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{"created":"2022-01-31T14:00:05.059261+00:00","id":"lit19424","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Scheunert, Arthur","role":"author"},{"name":"Walther Grimmer","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 76: 322-329","fulltext":[{"file":"p0322.txt","language":"de","ocr_de":"Uber eigenartige Konkremente aus einer Milchdr\u00fcsencyste\neines Pferdes.\nVon\nArthur Scheunert und Walther Grimmer.\n(Aus dem physiologischen Institut der tier\u00e4rztlichen Hochschule zu Dresden. Direktor: Geheimer Rat Prof. Dr. Ellenberger.)\n(Der Redaktion zugegangen am 5. Dezember 1911.)\nKonkremente aus den Ausf\u00fchrungsg\u00e4ngen der Milchdr\u00fcse sind gelegentlich beschrieben und untersucht worden und enthielten stets fast v\u00f6llig oder \u00fcberwiegend anorganische Bestandteile. F\u00fcrstenberg1) unterschied drei Arten; Milchsteine (kleine rundliche, wei\u00dfe K\u00f6rper von Bohnen- oder Hirsekerngr\u00f6\u00dfe), Pseudomilchsteine (\u00e4u\u00dferlich den Milchsteinen \u00e4hnlich, aber mit einem aus K\u00e4se bestehenden Kern) und Konkremente (ein formloses Gemenge organischer und anorganischer Substanzen. Die Zusammensetzung solcher Konkretionen war in zwei F\u00e4llen folgende:\n\tMilchstein \u00b0/o\tKonkrement \u00b0/o\nCaC03\t\t92,30\t55,98\nCa*(P04)B\t\t2,78\t17,45\nFett . \t\t\t0,93\t2,69\nSonstige organische Substanzen\t3,14\t18,55\nWasser\t\t0,85\t5,83\nEisen, Alkalien\t\tSpuren\tSpuren\nIm Sommer dieses Jahres gelangten wir in den Besitz einer Anzahl von Konkrementen aus einer Milchretentionscyste eines Stuteneuters, die sich wesentlich von den bisher beschriebenen \u00e4hnlichen Konkretionen dadurch unterschieden.\n*) F\u00fcrstenberg, zit. nach Tereg, Milch in Ellenbergers Handbuch der vergl. Physiologie, Bd. I, S. 430 (1890).","page":322},{"file":"p0323.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber eigenartige Konkremente usw.\t323\nda\u00df sie beinahe ausschlie\u00dflich aus organischen Bestandteilen zusammengesetzt waren. Wir verdanken diese Konkremente dem Direktor des pathologischen Institutes unserer Hochschule, Herrn Medizinalrat Prof. Dr. Joest, dem wir auch an dieser Stelle f\u00fcr die \u00dcberlassung des Materials verbindlichst danken. Die Vorgeschichte des Falles, der von Joest1) in pathologischanatomischer Hinsicht untersucht und ver\u00f6ffentlicht worden ist, ist kurz folgende:\nVor etwa 14 Jahren wurde eine damals s\u00e4ugende Stute von Personen geneckt und dadurch zum Ausschlagen veranla\u00dft. Hierbei geriet sie mit einem Hinterbein \u00fcber eine Bretterplanke und zog sich dadurch eine Euterquetschung zu. Im Laufe der Zeit entwickelte sich ganz allm\u00e4hlich in der kaudalen Seite des Euters eine etwa in der \u00bbMedianlinie liegende Cyste, die schlie\u00dflich zu Kindskopfgr\u00f6\u00dfe anwuchs. Da dieser bei einer Stute an dieser Stelle unpassende Appendix \u00c4rgernis erregte, sah sich der Besitzer des Tieres gen\u00f6tigt,, eine Entfernung desselben auf operativem Wege vornehmen zu lassen. Der die Operation ausf\u00fchrende Tierarzt Dr. Bahne sandte das Euter des nunmehr 21\u201422 Jahre alten Tieres an das hiesige pathologische Institut zur Untersuchung ein.