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{"created":"2022-01-31T16:40:25.954197+00:00","id":"lit19482","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Mays, Karl","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 78: 37-52","fulltext":[{"file":"p0037.txt","language":"de","ocr_de":"\n\u00dcber einen Proteink\u00f6rper des Liebigschen Fleischextraktes.\nVoi.\nDr. Karl May\u00bb.\n(Aus tli*m physiologischen Institut der Universit\u00e4t Heidelberg.\u00bb\n(Her Itedaktion zugegangen am I\u00df. Marz 1\u2018\u00bbI2 >\nNachdem durch das Studium der Spaltung der Proteine gezeigt worden ist, da\u00df sich diese aus gewissen \u00bbBausteinen-auf bauen, die dieselben in verschiedener, aber f\u00fcr jeden K\u00f6rper charakteristischer Weise zusammensetzen, ist es geboten, m\u00f6glichst viele Proteink\u00f6rper auf ihre Zersetzungsprodukte zu untersuchen.\nNoch nicht untersucht sind z. B. die durch Kochen nicht koagulablen Proteink\u00f6rper des amerikanischen Fleischextraktes, deren Natur zu gro\u00dfen Kontroversen Veranlassung gegeben hat.\nGewinnung.\t;\nWenn man Fleischextrakt mit schwefelsaurer Ammoniak aussalzt, nachdem durch Kochen und Filtrieren die etwa vorhandenen koagulablen Proteine entfernt sind, erh\u00e4lt man eine vollkommen proteinfreie L\u00f6sung, und die nicht koagulablen Proteink\u00f6rper sind also in dem Niederschlage zu suchen.\nAn einem vorher zu anderen Zwecken mit Alkohol extrahierten Extrakte erhielt ich auch durch Aussalzen mit schwefelsaurer Magnesia eine L\u00f6sung von den gleichen Eigenschaften, ln bezug auf die aussalzende Kraft bilden die Salze die Keihe : Kochsalz, Magnesiumsulfat, Ammoniumsulfat mit steigender Wirkung. Man wird also zur Gewinnung der Proteine aus Gemischen das niederste Glied der Keihe anwenden, uimgegebenen-falls eine Trennung zu erm\u00f6glichen und etwa vorhandene schwerer aussalzbare K\u00f6rper mit dem n\u00e4chsten Salze zu gewinnen. Da Kochsalz aus dem Fleischextrakte keine Proteine","page":37},{"file":"p0038.txt","language":"de","ocr_de":"Karl Ma vs.\n:is\naussalzt, war hierf\u00fcr die Verwendung des Magnesiumsul lates geboten, das \u00fcbrigens in diesem Falle alle Proteine auszuf\u00fcllen schien. Da eine Magnesiumsulfatl\u00f6sung durch Barythydrat ganz von dem Salz befreit wird, war seine Anwendung auch in dieser Hinsicht zu empfehlen.\nAls Material diente mir das Liebigsche Fleischextrakt, von dem mir das (\u00bbenerai-Depot der Liebig-dompanie in Antwerpen zwei Kilo-Dosen unentgeltlich zur Verf\u00fcgung stellte, wof\u00fcr ich meinen besten Dank sage.\nIch erhielt dasselbe am 31. Januar 1H10.\u2018) Da die Schlachtperiode in S\u00fcdamerika, wie mir die (iesellschafl mitteilte, von etwa Januar bis Juni seht, und da von der neuen Darstellung damals noch nichts zu haben war, stammte es aus der Schlacht p\u00e9riode l\u00eetll\u00ee); es machte aber einen sehr guten Eindruck und war - auch an der Oberfl\u00e4che \u2014 hellgelbbraun.\nDus Nettogewicht de^ Extraktes betrug 1814 g.\nDas Extrakt wurde in warmes Wasser eingetragen und damit bis zum Kochen erw\u00e4rmt. Dabei blieb etwas ungel\u00f6st, vmi dem abfiltriert wurde. Das Filtrat war von neutraler Reaktion. ln einer Probe entstand auch nach Zusatz von wenig Essigs\u00e4ure und nochmaligem Kochen keine Tr\u00fcbung. Die Biuret-reaklion war deutlich. Mi lions Reagens gab beim Zusalz eine hilluug, die beim Kochen bestehen blieb und sieb dabei, wie auch die Fl\u00fcssigkeit, nur rosa f\u00e4rbte.\nln das Filtrat wurde Magnesiumsulfat in Substanz eingetragen. Es ist zweckm\u00e4\u00dfig, dies allm\u00e4hlich zu tun, wobei sich, schon lauge vor der S\u00e4ttigung, der Proteink\u00f6rper als zusammenh\u00e4ngende Masse auszuscheiden beginnt, w\u00e4hrend, wenn man gleich viel Salz zusetzt, der Niederschlag sich lloekig aus-sclieidel, indem er die einzelnen Krystalle einh\u00fcllt, wodurch unn\u00f6tig viel Salz in ihn hineinkommt.\nI.s stellte sieb heraus, da\u00df bei diesem Extrakt selbst Zerreiben mit dem >alz und l\u00e4ngeres Stehen mit einem I bersclm\u00df davon den K\"i per nicht vollst\u00e4ndig aussalzte, was erst beim S\u00e4ttigen der L\u00f6sung beim Kochen geschah, dann aber so vollst\u00e4ndig, da\u00df eine filtrierte Probe keine Spur von lliuretreaktion mehr gab. Dieses nicht ganz vollst\u00e4ndige\n*i Da ich inzwischen krank war. hat sicludie Verarbeitung so lange hingezogen.","page":38},{"file":"p0039.txt","language":"de","ocr_de":"I ber einen Proteink\u00f6rper des Liebigschen Fleische^raktes.\n89\n>\u00abiltigen\u2022 war aber doch vorteilhaft, indem die beim Kochen sich aus->( heidenden Anteile, die \u00fcbrigens nicht bedeutend waren, sehr dunkel gef\u00e4rbt erschienen, also offenbar mehr verunreinigt war,ui.