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{"created":"2022-01-31T14:08:38.503411+00:00","id":"lit19460","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Abderhalden, Emil","role":"author"},{"name":"Miki Kiutsi","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 77: 249-258","fulltext":[{"file":"p0249.txt","language":"de","ocr_de":"Biologische Untersuchungen Ober Schwangerschaft.\nDie Diagnose der Schwangerschaft mittels der optischen Methode und dem Dialysierverfahren. \\\n,\tVon\nEmil Abderhalden und Miki Kiutsi.\n\u2022 Aus dem physiologist-hen Institute der Universit\u00e4t Halle a. S.)\n(Der Redaktion zugegangen am 25. Februar 1<JI2.)\nBereits im Jahre 1906\u00bb) hat der eine von uns darauf hingewiesen, da\u00df man au\u00dfer artfremden und individuell-fremden Stoffen ohne Zweifel auch solche des eigenen K\u00f6rpers zu unterscheiden hat, die blutfremd wirken. Die Darmwand l\u00e4\u00dft unter normalen Umst\u00e4nden nur bluteigen gemachte Stoffe in die Blut-bahn \u00fcbertreten, und ebenso geben die einzelnen K\u00f6rperzellen mir solche Produkte an das Blut ab, die die zellspezifische Struktur eingeb\u00fc\u00dft haben.2) Das Studium des Verhaltens von parenteral zugef\u00fchrten Stoffen f\u00fchrte zum Resultate, da\u00df der Organismus diesen durch fermentativen Abbau in der Blutbahn ihren speziellen Charakter zu nehmen bestrebt ist. Wir beobachten nach parenteraler Zufuhr von Rohrzucker das Auftreten von Invertin im Blut. Spritzen wir Eiwei\u00dfk\u00f6rper oder h\u00f6her molekulare I eptone unter die Haut oder in die Blutbahn, dann erscheinen Fermente im Plasma, die imstande sind, diese fremdartigen Stoffe abzubauen. F\u00fchren wir Fette ohne vorbereitenden Abbau mi Darmkanal zu, dann steigt sofort das Fettspaltungsverm\u00f6gen des Blutes. Es gen\u00fcgen schon geringste Mengen von Fremdstoffen, um diese Reaktion hervorzurufen.2)\nDiese Studien brachten den einen von uns aiif die Vermutung, da\u00df es m\u00f6glich sein k\u00f6nnte, mit den gleichen Methoden k\u00f6rpereigene, jedoch blutfremde Stolle nachzuweisen. Sollten nicht auch solche Stoffe zur Fermentbildung anregen ? Bas beste Objekt f\u00fcr derartige Studien mu\u00dfte die Schwanger-\n) Emil Abderhalden, Lehrbuch der physiologischen Chemie\nI. Auf!.. S. 292, 1906.\n*) Vgl. hierzu: Emil Abderhalden. Synthese der Zellhausteine m Pflanze und Tier. J. Spinger. 1912, In dieser \u00dcbersicht sind alle <\u2018inschl\u00e4gigen Arbeiten aufgef\u00fchrt.\nHoppe-Scylor g Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXVII.\n17","page":249},{"file":"p0250.txt","language":"de","ocr_de":"250\nKm\u00bbI Abderhalden und Miki Kiutsi.\nschuft abgeben.*) Nach den Untersuchungen von Schmoll. Weichardt und Veit wissen wir, da\u00df w\u00e4hrend der Schwangerschaft im Blute Chorionzottenbestandteile kreisen. Sollte der Organismus diese unzweifelhaft blutfremden Bestandteile nicht auch durch Abbau denaturieren und die entstehenden Abbaustufen von neuem verwerten?