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{"created":"2022-01-31T14:27:32.849046+00:00","id":"lit19490","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Abderhalden, Emil","role":"author"},{"name":"Arthur Weil","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 78: 150-155","fulltext":[{"file":"p0150.txt","language":"de","ocr_de":"Weiterer Beitrag zur Kenntnis von Derivaten von Monoaminos\u00e4uren.\nPikrolonate des Glykokolls, des d-Alanins und des dl-Leucins.\nVon\nEmil Abderhalden und Arthur Weil.\n(Au* \u00ablern physiologischen Institute der t'nivorsit\u00e4t Halle a. 8.1 (Der Hedaktion zugegangen am 20. M\u00e4rz I9t2.)\nDie von Sleudel1) zum erstenmal zur Charakterisierung von Diaminos\u00e4uren verwandte Pikrolons\u00e4ure hat schon wiederholt gute Dienste bei der Identifizierung von Lysin, Arginin und Histidin geleistet. Heim letzteren ist allerdings zu beachten, da\u00df das freie Histidin ein Monopikrolonat liefert, w\u00e4hrend, wie der eine von uns und Einbeck2) feststellten, sowohl das Histi-dinmonochlorhvdrat und das Dichlorhydrat zum Dipikrolonat f\u00fchren. Brigl3) hat unter Steudels Leitung diese Beobachtung best\u00e4tigt. Zur Isolierung der Monoaminos\u00e4uren stehen uns im allgemeinen keine so guten Methoden zur Verf\u00fcgung, wie zur Gewinnung der genannten drei Verbindungen aus Gemischen von Aminos\u00e4uren. Die Monoaminos\u00e4uren haben zum gro\u00dfen Teil sehr \u00e4hnliche Eigenschaften. Vor allem beeinflussen sie sich gegenseitig stark in ihrer L\u00f6slichkeit, besonders, wenn dem Gemisch von Aminos\u00e4uren Unreinheiten beigemengt sind. Wohl kennen wir sehr charakteristische Derivate f\u00fcr einzelne Monoaminos\u00e4uren, doch versagen diese, sobald Gemische ver-\n*' H. Steudel, Das Verhallen der Hexonbasen zur Pikrolons\u00e4ure. Diese Keilschrift. Bd. 37. S. 219, 1902/03.\n*) Krnil Abderhalden und Hans Einbeck. \u00dcberden Abbau des Histidins im Organismus des Hundes, Diese Zeitschrift. Bd. 02, S. 331, 1909.\n\u2018) P. Brigl, \u00dcber das Verhalten des Histidins gegen Pikrolons\u00e4ure. Diese Zeitschrift. Bd. 01. S. 337, 1910.","page":150},{"file":"p0151.txt","language":"de","ocr_de":"! \u00bbeil rag zur Kenntnis von Derivaten von Monoamitiosuireii. LH\nschiedener Aminos\u00e4uren Vorlieben. So ist es leicht, Glvkokoll z.B. als \u00df-Naphthalinsulfoderivat abzuscheiden, wenn diese. Aminos\u00e4ure allein vorliegt. Hat man es mit mehreren Monoaminos\u00e4uren zu tun, dann st\u00f6\u00dft die Krystallisation des bei der Einwirkung von \u00df-Naphthalinsulfochlorid gebildeten Produktes auf grolle Schwierigkeiten, ln den meisten F\u00e4llen gelingt es nicht, irgend ein Derivat ganz rein zu erhalten. Aus diesen Gr\u00fcnden ist es erw\u00fcnscht, m\u00f6glichst viele Derivate von Monoaminos\u00e4uren zu kennen. Vielleicht gl\u00fcckt es doch, f\u00fcr bestimmte Monoaminos\u00e4uren Derivate zu erhalten,\u2019 die schlie\u00dflich zu quantitativen Methoden f\u00fchren.\nWir haben das Verhalten einiger Monoaminos\u00e4uren gegen\u00fcber der Pikrolons\u00e4ure gepr\u00fcft. Es ergab sich, da\u00df die bis jetzt untersuchten Aminos\u00e4uren schwrer l\u00f6sliche Verbindungen liefern. Leider verhalten sich alle \u00e4hnlich, so da\u00df wenig Aussicht besteht, die eine oder andere Aminos\u00e4ure mit Hilfe ihres Pikrolonates aus einem Gemisch von Aminos\u00e4uren abzutrennen.