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{"created":"2022-01-31T14:52:13.181755+00:00","id":"lit19406","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Engel, St.","role":"author"},{"name":"A. Dennemark","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 76: 148-158","fulltext":[{"file":"p0148.txt","language":"de","ocr_de":"Ober den Obergang des Kolostrums in die Milch, insbesondere Ober das Verhalten der stickstofhaltigen K\u00f6rper.\n(Kuh, Schaf, Stute.)\nVon\nSt. Engel und L. Dennemark.\n(Aus der Akademischen Kinderklinik in D\u00fcsseldorf [Dir. Prof. Dr. Schlo\u00dfmann].) (Der Redaktion zugegangen am 25. Oktober 1911.)\nAufgabe der vorliegenden Arbeit war es, zu pr\u00fcfen, wie sich der \u00dcbergang des Kolostrums in die Milch bei verschiedenen Tierarten und innerhalb derselben Art bei solchen Individuen verh\u00e4lt, welche sich unter besonderen physiologischen und pathologischen Verh\u00e4ltnissen befinden.\nIn der Regel ist es, wie aus den fr\u00fcheren Untersuchungen1) hervorgeht, so, da\u00df sich schon in den ersten Stunden nacli der Geburt im Kolostrum ein schneller und bemerkenswerter Umschwung in dem Sinne vollzieht, da\u00df das Kolostrum seine besonderen Eigenschaften hochgradig einb\u00fc\u00dft und sich in seiner Zusammensetzung und seinen Eigenschaften der Milch n\u00e4hert. Bei der Kuh, deren Sekret am h\u00e4ufigsten untersucht worden ist, war bisher auf die n\u00e4heren Umst\u00e4nde, in denen sich die Tiere befanden, wenig geachtet worden, insbesondere auch nicht auf die Tatsache, ob es sich um Erst- oder Mehrgeb\u00e4rende handelte. Noch weniger hatte man kranke Tiere in den Kreis der Betrachtungen gezogen.\nWir lenkten daher unser Augenmerk zun\u00e4chst darauf, das Kolostrum erst- und mehrgeb\u00e4render K\u00fche zu ber\u00fccksichtigen und dann, uns solchen Tierarten zuzuwenden, deren Kolostrum noch wenig oder garnicht untersucht worden war.\nEin zweiter Gesichtspunkt, unter dem unsere Untersu-\n*) Literatur s. bei Engel, Bioch. d. Kolostrums. Ergehn, d. Physiol. (Asher-Spiro), 1911, Bd. 11.","page":148},{"file":"p0149.txt","language":"de","ocr_de":"149\n\u00dcber den \u00dcbergang des Kolostrums in die Milch. '\nchungen vorgenommen wurden, war der, auch solche Faktoren zu verfolgen, welche bisher kaum bestimmt worden waren, wie die Acidit\u00e4t, die Gerinnungsvorg\u00e4nge, die Zahl der Kolostrumk\u00f6rperchen usw.\nBez\u00fcglich der Methodik sei folgendes erw\u00e4hnt. Die Stickstoffbestimmungen wurden s\u00e4mtlich nach Kjeldahl vorgenommen. Die Ausf\u00e4llung des Caseins wurde in dem f\u00fcnffach verd\u00fcnnten Kolostrum durch Essigs\u00e4ure bewirkt. Die zu einer vollst\u00e4ndigen Koagulation notwendige Menge wurde jeweils in vorbereitenden Versuchen ermittelt, so wie es an anderer Stelle \u2018) des n\u00e4heren beschrieben ist. Die Zahl der Kubikzentimeter n'io-Essigs\u00e4ure, welche zur F\u00e4llung von 10\u00d4 ccm des unverd\u00fcnnten Kolostrums gebraucht wurde, ist in den Tabellen ungegeben.\nDer Casein-N wurde durch Subtraktion des Molken-N vom Gesamt-N erhalten, der Rest-N wurde direkt durch F\u00e4llung der Molke mit Phosphorwolframs\u00e4ure bestimmt.