Open Access
{"created":"2022-01-31T14:01:04.372322+00:00","id":"lit19413","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Willst\u00e4tter, Richard","role":"author"},{"name":"Heinr. H. Escher","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 76: 214-225","fulltext":[{"file":"p0214.txt","language":"de","ocr_de":"Ober das Lutein des H\u00fchnereidotters.\nVon\nRichard Willst\u00e4tter und Heinr. H. Escher.\nMit einer Tafel.\n(Aus dem chemischen Laboratorium der Eidgen\u00f6ssischen Technischen Hochschule\nin Z\u00fcrich.)\n(Der Redaktion zugegangen am 12. November 1911.)\n\u00dcber Luteine oder Lipochrome und Carotine sind viele Untersuchungen ver\u00f6ffentlicht worden, aber noch keine Arbeit ist bis zur Analyse eines der gelben Pigmente tierischen Ursprungs vorgedrungen. Man hat viele Namen eingef\u00fchrt und \u00f6fters versucht, diese Pigmente in Gruppen einzuordnen. Man z\u00e4hlt chemisch indifferente Stoffe und Verbindungen mit sauren Eigenschaften zu den Luteinen. Es ist wohl berechtigt, nach VV. Zopf1) die sauren Carotinine und die indifferenten Eu-carotine zu unterscheiden, aber die Annahme von Zopf ist un-- richtig, da\u00df zur zweiten Gruppe nur Kohlenwasserstoffe z\u00e4hlen.\nUnter den indifferenten gelben Pigmenten und zwar denjenigen pflanzlichen Ursprungs sind den L\u00f6slichkeitsverh\u00e4ltnissen nach von J. Borodin,2) N. A. Monteverde,3) A. Tschirch4) und M. Tswett5) zwei Gruppen unterschieden worden: eine in Benzin leicht, in Alkohol schwer l\u00f6slicher Farbstoffe und eine zweite Gruppe, die durch die entgegengesetzte\n.*) Beitr\u00e4ge zur Physiologie und Morphologie niederer Organismen, 111. Heft, 1908.\n*) M\u00e9langes biologiques tir\u00e9s du Bull, de T Acad. Imp\u00e9r. de St. P\u00e9ters-bourg, Bd. 11, S. 512 (1883.)\ns) Acta horti Petropolitani, XIII, Nr. 9, S. 123, 148, (1893).\n4) Berichte der Deutschen Botan. Ges., Bd. 14, S. 76 (1896); Bd. 22, S. 414 (1904).\n6) Ber. d. Deutsch. Bot. Ges., Bd. 24, S. 384 (1906).\ni","page":214},{"file":"p0214s0001.txt","language":"de","ocr_de":"^I' I s Z* it<( hril't l\u00fcr |\u00bbh\\sii\u00bbl\u00bb\u00abisthr \u00ab h\u00ab nii<*. li.nnl IA\\VI T.iii l l\nmul II. II. Kx'Iht. (M,rr ,|;,s Lut. in \u25a0!..< llii}mmi.|..|t.-n..\nWrlaj* von KmJ .1. Triibiu r in Sir.iiihm-j\u00bb.\n1-iiiU\u2018iii ums Mrlliv lalkiilm]i","page":0},{"file":"p0215.txt","language":"de","ocr_de":"215\n\u00dcber das Lutein des H\u00fchnereidotters.\nL\u00f6slichkeit gekennzeichnet ist. Diese Unterscheidung ist auch f\u00fcr die Lipochrome des Tierreiches geboten und von Nutzen.\nMit den verschiedenartigen L\u00f6slichkeitsverh\u00e4ltnissen geht ein chemischer Unterschied Hand in Hand.\nEine Untersuchung von Willst\u00e4tter und Mieg\u00bb) \u00fcber zwei gelbe Begleiter des Chlorophylls hat vor einigen Jahren gezeigt, da\u00df der Kohlenwasserstoff Carotin von der Zusammensetzung C40H56 ein weit verbreiterter Vertreter der in Petrol\u00e4ther l\u00f6slichen Gruppe, die Sauerstoffverbindung C40H5fi02, das Xanthophyll, ein Hauptrepr\u00e4sentant der alkoholl\u00f6slichen Gruppe ist. Bei der Ausdehnung der Untersuchung auf einige andere gelbe Pigmente pflanzlichen