u00e4rke hei oben angegebenen Verh\u00e4ltnissen durchschnittlich 143,4 mg Zucker zu bilden.1)\nKatalase.\nIn bezug auf den Katalasegehalt der Leukocyten existieren, soviel mir bekannt, keine speziellen Untersuchungen. NurBatelli und Stern sprechen sich in einer ihrer Arbeiten (bei Ber\u00fchrung der Frage \u00fcber die Verteilung der Katalase in den verschiedenen Blutelementen) auf (\u00abrund indirekter Beobachtungen dabin aus, dal! dieses Ferment in den polynucle\u00e4ren Leukocyten nicht in merklichen Mengen enthalten sei; die Lymphe und die Lympho-eyten seien folglich fast ganz frei von Katalase. (,:>)\nBei der Bestimmung der Katalase bediente ich mich der allgemein bekannten Kaliumpermanganatmethode. Als Versuchsobjekt diente 1 v\u00bbige Wasserstoffsuperoxydl\u00f6sung (Merck). Versuchsdauer 15 Min. Temp. 37,5\u00b0 C. Der Versuch wurde in folgender Weise angelegt: wir nahmen 0,5\u20141,0ccm (mit sterilem Wasser auf 10 ccm verd\u00fcnnten) Extrakt auf 10\u201420 ccm einer 1 Sogen llg0s-L\u00f6sung. Nach Ablauf der Versuchsdauer wurde 1 ccm dieser JJtlischung in saurer L\u00f6sung (H8S04) mit f 50-11-L\u00f6sung von KMn04 (1 ccm = 0,00034 g Hg02) titriert. Nun ist es leicht, falls man vorher den Titrationsgrad der 1\u00b0 eigen I l20.r L\u00f6sung kennt, die Menge des gespaltenen H202 auf 1 ccm Extrakt und auf 1 g Leukocyten zu berechnen.\n') Nur in einem Falle, leider, pr\u00fcfte ich an zwei Parallelporlionen mittels der Polarisationsmethode die Wirkung des Leukocytenextraktes auf 2 ' >ige Traubenzuckerlosung (im Verh\u00e4ltnis von 1:10) bei einer Temperatur von 37.5\u00b0 C. : es erwies sich, da\u00df der Ablenkungswinkel der Polarisationsebene sogar nach 00 Stunden unver\u00e4ndert geblieben war.","page":224},{"file":"p0225.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Fermente der Leukocyten.\t22;>\nHunde\tDie Menge des gespaltenen ll/)r welche 1 ccm Extrakt entspricht\tDasselbe entsprechend LO g Leukocyten\tDie entspreeliende Menge < in ccm hei Ou und 700 mm auf 1.0 g Leukocyten\nNr. 1\tHl.6\tH16\t20H,.j i\t\u2019\n> 2\t00.6\t096\t229\n\u00bb 8\t129,2 *\t1292\t425,2\n\u00bb 4\t99.90\t99\u00bb,6\t325\nIm Durchschnitt ist folglich 1,0 g Leukocyten imstande, im Verlauf von 15 Minuten bei einer Temperatur von 37,5\u00b0 C. eine Menge von 950,9 mg fls02 zu spalten oder, mit anderen Worten, daraus 312,9 ccm 02 in Freiheit zu setzen.\nVergleicht man diese Zahlen mit dem Katalasegehalt des Blutes, wo 1,0 g nach meinen Beobachtungen unter denselben Bedingungen gegen 1400 mg H\u00e402 (407 ccm Ot) spaltet, so kommt man zu dem Schl\u00fcsse, dal! die Leukocyten eine relativ hohe katalytische Wirkung besitzen: wir wissen ja, dal\u00bb das\nBlut zu den besonders an Katalase reichen Geweben geh\u00f6rt.\n\u00ab\u25a0\nLipase.\nMancini(\u00df) konnte Lipase an isolierten Leukocytcn. vom Bferde (bei Pr\u00fcfung an Mandel\u00f6lemulsion) keine deutliche lipo-lytische Wirkung konstatieren.