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{"created":"2022-01-31T14:27:52.320975+00:00","id":"lit19498","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Pringsheim, Hans","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 78: 266-291","fulltext":[{"file":"p0266.txt","language":"de","ocr_de":"Ober den fermentativen Abbau der Cellulose.1)\nVon\nHans Pringsheim.\n(Aus dem chemischen Institut' der Universit\u00e4t Berlin.) (Der Redaktion zugegangen am l8..M\u00e4rz 1912.)\nDer rein hydrolytische Abbau der Cellulose durch Fermente ist bis auf den heutigen Tag ein ungel\u00f6stes Problem der physiologisch-chemischen Forschung gewesen.2) Zwar findet sich in der Literatur bisweilen der Gebrauch der Bezeichnungen \u00abCellulase\u00bb oder \u00abCytase\u00bb, hergeleitet von der Funktion des f\u00fcr diesen Abbau in Frage kommenden Fermentes. Seine Wirkungsweise und vor allem die Art der von ihm aus echter Cellulose gebildeten Stoffe sind noch v\u00f6llig unbekannt. Was immer \u00fcber den zytohydrolytischen Abbau bekannt gegeben wurde, bezog sich nicht auf die Spaltung der echten Cellulose, sondern auf die der Hemicellulosen,3) die mit ihren Spaltungsfermenten vergemeinsehaftet in vielen Pflanzen Vorkommen. Denn diese Polysaccharide dienen als .Reservematerial der Pflanzen und sie m\u00fcssen durch Fermente in l\u00f6sliche Form gebracht werden, wenn sie im Bedarfsf\u00e4lle in den Stoffwechsel der Pflanzen gerissen werden sollen. Die echte Cellulose dient als St\u00fctzmaterial f\u00fcr die Pflanzen; sie wird deshalb von ihrem Stoffwechsel unber\u00fchrt gelassen. Die pflanzenfressenden Tiere verm\u00f6gen zwar Cellulose zu verdauen; sie sind in dieser F\u00e4higkeit\nl) Vargetragen in der Sitzung der Deutschen Chemischen Gesellschaft am 26. Februar 1912.\n*) Vgl. hier: C. Oppenheimer, Die Fermente und ihre Wirkung. Leipzig 1910. 3. Auflage. Spezieller Teil, Sechstes Kap., S. 110.\n3) Aus der umfangreichen Literatur vgl. vor allem: Reinitzer, Diese Zeitschrift, Bd. 23, S. 175 (1897); Newcomhe, Annals of bot.. Vol. 13. p. 49 (1899); Schellenberg. Flora, Bd. 98, S. 257 (1908).","page":266},{"file":"p0267.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den fermentativen Abbau der Cellulose.\t267\naber von den ihren Verdauungstraktus bewohnenden Bakterien abh\u00e4ngig.1) So kommt die F\u00e4higkeit, Cellulose zur L\u00f6sung zu bringen, nach den bisherigen Forschungsergebnissen ausschlie\u00dflich den Mikroorganismen zu, die die Cellulose auf verschiedene Weise und unter verschiedenartiger Nebenwirkung auf ihren sonstigen Stoffwechsel, bei niederen und hohen Temperaturen, bei Zutritt und bei Abschlu\u00df von Luft, mit geringerer oder gr\u00f6\u00dferer Schnelligkeit abzubauen bef\u00e4higt sind.\nAlle bekannten Celluloseverzehrer unter den Mikroorganismen aber gehen in ihrer Wirkungsweise \u00fcber den rein hydrolytischen Abbau der Cellulose hinaus. Sie bilden Stoffwechselendprodukte, die den Weg des Abbaus der Cellulose in keiner Weise zu erkennen gestatten, Produkte, die auch bei anderen G\u00e4rungen beobachtet wurden, wie Methan, Wasserstoff, Kohlens\u00e4ure, und neben geringen Mengen Milchs\u00e4ure vornehmlich niedere Fetts\u00e4uren. Traubenzucker, das ausschlie\u00dfliche Produkt der energischen S\u00e4urehydrolyse der Cellulose, konnte im Stoffwechsel der Cellulose zersetzenden Mikroorganismen nie aufgefunden werden, und die Frage war ungel\u00f6st, ob dem energischen Proze\u00df der Celluloseg\u00e4rung \u00fcberhaupt eine Hydrolyse vorangehen mu\u00df, zumal wir wenigstens von Schimmelpilzen wissen, da\u00df sie Disaccharide auch ohne den Besitz der respektiven hydrolytischen Fermente verbrennen k\u00f6nnen.