\nDie Acidit\u00e4t wurde durch Titration mit n/io-Natronlauge gegen Phenolphthalein ermittelt. Als Acidit\u00e4t ist die Zahl der Kubikzentimeter Lauge angegeben, welche zur Neutralisation von 100 ccm Kolostrum bezw. Milch verbraucht wurden.\nDie Zahl der Kol\u00f6strumk\u00f6rperchen wurde approximativ so festgestellt, da\u00df eine Anzahl von Gesichtfeldern des ungef\u00e4rbten Pr\u00e4parates ausgez\u00e4hlt und dann das Mittel genommen wurde. Waren so wenige Kolostrumk\u00f6rperchen vorhanden, da\u00df sie nicht in jedem Gesichtsfeld angetroffen wurden, so ist in der betreffenden Rubrik der Tabellen angegeben, wieviel im ganzen bei l\u00e4ngerem Suchen gefunden wurden. Die Angaben haben nat\u00fcrlich nur Vergleichswert.\nKuh.\nUntersucht wurde das Sekret dreier Tiere, von einer erst- und einer siebentgeb\u00e4renden Kuh, welche beide vollst\u00e4ndig gesund waren, ferner dasjenige von einer viertgeb\u00e4renden Kuh, welche an sogenannten Milchfieber erkrankt war. In den ersten Tagen wurde das Sekret t\u00e4glich gepr\u00fcft, dann\n\u2018) Engel, Bioch. Zeitschr., 1908, Bd. 14, S. 234.","page":149},{"file":"p0150.txt","language":"de","ocr_de":"150\tSt. Engel und L. Dennemark,\nsp\u00e4ter in immer gr\u00f6\u00dfer werdenden Intervallen. Das Ergebnis\nder beiden ersten F\u00e4lle wollen wir gemeinsam besprechen.\nTabelle 1.\nKuh I (erstgeb\u00e4rend).\nTag\tLiter pro Tag\tK\u00f6lo- strum-k\u00f6rper im Gesichtsfeld\tAci- dit\u00e4t\tKochprobe \u25a0\t\u25a0\tt\tF\u00e4l- lung bei ccm n/10- Essig- s\u00e4ure\tFett- ge- halt in \u00b0/o\tGe- samt- N in \u00b0/o\tMol- ken- N in \u00b0/o\tCa- sein- N in \u00b0/o\tCa-sein-N in \u00b0/o desGe-samt- N\tHest- N in \u00b0/\u00f9\n1.\t3\t3\t41,2\terstarrt im ganzen\t80\t4,65\t2,8375\t2,1662\t0,6713\t23,7\t0.1812\n2.\t6\t3-4\t50,05\tgro\u00dfe Flocken\t60\t4,05\t0,6144\t0,1828\t0,4315\t71,9\t0,0503\n3.\t8\t3\u20144\t27,5\tkleine Flocken\t60 80\t2,95\t0,7713\t0,1787\t0,5926\t76,8\t0.0525\n4.\t10\t3\t25,0\tsehr kleine Flocken\t-80\t2,80\t0,7716\t0,1946\t0,5767\t74,7\t0.0475\n5.\t10\t2\t24,0\tsehr kleine Flocken\t80\t3,20\t0,7750\t0,1885\t0,5864\t75.6\t0,0470\n7.\t16\t1\t20,5\terstarrt nicht\t60 80\t3,30\t0,5583\t0,1814\t0,3769\t67.5\t7* 0.0421\n9.\t16\t\u2014\t19,2\t\u00bb \u00bb\t80\t3,50\t0,4967\t0,1551\t0,3445\t68,9\t0.0415\n12.\t18\t\u2014\t18,6\t\u00bb \u00bb\t80\t3,70\t0,4812\t0,1255\t0,3557\t73,9\t0.0620\n18.\t18\t\u2014\t18,2\t\u00bb \u00bb\t60\t3,65\t0,4869\t0,1172\t0,3696\t80.0\t0.0216\n24.\t18\t\u2014\t17,8\t\u00bb \u00bb\t60\t3,10\t0,4397\t0,1278\t0,3118\t! 70.8\t0.0462\n35.\ti 18\t\u2022\u2014\t17,8\t\u00bb \u00bb\t80\t2,70\t0,4667\t0,0902\t0,3764\t76,4\t0.0305\nDie Zahl der Kolostrumk\u00f6rperchen differierte in beiden F\u00e4llen nicht wesentlich von einander. Vom 3. -4. Tage an begannen sie stark abzunehmen, und am Beginn der zweiten Woche wurde sie \u00fcberhaupt nicht mehr gesichtigt.