\nBei der Gewinnung der Pikrolonate beobachteten wir, da\u00df unter bestimmten Bedingungen zwei Molek\u00fcle der Aminos\u00e4ure mit einem Molek\u00fcl Pikrolons\u00e4ure reagieren. \u00c4hnliche Beobachtungen haben wir auch schon bei der Gewinnung des Glykokollpikrates nach Levene *) gemacht. Gew\u00f6hnlich reagiert nur ein Molek\u00fcl Glvkokoll mit einem Molek\u00fcl Pikrins\u00e4ure, doch erh\u00e4lt man unter noch nicht genau bekannten Bedingungen Produkte, die ein anderes Aussehen zeigen und andere Eigenschaften haben. Bei der Zerlegung eines derartigen Pr\u00e4parates wurden fast 12 Molek\u00fcle Glvkokoll auf ein Molek\u00fcl Pikrins\u00e4ure gefunden.\nGlykokoll-Pikrolonat.\nWir gaben stets zu einer kochenden, m\u00f6glichst-konzentrierten w\u00e4sserigen L\u00f6sung des Glykokolls eine konzentrierte L\u00f6sung von reiner, umkrvstilisierter Pikrolons\u00e4ure in WFVoigem Alkohol hinzu und kochten noch einige Minuten weiter. Wir nahmen im Anfang unserer Versuche stets die auf je 1 Molek\u00fcl\n') P. A. Levene, Glycocoll Picrate. The Journal of Diol. Chemistry. Vol. !.\t413. 1900.\t,\nZHtschrill f. pliy*ir>l. C.heniit*. I.XXVIII:\n1t","page":151},{"file":"p0152.txt","language":"de","ocr_de":"Emil A lui\u00bb* r h a I tl\u00abn und Arthur Weil.\n(ilvkokoll berechnete Menge 1\u2018ikrolons\u00e4ure. Sp\u00e4ter jedoch be-reclmeten wir auf 2 Molek\u00fcle Glykokoll 1 Molek\u00fcl hkrolon-s\u00e4urc, da sich gezeigt hatte, dal\u00bb die Vereinigung beider in diesem Mengenverh\u00e4ltnis erfolgt. Um diese Beobachtung sicher /m stellen, identifizierten wir das erhaltene Pikrolonat zun\u00e4chst durch die Klementaranalyse. Ferner trennten wir (ilvkokoll und 1\u2018ikrolons\u00e4ure durch Ans\u00e4uren der w\u00e4sserigen L\u00f6sung mit Schwefels\u00e4ure und Aus\u00e4thern der Pikrolons\u00e4ure und stellten die Mengen ladder fest. Endlich suchten wir mit Hilfe der ebullioskopisehen und kryoskopischen Methode das Molekulargewicht zu bestimmen.\n2 g (ilvkokoll, in etwa 5 ccm Wasser gel\u00f6st, werden kochend mit :i,f> g Pikrolons\u00e4ure versetzt, die in etwa 15 ccm lieillem Alkohol gel\u00f6st sind. Nach dem Erkalten scheiden sich nach einigen Stunden im Eisschrank filzige, zu seidegl\u00e4nzenden Ituscheln vereinigte Krystalle ab, die abgesaugt und aus absolutem Alkohol umkrystallisiert werden. Zur Analyse wurden sie im Exsikkator \u00fcber Schwefels\u00e4ure getrocknet.\n0,1024 g Substanz geben 0,24.1\u00bb g C0S und 0,0021 g H.,0.\n0,1 \u00d6KO g geben 28,2 ccm N (18\u201c 701 mm).\n0,10-10 g verbrauchten nach Kjeldahl 18,8 ccm 11 10-M.,S(),\nBerechnet f\u00fcr\n5 N 20,05o/o (Dumas)\n\u2022'\u00bb N 12,:\u00ee!t\u00b0/\u00ab\u00bb (Kjeldahl)\n\u00f6 N 20,20*/\u00ab 4 N 13,53\" \u00ab\nGefunden :\nC 10,02\u00b0 o\nH 4,28%\nN 19,72\u00ae o (Dumas)\nN 13,5201\u00bb (Kjeldahl)\n1,05 g Glykokollpikrolonat, in etwa 200 ccm Wasser gel\u00f6st, werden mit Schwefels\u00e4ure anges\u00e4uert und ausge\u00e4thert. Aus der w\u00e4sserigen L\u00f6sung wird die Schwefels\u00e4ure quantitativ mit Baryt gef\u00e4llt. Das Filtrat wird zur Trockene verdampft, ebenso die \u00e4therische L\u00f6sung.","page":152},{"file":"p0153.