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{"created":"2022-01-31T12:28:26.946694+00:00","id":"lit19458","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Hedin, S. G.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 77: 229-246","fulltext":[{"file":"p0229.txt","language":"de","ocr_de":"Die Immunisierung gegen Kalbslab.\nVon\nS. 6. Hedin.\n(Der Redaktion zugegangen am 1(5, Februar 1912.)\nIn dieser Zeitschrift habe ich fr\u00fcher \u00fcber Versuche berichtet, aus welchen folgendes hervorgeht:1)\n1.\tDie Magenschleimhaut von Kalb, Meerschweinchen, Hecht und Schwein enth\u00e4lt neben dem Lab auch eine labungshemmende Substanz. Das Lab kommt besonders nach der Behandlung der neutralen Infusion der Schleimhaut (des Lab-zymogens) mit Salzs\u00e4ure und Neutralisieren zum Vorschein, die hemmende Substanz nach Behandeln mit schwachem Ammoniak und Neutralisieren. Letztere wird durch Behandlung mit schwacher Salzs\u00e4ure unter Freiwerden von Lab mindestens zum Teil zerlegt.\n2.\tDer Hemmungsk\u00f6rper wird zum mindesten beim Kalbe in der Magenschleimhaut bereitet.\n3.\tDie Hemmung ist spezifisch, indem nur oder vorzugsweise die Wirkung des arteigenen Labs gehemmt wird.\n4.\tBeim Erhitzen der hemmenden L\u00f6sung auf 100\u00b0 bleibt die spezifische Hemmung zum Teil erhalten; doch wird dieselbe nunmehr beim Behandeln mit Salzs\u00e4ure nicht aufgehoben.\n5.\tBeim Erhitzen des mit HCl erhaltenen, fertigen Labs in konzentrierter L\u00f6sung werden auch hemmende Substanzen erhalten, die aber keine spezifische Wirkung besitzen, das Lab nicht an sich verfestigen und wahrscheinlich als proteolytische Spaltungsprodukte aufzufassen sind.\nDa folglich unter Umst\u00e4nden spezifisch wirkende Hemmungsk\u00f6rper im Tierk\u00f6rper normal gebildet werden, so' er\u00fcbrigt\n\u2018) Bd. 72, S. 187; Bd. 74, S. 242; Bd. 7\u00ab, S. 355, 1911.","page":229},{"file":"p0230.txt","language":"de","ocr_de":"230\nS. G. Hedin,\nnachzusehen, ob dieselben mit anderen, vorher gefundenen hemmenden Substanzen identisch sein k\u00f6nnen, und dies d\u00fcrfte zweckm\u00e4\u00dfig zun\u00e4chst dadurch geschehen k\u00f6nnen, da\u00df wir pr\u00fcfen, ob die letzteren spezifische Wirkung besitzen.\nZuerst wurden von H\u00e0mmarsten undR\u00f4d\u00e9nim normalen Pferdeserum, sowie in anderen Sera Substanzen nachgewiesen, welche die Wirkung des Kalbslabs zu hemmen imstande sind. Die im normalen Pferdeserum vorhandene hemmende Substanz ist seitdem von sehr vielen Forschern studiert worden. So viel ich habe finden k\u00f6nnen, existieren aber keine Untersuchungen \u00fcber das Verhalten des normalen Serums zu Labenzymen von verschiedenen Tierarten.\nDeshalb habe ich eine solche Pr\u00fcfung unternommen; aus derselben geht hervor, da\u00df die Wirkung keineswegs artspezifisch ist.\nZun\u00e4chst wurde das normale Pferdeserum gepr\u00fcft. Das Serum wurde m\u00f6glichst neutralisiert, mit 25 Teilen Wasser verd\u00fcnnt und einerseits eine Nacht im Eisschrank mit Salzs\u00e4ure (25 ccm -j- 5 ccm l\u00b0/oiger HCl) behandelt und mit titrierter NaOH neutralisiert, anderseits mit der entsprechenden Mischung von 11(3 und NaOH versetzt. Dann wurde mit folgenden Mischungen nach Erw\u00e4rmen auf 37\u00b0 und Zuzatz von I ccm von verschiedenen Labl\u00f6sungen die Gerinnungszeiten bestimmt :\n1 ccm H2()\t10 ccm Milch . . .......................A\n1 \u25a0> mit HCl behandelte Serummischung -f- 10 ccm Milch B\n1\tSalz versetzte\t\t\u00bb\t+ 10 >\t> C\n\tA\tB\tc\nPferdelab\t10 Min.\t9 Min.\t10l/2 Min.\nKalbslab\t9\t\u00bb\t9\tKeine Ger. in 3 St.\nSchweinelab\t91.2 >\t91,'* >\t11 V2 Min.\nSchafslab\t11^/2 \u00bb\t11 >\t161 / 2\t\u00bb\nMeerschweinchenlab\t11 >\t11\t19\nEs wurde folglich f\u00fcr das Pferdelab keine Hemmung gefunden, w\u00e4hrend die Hemmung f\u00fcr Kalbslab sehr stark und f\u00fcr \u00fcbrige untersuchte Labenzyme sehr schwach gefunden","page":230},{"file":"p0231.txt","language":"de","ocr_de":"Die Immunisierung gegen Kalbslab.\n231\nwurde (C). Die Hemmung war in allen F\u00e4llen nach der Behandlung mit HCl nicht mehr vorhanden (B), was mit meinen vorherigen Untersuchungen vollkommen \u00fcbereinstimmt.1)\nMit neutralisiertem Kalbsserum in der Verd\u00fcnnung 1 Serum : 5 H20 wurden folgende Gerinnungszeiten erhalten. Die S\u00e4ulen A, B, C haben dieselbe Bedeutung wie oben :\n\tA\tB\tC\nKalbslab\t13 Min.\t121/* Min.\t14\u00bb/* Min.\nPferdelab\t12\t11*/* >\t13*/*\t\u00bb\nSchweinelab\t91/* v\t9\t15\nSchafslab\t13\t\u00bb\t12\t21\nMeerschweinchenlab 141 /*\t\t13\t19\nHechtslab\t16 \u00bb\t15 Vs \u00bb\t20\nDie geringf\u00fcgige Hemmung wird auch hier bei der Behandlung mit Salzs\u00e4ure aufgehoben. Von artspezifischer Hemmung kann keine Rede sein.