\nBemerkenswert ist das Verhalten der Acidit\u00e4t, \u00fcber die analoge, fortlaufende Untersuchungen \u00fcberhaupt noch nicht angestellt worden sind. Sie ist im Anf\u00e4nge sehr hoch und nimmt dann zun\u00e4chst sehr stark, sp\u00e4ter langsamer ab. Bei der Kuh II sank der Wert vom 1. zum 2. Tage um zirka die H\u00e4lfte und ging dann bis zum Anfang der zweiten Woche lang-A sam zur Norm; bei der erstgeb\u00e4renden Kuh I erfolgte vom 1. zum 2. Tage zuerst noch eine Zunahme und dann erst die","page":150},{"file":"p0151.txt","language":"de","ocr_de":"1\n\u00dcber den \u00dcbergang des Kolostrums in die Milch'! 151\nTabelle 2. Kuh II (7. geb\u00e4rend).\nTag\tLiter pro Tag\tKolostrumk\u00f6rper im Gesichtsfeld\tAci- dit\u00e4t\tKochprobe\t\tF\u00e4l- lung bei ccm n/io- Essig- s\u00e4ure\tFett- ge- halt in \u2022/\u2022\tGe- samt- N in \u00b0/o\tMol- ken- N. in %\tCa- sein- N in \u00b0/o\tCa-sein-N in \u00b0/o desGe-samt-N\tRest- N in V\n1.\t_\t3\t45,2\terstarrt im ganzen\t\t60\t2,60\t1,9547\t1,4601\t0,4946\t25,3\t0,1037\n2.\t-\t2\u20143\t22,0\tkleine Flocken\t\t120\t6,40\t0,7525\t0,2354\t0,5170\t68,6\t0,0863\n8.\t\t2\t21,6\tkleine Flocken\t\t60\t5,60\t0,6402\t0.1303\t0,5099\t79,6\t0,0441\n4\t\t1-2\t20,8\terstarrt nicht\t\t80\t12,00\t0,6079\t0,1229\t0,4849\t79,9\t0,0159\n5,\t\u25a0\ti\t19,fl\t>\t\u00bb\t60\t2,50\t0,6069\t0,1282\t0,4787\t78,8\t0,0379\n7.\t.\t1 im ganzen\t19,2\t\u00bb\t\u00bb\t60\t3,75\t0,5521\t0,1403\t0,4118\t74,6\t0,0340\n10.\t_\t\u2014\t18,8\t\u00bb\t\u00bb\t60\t3,80\t0,5138\t0,1336\t0,3701\t72,0\t0,0348\n17.\t. \u2014\t\u2014\t18,6\t\u00bb\t\u00bb\t60\t2,90\t0,4447\t0,0914\t0,3533\t79,4\t0,0260\n2\u00bb;.\t\t\u2014\t18,1\t\u00bb * \u00bb\t\t60\t2,90\t0,4352\t0,0959\t0,3393\t77,8\t0,0242\nAbnahme. Im ganzen vollzog sich der Umschwung langsamer wie bei der Kuh I. Die Erh\u00f6hung der Acidit\u00e4t am 2. Tage entspricht einem beim Kolostrum h\u00e4ufiger beobachteten Ph\u00e4nomen. Bei den verschiedensten Bestandteilen desselben kommt es gelegentlich einmal vor, da\u00df die sonst \u00fcbliche progrediente Verminderung zun\u00e4chst noch einmal durch einen kleinen Anstieg unterbrochen wird. Eine besondere Bedeutung kommt also dem hier beobachteten Verhalten der Acidit\u00e4t nicht zu.\nDie Kochgerinnung ging dem Eiwei\u00dfgehalt parallel. In \u00ablemselben Ma\u00dfe, wie sich der Molken-N der Norm n\u00e4herte, verminderten sich die Gerinnungserscheinungen. W\u00e4hrend am 1. Tage ausnahmslos eine Erstarrung eintrat, traten nachher nur noch mehr oder minder feine Flocken auf.\nDie Gerinnung durch Essigs\u00e4ure unterscheidet sich nicht wesentlich von der der Milch. Im Anf\u00e4nge * waren wohl die nutigen Acidit\u00e4tswerte etwas h\u00f6her, aber nur einmal bei der huh II, und da charakteristischerweise am 2. Tage, wurde er-","page":151},{"file":"p0152.txt","language":"de","ocr_de":"152\tSt. Engel und L. Dennemark,\nheblich mehr, n\u00e4mlich etwa das Doppelte der gew\u00f6hnlichen Menge gebraucht. Die Abscheidung des Caseins vollzog sich in der Regel sehr leicht. Konnte man nicht sofort eine klare Molke erhalten, so gen\u00fcgte ein 1\u20143 t\u00e4giges Stehenlassen des Kolostrums im K\u00fchlraume, um die Gerinnungsf\u00e4higkeit ausreichend zu verbessern. Der Fettgehalt zeigte die \u00fcblichen Schwankungen, wie sie bei der Kuh angetrofTen werden. Von einem gesetzm\u00e4\u00dfigen Verhalten war keine Rede.