\nSchon in einer fr\u00fcheren, gemeinsam mit Freund und Pincussohnl 2) durchgef\u00fchrten Arbeit wurde das Verhalten des Blutes Schwangerer und Nichtgravider gegen\u00fcber von aus Placenta bereitetem Pepton studiert. Es wurde ausschlie\u00dflich mit der optischen Methode gearbeitet.3) Blutserum von normalen Nichtschwangeren mit Placentapepton zusammengebracht, zeigt ein bestimmtes Drehungsverm\u00f6gen, das sich selbst nach Tagen nicht \u00e4ndert. Verwendet man an Stelle* des Serums Nichtgravider solches von Graviden, dann ver\u00e4ndert sich die Anfangsdrehung deutlich, und zwar gilt dies von allen Monaten der Schwangerschaft.\nWir deuten diese Beobachtung in \u00dcbereinstimmung mit den Feststellungen nach parenteraler Zufuhr von Eiwei\u00df resp. Peptonen im Sinne eines Abbaues des zugesetzten Peptons durch im Blute der Schwangeren vorhandene Fermente. Man kann sie als Schutzfermente auffassen. Sie verhindern durch raschen Abbau der Bestandteile der Chorionzottenzellen die Anh\u00e4ufung blutfremder Bestandteile im Blut. Man k\u00f6nnte daran denken, da\u00df die erw\u00e4hnten Fermente durch Autolyse derChorion-zellen frei werden, und wir mit unserer Methode deren Wirkung beobachten. Es scheint uns dies nicht sehr wahrscheinlich.\nl) Vgl. Kmil Abderhalden. Die Anwendung der optischen Methode auf dem Gebiete der Immunit\u00e4tsforschung. Medizin. Klinik, Jg. 1909. Nr. 41.\n*) Kmil Abderhalden, R. Freund und Ludwig Pincussohn. Serologische Studien mit Hilfe der optischen Methode w\u00e4hrend der Schwangerschaft und speziell bei Eklampsie. Praktische Ergebnisse dei Geburtshilfe und Gyn\u00e4kologie, II. Jg.. II. Abt., S. 867. 1910.\n3) Vgl. Kmil Abderhalden. Die optische Methode und ihre Verwendung bei biologischen Fragestellungen. Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden, herausgegeben von Emil Abderhalden, Bd. 5, S. 57h. 1911.","page":250},{"file":"p0251.txt","language":"de","ocr_de":"251\nBiologische Untersuchungen \u00fcber Schwangerschaft.\nEinmal konnten wir bei nichtschwangeren Tieren, Hunden, Kaninchen und Meerschweinchen, die gleichen Ferment Wirkungen durch intraven\u00f6se Injektion von Placentapepton, Placentapre\u00df-salt resp. -extrakt und von gekochtem Placentaeiwei\u00df hervor-rulen. 1 erner fanden sich die h ermente in allen F\u00e4llen zu jeder Zeit der Schwangerschaft. Da nun die Zellen der Chorionzotten nicht fortw\u00e4hrend fortgesp\u00fclt werden, w\u00e4re es nicht zu verstehen, w\u2019ieso sich die durch Zerfall der Zellen frei werdenden Fermente so lange im Blute halten sollten. Immerhin mu\u00df mit der M\u00f6glichkeit gerechnet werden, da\u00df die intrazellul\u00e4ren Fermente der Chorionzotten auch beim Abbau des Zellmateriales in der Blut bahn eine Rolle spielen.\nFs unterliegt keinem Zweifel, da\u00df es m\u00f6glich ist, mit der optischen Methode die Schwangerschaft mit gro\u00dfer Sicherheit aus dem Blut zu diagnostizieren. Wir haben uns \\on Herrn Geh.