sowie tierischen Ursprungs bew\u00e4hrt sich die Einteilung der chemisch indifferenten Pigmente in petrol\u00e4therl\u00f6sliche Kohlenwasserstoffe (Carotingruppe, C40H-6) und in alkoholl\u00f6sliche Sauerstoffverbindungen (Xanthophyllgruppe,\nDen Tomatenfarbstoff, das Lycopin, haben wir2) vor kurzem als ein zweites Glied der Carotingruppe beschrieben. In dem indifferenten Pigment des H\u00fchnereidotters finden wir nun ein Isomeres des Xanthophylls, das dem schon bekannten Xanthophyll \u00e4u\u00dferst nahe steht. Der Farbstoff des Corpus luteum, wor\u00fcber der eine von uns (Dr. Heinr. Escher) im hiesigen Laboratorium eine Untersuchung begonnen hat, die er weiter fortsetzen wird, erweist sich als ein Vertreter der Kohlenwasserstoffgruppe.\nDas Lutein des H\u00fchnereidotters hat nach einigen \u00e4lteren Vorversuchen von Ghevreul und von Gobley im ,Jahre 1867 G. St\u00e4deler3) im Laboratorium des Z\u00fcricher Polytechnikums darzustellen versucht. Die Isolierung mi\u00dflang, aber St\u00e4deler erreichte das Ziel, die Verschiedenheit des Dotterfarbstoffes vom Bilirubin festzustellen.\nKurz nachher fa\u00dfte J. L. W. Thud ich um4) in seiner oft\n*) Annalen d. Chemie, Bd. 355, S. 1 (1907).\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 64, S. 47 (1909).\n3)\tJourn. pr. Chem., Bd. 100, S. 148 (1867).\n4)\tProc. Roy. Soc., Bd. 17, S. 253 (1869); Chem. Zentralbl. 1869.\n>\u202265.\t,\t\u2022","page":215},{"file":"p0216.txt","language":"de","ocr_de":"216 Richard Willst\u00e4tter und Heinr. H. Escher,\nzitierten kleinen Arbeit die Pigmente des Eidotters, der Ovarien, des Blutserums und der ser\u00f6sen Erg\u00fcsse, des Milchfettes, der gelben R\u00fcben, der Beeren und Bl\u00fcten von Pflanzen usw. mit dem Namen \u00abLuteine\u00bb zusammen.\nEine experimentelle Untersuchung \u00fcber Dotterpigmente hat im Jahre 1881 R. Maly1) ver\u00f6ffentlicht. Sein Material waren die Eier der Seespinne (Maja Squinado). Er trennte den Farbstoff in eine indifferente gelbe (Vitellolutein) und eine mit Alkalien und Erdalkalien salzbildende rote Komponente (Vitellorubin). Keine von den beiden ist krystallisiert oder rein erhalten und analysiert worden. Da es ungewi\u00df ist, ob der H\u00fchnereifarbstoff mit dem Vitellolutein identisch ist, wollen wir\ni#\ndie von Maly gebrauchte Bezeichnung nicht \u00fcbernehmen.\nln seinen ber\u00fchmten Beitr\u00e4gen zur Optochemie hat W. K\u00fchne2) sich aueh eingehend mit dem Farbstoff des H\u00fchnereidotters besch\u00e4ftigt, den er Ontochrin oder Lecitochrin nennt. Stickstofffrei hatte er ihn nicht zu isolieren vermocht, aber es gelang ihm, Krystalle zu beobachten. K\u00fchne unterscheidet das Pigment sorgf\u00e4ltig von demjenigen des Corpus luteum, welches er als au\u00dferordentlich \u00e4hnlich dem Carotin erkennt, und charakterisiert beide durch die Absorptionsspektra in Alkohol, \u00c4ther und namentlich in Schwefelkohlenstoff.\nVon neueren spektralanalytischen Untersuchungen ist noch die sch\u00f6ne spektrographische Arbeit von C. A. Schunck3) zu erw\u00e4hnen, der den Farbstoff des Eidotters mit einem der Bl\u00fcten-xanthophylle \u00fcbereinstimmend flndet.