*) Eine einzige Bemerkung in der Literatur3) l\u00e4\u00dft die Vermutung gerechtfertigt erscheinen, da\u00df in einem nach dem Buchnerschen Verfahren aus dem Hausschwamm, Merulius lacrymans, hergestellten Pre\u00dfsaft ein Cellulose spaltendes Ferment vorhanden war. Dieser Saft zeigte eine gewisse Einwirkung auf die Bl\u00e4tter von Elodea, denn er lie\u00df bei mikroskopischer Beobachtung eine Korrosion der T\u00fcpfel erkennen. Aber auch hier ist die Einwirkung auf echte Cellulose unbewiesen und \u00fcber die Art der Spaltungsprodukte wird nichts ausgesagt.\n*) Vgl. vor allem: Scheunert, Diese Zeitschrift, Bd. 4X. S. 9 (190X), \u2018\u25a0onst Oppenheimer, 1. c., S. 115.\n*) H. Pringsheim und G. Zempl\u00e9n, Diese Zeitschrift, Bd. 62. S. 367 (1909).\n3) Kohnstamm, Beihefte zum hot. Zentralbl., Bd. 10, S. 90(1901).","page":267},{"file":"p0268.txt","language":"de","ocr_de":"268\nHans Pringsheitn.\nTheoretischer Teil.\nDa nun die Zerlegung der Cellulose in der Natur auf die Mikroorganismen beschr\u00e4nkt zu sein scheint, so mu\u00dfte nach dem hydrolytischen Ferment dieses Abbaus im K\u00f6rper dieser Lebewesen geforscht werden. Der erste Gedanke war. es in einem nach dem Buchner sehen Verfahren aus ihnen dargestellten Pre\u00dfsaft aufzufinden. Hierf\u00fcr kamen die Cellulose energisch zersetzenden Bakterien nicht in Betracht, da sie von der Cellulose, auf der sie ausschlie\u00dflich gedeihen und der sie fest anhaften, nicht zu trennen und wegen ihrer Kleinheit nur schwer zu zerreiben sind. Es wurde daher zuerst an die Darstellung eines Pre\u00dfsaftes aus Cellulose zersetzenden Schimmelpilzen gedacht. Solche Pilze kann man nach dem Verfahren von G. van Itenson1) z\u00fcchten und sie dann auf W\u00fcrgegelatine in Reinkultur gewinnen. Einige der so gez\u00fcchteten nicht n\u00e4her bestimmten Pilze, die aber nach ihrem Wachstums-Habitus zu den wahren Holzzerst\u00f6rern geh\u00f6rten, zersetzen Filtrierpapier ziemlich stark. Sie gedeihen aber auf der Cellulose nur langsam und sind von ihr, da sie das Papier durchwachsen, nicht zu trennen. Reichliche Pilzemten kann man auf Zuckerl\u00f6sungen gewinnen; der aus ihnen dargestellte Pre\u00dfsaft enthielt aber kein Cellulose spaltendes Ferment, was nicht verwunderlich ist, da Zucker als Spaltungsprodukte der St\u00e4rke auch die Amylaseproduktion hemmen.*) Wurden aber auf Papier gewachsene Pilze durch kr\u00e4ftiges Sch\u00fctteln mit Toluol abget\u00f6tet, so machte sich, worauf schon van Itenson hingewiesen hat, nach mehrt\u00e4giger Inkubation bei der dem Wachstum der Pilze angepa\u00dften Temperatur eine vorher nicht bemerkbare Reduktion der Fehlingschen L\u00f6sung durch die urspr\u00fcngliche N\u00e4hrfl\u00fcssigkeit geltend. In dieser N\u00e4hrl\u00f6sung lie\u00df sich dann Glukose als Phenylglukosazon nachweisen, wodurch der Beweis erbracht war, da\u00df die Schimmelpilz-\u00abCellu-\n*) G. van Itenson jr., Verslagen der Koninglijke Akademie van Wetenschappen te Amsterdam 1903, Deel XI. p. 807; Zentralbl. f. Hakt. II. Abt., Bd. 11, S. 689 (1904).