-Rat Veit Blutproben von Schwangeren und Nichtschwangeren geben lassen, ohne da\u00df wir Kenntnis von der Herkunft der einzelnen Proben hatten. Wir pr\u00fcften da> Verhalten gegen Placentapepton im Polarisationsapparat. Ein Teil der Sera spaltete, der andere nicht. Der Vergleich mil der Herkunft der Proben ergab dann ausnahmslos, da\u00df die spaltenden Proben von Schwangeren stammten und die letzteren von Nichtgraviden. Eine T\u00e4uschung oder eine Beeinflussung war durch diese Ma\u00dfnahmen ausgeschlossen.\nDie Durchf\u00fchrung der optischen Methode bietet gewisse Schwierigkeiten. Die Ablesungen erfordern eine gro\u00dfe \u00dcbung. Ferner geh\u00f6rt zu derartigen Untersuchungen ein sehr guter Polarisationsapparat. Die Hauptschwierigkeit bereitet die Darstellung des Peptons aus Placenta. Wir gewannen dieses durch partielle Hydrolyse von sorgf\u00e4ltig entbluteten Placenten von Menschen mit 70\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure bei Zimmertemperatur. Nach 4 Tagen wurde das Hydrolysat unter K\u00fchlung mit Eis mit dem zehnfachen seines Volumens an destilliertem Wasser versetzt und dann die Schwefels\u00e4ure mit Baryt quantitativ entfernt. Der Baryumsulfatniederschlag wurde abgenutscht, wiederholt in der Reibschale mit destilliertem Wasser zerrieben und dann die gesamten Hitrate bei 40\u00b0 des Wasserbades bei cu. 15 mm\n17*","page":251},{"file":"p0252.txt","language":"de","ocr_de":"252\nK mil Abderhalden und Miki Kiulsi,\nDruck bis zum dicken Sirup eingedampft. W\u00e4hrend des Eindampfens wurde immer wieder von Zeit zu Zeit gepr\u00fcft, ob die Fl\u00fcssigkeit frei von Schwefels\u00e4ure resp. Baryt war. Diese Vorsichtsma\u00dfregel ist sehr wichtig, weil sonst bei st\u00e4rkerer Konzentration eine weitere Hydrolyse des Peptons durch die S\u00e4ure resp. Base bewirkt werden kann. Der verbleibende Sirup ist gelb gef\u00e4rbt. Er wird am besten in Methylalkohol unter Erhitzen gel\u00f6st und \u00ablie hei\u00dfe L\u00f6sung in absoluten \u00c4thylalkohol eingetragen. Das Pepton f\u00e4llt dann als gelbliches Pulver. Zur weiteren Peinigung wird es in soviel Wasser gel\u00f6st, da\u00df eine 5\u00b0 'oige L\u00f6sung davon erhalten wird. Dann setzt man so lange von einer 10\u00b0/oigen Phosphorwolframs\u00e4urel\u00f6sung zu, als eine F\u00e4llung eintritt. Der Niederschlag wird abgenutscht, scharf abgepre\u00dft, wiederholt mit Wasser gewaschen und dann in einer Reibschale mit dem Zweifachen seines Gewichtes an Baryt zerrieben. Es wird wieder liltriert. Aus dem Filtrat entfernt man den \u00dcberschu\u00df an Baryt mit Schwefels\u00e4ure und verdampft das Filtrat vom Baryumsulfat unter vermindertem Druck bei 40\u00b0 des Wasserbades zur Trockene. Der schneewei\u00dfe R\u00fcckstand l\u00e4\u00dft sich meistens direkt pulvern. Jedenfalls wird er beim Anreiben mit absolutem Alkohol fest.