\nKaninchenserum in der Verd\u00fcnnung 1 Serum : 10 H,0 ergab :\n\tA\tB\tC\nKaninchenlab\t20 Min.\t24 Min.\t20 Min.\nPferdelab\t91 /s \u00bb\t17 Vs \u00bb\t17?/* \u00bb\nSchweinelab\t6M* \u00bb\t11 \u00bb\t11 */* -\nKalbslab\t12 V* \u00bb\t12 Vs \u00bb\t12V* \u00bb .\nMeerschweinchenlab\t8 *\tIOV2 \u00bb\t8\u00bb;* \u00bb\nAuch hier ist keine artspezifische Hemmung zu ersehen, und die vorhandene Hemmung wird durch Salzs\u00e4ure nicht aufgehoben.\nEs mu\u00df hervorgehoben werden, da\u00df der Grad der Hemmung sehr an der Verd\u00fcnnung des Serums liegt, und da\u00df folglich in den F\u00e4llen, wo in den obigen Versuchen keine Hemmung erhalten wurde, eine solche mit konzentrierterem Serum wohl h\u00e4tte hervortreten k\u00f6nnen. Aus der Tatsache, da\u00df das Kalbsserum keine artspezifische Hemmung ergibt, ist zu\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 60, S. 85, 1909.","page":231},{"file":"p0232.txt","language":"de","ocr_de":"232\nS. G. Hedin,\nfolgern, da\u00df der durch Ammoniakbehandlung des Zymogens erhaltene Hemmungsk\u00f6rper nicht von eingeschlossenem Serum herr\u00fchren kann. Zu dem gleichen Schl\u00fcsse bin ich bereits vorher auf anderem Weg gelangt.1)\nDie in normalem Serum vorhandenen Hemmungsk\u00f6rper der Labenzyme wirken nach dem Gesagten nicht spezifisch. * Dagegen ist artspezifische Hemmung in den durch Immunisierung mit Lab erhaltenen Sera vorhanden. Zuerst wies Morgenroth nach, da\u00df nach Immunisierung einer Ziege mit k\u00e4uflichem Lab deren Serum die Wirkung des angewandten Labs hemmte.-) Dann folgten neue Untersuchungen von Morgenroth, nach welchen die durch Immunisierung mit tierischem und pflanzlichem Lab erzeugten Hemmungsk\u00f6rper spezifische Wirkung zeigten.3) Ferner liegt eine Beobachtung Moros vor, nach welcher das mit Kalbslab erhaltene Immunserum Kalbslab st\u00e4rker hemmt als Menschenlab;4) v. Eissler fand, da\u00df nach Immunisierung von G\u00e4nsen mit Schweinelab das Serum wohl Schweinelab, aber nicht Kalbs- oder H\u00fchnerlab hemmt.5) Sehr interessant w\u00e4re es, zu erfahren, in welcher Weise die Labl\u00f6sungen bereitet waren, welche bei den erw\u00e4hnten Immunisierungsversuchen angewandt wurden. Hier\u00fcber hat nur v. Eissler genaue Angaben gemacht. Derselbe behandelte die abgeschabte Schleimhaut mit l\u00b0/oiger NaCl-L\u00f6sung 24 Stunden im Brutofen, worauf filtriert und im Eisschrank mit Chloroform aufbewahrt wurde. Hierbei wurde die Beaktion wahrscheinlich schwach sauer, aber irgend welche absichtliche Aktivierung des Labs durch zugesetzte S\u00e4ure kam nicht vor. Wahrscheinlich enthielt die L\u00f6sung sowohl Labzymogen wie Lab.\nDa\u00df es von einer gewissen Bedeutung ist f\u00fcr den bei der Immunisierung erreichten Hemmungsgrad, ob dabei das Zymogen oder das aus dem Zymogen durch Behandlung mit Salzs\u00e4ure\n') Diese Zeitschrift, Bd. 72, S. 212, 1911.\n*) Zentralblatt f. Bakterie!., Bd. 26, S. 349, 189t!.\n3)\tEbenda, Bd. 27, S. 721, 1900.\n4)\tEbenda. Bd. 37, S. 485, 1904.\n\u2022') Bor. d. Wien. Akad. Wissensch., Bd. 114, Abt. 3, S. 119, 1905.","page":232},{"file":"p0233.txt","language":"de","ocr_de":"Die Immunisierung gegen Kalbslab.\t23.*)\nerhaltene fertige Lab benutzt wird, geht aus lmtnunisierungs-versuclien hervor, welche ich einerseits mit einer neutralen Infusion des Kalbsmagens, anderseits mit derselben Infusion mit Salzs\u00e4ure aktiviert, ausgef\u00fchrt habe.\nImmunisierungsversuch 1. Eine Infusion derScileim-haut von Kalbsmagen wurde mit 5 Teilen Wasser auf ll Teil feuchter Schleimhaut und etwas CaC03 bereitet. Das fcanze wurde eine Nacht im Eisschrank belassen, worauf filtriert, mit 3 Volumen Wasser verd\u00fcnnt und mit Toluol im Eisschrank auf bewahrt wurde. \u00ab Vor der Anwendung wurde eine Dortion der Infusion eine Nacht im Eisschrank aktiviert (25 ccm Inf. 4- 5 ccm 1 \u00b0/oiger HCl) und dann mit 5 ccm titrierter Natronlauge neutralisiert; eine andere, gleich gro\u00dfe Portion wurde, ohne aktiviert zu werden, mit der entsprechenden Menge NaCl versetzt. Erstere L\u00f6sung wird Lab genannt, letztere Zymogen. Heide wurden mit NaCl auf 0,9 \u00b0/o versetzt. Die L\u00f6sungen wurden vor dem Einspritzen mindestens eine Nacht unter Toluol aufbewahrt. Die Kaninchen vertrugen die eingespritzten Mengen vorz\u00fcglich. Nur ausnahmsweise, wenn bei anderer Verfahrungs-weise k\u00fcrzere Zeit als eine Nacht mit Toluol aufbewahrt wurde, trat in zwei F\u00e4llen Absze\u00dfbildung ein.