Open Access
{"created":"2022-01-31T14:08:50.764205+00:00","id":"lit19468","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Euler, Hans","role":"author"},{"name":"Helmer B\u00e4ckstr\u00f6m","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 77: 394-401","fulltext":[{"file":"p0394.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Hefeg\u00e4rung.\nII. Mitteilung.\nVon\nHans Euler und Helmer B\u00e4ckstr\u00f6m.\nMit vier Kurvenzcichnungen im Text.\n(Aus dem biochemischen Laboratorium der Hochschule Stockholm.) (Der Redaktion zugegangen am 23. Februar 1912.)\nDurch Trockenhefe oder Hefepre\u00dfsaft wird Phosphors\u00e4ure an einen Kohlenhydratrest organisch gebunden. Den dabei entstehenden Ester sah L. Iwanoff,1) dem man die ersten Beobachtungen \u00fcber diese interessante Reaktion verdankt, als eine Triosephosphors\u00e4ure an; nach Hardens und Youngs2) eingehenden Untersuchungen liegt eine Hexosediphosphors\u00e4ure vor. Jedenfalls ist nunmehr festgestellt, da\u00df auf 6 Kohlenstoffatome nicht ein, sondern zwei Phosphors\u00e4urereste kommen3) und vermutlich existieren, worauf Euler und Fodor4) bereits hingewiesen haben, sowohl eine Triosephosphors\u00e4ure als eine Hexosediphosphors\u00e4ure.\nDer von L. Iwanoff studierte Phosphors\u00e4ureester bezw. das Natriumsalz desselben wird, wie dieser Forscher exakt nachgewiesen hat, durch Zymin oder Hefanol vergoren. Lebende Hefe ist dagegen, worauf ebenfalls Iwanoff5) aufmerksam macht, nicht imstande, den Phosphors\u00e4ureester bezw. dessen Salze zu verg\u00e4ren.\n*) Trav. de la Soc. des Nat. de St.-P\u00e9tersbourg, Bd. 34-, 1905. \u2014 Diese Zeitschrift, Bd. 50, S. 281, 1907.\n*) Proc. Boy. Soc., Bd. 77, S. 405,1900. \u2014 Young, Proc. Roy. Soc., d. 81, S. 528, 1909. \u2014 Biochem. Zeitschrift, Bd. 32, S. 177, 1911.\n3)\tDieses Ergebnis wird nunmehr auch durch v. Lebedew best\u00e4tigt (Biochem. Zeitschrift, Bd. 36, S. 248, 1911).\n4)\tBiochem. Zeitschrift, Bd. 36, S. 401, 1911.\n&) Zentralbl. f. Bakteriologie, Bd. 24, S. 4, 1909.","page":394},{"file":"p0395.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Hefeg\u00e4rung. II.\n395\nIn der \u00dcberzeugung, da\u00df die verschiedenen Heferassen weit gr\u00f6\u00dfere Unterschiede in bezug auf den Gehalt an den einzelnen Enzymen der G\u00e4rung aufweisen, als gew\u00f6hnlich angenommen wird, haben wir es notwendig erachtet, festzustellen, da\u00df auch von unserer Hefe H der Kohlenhydratester nicht vergoren wird.\n0,5 g Natriumsalz des Kohlenhydratphosphors\u00e4ureesters werden in 20 ccm Wasser gel\u00f6st und mit abgepre\u00dfter Hefe (von rund 216Io Trockengewicht) versetzt. Die L\u00f6sung stand bei 30\u00b0 w\u00e4hrend 20 Stunden im Thermostaten in einem kleinen Erlenmeyer-K\u00f6lbchen, welches mit einer mit Quecksilber gef\u00fcllten Gasb\u00fcrette in Verbindung stand. Die Kohlens\u00e4ureentwicklung w\u00e4hrend dieser Zeit ergibt sich aus folgender Tabelle.\nMinuten ....\t60\t120\t240\t360\nccm C02 ....\t0,7\t0,8\t0,85\t'\t0,30\nEine ungef\u00e4hr gleich gro\u00dfe Menge Glukose wie diejenige, welche dem Kohlenhydrat des Esters entspricht, wurde unter genau den analogen Umst\u00e4nden in folgender Weise vergoren.\nMinuten . . . . i 1\t60\t120\t240\t360\nccm COs .... 