\nBergell,(4) Fiessinger und Marie(5) kommen aufgrund ihrer haupts\u00e4chlich an tuberkul\u00f6sen Exsudaten und Eiter, ferner an Milz und Lymphdr\u00fcsen einiger Tiere angestollten Untersuchungen zum Schl\u00fcsse, da\u00df die Lipase ein ausschlie\u00dflich dem lymphatischen Apparat angeh\u00f6riges Ferment darstellt und in den polvnucle\u00e4ren Leukocyten nicht enthalten ist. .\nBei meinen Untersuchungen auf Lipase dienten mir sowohl. k\u00fcnstliche wie nat\u00fcrliche Fette als Versuchsobjekte. Als Vertreter der ersten Gruppe benutzte ich Monobutyrin und \u00c4thyl-butyrat, als Vertreter der zweiten Gruppe Oliven\u00f6l und Butter. Jeder Versuch war von einer Kontrollpr\u00fcfung an abgekochtem Extrakt begleitet. Aus der Differenz in der Acidit\u00e4t der Versuchsportion einerseits und der Kontrollportion anderseits schlo\u00df man auf Vorhandensein und Energie des Fermentes.\nDer Versuch selbst wurde in folgender Weise a\u00fcsgef\u00fchrt:","page":225},{"file":"p0226.txt","language":"de","ocr_de":"220\nM. Tschcrnoruzki,\nKxtrakt 1\u20142 ccm; 10 ccm einer l\u00b0/oigen L\u00f6sung eines k\u00fcnstlichen Fettes; Oliven\u00f6l 0,5 ccm: Butter 0,1 g. Die Gesamtmenge <ler Mischung wurde mittels sterilen Wassers auf 30 ccm gehracht. Versuchsdauer 21 Stunden; Temperatur 37,5\u00b0 G. Die Titration erfolgte mit 1 j\u00abo n-Kalilauge; als Indikator diente Phenolphthalein.\nDas Resultat war in allen vier F\u00e4llen, trotz mehrfach wiederholter Untersuchung, ein vollkommen negatives.\nKin solches Resultat k\u00f6nnte aber nicht nur durch wirkliche Abwesenheit des Fermentes, sondern auch dadurch bedingt sein, da\u00df sich das Ferment im gegebenen Falle in inaktivem Zustand befindet.\nUm m\u00f6glichst der L\u00f6sung dieser Frage n\u00e4her zu treten, stellte ich einige Versuche bei Gegenwart von mangansauren Salzen (MnO, MnS04) an, diese erh\u00f6hen, wie bekannt, die T\u00e4tigkeit der Lipase (Aktivierung?) (lf!). Das Resultat war gleichfalls negativ.\nDie eben angef\u00fchrten Tatsachen geben uns, wie mir scheint, das Recht, mit Bestimmtheit zu behaupten, dal! die polymorphkernigen Leukocylen vom Hunde keine Lipase enthalten.\nNuclease.\nIn betreff der Nuclease der Leukocylen fand ich in der mir zug\u00e4nglichen Literatur keinerlei Angaben.\nDieses Ferment wurde von mir nach zwei Methoden untersucht: nach der k\u00fcrzlich von Pighini(17) vorgeschlagenen optischen Methode in allen 4 F\u00e4llen und au\u00dferdem in 2 F\u00e4llen auf chemischem Wege.\nI. Die Nucleins\u00e4ure dreht, wie bekannt, die Polarisationsebene nach rechts; bei Spaltung der S\u00e4ure werden ihre optischen Kigenschaften ver\u00e4ndert, der Ablenkungswinkel wird kleiner und aus der \u00c4nderung dieses Winkels kann man auf Vorhandensein und St\u00e4rke der fermentativen Wirkung schlie\u00dfen. Als Versuchsobjekt diente mir eine 2\u00b0/oige L\u00f6sung von Nucleins\u00e4ure der Pariser Firma Le Prince. Als Polarisationsapparat benutzte ich das Polarimeter von Schmidt und Haensch. I tie L\u00e4nge der R\u00f6hre betrug 10 ccm. Das Verh\u00e4ltnis des Extraktes zur Nucleins\u00e4ure war 1 ; 10.","page":226},{"file":"p0227.txt","language":"de","ocr_de":"227\n\u00dcber die Fermente der Leukocyten.