\nUnsere Untersuchung bezweckt die Isolierung des H\u00fchnereidotterfarbstoffs in reinem Zustand und seine Analyse. Wir beschreiben die Trennung von den farblosen Stoffen des Eidotters, namentlich von den Phosphatiden, den Fetten und dem Cholesterin so, da\u00df es k\u00fcnftig leicht sein wird, die Darstellung des Pr\u00e4parates zu wiederholen. F\u00fcr den Farbstoff, der das erste rein erhaltene Individuum der Luteine tierischer Herkunft ist,\n*) Sitzungsber. d. K. Akad. d. Wiss., Wien, Bd. 83, IL, S. 1126 (1881).\n*) Untersuchungen aus dem physiologischen Institute der Universit\u00e4t Heidelberg, Bd. 1, S. 341 (mit W. C. Ayres) (1878); Bd. 4, S. 169 (1882).\ns) Proc. Roy. Soc., Bd. 72, S. 165 (1903).","page":216},{"file":"p0217.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Lutein des H\u00fchnereidotters.\t217\nnehmen wir die Bezeichnung \u00abLutein\u00bb in Anspruch (ebenso wie Carotin und Xanthophyll f\u00fcr die ersten krystallisierten Repr\u00e4sentanten der betreffenden Gruppen pflanzlicher Pigmente). Das Lutein besitzt die Zusammensetzung, die physikalischen, namentlich die optischen Eigenschaften des Xanthophylls der Chloro-plasten, aber bei aller au\u00dferordentlichen \u00c4hnlichkeit ist es doch nicht identisch, sondern isomer mit demselben. Unterscheidend ist sein erheblich h\u00f6herer Schmelzpunkt. Man kann das Lutein, ein Glied der Xanthophyllgruppe, als Xanthophyll b registrieren.\nIsolierung.\nBei einigen Vorversuchen hatten wir zur Isolierung des I^uteins Aceton am geeignetsten gefunden, da es am wenigsten von den Phosphatiden und den Fetten aufnimmt, welche die Krystallisation erschweren.\nWir haben von 6000 H\u00fchnereiern1) die Dotter verarbeitet, deren Gewicht 110 kg betrug. Um die Eiwei\u00dfstoffe zu koagulieren, wurden die Dotter zerr\u00fchrt und je 6 kg davon in Steinzeugt\u00f6pfen mit je 7 1 Sprit angeteigt. In der Zentrifuge trennten wir die hellgelbe k\u00e4sige Masse (5,3 kg) vom Weingeist, der fast frei von Farbstoff war. Die Extraktion gelang am besten durch eine zweimalige Behandlung mit Aceton. F\u00fcrs erste wurden je 5,4 kg der zentrifugierten Masse mit 31 Aceton t\u00fcchtig anger\u00fchrt und auf einer Steinzeugnutsche \u00fcber einer Sandschicht abgesaugt ; zum Nach waschen war die Masse noch nicht gen\u00fcgend durchl\u00e4ssig. Wir erhielten gegen 31 goldgelben ersten Extrakt/\nDer einmal ausgezogene R\u00fcckstand betrug im ganzen \u2022*4 kg. Wir f\u00fcllten Chargen von 2,8 kg der kr\u00fcmeligen Masse mit 2 1 Aceton in Pulverflaschen und sch\u00fcttelten kr\u00e4ftig etwa eine Stunde lang an der Maschine, bis ein gleichm\u00e4\u00dfiger feink\u00f6rniger Brei gebildet war. Dann saugten wir wieder auf einer Steinzeugnutsche mit Sandschicht ab und konnten jetzt mit Aceton (2 Liter) rasch und so gr\u00fcndlich die letzten Anteile des Luteins herauswaschen, da\u00df die Eiwei\u00dfstoffe fast ungef\u00e4rbt zur\u00fcckblieben. Der Hauptextrakt war tiefgoldgelb. F\u00fcr die\n\u2018) Ungef\u00e4hr einen Monat alte bulgarische und steirische Eier.","page":217},{"file":"p0218.txt","language":"de","ocr_de":"218 Richard W illst\u00e4tter und Heinr. H. Escher,\nweitere Verarbeitung vereinigten wir alle Acetonl\u00f6sungen, die insgesamt ca. 2 Hektoliter betrugen. Zun\u00e4chst mu\u00dfte die L\u00f6sung durch Stehen gekl\u00e4rt werden, dabei fielen 2X!