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{"created":"2022-01-31T14:02:10.883449+00:00","id":"lit19421","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Cohnheim, Otto","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 76: 293-297","fulltext":[{"file":"p0293.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage der Eiwei\u00dfresorption.\nIII. Mitteilung.\nVon\t\u2022\t\u2022\nOtto Cohnheim (Heidelberg).\n(Ans dem physiologisch-chemischen Laboratorium der zoologischen Station zu Neapel.) (Der Redaktion zugegangen am 29. November 1911.)\nIm Jahre 1909 habe ich \u00fcber Versuche an isolierten Fischd\u00e4rmen berichtet,1) die den Zweck haben sollten, das resorbierte Eiwei\u00df jenseits der Darmwand wieder aufzufmden., Ich habe die D\u00e4rme von bestimmten Knochenfischen mit Pepton gef\u00fcllt und in sauerstofTges\u00e4ttigte Ringer sehe L\u00f6sung gelegt. Im Laufe einiger Stunden war eine erhebliche Menge von stickstoffhaltigen Produkten \u00fcbergegangen, die in der Regel keine Liuretreaktion mehr gaben. Aber es gelang auch nicht, die bekannten Eiwei\u00dfspaltungsprodukte darin nachzuweisen, vielmehr war eine betr\u00e4chtliche Menge des Stickstoffs in Form einer fl\u00fcchtigen Base vorhanden. Sp\u00e4ter habe ich die Versuche mit Makita2) zusammen wiederholt und wir lie\u00dfen Glykokoll und Tyrosin resorbieren. Bei Glykokoll war wenig Stickstoff in Form einer fl\u00fcchtigen Base vorhanden, bei Tyrosin ergab dagegen eine Stickstoffbestimmung und eine Ammoniakbestimmung identische Werte. Infolge der geringen Menge von geeigneten Versuchstieren, die uns damals zur Verf\u00fcgung standen, hatte es sich bei diesen Versuchen aber immer nur um sehr kleine Zahlen gehandelt.\nIm M\u00e4rz und April dieses Jahres habe ich nun entsprechende Versuche mit verschiedenen Eiwei\u00dfspaltungsprodukten angestellt. Die Versuche wurden wieder im physiologischchemischen Laboratorium der zoologischen Station in Neapel\nausgef\u00fchrt. Ich danke den Herren der Station, insbesondere ~-------\u2014 \u2022\n') 0. Cohnheim, Diese Zeitschrift, Bd. 59, S. 239, 1909.\n*) 0. Cohnheim und F. Makita, ibid., Bd. 61, S. 1\u00d69. 1909.\n20*","page":293},{"file":"p0294.txt","language":"de","ocr_de":"291\nOtto Cohnheim,\nHerrn Dr. Henze und Herrn Dr. Cerutti herzlichst f\u00fcr ihre liebensw\u00fcrdige Unterst\u00fctzung. Der Aufenthalt in Neapel wurde mir durch eine Zuwendung der Heidelberger medizinischen Fakult\u00e4t aus der Walther Erb-Stiftung und eine weitere Zuwendung der Heidelberger Akademie der Wissenschaften erm\u00f6glicht.\nDie Versuche wurden wieder an denselben Fischen, Crenilabrus p.avo, Labrus turdus und Labrus festivus angestellt, da sich bei fr\u00fcheren Versuchen in Monaco andere Fischarten als sehr w'enig geeignet erwiesen hatten. Es wurde auch sonst genau wie fr\u00fcher beschrieben verfahren. Die Ringer sehe L\u00f6sung hatte die Zusammensetzung 0,375 g NaHC03, 0,3 CaCI2, 0,525 KCl, 11,25 NaCl im Liter. Ein Zusatz von Blut wurde nicht gemacht. In einem Versuch habe ich die Mengen, die in den ersten und zweiten 2llz Stunden in die Au\u00dfenfl\u00fcssigkeit \u00fcbergingen, getrennt bestimmt: in der ersten Zeit gingen \u00fcber 24,8 mg N, d^tvon 4,8 mg NH3-N, * \u00bb weiteren \u00bb\t\u00bb\t\u00bb 44\t\u00bb N, \u00bb\t4,6 \u00bb NH3-N.