\n*) Vgl. hierzu: Hans Pringsheitn. Die Variabilit\u00e4t niederer Organismen, Berlin 1910, Kap. XIII, S. 76.","page":268},{"file":"p0269.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den fermentativen Abbau der Cellulose.\t2t>9\nl\u00e4se\u00bb aus dem Papier Glukose abspaltet. Dieses Resultat war f\u00fcr die auf Traubenzucker gut gedeihenden Pilze vorauszusehen. Ein Zwischenprodukt des Celluloseabbaus zu fassen, erschien aber bei den geringen Mengen des gebildeten Zuckers, die sich wegen des schlechten Wachstums der Pilze auf Papier nicht beliebig steigern lie\u00dfen, wenig aussichtsvoll. Auch war durch den Ausfall des Versuches mit den Schimmelpilzen keineswegs der Beweis erbracht,' da\u00df die weit energischeren und f\u00fcr die Zersetzung der Cellulose im Boden weit wichtigeren Bakterien-Cellulosezersetzer den Abbau auf demselben Wege vollziehen w\u00fcrden. Denn sie k\u00f6nnen nach allen bisherigen Erfahrungen ausschlie\u00dflich nur auf Cellulose und nicht auf Zuckerl\u00f6sungen wachsen.\nUm den Abbau dieser zu erforschen, waren folgende Gedankeng\u00e4nge ausschlaggebend. Unter kr\u00e4ftiger Gasabgabe vor sich gehende G\u00e4rungen k\u00f6nnen, wie man sich \u00fcberzeugen kann, durch Antiseptika zum Stillstand gebracht werden. Diese Erscheinung kann auf zwei Weisen erkl\u00e4rt werden. Entweder sind die solche G\u00e4rungen veranlassenden Fermente selbst gegen die Einwirkung milder Antiseptika unbest\u00e4ndig, d. h. sie werden von ihnen zerst\u00f6rt oder die Fermente sind endoenzy-matischer Natur. Im letzteren Falle w\u00fcrde zugleich mit dem Tod der Zelle eine Sistierung der osmotischen Zirkulation ein-treten, welche die Ber\u00fchrung der Fermente mit ihren spezifischen Umsatzstoffen verhindern w\u00fcrde. Welcher der beiden genannten Gr\u00fcnde f\u00fcr die Aufhebung einer G\u00e4rung durch ein Antiseptikum entscheidend ist, d\u00fcrfte im einzelnen Falle schwer zu entscheiden sein. Mit Sicherheit l\u00e4\u00dft sich der Beweis \u00fcberhaupt nur dann erbringen, wenn es nach Aufsprengung der Zelle gelingt, in ihrem Saft positive Fermentwirkung nachzuweisen. Denn der negative Befund ist noch kein Beweis daf\u00fcr, da\u00df das Ferment nicht in der Zelle vorhanden war.1) \u2014 Andererseits aber sind bekanntlich die hydrolytischen Fermente auch bei Anwesenheit antiseptischer Stoffe wirksam, wie aus der\n\u2018) Vgl. hierzu: H. Pringsheim und G. Zempl\u00e9n, Diese Zeitschrift, Bd. 62, S. 367 (1909); E. Abderhalden und H. Pringsheim. Ibid., Bd. 65, S. 180 (1910).","page":269},{"file":"p0270.txt","language":"de","ocr_de":"270\nHans Pringsheim,\ngro\u00dfen Zahl der in Gegenwart von Toluol, Chloroform usw. ausgef\u00fchrten Hydrolyseversuche hervorgeht. Kombiniert man diese beiden Erfahrungen, so kommt man zu einer M\u00f6glichkeit, den hydrolytischen Abbau von dem der Verg\u00e4rung der Abbauprodukte zu trennen, gewisserma\u00dfen eine Fraktionierung der gemischten Fermente eines Organismus vorzunehmen, bei der (lie Hydrolyse erhalten bleibt und die G\u00e4rungslermentvvirkung aufgehoben wird!