\nLeider ist die Darstellung des Placentapeptons keine so exakte, da\u00df man selbst bei genauer Befolgung der Methodik stets das gleiche Produkt erh\u00e4lt. Die wesentlichsten St\u00f6rungen sind durch die verschieden rasche Verarbeitung gegeben. Das Pepton kann im Laufe der einzelnen Phasen der Darstellung weiter gespalten wer\u00ablen. Als ungeeignet f\u00fcr die optische Methode erwiesen sich Peptone, die zu tief abgebaut sind. Ferner erhielten wir wiederholt Peptone, die mit dem Serum Schwangerer und nur mit diesem Pr\u00e4zipitation gaben. Entweder trat sofort eine Tr\u00fcbung auf oder erst im Laufe einiger Stunden. Jede Tr\u00fcbung \u2014 auch eine solche leichtesten Grades \u2014 st\u00f6rt das Ablesen der Drehung au\u00dferordentlich. Die Resultate werden unsicher, weshalb .jede Probe, sobald sich die leiseste Tr\u00fcbung zeigt, zu verwerfen ist. Das Placentapopton mu\u00df ein nicht zu kleines Drehungsverm\u00f6gen haben und vor allem beim fermentativen Abbau deutliche Ausschl\u00e4ge zeigen. Am besten pr\u00fcft man das Pepton mit Hilfe von Pre\u00dfsaft von Hefezellen und verfolgt den Abbau im Polarisationsrohr.","page":252},{"file":"p0253.txt","language":"de","ocr_de":"Biologische Untersuchungen \u00fcber Schwangerschaft. 25B\nWir haben zun\u00e4chst eine gr\u00f6\u00dfere Anzahl von Sera Schwangerer und Nichtschwangerer auf Placentapepton einwirken lassen. Wir ben\u00fctzten zum Teil das Serum direkt, nachdem es aus dem Blutkuchen ausgepre\u00dft worden war, zum Teil wurde das Serum durch den von Uhlenhut-Weidanz angegebenen Filtrierabf\u00fcllapparat geschickt und dadurch von etwa vorhandenen Keimen befreit. Alle Gef\u00e4\u00dfe wurden sterilisiert und ebenso die Polarisationsr\u00f6hren. Das Placentapepton wurde durch Kochen steril gemacht. Kleine Unterschiede in den einzelnen Ablesungen werden oft gefunden. Wir haben nur Unterschiede in der Ablesung von 0,050 an als wirkliche Ver\u00e4nderungen gelten lassen. Die einzelnen Befunde wurden wiederholt von verschiedenen Herren des Institutes kontrolliert. Wir beobachteten \u00c4nderungen von 0,2 und mehr Grad. Niemals erhielten wir bei Verwendung von Serum Nichtgravider eine Spaltung. Wurde aktives Serum von Graviden auf 60\u00b0 erw\u00e4rmt, dann wurde es inaktiv. Die erhaltenen Resultate sind auf der folgenden Tabelle \u00fcbersichtlich zusaramengestelll. Bemerkt sei noch, da\u00df bei Eklampsie das Spaltverm\u00f6gen ein besonders gro\u00dfes war. Bei F\u00f6ten fehlte es ganz. Serum von F\u00f6talblut war stets unwirksam.\n\\\\ ir haben ferner das Serum von schwangeren Meerschweinchen auf Placentapepton einwirken lassen. Es trat Spaltung ein. Das Serum nichtschwangerer Tiere erwies sich als inaktiv.\nWas die Ausf\u00fchrung der Versuche anbetrifft, so sei auf die ausf\u00fchrliche Mitteilung der Methodik derartiger Untersuchungen des einen von uns verwiesen.l) Wir verwendeten zumeist eine 0,5\u20142,5 \u00b0/oige Placentapeptonl\u00f6sung. Das Pepton wurde in physiologischer Kochsalzl\u00f6sung gel\u00f6st. Zu 1 ccm der L\u00f6sung gaben wir 1 ccm Serum. Den Rest des Inhaltes des Polarisationsrohres f\u00fcllten wir mit physiologischer Kochsalzl\u00f6sung. Nun wurde die Drehung festgestellt, dann das Rohr in den Brutschrank gestellt und die Ablesung nach einer Stunde wiederholt. Bei sp\u00e4teren Versuchen wurde die Ablesung nur alle 6\u20148 Stunden ' oi genommen. Es empfiehlt sich nicht, die Ablesung \u00fcber 48 Stunden auszudehnen. Verwendet man verschiedene Mengen\nEmil Abderhalden, 1. c., Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden. Bd. 5, 1. Teil. 1911.","page":253},{"file":"p0254.txt","language":"de","ocr_de":"254\nEmil Abderhalden und Miki Kiutsi.