\nIm Stickstoffgehalt und in der Verteilung des Stickstoffs pr\u00e4gten sich die bekannten Tatsachen gleichm\u00e4\u00dfig bei beiden Tieren aus. Die Molken-Proteine \u00fcberwogen im Anfang stark, soda\u00df der prozentuale Anteil des Caseins an den Gesamt eiwei\u00dfk\u00f6rpern ein minimaler war und nur ca. 25\u00b0/o ausmachte. Aber schon am 2. Tage war ein beinahe normales Verh\u00e4ltnis hergestellt.\nDer den nicht eiwei\u00dfartigen K\u00f6rpern angeh\u00f6rige Stickstoff war beide Male am 1. Tage betr\u00e4chtlich vermehrt, nahm aber dann schnell wieder ab.\t,\nEs ergibt sich also, da\u00df gr\u00f6\u00dfere Unterschiede im Verhalten des erst- und mehrgeb\u00e4renden Tieres nicht vorhanden waren. A priori h\u00e4tte man erwarten k\u00f4nn\u00e9n, da\u00df die Lactation in dem ersten Falle vielleicht langsamer in Gang kommen w\u00fcrde, und da\u00df demgem\u00e4\u00df der \u00dcbergang vom Kolostrum in die Milch sich z\u00f6gernder vollziehen w\u00fcrde. Die Tatsachen haben dieser Annahme jedoch widersprochen. Der Umstand, da\u00df der Stickstoff- und damit auch der Eiwei\u00dfgehalt des erstgeb\u00e4renden Tieres betr\u00e4chtlich h\u00f6her war, wie der des anderen, kann nicht als charakteristisch angesehen werden, weil Schwankungen auf diesem Gebiete auch sonst au\u00dferordentlich stark sind. Wenn man also die wenigen Beobachtungen verallgemeinern darf, so w\u00fcrde sich ergeben, da\u00df die T\u00e4tigkeit der Brustdr\u00fcse am Beginn der Lactation immer wieder die gleiche ist, ganz einerlei, ob sie noch niemals funktioniert hatte oder ob sie schon mehrmals in T\u00e4tigkeit gewesen war.\nWir gehen nun zur Betrachtung der Ergebnisse \u00fcber, welche bei der am Milchfieber erkrankten Kuh III erzielt wurden.","page":152},{"file":"p0153.txt","language":"de","ocr_de":"153\n\u00dcber den \u00dcbergang des Kolostrums in die Milch.\nTabelle 3.\nKuh III (4. geb\u00e4rend, an Milchfieber erkrankt).\nTag 1 i .\tLiter pro Tag\tKolo- strumk\u00f6rper im Gesichtsfeld\tAci- dit\u00e4t\tKochprobe\tF\u00e4l- lung bei ccm \u00bb/*\u2022- Essig- s\u00e4ure\tFett- ge- halt in \u00b0/o\tGe- samt- N in \u00b0/o\tMol- ken- N in \u00b0/o\tCa- sein- N in \u00b0/e\tCa-sein-N in \u00b0/o desGe-samt- N\t* Rest- N in \u00b0/o\n1.\t16\t2-3\t40,0\terstarrt im ganzen\t100\t2,4\t1,1137\t0,4082\t0,7055\t63,3\t. -\n2.\t18\t1-2\t?\tgro\u00dfe Flocken\t60\t7,1\t1,0461\t0,4110\t0,6350\t60,7\t_ .\n3.\t20\t1\t?\tkleine Flocken\t80\t5,1\t1,0851\t0,4200\t0,6650\t61,2\t_\n4.\t21\twenige i.ganzen\t22,00\terstarrt nicht\t60\t6,4\t0,7620\t0,2827\t0,4793\t62,9'\t\u2014\n. 0. \u25a0\t21 '\t\u00bb\t21,4\t> \u00bb\t100\t5,1\t0,7048\t0,2830\t0,4217\t59,8\t\u2014\n6.\t24 .\t\u2014\t19,5\t\u00bb \u00bb\t80\t3,75\t0,7592\t0,2483\t0,5109\t67,3\t__\nm /.\t26\t\u2014\t18,4\t\u00bb \u00bb\t80\t3,5\t0,7545\t0,2457\t0,5088\t67,4\t\n8.\t26\t\u2014\t18,2\t\u00bb \u00bb\t70\t4,0\t0,7335\t0,2443\t0,4892\t66,7\t\u2014\n9.\t29\t\u2014\t18,1\t\u00bb \u00bb\t60\t3,2\t0,7281\t0,2437\t0,4843\t66,5-\t\u2014\n10.