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{"created":"2022-01-31T14:25:42.245718+00:00","id":"lit19497","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Euler, Hans","role":"author"},{"name":"David Johansson","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 78: 246-265","fulltext":[{"file":"p0246.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die chemische Zusammensetzung und\nBildung der Enzyme.\nIV. Mitteilung.\n\u00dcber die Anpassung einer Hefe an Galaktose. ')\nVon\nHans Euler und David Johansson.\n#\nMit vier Kurvenzeichnungen im Text.\n(Aus <tem biochemischen Laboratorium der Hochschule Stockholm.)\n(Der lledaktion zugegangen am 16. M\u00e4rz 1912.)\nDie hier mitzuteilenden Versuche schlie\u00dfen sich an Arbeiten an, welche der eine von uns vor 2 Jahren mit Beth af Ugglasa) begonnen hat. Die damaligen Versuche betrafen die Bildung von Invertase und Zymase in Bierhefe; sie hatten zun\u00e4chst recht schwankende Resultate geliefert. Dies beruhte zum gro\u00dfen Teil auf der gebr\u00e4uchlichen Methodik, den Enzymgehalt von Hefen durch Untersuchung der Trockenpr\u00e4parate zu ermitteln; diese Methodik liefert, wie bald gefunden wurde,3) nicht immer zuverl\u00e4ssige Resultate. Anderseits hatten wir damals zur Anreicherung an Enzym mit reinen Rohrzucker- und Phosphatl\u00f6sungen gearbeitet, also unter Bedingungen, welche, wie sich zeigte, der Enzymbildung nicht g\u00fcnstig sind.\nDiese Untersuchungen sind seither fortgesetzt worden,4) und es hat sich durch Anwendung zuckerhaltiger N\u00e4hrl\u00f6sung der zeitliche Verlauf der Bildung von Invertase und der G\u00e4rungsenzyme verfolgen lassen.\n*) Z. T. aus Svenska Vet. Akad. Arkiv f\u00f6r Kemi. Bd. 4. Nr. 28\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 70, S. 279, 1911.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 71, S. 14, 1911.\n4> Rep. British Association for the Adv. of Science Porthmouth 1911. Diese Zeitschrift. Bd. 70. S. 388. 1912.","page":246},{"file":"p0247.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die chemische Zusammensetzung und Bildung der Enzyme. IV. 2 t7\nSchon vor langer Zeit sind Beobachtungen gemacht worden, welche darauf hindeuten, da\u00df Mikroorganismen sich an Nahrungsmaterial anpassen k\u00f6nnen, auf welchem zu leben sie nicht gewohnt sind. Seit der Entwickelung der Enzymologie ist dann die Frage studiert worden, ob die Anpassung mit der Neubildung von Enzymen verkn\u00fcpft ist, und welche Einfl\u00fcsse zu einer \u00c4nderung im Enzymgehalt der lebenden Zellen f\u00fchren k\u00f6nnen.\nDie verschiedenen Untersuchungen haben nicht zu \u00fcbereinstimmenden endg\u00fcltigen Ergebnissen gef\u00fchrt: immerhin sind die vorliegenden Angaben wichtig als Ausgangspunkte f\u00fcr weitere Arbeiten, weshalb wir einen kurzen \u00dcberblick \u00fcber die fr\u00fchere Forschung unseren eigenen Versuchen voranstellen. Wir beschr\u00e4nken uns dabei auf die Literatur, welche sich auf die Enzyme der Kohlenhydrate bezieht.\nVorhergehende Arbeiten.\nWortmann1) lenkte die Aufmerksamkeit auf die interessante Tatsache, da\u00df gewisse Bakterien nur dann ein St\u00e4rke l\u00f6sendes Enzym bilden, wenn sie auf St\u00e4rke als Kohlenstoff-quelle angewiesen sind, wenn ihnen also kein anderes Kohlen-stoflmaterial geboten wird. Nicht allein Weins\u00e4ure, sondern auch Eiwei\u00df (verm\u00f6ge seines Kohlenhydratgehalts) hemmt die Diastasebildung.\nBemerkenswert ist ferner sein Ergebnis, da\u00df bei Hefen die Invertasebildung durch Zusatz von Traubenzucker nicht unterdr\u00fcckt werden konnte.\nBald darauf machte B\u00fcsgen (Ber. d. d. Bot. ties., Bd. 3. S. 66: 1885) die Beobachtung, da\u00df Aspergillus Oryzae auch auf st\u00e4rkefreiem, zuckerhaltigem N\u00e4hrsubstrat Diastase bildet.\nNach Fermi und R\u00e9petto (Zentralbl. f. Bakt. (1). Bd. 31. S. 403; 1902) bilden auch viele Bakterien Amylase auch in Abwesenheit von St\u00e4rke.\nAuch Effront2) kam, wie Wort mann, zu dem Ergebnis, da\u00df Rohrzucker keinen Einflu\u00df auf den Invertasegehalt der\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 6. S. 316. 1882.\n*) Die Diastasen und ihre Rolle in der Praxis. \u00dcbers, v. B\u00fcchel ei Leipzig, Dentike 1900. S. 74 u. IT.\nJloppe-Seyler's Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXVIII.\n17","page":247},{"file":"p0248.txt","language":"de","ocr_de":"248\nHans Euler und David Johansson.\nHefe aus\u00fcbt, da\u00df sie vielmehr auch bei Ern\u00e4hrung mit einem direkt assimilierbaren Kohlenhydrat gebildet wird. Als einen Faktor von gr\u00f6\u00dfter Bedeutung erkannte er die Stickstoffnahrung.\nDieselbe Beobachtung hatte kurz vorher Fernbach1 *) gemacht, welcher feststellte, da\u00df z. B. Pepton, gewissen N\u00e4hrl\u00f6sungen zugesetzt, die Invertasebildung stark bef\u00f6rderte.