\nDie Hauptmenge wurde auf einer gro\u00dfen Metallnutsche gesammelt und mit konzentrierter Magnesiumsulfatl\u00f6sung gewaschen. Die letzte Waschfl\u00fcssigkeit war immer noch hellgelbbraun: es wurde aber von vollst\u00e4ndigem Waschen abgesehen. da es den Eindruck machte, als ob die Masse dabei etwas anquelle und das Absaugen zuletzt sehr langsam ging.\nDie Hauptmasse wurde nun mit konzentrierter Magnesiumsultatl\u00f6sung ausgekocht: dabei zog sie sich zusammen und wurde z\u00e4h-fl\u00fcssig. Heim Abk\u00fchlen zeigte sie die Neigung, an der Wand des Gef\u00e4\u00dfes zu kleben, woran sie durch Hiihren verhindert wurde. Nach v\u00f6lligem Abk\u00fchlen konnte sie leicht vollst\u00e4ndig heraiisgenommen und zwischen Filtrierpapier gepre\u00dft werden.\nDie ausgepre\u00dfte Masse wurde in hei\u00dfem Wasser gel\u00f6st. Dabei blieb etwas pulverige Substanz ungel\u00f6st, die sich als Magnesiumphosphat erwies aus den Phosphaten \u00bb des Fleisch-extraktes, deren Hauptmasse sich aber in der Mutterlauge be-lindori mu\u00dfte.\t^\nDie nitrierte L\u00f6sung wurde mit hei\u00dfges\u00e4ttigtem Haryt-wasser versetzt bis zu geringem \u00dcberschu\u00df und dej* Haryt durch Kohlens\u00e4ure entfernt. Vom Ikirytniederschlage wurde* allfiltriert, dieser einigemal ausgekocht, die Auskochung mit dom Filtrate vereinigt und das Ganze erst auf freiem Feuer, schlie\u00dflich auf dem Wasserbade (unged\u00e4mpft.\nEs blieben 182 g des festen K\u00f6rpers, lufttrocken gewogen. Die beim Eindampfen dersalzges\u00e4ttigten Mutterlauge entstehenden weiteren Ausscheidungen wurden in gleicher Weise behandelt wie der Hauptk\u00f6rper und ergaben noch 8,8 g (die allerletzten, geringen Ausscheidungen wurden vernachl\u00e4ssigt). Es wurden also etwas \u00fcber HO g gewonnen, d. h. ca. 7,8\u00bb \u201e des Fleiseli-oxtraktes, welche Zahl einer fr\u00fcher von mir f\u00fcr durch Ammon-\"Ulfat Aussalzbares gefundenen, n\u00e4mlich S,2\u00b0^'o1 ) nahe kommt.\n11 Siehe Zeitschrift f\u00fcr \u00dfiulogif, IUI. Hi, S. 27U.\n/","page":39},{"file":"p0040.txt","language":"de","ocr_de":"40\n\nKarl Mays,\nKigenschaften des K\u00f6rpers.\nDer K\u00f6rper stellt eine br\u00e4unlichgelbe, spr\u00f6de, nicht hygroskopische Masse dar. Kr ist klar l\u00f6slich in Wasser. Die Reaktion der L\u00f6sung ist so schwach alkalisch, dal\u00ee sie nur in konzentrierten L\u00f6sungen als solche erkannt wird. Der K\u00f6rper diffundiert durch Pergamentpapier, wenigstens teilweise, gegen Wasser; beide Teile wurden eingedampft; die alkalische Reaktion findet sich an dem Diffundierten, w\u00e4hrend das Nicht-diffundierte neutral reagiert. Heide Teile hinterlassen wenig, nicht schmelzende Asche, die an Wasser nichts Alkalisches abgibt, und die noch Magnesium enth\u00e4lt, das also durch die Harylbehandlung nicht vollst\u00e4ndig entfernt wurde: Schwefels\u00e4ure enthielt der K\u00f6rper nicht mehr.\nDie Asche des K\u00f6rpers enth\u00e4lt, auch wenn mit Soda und Salpeter verascht wurde, nur Spuren von Phosphors\u00e4ure (Molybd\u00e4nreaktion).\nDer K\u00f6rper ist auch in verd\u00fcnntem Alkohol (96\u00b0/o Alkohol, 6 : 4 \\\\ asser) beim Kochen l\u00f6slich; beim Krkalten scheidet sich ein Teil wenigstens wieder ab.\nReaktionen des K\u00f6rpers.\nRiuretreaktion. In konzentrierter L\u00f6sung f\u00e4llt dieselbe gut aus; die Farbe ist ein sch\u00f6ner Purpur: schon in l\u00b0/<>iger L\u00f6sung schl\u00e4gt sie bei Mehrzusatz von Kupfersulfat leicht zu Violett um; sie ist aber auch in recht verd\u00fcnnten L\u00f6sungen noch zweifellos zu erkennen, wenn man mit dem Zusatz der Kupferl\u00f6sung vorsichtig ist.\nMilions Reaktion. Auch diese Reaktion gibt nur in konzentrierten L\u00f6sungen eine gute rote Farbe; l\u00b0/oige L\u00f6sungen werden beim Kochen rosa; im Schaum finden sich geringe, br\u00e4unliche Partikel.\nXanthoproteinreaktion. 1 \u00b0/0ige L\u00f6sungen werden beim Kochen mit Salpeters\u00e4ure schwach gelb : bei Zusatz von Ammoniak etwas gelber, nicht orange.\nSalpeters\u00e4ure. Hei Zusatz von Salpeters\u00e4ure bleibt die L\u00f6sung klar. Wird aber zuerst mit Kochsalz ges\u00e4ttigt, so","page":40},{"file":"p0041.txt","language":"de","ocr_de":"i'ber einen Protcink\u00fcrper des Liehijr.selien Kleiseliextraktes. \u00ce1\nentsteht eine F\u00e4llung, die sich heim Kochen bis auf eine geringe Tr\u00fcbung l\u00f6st und heim Erkalten wiederkehrt.\nP errocyankalium erzeugt in essigsaurer L\u00f6sung keine F\u00e4llung.\nSchwefelbleireaktion. Hei Kochen mit;Natronlauge und Bleiacetat bildet sich kein Sehwefelblei.\nEisenchlorid erzeugt in der w\u00e4sserigen L\u00f6sung keine Pallung, Auch beim Kochen nicht; wird aber Kochsalzl\u00f6sung zugesetzt, so erzeugt das Eisensalz beim Kochen einen starken, harzigen Niederschlag,, der nach Waschen mit kaltem Wasser leicht in Ammoniak l\u00f6slich ist und sich auch beim Kochen in Wasser aufl\u00f6st.