\t29\t1 im ganzen\t18,1\t\t60\t4,7\t0,7035\t0,2510\t0,4524\t64,3\t\u2014 \\\n11.\t29\t\u2014\t18,1\t> \u00bb\t60\t4,3\t0,7010\t0,2526\t0,4514\t64,1\t\u2014\n11.\t29\t\u2014\t18,1\t\u00bb \u00bb\t60\t3,85\t0,7062\t0,2537\t0,4554\t64,4\t\u2014\n1\u00ab.\t29\t\u2014\t18,08\t\t60\t4,1\t0,7056\t0,2782\t0,4273\t60,5\t\u2014\nHl.\t29\t\u2014\t17,2\t\t60\t2,75\t0,4574\t0,1095\t0,3479\t76,1\t\u2014\n\u00d40.\t29\t\u2014\t17,24\t> \u00bb\t60\t2,70\t0,4449\t0,0739\t0,3709\t83,3\t\u2014\nHier zeigten sich, was den Stickstoff und seine Verteilung anbetrifft, sehr bemerkenswerte Unterschiede gegen\u00fcber den normalen Tieren. An sich war . der Stickstoffgehalt von vornherein sehr niedrig, entsprach nur einem Eiwei\u00dfgehalt von etwa 7\u00b0/o. Dabei war der Anteil des Molkenstickstoffs l\u00e4ngst nicht so betr\u00e4chtlich wie gew\u00f6hnlich, machte nur ca. 40% des Gesamt-N aus. In den auf die Geburt folgenden Tagen vollzog sich nun nicht der j\u00e4he Umschwung, wie er auch in den beiden zuvor beschriebenen F\u00e4llen geschildert wurde, sondern ocr Gesamt-N blieb in den drei ersten Tagen fast vollst\u00e4ndig gleich, und dann erst erfolgte ein etwas gr\u00f6\u00dferer Abfall auf","page":153},{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"154\nSt. Engel und L. Dennemark,\neine H\u00f6he, welche immer noch einem Eiwei\u00dfgehalt von 4 bis 5\u00b0/o entsprach. So blieb das Verh\u00e4ltnis unver\u00e4ndert bis zum 16. Tage. Als am 31. Tage wiederum untersucht wurde, waren leidlich normale Verh\u00e4ltnisse eingetreten (ca. 2,8 \u00b0/o Eiwei\u00df). Leider war in der Pause vom 16. zum 31. Tage der Moment verpa\u00dft worden, wo der \u00dcbergang eingetreten war.\nEntsprechend dem Gesamt-N war auch in der Stickstoft-verteilung ein pathologischer Zustand bestehen geblieben. Der Molken-N machte in den ersten 16 Tagen immer 35\u201440\u00b0 > des Gesamt-N aus, war also doppelt so reichlich, wie es eigentlich h\u00e4tte sein sollen. Erst bei der Untersuchung am 31. Tage wurde auch hier der \u00fcbliche Wert angetroffen. Man mu\u00df das Resultat also dahin charakterisieren, da\u00df sich ein kolo-str\u00f6ser Zustand au\u00dferordentlich lange erhalten hatte. Die Verteilung des Stickstoffs blieb auf einer Stufe stehen, wie sie sonst etwa dem zweiten oder dritten Tage entspricht. Fr\u00fchestens in der 3. Woche (der genaue Termin wurde leider verfehlt) wurde erst Milch von der gew\u00f6hnlichen Zusammensetzung ermolken. Das Milchfieber scheint also auf das Euter so einzuwirken, da\u00df eine vermehrte Produktion von Eiwei\u00df, inbesondere von Molkenproteinen beg\u00fcnstigt wird, kurz, da\u00df die Zust\u00e4nde, wie sie der Kolostral-zeit eigent\u00fcmlich sind, l\u00e4nger andauern.\nDiese Ergebnisse sind um so bemerkenswerter, als von einer Milchstauung gar nicht geredet werden konnte. Nach Ausweis der pro Tag gelieferten Menge war; schon am Ende der ersten Woche fast die H\u00f6chstleistung erzielt, und vom 9. Tage an wurden pro Tag 29 1, also ein recht betr\u00e4chtliches Quantum, ermolken.\nSchaf.