\nBei der Er\u00f6ffnung entleerten sich ca. '\u00e0U 1 einer tr\u00fcben, graugelblichen geruchlosen Fl\u00fcssigkeit und ferner ca. 500\u2014600 graugelbliche, kugelrunde Konkremente. Die Konkremente waren weich, knetbar, f\u00fchlten sich fettig an und. besa\u00dfen verschiedene Gr\u00f6\u00dfe, die im Mittel etwa der eines Kirschkernes gleichkam. Eine qualitative Untersuchung derselben ergab, da\u00df ein gro\u00dfer Teil der Konkremente in Chloroform l\u00f6slich war, der R\u00fcckstand Eiwei\u00dfreaktionen gab und die Asche der Gesamtkonkremente Phosphors\u00e4ure und Calcium enthielt. Ferner gaben die Konkremente die Akroleinreaktion und die Sal-kowskische Cholesterinprobe. Wir glaubten daher zun\u00e4chst, da\u00df die Konkremente haupts\u00e4chlich aus den Bestandteilen der Milch best\u00e4nden.\n\u2018) Joest, Gro\u00dfe alte Milchretentionscyste mit Fettk\u00f6hkrementen im Euter eines Pferdes. Bericht \u00fcber die Kgl. Sachs. Tier\u00e4rztliche Hochschule aus dem Jahre 1910, S. 169.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physioi. Chemie. LXXVI.\t22","page":323},{"file":"p0324.txt","language":"de","ocr_de":"Arthur Scheunert und Walther Grimmer,\nDie Eigenartigkeit des Falles und die qualitativen Befunde veranla\u00dften uns, eine genauere Untersuchung vorzunehmen, die vor allem den Zweck haben sollte, uns Aufk\u00e4rung \u00fcber die Zusammensetzung des \u00e4therl\u00f6slichen Bestandteiles und damit \u00fcber die Herkunft des offenbar darin enthaltenen Fettes zu bringen. Eine Untersuchung der Cystenfl\u00fcssigkeit konnte, da diese bei der Entleerung verloren gegangen war, nicht ausgef\u00fchrt werden.\nI.\tFeststellung des Gewichtes. Die in Glycerinwasser aufbewahrten Konkremente wurden mehrfach mit Wasser abgesp\u00fclt und auf Filtrierpapier gelegt, bis dieses keine Feuchtigkeit mehr annahm. Dann wurden einige gro\u00dfe, einige mittlere und einige kleine Konkremente gewogen.\nGro\u00dfe Konkremente\tMittlere Konkremente\tKleine Konkremente\ng\tg\tg\n0,7240\t0,4330\t0,1675\n0,7025\t0,4085\t0,1520\n\u2014\t0,3435\t0,1380\n26 St\u00fcck verschiedener Gr\u00f6\u00dfe wogen 8,3700 g, das Durchschnittsgewicht eines einzelnen Konkrementes war demnach 0,322 g.\nII.\tBestimmung.der Trockensubstanz. 8,3700g der Konkremente wurden zun\u00e4chst auf dem Wasserbade, dann im Trockenschranke bei T03\u2014105\u00b0 bis zur Gewichtskonstanz getrocknet. Es wurden 2,5725 g = 30,74\u00b0/o Trockensubstanz gefunden.\nIII.\tBestimmung der chloroforml\u00f6slichen Substanz. Die erhaltene Trockensubstanz wurde quantitativ in eine Soxhletsche Extraktionsh\u00fclse \u00fcbergef\u00fchrt und mit Chloroform bis zur Ersch\u00f6pfung extrahiert. Das Chloroform wurde dann abdestilliert und der Destillationsr\u00fcckstand bei 103\u2014105\u00b0 bis zur Gewichtskonstanz getrocknet. Gefunden wurden 2,0275 g = 24,22\u00b0/o der urspr\u00fcnglichen Substanz und 78,81 \u00b0/o der Trockensubstanz.\nIV.\tBestimmung des Aschengehaltes. 0,4720g des Extraktionsr\u00fcckstandes entsprechend 0,4035 g trockener Substanz wurden im Platintiegel verascht. Der R\u00fcckstand wog","page":324},{"file":"p0325.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber eigenartige Konkremente usw.\t325\n0,1070 g = 1,73 \u00b0/o der urspr\u00fcnglichen Substanz und 5,62 \u00b0/o der Trockensubstanz.\nV.\tBestimmung des Eiwei\u00dfgebaltes. 0,1305 g des Extraktionsr\u00fcckstandes = 0,1197 g trockene Substanz ergaben nach Kjeldahl 9,6 ccm n/io-NH4OH; 0,1660 g = 0,1406 g trockene Substanz ergaben 11,2 ccm n'io-NH4OH. Daraus berechnet sich ein mittlerer Eiwei\u00dfgehalt von 4,57 \u00b0/o in der urspr\u00fcnglichen, von 14,86 \u00b0/o in der Trockensubstanz.\nVI.