\nZwei gleich gro\u00dfe Kaninchen wurden f\u00fcr die Immunisierung benutzt. Heide erhielten an denselben Tagen die gleichen Mengen von Lab bezw. Zymogen eingespritzt. In dem Laufe von 25 Tagen erhielten sie im ganzen 54 ccm Lab bezw. Zymogen in allm\u00e4hlich steigenden Dosen. Die geringste Dose war 5 ccm, die gr\u00f6\u00dfte 10, und die Einspritzungen wurden mit Intervallen von 3\u20144 Tagen vorgenommen. 6 Tage nach der letzten Einspritzung wurden die Tiere durch Verblutung get\u00f6tet. Zur selben Zeit wurde auch das Blut eines nicht vorbehandelten Kontrolltieres f\u00fcr Untersuchung genommen.\nDie Sera wurden mit 2 Teilen Wasser verd\u00fcnnt und mit Kalbslab gepr\u00fcft. Um die Einwirkung des Alkalis im Serum auf das Enzym m\u00f6glichst zu vermeiden, wurde zun\u00e4chst die Milch (10 ccm) mit 2 ccm Serummischung bezw. Wasser vermischt, das Ganze auf 37\u00b0 erw\u00e4rmt und mit 1 ccm der Labl\u00f6sung versetzt. Die Gerinnungszeiten waren:\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXVII.\tDi","page":233},{"file":"p0234.txt","language":"de","ocr_de":"1 ccm\tLab -(- 2\tccm\tH20\t8xk\tMin.\n* \u00bb\t* -p 2\t*\tnormale\tSerummischung\t10\n1\t\u00bb.\t> + 2\t\u00bb\tLabserummischung\t131.2\t\u00ab\n1 J\t\u00bb Zymogenserummischung 115\nMit 1 ccm Serummischung ergab sich:\n1 ccm\tLab -f- 1\tccm\tH30\t71/,\tMjn\n1\t-j-\t1\t\u00bb\tnormale\tSerummischung\t8\n1\t\u2022> + 1\t> Labserummischung 9\n1 J\t1\t\u25a0> Zymogenserummischung 43\nIn diesem Falle war folglich die mit La\u00df erreichte Hemmung kaum nachweisbar, w\u00e4hrend die mit dem Zymogen erzeugte sehr ausgesprochen war.\nImmunisierungsversuch 2. In diesem Versuche wurde vor der Immunisierung das Ilemmungsverm\u00f6gen des Serums bei der Verd\u00fcnnung 1 :1 (= >/* Serum) bestimmt. Nach der Immunisierung wurde bestimmt, bei welcher Verd\u00fcnnung das Serum mit derselben Labmenge wie vorher eben dasselbe Hemmungsverm\u00f6gen zeigte wie vor der Immunisierung. Wenn das Verh\u00e4ltnis zwischen der Verd\u00fcnnung vor und nach der Immunisierung durch die Zahl n angegeben wird, so kann n als zahlenm\u00e4\u00dfiges Resultat der Immunisierung betrachtet werden. In der Tat gibt die Zahl n an, wievielmal das vor der Immunisierung vorhandene normale Hemmungsverm\u00f6gen w\u00e4hrend der Immunisierung zugenommen hat. Die Immunisierung wurde in der gleichen Weise ausgef\u00fchrt wie in Versuch 1 ; nur wurde die urspr\u00fcngliche Infusion der Magenschleimhaut (5 Teile Wasser auf 1 Teil Schleimhaut) nicht wie vorher mit 3 Volumen Wasser verd\u00fcnnt, sondern direkt mit Salzs\u00e4ure bezw. Salzl\u00f6sung versetzt. Die eingespritzten L\u00f6sungen waren folglich etwa 4 mal konzentrierter als im vorhergehenden Versuch. Mit Intervallen von 3\t\\ Tagen wurden je 25 ccm der L\u00f6sungen eingespritzt. Im\nganzen bekam jedes Kaninchen vor der ersten Untersuchung 200 ccm subeutan eingef\u00fchrt. Mit dem Zymogen wurden in diesem P alle zwei Kaninchen behandelt. 3 Tage nach der letzten Einspritzung wurden aus Uhrenvenen Blutproben genommen; die Sera ergaben in der Verd\u00fcnnung 1:10 folgende Gerinnungszeiten:","page":234},{"file":"p0235.txt","language":"de","ocr_de":"Die Immunisierung gegen Kalbslab.\n235\n1 ccm Kalbslab -f-1\tccm H20\t9l,2 Min.\n1\t\u00bb\t'\t+1\t*\tLabserum\t13*/* \u00bb\n1\t3\t3\t+\t1\t>\tZymogenserum\tNr. 1\tKeine Ger. in 2 St.\n1 \u00bb\t*\t+1 ;>\t\u00bb\t\u00bb 2 74 Min. \u2022\nDas Hemmungsverm\u00f6gen vor der Immunisierung war mit Serum in der Verd\u00fcnnung 1 Serum : 1 Wasser untersucht worden.\nDas Hemmungsverm\u00f6gen war bei den drei Kaninchen dasselbe; f\u00fcr alle wurden n\u00e4mlich die gleichen Gerinnungszeiten erhalten :\n1 ccm Lab -f- 1 ccm H20\t8\u00bb 2 Min.\n1\t\u00bb\t\u00bb\t-)-\t1\t\u00bb Serummischung\t10\nNach der Immunisierung ergab das Serum des Lab-Kaninchens die gleiche Hemmung in der Verd\u00fcnnung 1 : 20 und die Sera der zwei Zymogen-Kaninchen in den Verd\u00fcnnungen 1 : 80 bezw. 1 : 60. Der Immunisierungsgrad war folglich : mit Lab:\tmit Zymogen:\nNr. 1 Nr. 2 10\t40\t30.\nNach erneuerter Immunisierung des Lab-Kaninchens und des Zymogen-Kaninchens Nr. 1 mit im ganzen 300 ccm L\u00f6sung in dem Laufe von zwei Monaten wurde f\u00fcr beide Sera der Immunisierungsgrad 200 erhalten.\nAus den beiden angef\u00fchrten Immunisierungsversuchen ergibt sich also, da\u00df die Immunisierung zu Anfang bedeutend rascher verl\u00e4uft beim Einspritzen des Zymogens als bei der Benutzung des entsprechenden Labs. Nach dem letzten Versuch wird aber bei fortgesetzter Immunisierung der Erfolg in beiden F\u00e4llen etwa der gleiche.\nImmunisierungsversuch 3. In diesem Versuch wurden mit verschiedenen Pr\u00e4paraten drei verschiedene Tiere immunisiert: die drei Pr\u00e4parate wurden aus der gleichen neutralen Infusion des Kalbsmagens folgenderma\u00dfen hergestellt:\n1.