\nNeutrales Bleiacetat erzeugt keine F\u00e4llung.\nBasisches Bleiacetat erzeugt erst bei Mehrzusatz geringe Tr\u00fcbung.\t:\u2022\nlannin: Starker Niederschlag, der sich bei Kochen zu-sammenzieh! und an der Wand klebt.\nBeaktion von Hopkins und Cole. Eine 5\u00aejiige L\u00f6sung des K\u00f6rpers zeigt mit Glyoxyls\u00e4ure und konzentrierter Schwefels\u00e4ure erst nach einiger Zeit eineSpur von Purpurring an der Ber\u00fchrungsstelle: die Beaktion ist also \u00e4u\u00dferst schwach.\nDiazoreaktion. Diazobenzolsulfons\u00e4ure erzeugt in soda-alkalischer L\u00f6sung eine Botf\u00e4rbung, die aber nicht ion Histidin herzur\u00fchren braucht, sondern, da die Millonsche Beaktion, wenn auch nicht stark,\u2019so doch positiv ist. auch dem Tyrosin zugeschrieben werden kann.\nBeaktion von Molisch: u-Naphthol und konzentrierte Schwefels\u00e4ure geben eine starke Violettf\u00e4rbung.\nSpaltungsprodukte.\nEs wurden ;>0 g des K\u00f6rpers nach der von Kossel und seinen Sch\u00fclern, zuletzt ausf\u00fchrlich von F. Wei\u00df1) beschriebenen Methode mit Schwefels\u00e4ure, gekocht. Mein Zweck war dabei zun\u00e4chst eine qualitative Untersuchung, haupts\u00e4chlich der basischen Bestandteile. Ich glaube, Einzelheiten \u00fcbergehen zu d\u00fcrfen, und f\u00fchre hier nur die Hauptresultate an.\n*i Diese Zeitschrift. Bd. f>2, S. 107","page":41},{"file":"p0042.txt","language":"de","ocr_de":"42\nKarl Mays,\nHistidin. Dor betreffende Silberniederschlag lieferte nach der Kntsilberung eine Fl\u00fcssigkeit, die eine sehr gute, sch\u00f6n purpurrote Diazoreaktion gab. Fm einigerma\u00dfen \u00fcber die Menge, des K\u00f6rpers orientiert zu sein, wurde zu einer Probe der ziemlich eingeengten Fl\u00fcssigkeit etwas salpetersaures Silber und wenig Ammoniak gesetzt. Dabei entstand ein m\u00e4\u00dfiger, flockiger Niederschlag, der im \u00dcberschu\u00df von Ammoniak l\u00f6slich war. Nach der Menge dieses Niederschlages zu urteilen, kann die Menge des vorhandenen Histidins keine bedeutende sein. Die L\u00f6sung gab auch keine Biurotreaktion, die von Herzog1) f\u00fcr den K\u00f6rper angegeben ist. Vielleicht ist daf\u00fcr st\u00e4rkere Konzentration erforderlich.\nArginin und Lysin. Der Silberniederschlag in barytalkalischer L\u00f6sung und die Phosphorwolframs\u00fcuref\u00fcllung lieferten diese* beiden K\u00f6rper, die durch die Krystallisation ihrer Pikrate noch charakterisiert werden konnten. Die Menge war sch\u00e4tzungsweise die bei der Spaltung von Proteinen zu erwartende.\nWesen des K\u00f6rpers.\nIch glaube, nach der Kenntnis dieser Keaktionen und Spalt ungsprodukle schon hier auf das Wesen dieses K\u00f6rpers eingohen zu sollen.\nKs ist eine auffallende Tatsache, da\u00df sich in dem amerikanischen Fleischextrakte unkoagulable Proteine linden. Neunte is t er* l fa\u00dft die Krgebnisse der bis 18!\u00bb3 ausgef\u00fchrten Untersuchungen dahin zusammen: \u00abZun\u00e4chst lassen sich niemals auch nur Spuren von Albumosen oder Peptonen im Blute, im Ohylus, oder in irgend einem Organe nachweisen, auch dann nicht, wenn man diese Verdauungsprodukte sehr reichlich in den Darmkanal oder in abgebundene Darmsehlingen von Tieren einf\u00fchrt.\u00bb Die letztere Tatsache steht allerdings in Widerspruch mit einer Angabe von Borchardl,:l) welcher nach F\u00fctterung von Klastin oiler Klastinpepton > eine Albumose in der Leber vorfand und\n' Diese Zeitschrift, Bd. :\u00bb7, S. 218.\n**: Lehrbuch der physiol. Chemie, 18t)3. S. 2 iS.\n! Diese Zeitschrift, Bd. \u00f6l. S. f>OH; Bel. f>7. S. 30f>.\nI","page":42},{"file":"p0043.txt","language":"de","ocr_de":"I ber einen rmteink\u00f6rpcr des Licbigsrhen FleisHicxtraktes. 43\nv<>n Noll',1\u00bb welcher nach F\u00e4nl\u00fchrung einer sehr gro\u00dfen Menge von Albnmose diese in den (iewehen nachweisen konnte, w\u00e4hrend Szumowski-) hei \u00e4hnlichen Versuchen zu ganz negativen Resultaten gekommen ist. F\u00fcr normale Verh\u00e4ltnisse scheint seitdem der Lehre von dem Fehlen der Album\u00f6sen und Peptone in den Geweben des tierischen K\u00f6rpers im allgemeinen nicht widersprochen worden zu sein. Allerdings sagt Fol in,8) da\u00df im Fleischextrakl, wie in den w\u00e4sserigen Fxtrakten tierischer Organe \u00fcberhaupt, Albumosen sich vorlindeO: ich wei\u00df jedoch nicht, auf welche Untersuchungen sich diese Ansicht st\u00fctzt.\nKs gibt allerdings Ausnahmen, die aber nur auf gewisse Tiergatlungen beschr\u00e4nkt zu sein scheinen. Ich habe selbst im Kaninchenfleisch einen unkoagulablen K\u00f6rper beschrieben,4) (besieh aber ganz anders verh\u00e4lt wie die im amerikanischen Fleischextrakt gefundenen, da er mit einer nicht zu geringen Menge von Kssigs\u00e4uro gcl\u00e4lll wird.. Ich habe damals \u00fcbersehen, da\u00df schon v. F\u00fcrth5) einen olfenbar \u00e4hnlichen K\u00f6rper- im Fisch-Heische beschrieben hat, den er Myoproteid nannte. Ich habe damals darauf hingewiesen, da\u00df es sich hier vielleicht um den von K\u00fchne*) als Acroalbumose bezeichnet en K\u00f6rjier handelt. Kine Albnmose im gew\u00f6hnlichen Sinne konnte auch- v. F\u00fcrth7) im Muskelplasma nie nachweisen.