\\ 1 \u00d6l aus; es war etwas intensiver gef\u00e4rbt als die dar\u00fcber stehende Fl\u00fcssigkeit, aber zur Isolierung des Farbstoffes nicht brauchbar.\nDas alkoholhaltige Aceton h\u00e4lt viel Lecithin und Cholesterin gel\u00f6st. Am leichtesten beseitigt man die Phosphatide durch \u00dcberf\u00fchren in eine konzentrierte petrol\u00e4therische L\u00f6sung und Ausf\u00e4llen mit neuem Aceton. Dann erfolgt die Abtrennung des Cholesterins durch Krystallisation aus konzentriertester rein petrol\u00e4therischer L\u00f6sung.\nVom Acetonextrakt wurden je 6 1 mit ca. */* 1 Petrol\u00e4ther (0,64\u20140,66) vermischt und in Dekantiert\u00f6pfen mit dem dreifachen Volumen Wasser unter Vermeidung von Emulsionen vorsichtig unterschichtet. Die w\u00e4sserig acetonische Schicht lie\u00dfen wir nach einem Tage ab und sp\u00fclten den dunkelbraunen fettigen dicken Sirup mit Petrol\u00e4ther heraus. Aus diesem Sirup (20 Liter) fielen beim Vermischen mit der doppelten Menge Aceton gro\u00dfe Klumpen wenig gef\u00e4rbter Phosphatide aus (ca. 1,8 kg\u00bb. Die Pigmentl\u00f6sung wurde davon abgegossen, durch Leinwand filtriert und vom Aceton durch erneutes Unterschichten mit Wasser wieder befreit. Diesmal haben wir das Aceton gr\u00fcndlich herausgewaschen durch dreimaliges Ansetzen und stundenlanges Stehenlassen mit Wasser. War die petrol\u00e4therische L\u00f6sung ziemlich verd\u00fcnnt, so schieden sich schon jetzt an der Grenzschicht von Wasser und Petrol\u00e4ther kupferige Krystall-tlocken des Luteins ab, in konzentrierter Fl\u00fcssigkeit hielt das Cholesterin es gel\u00f6st. Die rotbraune L\u00f6sung ist durch gegl\u00fchtes Natriumsulfat filtriert und bei 30\u201435\u00b0 im Vakuum auf ein Zehntel ihres Volumens (2 Liter) eingeengt worden, bis der Sirup zu einem Krystallbrei von Cholesterin erstarrte (abfiltriert 250 g). Das tiefgef\u00e4rbte Filtrat wurde mit 4 1 Petrol\u00e4ther (vom Siedepunkt 30\u201450\u00b0) verd\u00fcnnt und im Eisschrank aufgestellt. Ein gro\u00dfer Teil des Luteins krystallisierte nun in einigen Tagen aus als hellroter Filz von haarfeinen N\u00fcdelchen. Das Abfiltrieren war schwierig ; wir saugten mit geringem Vakuum auf Kolier-tuch ab. Die Mutterlauge gab, im Vakuum eingeengt, weitere","page":218},{"file":"p0219.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Lutein des H\u00fchnereidotters. -\t219\nAbscheidungen von Cholesterin (75 und 60 g); nach dessen Entfernung lie\u00dfen sich durch Verd\u00fcnnen mit viel Petrol\u00e4ther und Aufstellen im K\u00e4lteraum nochmals einige kleine Krystallisationen von Lutein isolieren.\nDie Ausbeute an Rohprodukt des Farbstoffes betrug 4 g.\nMutterlauge. Wir pr\u00fcften den in der Mutterlauge hinter-bliebenen Rest des Farbstoffes durch Aussch\u00fctteln der petrol-\u00e4lherischen L\u00f6sung mit 90\u00b0/oigem Holzgeist. Das Pigment verteilt sich zwischen den beiden Schichten. Die untere alkoholische L\u00f6sung enthielt noch etwas Lutein. Durch Verseifen mit methylalkoholiseher Kalilauge und Extrahieren der Seife mit \u00c4ther gewannen wir eine reinere L\u00f6sung, aus der noch Krystallisationen von Cholesterin (15 g) und ein wenig Lutein isoliert werden konnten.