\tDie Infusion wurde 24 Stunden mit Salzs\u00e4ure behandelt und neutralisiert (50 ccm Infusion + 10 ccm 1 \u00b0/oiger HCl + 10 ccm NaOH) = Lab.\n2.\tDie Infusion wurde mit schwachem Ammoniak 15 Min.\nl\u00ab*","page":235},{"file":"p0236.txt","language":"de","ocr_de":"236\nS. G. Hedin.\nbei 370 behandelt und neutralisiert (50 ccm Infusion -f 10 ccm 0,1 norm. NIJ3 -f- 10 ccm 0,1 norm. H2S04) = Hemmungsk\u00f6rper.\n3. Die Infusion wurde ohne Ammoniakbehandlung mit der entsprechenden Menge Am2S04-L\u00f6sung versetzt (50 ccm Infusion -[- 20 ccm Am4S04) = Zymogen.\nDie infolge der Behandlung mit Salzs\u00e4ure oder Ammoniak in 1 und 2 stattgefundene Verd\u00fcnnung war folglich in beiden F\u00e4llen die gleiche; in 3 wurde die in 2 zugekommene Menge Am2S04 auf einmal zugesetzt.\nEs wurden vor der ersten Probenahme in dem Laufe von 30 Tagen mit Intervallen von 3\u20144 Tagen im ganzen 92 ccm eingespritzt. Die kleinste Dose war 5 ccm, die gr\u00f6\u00dfte 12 ccm. Der erzeugte Immunisierungsgrad war in den drei F\u00e4llen wie folgt : mit Lab; mit Hemmungsk\u00f6rper; mit Zvmo^en;\n8 12 30. \u00b0\nDann wurde die Immunisierung mit dem Lab-Kaninchen und dem Zymogen-Kaninchen noch 25 Tage fortgesetzt, w\u00e4hrend welcher Zeit im ganzen 96 ccm der entsprechenden L\u00f6sungen eingespritzt wurden. Darauf wurden als Resultate der ganzen Immunisierung folgende Zahlen erhalten;\nmit Lab:\tmit Zymogen:\n12 35.\nDie gefundenen Zahlen k\u00f6nnen keine gr\u00f6\u00dfere Genauigkeit beanspruchen. So viel scheint aber aus denselben geschlossen werden zii k\u00f6nnen, da\u00df Immunisierung erreicht werden kann sowohl mit dem salzs\u00e4urebehandelten Zymogen (Lab), wie auch mit dem Hemmungsk\u00f6rper, der kein freies Lab enth\u00e4lt. Das beste Resultat wird aber mit der neutralen Infusion der Schleimhaut .(dein Zymogen), welche wohl freies Lab enth\u00e4lt, aber lange nicht in derselben Menge, wie das aus derselben mit Salzs\u00e4ure erhaltene Lab.\nDer durch Immunisierung mit dem Zymogen erhaltene\" Antik\u00f6rper schwindet innerhalb des Organismus ziemlich rasch aus dem Blute. Einen Monat nach der letzten der zwei oben angef\u00fchrten Pr\u00fcfungen, wo der \\\\ ert 35 erhalten wurde, ergab frisch genommenes Blut die Zitier 4 und noch l1* Monat sp\u00e4ter die Zahl 2.","page":236},{"file":"p0237.txt","language":"de","ocr_de":"Pie Immunisierung gegen Kalbslab.\n237\nCm den zeitlichen Verlauf der Immunisierung mit dem Zymogen verfolgen zu k\u00f6nnen, habe ich das im Versuch 3 f\u00fcr die Einspritzung von Zymogen benutzte Kaninchen, nachdem die Wirkung der Immunisierung auf die Ziffer 2 gesunken war, auf einmal 20 ccm nicht verd\u00fcnnter Infusion der Magenschleimhaut (1 Teil Schleimhaut -j- 5 Teile Wasser) eingespritzt. Vor der Einspritzung, sowie an den 6 ersten und dem achten Tage nach der Einspritzung wurden Blutproben aus dem Ohre genommen, welche schlie\u00dflich auf einmal in bezug aut den Immunisierungsgrad untersucht wurden. Die f\u00fcr die verschiedenen Tage erhaltenen Zahlen waren :\nAm Tage:\t0.\t1. 2.\t3.\t4.\t5.\t6.\t7.\t8.\nImmunisierungsgrad:\t2\t2 2\t10\t50\t100\t100\t-\t80.\nWenn der Verlauf der Immunisierung graphisch wiedergegeben wird, erh\u00e4lt man eine Kurve, welche im gro\u00dfen und ganzen mit derjenigen \u00fcbereinstimmt, welche Morgenroth bei der Immunisierung von Ziegen gegen Lab fand.1) Nach neuen Einspritzungen am 8. und 15. Tage von 20 ccm nicht verd\u00fcnnten Zymogens wurde am 22. Tage eine Blutprobe genommen, welche den Immunisierungsgrad 200 zeigte. Nach einem Monate war diese Ziffer in frisch genommenem Blut auf 20 gesunken: erneuertes Einspritzen von je 20 ccm Zymogen an 3 Tagen mit den gew\u00f6hnlichen Intervallen brachte die Ziffer 300 herbei. Dies war der h\u00f6chste Immunisierungsgrad, den ich \u00fcberhaupt erreicht habe. Nach dem oben Gesagten bedeutet die Ziffer 300, da\u00df das betreffende Immunserum etwa 300 mal so stark hemmte, wie dasselbe Serum vor der Immunisierung.\nMorgenroth wandte bei seinen Versuchen eine andere Methode f\u00fcr die Messung des Hemmungsverm\u00f6gens des Immunserums an, welche keine direkte Vergleichung mit meinen Resultaten erm\u00f6glicht. Das wirksamste Immunserum (Ziege), welches er der Pr\u00fcfung unterzog, sch\u00fctzte Kuhmilch, zu 2\u00b0/0 zugesetzt, gegen das 200 fache der normal wirksamen Labmenge. Hei Kaninchen konnte Morgenroth keine erhebliche Antilabbildung erzeugen.\nl) Zentralbl. f. Bakteriol.. Bd. 2b, S. 35\u00ab, 1899.","page":237},{"file":"p0238.txt","language":"de","ocr_de":"238\nS. (i. Hedin.