\nWeiler mu\u00df liier nochmals auf die Arbeiten Siegfrieds\u201c) einge-gimgen werden. Dieser glaubte bekanntlich im k\u00e4uflichen Vleisclirxlrakt \u2022\u25a0men K\u00f6rper gefunden zu haben, den er Phnsphorfleisclis\u00e4ure nannte, and der beim Kochen mit LiscnHiloiid eine Verbindung lieferte, die er al< Car.iiferrin hezeicbnele. Kr. hielt die Phosphorlleisclis\u00e4ure f\u00fcr einen chemisch einheitlichen K\u00f6rper und f\u00fcr nuelein\u00e4linlieb : da sieb jedoch 1,1 ihrem .Molek\u00fcl kein Kiwei\u00df linde. sondern \u00abFleischs\u00e4ure\u00bb. die er mit K\u00fchnes Antipeplon idenlilizierte. so bezeichnet\u00ab.\u00bb er sie als ein Nucl\u00e9on\u00bb.\n'/ ^olf, bullet, del acad\u00e9mie royal de Belgique (Hasse des sciences) l'.HKt. S. IIP).\nM Diese Zeitschrift, Bd. dt\u00bb. S. 13*.\n*) Biese Zeitschrift. Bd. 2\u00f6. S. 1\u00d92.\nI Zeitschrift f. Biologie. N. V.. Bd. Dt. i$. 23<i.\n\u2022 ) Archiv f. exp. Pathologie u. J\u2019harmakologie. Bd. 3\u00ab\u00ee. S. 2.V.*.\n' ) Zeitschrift f. Bin].. \\\\ Bd. 12. S. 231.\n\u00d6 I. c.\n! Die Literatur s. in meiner Arbeit : * ('her unkoagulierbare Kiwei\u00df- t ^\"iper der Muskeln*. Zeitschrift f Biol.. X. F.. Bd. l\u00f6. S.>2\u00f6H.","page":43},{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"Karl Ma vs\nH\nSiegfried meinte zuerst,1) die Phosphorlleischs\u00e4ure werde durch Ammonsulfat als solche ausgesalzen. zersetze sich aber bei der Dialyse, da der nicht dialysierende Anteil nur Spuren von Phosphor enthalte; sp\u00e4ter sagte er,*i si<* werde schon heim Aussalzen zersetzt, dabei werde aber keine Fleischs\u00e4ure gef\u00e4llt, sondern ein phosphorfreies Zwischenprodukt. Dieses, meint er. hatte auch ich hei Zersetzung des Carni-ferrins mit Barythydrat erhalten, w\u00e4hrend er dabei das Pepton bekommen habe.'i Dann m\u00fc\u00dfte es Siegfried doch auch einmal gelingen, bei der Spaltung des (larniferrins nur dieses Zwischenprodukt zu erhalten : er findet aber dabei immer, wenigstens zum Teil, die \u00abFleischs\u00e4ure\u00bb, d. h. Pepton, wovon ich mich aber nicht habe \u00fcberzeugen k\u00f6nnen. Ich kann hier nur nochmals betonen, da\u00df das von den Farbwerken H\u00f6chst nach Siegfrieds Angaben als \u00abFleischs\u00e4ure\u00bb hergestellte Pr\u00e4parat keine Spur von Pepton enthielt.4) Ich habe Siegfried die Konzession zu machen versucht, da\u00df ich bei der Spaltung des (larniferrins nur Phosphorfleischs\u00e4ure5) erhalten h\u00e4tte, konnte diese Ansicht aber doch nicht mit Siegfrieds Angaben in Einklang bringen, und Siegfried hat sie auch nicht angenommen, da er meint, ich habe das phosphorfreie Zwischenprodukt erhallen.\nKutscher und Stendel*) haben die M\u00f6glichkeit in Betracht gezogen. da\u00df Siegfrieds K\u00f6rper sich nicht in jedem Fleischextrakt finde, weil er nach dessen Ansicht bei der Arbeit des Muskels verbraucht werde. Diese M\u00f6glichkeit mag zugegeben werden, namentlich da Kutscher gezeigt hat. da\u00df die Zusammensetzung des Fleischextraktes \u00fcberhaupt, auch in anderer Beziehung, n\u00e4mlich im Gehalt der von ihm gefundenen Basen schwankend ist.7)\nEs w\u00e4re also m\u00f6glich, da\u00df die von mir untersuchten Fleischextrakte einen anderen K\u00f6rper und keine Fleischs\u00e4ure enthalten h\u00e4tten. Es scheint mir aber noch eine andere M\u00f6glichkeit vorzuliegen, wenigstens f\u00fcr das vorliegende Extrakt. Wenn man den von mir dargestellten K\u00f6rper, der an und f\u00fcr sich durch Eisenchlorid auch beim Kochen nicht gefallt wird, wohl aber hei Salzgegenwart, in einem eiwei\u00dffreien Fleischextrakt (s. sp\u00e4ter) l\u00f6st, so f\u00e4llt Eisenchlorid beim Kochen ebenfalls einen rostfarbenen, mehr pulverigen Niederschlag (w\u00e4hrend der hei Salzzusatz mehr harzig ist), der auch in Ammoniak leicht l\u00f6slich ist und dem (larniferrin sehr \u00e4hnlich sieht. Ich habe diesen Niederschlag noch nicht genauer untersucht. Es liegt zwar nahe, anzunehmen, da\u00df Siegfried den von mir gefundenen\n'i Diese Zeitschrift, Bd. 21. S. 3H7.\n*i Diese Zeitschrift, Bd. 39, S. 131.\n') Sieh*1 auch I. c., Bd. 39, S. 132.\n4| Siehe meine Arbeit 1. c.. S. 293.\n:) Ebenda, S. 291.\nDiese Zeitschrift, Bd. 39, S. 375.\n7i Zentralbl. f. Physiol.. 1905, S. 507.","page":44},{"file":"p0045.txt","language":"de","ocr_de":"1\n\u00dcber einen Pmteink\u00f6rper des Liebigsrhen Floischexfraktos.