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{"created":"2022-01-31T14:01:46.624750+00:00","id":"lit19404","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Schulze, E.","role":"author"},{"name":"G. Trier","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 76: 145-147","fulltext":[{"file":"p0145.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage der Identit\u00e4t dee aus Melasse dargestellten Guanin* pentosids mit dem Vernin.\nVon\t'\n\u00a3. Schulze und 6. Trier.\n_______ ' f\n(Aus dem agrikultur-chemischen Laboratorium der Eidgen\u00f6ssischen Technischen\nHochschule in Z\u00fcrich.)\n(Der Redaktion zugegangen am 22. Oktober 1911.)\nAnl\u00e4\u00dflich einer Wiederaufnahme der Untersuchung \u00fcber das Vernin,1) das seit den Beobachtungen von E. Schulze und N. Gastoro2) aus dem Jahre 1904 als ein Guaninpentosid der b ormel C10H13N5O5 -f- 2 H20 betrachtet werden mu\u00df, wiesen wir auf die \u00c4hnlichkeit dieser Verbindung mit zwei anderen Guaninpentosiden hin, die in j\u00fcngster Zeit beschrieben worden sind.\nF\u00fcr das eine Guaninpentosid, dem von Levene und Jacobs3) bei der Spaltung von Nucleins\u00e4uren erhaltenen Guanosin, konnten wir die Identit\u00e4t mit dem Vernin feststellen.4) Ein anderes Guaninpentosid, das von K. Andrlik aus Melasse und Melasseabfallaugen isoliert worden ist, schien sich dagegen nach der in einem kurzen Referat der Chemiker-Zeiturig5) enthaltenen Beschreibung trotz \u00dcbereinstimmung in mehreren Punkten doch vom Vernin zu unterscheiden. Auch erkl\u00e4rte Andrlik die von ihm erhaltene Verbindung ausdr\u00fccklich f\u00fcr verschieden vom Vernin.\n\u2018) E. Schulze, Diese Zeitschrift, Bd. 66, S. 128, 1910.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 41, S. 455, 1904.\n3)\tBer. d. Deutsch, chem. Gesellsch., Jg. 42, S. 2469, 2474, 2703, W, 1909; Jg. 43, S. 3150, 3164, 1910. \u2014 Biochem. Zeitschrift, Bd. 28, > 127, 1910.\n4)\tE. Schulze u. G. Trier, Diese Zeitschrift, Bd. 70, S. 143,1910.\n5)\tChemiker-Zeitung, 1909, S. 637.","page":145},{"file":"p0146.txt","language":"de","ocr_de":"146\nE. Schulze und G. Trier.\nAus der ausf\u00fchrlichen Abhandlung Andrliks1) ersehen wir jedoch, da\u00df f\u00fcr die Annahme einer Verschiedenheit zwischen Vernin und dem von ihm isolierten Guaninpentosid aus Melasse kein Grund vorliegt.\nDie Unterschiede, die wir nach der kurzen Notiz \u00fcber den in London gehaltenen Vortrag annehmen mu\u00dften, bezogen sich auf die Angaben Andrliks, da\u00df sein Guaninpentosid in l,5\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure nach links dreht, w\u00e4hrend sich nach unseren Beobachtungen das Vernin in so schwacher S\u00e4ure nicht l\u00f6ste und in st\u00e4rkerer Schwefels\u00e4ure (10%) im Soleil-Ventzke-schen Polarisationsapparat keine Drehung zeigte. In unseren L\u00f6sungsversuchen mit Schwefels\u00e4ure von wachsender Konzentration, hatten wir stets nur wenig des L\u00f6sungsmittels zugef\u00fcgt, um eine gen\u00fcgend konzentrierte L\u00f6sung der Polarisation unterziehen zu k\u00f6nnen. Bei Anwendung eines so gro\u00dfen \u00dcberschusses an verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure, wie ihn Andrlik benutzte, l\u00f6st sich aber auch das Vernin2) in l,5\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure auf.