\nDer Antik\u00f6rper h\u00e4lt sich bedeutend besser im aufbewahrten Serum als innerhalb des Organismus. Das am 22. Tage des vorigen Versuches gewonnene Serum zeigte noch nach einem Monate dasselbe Hemmungsverm\u00f6gen (200 fach das normale) wie sofort bei der Blutentnahme. Innerhalb des Organismus war w\u00e4hrend derselben Zeit das Hemmungsverm\u00f6gen von 200 auf 20 gesunken. Der Antik\u00f6rper wird folglich innerhalb des Organismus stetig zerlegt, und diese Zerst\u00f6rung mu\u00df offenbar fr\u00fcher oder sp\u00e4ter der weiteren Immunisierung eine Grenze setzen.\nEigenschaften des Immunserums.\nIn bezug auf die Eigenschaften des nach der Immunisierung im Serum vorhandenen Antik\u00f6rpers interessiert uns in erster Linie dessen Verhalten zu Labenzymen verschiedenen Ursprungs. In dieser Beziehung wurde zun\u00e4chst das mit Hilfe von Zymogen im obigen Versuch 3 erhaltene Immunserum vom Immtmisierungsgrad 35 untersucht. Das Serum wurde mit 20 Teilen \\V asser verd\u00fcnnt und mit verschiedenen Labenzvmen gepr\u00fcft. Die Gerinnungszeiten waren wie folgt:\n\t\tLab von\t\n\tKalb ; Schaf\tSchwein Pferd\tMeer- schweinchen\n!\t! 1 ccm Lab -j-1 ccm 11*0\t14'/t Min. 11 Min. 1 \u00bb\t\u00bb -f-t \u00bb Serum v2 Stund. 66 \u00bb \u2022 ,\t1\t\t11 Min. 15V* Min. ll'/s \u00bb\t211 x *\t12 Min. 17'/* \u00bb\nNachdem der Immunisierungsgrad bei fortgesetzter Immunisierung auf die Ziffer 200 gebracht war, wTurde das Verhalten f des Serums in der Verd\u00fcnnung 1 Serum : 50 Wasser noch einmal gepr\u00fcft und zwar mit folgendem Resultat:\n\t. Lab von\t\t\n\tKalb\tSchaf\tSchwein Pferd\n1 ccm Lab-{-1 ccm Ht0 ...... 1 \u00bb\t\u00bb -j-1 *1 \u00bbj-Immuns. . . .\t11 Min. >60 \u00bb\t\u25a0 0 Min. 18\u2018/* \u00bb\t87*Min. 0 Min \u00bb\t\u00bb\t91\u00ab \u2022","page":238},{"file":"p0239.txt","language":"de","ocr_de":"Die Immunisierung gegen Kalbslab.\nDie in Versuch 2 mit Lab und mit Zymogen erhaltenen Immunsera von dem Immunisierungsgrad 200 verhielten sich in der Verd\u00fcnnung 1 Serum : 200 Wasser zu verschiedenen Lab-onzvmen wie folgt:\n\u00ab\tc\nLab von\nKalb Schaf Schwein [ Pferd Hecht\nAus den Tabellen ist zu ersehen, da\u00df das Kalbslab am kr\u00e4ftigsten gehemmt wird; in allen F\u00e4llen erfuhr aber auch das Schafslab eine ausgesprochene Hemmung. Die \u00fcbrigen untersuchten Labenzyme wurden nur in der ersten Tabelle mit nur wenig verd\u00fcnntem Serum schwach gehemmt; wahrscheinlich ist diese Hemmung kaum gr\u00f6\u00dfer als die durch normales Kaninchenserum erzeugte. Anderseits ist die Hemmung von Kalbslab und Schafslab durch normales Serum eine sehr geringe. In der Verd\u00fcnnung 1 Serum : 5 H20 wurde mit 1 ccm verd\u00fcnnten Normalserums folgende Gerinnungszeiten erhalten :\nOhne Serum\nMit Serum\n10 Min. 1(> \u00bb\nKalbslab\t14 Min.\nSchafslab\t14 \u00bb\nw\u00e4hrend Schweinelab die Ziffern 13 bezw. 17 ergab.\nDie zwei durch Immunisierung mit dem Zymogen bezw. mit dem entsprechendem Lab erzeugten Immunsera verhielten sich nach den obigen Ziffern in der gleichen Weise zu verschiedenen Labenzymen, und die Hemmung war in beiden F\u00e4llen in der gleichen Weise spezifisch. Auch in anderen untersuchten Beziehungen verhalten sich die zwei Immunsera in der gleichen Weise. Beide werden beim Erhitzen auf 100\u00b0 zerlegt, wie\nfolgender Versuch mit den zwei Sera in der Verd\u00fcnnung 1 : 200 II20 zeigt:","page":239},{"file":"p0240.txt","language":"de","ocr_de":"S. G. Iledin,\n210\nImmunserum erhalten mit\nZymogen\tLab\nLab -f- H,0\t10 . Min. 10 Min.\nauf 100\u00b0 erhitztem Serum 10\t^\t10\nnicht erhitztem Serum\t29Va \u00bb\t271/s> *\nMit beiden Sera wird das Reihentolgeph\u00e4nomen erhalten:\nZymogenserum Labserum Milch -f- 1I.,0 + Lab\t9V2 Min. 9V2 Min.\nMilch -f- Serum -f- Lab\t18l 2\t->\t19\n(Serum -J- Lab) 10 Min. bei 370 -f- Milch 27*/2 *\t291 2\t>\nKin anderes mit Hilfe von Zymogen erhaltenes Immun-serum ergab in der Verd\u00fcnnung 1 : 90 H20 folgende Ziffern : Milch + I\u00c7O -f Lab\t10 Min.\nMilch -]- Serum Lab\t24\n(Serum + Lab) 10 Min. bei 37\u00b0 -f- Milch\t52V* \u00bb\nHeim Hehandeln mit Salzs\u00e4ure verlieren die in den zwei Weisen bereiteten Immunsera zum Teil ihre Hemmungsf\u00e4higkeit, sowohl gegen\u00fcber dem Kalbslab wie gegen\u00fcber dem Schafslab. Zwei Immunsera in der Verd\u00fcnnung 1:50 II20 wurden einerseits mit Salzs\u00e4ure eine Nacht bei Zimmertemperatur behandelt und mit titrierter Natronlauge neutralisiert (10 ccm -|- 2 ccm l \u00b0,\u2019<>iger HCl -f- 2 ccm NaOH), anderseits mit der entsprechenden Menge NaCl versetzt. Darauf wurde mit verschiedenen Labenzymen gepr\u00fcft.