\nBakterien bilden auch auf eiwei\u00dffreien L\u00f6sungen Invertase \u2022 Fermi und Montesano, Zentralbl. f. Bakt. (Il), Bd. 1, S. 482; 1895). Die Bildung von Diastase ist bei verschiedenen Mikroorganismen in sehr ungleichem Grade abh\u00e4ngig von dem Kohlenhydrat der N\u00e4hrl\u00f6sung. (Beijerinck, Arch. Neerl, Bd. 14, s\u2019 28; 1891. \u2014 Katz, Zentralbl. f. Bakt., Bd. 9, S. 157; 1891.)\nAn einem Aspergillus fand Duclaux*) bei Ern\u00e4hrung mit Calciumlactat zu der N\u00e4hrl\u00f6sung Amylase, dagegen keine Invertase, kein Labenzvm und keine Proteinase; bei Gegenwart von Zucker wurde dagegen Invertase abgeschieden, aber kein anderes Enzym. \u00c4hnliche Resultate, aber auch individuelle Verschiedenheiten an P\u00e9nicillium glaucum beobachtet. Da die Angaben der Versuchsanordnung oft nicht gen\u00fcgend vollst\u00e4ndig sind, um sichere Schl\u00fcsse zu gestatten, so mag es gen\u00fcgen, hier auf diese Untersuchung hingewiesen zu haben.\nBei weitem fester stehen die Ergebnisse von E. Chr. Hansen.3) Er kam zu dem Resultat, da\u00df es nicht gelingt, Hefezellen so zu ver\u00e4ndern, da\u00df sie Enzyme bilden, welche sie vorher nicht besitzen.\nEine weitere, wertvolle Untersuchung verdankt man Went,4) welcher die Enzymbildung in Monilia sitophila studierte. Er konnte 8 Enzymgruppen unterscheiden; Maltase wird von der Zelle bei der Ern\u00e4hrung mit gewissen Kohlenhydraten, n\u00e4mlich Raffinose, Dextrin, St\u00e4rke, Glykogen, Cellulose, ferner Trehalose, Galaktose, Xylose und Saccharose gebildet, auch Pepton war wirksam, vermutlich wegen seines Zuckergehaltes.\nl) Annales de Einst. Pasteur, Bd. 3, S. 473 u. 531, und Bd. 4, S f>41 ; 1889 und 1890.\n*1 Trait\u00e9 de Microbiologie, Bd. 2, S. 84, 1899.\ns) Medd. fra Carlsberg-Lab., Bd. 5, S. 1, 1900.\n4! Jahrb. f. wissenschaftl. Bot., Bd. 36, S. 611, 1901.","page":248},{"file":"p0249.txt","language":"de","ocr_de":"i'bci die chemische Zusammensetzung und Bildung der Enzyme. IV. 249\nTrypsin und Lab wurden nur in Gegenwart der entsprechenden Substrate gebildet. Amylase und Invertase traten unabh\u00e4ngig von der Ern\u00e4hrung auf.\nAus Versuchen von Cecil He vis1) ging hervor, da\u00df Bakterien der Coli-Gruppe ihren Enzymgehalt leicht ver\u00e4ndern.\nSehr interessante Beobachtungen \u00fcber das Auftreten von Enzymwirkungen bei der Kultur in gewissen N\u00e4hrl\u00f6sungen hat Burri2) mitgeteilt. Gewisse St\u00e4mme des Bakterium Coli bilden bei der Kultur auf sogenannten Endoplatten zun\u00e4chst wei\u00dfe Kolonien, welche Milchzucker nicht verg\u00e4ren; nach einiger Zeit aber tritt eine rote Form auf, welche nun die F\u00e4higkeit der Milchzuckerverg\u00e4rung besitzt, bei weiterer Z\u00fcchtung bleibt dann diese F\u00e4higkeit erhalten; die Milchzucker verg\u00e4renden St\u00e4bchen bilden nicht wieder eine die Lactas\u00e8wirkung entbehrende Form zur\u00fcck.\nWie Burri sagt, haben wir es hier mit einer typischen Anpassung zu tun, indem die Zellen sich an die Bildung derjenigen Enzyme gew\u00f6hnen, welche zur Verarbeitung eines neuen N\u00e4hrmaterials erforderlich sind.\nNach den Ergebnissen von Duclaux (1. c.) schien es, da\u00df Aspergillus eine besonders weitgehende Anpassungsf\u00e4higkeit in bezug auf Enzymbildung besitze. Zu den fr\u00fcheren Arbeiten, welche im Gegensatz zu Duclaux zeigen, da\u00df auch bei diesem Pilz die Enzymbildung vielfach unabh\u00e4ngig vom N\u00e4hrmedium ist, kommt eine neue von .1. Boselli.* *)\nDie Ausscheidung der Inulase aus Aspergillus niger lindet n\u00e4mlich statt sowohl in L\u00f6sungen von Inulin als von Rohrzucker, Glukose und anderen Kohlenhydraten.\n1899 glaubte Dubourg4) gefunden zu haben, da\u00df solche Hefen, welche keine merkbare F\u00e4higkeit besitzen, Rohrzucker zu invertieren, und sich deswegen in L\u00f6sungen dieses Zuckers nicht entwickeln und denselben verg\u00e4ren k\u00f6nnen, diese F\u00e4hig-\n\u2018) Zentralbl. f. Bakt. (2), Bd. 2\u00ab, S. 161, 1910.\n*) Zentralbl. f. Bakt. (2), Bd. 28, 1911.\n') Ann. Inst. Pasteur, Bd. 25, S. 695, 1911.\n*) Compt. rend., Bd. 128, S. 440, 1899.\n17*","page":249},{"file":"p0250.txt","language":"de","ocr_de":"250\nHans Euler und David Johansson,\nkeiten erlangen, d. h. Invertase bilden, wenn man sie in folgender Weise behandelt.\nDie betreffende Hefenart wird in einer stickstoffreichen N\u00e4hrl\u00f6sung kultiviert, in welcher 5\u00b0/o Traubenzucker undo0,,\u00bb Hohrzucker aufgel\u00f6st werden. Wenn die G\u00e4rung vor\u00fcber ist, wird die Fl\u00fcssigkeit vorsichtig abgegossen und die Hefe wird mit destilliertem Wasser gewaschen. Tr\u00e4gt man nun die so ausgewaschene Hefe in eine N\u00e4hrl\u00f6sung ein, so erweist sich der Hohrzucker innerhalb 24* Stunden invertiert und die G\u00e4rung ist in vollem Gang.\nDubourg teilt weiter mit, da\u00df er \u00e4hnliche Versuche mit gleichem Ergebnis mit Galaktose angestellt hat.