\nDas untersuchte Tier hatte schon mehrfach geworfen, wie oft, war nicht bekannt. Der \u00dcbergang des Kolostrums in die Milch zeigte keine Besonderheiten. Beim Fett konnte wieder konstatiert werden, da\u00df nicht der erste, sondern der zweite Tag den extremsten Wert aufzuweisen hatte. Er betrug 12 %, und von da an erfolgte die definitive, allm\u00e4hliche Abnahme, wie es auch","page":154},{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"155\n\u00dcber den \u00dcbergang des Kolostrums in die Milch.\nTabelle 4. -Schaf (mehrgeb\u00e4rend).\n. Tag\tLiter pro Tag\tKolo- strumk\u00f6rper im Gesichtsfeld\tAci- dit\u00e4t\tKochprobe\tF\u00e4l- lung bei ccm n/to- Essig* s\u00e4ure\tFett- ge- halt in #/o\tGe- s\u00e0mt- N in \u00b0/o\tMol- ken- N in \u00f6/o\tCk- sein- N in o/o\tCa-sein-N in % desGe-samt-N\tRest- le in \u00b0/o\n1.\t\u25a0\ty\t42,0\terstarrt im ganzen\t100\t4,70\t2,2711\t1,1178\t1,1532\t50,7\t0,0616\n\t~\t?\t22,5\tkleine Flocken\t80\t12,00\t1,4407\t0,3397\t1,1010\t76,3\ty\n:i\t\u2022\t2\t24,2\tsehr kleine Flocken\t80\t6,70\t1,3405\t0,2635\t1,0770\t80,2\t0,0533\nt *\u2022\t\t2\t23,6\terstarrt nicht\t80\t5,40\t0,9721\t0,2183\t0,7538\t77,6\t0,0867\n\t\t1\t22,4\t\u00bb \u00bb\t80\t5,60\t0,9133\t0,1608\t0,7524\t82,4\t0,0648\nt*.\t\t1\t21,8\t\u00bb \u00bb\t80\t4,80\t0,8353\t0,1454\t0,6899\t82,6\t0,0808\ns.\t.\t\u2014\ty\t\u00bb \u00bb\t80\ty\t0,8403\t0,1369\t0,7034\t83,7\t0,0615\n11 . .\t\u25a0\t\u2014\t20,6\t\u00bb \u00bb\t80\t3,90\t0,7048\t0,1789\t0,5259\t74,6\t0,0551\n15.\t~\t\u2014~\t19,4\t\u00bb \u00bb\t80\t4,70\t0,7660\t0,1937\t0,5722\t74,7\t0,0462\n20.\t\t\u2014\t19,0\t\u00bb >\t80\t5,75\t0,6009\t0,1432\t0,4577\t76,1\t0,0242\n20.\t\t\t?\t\u00bb \u00bb\t?\ty\t0,5944\t0,1739\t0,4105\t68,7\t0,0471\n37.\t\t\u2014\t18,1\t\u00bb >\t80\t4,70\t0,7390\t0,1659\t0,5731\t77,2\t0,0451\nfr\u00fcher (siehe die schon erw\u00e4hnten Artikel in den \u00abErgebnissen der Physiologie\u00bb) schon beim Schaf im Gegensatz zur Kuh 4 konstatiert worden ist. Bei der Stickstoffverteilung ist charakteristisch, da\u00df von vornherein, trotz eines hohen1Stickstoff-gehalts, der auf das Casein entfallende Teil viel h\u00f6her ist wie bei der Kuh, da\u00df also das Kolostrum in seiner besonderen Eigenart, d. h. in dem Vorwiegen der Molkeneiwei\u00dfk\u00f6rper nicht so sehr ausgesprochen ist. In dem gleichen Sinne ist auch die Tatsache zu bewerten, da\u00df der Reststickstoff l\u00e4ngst nicht so hoch geht wie beim Kuhkolostrum.\nWir kommen also zu dem Schl\u00fcsse, da\u00df das Kolostrum des Schafes sich beim \u00dcbergang in die Milch im gro\u00dfen und ganzen ebenso verh\u00e4lt wie das der Kuh, da\u00df jedoch die kolo-stralen Eigenschaften beim Schaf im ganzen nicht so sehr ausgesprochen sind. *","page":155},{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"156\nSt. Engel und L. Dennemark,\nStute.\n\u00dcber das Stutenkolostrum liegen unseres Wissens Untersuchungen \u00fcberhaupt noch nicht vor, und doch ist es gerade von Interesse, dieses Sekret zu erforschen, weil die Milch der Stute einem ganz anderen Typus angeh\u00f6rt, wie die am meisten bearbeitete Kuhmilch. Die Stutenmilch geh\u00f6rt, wie die Eselsund Frauenmilch, zu den Albuminmilchen, d. h. also zu jenen Milcharten, bei denen neben dem Casein betr\u00e4chtliche Mengen von Molkenproteinen vorhanden sind.