\nAuf Grund dieser Spekulation wurde versucht, den hydrolytischen Abbau der Cellulose verg\u00e4renden Bakterien von ihrem G\u00e4rverm\u00f6gen zu trennen. Bei einer normalen Celluloseg\u00e4rung lassen sich rein hydrolytische Spaltungsprodukte des Polysaccharids nie nachweisen; die G\u00e4rung geht immer weiter und sie f\u00fchrt zu Stoffwechselendprodukten, welche f\u00fcr die in den Kreis meiner bisherigen Untersuchung gezogene Verg\u00e4rung der Cellulose durch verschiedene Arten ihrer bakteriellen Ver-g\u00e4rer wie folgt befunden wurden: 1. Methang\u00e4rung der Cellulose: Methan, Kohlens\u00e4ure und niedere Fetts\u00e4uren bis zur Butters\u00e4ure. 2. Wasserstoffg\u00e4rung der Cellulose: Wasserstoff, Kohlens\u00e4ure und niedere Fetts\u00e4uren bis zur Butters\u00e4ure. \u25a0>. Thermophile Gelluloseg\u00e4rer: Methan, Wasserstoff, Kohlen-s\u00e4ure* Ameisens\u00e4ure und Essigs\u00e4ure. 4, Denitrifizierende Cellulosebakterien : Stickstoff und Kohlens\u00e4ure.1) Will man in einer der vier hier genannten G\u00e4rungen das hydrolytische Ferment der Cellulose zur ausschlie\u00dflichen Wirkung bringen, so mu\u00df man zuerst die zu untersuchende G\u00e4rung einleiten, wie das im experimentellen Teil beschrieben werden wird, dann mu\u00df man abwarten, bis sie sich auf die gr\u00f6\u00dftm\u00f6gliche H\u00f6he der W irksamkeit erhoben hat, was man an der Energie der Gasabgabe beurteilen kann, und darauf mu\u00df die G\u00e4rung durch den Zusatz eines geeigneten Antiseptikums ruckweise zum Stillst\u00e4nde gebracht werden. Das pl\u00f6tzliche und nicht allm\u00e4hliche Anhalten der G\u00e4rung ist Bedingung f\u00fcr die Ansammlung der\n*) Genaueres \u00fcber diese G\u00e4rungen findet sich in meinem vor dem Sonderausschu\u00df f\u00fcr Bodenbakteriologie der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft am 19. Februar 1912 gehaltenen Vortrag. Mitteilungen der D.L.G., 1912.","page":270},{"file":"p0271.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den fermentativen Abbau der Cellulose. .271\nhydrolytischen Spaltungsprodukte, die sich als Zucker erweisen. Bei langsamer Unterbrechung des G\u00e4rvorgangs oder bei Wiedereintritt einer auch nur schwachen G\u00e4rung k\u00f6nnen keine Zwischenprodukte nachgewiesen werden, da sie dann zuerst und ehe sie durch neue Spaltungsprodukte der Cellulose ersetzt sind, dem G\u00e4rungsferment verfallen und so aus der N\u00e4hrfl\u00fcssigkeit der Cellulosebakterien verschwinden.\nDie Ansammlung der Spaltungsprodukte gibt sich durch eine schwache Reduktion der G\u00e4rfl\u00fcssigkeit gegen Fehlingsehe L\u00f6sung kund. Man pr\u00fcft am besten nach Zusatz von etwas Sodal\u00f6sung, um den als fettsaures Salz gel\u00f6sten Kalk auszuf\u00e4llen. Wie nun der Zerfall der Cellulose durch die bei niederen Temperaturen bis zur Bruttemperatur von 37\u00b0 wirksamen Bakterien ein langsamer ist, der Art, da\u00df zur v\u00f6lligen L\u00f6sung weniger Gramm Cellulose in ein paar Litern N\u00e4hrfl\u00fcssigkeit mehrere Monate n\u00f6tig sind, so ist auch die hydrolytische Spaltung ein nur langsam eintretender Vorgang, der nie zu