\nvon Serum und verschieden lange Polarisationsr\u00f6hren, dann muh man selbstverst\u00e4ndlich die erhaltenen Resultate umrechnen, (alls man die einzelnen Versuche unter sich vergleichen will. Im allgemeinen wird man eine Serie von Versuchen immer unter genau den gleichen Bedingungen durchf\u00fchren. In allen F\u00e4llen m\u00fcssen Kontroll versuche mit Serum allein und der Peptonl\u00f6sung allein durchgef\u00fchrt werden. Erw\u00e4hnt sei noch, da\u00df der Versuch, an Stelle von Pepton Placentapre\u00dfsaft \u2014 nach der Methode von Buchner bereitet oder ein Extrakt aus Placenta zu verwenden, bis jetzt keinen Erfolg hatte. Das Serum Schwangerer spaltete nicht. Es ist wohl m\u00f6glich, da\u00df die verwendeten L\u00f6sungen einen zu geringen Gehalt an Eiwei\u00df hatten, oder es waren hemmende Stolle zugegen.\nIm Anschlu\u00df an diese-Versuche pr\u00fcften wir das Verhalten des Serums von Tieren, denen intraven\u00f6s oder intraperitoneal Placentapre\u00dfsaft oder Placenta-pepton eingespritzt worden war. Auch ein Extrakt wurde benutzt. Dieses wurde erhalten durch Zerreiben von Placenta-gewebe mit Ouarzsand und Auslaugen des Breies mit der 10fachen Menge physiologischer Kochsalzl\u00f6sung. Als Versuchstiere dienten Hunde, Kaninchen und Meerschweinchen. Zun\u00e4chst wurde bei normalen Tieren das Verhalten des Blutserums gegen Placentapepton untersucht. Dann wurde das Placentapr\u00e4parat gespritzt und der Versuch mit dem Serum wiederholt. Die drei Hunde, die zu diesen Versuchen verwandt wurden, erhielten 2 mal je 1 g Placentapepton, dargestellt aus Menschenpl\u00e4centa, intraperitoneal an zwei aufeinanderfolgenden Tagen. Das Blut wurde 8 Tage nach der letzten Injektion entnommen und das Serum sofort auf sein Verhalten gegen\u00fcber Placentapepton gepr\u00fcft. Es trat in allen drei Versuchen Spaltung ein.\nBei den Kaninchen wurden 5 Tiere ohne Vorbehandlung untersucht und \u00f6 nach erfolgter intraven\u00f6ser Einspritzung von 2\u20143,5 ccm Placentapre\u00dfsaft. Im ganzen wurde 4 mal gespritzt und dann nach einem Intervall von 6 Tagen nach der letzten parenteralen Zufuhr Blut entnommen. Das Resultat war stets dasselbe: Ohne Einspritzung keine Spaltung, nach Einspritzung Abbau des Placentapeptons durch das Serum.","page":254},{"file":"p0255.txt","language":"de","ocr_de":"Biologische Untersuchungen \u00fcber Schwangerschaft. 255\nEndlich haben wir bei Meerschweinchen den gleichen Versuch ausgef\u00fchrt, nur wurde hier Placentaextrakt von Meerschweinchen gespritzt und zwar in eine Schenkelvene. Wir verwendeten 0,6 ccm davon zu jeder Injektion. Stets trat nach der Einspritzung Spaltverm\u00f6gen des Serums auf.