\nf^ab von\nKalbiSchaf Pferd Schwein Hecht\n1 ccm Lab -f-1 ccm 11*0\t\tMin. \u00bb>/.\tMin. 97\u00bb\tMin. 10*/.\tMin. S\tMin. 11\n1 \u00bb\t\u00bb +1 11 Lab-Immuns. behandelt mit HCl\t21 */t\t' 14\t10\t8\t10\u00bb/*\ndo.\tnicht\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb \u2022\t\u202210\tI87.\t10\t8\t10\n1 ccm Lab-)-1 ccm Zymogen-Immuns. behandelt mit HCl\t17 V\u00bb\t15\t10 7.\t8\t10*/*\ndo.\tnicht\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t24\t19\u00bb/\u00ab\t10\u00bb/.\t8\t10\u00bb/.\nBesser gelingt es, das Antilab durch Salzs\u00e4ure bei 37 ** zu zerlegen. Mit einem durch Immunisieren mit Lab erhaltenen","page":240},{"file":"p0241.txt","language":"de","ocr_de":"Die Immunisierung gegen Kalbslab.\n211\nSerum in der Verd\u00fcnnung 1:100 I120 wurden nach Behandlung mit HCl bei 37\u00b0 (10 ccm + 2 ccm 1 \u00b0/oiger HCl) und Neutralisieren folgende Ziffern erhalten:\n1. 2.\nI ccm Lab -f- 1\tccm\tSalzl\u00f6sung\t10 Min.\t10 Min.\n1 >\t>\t+1\t\u00bb\tImmuns, beh. mit\tHCl\t14 -\tU .\n1 J > +1\t=\u00bb\t\u00bb nicht beh. \u00bb\t*\t56 ,\t57 \u00bb\nIn diesem Falle war also der Antik\u00f6rper fast vollst\u00e4ndig zerlegt.\nAuch der bereits durch Lab in Anspruch genommene Antik\u00f6rper wird beim Behandeln mit Salzs\u00e4ure zerlegt. Infolge davon wird das bereits von dem Antik\u00f6rper neutralisierte Lab durch Salzs\u00e4ure mindestens zum gro\u00dfen Teil wieder in aktive Form \u00fcbergef\u00fchrt. Dies geschieht bei gew\u00f6hnlicher Temperatur, aber besser bei 3/\u00b0. Lab und Serum, beide in zweckm\u00e4\u00dfiger Verd\u00fcnnung wurden vermischt und zun\u00e4chst 1 Stunde bei 37\u00b0 gehalten. Dann wurde die Mischung einerseits mit Salzs\u00e4ure 21, \u00bb Stunden bei 37\u00b0 behandelt und neutralisiert (10 ccm -f 2 ccm 1 \u00b0/oiger HCl -f - 2 ccm NaOH), anderseits mit der entsprechenden Menge NaCl versetzt. Dann wurden folgende Gerinnungszeiten erhalten :\n1\tccm Lab -f- 1 ccm Salzl\u00f6sung\tlli/2 Min.\n2\t\u00bb mit HCl behandelte Lab-Serummischung 21\n2 \u00bb mit NaCl versetzte\t\u00ab\tS\u00df.\t*\nIn diesem Falle wurde also aus einem Gemenge von Lab und Antilab, wo das Lab bereits zum gr\u00f6\u00dften Teil neutralisiert war, mit Hilfe von Salzs\u00e4ure das Lab wieder zum Teil in f reiheit gesetzt. Anderseits gelingt es mit Hilfe von schwachem Ammoniak, das bereits am Lab gebundene Antilab in wirksame t orm zu \u00fcberf\u00fchren, mindestens wenn die vorhandenen Mengen von Lab und Antilab einigerma\u00dfen bedeutend sind, wie folgender Versuch zeigt. Lab und neutrales Immunserum wurden in solchen Mengen vermischt, da\u00df 1 ccm der Mischung nach 1 Stunde Erhitzen auf 37\u00b0 eine Gerinnungszeit von 14 Minuten ergab. Bereits nach 15 Minuten mit NH3 bei 37\u00b0 und Neutralisieren (10 ccm -f 2 ccm 0,1 norm. NH3 + 2 ccm 0,1 norm. H2S04) ergab die Mischung eine schwache Hemmung:","page":241},{"file":"p0242.txt","language":"de","ocr_de":"252\nS. G. Hedin,\n1 ccm Lab -|- 2 ccm H80\t15 Min.\n1 \u00bb\t* + 2 \u00bb Mischung\t27 \u00bb\nNach 1 Stunde mit NH3 bei 37\u00b0 und Neutralisieren wurden folgende Zeiten erhalten:\n1 ccm Lab -f- 2 ccm H20\t13 Min.\n1 *\t> + 2 \u00bb Mischung > 120 \u00bb\noder praktisch vollkommene Hemmung. Mit 1 ccm der so erhaltenen L\u00f6sung und verschiedenen Labenzymen wurden folgende Zeiten erhalten:\n\t\tLab\tvon\t\n.\tKalb\t1 Schaf\tSchwein\tPferd\n1 ccm Lab-j- 1 ccm H/) . . .\t13 Min.\t1 112\u2018/\u00ab Min.\tI27* Min.\t17 Min.\n1 1\t\u00bb -f-1 \u00bb Mischung .\t34 \u00bb\tu . 1\t13 V* \u00bb\t17\t\u00bb\nDie mit Hilfe von Ammoniak aktivierte hemmende Substanz verhielt sich folglich in bezug auf die spezifische Wirkung wie das Antilab, und es d\u00fcrfte wohl keinem Zweifel unterliegen, da\u00df dieselbe infolge Zerst\u00f6rung von Lab durch das Ammoniak aus der Verbindung Lab\u2014Antilab frei wurde. Wird die Mischung von Lab und Antilab nach kurzer Behandlung mit Ammoniak der Kinwirkung von Salzs\u00e4ure ausgesetzt, so wirkt die L\u00f6sung nach Neutralisieren wiederum labungserregend. Die eben besprochene Mischung, welche nach 15 Minuten mit NH.J bei 37\u00b0 schwach hemmte, wurde nach 1'2 Stunde mit Salzs\u00e4ure bei 37\u00b0 (10 ccm -{- 2 ccm l\u00b0/oiger HCl + 2 ccm Na( >H) mit Milch gepr\u00fcft. 2 ccm der neutralisierten Mischung ergaben eine Gerinnungszeit von 25 Minuten. Nach 1 Stunde mit Ammoniak und der gleichen Nachbehandlung konnte aber kein freies Lab nachgewiesen werden.