\tUntersuchung der Asche. Die im Platintiegel hergestellte Asche des Extraktionsr\u00fcckstandes wurde qualitativ eingehend untersucht, sie enthielt an S\u00e4uren haupts\u00e4chlich Kohlens\u00e4ure, in geringen Mengen auch Chlor und Schwefels\u00e4ure, keine Phosphors\u00e4ure, an Basen Kalk und Magnesia. Wie eingangs erw\u00e4hnt, hatte die qualitative Untersuchung in der Asche der Gesamtkonkremente eindeutig die Anwesenheit von Phosphors\u00e4ure ergeben, und eine nochmalige Nachpr\u00fcfung best\u00e4tigte dies. Da in der Asche des Extraktionsr\u00fcckstandes keine Phosphors\u00e4ure gefunden werden konnte, mu\u00dfte auf die Anwesenheit eines Phosphatides geschlossen werden, welches, in \u00c4ther l\u00f6slich, als \u00abGesamtfett\u00bb extrahiert worden war. Es liegt nahe, an Lecithin zu denken.\nVII.\tBestimmung des Lecithins. Zu dieser Bestimmung ermittelten wir den Phosphorgehalt einer anderen, nur kleinen Menge von Konkrementen, die uns noch zur Verf\u00fcgung stand. Die Verbrennung erfolgte nach Neumann, die Bestimmung selbst durch F\u00e4llung mit Ammoniummolybdat und Titration der zur L\u00f6sung des Niederschlags verbrauchten n/2-NaOH. Zur L\u00f6sung des aus 0,6110g Konkremente erhaltenen Phosphormolybd\u00e4nniederschlags wurden 0,85 ccm n/*2-Na\u00d6H verbraucht, woraus sich ein Prozentgehalt von 0,74 \u00b0/o Lecithin berechnet.1)\nVIII.\tUntersuchung des Chloroformextraktes.\n1. Die Verseifungszahl. 1,0685 g des Extraktes wurden mit 25 ccm alkoholischer n/2-Kalilauge verseift und mit n/2-^chwefels\u00e4ure zur\u00fccktitriert. Zur Verseifung wurden verbraucht\n*) Abderhaldens Biochem. Arbeitsmethoden, Bd. II, 3. 809.\n22* \u2022","page":325},{"file":"p0326.txt","language":"de","ocr_de":"326\nArthur Scheunert und Walther Grimmer,\n4,35 ccm n/2-K0H. Dieser Wert entspricht einer Verseifungszahl von 114,0 (mg KOH f\u00fcr 1 g Fett).\n2.\tDie Reichert-Mei\u00dflsche Zahl. 5 g des Extraktes wurden in einem Erlenmeyer-Kolben mit 20 ccm Glycerin und 2 ccm einer w\u00e4sserigen 50\u00ab/oigen Kalilauge versetzt und \u00fcber offener Flamme verseift. Nach dem Erkalten wurde das Verseifungsprodukt mit 90 ccm hei\u00dfem Wasser und 50 ccm Schwefels\u00e4ure, die 25 ccm konzentrierte H2S04 im Liter enthielt, versetzt und 110 ccm davon abdestilliert. Durch ein trockenes Filter wurden 100 ccm des Destillates abfiltriert und mit n/io-NaOH gegen Phenolphthalein titriert. Verbraucht wurden zur Neutralisation 2,6 ccm n/io-Lauge. Die Reichert-Mei\u00dflsche Zahl ist demnach 2,86.\n3.\tDie Jodzahl. 0,5375 g des Extraktes wurden in 15 ccm Chloroform gel\u00f6st und mit 50 ccm eines Gemisches versetzt, das aus einer L\u00f6sung von 30 g Sublimat in 500 ccm Alkohol und 25 g Jod in 500 ccm Alkohol hergestellt worden war. Gleichzeitig wurden 15 ccm Chloroform mit 50 ccm dieses Gemisches versetzt. Nach 5 Stunden wurde nach Zusatz von Jodkaliuml\u00f6sung und Wasser mit Natriumthiosulfat (9,9 ccm derselben entsprachen 0,17264 g Jod) der \u00dcberschu\u00df von Jod zur\u00fccktitriert. Die Differenz zwischen beiden Bestimmungen betrug 15,30 ccm Na2S203-L\u00f6sung. 100 g des Extraktes verm\u00f6gen demnach 49,64g Jod zu binden.\n4.