\nDiese Arbeit, welche Duel aux im n\u00e4chsten Jahr in seinem Trait\u00e9 de Microbiologie (3) 1900 ausf\u00fchrlich referierte, erfuhr alsbald eine kritische Nachpr\u00fcfung durch A. Kl\u00f6cker. Seinen olfenbar sehr exakten Versuchen schickt Kl\u00f6cker die Bemerkung voraus, da\u00df aus Dubourgs Ver\u00f6ffentlichung nicht hervorgeht, mit welchen Heferassen dieser gearbeitet hat und besonders, da\u00df der Nachweis fehlt, da\u00df die von Dubourg untersuchten Hefen wirklich zu Beginn der Versuchsreihen diejenigen Enzyme, deren sp\u00e4teres Auftreten beobachtet wurde, nicht enthalten haben.\nKl\u00f6cker stellt seine Kontrollversuche mit folgenden vier Hefearten an: Sacharomyces Apiculatus, S. Marxianus, S. Ludwigii und mit einer neuen Art, welche er selbst im Verdauungskanal von Honigbienen gefunden hatte.\nDie Versuche wurden in folgender Weise ausgef\u00fchrt. Eine junge, kr\u00e4ftige Vegetation S. Apiculatus, welche im Verlauf von drei Tagen bei 25\u00b0 in einer L\u00f6sung von Glukose und Rohrzucker in Hefewasser herangez\u00fcchtet war, wurde in Hefewasser ausges\u00e4t, welches 5\u00b0/o Glukose und 5\u00b0/o Rohrzucker enthielt. Nach f\u00fcnf Tagen wurde die Fl\u00fcssigkeit abgegossen, die Hefe mit sterilem Wasser bei 3\u00b0 gewaschen. Mit der so ausgewaschenen Hefe wurde teils ein Kolben infiziert, welcher Hefewasser mit 10\u00b0/o Saccharose, und ein anderer, welcher Hefewasser mit 5a/o Glukose und 50/o Rohrzucker ent-\nl) Modd. fra Carlsberg Lab., Bd. 5, S, 55, 1900. Vgl. auch die neuere Untersuchung Kl\u00f6ckers, ebenda. Bd. 10, S. 90, 1911.","page":250},{"file":"p0251.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die chemische Zusammensetzung und Bildung der Enzyme.* IV. 2ol\nhielt. Versuchstemperatur 25\u00b0. Die Kulturen wurden t\u00e4glich mit Hilfe von Fehlings L\u00f6sung in bezug auf ihr Reduktions-verm\u00f6gen gepr\u00fcft. Noch nach dem neunten Tag zeigte die L\u00f6sung, welche nur Saccharose enthielt, keine Spur von Deduktion und es hatte also keine Inversion stattgefunden.\nNachdem die Hefe zum zweitenmal mit 5\u00b0/o Glukose und ij\u00b0 o Rohrzucker w\u00e4hrend 6 Tagen bei 25\u00b0 behandelt worden war, wurde die L\u00f6sung abgegossen und die Hefe ohne Auswaschen in Hefewasser, welches 10\u00b0 ,o Rohrzucker enthielt eingetragen. Auch letzt zeigte sich keine F\u00e4higkeit, die Saccharose zu invertieren.\nEntsprechende Resultate wurden mit den anderen Hefearten enthalten und Kl Ocker fast dieselben folgendermallen zusammen :\n-Dubourgs Angabe, da\u00df Hefe, welche ein Enzym nicht enth\u00e4lt, zur Hervorbringung dieses Enzymes durch Gew\u00f6hnung an das entsprechende Substrat veranla\u00dft werden kann, ist unrichtig. Folglich ist auch der von Duel aux daraus gezogene Schlu\u00df, da\u00df das Verhalten der Hefen zu Zuckerarten nicht zur Charakterisierung der Arten benutzt werden kann, nicht richtig.\u00bb\nGleichzeitig mit Du bourg hat Dienert1) \u00e4hnliche Versuche zur Gew\u00f6hnung der Hefen an Zuckerarten angestellt und hatte besonders die Galaktose in den Bereich seiner Studien gezogen. Er kam zu dem Ergebnis, da\u00df die Resultate, welche Dubourg in bezug auf die Saccharide erhalten hatte, auch in bezug auf Galaktose gelten.\nNach den negativen Ergebnissen Kl\u00f6ckers und seiner Kritik der Versuche von Dubourg schienen auch diejenigen von Dienert wenig Vertrauen zu verdienen. Indessen ist seitdem die Tatsache, da\u00df sich zahlreiche Bierhefen an die Verg\u00e4rung von Galaktose gew\u00f6hnen, mehrfach best\u00e4tigt worden.\nSchon fr\u00fcher halten Fischer und Thierfeld er-) gefunden, da\u00df zahlreiche Hefearten die Galaktose zu'verg\u00e4ren imstande sind. Dies wurde in bezug auf Ober- und Fnter-\nhefen von Ban*) und sp\u00e4ter von mehreren anderen Forschern\n_ ' >\n*) Ann. Inst. Pasteur. Bd. 14, S. 130. 1000,\ns\u00bb Ber. d. Deutsch, ehern. Ges.. Bd. 27. S. 2031. 1804.\n\u2022\u25a0\u2019) Zeitschr. f. Spiritus-Industrie. 18%.","page":251},{"file":"p0252.txt","language":"de","ocr_de":"2*)2\tHans Euler und David Johansson.\nbest\u00e4tigt. Anderseits existieren nach Voit, Cremer und Ban Hefen, welche Galaktose nicht verg\u00e4ren. Zu dem gleichen Ergebnis kam k\u00fcrzlich auf Grund ausf\u00fchrlicher Versuche E. F. Armstrong. *)\nDienert scheint seine Galaktose ziemlich vollst\u00e4ndig gereinigt zu haben; er behandelte sie zuerst nach Bourquelot mit Alkohol und entfernte hierauf die noch anwesende Glukose durch Saccharomyces Ludwigii.\nDie Anpassungsversuche f\u00fchrte Dienert in folgender Weise aus:\nEr f\u00fcllte eine Anzahl R\u00f6hren mit Hefe, welche teils an Glukose teils an Galaktose gew\u00f6hnt worden war. In jedes derselben wurden 5 ccm einer 6\u00b0/oigen Galaktosel\u00f6sung gegeben. Man stellte dieselben in einen Thermostaten von 25\u00b0 und notierte den Augenblick, in welchem sich eine Gasblase per Sekunde zu entwickeln begann. Dieser Augenblick wurde als Anfang der G\u00e4rung notiert. Alle R\u00f6hren, welche an Galaktose gew\u00f6hnte Hefe enthielten, goren im Verlaufe von zwei Stunden. Diejenigen, die an Glukose gew\u00f6hnte Hefe enthielten, zeigten w\u00e4hrend 24 Stunden und oft noch l\u00e4nger nicht die mindeste G\u00e4rung. Es zeigte sich also eine gro\u00dfe Differenz bez\u00fcglich des Beginns der G\u00e4rung durch die einerseits an Glukose, anderseits an Galaktose gew\u00f6hnte Hefe. Auffallend ist die Angabe, mit welcher Dienert seinen Bericht fortsetzt:\n\u00ab Une fois la fermentation du galactose commenc\u00e9e par ces derni\u00e8res, elle marche aussi vite qu\u2019avec les levures habitu\u00e9es au galactose. Il faut donc penser quun travail int\u00e9rieur a d\u00fb se faire pendant la p\u00e9riode d\u2019inactivit\u00e9 de la levure.