\nBemerkt sei, da\u00df wir ausschlie\u00dflich aus Menscheuplacenta bereitetes Pepton zu den Spaltversuchen verwendet haben.\nDie bei den Tierversuchen erhaltenen Resultate decken sich somit vollst\u00e4ndig mit den am Menschen gemachten Beobachtungen.\nWar die Annahme richtig, da\u00df die von uns mit Hilfe der optischen Methode testgestellten Fermente des Blutserums Schwangerer die Aufgabe haben, blutfremde Bestandteile abzubauen, dann mu\u00dfte es m\u00f6glich sein, den Abbau auch durch Dialyse nachzuweisen. Wir stellten folgende Versuche an. In kleine Dialysierschl\u00e4uche - bereitet aus Fischblasenkondoms \u2014 gaben wir: 1. Serum von Schwangeren, 2. solches von nicht Schwangeren, 3. gekochte Placentast\u00fcckchen, 4. gekochte Pla-centast\u00fcckchen plus Serum von Schwangeren, 5. gekochte Placentast\u00fcckchen plus Serum Nichtgravider, \u00df. gekochte Pla-< entast\u00fcckchen plus Serum von Eklamptischen, 7. erstere plus Serum vom F\u00f6tus, 8. idem plus auf 600 erw\u00e4rmtes Serum von Schwangeren.\nWir dialysierlen gegen destilliertes Wasser und pr\u00fcften nach 24 Stunden die Au\u00dfenfl\u00fcssigkeit auf biuretgebende Substanzen. Diese Probe f\u00fchrten wir, wie folgt, aus: Das Dialysat wurde in ein kleines Reagenzglas \u00fcbergef\u00fchrt. Zu der L\u00f6sung setzten wir 1 ccm 33\u00b0/oiger Natronlauge, sch\u00fcttelten um und f\u00fcgten nunmehr vorsichtig tropfenweise eine sehr stark verd\u00fcnnte Kupfersulfatl\u00f6sung hinzu. Diese L\u00f6sung darf nur eben angedeutet blau gef\u00e4rbt sein. Man erh\u00e4lt dann auf der Oberfl\u00e4che der im Reagenzglas befindlichen Fl\u00fcssigkeit \u00e9inen blaugef\u00e4rbten Ring. Einzig und allein bei Probe 4 und 6 trat Rotviolettf\u00e4rbung ein. Es hatten sich somit unter dem Einflu\u00df des Serums der Schwangeren und der Eklamptischen Peptone aus den Proteinen der gekochten Placenta gebildet. Dieses Resultat wurde stets wieder erhoben. Das Dialysierverfahren gab Resultate,","page":255},{"file":"p0256.txt","language":"de","ocr_de":"2\u00f66\nEmil Abderhalden und Miki Kiutsi,\ndie mit den mit Hilfe der optischen Methode erhaltenen stets \u00fcbereinstimmten.\nWir haben- das Placentagewebe absichtlich gekocht, weil wir auf diese Weise etwa in der Placenta vorgebildete biuret-gebende K\u00f6rper entfernen konnten. Die Placenta wurde in kleine etwa erbsengro\u00dfe St\u00fccke zerschnitten und dann die ganze Masse 30 Minuten in kochendem Wasser belassen. Nun wurde abfiltriert und so lange mit Wasser gewaschen, bis das Filtrat keine Spur einer Biuretreaktion mehr gab. Die St\u00fcckchen wurden dann in Wasser suspendiert, das mit Chloroform ges\u00e4ttigt war. Au\u00dferdem bedeckten wir die Fl\u00fcssigkeit mit Toluol und stellten dann die Mischung in einer gut verschlpssenen Flasche in den Eisschrank. Vor dem Gebrauch wurden die St\u00fcckchen gut gew\u00e4ssert. Dann gaben wir einige davon in den kleinen, sicher dichten (!!!) Dialysierschlauch, ferner f\u00fcgten wir 2 ccm Serum hinzu und tauchten dann den Schlauch in einem kleinen Erlenmeyer in Wasser. Es gen\u00fcgen 10\u201420 ccm Wasser.