\nIn allen Kontrollversuehen (Nucleins\u00e4ure ohne Extrakt. Extrakt ohne Nucleins\u00e4ure und Nucleins\u00e4ure mit abgekochtem Extrakt) \u00e4nderte sich der Ablenkungswinkel nicht w\u00e4hrend der Versuchszeit (nicht l\u00e4nger als 24 Stunden).\nVon einer ganzen Reihe von Untersuchungen, die nach der optischen Methode ausgef\u00fchrt wurden und bei mehrfacher Wiederholung im allgemeinen ein identisches Resultat ergaben, f\u00fchre ich im folgenden je eine Untersuchung f\u00fcr jeden Fall als Beispiel an.\nZur gr\u00f6\u00dferen Anschaulichkeit gebe ich auch kicnach dem Gesetz von Sch\u00fctz-Borissow(18) berechnete Konstante an.\nHund\tVersuchsdauer in Minuten t\tDer zu Anfang beobachtete Ablenkungswinkel\tDer gefundene Ablenkungs- winkel\tDifferenz * !\tk. . * li\nNr. 1\t1080\t2\u00b0\t10 40'\t0\u00b0 20'\t0,0084\n\u00bb 2\tm\t1 2\u00b0 10'\t10 50'\t1 0# 20'\t. 0,0000 ! T\n\u00bb 3\t1080\t2 '* 15'\t10 30'\t0\u00b0 45'\t, 1.3000\n\u00bb 4\t1440\t2\u00b0 l .V\t10 35'\t0\u00b0 10'\t1.0510\nAus diesen Angaben folgt mit Gewi\u00dfheit, da\u00df die Nucleiiir s\u00e4ure durch Leukocytenextrakt gespalten wird. /\nII. Auf chemischem Wege wurde die fermentative Energie der Leukocyten aus der Menge des durch Nuclease in Freiheit gesetzten anorganischen Phosphors berechnet. Der Phosphor wurde nach Stutzer-Neumanni19) bestimmt. Versuchsobjekt: Natrium nucleinic. (Merck) zu 0,5\u20141,0 g in ungef\u00e4hr 2\u00b0/oiger L\u00f6sung. Versuchsdauer 24 Stunden. Temperatur \u2014 \u00df7,5\u00b0 C.\nNach dieser Methode wurde die fermentative Energie der Leukocyten beim Hunde Nr. 1 an 5 ccm Extrakt und beim Hunde Nr. 4 an 0,5 g Leukocyten per se bestimmt.\nHunde\tDie gefundene Menge P*05 in mg enlspricht 0,5 g Leukocyten\t\t\tDie Menge\tinmg entspricht 1,0 g Leukocyten\n\tVersuch\tKontrolle\tDifferenz\tDifferenz\nNr. 1\t40.20\t18.45\t21.84\t43,08\n\u00bb 2\t23.10\t0,80 \u25a0 \\ \u2022\u2022 \u2022 \u25a0 \u2022 .\t13.24\t, 20.48","page":227},{"file":"p0228.txt","language":"de","ocr_de":"22*\nM. Tscheri\u00eforuzki,\nFolglich ist 1,0 g Leukocyten vom Hunde Nr. 1 (welchen, wie oben angegeben, Xatr. nucleinic. Zugef\u00fchrt wurde) imstande, im Verlauf von 24 Stunden bei einer Temperatur von 37,5\u00b0 C. eine Menge von 43.08 mg PsO- aus Nueleins\u00e4ure in Freiheit zu setzen, w\u00e4hrend 1,0 g Leukocyten vom Hunde Nr. 4 w\u00e4hrend derselben Zeit und unter den gleichen Versuchsbedingungen nur 20,48 mg P20:i in Freiheit setzt.\nDie energischere Spaltung der Nueleins\u00e4ure durch die Leukocyten des Hundes Nr. 1 erkl\u00e4rt sich aller Wahrscheinlichkeit nach durch eine Verst\u00e4rkung der Leukocytennuclease unter dem Einflu\u00df der wiederholten Einf\u00fchrung von Nuclein-s\u00e4ure in den Organismus.