1 1\t8,5\t16,2\t30,8\t49,0 '\nAuch unsere lebende Hefe H ist also nicht imstande, das Phosphors\u00e4ureestersalz anzugreifen, unter Umst\u00e4nden, unter welchen Glukose glatt vergoren wird.\n150\nDie Erscheinung, welche wir mitzuteilen haben, ist nun folgende :\nSetzt man die obige Menge Estersalz zu 20 ccm einer 20\u00b0/o igen Glukosel\u00f6sung und verg\u00e4rt dieselbe mit 0,25 g lebender Pre\u00dfhefe, so zeigt sich, da\u00df durch\ndiesen Zusatz die\tm\t200 \u25a0 soo\n\t\t\t\tr^1 ip'\t\n\t\t\t0 Qh>\tet4\u00a5-\t*0^\n\t\t\t\tv\t;\t\n0","page":395},{"file":"p0396.txt","language":"de","ocr_de":"3%\nHans Euler und Helmer B\u00e4ckstr\u00f6m,\nG\u00e4rung stark beschleunigt wird. Dies geht z. B. aus vorstehender Kurve hervor.\nHinsichtlich der Versuchsanordnung ist zu bemerken, dal) die Kohlens\u00e4ure volumetrisch gemessen wurde, und da\u00df die untersuchten L\u00f6sungen vor Beginn der Reaktion mit Kohlens\u00e4ure ges\u00e4ttigt wurden.\nUnter den zahlreichen Wiederholungen dieser Versuche f\u00fchren wir die folgenden an, welche unter genau den gleichen Bedingungen wie der oben erw\u00e4hnte ausgef\u00fchrt wurden.\n20 ccm 20\u00b0/oige Glukosel\u00f6sung.\n0,25 g Hefe. \u2014 Versuchstemperatur 30\u00b0.\n\t+ 0,5 g\tEstersalz\t\tOhne\tZuzalz\nI.\t\tII.\t\tIII.\t\nMin.\tccm\tMin.\tccm\tMin.\tccm\n37\t8\t34\t7,5\t46\t10,5\n73\t19\t70\t19\t76\t17,5\n188\t52,5\t186\t50,5\t197\t45\n217\t(i\u00df\t215\t63,3\t228\t53\n265\t91\t262\t88\t275\t63\n321\t123\t335\t127,5\t347\t74,5\n382\t158,5\t379\t153\t391\t80,5\n450\t193,5\t459\t194\t488\t95\nNach der G\u00e4rung wurde in einem Teil der L\u00f6sung der Gehalt an freier Phosphors\u00e4ure bestimmt, um zu sehen, ob die erh\u00f6hte Geschwindigkeit der Kohlens\u00e4ureentwicklung mit einer Zersetzung des Kohlenhydratphosphates verbunden ist, oder ob die Wirkung desselben als eine rein katalytische zu betrachten ist. Aus je 10 ccm der 450 bezw. 459 Minuten gegorenen L\u00f6sung wurden mit Magnesiamischung bei obigem Versuch 0,0081 bezw. 0,0087 g MgjPjOj erhalten, bei einem analogen Versuch nach 400 Minuten 0,0055 und 0,0043 g Mg2P207.\nDas reaktionsbeschleunigende Phosphat wird also w\u00e4hrend der Reaktion nicht gespalten bezw. vergoren.\nDer folgende Versuch erstreckte sich \u00fcber eine bedeutend","page":396},{"file":"p0397.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Hefeg\u00e4rung. II.\n;W7\nl\u00e4ngere Zeit, etwa 30 Stunden : der Reaktionsverlauf ist in Fig. 2 dargestellt.\n*0ccm 20-proz C/oAose/\u00f6sung\n0,25\u00ff //e/e\nWir verglichen hierauf die Wirkung des Kohlenhydratphosphates mit derjenigen des freien Natriumphospates. Der Menge von 0,5 g Natriumsalz des Kohlenhydratphosphors\u00e4ureesters entsprechen ungef\u00e4hr 0,33-0,31 g NaH2P04; zum Parallelversuch wurden 0,35 g (neutralisiertes) NaH2P04 angewandt.\nose/osi tng\nSO tOO ISO 200\t2S0\t300\nMinuten\nSehr auffallend ist die Konzentrationsfunktion des beschleunigenden Estersalzes. Wie aus der Fig. 4 ersichtlich wird, ist die Reaktionsbeschleunigung durchaus nicht proportional der","page":397},{"file":"p0398.txt","language":"de","ocr_de":"898\nHans Euler und Helmer B\u00e4ckstr\u00fcm,\nzugesetzten Estermenge, vielmehr scheint schon durch kleine Estermengen eine Reaktionsbeschleunigung erzielt zu werden, welche durch weitere Esterzus\u00e4tze kaum mehr \u00fcberschritten wird. Der Einflu\u00df der Esterkonzentration wird noch n\u00e4her verfolgt.