\nDiese einfache Methode, die als Dialysierverfah\u00ef\u00e9n bezeichnet sei, erm\u00f6glicht es, die Diagnose der Schwangerschaft mit, wie es nach den bisherigen Erfahrungen scheint, gr\u00f6\u00dfter Sicherheit zu stellen. Wenigstens haben wir bis jetzt kein\u00ab* Fehldiagnose zu verzeichnen. Eine Kontrolle mit Hilfe der optischen Methode ist erw\u00fcnscht.\nDie optische Methode und das Dialysierverfahren geben uns einen Einblick in Vorg\u00e4nge im Blute Schwangerer, die bis jetzt nur vermutet werden konnten. Die erhaltenen Resultate zeigen, da\u00df das Blut Schwangerer auf blutfremde Stoffe eingestellt ist. Es wird alles Fremdartige durch Abbau unsch\u00e4dlich gemacht. Dieser Vorgang erkl\u00e4rt vielleicht mancherlei Erscheinungen w\u00e4hrend der Schwangerschaft, wie das Auftreten von \u00dcbelkeit, Erbrechen usw. Mangelhafter Abbau oder umgekehrt Anh\u00e4ufung von Abbauprodukten usw. k\u00f6nnen bestimmte Folgen nach sich ziehen.\nWie der eine von uns schon wiederholt betont hat. d\u00fcrfte das Eindringen anderer blutfremder Stoffe in das Blut gleich-","page":256},{"file":"p0257.txt","language":"de","ocr_de":"Biologische Untersuchungen \u00fcber Schwangerschaft. 257\n1 \u00a9 . 1 n - <D O %\tfe\u00df a 1 'S OG\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\tIS S'\u00f6.2 \u2022H NI\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\ts f-i ci e \u00a7 s\t\t\ti\ti\ti\ti\t\t\t\t\t\t\t\t\n0 0 W \u25a0\t(3) \u2022 \u2022 \u00ab injiziert\t\t\t\t\t\t\t\t*\t\t\t\t\t\t\n\t(8) nor- mal\t\ti\ti\ti\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nS 'S \u00d6\t(6) * \u2022 \u2022 injiziert\t\t\t\t\t\t_ 4- _\t\t\t\tn\t\u201c4\t\t\t\n\u00a7 *\t(5) nor- mal\t\ti\t\\\tI' i\ti\ti\t\ti\ti\ti\t! 1\t1 1\t1\t\nFoe- ten\t\t\t1\t\t\t\t\t\ti\ti\ti\t1 1\t1 1 1\t\t\nW\u00f6ch-1 ne rin 1\t\u2022 \u2022 i> H\t\t1\t\t\t\t\t\ti\t\t\t\t\t\t\n\t\u2014\u2014\t \u2022 \u2022\t\t+\t\t\t\t\t\t+\t\t\t\t\t\t\nEklampsie\tFoe- ten\t\t\t\t\t\t\t\ti\timmgmmmbhh|\t\t\t\t\t\n\tMutter\tintra part.\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\tPuerp.\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nKreis- sende\t\t\t+\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n1 1\tGravida in verschiedenen Monaten\t10. M.\t\t\t\t\t\t: + H\t_ +\t+ \t\t\t-J\tH4--\t\tb\n\t\u00bb \u00a3\t\t\t\t\t'*\ti\th+:\t\t\t\t\t\u2014 \u2014\t:+\t\t\n\too g\t\t\t\t_ +\t\t\t\t\t:+\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tb+ 1 \u2014 \u2014+*\u2014 \u00ab\t\t\t\t\n\t\t\t\t/\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t+\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t^ \u00a7\t\t+\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\u2018\u00abO* N\t\t\u201411 \u2014\u00bb\t\t\t\t\t\t+:\t\t_ H\t1\t1\t1\t\tb\t\n\t\t\t+\t\t\t\t\t\t4~\t\t\t\t\t\t\n\t. ^ S3\t\t+\t\t\t\t\t\t+\t\t\t\t\t\t\njNon (Gra- vida\t\t\t. i\ti\t\t\t\t\t\u20221\ti i\ti i\t1 1\t1 !