\nDie obere petrol\u00e4therisehe Schicht nach der Entmischung mit Holzgeist enthielt ein Pigment von den L\u00f6slichkeitsverh\u00e4lt-nissen des Carotins, aber verglichen mit der Ausbeute an Lutein nur in kleinem Betrage. Auf Zusatz von Schwefelkohlenstoff ging die Farbe nicht in deutliches Rot \u00fcber, was bei Gegenwart eines Carotins z. B. des in der Verteilung zwischen Holz-gcist und Petrol\u00e4ther mit Carotin \u00fcbereinstimmenden Pigmentes aus dem Corpus luteum erfolgt w\u00e4re. Auch beim Behandeln des Abdampfr\u00fcckstandes der petrol\u00e4therischen L\u00f6sung mit konzentrierter methylalkoholischer Kalilauge hat es sich gezeigt, \u00abla\u00df kein carotinartiges Pigment oder fast nichts davon vorhanden war. Es entstand eine gelbbraune Seife; darin war der gelbe Farbstoff gr\u00f6\u00dftenteils gebunden, nur eine geringf\u00fcgige Menge ging daraus mit viel Cholesterin in \u00c4ther \u00fcber.\nReinigung und Analyse..\nDas Rohprodukt von Lutein war sehr unrein. Es enthielt namentlich eine reichliche Beimischung eines in erh\u00e4rtenden glashellen \u00d6lkugeln ausfallenden Wachses, das \u00e4hnliche L\u00f6slichkeitsverh\u00e4ltnisse wie der Farbstoff zeigte. Dieser farblose Begleiter des Luteins lost sich indessen in kochendem Holzgeist leichter und viel rascher. Eine vortreffliche Reinigung bestand daher im wiederholten Umkrystallisieren aus diesem L\u00f6sungs-","page":219},{"file":"p0220.txt","language":"de","ocr_de":"220\nRichard Wiilst\u00e4tter und Heinr. H. Escher,\nmittel, wobei die ersten Ausz\u00fcge verworfen oder wenigstens getrennt weiter verarbeitet wurden.\nWir l\u00f6sten das derart mit Holzgeist vorbereitete Rohprodukt in Portionen von 1U g in der beim Kochen unter R\u00fcckflu\u00df erforderlichen Menge Methylalkohol, d. i. 240\u2014270 ccm, und erhielten beim Abk\u00fchlen und Stehen \u00fcber Nacht in einer Ausbeute von je 0,16 g eine, pr\u00e4chtige dunkelbraunrote Krystalli-sation mit blauem Oberfl\u00e4chenglanz, die aus br\u00e4unlich gelben kompakten Prismen zusammengesetzt war. Die Krystalle waren frei von farblosen Begleitern. Nach zwei- bis dreimaligem Um-krystallisieren zeigten sie konstanten Schmelzpunkt.\nWeniger gut gelangen Versuche, durch Umscheiden aus Chloroform mit Petrol\u00e4ther und durch Umkrystallisieren aus Benzol das Lutein zu reinigen. Die Krystalle waren nicht frei von wachsartigen Substanzen. Hingegen f\u00fchrte auch mehrmaliges Umkrystallisieren aus Schwefelkohlenstoff, woraus sich das Lutein bei langsamer Krystallisation in sehr sch\u00f6nen Prismen, bei rascher in feurig ziegelroten Konglomeraten mikroskopischer Spie\u00dfe ausschied, zu reinen Pr\u00e4paraten. Dieselben enthielten kein Krystall\u00f6sungsmittel.\nDie mit Holzgeist gereinigten Pr\u00e4parate enthielten Kry-stallmethylalkohol wie das Xanthophyll nach Wiilst\u00e4tter und Mieg. Im Hochvakuum \u00fcber Phosphorpentoxyd wurde das L\u00f6sungsmittel in ann\u00e4hernd der f\u00fcr ein Molek\u00fcl berechneten Menge erst in etwa zehn Tagen abgegeben.1)\n. I. 0,1639 g verloren im Vakuum 0,0081 g\nII.