\u00bb\nDieses Ergebnis ist mit unserer eigenen Erfahrung nicht vereinbar. Wir m\u00fcssen weiter Dienert w\u00f6rtlich zitieren:\n\u00abNous laissons de c\u00f4t\u00e9 pour le moment les levures de lactose. C\u2019est que celles-ci, habitu\u00e9es au glucose, manifestent une certaine habitude au galactose. Ainsi, au bout de 2 heures, chez certaines de ces levures habitu\u00e9es au glucose, on obtient un commencement de fermentation du galactose, mais il faut ajouter qu\u2019habitu\u00e9es au galactose ou au lactose ces levures\n*) Broc. Roy. Soc. (B.), Bd. 76, S. 600, tOO\u00e2.","page":252},{"file":"p0253.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die chemische Zusammensetzung und Bildung der Enzyme. IV. -;>3\nmanifestent une activit\u00e9 vis-\u00e0-vis du galactose presqne inconnue chez les autres. Voici en effet quelques nombres.\nLevure lactose Oirigine La fermentation commence apr\u00e8s\nDuel aux Saccharose\t21 heures\nGalactose\t1 heure\u00bb\nKay se r Saccharose\t2 heures\nGalactose\t1 heure\nLactose\t30 minutes. *\n\u00dcber das Verh\u00e4ltnis der Verg\u00e4rung der Glukose und der Galaktose macht Dienert folgende Angaben : L\u00e4\u00dft man eine an Galaktose gew\u00f6hnte Hefe auf eine Glukosel\u00f6sung einwirken, so zeigt sich ein bestimmtes Verh\u00e4ltnis zwischen den in 24 Stunden vergorenen Zuckermengen. Dieses Verh\u00e4ltnis K erwies sich bei drei verschiedenen Hefen ann\u00e4hernd konstant.\nHefe\tGewicht der Hefe in mg\tR\nHefe Bass\t108\t1,6\nHefe der Brennerei Alfort\t91\t1,65\nWeinhefe Nr. 6\t85\t1,5\nUm die Dauer der Anpassung zu bestimmen, wurden Versuche angestellt, welche Dienert durch folgende Tabelle wiedergibt. ln denselben bezeichnet 1 und 3 Hefen, welche an Glukose. 2 und 4 Hefen, welche an Galaktose gew\u00f6hnt worden waren. R\u00f6hre 1\tR\u00f6hre 2\tR\u00f6hre 3\tR\u00f6hre 4\nMan f\u00fcgt 4 ccm Glukose-\tMan f\u00fcgt 4 ccm\u00bb Galaktosel\u00f6sung zu\tl\u00f6sung zu\nDie G\u00e4rung beginnt nach\n2 Stunden 2 Stunden\t48 Stunden 2 Stunden.\nJede Gasentwicklung h\u00f6rt auf nach 5 Tagen 5 Tagen\t10 Tagen 5 Tagen.\nMan f\u00fcgt am Ende der Gasentwicklung ,zu Galaktose Galaktose\tGalaktose Glukose.\nDie G\u00e4rung beginnt nach\n5 Tagen 12 Stunden\n1 Stunde\n1 Stunde.","page":253},{"file":"p0254.txt","language":"de","ocr_de":"Hans Euler und David Johansson,\n-Man setzt nun zur Rohre 4 Galaklose, dann beginnt die G\u00e4rung nach Verlauf von 12 Stunden. Diese beiden Beispiele zeigen also, da\u00df, wenn eine an Galaktose gew\u00f6hnte Hefe Glukose verg\u00e4rt, sie einen Teil ihrer Anpassung verliert.\u00bb\nWir k\u00f6nnen dieses Ergebnis nicht best\u00e4tigen.\n\u00abEn r\u00e9sum\u00e9, nous venons de voir et de d\u00e9montrer qu'une levure donl le d\u00e9velopement s'\u00e9tait effectu\u00e9 en l'absence de galactose \u00e9prouve pendant un certain temps une sorte de r\u00e9pulsion pur ce sucre avant de l'attaquer. Nous d\u00e9signerons ce temps sous le nom de p\u00e9riode d'accoutumance.-\nJe konzentrierter die Zuckerl\u00f6sung ist, an welche sich die Hefe zu gew\u00f6hnen hat, desto k\u00fcrzer ist nach Dienert die Dauer der Anpassung. \u00bb Certaines levures de lactose qui semblaient faire un groupe \u00e0 part, \u00e0 cause de leur courte dur\u00e9e d'accoutumance, rentrent dans la cat\u00e9gorie des autres levures quand on diminue la concentration de sucre du milieu de culture. \u00bb\nDienert macht die Angabe, da\u00df die Hefe eine gewisse Menge Galaktose absorbiert. Er schlie\u00dft dies daraus, da\u00df eine Quantit\u00e4t dieses Zuckers bei der G\u00e4rung verschwindet, ohne daft die entsprechende Menge Kohlens\u00e4ure auftritt, Diese Erscheinung schien dem genannten Autor f\u00fcr Galaktose charakteristisch zu sein. Auch dies ist nach unserer eigenen Erfahrung nicht der Fall ; auch bei der Verg\u00e4rung von Glukose und Maltose tritt eine je nach Temperatur, Zucker- und Hefemenge variierende Dilferenz zwischen verschwundenem Zucker und entwickelter Kohlens\u00e4ure auf.\nNicht ohne weiteres verst\u00e4ndliche Ergebnisse teilt Dienert \u00fcber den Einflu\u00df von Toluol auf die Anpassung mit. \u00ab Das Toluol wirkt auf die Anpassung und auf die alkoholische G\u00e4rung ein, und zwar mit der gleichen Energie, welches auch die Natur des zerlegten Zuckers sei. \u00ab Cette action du tolu\u00e8ne est due \u00e0 l'influence de ce corps augment\u00e9 de celle de l\u2019alcool.