\nAuf Grund dieses Versuches habe ich die Versuchsdauer abgek\u00fcrzt, soda\u00df sie in der Regel nur 3\u20144 Stunden betrug. Von der Au\u00dfenfl\u00fcssigkeit wurde in einem Teil der Stickstoff nach Kjeldahl bestimmt, in einem anderen Anteil wurde eine Ammoniakbestimmung ausgef\u00fchrt. Zu der Fl\u00fcssigkeit wurde Baryumcarbonat hinz\u00fcgesetzt und 2 Stunden lang Wasserdampf hindurchgeleitet. Das Destillat wurde in Vio-n-Schwefels\u00e4ure in gebrauchten Kolben aus Jenaer Glas aufgefangen und vor dem Titrieren einige Minuten im Sieden gehalten. Durch Kon-trollversuche habe ich mich \u00fcberzeugt, da\u00df sich der Titer einer h'io-n-L\u00f6sung von Schwefels\u00e4ure hierdurch nicht \u00e4ndert, auch habe ich mich durch besondere Kontrollversuche \u00fcberzeugt, da\u00df die angewandten Aminos\u00e4uren bei dieser Methode nicht etwa Ammoniak abgaben.\nFolgendes sind die Resultate:\nTyrosin.\nDas Tyrosin habe ich mir durch Pepsin-Erepsinspaltung von Eiwei\u00dfk\u00f6rpern selbst dargestellt. Es wurde in einer L\u00f6sung von NaHC03 gel\u00f6st, au\u00dferdem aber ungel\u00f6stes miteingespritzt.\nI","page":294},{"file":"p0295.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage der Eiwei\u00dfresorption.. III.\t295\n1.\t6 D\u00e4rme, 4\u20145 Stunden, Au\u00dfenfl\u00fcssigkeit 410 ccm.\n50 ccm nach Kjeldahl s\u00e4ttigen 1,5 ccm Vio-n-S\u00e4ure\n= 17 mg N.\n50 ccm mit BaC08 s\u00e4ttigen 1,0 ccm Vio-n-S\u00e4ure = 11 m* NHS-N = 66\u00b0/o.\n2.\t8 D\u00e4rme, 3\u20144 Stunden, Au\u00dfenfl\u00fcssigkeit 360 ccm.\n50 ccm nach Kjeldahl s\u00e4ttigen 2,1 ccm Vio-n-S\u00e2ure\n= 21 mg N.\n50 ccm mit BaCOs s\u00e4ttigen 1,0 ccm l/io-n-S\u00e4ure = 10 mg NH3-N = 480/0.\nDer Rest der Au\u00dfenfl\u00fcssigkeit von beiden Versuchen wurde, mit etwas Phosphors\u00e4ure versetzt, 20 Stunden in dem \u00c4therextraktionsapparat von Kutscher und Steudel mit \u00c4ther extrahiert. Beim Abdampfen des \u00c4thers blieb nur eine unw\u00e4gbare Spur einer Schmiere zur\u00fcck, die die Millon sehe Reaktion gab.\nAlanin.\nDas Alanin war von Kahlbaum bezogen, es wurde in Wasser gel\u00f6st.\n3.\t5 D\u00e4rme, 1,2 g Alanin in 40 ccm, 5 Stunden.\n100 ccm nach Kjeldahl s\u00e4ttigen 17,4 ccm.\n100 ccm mit BaCOs s\u00e4ttigen 0,9 ccm = 5\u00b0/o.\n4.\t4 D\u00e4rme, 1,4 g Alanin in 40 ccm, 5 Stunden.\n100 ccm nach Kjeldahl s\u00e4ttigen 3,3 ccm.\n100 ccm mit BaC03 s\u00e4ttigen 0,8 ccm = 25\u00b0/o.\n5.\t3 D\u00e4rme, 0,5 g Alanin zu 30 ccm, 4\u20145 Stunden. Au\u00dfen 270 ccm.\n60 ccm nach Kjeldahl s\u00e4ttigen 6,7 ccm.\n210 ccm mit BaCOs s\u00e4ttigen 1,4 ccm == 60/0:\n6.\t6 D\u00e4rme, 1 g Alanin in 60 ccm, 4\u20145 Stunden. Au\u00dfen 190 ccm.\n40 ccm nach Kjeldahl s\u00e4ttigen 9,5 ccm Vio-n-S\u00e4ure = 63 mg N.\n50 ccm mit BaC03 s\u00e4ttigen 1,2 ccm Vio-n-S\u00e4ure = 6,4 mg NH3-N = 10\u00b0/c.\n7.\t3 D\u00e4rme, 0,5 g Alanin in 33 ccm, 5 Stunden, der Versuch ist oben schon genannt.","page":295},{"file":"p0296.txt","language":"de","ocr_de":"296\nOtto Cohnheim,\na) 2, /a Stunden 340 ccm.\n140 ccm nach Kjeldahl s\u00e4ttigen 7,3 ccm.\n200 ccm mit BaC03 s\u00e4ttigen 2,0 ccm = 20\u00ae/o.\nWeitere 2 Va Stunden 330 ccm.\n130 ccm nach Kjeldahl s\u00e4ttigen 12,4 ccm.\n200 ccm mit BaC03 s\u00e4ttigen 2,0 ccm Vio-n-S\u00e4ure = 10\u00b0/o. Im ganzen berechnet sich 69 mg N ; 9,4 mg NH3-N =\u2022 13,6\u00b0/o.\nDer Rest der vereinigten Au\u00dfenfl\u00fcssigkeiten von Versuch 3\u20146 wurde wieder mit \u00c4ther extrahiert, es ging aber nichts in den \u00c4ther \u00fcber. Die L\u00f6sungen reduzierten nicht und enthielten keine Glyoxyls\u00e4ure.