\t0,1593 \u00bb\nIII.\t0,1417 \u00bb\nBerechnet f\u00fcr CAO, + CH40: CHtO 5,33\n\u00bb\t0,0063\t\u00bb\n\u00bb\t0,0C59\t\u00bb\nGefunden:\n1.\tII.\tIII.\n4,94\t3,96\t4,16.\nDie aus Methylalkohol umkrystallisierten, reinsten Pr\u00e4parate dienten zun\u00e4chst f\u00fcr die Molekulargewichtsbestimmung,\n*) Der Schmelzpunkt sank dabei um 12\u00b0, wahrscheinlich weil der Zutritt von Sauerstoff bei dieser Trocknung nicht ganz vermieden war; durch eine Gewichtszunahme infolge beginnender Oxydation erkl\u00e4rt sich auch der etwas zu niedrig gefundene Gehalt an Krystallmethylalkonol.","page":220},{"file":"p0221.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Lutein des H\u00fchnereidotters.\t221\ndie wir nach der ebullioskopischen Methode in Chloroforml\u00f6sung ausf\u00fchrten (Konstante 36,6).\nI.\tIn 14,0 g Chloroform gaben 0,2365 g Substanz\n0,099\u00b0 Siedepunktserh\u00f6hung,\nII.\tIn 13,95 g Chloroform gaben 0,4372 g Substanz\n0,175\u00b0 Siedepunktserh\u00f6hung.\nBerechnet f\u00fcr C40H56O2:\tGefunden: I. II.\nMol.-Gew. 568,4\t624,5 655,5.\nZur Analyse brachten wir:\n1.\tEin ohne Anwendung sauerstoffhaltiger L\u00f6sungsmittel gereinigtes, n\u00e4mlich aus Benzol und zweimal aus Schwefelkohlenstoff umkrystallisiertes Pr\u00e4parat.\n2.\tDas aus Methylalkohol wiederholt umkrystallisierte Pr\u00e4parat der Molekulargewichtsbestimmung, nach Ausf\u00e4llen aus der L\u00f6sung in Chloroform mit Petrol\u00e4ther und einmaligem Umkrystallisieren aus Schwefelkohlenstoff.\n3.\tDas n\u00e4mliche Pr\u00e4parat, noch ein zweites Mal aus Schwefelkohlenstoff umkrystallisiert.\nDie Bestimmungen zeigten, da\u00df mit der beschriebenen Reinigung eine zunehmende Ann\u00e4herung an die theoretischen Werte erzielt worden ist.\nI.\t0,1059 g Substanz gaben 0,3228 g C02 und 0,0954 g H20\nII.\t0,1237 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,3790 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,1127 \u00bb\t\u00bb\nIII.\t0,1102 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,3396 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,0988 *\t\u00bb\nBerechnet f\u00fcr\tGefunden:\nC40H5A:\tI.\tII.\tIII.\nC\t= 84,44\t83,13\t83,56\t84,05 .\nH\t= 9,93\t10,08\t10,19\t10,03..\n* \u25a0 \\\nBeschreibung.\nDas Lutein stimmt mit dem Xanthophyll nicht nur in der Zusammensetzung \u00fcberein, es zeigt auch bis in die letzten Einzelheiten die Eigenschaften desselben, wie sie von Will-st\u00e4tter und Mieg mitgeteilt worden sind und die wir an einem zum Vergleich mit Lutein aus Bl\u00e4ttern gewonnenen Pr\u00e4parat best\u00e4tigt fanden. Unterscheidend ist allein der Schmelz-","page":221},{"file":"p0222.txt","language":"de","ocr_de":"222 Richard Willst\u00e4tter und Heinr. H. Escher,\npunkt;1) Xanthophyll schmilzt nach Willst\u00e4tter und Mieg bei 172\u00b0 korr., wir beobachteten den Schmelzpunkt nach wiederholtem Umkrystallisieren aus Methylalkohol bei 170,5\u2014171,5\u00b0 unkorr., d. i. bei 173.5\u2014174,5\u00b0 korr. Bei weiterem Umkrystallisieren aus Schwefelkohlenstoff steigt der Schmelzpunkt nicht. Lutein schmilzt hingegen scharf bei 192\u2014193\u00b0 unkorr. (korr. 195\u2014196\u00b0). Der Schmelzpunkt wird wie beim Xanthophyll leicht herabgedr\u00fcckt, wahrscheinlich infolge beginnender Oxydation.