\nDie theoretischen Betrachtungen, welche Dienert seinen Experimenten zuf\u00fcgt, m\u00fcssen im Original nachgesehen werden. Man mu\u00df sagen, da\u00df dieselben ebenso wie die Darstellung der Versuche viele Unklarheiten enth\u00e4lt. Es ist infolgedessen schwierig, einigerma\u00dfen sichere Schl\u00fcsse aus Dienerts Arbeit zu ziehen.","page":254},{"file":"p0255.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die chemische Zusammensetzung und \u00dfildung der Knzyme. IV. 255\nSehr viel zuverl\u00e4ssiger als die Angaben von Dienert sind diejenigen von Slator,1 * *) welcher ebenfalls fand, da\u00df Hefen an die Verg\u00e4rung von Galaktosen gew\u00f6hnt werden k\u00f6nnen.\nSchlie\u00dflich ist noch eine interessante Mitteilung von Harden und Norris*) zu erw\u00e4hnen: sie akklimatisierten Saccharomyces Carlsberg I an Galaktose und fanden, da\u00df der aus akklimatisierter Hefe gewonnene Pre\u00dfsaft ebenfalls die F\u00e4higkeit besitzt, die Galaktose zu verg\u00e4ren. Die Verg\u00e4rung dieser Zuckerart verl\u00e4uft dann normal, Phosphate und Arseniate beeinllussen die Galaktoseg\u00e4rung in der gleichen Weise wie diejenige der Maltose und Glukose.\nLindner hat neuerdings (Wochenschr. f. Brauerei 1911, Nr. 6) mit seiner Kleing\u00e4rungsmethode bemerkenswerte Beobachtungen \u00fcber die Verg\u00e4rbarkeit der Galaktose und anderer Kohlenhydrate mitgeteilt, auf welche wir bald zur\u00fcckkommen werden.\nIm Anschlu\u00df an den Bericht \u00fcber die Anpassungserscheinungen, welche an Mikroorganismen beobachtet, worden sind, sollen auch kurz die Versuche erw\u00e4hnt werden, welche die sogenannte Regeneration der Hefen betreffen. Auch hier handelt es sich, wie schon Delbr\u00fcck, Buchner, Lange u. a. hervorgehoben haben, um eine Vermehrung des Enzymgehaltes der Hefe. Die Regeneration geschieht nach dem Verfahren von M. Havduck*) durch Lagern der Hefe in einer stickstoffarmen L\u00f6sung, welche etwa 8\u00b0/o Rohrzucker, etwa 0,1 g Dikalium-phosphat und 0,25 \u00b0/o Magnesiumphosphat und Hopfenauszug enthielt. Aus der so behandelten Hefe wird ein Pre\u00dfsaft gewonnen, dessen G\u00e4rkraft in einem Fall um 85\u00b0/o, in dem anderen Falle um 44\u00b0/o erh\u00f6ht war. Diese Anreicherungsversuche wurden dann von Buchner und Spitta4) aufgenommen; dieselben regenerierten nach obiger Methode 4 und 8 Stunden lang, trugen die Hefe unmittelbar darauf in Aceton ein und verarbeiteten sie auf Dauerhefe. Das erstrebte Ziel wurde nicht erreicht, im Gegenteil zeigten die erhaltenen Pr\u00e4parate eine um ]u verminderte\n\u2018) Journ. Chem. Soc., \u00dfd. 98. S. 217, 190K.\n*) Proc. Roy. Soc.. \u00dfd. 82, S. 645, 1910.\n:i) Wochenschr. f. \u00dfrauerei, 1884, Nr. 16, 26, 46.\n4) Ber. d. Deutsch, chem. Ges., \u00dfd. 35. S. 1703, 1902.","page":255},{"file":"p0256.txt","language":"de","ocr_de":"*256\nHans Euler und David Johansson.\nG\u00e4rkraft gegen\u00fcber der Dauerhefe, die zur Kontrolle aus der nicht behandelten Hefe hergestellt worden war. \u00abAls aber unter Benutzung der Angaben von M. Delbr\u00fcck, Lange, K\u00f6nig und Haymann1) die regenerierte Hefe in abgepre\u00dftem Zustande einige Stunden bei niedriger Temperatur gelagert, und dann erst auf Dauerpr\u00e4parat gearbeitet wurde, war in dem einen Fall eine Steigerung der G\u00e4rwirkung gegen\u00fcber dem Dauerpr\u00e4parat aus der nicht regenerierten Hefe um 21 \u00b0/o eingetreten, im anderen Falle wenigstens der G\u00e4rwirkung des Kontroll-pr\u00e4parates wieder erreicht worden.\u00bb\nSehr eingehende Versuche \u00fcber die Regeneration sind 1907 von H. Lange2) mitgeteilt worden, welche einen wesentlichen Abschnitt der von Delbr\u00fcck veranla\u00dften Untersuchung \u00fcber den physiologischen Zustand der Hefe bilden. Lange behandelt seine Hefe mit einer L\u00f6sung von Asparagin und Kaliumphosphat, mit und ohne Zusatz von Zucker, und findet Anreicherung an Zymase zwischen 30 und 100\u00b0/o. Wie auch Buchner und Klatte3) in einer Besprechung von Langes Untersuchungen hervorheben, traten abnorme Steigerungen der G\u00e4rwirkung auf das 7\u20148 fache nur dann auf, wenn der Zymasevorrat im Ausgangsmaterial ein sehr geringf\u00fcgiger war. Mit diesen Resultaten stehen auch die Versuche von Buchner und Klatte im Einklang, und es mu\u00df somit als feststehend betrachtet werden, da\u00df man durch das Regenerieren der Hefe ihren Zy-masengehalt nicht \u00fcberdas sonst bekannteMa\u00df hinaus steigern, sondern nur den verloren gegangenen auf die gew\u00f6hnliche H\u00f6he zur\u00fcckbringen kann.\nDieses Resultat ist an gewissen Bierhefen gewonnen; man wird es nicht ohne weiteres auf andere Hefen ausdehnen d\u00fcrfen; denn in solchen Zeiten, wie die zur Regeneration angewandten (4\u201410 Stunden), tritt in anderen F\u00e4llen, z. B. bei unseren Versuchen an Galaktose, unzweifelhaft eine Enzymvermehrung \u00fcber das urspr\u00fcngliche Ma\u00df hinaus ein.\n*) Jaiirb. d. Versuchs- und Lehranst. f. Brauerei, Bd. 4, S. 158. *298, 1901.