\nFassen wir das \u00fcber die Immunisierung und das erhaltene Immunserum Gesagte zusammen, so ergibt sich folgendes:\n1. Die Immunisierung gegen Kalbslab geschieht zu Anfang am besten mit dem Zymogen. Nur nach sehr lange fortgesetztem Immunisieren wird etwa der gleiche Immunisierungsgrad er-","page":242},{"file":"p0243.txt","language":"de","ocr_de":"Die Immunisierung gegen Kalbslab.\n2(8\nhalten mit dem Lab wie mit dem Labzvmogen. Das hergestellte Immunserum wird in beiden F\u00e4llen das gleiche.\n2.\tDas Immunserum hemmt die Wirkung des Kalbslabs aber auch \u2014 obwohl in geringerem Grade \u2014 die des Schafslabs. Die \u00fcbrigen untersuchten Labenzyme werden nicht oder nur in geringem Grade beeinflu\u00dft.\n3.\tDas erzeugte Antilab wird beim Erhitzen auf 100\u00b0 zerlegt, gibt das Reihenfolgeph\u00e4nomen und wird durch 0,2\u00b0/\u00abige HCl zum gr\u00f6\u00dften Teil zerlegt. Auch in Verbindung mit dem Lab wird das Antilab mindestens zum Teil zerst\u00f6rt. Aus der Verbindung Lab\u2014Antilab wird mit sehr schwachem Ammoniak Antilab frei.\nAu\u00dferdem ist aus den obigen Versuchen zu folgern, da\u00df die Hemmungswirkung der normalen Sera nicht artspezifisch ist. Da eine artspezifische Hemmung in bezug auf das Immunserum vorhanden ist, k\u00f6nnen wir also folgern, da\u00df das Antilab nicht mit dem Hemmungsk\u00f6rper des normalen Serums identisch sein kann. Die Tatsache aber, da\u00df der aus dem Kalbszymogen durch Behandlung mit NH3 erh\u00e4ltliche Hemmungsk\u00f6rper spezifische Wirkung zeigt, indem derselbe die Wirkung des Kalbslabs und in weniger ausgesprochenem Grade auch die des Schafslabs hemmt (S. 238), zusammengestellt mit dem Befunde, da\u00df das Immunisieren zu Anfang besser gelingt mit dem Zymogen, als mit dem Lab, das den fraglichen Hemmungsk\u00f6rper nicht oder nur in geringerem Grade enth\u00e4lt, veranla\u00dft uns, die M\u00f6glichkeit zu diskutieren, ob das Antilab beim Immunisieren mit dem Zymogen vielleicht aus dem im Zymogen vorhandenen Hemmungsk\u00f6rper entstehen kann.\nF\u00fcr eine solche Bildungsweise spricht zun\u00e4chst die art-spezifische Wirkung, welche f\u00fcr beide die gleiche ist: da\u00df au\u00dfer dem Kalbslab auch das Schafslab gehemmt wird, liegt wahrscheinlich an der Verwandtschaft der beiden Tierarten. Da\u00df das Immunisieren am Anfang besser gelingt mit dem Zymogen, das den Hemmungsk\u00f6rper enth\u00e4lt, als mit dem Lab, das durch Zerst\u00f6ren des Hemmungsk\u00f6rpers erhalten wird, k\u00f6nnte w'ohl auch als St\u00fctze f\u00fcr die angedeutete Bildungsweise angef\u00fchrt werden. Au\u00dferhalb des Organismus wird der Hemmungs-","page":243},{"file":"p0244.txt","language":"de","ocr_de":"S. G. Hedin,\n244\nk\u00f6rper des Zymogens durch Zerst\u00f6ren des* vorhandenen Labs mit Hilfe von Alkali erhalten, und man kann sich wohl denken, dal) der mit dem Zymogen dem Tiere zugef\u00fchrte Hemmungsk\u00f6rper nach Zerst\u00f6ren des Labs als bis zu einem gewissen Grude lertiges Material f\u00fcr die Antik\u00f6rperbildung innerhalb des Tieres verwendet wird.\nHei fortgesetzter Immunisierung erwirbt wohl der Organismus des Tieres unter der Einwirkung des Labs allm\u00e4hlich das Verm\u00f6gen, von selbst den Antik\u00f6rper herzustellen, und die Bedeutung des zugef\u00fchrten Hemmungsk\u00f6rpers f\u00fcr die Bildung des Antilabs wird weniger hervortretend. Immerhin bleibt aber die Bedeutung des Zymogens, das verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig wenig freies Lab enth\u00e4lt, f\u00fcr die Bildung des Antilabs zum mindesten dieselbe wie die der Labl\u00f6sung, welche viel mehr wirksames Lab in sich schlie\u00dft.\nEs fragt \u00a7ich alsdann, ob der Hemmungsk\u00f6rper im Zymogen und das durch Immunisieren erhaltene Antilab in anderen Beziehungen die gleichen Eigenschaften zeigen. In folgenden Beziehungen ist die \u00dcbereinstimmung eine vollkommene:\n1.\tDie artspezilische Hemmung ist in beiden F\u00e4llen vollkommen gleich:\n2.\tBeide zeigen das Reihenfolgeph\u00e4nomen.\n\u2022L Beide werden durch Salzs\u00e4ure mindestens zum gr\u00f6\u00dften Teil zerlegt.\n4. Aus der Verbindung zwischen Lab und einer der beiden hemmenden Substanzen wird bei der Behandlung mit Salzs\u00e4ure Lab frei und bei der Behandlung mit schwachem Ammoniak hemmende Substanz.\nDagegen verhalten sich die beiden hemmenden Stolle verschieden beim Erhitzen ihrer L\u00f6sungen auf 100\u00b0. Das durch Immunisieren erhaltene Antilab verliert bei 100\u00b0 vollst\u00e4ndig sein Hemmungsverm\u00f6gen. Wird der aus dem Zymogen erhaltene Hemmungsk\u00f6rper auf 100\u00b0 erhitzt, so bleibt die Hemmungsf\u00e4higkeit der L\u00f6sung mindestens zum Teil erhalten, aber dieselbe verschwindet nunmehr nicht beim Behandeln mit Salzs\u00e4ure.1) Die hemmende Substanz verschwindet also beim Er-\n\\) Diese Zeitschrift, Hd. 7(5, S. 35\u00d6, 1911.","page":244},{"file":"p0245.txt","language":"de","ocr_de":"Die Immunisierung gegen Kalbslab.