\n4:>\nK\u00f6rper in seinem Eisenniederschlage erhalten haben m\u00fcsse; es w\u00e4re aber auch m\u00f6glich, da\u00df der von mir dargestellte K\u00f6rper ein (iemisch w\u00e4re, aus dem Eisenchlorid nur einen Teil f\u00e4llte, n\u00e4mlich Siegfrieds Carniferrin. Es gibt einige Punkte, die tats\u00e4chlich daf\u00fcr sprechen. Einmal ist die Ausbeute Siegfrieds an Fleischs\u00e4ure eine viel geringere als die von mir erhaltene, und dann weicht wenigstens ' das H\u00f6chster Pr\u00e4parat in einigen Reaktionen entschieden von dem meinigen ah. Die Riuretreaktion f\u00e4llt an erstemn entschieden niter aus als an meinem; ich m\u00f6chte darauf aber nicht zu viel (Jewicht legen, da die L\u00f6sung an sieh r\u00f6tlich gelb ist, w\u00e4hrend meine fast farblos ist; au\u00dferdem geht auch bei jenem Pr\u00e4parate die Farbe bei Melnzusatz von Kupferl\u00f6sung sehr bald zu mehr bl\u00e4ulichen T\u00f6nen \u00fcber; dagegen wird meine Substanz in kochsalzges\u00e4ttigter L\u00f6sung von Salpeters\u00e4ure gef\u00e4llt, das H\u00f6chster Pr\u00e4parat dagegen nicht. Es ist also m\u00f6glich, da\u00df die Fleischs\u00e4ure ein anderer K\u00f6rper ist als der von mir dargeslellte, beziehungsweise darin steckt; aber ich kann sie doch nicht als Pepton auffassen : denn obwohl die oben genannten Reaktionen eher auf ein solches deuten k\u00f6nnten, ist mir doch bisher keine \u00abFleischs\u00e4ure\u00bb in die H\u00e4nde gekommen, die durch Ammonsulfat nicht vollst\u00e4ndig ausf\u00e4llbar gewesen w\u00e4re. Das geschilderte Verhallen des H\u00f6chster Pr\u00e4parates ber\u00fchrt auch nicht die Frage nach der Pr\u00e4formation der Fleischs\u00e4ure, beziehungsweise der Phosphor-lleischs\u00e4ure im Fleischextrakte; denn es liegt doch die Annahme n\u00e4her, die auch Polin1) und Kutscher*) gemacht haben, da\u00df'sie kein einheitlicher K\u00f6rper sei und Siegfried den f\u00fcr albumose\u00e4hnfich gehaltenen K\u00f6rper mit anderen gemischt ausf\u00e4llt, als die unwahrscheinlichere, da\u00df es ein chemisches Individuum w\u00e4re, das in so leichter Weise, n\u00e4mlich durch Dialyse oder durch Aussalzen zersetzt w\u00fcrde.\nSiegfried3) selbst betont die Konstanz des Vorkommens des K\u00f6rpers, der Carniferrin liefert, indem er sagt: \u00abIch habe die k\u00e4uflichen Fleischextrakte sowohl, als auch .selbstbereitete L\u00f6sungen der Extraktivstoffe der Muskeln zur Darstellung des Carniferrins w\u00e4hrend anderthalb Jahren fortgesetzt verwendet und jedesmal Carniferrin erhalten.*\nWenn er es also auch bei selbstbereiteten Extrakten gefunden haben will, so steht er damit in unerkl\u00e4rlichem Widerspruch mit der oben erw\u00e4hnten Erfahrung der Autoren, wie nicht minder mit meinen eigenen. Ich habt; in meiner fr\u00fcheren Arbeit erw\u00e4hnt,4) da\u00df ich ein Fleischextrakt erhalten habe,\n*) Diese Zeitschrift, Rd. 25. S. 163.\n*) Diese Zeitschrift. Ed. 20, S. 120 und Ed. :\u00bbN. S. 108, Fu\u00dfnote.\n:\u2018) Arch. f. Anat. u. Physiol., physiol. Abt., 1004. S. 405.\n<) 1. c., S. 295.","page":45},{"file":"p0046.txt","language":"de","ocr_de":"Karl Mays,\n40\ndas nur Spuren von Protein enthielt. Ich bin damals von der Idee ausgegangen, dal\u00bb sich etwa beim Liegen des Fleisches unkoagulable K\u00f6rper bilden k\u00f6nnten, und deshalb betont, dall ich Fleisch genommen habe, wie man es eben vom Schl\u00e4chter erh\u00e4lt: es k\u00f6nnte aber auch sein, dal\u00bb im ganz frischen Fleische sich ein solcher K\u00f6rper bef\u00e4nde, der im Gegenteil beim Liegen zerst\u00f6rt w\u00fcrde. Ich habe deshalb auf dem Schlachthofe Fleisch von einem eben get\u00f6teten Ochsen enlnommen, m\u00f6glichst rasch ins Laboratorium gebracht und dort verarbeitet, aber auch so ein Extrakt erhalten (das ich oben S. 44 erw\u00e4hnt habe), das keine Spur von Biuretreaktion gab, die auch bei der Anwesenheit geringer Mengen meines dargestellten K\u00f6rpers bei vorsichtigem Anstellen der Reaktion, wenn auch schwach, so doch zweifellos zu konstatieren ist.\nIch komme nun zu der Frage, was der von mir aus Liebigs Fleischextrakt dargestellte K\u00f6rper eigentlich ist. Nach seiner Darstellung und seinen Reaktionen sind einerseits genuines Protein, anderseits Pepton ausgeschlossen, und es bleiben nur die in der Mitte stehenden Albumosen \u00fcbrig; das Fehlen oder sehr geringe Vorhandensein der Tyrosin- und Tryptophangruppe w\u00fcrde auf einen Antik\u00f6rper weisen, und von diesen w \u00e4re wieder die Heteroalbumose wegen der leichten L\u00f6slichkeit des K\u00f6rpers in W asser ausgeschlossen.\nAber es fehlen dem K\u00f6rper einige Reaktionen, die alle bis jetzt untersuchten Albumosen geben. Schon die Riuretreaktion stimmt nicht f\u00fcr Albumosen ; denn, wenn diese hier auch nicht so rot wie bei den Peptonen ausf\u00e4llt, schl\u00e4gt sie doch nicht so leicht ins Bl\u00e4uliche um. Alle Albumosen werden durch Essigs\u00e4ure und Ferrocyankalium, Sublimat, neutrales und basisches essigsaures Blei gef\u00e4llt (alle Niederschl\u00e4ge werden im \u00dcbersch\u00fcsse mehr oder weniger gel\u00f6st). Ferner geben alle Albumosen die Xanthoproteinreaktion.