\nTabelle 5. Stute.\nTag\tLiter pro Tag\tKolo- strumk\u00f6rper im Gesichtsfeld\tAci- dit\u00e4t\tKochprobe\tF\u00e4l- lung bei ccm n/to- Essig* s\u00e4ure\tFett- ge- halt in \u00b0/o\tGe- samt- N in \u00b0/o\tMol- ken- N in \u00b0/o\tCa- sein- N in \u00b0/o\tCa-sein-N in \u00b0/o desGe- samt- N\tRest- N in \u00b0/o\n1.\t\u2014\ty\t41,8\terstarrt im ganzen\t100\t0,35\t3,0027\t0,3446\t0,5581\t' . .. 88,5\t0,0693\n2.\t\u2014\ty\t46,2\tgro\u00dfe Flocken\t80\t1,95\t0,9752\t0,2639\t0,7112\t72,9\t0,0426\n3.\t\u2014\ty\t22,0\tsehr kleine Flocken\t100\t1,72\t0,5338\t0,1815\t0,3522\t69,7\t0,0463\n4.\t\u2014\ty\t19,2\terstarrt nicht\t80\t1,25\t0,7525\t0,2935\t0,4579\t60,8\t?\nRein \u00e4u\u00dferlich war das Stutenkolostrum anderen Kolostrum- \u00bb arten ganz \u00e4hnlich, war z\u00e4h, dickfl\u00fcssig, citronengelb, erstarrte beim Kochen und hatte eine wesentlich erh\u00f6hte Acidit\u00e4t. Sie stieg am zweiten Tage noch etwas an und sank dann betr\u00e4chtlich ab. Voraussichtlich w\u00fcrde im weiteren Verfolg der Untersuchungen noch eine erhebliche Reduktion erfolgt sein, doch w\u00e0r es aus \u00e4u\u00dferen Gr\u00fcnden leider nicht m\u00f6glich, jenseits des 4. Lactationstages noch Milch zu erhalten.\nDer Fettgehalt war au\u00dferordentlich niedrig und stieg auch in den n\u00e4chsten Tagen nur unwesentlich an. Da die Stutenmilch \u00fcberhaupt sehr fettarm ist, so ist dieser Befund nicht gerade verwunderlich. Auffallend ist nur, da\u00df er im Gegensatz","page":156},{"file":"p0157.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den \u00dcbergang des Kolostrums in die Milch. 157\nsteht zu dem bei der nahe verwandten Eselsmilch. Trotzdem diese bekanntlich auch sehr fettarm ist, ist doch das Kolostrum, wie aus den Untersuchungen von Ellenberger1) und Wagner2) hervorgeht, fettreich. Erst beim \u00dcbergang in die Milch erfolgt die Reduktion auf die gew\u00f6hnlichen Werte.\nBei der Untersuchung der Stickstoffverteilung waren erhebliche Schwierigkeiten zu \u00fcberwinden. Es gelang n\u00e4mlich nicht, eine exakte Ausf\u00fcllung des Caseins allein durch den Zusatz einer optimalen Essigs\u00e4uremenge zu erzielen. Wiewohl bei einer gewissen Acidit\u00e4t eine grobe Flockenbildung eintrat, konnte doch ein klares Filtrat nicht erzielt werden. Erst als wir das Kolostrum mehrere Tage eingefroren lie\u00dfen, auftauten, wieder einfroren und diese Prozedur mehrmals wiederholten, gelang es uns, ein klares Filtrat zu gewinnen.\nDas Ergebnis der Stickstoffuntersuchungen war \u00fcberraschend. Eine \u00dcbereinstimmung mit den anderen bekannten Kolostrumarten war allerdings insofern vorhanden, als anf\u00e4nglich der Stickstoffgehalt sehr hoch war, einem Eiwei\u00dfgehalt \\on etwa 19 \u00b0/o entsprach und auch insofern, als vom zweiten Tage an ein schneller \u00dcbergang erfolgte. Die Verteilung des Stickstoffs auf die verschiedenen Eiwei\u00dfk\u00f6rper war aber total anders als sonst. Es zeigte sich n\u00e4mlich, da\u00df die \u00fcberwiegende Menge Stickstoff dem Casein angeh\u00f6rte und nur ein relativ kleiner Prozentsatz den Molkeneiwei\u00dfk\u00f6rperm So waren am ersten Tage von 3,0027 g Gesamt-N 2,5581 g Casein-N, das sind also 88,5 \u00b0/o des Gesamt-N. Von Tag zu Tag verschob sich dann das Verh\u00e4ltnis so, da\u00df weniger Casein, daf\u00fcr aber mehr Molkeneiwei\u00df auftrat. Am 4. Tage betrug der Casein-N nur noch 60,8 \u00b0fo des Gesamt-N.