\nEine L\u00f6sung von 0,1069 g getrocknetes Vernin,2) in 20 ccm l,5\u00b0'oiger Schwefels\u00e4ure, zeigte bei der Untersuchung im Halbschattenapparat von Landolt-Lippich im 2 dm-Rohr bei 20\u00b0 G. eine Drehung von \u2014 0,08\u00b0 (Mittel aus mehreren Ablesungen). Daraus berechnet sich f\u00fcr krystallwasserhaltiges Vernin [aJ[J' \u2014 \u2014 8,4\u00b0. Andrlik erhielt zwar bei gleicher Konzentration der L\u00f6sung einen etwas h\u00f6heren Wert, n\u00e4mlich \u2014 13,9o, doch kann diese Differenz bei der gro\u00dfen Verd\u00fcnnung und der damit verbundenen Ungenauigkeit der Bestimmung nicht viel aussagen. Im \u00fcbrigen stimmt die von Andrlik erhaltene Verbindung mit dem Vernin in den Eigenschaften \u00fcberein.\n!) VII. Internat. Kongre\u00df f. angew. Chemie, London 1909, Sektion V. S. 381. \u2014 Zeitschrift f. Zuckerindustrie in B\u00f6hmen, Bd. 35, S. 437. Siehe auch die Referate: Chemisch. Zentralblatt. 1911, Bd. 1, S. 1766. \u2014 Chemikei-Zeitung. 1911, Repetit., S. 254.\n*) Da wir pflanzliches Vernin nicht mehr zur Verf\u00fcgung hatten, wurde f\u00fcr diese Versuche ein Teil des gereinigten Guanosinpr\u00e4paratos ben\u00fctzt, welches wir der Freundlichkeit von Herrn Dr. P. A. Levene in Ncw-York verdankten.\ni\nI","page":146},{"file":"p0147.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Guaninpentosid.\t147\nDie Annahme Andrliks, der Verschiedenheit seines Pen-tosids vom Vernin, gr\u00fcndet sich, wie es scheint, einzig auf einen vermeintlichen Unterschied in der Elementarzusammensetzung. W\u00e4hrend Andrlik n\u00e4mlich f\u00fcr sein Pentosid die Zusammensetzung C10H13N5O5 + 2 HgO ermittelt, welche verlangt : C = 3J,59; H = 5,30; N = 21,98; 0 = 35,13, glaubt er, da\u00df dem Vernin die Zusammensetzung G = 38,71; H = 3,25; N = 22,58 ; 0 = 35,46 zukomme. Er zitiert dabei eine Arbeit von 0. E. v. Lippmann.1 * 3) Es ist uns aber nicht recht verst\u00e4ndlich, wie Andrlik zu diesen Analysenwerten f\u00fcr das Vernin gekommen ist. ln der zitierten Arbeit von v. Lippmann werden Analysenzahlen f\u00fcr das aus R\u00fcbensaft gewonnene Vernin angegeben, die sich auf die wasserfreie Substanz beziehen und die mit jenen \u00fcbereinstimmen, die die Entdecker des' Vernins, K. Schulze und E. Bo\u00dfhard,*) seinerzeit erhalten hatten. Aus diesen Analysen wurde f\u00fcr das Vernin die Formel C16H20N8O8 4- 3 H20 abgeleitet, schon damals aber die einfachere Formel C10H,3N5O5 -f- 2 H20, die den Ergebnissen der Elementaranalyse ebenfalls entsprach, f\u00fcr m\u00f6glich erkl\u00e4rt.s) Nach der Auffindung der Pentosenreaktion am Vernin durch E\u2019 Schulze und N. Castoro4) wurde dann die letztere Formel vorgezogen.\nWir kommen zu dem Schl\u00fcsse, da\u00df bis heute nur ein einziges in der Natur auftretendes Guaninpentosid bekannt ist, die Guanin-d-Ribose. Es wird vielleicht zweckm\u00e4\u00dfig sein, f\u00fcr diese Verbindung den urspr\u00fcnglichen Namen Vernin beizubehalten.\n*) Berichte d. Deutsch, chem. Gesellsch., Jg. 29, S. 2653, 1896.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 10, S. 85, 1885.\n3) E. Schulze und E. Bosshard haben der Formel CwHfoNaOa t dH,0 nur deshalb den Vorzug gegeben, weil der Silbergehalt einer Nlberverbindung des Vernins mit dieser sich besser vereinen lie\u00df.\n; ^ Diese Zeitschrift, Bd. 41, S. 455, 1904.\nHuppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXVL\n11","page":147}],"identifier":"lit19404","issued":"1911-12","language":"de","pages":"145-147","startpages":"145","title":"Zur Frage der Identit\u00e4t des aus Melasse dargestellten Guaninpentosids mit dem Vernin","type":"Journal Article","volume":"76"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:01:46.624756+00:00"}