*) Diese Reaktionen fehlen bei dem von mir dargestellten K\u00f6rper ganz oder nahezu, mit Ausnahme der Sublimatf\u00e4llung, ebenso bei der Fleischs\u00e4ure (von H\u00f6chst), bei der aber auch die Sublimatf\u00e4llung negativ\n') Wegen dieser Reaktionen vgl. Cohnheini. Chern. d. Kiweih-k\u00f6rper. II. Aull.. 1901, S. S4.","page":46},{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"Cher einen Pioteink\u00fcrper des Liebigschen Kleisrliexlrakles. 47\nausf\u00e4llt. Ks gibt aber eine Substanz, die in diesen Reaktionen sich sehr \u00e4hnlich verh\u00e4lt. Dies ist das Glutin. Schon das physikalische Aussehen der erkalteten, schon ziemlich konzentrierten L\u00f6sung meiner Substanz, die in diesem Zustande eine rissige feste Gallerte darstellte, erinnerte an erkalteten Leim, jedoch gelatiniert schon eine lO\u00b0/oige L\u00f6sung des K\u00f6rpers nicht: es m\u00fc\u00dfte sich also um die nicht oder vielleicht nur in sehr konzentrierter L\u00f6sung gelatinierbare Modifikation handeln.\nSehr charakteristisch f\u00fcr Glutin sind die bei seiner Spaltung in gro\u00dfen Mengen auftretenden Produkte, das Glykokol! und die Glutamins\u00e4ure, und es war deshalb geboten, auch die bei der Spaltung erhaltenen Monoamidos\u00fcuren zu untersuchen, wobei ich neben den genannten Substanzen auch noch auf die Pyrrolidincarbons\u00e4ure R\u00fccksicht genommen habe.\nDie Menge der aus dem K\u00f6rper bei der Schwefels\u00e4urespaltung gewonnenen Amidos\u00e4uren war eine betr\u00e4chtliche. Lufttrocken (bis auf einen geringen Rest von etwa 1 gi gewogen = 12,36 g. Diese wurden nach der Fischerschen Methode verestert und dabei 3,22 g Glykokollesterchlorhydrat erhalten. Negativ liel dagegen die Untersuchung auf Glutamins\u00e4ure aus. Ich habe 20 g des K\u00f6rpers mit konzentrierter Salzs\u00e4ure gekocht, die L\u00f6sung eingeengt und unter Abk\u00fchlen mit gasf\u00f6rmiger Salzs\u00e4ure ges\u00e4ttigt. Rei l\u00e4ngerem .Stehen im Freien war aber neben einigen Kochsalzkrystallen kaum etwas Krvstallinisches zu entdecken.\nPyrrolidincarbons\u00e4ure konnte konstatiert werden. Die sauren Anteile der Schwefels\u00e4urespaltung des K\u00f6rpers wurden mit Alkohol ausgekocht, dieser eingedampft und der R\u00fcckstand mit kaltem Alkohol aufgenommen: dabei blieb eine wei\u00dfe pulverige Masse ungel\u00f6st, w\u00e4hrend bei mehrmaligem Wiederholen der Operation ein nur noch sehr wenig dieser wei\u00dfen Substanz enthaltender sirup\u00f6ser R\u00fcckstand blieb. Dieser wurde in 50 ccm Wasser zu einer sauren L\u00f6sung gel\u00f6st und damit einmal eine Kjeld ah Ische und dann eine van S ly k esche Stickstoff bestim-mung gemacht. Die KjeldahIsche Bestimmung ergab f\u00fcr diese L\u00f6sung 0,131 g N, die van Slykesche 0,038 g N. Ks w\u00e4ren also in den 50 ccm 0,093 g N in Pyrrolidincarbons\u00e4ure","page":47},{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"48\nK;irl Mays.\nenthalten, so da\u00df ungef\u00e4hr 1 g dieser S\u00e4ure vorhanden gewesen w\u00e4re. Da 50 g der Substanz zur Schwefels\u00e4urespaltung genommen waren, enthielten diese ca. 2\u00b0/o Pyrrolidincarbons\u00e4ure.\nObwohl diese Versuche (mit Ausnahme der N-Bestim-mungen) nicht quantitativ angestellt wurden, so sind doch die Zahlen f\u00fcr Glykokoll und Pyrrolidincarbons\u00e4ure auf Glutin bezogen zu klein und das negative Resultat bei der Glutamins\u00e4ure nicht daf\u00fcr sprechend. Indessen k\u00f6nnen hier M\u00e4ngel der Darstellung vorliegen. Bemerkenswert scheint mir doch schon die gefundene Menge des Glvkokolls zu sein. Die Albumosen sind in dieser Beziehung noch nicht untersucht, wenigstens nicht quantitativ. Wenn man aber die Proteine betrachtet, aus denen sie hervorgehen,1) so findet man. da\u00df einige frei von Glykokoll sind, wie Globin aus Blut, Serumalbumin, ein anderes, das Syntonin aus Fleisch, wenn auch nicht viel, doch so viel Tyrosin liefert, da\u00df es nicht mit dem von mir dargestellten K\u00f6rper verglichen werden kann. Dagegen w\u00fcrde das Serumglobulin in bezug auf Glykokoll und Pyrrolidincarbons\u00e4ure mit den von mir gefundenen Zahlen \u00fcbereinstimmen, aber dieses liefert Cystin, w\u00e4hrend der K\u00f6rper des Fleischextraktes schwefelfrei ist. Wenn man also hier nicht einen neuen, bis jetzt ganz unbekannten K\u00f6rper annehmen will, mu\u00df man eben wieder auf denjenigen zur\u00fcckkommen, der die gr\u00f6\u00dfte \u00c4hnlichkeit damit hat, auf das Glutin oder dessen Derivate, die sich in ihrer Zusammensetzung bekanntlich wenig von der Muttersubstanz unterscheiden.