\ns) Wochenschr. f. Brauerei, Bd. 24. S. 417, 1907.\ns) Biocliem. Zeitschr., Bd. 9, S. 415, 1908.","page":256},{"file":"p0257.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die chemische Zusammensetzung und Bildung der Enzyme. IV. 257\nDie bis jetzt vorliegenden Literaturangaben zusammenfassend, wird man sagen k\u00f6nnen, da\u00df die Gew\u00f6hnung von Mikroorganismen an ungewohnte Nahrung und eine damit zusammenh\u00e4ngende Ver\u00e4nderung des Enzvm-gehaltes festgestellt ist.!)\nAnderseits ist dieses qualitative Ergebnis das einzige, welches wir bis jetzt besitzen. Unter welchen Umst\u00e4nden, bis zu welchen Grenzen Mikroorganismen dieser Anpassung f\u00e4hig sind, vor allem ob F\u00e4lle Vorkommen, in welchen Enzyme, welche noch gar nicht vorhanden waren, in einer lebenden Zelle k\u00fcnstlich erzeugt werden k\u00f6nnen, mit welchen Eigenschaften die Anpassungsf\u00e4higkeit der Zellen verkn\u00fcpft ist, \u00fcber alle diese\nFragen ist bis jetzt so gut wie nichts bekannt.\n\u00ab\nBildungsgeschwindigkeit der Galaktase.\nZu den folgenden Versuchen wurde die Hefe H der hiesigen St. Eriks-Brauerei angewandt, und zwar teils Hefe, welche direkt dem Reinzuchtapparat entnommen war, teils frische Betriebshefe. Die Hefe wurde gewaschen und zur Ermittlung der urspr\u00fcnglichen G\u00e4rkraft sofort untersucht, und zwar sowohl in bezug auf die Verg\u00e4rung der Glukose wie auf diejenige der Galaktose.\nZur Anpassung wurde die Hefe in folgender Weise behandelt :\nEtwa 2 g der abgepre\u00dften Hefe wurden in 200 ccm sterilisierter Lindner scher N\u00e4hrl\u00f6sung eingetragen, welche folgende Zusammensetzung hatte:\n0,25 g Magnesiumsulfat\n5.0\t\u00bb Orthomonokaliumphosphat\n4.0\t* Asparagin\n20,0\t\u00bb Zucker.\nIn dieser L\u00f6sung wurde die Hefe bei Zimmertemperatur unter zeitweiligem Umsch\u00fctteln sich selbst \u00fcberlassen. Nach einer gewissen Zeit wurde die N\u00e4hrl\u00f6sung von der Hefe abdekantiert, diese selbst gewaschen und auf Ton getrocknet. Der zur\u00fcckbleibende Wassergehalt wurde jedesmal durch Trocknen der Hefe bei 90\u00b0 ermittelt.\n*) Vgl. auch H. Pringsheiin. Variabilit\u00e4t niederer Organismen, Berlin 1910.","page":257},{"file":"p0258.txt","language":"de","ocr_de":"258\nHans Euler und David Johansson.\nDie so vorbehandelte Hefe wurde zur Bestimmung der G\u00e4rkraft verwendet.\nDie G\u00e4rung wurde volumetrisch verfolgt. In 25 ccm 5\u00b0/\u00abiger Galaktosel\u00f6sung befanden sich 0,5 g vorbehandelte Hefe in kleinen Erlenmever-K\u00f6lbchen, welche durch Kapillarr\u00f6hren mit Glasb\u00fcretten verbunden waren. Die Entwicklung der Kohlens\u00e4ure geschah unter Unterdr\u00fcck von etwa 100 mm Quecksilber, vor den Ablesungen wurde gesch\u00fcttelt, so da\u00df eine \u00dcbers\u00e4ttigung an Kohlens\u00e4ure sicher vermieden war. Die Temperatur der ( i\u00e4rung betrug 30\u00ae, sie ist f\u00fcr jede einzelne Versuchsreihe angegeben. Die vorbehandelte Hefe wurde auf Ton bis auf einen Feuchtigkeitsgehalt von 70\u201475\u00b0/o getrocknet. Die Angaben der Tabellen sind auf einen Feuchtigkeitsgehalt von 72\u00b0/o 28\u00b0|o Trockengehalt reduziert.\nln den folgenden Tabellen sind die Ergebnisse von i Versuchsreihen mitgeteilt. Die erste derselben ist als Vorversuch zu betrachten; bei derselben kam \u00abgereinigteGalaktose\u00bb, ohne weitere Beinigung zur Anwendung. Die Serie II und III ist mit dem reinsten Kahl b\u00e4um sehen Pr\u00e4parat, \u00abGalaktose Kahl-baum\u00bb, ausgef\u00fchrt, bei der Serie IV wurde die gereinigte Galaktose mit frischer Hefe versetzt (10 g Hefe auf 500 ccm L\u00f6sung), um die Verunreinigung durch Glukose zu entfernen. Es hat sich gezeigt, da\u00df in diesem Falle die G\u00e4rung der nicht vorbehandelten Hefe am geringsten war; sie betrug wenig mehr, als der Selbstg\u00e4rung der Hefe entspricht. Jedenfalls geht aus den Zahlen der zweiten Spalte der folgenden Tabelle hervor, da\u00df die F\u00e4higkeit unserer Hefe, Galaktose zu verg\u00e4ren, vor der Anpassung sehr gering ist.\nGalaktose. Versuch la. G\u00e4rungstemp. 30\u00b0.\nMinuten\tFrische Hefe\tVorbehandel 1\t\t\t\n\t\t39 Std.\t62 Std.\t86 Std.\t112 Std.\nf\u00eet)\t1,5\t10\t12.8\t13\t10,5\n120\t8\t20.5\t25\t26 -\t23\nISO\t1\u00bb\t30,5\t38.5\t40,5\t37\n210\t10\t40\t54\t55\t53\n300\t10.5\t49\t.67\t70\t66\nwo\t11.2\t59\t80\t85\t80","page":258},{"file":"p0259.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die chemische Zusammensetzung und Bildung der Enzyme. IV. 259\nGlukose. Versuch Ib. G\u00e4rungstemp. 30*.\nMinuten\tFrische Hefe\t89 Std.\tYorbehandelt 62 Std.\t86 Std\n60\t21\t20\t20\t18.5\n120\t54\t45\t4t\t39.5\n180\t76\t64\t63\t58\n240\t10t\t84\t85\t79\n300\t120\t104\t108\t90\n360\t152\t122\t124\t118\nGalaktose. Versuch II. Temp. 30,4\u00b0.\nMinuten\tFrische Hefe\tVorbehandelt\t\t\n\t\t16 Std.\t24 Std.\t45 Std\n60\t4,2\t6\t\u00ab\t12\n120\t5.5\t10.5\t16\t26\n180\t6.1\t14\t21\t30\n240\t6.3\t17.5\t27\t: 53\n300\t6.5\t21\t34\t65,5\n360\t\u2014\t24\t39,5\t88,5\nGalaktose. Versuch Ilia. Temp. 30,6\u00b0.