\tBestimmung des Unverseifbaren. Nach der au\u00dferordentlich niedrigen Verseifungszahl zu schlie\u00dfen, mu\u00dfte die Menge der unverseifbaren Bestandteile eine sehr hohe sein. Zu ihrer Bestimmung wurden 5,2580 g des Extraktes mit 50 ccm einer 5\u00b0/oigen alkoholischen Kalilauge unter R\u00fcckflu\u00df verseift und nach dem Verd\u00fcnnen mit dem 5 fachen Volumen Wasser mehrmals mit \u00c4ther ausgesch\u00fcttelt. Der \u00c4ther wurde abdestilliert, der R\u00fcckstand nochmals mit 10 ccm Lauge verseifl und wieder mit \u00c4ther ausgesch\u00fcttelt. Die vereinigten \u00e4therischen L\u00f6sungen wurden mit wenig Wasser gesch\u00fcttelt, der \u00c4ther abdestilliert, der R\u00fcckstand getrocknet und gewogen. Gefunden wurden 2,1100 = 40,13\u00b0/o Unverseifbares.\n5.\tNachweis des Cholesterins^ Der unverseifbare","page":326},{"file":"p0327.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber eigenartige Konkremente usw.\n327\nR\u00fcckstand wurde zur Darstellung des darin vermuteten Cholesterins mehrfach aus w\u00e4sserigem Alkohol und dann aus hei\u00dfem Alkohol umkrystallisiert. Nach Abtrennung \u00f6liger, nicht unbetr\u00e4chtlicher Schmieren gelang es, ein in gl\u00e4nzenden Bl\u00e4ttchen krystallisierendes Produkt zu erhalten. Dieses zeigte unter dem Mikroskop die charakteristischen Tafeln und nach Zusatz von Schwefels\u00e4ure und Jodjodkalium die altbekannte, in Rot- und Blauf\u00e4rbung bestehende Cholesterinreaktion. Ebenso fiel die Salkowskische Cholesterinreaktion, sowie die Lieb'ermann-sche Cholestolprobe positiv aus.\nNach mehrmaligem Umkrystallisieren mit hei\u00dfem Alkohol und nach 24 st\u00e4ndigem Aufenthalt im Vakuumexsikkator schmolz das Produkt bei 144\u2014145\u00b0 (Glikin f\u00fcr Cholesterin 144,5 bis 147\u00b0). Da es durch nochmaliges Umkrystallisieren nicht gelang, den Schmelzpunkt zu erh\u00f6hen, stellten wir sowohl aus dem reinen Produkt als auch aus den vereinigten Mutterlaugen nach Windaus1) das Digitonincholesterid, welches in reichlichen Mengen erhalten wurde, her, um hierdurch einen weiteren Beweis f\u00fcr die Identit\u00e4t des Produktes mit Cholesterin zu erbringen. .\nDie gro\u00dfe Menge des Unverseifbaren machte eine Umrechnung der gefundenen analytischen Daten auf reines Fett n\u00f6tig. F\u00fcr die Reichert-Mei\u00dflsche Zahl und die Verseifungszahl ist dies ohne weiteres m\u00f6glich, nicht aber f\u00fcr die Jodzahl. Das Unverseifbare der tierischen Fette besteht zumeist aus Cholesterin, das infolge seiner doppelten Bindung ebenfalls Halogen zu addieren vermag. Im folgenden ist angenommen, da\u00df die ganze unverseifbare Substanz aus Cholesterin besteht, und da\u00df dieses zwei Atome Jod bindet. Es ergeben sich dann f\u00fcr das cholesterinfreie Fett folgende Werte:2)\nV erseifungszahl\t190,4\nReichert-Mei\u00dflsche Zahl 4,77 Jodzahl\t38,88.\n*) Vgl. C. Neuberg, Der Harn usw., Berlin 1911, S. 522.\n*) Formel f\u00fcr Cholesterin C2-H460, Molekulargewicht 386,46. \u00c4quivalentgewicht des gebundenen Jods 253,84, auf die in 100 g Extrakt enthaltene Menge Cholesterin (40,13 g) entfallen 26,36 g Jod.","page":327},{"file":"p0328.txt","language":"de","ocr_de":"328\nArthur Scheunert uud Walther Grimmer,\nInfolge der ungen\u00fcgenden Kenntnis der chemischen Konstanten des Pferdemilchfettes k\u00f6nnen aus der Verseifungszahl und der Jodzahl, die vom Pferdemilchfetl nicht bekannt sind, direkte Schl\u00fcsse nur \u00fcber die Beziehungen des Konkrement-fettes zum K\u00f6rperfett des Pferdes1) gezogen werden. Die von uns ermittelte Verseifungszahl von 190,4 stimmt zwar mit der zwischen 183 und 200 liegenden des Pferdek\u00f6rperfettes \u00fcberein. Dahingegen ist die Jodzahl des Konkrementfettes 38,85 wesentlich niedriger als die des Pferdek\u00f6rperfettes, die zu 54\u201494 gefunden worden ist. Daraus ist zu folgern, da\u00df das Konkrementfett einen wesentlich geringeren Gehalt an unges\u00e4ttigten S\u00e4uren als das K\u00f6rperfett besitzt, also nicht mit diesem identisch ist. \u00dcbrigens d\u00fcrfte die von uns gefundene Verseifungszahl niedriger als die des Pferdemilchfettes sein, da diesem infolge seines Gehaltes an fl\u00fcchtigen Fetts\u00e4uren wohl eine \u00fcber 200 liegende Verseifungszahl zugesprochen werden d\u00fcrfte.