\nZum Vergleich mit der Wirkung der Leukocytennuclease f\u00fchre ich im folgenden einige Zahlen an, die bei anderen, von mir angestellten Versuchen gewonnen wurden und zur Charakterisierung der nucleinspaltenden T\u00e4tigkeit einiger anderer Organe des normalen Hundes dienen. Diese Zahlen sind gleichfalls auf 1,0 g frisches Organ berechnet.\nKnochenmark\tThymus\tPankreas\n2S.\u00f6\u00df mg P,0.\tI\u00df.\u201812 mg P20;,\t#,(\u00bbK mg P*05\nVergleicht man diese Zahlen mit denjenigen, die aus der Fntersuchung der Leukocyten resultieren, so scheint (so weit man aus dieser geringen Zahl von Beobachtungen schlie\u00dfen darf \u00bb die Annahme gerechtfertigt, da\u00df die Nuclease der polymorphkernigen Leukocyten eine relativ gr\u00f6\u00dfere Aktivit\u00e4t besitzt.\nBeim Vergleich der nach der optischen und der chemischen Methode f\u00fcr die Leukocyten des Hundes Nr. 1 und 4 gewonnenen Fntersuchungsresultate f\u00e4llt die ausgesprochene Inkongruenz derselben auf: m\u00f6glicherweise handelt es sich hier um verschiedene Seiten eines komplizierten fermentativen Prozesses, welche durch die eine und die andere Fntersuchungs-methode aufgekl\u00e4rt werden.\nOxydase.\nCher die oxydierenden Fermente der Leukocyten herrschen in der Literatur gro\u00dfe Meinungsverschiedenheiten: w\u00e4hrend die einen, wie z. B. Brandenburg,^0) Meyer,[iV) eine Eiteroxy-dase nachweisen, linden andere wie Linossier.(*2) Czvhlarz","page":228},{"file":"p0229.txt","language":"de","ocr_de":"Liier die Fermente der Leukorylen.\n221)\nund F\u00fcrth(*) darin Peroxydase, Win kl er (24 ) und Schultze(15) wiesen Oxydase auf mikroskopischem Wege mit dem R\u00f6h-mann-Spitzerschen Reagens nach, ebenso Mancini(\u00df) an isolierten Leukocyten vom Pferde, letzterer konnte aber mit anderen Reagenzien weder Oxydase noch Peroxydase darin entdecken.\nZur Bestimmung der oxydierenden Fermente in den Leukocyten des Hundes bediente ich mich der bekannten Reaktionen mit frisch zubereiteten: Guajakharztinktur, l\u00b0/oigerL\u00f6sung von Guajakol und des R\u00f6hmann-Spitzerschen Reagens.\nIch pr\u00fcfte sowohl auf Oxydase wie auf Peroxydase (nach der Terminologie von Bach und Cliodat), in letzterem Falle wurden in das Reagenzgl\u00e4schen einige Tropfen einer 3\u00b0/oigcn Wasserstoflsuperoxydl\u00f6sung (Merck) gebracht.\nJe nach den Versuchsbedingungen zerf\u00e4llt mein Material in zwei verschiedene Gruppen mit verschiedenen Resultaten.\nDie Leukocytenextrakte von den Hunden Nr. 1, 2 und 3 wurden erst nach Ablauf von 2\u20144 Wochen nach, der Herstellung untersucht (Aufbewahrung in der K\u00e4lte unter aseptischen und antiseptischen Kautelen). In allen 3 Extrakten wurde eine vollkommen deutliche Reaktion auf Peroxydase, aber keine Spur Oxydase konstatiert.