\nEs er\u00fcbrigt nun noch, einiges \u00fcber das angewandte Natriumsalz des Esters zu sagen. Dasselbe wurde aus dem Bleisalz dargestellt und teils direkt mit Alkohol gef\u00e4llt, teils nochmals \u00fcber das Bleisalz gereinigt. Ein Vergleich der beiden Pr\u00e4parate ergab keinen wesentlichen Unterschied.\nDa der eine von\nuns gegenw\u00e4rtig verhindert ist, die Untersuchung weiter zu f\u00fchren, m\u00fcssen wir uns auf die Mitteilung des Ergebnisses beschr\u00e4nken, da\u00df das Na-triums\u00e4lz des Kohlenhydratphosphors\u00e4ureesters die G\u00e4rung durch lebende Hefe beschleunigt obwohl das Salz selbst von lebender Hefe nicht vergoren oder resorbiert1) wird.\nDie Tatsache, welche der hier mitgeteilten am n\u00e4chsten zu kommen scheint, ist von L. Iw an off beobachtet worden; dieser Forscher gibt an,2) da\u00df die durch Hefanol oder Zymin hervorgerufene G\u00e4rung durch \u00abTriosephosphors\u00e4ure \u00bb beschleunigt wird.\n\u00abMan kann sich unschwer davon \u00fcberzeugen\u00bb, sagt Iwanoff, \u00abda\u00df die wiederholt konstatierte Stimulierung der G\u00e4rung durch Phosphate ihre Erkl\u00e4rung in der Bildung g\u00e4rf\u00e4higer\n*) Paine, Proc. Roy. Soc., Bd. 8t, S. 389, 1911. *) Zentralbl. f. Bakteriol., Bd. 24, S. 1, 1909.","page":398},{"file":"p0399.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Hefeg\u00e4rung. II.\n899\nTriosephosphors\u00e4ure findet. Da\u00df eine Zugabe von Triosephos-phors\u00e4ure zur G\u00e4rfl\u00fcssigkeit (Glukose-Hefanolextrakt oder Zy-minextrakt) eine sehr intensive Stimulierung zur Folge hat, wird durch folgende Versuche bewiesen:\nStimulierung der G\u00e4rung durch Triosephosphors\u00e4ure (Iw an off).\nTemp. 21,7\u00b0.\nIm Manometer\t\tManometerstand in mm nach Stunden 1\u201c/* |\t8\t|\t2 t\t\t\n2 g Hefanol\t7 ccm l,6\u00b0/oige Trioso-\t\t\t\n10 ccm 4 \u00b0/u ige Glukose\tphosphors\u00e4ure .\t25\t59\t\u2014\n1,2 \u00bb Toluol\t7 \u00bb Wasser ....\t8\t24\t\u2014\n2 g Hefanol (15ccm 2',(uigeTriosophosphors\u00e4ure\t\t\u2014\t\u2014\t135\n1 \u00bb Saccharose 115 * Wasser\t\t\t\u2014\t\u2014\t98\n\u00abAus der Tabelle geht klar hervor, wie stark Triosephosphors\u00e4ure die G\u00e4rung stimuliert. Sammelt sie sich in der G\u00e4rfl\u00fcssigkeit an, so mu\u00df offenbar das Filtrat der letzteren selbst nach dem Auikochen eine starke Stimulierung bewirken k\u00f6nnen. Das ist klar aus folgenden Versuchen ersichtlich, in denen die G\u00e4rung von Zucker sich vollzieht unter Zusatz von: 1. Wasser, 2. w\u00e4sserigem Hefanolextrakt, 8. Filtrat einer von ilefanol vergorenen Zuckerl\u00f6sung, 4. Filtrat einer in Gegenwart von Phosphat vergorenen Zuckerl\u00f6sung. Zusatz 1\u20144 wurde einmal ohne voraufgehendes Erhitzen und dann nach Wst\u00fcndigem Kochen auf dem Wasserbade zugegossen.\u00bb\nIm Manometer\tMan 5\tometerstand in nach Stunden 13 23 35\t\t\tmm 47\n2 g Saccharose, 1 g Hefanol, 0,2 ccm Toluol und 1. 15 ccm Wasser \t\t\t20\t21\t. 44)\t24\t24\n2. je 15 ccm w\u00e4sseriges Ilefanol- ( ungekocht.\t50\t52\t70\t60\t\u00bb\nextrakt\t\\ gekocht . .\t39\t31\t49\t44)\t40\n\u201e .\t\u201e\t( ungekocht. o. je 15 ccm Filtrat nach G\u00e4rung ; 6 1 gekocht . .\t39\t44\t03\t52\t50\n\t29\t30\t\u00ab\t37\t32\n4. je 15 ccm Filtrat nach Phosphat-J ungekocht .\t57\t62\t85\t80\t75\ng\u00e4rung\t1 gekocht . .