\nVom Carotin unterscheidet sich der Dolterfarbstoff durch die Verteilung zwischen Alkohol oder Holzgeist und Petrol\u00e4ther; vermischt man die alkoholische L\u00f6sung mit Petrol\u00e4ther und f\u00fcgt man nur eben die zur Entmischung erforderliche Menge Wasser hinzu, so befindet sich das Lutein (wie Xanthophyll zum allergr\u00f6\u00dften Teil in der alkoholischen Schicht.\nLutein ist in Chloroform sehr leicht l\u00f6slich, in Schwefelkohlenstoff warm ziemlich leicht (1 g in ca. 400 ccm), kalt viel schwerer l\u00f6slich, leichter in Benzol, auch in \u00c4ther schon kalt ziemlich leicht l\u00f6slich; in Petrol\u00e4ther ist es in der K\u00e4lte\n'A \u25a0\t*\nso gut wie unl\u00f6slich, beim Kochen nur ganz wenig l\u00f6slich ln siedendem Methylalkohol ist das Lutein ziemlich schwer l\u00f6slich (1 g erfordert gegen 1 1), kalt viel schwerer.\nDas Lutein krystallisiert bei langsamer Abk\u00fchlung aus Holzgeist in Prismen (siehe die Figur), die mitunter schwalbenschwanzf\u00f6rmige Einkerbungen zeigen, oder in Wetzsteinformen, sowie auch in rhomboedrischen, fast w\u00fcrfelf\u00f6rmigen T\u00e4felchen, bei schneller Ausscheidung in d\u00fcnnen, unscharf vierseitigen Bl\u00e4ttchen. Die Krystalle zeigen lebhaften Metallglanz, sie sind unter dem Mikroskop in der Aufsicht bernsteingelb, in der Durchsicht br\u00e4unlich gelb (w\u00e4hrend Carotin und das Pigment aus dem Corpus luteum rotorange sind), und da, wo zwei Krystalle sich kreuzen, orangerot und braun. Die Farbe wechselt mit der Dicke, sie spielt bei derben Krystallen auch ins Gr\u00fcnliche und wird bei d\u00fcnnen Bl\u00e4ttchen mitunter rosa. Das aus Chloroform mit Petrol\u00e4ther gef\u00e4llte feinkrystallinische Mehl\n') Da der Schmelzpunkt durch langsames Erhitzen erniedrigt wurde, f\u00fchrten wir das Schmelzpunktr\u00f6hrchen in das vorgew\u00e4rmte Bad ein.","page":222},{"file":"p0223.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Lutein des H\u00fchnereidotters.\t223\nist framboise bis zinnoberrot. Das Pulver ist ziegelrot bis mennigrot.\nDie Farbe des Luteins in verd\u00fcnnten L\u00f6sungen ist goldgelb, in Schwefelkohlenstoff geht sie mehr nach Rot, aber nicht in gleichem Ma\u00dfe wie bei Carotin: Lutein und Xanthophyll sind in Schwefelkohlenstoff gelbrot, Carotin gibt ein im Vergleich dazu blaustichiges, leuchtendes Rot. Der ungef\u00e4hre kolorimetrische Vergleich ergibt, da\u00df von den Xanthophyllen (U g in Schwefelkohlenstoff farb\u00e4quivalent 0,08 g Carotin ist.\nLutein addiert in \u00e4therischer L\u00f6sung Jod; das Jodid scheidet sich als dunkelviolettes Pulver mit kupfrigem Glanze ab, es besteht aus mikroskopischen Spie\u00dfen.\nLutein ist auto.xydabel wie Carotin. Die Geschwindigkeit der Sauerstoffaufnahme beim Liegen an der Luft ist bei reinen I \u2018r\u00e4paraten in den ersten Tagen klein und steigert sich dann. * Nach 40 Tagen war die Substanz nur wenig verbla\u00dft, ihr tie wicht hatte um 23\u00b0/o zugenommen und schien konstant zu sein. Bei dieser Umwandlung von reinem Lutein nahmen wir keinen Geruch wahr, wohl aber bei Xanthophyll, Carotin und Lycopin. Proben von weniger reinem Lutein verwandelten sich an der Luft in strohgelbes Pulver.