\nIch gebe hier eine Tabelle, die namentlich die weitgehende \u00dcbereinstimmung der Reaktionen des K\u00f6rpers aus dem Fleischextrakt mit dem Glutin erl\u00e4utert; daneben habe ich die Fleischs\u00e4ure und die Albumosen gestellt. Die Reaktionen sind nicht alle \u00fcbereinstimmend, anderseits habe ich an bester k\u00e4uflicher Gelatine solche gefunden, die mit den gew\u00f6hnlichen Angaben nicht \u00fcbereinstimmen, sich dagegen meinen Befunden n\u00e4hern. Besonders zu erw\u00e4hnen sind 1. die Tanninreaktion, die als nur bei Salzgegenwart eintretend angegeben wird, w\u00e4hrend der von mir\n*) Siche die Tabellen in Cohnheims Chemie der Eiweifik\u00fcrper, II. Aufl., S. 42ff.\n4","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"l'licr einen Proteink\u00f6rpei dos Liebigschen Fleischcxlrakles. - 49\nla bolle der Reaktionen von Glutin, dem K\u00f6rper aus Fleischextrakt, der Fleischs\u00e4ure H\u00f6chst und der Albumosen, hie Reaktionen von Leim und Albumosen nach Cohnheim, Chemie der Eiweifl-v : i ci. Das Eingeklammerte bei \u00abLeim\u00bb bezieht sich auf von mir angesteilte Reaktionen, \"\u25a0\u25a0\u25a0 '\u2018 ils erg\u00e4nzen, teils etwas abweiehen; ferner auf Angaben von Klug (Pfl\u00fcgers A\u25a0 r lnv, Bd. 48, S. 101). Das Eingeklammerte bei \u00abFleischs\u00e4ure H\u00f6chst\u00bb bezieht sich a i* Siegfrieds Angaben \u00fcber \u00abFleischs\u00e4ure\u00bb.\nGlutin\nK\u00f6rper aus Fleischextrakt\nFleischs\u00e4ure i H\u00f6chst i\nAlbu\nmosen\nio (in kochsalzges\u00e4t- o ; mit Kochsalz ge-|\nitigter L\u00f6sung: F\u00e4l- s\u00e4ttigt: F\u00e4llung, bis- Auch in kochsalz-i \u00ab ters\u00e4ure hmg. in \u00dcberschu\u00df aufeineTr\u00fcbungbei ges\u00e4ttigler L\u00f6sung:1 und bei Kochen fast Kochen gel\u00f6st. Kalt:|\t0\nganz l\u00f6slich) wiederkehrend\nI ;mnin\nF\u00e4llung bei Gegen- Direkt gef\u00e4llt ohnel wart von Salz. Bei Salz. Kochen; I Kochen: gel\u00f6st; Niederschlag zieht erkaltet : wieder- sich zusammen, kehrend klebt an der Wand\nF\u00e4llung bei Gegen-F\u00e4llung ohne Salz, wart von Salz oder, Der Niederschlag S.ii limat Salzs\u00e4ure (o.seihst geht beim Kochen bei Salzzusatz, F\u00e4l- in den Schaum und hing bei Salzs\u00e4ure)' an die Wand\n(F\u00e4llung)\n(o) o, auch hei Kochsalzzusatz nicht\nAngedeutet rosa (Klug: flockiger Miilon Niederschlag,\nbei Kochen gel\u00f6st. Fl\u00fcssigkeit: rot)\n\\eiitr. essig--ruires Blei\nIn konzentrierter !(o) Tr\u00fcbung, <ueSich bei L\u00f6sung: zieml. gut,1 Koch\u00bb!\u00ab r\u00f6tlich f\u00e4rbt In C/'iiger L\u00f6sung\nrosa, dunkle \u25a0 L\u00f6sung: im Schaum: Partikel im Schaum braune l\u2019artikej\ndas. cssig-Miires Blei\n1 mhlorid\n! \u2022 rr ryunkal. fi'l !\u2022 'sigs\u00e4urc\nlinnet\nKochsalz\nKuchsalz\nEssigs\u00e4ure\nA:i.n:on$ulfat\no\nI\nF\u00e4llung (bei wenig:\n0\t; mehr : geringe\nTr\u00fcbung. Bei Kochen: vermehrt.\n1\tKlug: F\u00e4llung)\n0\t(-f- Kochsalz bei Kochen: z\u00e4he F\u00e4llung; nach Auswaschen : l\u00f6slich in Ammoniak und bei\nKochen\n1\t\" ~ \u2019\t\u2014\u2014. \u2014\nI o bis Spur\nl '** * \u201d *\u201c *J\t\u2014\nViolett\n(Klug: blauvioleti)\no\nBei wenig: o; bei mehr: Tr\u00fcbung; bei Kochen : etwas vermehrt\no; -|- Kochsalz bei Kochen: z\u00e4her Nieder*\nschlag; nach Waschen a (Fleischs\u00e4ure :\u2022 l\u00f6slich in Ammoniak\nund hei Kochen, (iel\u00f6st, gallerticer Nioder-inproteinfmemFleisch- *ailtriJ5er mca( r extrakt: Niederschlag | schlag) i\u00bbpi kochen, l\u00f6slich in\t*\nAmmoniak\nTeils direkt gef\u00e4llt, teils nach\n; Salzzusatz.\nt/i\n=0\n~ F\u00e4llung.\no\nJ=\no\nO\ntC\n<D\nA\nu\nV\n\u00d6O\n'S\nOl\n>\nver-\n\u00ae schieden, o\n\u00bb-\nA\nO\nc\nc\nbfi\nC\n3\nCb\n<U\ns\nF\u00e4llung.\no\ntr\u00fcb\npur pur, bald zu violett\ntr\u00fcb\n,'sehr rot) rot, aber Farbe der L\u00f6sung r\u00f6tlich-gelb\ngef\u00e4llt\tgef\u00e4llt\nHoppe-Seyler's Zeitschrift f. physio) Chemie. LXXVIII.\ngef\u00e4llt\nRot.insVioletl\nspielend.\nverschieden\nverschieden,\ngef\u00e4llt.\n4","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"50\nKarl Mays,\nJ\ndargestellte K\u00f6rper direkt gef\u00e4llt und beim Kochen nicht gel\u00f6st wird. Ich mu\u00df hier erw\u00e4hnen, da\u00df Klug1) f\u00fcr seine Gelatosen und Glutinpepton auch direkte F\u00e4llung angegeben hat und bei letzterem erw\u00e4hnt, da\u00df der Niederschlag beim Kochen sich zusammenziehe, dann allerdings mehr oder weniger gel\u00f6st werde. 2. Die Sublimatreaktion, f\u00fcr die Klug1) und Chittenden,*) letzterer f\u00fcr Proto- und Deutero-Gelatose, F\u00e4llungen angeben, die sich aber beim Kochen l\u00f6sen: dagegen habe ich bei Gelatine auch bei Salzzusatz keine F\u00e4llung erhalten, was wieder mit dem Siegfried sehen K\u00f6rper \u00fcbereinstimmt.