\nMinuten\tFrische Hefe\tVorbehandelt i\t\t\t\t\n\t\t4 Std.\t10,5 Std.\t22 Std.\t37,5 Std!\t92 Std.\n60 ;\t3,9\t5,0\t6,0\tt'l\t9.5\t11\n120\t5,4\t7,3\t9.6\t14\t18\t24\n180\t6,0\t8.7\t12,3\t21\t26\t43\n240\t6.3\t\u2014\t15.2\t32\t37\t63\n300\t6,8\t\u2014\t\u2014\t44\t46\t78","page":259},{"file":"p0260.txt","language":"de","ocr_de":"260\nHans Kuler und David Johansson,\nGlukose. Versuch IIIb. Temp. 30,6\u00b0.\nMinuten\tFrische Hefe\tVorbehandelt\t\t\t\n\t\t10,5 Sld.\t22 Std.\t37.5 Std. j\t92 Std.\n60\t24\t24.5\t22\t23\t21\n120\t56\t52,5\t48\t52\t46\n\"180\t84\t79\t77\t80\t71\n240\t108,5\t105\t102\t104\t93\n300\t136.5\t\u2014\t127\t132\t118,5\nGalaktose. Versuch IV. Temp. 30.8\u00b0.\nMinuten\tFrische liefe\t\u2019Vorbehandelt\t\t\t\t\n\t\t4 Std.\tj\t21 Std. ;\t39 Std.\t93 Std.\n60 ;\t1,8\t2.5\t\t7,1\t,\t8.5\t9\n120\t2.7\t3,9\t\t14,5\t17,5\t22\n180\t3.0\t5,0\t\t26,5\t29\t38\n240\t3,2\t6,2\t\t41,5\t44.5\t58\n300\t3.4\t7,5\t1\t53\t56\t69\nGalaktose. Temp. 30\u00b0. Temperatur d. Vorbehandlung: 10\u201411\u00b0.\nMinuten\nFrische\nliefe\nVorbehandelt\n4 Std. j 18 Std, I 26 Std. ! 45 Std. j 92 Std.\n143 Std.\n60\n120\n180\n240\n300\n3.0 3.7 4.4 4.H\n5.1\n3.3 4.5 5.0\n5.4\n3.8\n4.8\n5,6\ne,7\n8.3\n4.5\n6.5 8.9\n11,8\n\u2014\t41,5\t\u2014\n6.5\t9,7\n12.5\t| 19\n19.5\t' 32\n30.5\t| 45.4\n10,1\n21,5\n35\n49\nGlukose. Temp. 30\u00b0. Temperatur d. Vorbehandlung: 10\u201411\u00b0.\nMinuten\tFrische Hefe\t\tVorbehandelt\t\t\t\n\t\t18 Std.\t26 Std.\t45 Std.\t92 Std.\t143 Std.\n60\t23.5\t24\t25\t22,5\t22\t22\n120\t54\t53\t52\t53\t45\t49\n180\t79\t76\t78\t77\t67\t74\n240\t104\t102\t103\t102\t92\t98\n3(H)\t131\t128\t\t126\t\t\u2014","page":260},{"file":"p0261.txt","language":"de","ocr_de":"i\u2019ber die chemische Zusammensolzung und Bildung der Enzyme. IV. 2B1\nDie folgenden Figuren 1 und 2 geben eine \u00dcbersicht \u00fcber die beiden besten Versuchsreihen II und IV.\nDer Bestimmung der Vorbehandlungszeiten haftet insofern eine gewisse Unsicherheit an, als man annehmen k\u00f6nnte, da\u00df w\u00e4hrend der Ausf\u00fchrung der G\u00e4rungsversuche zur Bestimmung des Galaktasegehaltes1) eine Anpassung stattfindet. Es wurde deshalb untersucht, wie gro\u00df der Einflu\u00df einer Vorbehandlung mit reiner Galaktosel\u00f6sung, also in Abwesenheit der \u00fcbrigen Bestandteile der N\u00e4hrl\u00f6sung, ist. Um diesen Anpassungsversuch mit den G\u00e4rungsversuchen ganz vergleichbar zu machen, kam eine 5\u00b0/oige Galaktosel\u00f6sung zur Anwendung.\n0\t2\u00bb)\t40 GO 80 ccmCOjj 0\t20 40 GO 80 ccm CO,\nDie Ziffern 0, IG, 24 und 45 bedeuten\tDie Ziffern 0, 4, 21, 39 nnd 03 bedeuten\ndie Zeit der Vorbehandlung in Stunden. die Zeit der Vorbehandlung in Stunden. Fig. 1.\tFig. 2.\nDie Tabellen A und B des Versuches V zeigen, da\u00df die Anpassung ganz bedeutend langsamer geschieht, wenn die Zuckerl\u00f6sung Stickstoff- und salzfrei ist ; die Anpassung erfolgt dann so langsam, da\u00df die G\u00e4rungszeit gegen\u00fcber der Vorbehandlungszeit nicht in Betracht kommt.\n\u2018) Wodurch die F\u00e4higkeit der Hefe, Galaktoso zu verg\u00e4ren, bedingt wird, ob ein besonderes Enzym, welches die Galaktose in eine andere Hexose verwandelt, dazu erforderlich ist, steht bis jetzt noch nicht fest. Wir oezeichnen also hier einstweilen der K\u00fcrze wegen als Galaktase denjenigen enzymatischen Bestandteil der Hefe, welcher die Verg\u00e4rung der Galaktose erm\u00f6glicht.","page":261},{"file":"p0262.txt","language":"de","ocr_de":"262\nHans Euler und David Johansson,\nVersuch V. A.\nMinuten\tFrische Hefe\tVorbehandelt 4 Stunden\t\n\t\t2\u00b0/\u00bb Galaktose mit N\u00e4hrl\u00f6sung\t5\u00b0/o Galaktose ohne N\u00e4hrl\u00f6sung\n60\t1.8\t2.5\t2,4\n120\t2.7\tS.!t\t1\t3,5\n180\t3,0\t5,0\t4.0\nli.\nMinuten\tFrische Hefe\tVorbehandelt 45 Stunden\t\n\t\tGalaktose mit N\u00e4hrl\u00f6sung\t5\u00b0/o Galaktose ohne N\u00e4hrl\u00f6sung\n\u00ab0\t4.2\t12\t5.9\n120\t5.5\t2\u00ab\t10.1\n180\ttu\t30\t13,1\n240\t8.3\t53\t14,8\n300\t'8.5\t65.5\t18\nDieses Ergebnis scheint uns an und f\u00fcr sich bemerkenswert. Es deutet darauf hin, da\u00df die Anpassung wenigstens der Hauptsache nach an die Neubildung von stickstoffhaltiger Substanz gekn\u00fcpft ist. Es ist hiernach wahrscheinlich, und damit stehen auch alle anderen Versuchsergebnisse im Einklang, da\u00df \u00c4nderungen des Enzymgehaltes wie die hier gefundenen unter Neubildung von Zellen also im Verlauf mehrerer Generationen eintreten.\nDie Versuche VI und VII wurden angestellt, um zu ermitteln, ob die Anpassung der Hefe an Galaktose bei darauffolgender Kultur in Glukosel\u00f6sungen konstant bleibt, bezw. in welcher Zeit diese Anpassung wieder verschwindet.\nIn Versuch VI wurde die Hefe wie gew\u00f6hnlich mit 2\u00b0/o Galaktose enthaltender N\u00e4hrl\u00f6sung und zwar 94 Stunden vorbehandelt; in dieser Zeit war also sicher das Maximum des Galaktasegehaltes erreicht. Die hierauf der Galaktosel\u00f6sung entnommene Hefe wurde gewaschen und in eine 2\u00b0/o Glukose enthaltende N\u00e4hrl\u00f6sung eingetragen, in welcher sie 4 Stunden verblieb.","page":262},{"file":"p0263.