\nWeitere Schl\u00fcsse kann man aus der Reichert-Mei\u00dflsrhen Zahl ziehen. Die tierischen Fette sind im allgemeinen \u00e4u\u00dferst arm an fl\u00fcchtigen Fetts\u00e4uren, ein h\u00f6herer Gehalt an diesen kommt nur dem Milchfette zu. Das Milchfett der Einhufer ist erheblich \u00e4rmer daran als das der Wiederk\u00e4uer, immerhin ist nach Pizzi2) im Pferdemilchfett die Reichert-Mei\u00dflsche Zahl 11,22. Der im vorliegenden Falle gefundene Wert von 1,77 liegt zwischen diesem und dem Werte f\u00fcr K\u00f6rperfett ('nach K\u00f6nig 0,2\u20142,1). Es w\u00fcrde demnach hier ein Fett vorliegen, welches nach seinem Gehalt an fl\u00fcchtigen Fetts\u00e4uren dem Kolostralfett der Stute entsprechen d\u00fcrfte, und in dem wir jedenfalls ein spezifisches Produkt der Milchdr\u00fcse, keinesfalls aber K\u00f6rperfett erblicken m\u00fcssen. Dieser Auffassung widerspricht auch nicht der Wert der Verseifungszahl, der bei Kolostralfett stets niedriger als bei Milchfett ist und vielfach sich nicht oder nur unwesentlich \u00fcber den des K\u00f6rperfettes erhebt.\n') K\u00f6nig. Untersuchung landwirtschaftlich und gewerblich wichtiger Stoffe. Berlin 1911, S. 665.\n*) Pizzi, zil. n. Grimmer, Chemie und Physiologie der Milch, Berlin 1910, S. 164.","page":328},{"file":"p0329.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber eigenartige Konkremente usw.\t329\nIX. Zusammensetzung der Konkremente. Nach den vorstehenden Resultaten d\u00fcrften die Konkremente als pathologische Bildungen anzusehen sein; demnach d\u00fcrfte die urspr\u00fcnglich von uns auf Grund der Ergebnisse der qualitativen Untersuchung gemachten Annahme, da\u00df sie wesentlich Bestandteile der Milch enthielten, nicht den Tatsachen entsprechen. Sie unterscheiden sich auch v\u00f6llig von den durch reichlichen Gehalt an anorganischen Bestandteilen ausgezeichneten, seit langem bekannten Milchdr\u00fcsenkonkretionen. Wesentlich f\u00fcr die Beurteilung der Konkremente ist das Fehlen von Casein (der Extraktionsr\u00fcckstand enthielt keinen Phosphor1), der sehr geringe Aschengehalt, der sehr reichliche Gehalt an unverseif-baren Bestandteilen (Cholesterin) und die Gegenwart eines Fettes, das offenbar weder mit dem Pferdemilchfett noch mit dem K\u00f6rperfett des Pferdes identisch war, sondern, nach seinem Gehalte an fl\u00fcchtigen Fetts\u00e4uren zu urteilen, etwa dem Kolo-stralfett des Pferdes entsprechend zwischen beiden stand.\nDie quantitative Zusammensetzung der Konkremente war nach unseren Analysen folgende:\n\tFrisches Konkrement\tTrockensubstanz v\nWasser\t\t\t69,26\t\u2014\nIn Chloroform l\u00f6sliche Substanz\t24,22\t78,81\nDavon Fett ;\t\t13,76\t44,77\nCholesterin . . .\t9,72\t31,63\nLecithin\t\t0,74\t2,41\nEiweift\t\t4,57\t14,86\nAsche\t\t1,73\t5,62\n\t99,78\t\u2019\t99,29","page":329}],"identifier":"lit19424","issued":"1911-12","language":"de","pages":"322-329","startpages":"322","title":"\u00dcber eigenartige Konkremente aus einer Milchdr\u00fcsencyste eines Pferdes","type":"Journal Article","volume":"76"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:00:05.059266+00:00"}