\nFs fragt sich nun noch, wie die Anwesenheit des K\u00f6rpers im amerikanischen Fleischextrakte zu erkl\u00e4ren ist, da er sich doch in selbstbereiteten Extrakten nicht findet. Schon Kemmerich3' hat davon gesprochen, da\u00df sich im Fleischextrakte Leim finde. Ich4) konnte seine Gr\u00fcnde daf\u00fcr nicht anerkennen. Aber ebenso blieb damals die Frage ungel\u00f6st, wie Albumosen ins Fleischextrakl kommen sollten. Wenn wir in unseren Laboratorien die Extraktivstoffe des Fleisches untersuchen wollen, besteht, um den Leim auszuschlie\u00dfen, die Vorschrift, das zerkleinerte Fleisch mit Wasser zun\u00e4chst nicht \u00fcber 60\u00b0 0 zu erw\u00e4rmen. Dabei koaguliert ein betr\u00e4chtlicher Teil der Muskelproteine und pre\u00dft in sehr vollkommener Weise die Extraktivstoffe aus. Erst nachdem die Masse koliert und ausgepre\u00dft ist, soll die Koagulation der noch in L\u00f6sung befindlichen Proteine ausgef\u00fchrt werden. Ich habt' bei der Herstellung der oben erw\u00e4hnten eiwei\u00dffreien Extrakte diese Vorschrift befolgt und dachte, da\u00df die Bereitung des amerikanischen Fleischextraktes in der gleichen Weise gesch\u00e4he und deshalb auch in ihm der Leim auszuschlie\u00dfen sei.\nEs fragt sich nun. wie das Fleischextrakt in S\u00fcdamerika hergestellt wird?\nWir besitzen dar\u00fcber einen authentischen Bericht. Im \u2022Jahre 11108 schickte die englische Zeitschrift ^The Lancet\n*) Chittenden and Solley, Journ. of physiology, Bd. 12. S. 23 si Diese Zeitschrift. Bd. IN. S. tO\u00ee). b I. c. S. 27!","page":50},{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"I ber einen Proteink\u00f6rper des Liebigschen Fleisehextraktes. \u2022 51\neinen Vertreter nach S\u00fcdamerika, um die Zubereitung des Extraktes zu studieren, und dieser hat seine Erfahrungen in dieser Zeitschrift ver\u00f6ffentlicht.1) Danach wird das zerkleinerte Fleisch frisch get\u00f6teter liere mit der gleichen Menge Wasser durch Dampf erhitzt auf\tC. Der Berichterstatter, sagt, dal!\ndie letztere Temperatur nie \u00fcberschritten werden d\u00fcrfe, da sonst das Extrakt Leim enthalten w\u00fcrde. Ferner sagt er: Man mu\u00df bedenken, da\u00df die Fleischsubstanz eine Zeitlang in Ber\u00fchrung ist mit hei\u00dfem Wasser in Gegenwart der normalen S\u00e4uren des Muskelgewebes. Daraus folgt, da\u00df eine teilweise Hydrolyse der Albumine stattfindet und deshalb ein gewisser Anteil des Fleisches in das Extrakt gelangt, haupts\u00e4chlich in der form von Albumose und Pepton\u00bb. Gegen diese Auffassung m\u00f6chte ich ein wenden, da\u00df bei der angegebenen Temperatur eine Bildung von Leim durchaus nicht ausgeschlossen ist. Die Bindegewebsfibrille schrumpft bekanntlich bei 70\" C. pl\u00f6tzlich zusammen, was gewi\u00df als Vorstufe der Leimbildung aufzufassen ist. Nun ist der K\u00f6rper, den ich aus dem Fleischextrakte dargestellt habe, sicher kein genuines Glutin; denn eine K\u00f6nige L\u00f6sung gelatiniert nicht. \u00dcber den \u00dcbergang des Glutins in die nicht gelatinierende Form gibt es verschiedene Ansichten, W\u00e4hrend Hofmeister2) sagt, da\u00df Gelatine, die mit viel Wasser gekocht wird, nach 25 Stunden in der eingedampften L\u00f6sung noch gelatiniere, gibt K\u00fchne3) gerade f\u00fcr verd\u00fcnnte L\u00f6sungen an, da\u00df sie bei etwa 50\u00b0 C. schon in 12 Stunden das Gelatinierungsverm\u00f6gen einb\u00fc\u00dften. Als sehr verd\u00fcnnte L\u00f6sung ist allerdings das Heischextrakt bei der angef\u00fchrten Bereitungsweise nicht apzusehen: aber hier k\u00f6nnen Reaktion, Anwesenheit von Salzen oder anderen K\u00f6rpern die Denaturierung des Glutins und vielleicht mich seine \u00dcberf\u00fchrung in Glutosen beg\u00fcnstigen. Ich m\u00f6chte eher glauben, da\u00df Glutin sich bilde und diese Ver\u00e4nderung erleide, als da\u00df beim blo\u00dfen Kochen des Fleischextrakte.4 so gro\u00dfe Mengen von Albumosen aus Eiwei\u00dfk\u00f6rpern entstehen, wie sie\n*) The Lancet, Vol. 2. p. 1233.\n8) Diese Zeitschrift. Bd. 2. S. 21M).\n3) Lehrbuch der physiol, (them., Leipzig IHM. S. 2;>7. \u2022\n4*","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"Karl Mays, \u00ee'ber einen Proteink\u00f6rper usu*.\nals darin vorhanden angenommen werden, wenn auch eine geringe Bildung nicht ausgeschlossen ist.\nF\u00fcr den Wert des Fleischextraktes, der ihm nicht nur als Genu\u00df- sondern auch als Reizmittel zukommt, ist der Gehall an proteinartigen K\u00f6rpern von keinem Belang. Das Extrakt wird nur in so kleinen Quantit\u00e4ten verwendet, da\u00df sein N\u00e4hrwert nicht in Betracht kommt. Dagegen glaube ich, da\u00df diese Substanzen aus einem anderen Grunde nicht entbehrt werden k\u00f6nnen, n\u00e4mlich weil sie dem Extrakte eine zweckm\u00e4\u00dfige Konsistenz verleihen.","page":52}],"identifier":"lit19482","issued":"1912","language":"de","pages":"37-52","startpages":"37","title":"\u00dcber einen Proteink\u00f6rper des Liebigschen Fleischextraktes","type":"Journal Article","volume":"78"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:40:25.954203+00:00"}