\t| '\t1 1 M 1 1 1 1 1 1 1 1 1 II\nb\t\t\ti\ti\t\t\t\t\tj\ti i\t\t1\t\t\t\n\t\t\tSterile Sera\t\t\t\t\t\tNicht sterile Sera\t\t\t\t\t\t\nAnmerkungen: \u2014 Schwankung innerhalb 0,04\u00b0; -j- Spaltung 0,05\u20140,10\u00b0; -|\u2014f- Spaltung bis 0,11\u20140,20\u00b0; -{H\u20141\u201c Spaltung \u00fcber 0,20\u00b0. Eine Gravida 3 M. (++), 6 M. u. 8 M. kombiniert mit Tuberkulose; Gravida 5 M. mit Schwangerschaftsniere.","page":257},{"file":"p0258.txt","language":"de","ocr_de":"258 E mil Abderhalden und Miki Kiulsi, \u00dcber Schwangerschaft.\nfalls zur Fermentabgabe an das Blut f\u00fchren. Fine Ausdehnung der geschilderten Versuche auf ein gr\u00f6\u00dferes Material wird ohne Zweifei zu interessanten Resultaten f\u00fchren.\nBemerkt sei noch, da\u00df ohne Zweifel auch andere Schutzfermente, die auf die anderen Bausteine der Zellen der ( Ihorion-zotten eingestellt sind, im Plasma Schwangerer sich linden. Wir hatten bis jetzt noch keine Gelegenheit, unsere Versuche nach dieser Richtung auszudehnen. Ferner ist es denkbar, da\u00df man in g\u00fcnstigen F\u00e4llen bei der Dialyse von Serum Schwangerer direkt Peptone wird nachweisen k\u00f6nnen, und ebenso mu\u00df dann, wenn im Blute ein Abbau von Chorionzotten statthat. die optische Methode ohne Zusatz von Placentapepton einen Ausschlag geben. Bis jetzt konnten wir nur in zwei F\u00e4llen eine \u00c4nderung der Anfangsdrehung des Serums von Schwangeren ohne jeden Zusatz feststellen. Fs war in diesen F\u00e4llen das Blut olfenbar in einem Momente entnommen worden, in dem Chorionzottenzellen im Plasma vorhanden und im Abbau begrilfen waren.\nEndlich sei noch hervorgehoben, da\u00df die M\u00f6glichkeit vorliegt, da\u00df bei Car\u00e7inom usw. das Serum auch ein Spaltverm\u00f6gen zeigt. Jedesmal, wenn blutfremdes Material ins Blut eindringt, reagiert der K\u00f6rper mit Schutzfermenten. Weitere Untersuchungen miiss\u00e9n zeigen, ob hier die Bildung spezifischer Fermente, d. h. auf die einzelnen Substrate angepa\u00dfter Fermente vorliegt. Nach vorl\u00e4ufigen Versuchen scheint das der Fall zu sein.\nNicht ohne Interesse ist die Beobachtung, da\u00df das Pepton ausMenschenplacenta von Serum schwangerer Frauen in anderer Richtung abgebaut wurde, als von Tieren, denen Placentaextrakt resp. -pre\u00dfsaft eingespritzt worden war. Fs sind noch eine gro\u00dfe Anzahl von einzelnen Problemen zu bearbeiten, bis ein klarer Finblick in die Bildung und die Bedeutung der Schutzfermente m\u00f6glich sein wird. Weitere Untersuchungen im hiesigen Institut mit tr\u00e4chtigen und nichttr\u00e4chtigen Tieren sin.d im Gange.\nFs ist uns eine angenehme Pflicht, Herrn Geh.-Rat Prof. Dr. Veit, Halle a. S., f\u00fcr die \u00dcberlassung von Material unseren herzlichsten Dank auszusprechen.","page":258}],"identifier":"lit19460","issued":"1912","language":"de","pages":"249-258","startpages":"249","title":"Biologische Untersuchungen \u00fcber Schwangerschaft: Die Diagnose der Schwangerschaft mittels der optischen Methode und dem Dialysierverfahren","type":"Journal Article","volume":"77"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:08:38.503417+00:00"}