\nAsparaginsaures Natrium.\nDas Pr\u00e4parat war von Kahlbaum bezogen und wurde in Wasser gel\u00f6st.\n8.\t7 D\u00e4rme. 1,8 g in 50 ccm, 6\u20147 Stunden. 305 ccm.\n100 ccm mit BaC03 s\u00e4ttigen ab 0,7 ccm = 3,0 mg NH3-N.\n9.\tEin sehr gro\u00dfer Darm. 0,7 ccm in 20 ccm. Die Gesamtmenge wird destilliert. Mit BaC03 destilliert, s\u00e4ttigen 0,3 ccm Vio-n-S\u00e4ure. R\u00fcckstand davon nach Kjeldahl behandelt 2.0 ccm Vio-n-S\u00e4ure.\nNH3N = 13o/o.\n10.\t4 D\u00e4rme, 1,3 ccm zu 40 ccm, 3V2 Stunden. Au\u00dfen 355 ccm.\n50 ccm nach Kjeldahl s\u00e4ttigen 0,9 ccm = 8,9 mg N.\n100 ccm mit BaC03 s\u00e4ttigten 0,8 ccm = 3,9 mg NH3-N = 45\u00b0/o.\nAuch bei diesen Versuchen ging nichts in den \u00c4ther \u00fcber.\nGlutamins\u00e4ure.\nDas Pr\u00e4parat war von Kahlbaum bezogen. Es wurde in NaHC03 zu neutraler L\u00f6sung gel\u00f6st.\n11.\t3 D\u00e4rme, 1 g in 28 ccm, 61.'\u00bb Stunden, 260 ccm.\n110 ccm nach Kjeldahl s\u00e4ttigen 0,6 ccm Vio-n-S\u00e4ure\n= 2,0 mg N.\n150 ccm BaC03 s\u00e4ttigen 0,6 ccm = 1,4 mg NH3-N = 70\u00b0/o.\n12.\t6 D\u00e4rme, 1,6 ccm zu 40 ccm, 5 Stunden.","page":296},{"file":"p0297.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage der Eiwei\u00dfresorption. III.\t297\n50 ccm nach Kjeldahl s\u00e4ttigen 5,4 ccm.\n80 ccm mit BaC03 s\u00e4ttigen 0,6 ccm.\n13.\t3 D\u00e4rme, 1 g zu 20 ccm. Au\u00dfen 200 ccm.\n50 ccm BaC03 s\u00e4ttigen 0,2 ccm = 1,1 mg NH3-N.\nZur Kontrolle wurden nun noch einige Versuche gemacht, bei denen die D\u00e4rme der Fische, so wie sie frisch gefangen eingebracht wurden, in Ringersche L\u00f6sung gelegt wurden. Die D\u00e4rme sind dann immer mit Muscheln vollgestopft und man hat so die nat\u00fcrliche Nahrung der Tiere.\n14.\t1 Darm eines sehr gro\u00dfen Tieres, 7 Stunden, 135 ccm.\n45 ccm nach Kjeldahl s\u00e4ttigen 4,7 ccm = 20 mg N.\n90 ccm mit BaC03 s\u00e4ttigen 1,5 ccm = 3,1 mg NH,-N = 150/0.\t\u2022\t3\n15.\t8 D\u00e4rme, 154 ccm.\n50 ccm nach Kjeldahl s\u00e4ttigen 5,8 ccm = 24,3 mg N.\n100 ccm mit BaC03 s\u00e4ttigen 1,3 ccm = 2,7 mg NH.-N = lio/o.\t5\nBei 2 weiteren Versuchen wurden D\u00e4rme von Fischen verwendet, die sich schon einige Zeit im Aquarium befanden. Der Darm enth\u00e4lt dann keine Muscheln mehr, sondern ist mit einer gelblichen Fl\u00fcssigkeit gef\u00fcllt. Auch hier wurde nichts in den Darm eingespritzt.\n16.\t1 Darm eines sehr gro\u00dfen Tieres, au\u00dfen 260 ccm.\n130 ccm nach Kjeldahl s\u00e4ttigen 1,0 ccm.\n130 ccm mit BaC03 s\u00e4ttigen 0,5 ccm = 50\u00b0/o.\n17.\t8 D\u00e4rme von kleinen Tieren, 4\u20145 Stunden, 197 ccm.\n77 ccm nach Kjeldahl s\u00e4ttigen 1,6 ccm.\n120 ccm mit BaC08 s\u00e4ttigen 0,3 ccm.\nAuch nach diesen neuen Versuchsresultaten kann es keinem Zweifel unterliegen, da\u00df bei der Resorption der nat\u00fcrlichen Nahrung und bei der Resorption von Aminos\u00e4uren eine teilweise Abspaltung von Ammoniak eintritt. Woran es liegt, da\u00df diese in so wechselnder Menge erfolgt, vermag ich nicht zu sagen. Zu weiterer chemischer Untersuchung ist die Menge zu klein. Hierf\u00fcr wird es erforderlich sein, eine Methode zu linden, die es erm\u00f6glicht, am h\u00f6heren Tier zu arbeiten.","page":297}],"identifier":"lit19421","issued":"1911-12","language":"de","pages":"293-297","startpages":"293","title":"Zur Frage der Eiwei\u00dfresorption. III. Mitteilung","type":"Journal Article","volume":"76"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:02:10.883455+00:00"}