\nAbsorptionsspektrum.\nIm Absorptionsspektrum der Alkohol- und Schwefelkohlenstoffl\u00f6sung finden wir die Xanthophylle a und b vollkommen \u00fcbereinstimmend, die folgenden Messungen sind mit Xanthophyll aus Bl\u00e4ttern und mit Lutein ausgef\u00fchrt. F\u00fcr die Untersuchung li\u00e2t uns das L\u00f6wesche Gitterspektroskop von Carl Zeiss gedient; die Zahlen differieren etwas von den zu k\u00fcrzen Angaben von Willst\u00e4tter und Mieg, die mit einem Flintprismenapparat beobachtet worden sind und durch die nachstehenden Messungen verbessert werden. Zum Vergleich haben wir mit demselben Apparat auch die genau entsprechenden \u2018 L\u00f6sungen von Carotin untersucht, um ebenfalls die fr\u00fcheren Angaben zu erg\u00e4nzen und zu verbessern.\nLutein zeigt in Alkohol ein Spektrum von zwei B\u00e4ndern in der blauen und indigblauen Region, au\u00dfer der fast beim","page":223},{"file":"p0224.txt","language":"de","ocr_de":"224\nRichard Willst\u00e4tter und Heinr. H. Escher,\nBeginn von Violett einsetzenden Endabsorption. Carotin weist die gleichen Absorptionsstreifen um ca. 4\u20148 pp gegen Rot hin verschoben auf.\nIn Schwefelkohlenstoff unterscheiden sich die Xanthophylle charakteristisch von Carotin, dessen Absorptionsspektrum in Schwefelkohlenstoff wir zum Vergleich mit Lycopin1) fr\u00fcher mitgeteilt haben. Das Spektrum der Xanthophylle besteht n\u00e4mlich aus zwei im Gr\u00fcn und Blau und zwar gleichfalls mehr gegen Violett hin (als beim Carotin) liegenden Absorptionsb\u00e4ndern, dazu kommt aber noch ein deutliches drittes Band im Indigblau, welches beim Carotin fehlt oder nur in viol st\u00e4rkerer Schicht als Schatten auftritt.\nDie Xanthophylle in Alkohol. 0,01 g in 2 1.\nSchichtendicke: 5 mm\t10 mm\nBand I\t484 \u2014 \u2014472 Band II\t454\t441 Endabsorption\t419 \u2014\t488 \u2014 471 444 \u2014 440 420 \u2014\nCarotin in Alkohol. 0,01 g in 2 1.\t\nSchichtendicke: 5 mm\t10 mm\nBand I\t492 \u2014 - 478 Band II\t459 \t446 Endabsorption\t415 \u2014\t492 \u2014 476 459 \u2014 445 419 \u2014\nDie Xanthophylle in Schwefelkohlenstoff. 0,01 g in 2 1.\t\nSchichtendicke : 10 mm\t20 mm\nBand I\t515 . . \u2022 501 Band II\t482 \u2014 469 Band III\t\t Endabsorption 411 \u2014\t516\t501 483 - 467 447 \u2022 441 412 \u2014\nl) Diese Zeitschrift, Bd. 64, S. 47 (1909).","page":224},{"file":"p0225.txt","language":"de","ocr_de":"Uber das Lutein des H\u00fchnereidotters.\n225\nCarotin in Schwefelkohlenstoff.\n0,01 g in 21.\nSchichtendicke: 10 mm_______20 mm\t40 mm\nBand I 524... 510 525--------------508 1529 \u2014 506 ..\t~\nBand II 489 \u2014 475 490 \u2014 474\t\\494 \u2014 468 ... 450\nEndabsorption 413 \u2014\t414 \u2014\t415 __","page":225}],"identifier":"lit19413","issued":"1911-12","language":"de","pages":"214-225","startpages":"214","title":"\u00dcber das Lutein des H\u00fchnereidotters","type":"Journal Article","volume":"76"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:01:04.372328+00:00"}