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die chemische Zusammensetzung und Bildung der Enzyme. IV. 263\nVersuch VI.\nZeit\tMit Galaktose 92 Std. vorbehandelte Hefe\t\tMit Galaktose 94 Std. und hierauf mit Glukose 4 Std. vorbehandelte Hefe.\n\tG\u00e4rung in\t\tG\u00e4rung in\n\tGalaktose a i\tGlukose b\tGalaktose a\tGlukose h\nMin.\tccm CO*\tccm CO*\tccm CO*\tccm CO*\n60\t11\t21\t12\t22.5\n120\t24\t46\t22\ti\t38\n180\t43\t71\t36\tj \u2018 56\n240\t63\t93\t51\t|\t70\n300\t78\t118.5\t65\t,\t06\n\tb _ a\t1,50\t- - 1.48 a\nVersuch VII.\nZeit\tMit Galaktose 92 Std. vorbehandelte Hefe\t\tMit Galaktose 92 Std. und hierauf mit Glukose 71 Std. vorbehandelte Hefe\t\nMin.\tG\u00e4rung in Galaktose a 1 Glukose b ccm CO* 1 ccm CO*\t\tG\u00e4rung in Galaktose a\tGlukose b ccm CO*\tccm CO*\t\n60\t11\t21,5\t6,3\t18\n120\t24\t46\t12.5\t34\n180\t43\t71\t21\t51\n240\t63\t93\t31\t68\n300\t78 b _ a ~\t118.5 1,50\t40 b_ a ~\t85 2.12\nIn Versuch VII dauerte die Vorbehandlung mit Galaktose ebenfalls 92 Stunden, die hierauf folgende Glukosebehandlung 71 Stunden.\nDie Versuche zeigen, da\u00df die Anpassung auch nach l\u00e4ngerer Kultur in der urspr\u00fcnglichen N\u00e4hrl\u00f6sung in recht hohem Grade erhalten bleibt.\nHoppe-Seyler's Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXVIII.\n1K","page":263},{"file":"p0264.txt","language":"de","ocr_de":"Hans Euler und David Johan\n2*4\nsson,\nDie Geschwindigkeit, mit welcher lebende Hefe Kohlens\u00e4ure aus Zucker entwickelt, l\u00e4\u00dft sich bekanntlich nicht durch eine Konstante erster Ordnung ausdriicken. Will man also die Verg\u00e4rungskraft verschiedener Hefen vergleichen, so wird man entweder die Zeiten vergleichen, in welchen eine gewisse Anzahl Kubikzentimeter C02 entwickelt wurde, oder die in der Zeiteinheit entwickelte Anzahl Kubikzentimeter C02. Will man den Einflu\u00df von Nebenwirkungen, welche mit fortschreitender Reaktionsdauer zunehmen, m\u00f6glichst eliminieren, so wird man, besonders in unserem Fall, letzteres vorziehen ; bleibt die Anzahl entwickelter Kubikzentimeter C02 klein gegen diejenige, welche \u00fcberhaupt entwickelt werden kann, so wird man die so gemessene Geschwindigkeit mit der katalysierenden Kraft der Hefe und also, bei gegebener Hefemenge, mit der Menge des darin enthaltenen entsprechenden Enzyms proportional setzen d\u00fcrfen.\nDie folgenden Kurven geben also indirekt die Abh\u00e4ngigkeit des Galaktosegehaltes der Hefe von der Dauer der Vorbehandlung an.\nnicht mehr \u00fcberschritten wird.\nWie aus den Kurven der Figuren 3 und 4 hervorgeht, ist die Geschwindigkeit, mit welcher eine Hefe die F\u00e4higkeit der Galaktoseverg\u00e4rung ausbildet, eine unter gegebenen Umst\u00e4nden reproduzierbare und me\u00dfbare Gr\u00f6\u00dfe. In bezug auf diese F\u00e4higkeit erreicht die Hefe nach einiger Zeit einen Grenzwert, welcher bei weiterer Kultur im gleichen Medium\nDie Geschwindigkeit der Enzymbildung scheint anfangs verz\u00f6gert zu sein; man wird anzunehmen haben, da\u00df in dieser Periode eine Hemmung beseitigt oder eine katalysierende Sub-","page":264},{"file":"p0265.txt","language":"de","ocr_de":"Ober die chemische Zusammensetzung und Bildung der Enzyme. IV. 265\nMin. f\u00fcr 6 ccm\nFig. 4.\nstanz gebildet wird. Der erste Teil der Anpassungskurven soll noch eingehend untersucht werden. Bis derselbe aufgekl\u00e4rt ist, wird man als Anpassungsgeschwindigkeit diejenige Zeit bezeichnen, welche ein Organismus braucht, um von einem Normalzustand aus die H\u00e4lfte der unter den betreffenden Umst\u00e4nden erreichbaren enzymatischen F\u00e4higkeit zu erlangen.\nDie Anpassungsgeschwindigkeit d\u00fcrfte eine f\u00fcr Organismen nicht unwichtige Konstante darstellen, und man wird zun\u00e4chst zu ermitteln suchen, mit welchen anderen me\u00dfbaren physiologischen Eigenschaften diese Konstante in Zusammenhang steht. Zeigt es sich, da\u00df gewisse Organismen sich allgemein durch hohe Anpassungsgeschwindigkeiten verschieden \u00e4uiteren Einfl\u00fcssen gegen\u00fcber auszeichnen, so wird man in diesen Geschwindigkeiten ein Ma\u00df f\u00fcr die Eigenschaft finden, welche zuweilen als Vitalit\u00e4t bezeichnet wurde.\nWir sind damit besch\u00e4ftigt, den Einflu\u00df der Temperatur und der Konzentration der N\u00e4hrl\u00f6sung auf die Anpassungsgeschwindigkeit zu messen, und m\u00f6chten uns bis dahin die Diskussion unserer Versuchsergebnisse Vorbehalten.\n18*","page":265}],"identifier":"lit19497","issued":"1912","language":"de","pages":"246-265","startpages":"246","title":"Untersuchungen \u00fcber die chemische Zusammensetzung und Bildung der Enzyme. IV. Mitteilung: \u00dcber die Anpassung einer Hefe an Galaktose","type":"Journal Article","volume":"78"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:25:42.245724+00:00"}