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Kenntnis von Derivaten von .Monoaminos\u00e4uron. 153\nBerechnet f\u00fcr 1 Molek\u00fcl Glykokoll -f 1 Molek\u00fcl Pikrolon-siitire: 0,01 g Glykokoll -j- .\u2018\u00bb,11 g Pikrolons\u00e4ure.\nBerechnet f\u00fcr 2 Molek\u00fcl Glykokoll -f- 1 Molek\u00fcl Pikrolon-siture: 1,10 g Glykokoll -|- *2,5!) g Pikrolons\u00e4ure.\nGefunden: 1,3 g Glykokoll 2,51 g Pikrolons\u00e4ure.\n1,011 g Substanz in 50 ccm Wasser gel\u00f6st und wie oben verarbeitet.\nBerechnet f\u00fcr 1 Molek\u00fcl -f 1 Molek\u00fcl: 0,S13 g Pikrolons\u00e4ure\n-\t-f- 1\t\u2022>\t0,000 g\nGefunden : 0,008 g Pikrolons\u00e4ure.\nDie Molekulargewichtsbestiminung f\u00fchrte zu folgenden Krgebnissen : Bei der kryoskopischen Bestimmung konnten wir als L\u00f6sungsmittel nur Wasser verwenden und fanden hier als Molekulargewichte 120 und 110. Es scheint also, dal! Glyko-kollpikrolonat in Wasser stark dissoziiert ist. Bei der Bestimmung der Siedepunktserh\u00f6hung fanden wir in absolutem Alkohol, der \u00fcber wasserfreiem Kupfersulfat getrocknet und destilliert war,\nfolgende Werte (Konstante\t\t\tf\u00fcr Alkohol 11,5):\t\t\nL\u00f6sung S\tSubstanz \u00bbr\tKonzentrat imi\t\tLef. Molekulargewicht\t\n11.0\t0.2180\t1.77\t0.0610\t333\t\n\t\t\t\t\tBerechnet f\u00fcr\n13.05\t0.2556\t1.06\t0,052\u00b0\t133\t1 Mol. Pik colon-\n11.15\t0,1136\t0,80\t0,022\u00b0\t110\tsaure -f- 2 Mol.\n11.15\t0.3350\t2,36\t0,063\u00b0\t430\t(ilykokull :\n14,15\t0.1480\t3.17\t0,085\u00b0\t420\t111,2.\nF : Glykokollpikrolonat schmilzt gegen 205\" (unkorr.) und zeigt gegen 20S\" (unkorr.) Aufsch\u00e4umen mit Zersetzung. Es krvstallisiert aus verd\u00fcnntem Alkohol in orangefarbenen, seidegl\u00e4nzenden, weichen Nadeln, die beim Trocknen hellgelb werden.\nEs l\u00f6st sich schwer in kaltem Wasser und kaltem Alkohol : leichter in den hei\u00dfen L\u00f6sungsmitteln : es ist unl\u00f6slich in \u00c4ther, Aceton, Chloroform, Phenol.\nd-Alaninpikrolonat.\nAuch d-Alanin gibt mit Pikrolons\u00e4ure gut krvstallisierende Verbindungen. Wir beobachteten hier zwei verschiedene Modifikationen. Einmal scheint eine Verbindung von 1 Molek\u00fcl\n11*","page":153},{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"15t\nEmil Abderhalden und Arthur Weil,\nl\u2019ikrolons\u00fcure und I Molek\u00fcl Alanin zu bestehen und ferner eine\nsolche, die aus 2 Molek\u00fclen Alanin und I Molek\u00fcl l\u2019ikrolon-s\u00e4ure besteht.\ng Alanin, in etwa 10 ccm Wasser gel\u00f6st, werden mit 1,-m g Pikrolons\u00e4ure in 15 ccm verd\u00fcnntem Alkohol versetzt. Die nach einiger Zeit ausfallenden Krvstalle werden zweimal aus Alkohol umkrystallisiert.\nt).15o*j g Substanz geben 0,2587 g C08 und 0,0009 g H2\u00d6 tU 187 g verbrauchten nach Kjeldahl 10,05 ccm W10-H3SO, berechnet f\u00fcr CIOH,N40.. C3H-N02 (555,18):\ntl = 41,17'%: H = 4,28%; 5 N = 11,90%. Berechnet f\u00fcr ClflH8N4<h. 2 X (C3H7NOs) (442,25):\nC = 45,41 %: H = 5,01 \u00bb a: 4 N = 12,07\u00ab o.\nBefunden: C = 45,54%: H'= 4,57%: N = 12,54%.