\nWir sehen also, da\u00df in Gegensatz zum Kolostrum der Kuh, des Schafes, auch der Ziege, das Kolostrum der Stute anf\u00e4nglich sehr caseinreich ist, und da\u00df es sich erst allm\u00e4hlich auf den gew\u00f6hnlichen Caseingehalt der Milch einstellt. Die Molkeneiwei\u00dfk\u00f6rper sind dabei anf\u00e4nglich absolut vermehrt,\n') Ellenberger, Arch. f.Anat.u.Physiol. (Physiol.Abt.), 1899,S.33.\n*) Wagner, Zeitschr. f. Unters, d. Nahrungs- u. Genu\u00dfmittel, 1908, Rd. 16, S. 272.","page":157},{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"158 St. Engel u.L. Dennemark. \u00dcbergang des Kolostrums in die Milch\nso da\u00df trotz des prozentualen Vorwiegens des Caseiris eine Kochgerinnung eintritt.\nGanz \u00e4hnlich liegen offenbar, wie aus den Untersuchungen von Ellenberger1) hervorgeht, die Dinge beim Kolostrum der Eselinnen. Ellenberger konnte einen von Tag zu Tag sinkenden Caseingehalt auch bei dem Kolostrum der Eselinnen feststellen.\nEs w\u00fcrde also damit erwiesen sein, da\u00df die Albuminmilchen im Gegensatz zu den Caseinmilchen dadurch ausgezeichnet sind, da\u00df sie in der Kolostrat-periode caseinreicher sind wie sp\u00e4terhin.\nBez\u00fcglich des Rest-N herrscht \u00dcbereinstimmung mit den anderen Milcharten, am ersten Tage war mehr vorhanden wie sp\u00e4ter.\nSchlu\u00dfs\u00e4tze.\n1.\tDie Eigenschaften des Kolostrums und der \u00dcbergang vom Kolostrum zur Milch sind bei erst- und mehrgeb\u00e4renden K\u00fchen offenbar gleich.\n2.\tBei der als Milchfieber bezeichnten Krankheit der K\u00fche bleibt trotz ungest\u00f6rter Lactation die Verteilung der Eiwei\u00dfk\u00f6rper wochenlang auf einem kolostr\u00f6sen Stadium.\n3.\tDas Kolostrum des Schafes verh\u00e4lt sich \u00e4hnlich wie das der Kuh, nur sind die kolostralen Eigenschaften nicht so ausgesprochen.\n4.\tDas Kolostrum der Stute zeichnet sich dadurch aus. da\u00df es caseinreicher ist wie die Milch und sich erst allm\u00e4hlich auf den Caseingehalt der Milch einstellt.\n5.\tS\u00e4mtlichen Kolostrumarten ist eigent\u00fcmlich, da\u00df der st\u00e4rkste Umschwung in der Zusammensetzung sich vom 1. zum 2. Tage vollzieht. Nur das Kolostrum der erkrankten Kuh machte hiervon eine Ausnahme.\n6.\tDie Acidit\u00e4t war bei allen Tieren im Kolostrum stark erh\u00f6ht. Die \u00c4nderung erfolgte etwa in demselben Tempo wie beim Eiwei\u00df.\n*) Ellenberger 1. c.","page":158}],"identifier":"lit19406","issued":"1911-12","language":"de","pages":"148-158","startpages":"148","title":"\u00dcber den \u00dcbergang des Kolostrums in die Milch, insbesondere \u00fcber das Verhalten der stickstoffhaltigen K\u00f6rper. (Kuh, Schaf, Stute)","type":"Journal Article","volume":"76"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:52:13.181761+00:00"}