\nDas Extrakt vom Hunde Nr. 4 wurde sofort, nach der Herstellung untersucht und in demselben weder Peroxydase noch Oxydase nachgewiesen.\nMir scheint, da\u00df diese, einander scheinbar widersprechenden, Resultate in \u00dcbereinstimmung gebracht werden k\u00f6nnen, wenn man annimmt, da\u00df das Resultat durch verschiedene die Oxydation hemmende Momente beeinflu\u00dft werden kann, wie z. B. durch die Anwesenheit sogenannter Reduk-tasen(26): vielleicht verm\u00f6gen diese, falls sie in gr\u00f6\u00dferen Mengen im frisch zubereiteten Leukocytenextrakt vorhanden sind, den oxydierenden Prozessen entgegenzuwirken. Wenn dann im Laufe der Zeit die Reduktionsprozesse aufh\u00f6ren, kann man die in den Leukocyten enthaltene Peroxydase nachweisen. Zugunsten einer solchen Annahme spricht unter anderem der Umstand, da\u00df die blaue F\u00e4rbung der Guajakharz-","page":229},{"file":"p0230.txt","language":"de","ocr_de":"M. Tschernoruzki.\n230\ntinktur in den obengenannten Versuchen noch nach 2 Stunden wenig an Intensit\u00e4t eingeb\u00fc\u00dft hatte.\nVielleicht erkl\u00e4rt das Hinzulreten dieser noch wenig erforsch-ten Prozesse zum Teil die Meinungsverschiedenheiten, welche in der Literatur in bezug auf die oxydierenden Fermente herrschen.\nIn demselben Ma\u00dfe, wie das Studium der fermentativen Prozesse im allgemeinen und der einzelnen Fermente im speziellen sich erweitert und vertieft, werden immer neue Tatsachen, immer neue Seiten der vielseitigen fermentativen T\u00e4tigkeit entdeckt. Ich m\u00f6chte wenigstens auf folgende in der letzten Zeit aufgeworfene Fragen hinweisen, wie die Rolle der Lipase bei den h\u00e4molytischen Prozessen und bei dem Kampf des Organismus mit den s\u00e4urefesten Bakterien, ferner auf die Frage \u00fcber die antitoxische Wirkung der Katalase.(27)\nDie ausgesprochene Bef\u00e4higung der Leukocyten zu vielseitiger und intensiver fermentativer Bet\u00e4tigung, die aus den angef\u00fchrten Tatsachen hervorgeht, einerseits und die Vielseitigkeit der Fermente anderseits lassen uns die allgemein anerkannte Bedeutung der Leukocyten im Leben des Organismus noch verst\u00e4ndlicher erscheinen.\nDa der erwachsene Mensch gegen 25000 Millionen wei\u00dfer Blutk\u00f6rperchen besitzt, welche, an einer Stelle angesammelt, die (i rolle eines kompakten Organes von den Dimensionen der Schilddr\u00fcse ausmachen w\u00fcrden, (28) und da der Organismus in jedem Augenblick an beliebiger Stelle eine beliebige Menge von Leukocyten konzentrieren kann, so kann man sich vorstellen, was f\u00fcr ein m\u00e4chtiges Werkzeug er bei seinem best\u00e4ndigen Kampfe ums Dasein in solch einer gl\u00e4nzend geschulten Armee besitzt.\nReturnee.\nFasse ich nun die Ergebnisse meiner Untersuchungen kurz zusammen, so sehen wir, da\u00df\n1.\tdie polynucle\u00e4ren Leukocyten des Hundes als Tr\u00e4ger folgender Fermente erscheinen: der Protease, Amylase, Diastase, Katalase, Nuclease und Peroxydase und\n2.