\t24f\u00bb\nhitzen als solche; daf\u00fcr tritt aber eine andere in der gleiclien Weise spezifisch wirkende hervor. In welcher Beziehung beide zueinander stehen, bleibt unentschieden. Ks w\u00e4re wohl m\u00f6glich, da\u00df das Zymogen zwei spezifisch wirkende Hemmungsk\u00f6rper enth\u00e4lt, von welchen der eine durch Salzs\u00e4ure und durcti Hitze zerlegt wird', der andere nicht. Nur der zerlegbare wird f\u00fcr die Bildung von Antilab verwendet. Darauf deuten auch Versuche hin, welche ich fr\u00fcher publiziert habe.1) Nach Behandlung des Zymogens mit nicht zu schwachem Natronhydrat und Neutralisieren enth\u00e4lt n\u00e4mlich die L\u00f6sung eine hemmende Substanz, welche kochbest\u00e4ndig ist und nicht oder nur sehr langsam der Einwirkung von Salzs\u00e4ure unterliegt. Bei dieser Einwirkung wird wahrscheinlich der durch Hitze oder Salzs\u00e4ure zerlegbare Hemmungsk\u00f6rper zerst\u00f6rt. Bei der Einwirkung auf das Zymogen von schwacher Natronlauge oder noch besser von schwachem Ammoniak wird dagegen ein durch Salzs\u00e4ure zerst\u00f6rbarer Hemmungsk\u00f6rper erhalten. Da aber in derselben L\u00f6sung auch der hitzebest\u00e4ndige Hemmungsk\u00f6rper vorhanden ist, tritt derselbe beim Erhitzen auf l()0ft hervor, w\u00e4hrend der labile Hemmungsk\u00f6rper zerst\u00f6rt wird.\nNach allem dem scheint die \u00dcbereinstimmung zwischen dem immunisatorisch erzeugten Antilab und dem im Labzymogen vorhandenen labilen Hemmungsk\u00f6rper eine derart innige zu sein, da\u00df offenbar nichts f\u00fcr die Annahme in dem Wege steht, da\u00df letzterer bei der Immunisierung mit dem Zymogen als Material f\u00fcr die Bildung des Antilabs dienen kann. Wahrscheinlich wird der im Zymogen vorhandene Hemmungsk\u00f6rper in der Magenschleimhaut durch einen Proze\u00df gebildet, welcher dem der Immunisierung \u00e4hnlich ist. \u00dcber die Natur dieses Prozesses geben meine Versuche keinen Aufschlu\u00df.\nEs liegt auf der Hand, da\u00df die Ergebnisse der oben beschriebenen Versuche mit Hilfe der Ehrl ich sehen Theorie bez\u00fcglich der Bildung von Antik\u00f6rpern nicht gen\u00fcgend erkl\u00e4rt werden k\u00f6nnen. Nach der Ehrlichschen Seitenkettentheorie entstehen die Antik\u00f6rper eben infolge der Reaktion der Antigene\n\u2018j Diese Zeitschrift, Bd. 72. S. HK), 1011.","page":245},{"file":"p0246.txt","language":"de","ocr_de":"S. G. Hedin. \u00dcber die Immunisierung gegen Kalbslab.\n24\u00f6\nauf gewisse Zellen, und man m\u00fc\u00dfte also erwarten, da\u00df die Bildung von Antik\u00f6rpern um so ausgiebiger erfolgen wird, je mehr Antigen (in diesem Falle freies Lab) zugef\u00fchrt wird. Dies war in meinen Versuchen nicht der Fall. Im Gegenteil erzeugte das Zymogen, das viel weniger freies Lab enthielt als die daraus bereitete Labl\u00f6sung, im Anfang des Immunisierens entschieden mehr Antilab als die entsprechende Labl\u00f6sung. Sogar der aus dem Zymogen mit Ammoniak erzeugte Hemmungsk\u00f6rper, welcher kein freies Lab enthielt, ergab beim Immunisieren zum mindesten ebensoviel Antilab wie das freie Lab. Erst bei l\u00e4ngere Zeit anhaltendem Immunisieren scheint der ( trganismus das Verm\u00f6gen zu bekommen, von selbst das Antilab herzustellen.\nDie Ergebnisse obiger Versuche lassen sich folgenderma\u00dfen kurz zusammenfassen:\n1.\tDie Hemmung der Labwirkung durch normales Serum ist nicht artspezifisch.\n2.\tImmunisierung von Kaninchen mit Labzvmogen vom Kalb ergibt zu Anfang eine bessere Ausbeute an Antilab als Immunisierung mit der entsprechenden Menge fertigen Labs. Erst nach l\u00e4ngere Zeit fortgesetztem Immunisieren wird der Erfolg in beiden F\u00e4llen der gleiche.\n3.\tBeim Immunisieren mit dem Zymogen wird dasselbe Antilab gebildet wie beim Immunisieren mit dem Lab. Dieses Antilab zeigt dieselben Eigenschaften wie der im Zymogen vorhandene Hemmungsk\u00f6rper des Labs. Letzterer wird wahrscheinlich beim Immunisieren mit dem Zymogen als Material f\u00fcr die Bildung des Antilabs verwendet.\n4.\tDie wichtigste Eigenschaft des beim Immunisieren erhaltenen Antilabs und des Hemmungsk\u00f6rpers im Zymogen ist die artspezifische Hemmung, durch welche dieselben von den hemmenden Substanzen des normalen Serums sich besonders unterscheiden.","page":246}],"identifier":"lit19458","issued":"1912","language":"de","pages":"229-246","startpages":"229","title":"Die Immunisierung des Kalbslab","type":"Journal Article","volume":"77"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:28:26.946700+00:00"}