\t51\t43\t00\t52\t51\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXVII.\t\t\t\t27\t","page":399},{"file":"p0400.txt","language":"de","ocr_de":"Hans Euler und Helmer B\u00e4ckstr\u00f6m,\n\u00abDie Tabelle zeigt\u00bb, f\u00e4hrt Iw an off fort, \u00abda\u00df am st\u00e4rksten Filtrat 4 stimuliert, welches mit Sicherheit Triosephosphors\u00e4ure enth\u00e4lt, und am schw\u00e4chsten Filtrat 3, welches die Zuckerzersetzungsprodukte frei ohne Verbindung mit Phosphors\u00e4ure besitzt. Die anderen Filtrate haben auch eine stimulierende Wirkung, die nach Harden-Young und B\u00fcchner durch Gegenwart von Coenzymen erkl\u00e4rt wurde. Sehr m\u00f6glich ist es, da\u00df man diese Coenzymwirkung auch auf die Gegenwart von Triosephosphors\u00e4ure wird zur\u00fcckf\u00fchren k\u00f6nnen, wie es f\u00fcr. die G\u00e4rung mit Phosphat-filtraten offenbar der Fall ist. Der Vergleich der ungekochten Filtrate n>it den gekochten zeigt ferner merkbare Unterschiede. Wahrscheinlich beruht ein Teil der stimulierenden Wirkung der ungekochten Filtrate auf einer Zunahme der G\u00e4rungsenzyme auf Kosten des Filtrates.\u00bb\nGegen die Schl\u00fcsse, welche Iwanoff aus seinen eben erw\u00e4hnten Versuchen gezogen hat, haben Harden und Young1) Einspruch erhoben. Diese Forscher erinnern an ihre Entdeckung, da\u00df Hefepre\u00dfsaft eine dialysierbare thermostabile Substanz enth\u00e4lt, die sie als Koenzym bezeichnen, und welche f\u00fcr den Eintritt der alkoholischen G\u00e4rung notwendig ist.\nDie Methode \u2014 sagen Harden und Young \u2014, welche Iwanoff zur Abtrennung seiner Synthease angewandt hat, war wohl geeignet, aus der Hefe das l\u00f6sliche Koenzym zu entfernen. Auf Grund eigener Versuche kommen die englischen Forscher zum Resultat, da\u00df Iwanoffs Ergebnisse sich dadurch erkl\u00e4ren lassen, da\u00df er durch Waschen des Zymins das Koenzym entfernt hat, und sie sagen schlie\u00dflich: The facts, that the zymin can thus be rendered quite inaktive towards hexosephosphate and that the fermenting power is ristored by the addition of the boiled washings also dispose of the suggestion made by Iwanoff and more recently by v. Lebedew, that the hexosephosphate is itself the co-enzyme.\nDas experimentelle Ergebnis von Harden und Young konnte der eine von uns mit Th. Berggren an unserem Material vollauf best\u00e4tigen:\n\u2019) Zentralbl. f. Bakteriol., Bd. 26, S. 182, 1910.","page":400},{"file":"p0401.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Hefeg\u00e4rung. II.\n401\nGut ausgewaschene Trockenhefe ist nicht imstande, mit reinem Kohlenhydratphosphors\u00e4ureestersalz in Glukosel\u00f6sung G\u00e4rung hervorzurufen, w\u00e4hrend auf Zusatz von Waschfl\u00fcssigkeit lebhafte G\u00e4rung eintritt.\nAnderseits steht aber fest, da\u00df das Estersalz, welches, allein zu ausgewaschener Trockenhefe zugesetzt, keine Glukoseg\u00e4rung veranla\u00dft und somit kein Ko-Enzym im Sinne Hardens und Youngs enth\u00e4lt, die G\u00e4rung durch lebende Hefe beschleunigt und dabei selbst nicht (oder h\u00f6chstens in minimaler Menge) gespalten wird.\n27*","page":401}],"identifier":"lit19468","issued":"1912","language":"de","pages":"394-401","startpages":"394","title":"Zur Kenntnis der Hefeg\u00e4rung. II. Mitteilung","type":"Journal Article","volume":"77"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:08:50.764210+00:00"}