\tda\u00df die polynucle\u00e4ren Leukocyten des Hundes gar keine lipo ly tischen Eigenschaften besitzen.","page":230},{"file":"p0231.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Fermente der Leukocylen.\n231\nLiteratur.\n1.\t(-Oppenheimer. Die Fermente und ihre Wirkung. 1910.11.8.21(5 -222.\n2.\t(-Oppenheimer, lue. cit., I. S. 78-.\n3.\tS. Metalnikoff, Biochem. Zeitschrift. 100(5, Bd. 1. S. .\u20181011.\n4.\tIler^ell. M\u00fcnch, med. Wochenschr., 1000, Nr. 2.\n;*>. Fiessinger et P. Marie. C. rend.de la Soc. de HioL 1000, Rd. 67,\nS.\t107. 177.\nFiessinger, Revue de la tuberculose, 1010. Rd. 7. S. 177.\n(5. Mancini, Riochem. Zeitsehr., 1010, Rd. 2(5. S. 140.\n7.\tC. Kling, Zeitsehr. f. Immunil\u00e4tsforsehung usw.. 1007. Rd. 7. Teill.S. 1.\n8.\tM\u00fcller und Jochmann. M\u00fcnch, med. Wochenschrift, 100(5. Nr.20.\n0. C. Oppenheimer, loc. cit., 11. S. 70.\n10.\tWohlgemuth. Riochem. Zeitschr., 1008, Rd. 0. S. 1.\n11.\tAlj oschin, Petersburg. Dissert., 1011 {russische.\n12.\tC. Oppenheimer. Ioe. cit., 11. S. 8-1\u20148(5.\n13.\tBe rest new. Arch, des sciences biolog., 1805, Rd. 3. S. 40 (russisch). Castellino et Paracca, Arch, italien, de Biologie, 1805. Rd.23, S.372. Achalme, 0. rend, de la Soc. de Biol., 1800. Bd. 51. S. 5(58. Zabolotny, Russisches Archiv f. Pathol, usw., 1000. Rd. 0, S. 402\n(russisch).\nT arche tti, Gazzetta degli osped., 1900, Nr. IKK Haberlandt, Pfl\u00fcgers Archiv, 1010, Rd. 132, S. 175.\nMancini. 1. c. ((5).\n14.\tK. Lehmann, Arch. f. Hygiene, Rd. 30, S. 267.\nE. Riegler, Zeitschr. f. analytische Chemie, Rd. 37, S. 22.\n15.\tBattelli et Stern, Archivio di Fisiologia, 1005. Rd. 2. S. 171.\n1(5. lloyer, Zeitschrift f. Physiologie. Rd. 50, S. -114-435, zit. Malys Jahresber., 1907, Bd. 37.\n17.\tG. Pighini, Diese Zeitschrift, 1910, Bd. 70, S. 85.\t;\nDerselbe, Biochem. Zeitschrift, 1011, Bd. 33, S. litt).\nSiehe gleichfalls C. Neuberg, Biochem. Zeitschr., 1010, Rd. 30, S. 505.\n18.\tG. Pighini, Biochem. Zeitschr., 1911, Bd. 33, S. 100.\n10. A. Stutzer, Biochem. Zeitschr.. 1008, Rd. 7, S. 471.\nA. Neumann, Diese Zeitschrift, 1002. Bd. 37, S. 129.\n20.\tBrandenburg, M\u00fcnch, med. Wochenschr., 1900, Nr. (5.\n21.\tMeyer, M\u00fcnch, med. Wochenschrift, 100-1, Nr. 35.\n22.\tLinos sie r, C. rend, de la Soc. de Riol.. 1898, Rd. 50, S. 373.\n23.\tCzyhlarz und F\u00fcrth. Beitr\u00e4ge zur chem. Physiol, u. Path., 1907,\nBd. 10, S. 358.\n24.\tWinkler, Folia haematolog.. 1007, Bd. 4, S. 323.\n25.\tSchnitze, Zieglers Beitr\u00e4ge, 1909, Rd. 45. S. 127.\n26.\tC. Oppenheimer, 1. c., H, S. 301.\n27.\tG. Billard, C. rend, de la Soc. de Riol., 1911, Bd. 70, ,S. 806.\n28.\tGrawitz, Klinische Pathologie des Blutes, 1011, S. 237..","page":231}],"identifier":"lit19378","issued":"1911","language":"de","pages":"216-231","startpages":"216","title":"\u00dcber die Fermente der Leukocyten","type":"Journal Article","volume":"75"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:02:46.421658+00:00"}