\nKs lag somit eine Verbindung vor, die aus 2 Molek\u00fclen d-Alanin und 1 Molek\u00fcl Pikrolons\u00e4ure bestand. F. unscharf gegen 145\u00b0 (unkorr.h\n2 g d-Alanin in 20 ccm Wasser werden mit 2,5 g Pikrolon-s\u00e4ure in 10 ccm Alkohol versetzt. Die ausgeschiedenen Krvstalle werden aus Alkohol umkrystallisiert.\n1,0 g Substanz in 100 ecm Wasser gel\u00f6st, mit Schwefels\u00e4ure unges\u00e4uert und ausge\u00e4thert.\nBerechnet f\u00fcr 1 Molek\u00fcl Alanin + 1 Molek\u00fcl Pikrolons\u00e4ure: 1,2 g Pikrolons\u00e4ure.\nBerechnet f\u00fcr 2 Molek\u00fcle Alanin -f 1 Molek\u00fcl Pikrolons\u00e4ure:\n0,00 g Pikrolons\u00e4ure.\nBefunden: 1,18 g Pikrolons\u00e4ure.\nFs hatte sich ein aus 1 Molek\u00fcl d-Alanin und 1 Molek\u00fcl Pikrolons\u00e4ure bestehendes Produkt gebildet. Dieses Pikrolonat schmilzt gegen 215\" und zersetzt sich unter Aufsch\u00e4umen bei 217\" (unkorr.). Ks l\u00f6st sich leicht in heil\u00eeem Alkohol : schwer in Wasser und verd\u00fcnntem Alkohol: es ist unl\u00f6slich in \u00c4ther, Aceton und Chloroform.\nSpezifische Drehung des d-Alaninpikrolonats (1 Mol. d-Alanin + 1 Mol. Pikrolons\u00e4ure) in absolutem Alkohol.\n\u00b0\u00bb-l(M* ft Substanz in 0,2154 g L\u00f6sung, d = 0,8029 drehen im 1 j dm-Bohr hei filtriertem Gasgl\u00fchlicht ' -0 15\" (-1 0 01\u00b0)\n= ii.ov (-Hur,! '\t\u2019","page":154},{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"Hei Ira g zur Kenntnis von Derivaten von Monoaniinos\u00e4uren. Ibi)\ndl-Leucinpikrolonat.\n- g Leucin werden in etwa 100 ccm kochenden Wassers gel\u00f6st und zu der L\u00f6sung 2 g Pikrolons\u00e4ure, in JO ccm hei\u00dfen Alkohols gel\u00f6st, hinzugef\u00fcgt. Die im Eisschrank ausgefallenen Krystalle werden abgesaugt und mit etwa :to ccm absoluten Alkohols ausgekocht. Vom Ungel\u00f6sten wird abfiltriert und das Filtrat auf dem Wasserbade etwas eingeengt. Nach dem Erkalten fallen bald grobe Krystalle aus, die zur Analyse im\nExsikkator getrocknet werden.\n*\n0,1282 g Substanz verbrauchten nach Kjeldahl 0,0s ccm-\" lo-H,so4.\nBerechnet f\u00fcr <:i0IlsNt(K . C.H^NO, (:505,2):\tGefunden:\n5 N \u2014 2 N = d N: 10,1)5\u00b0/o.\t10,00\" o.\n0,770 g in 50 ccm Wasser gel\u00f6st, mit Schwefels\u00e4ure anges\u00e4uert und mit \u00c4ther extrahiert:\nBerechnet fiir 1 Mol. Leucin -|- 1 Mol. Pikrolons\u00e4ure:\n0,521 g Pikrolons\u00e4ure.\nGefunden : 0,-480 g.\nDie w\u00e4sserige L\u00f6sung enth\u00e4lt 0.0011 g N.\nBer. f\u00fcr 1 Mol. Leucin -f 1 Mol. Pikrolons\u00e4ure : 0,0270 g N.\nLeucinpikrolonat krvstallisiert aus !M>\u00b0 oigem Alkohol in l\u00e4nglichen, schmalen Prismen von gr\u00fcnlichgelber1 Farbe, die nach scharfem Trocknen in hellgelb \u00fcbergeht.\nEs l\u00f6st sich leicht in warmem Alkohol, schwer in kaltem Wasser und ist unl\u00f6slich in \u00c4ther, C.hloroform und Aceton;\nF: (legen 1110\u00b0 beginnende Erweichung, schmilzt gegen 150\" unter Zersetzung und Gasbildung.\n","page":155}],"identifier":"lit19490","issued":"1912","language":"de","pages":"150-155","startpages":"150","title":"Weiterer Beitrag zur Kenntnis von Derivaten von Monoaminos\u00e4uren: Pikrolonate des Glykokolls, des d-Alanins und des dl-Leucins","type":"Journal Article","volume":"78"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:27:32.849051+00:00"}