einer reichlichen Sammlung von Hydrolyseprodukten f\u00fchren kann. Denn die Wirkung der hydrolytischen Fermente bleibt, wie die aller andern in L\u00f6sungen befindlichen Fermente, nur eine beschr\u00e4nkte Zeit lang bestehen. Dann werden sie durch Zerfall, meist wohl unter dem Einflu\u00df einer Proteolyse, unwirksam. Man mu\u00df also mit gro\u00dfen Fl\u00fcssigkeitsmengen arbeiten und sie zur Isolierung der gebildeten Zucker bei einer diese nicht ver\u00e4ndernden Temperatur im Vakuum eindampfen, wenn man zu einer f\u00fcr ihre Identifizierung gen\u00fcgenden Menge von Charakterisierungsprodukten gelangen will. Bei der Methan-, der W asserstoff- und der denitrifizierenden G\u00e4rung der Cellulose tritt also eine erste sich durch Reduktion kundgebende Anh\u00e4ufung von Zuckern erst in ein paar Tagen bis zu einer Woche ein. Der Gedanke war hierbei in Erw\u00e4gung zu ziehen, ob nicht h\u00f6hermolekulare Celluloseabbauprodukte nicht reduzierender Natur in der Zwischenzeit gebildet w\u00fcrden? Hier war die Voraussetzung zu machen, da\u00df solche durch S\u00e4ure-hvdrolyse in reduzierende Zucker gespalten werden * w\u00fcrden. Der Versuch lehrte, da\u00df das nicht der Fall war, und da\u00df der hydrolytische Abbau, wie wir sehen werden, direkt zur Cellobiose","page":271},{"file":"p0272.txt","language":"de","ocr_de":"272\nHan\u00bb Pringsheini,\nf\u00fchrt, ebenso wie die St\u00e4rke durch fermentative Hydrolyse als erstes einheitliches Produkt das Disaccharid, die Maltose, gibt.\nWeit energischer als die besprochenen G\u00e4rungen wirkt die durch thermophile Bakterien auf die Cellulose. Was sich durch erstere in Monaten erreichen l\u00e4\u00dft, die L\u00f6sung von ein paar Gramm Cellulose, kann durch die thermophilen Bakterien in ebenso viel Tagen erreicht werden. Dem entspricht auch eine weit schnellere Anh\u00e4ufung der Spaltungsprodukte unter dem Einflu\u00df antiseptischer Stoffe. Schon nach 24 Stunden macht sich hier eine verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig st\u00e4rkere Reduktion gegen Fehlingsche L\u00f6sung bemerkbar, und schon nach wenigen 'lagen ist die Cellobiose v\u00f6llig in Glukose gespalten. Denn unter normalen Temperaturverh\u00e4ltnissen ging der Abbau \u00fcber das Disaccharid hinaus bis zum Monosaccharid, wof\u00fcr offenbar das gleichzeitige Vorhandensein der \u00abCellobiase^ in den Cellulose-verg\u00e4rern verantwortlich \\var, eines Fermentes, das im Emulsin und in verschiedenen Schimmelpilzen aufgefunden wurde.1)\nDer Einflu\u00df der Temperatur auf den Celluloseabbau.\nDas Temperaturoptimum der Cellobiase. das bei 40\u00b0 gefunden wurde,2) liegt genau in der Mitte zwischen den Temperaturbed\u00fcrfnissen der Thermophilen-Cellulosezersetzer, welche bei 55\u00b0 kultiviert wurden, und den der andern Cellulosebakterien, die bei 37\" zum Wachstum gelangten. Da nun bei den gew\u00f6hnlichen Methan- und Wasserstoffverg\u00e4rern wde auch bei den Denitritizienten in Analogie mit dem versp\u00e4teten Auftreten der ersten Spaltungsprodukte im Gegensatz zu den Thermophilen auch eine weit l\u00e4ngere Zeit von mehreren Wochen verstreichen mu\u00dfte, bis die Cellobiose komplett in Glukose gespalten war, so mu\u00df dieses Ergebnis nicht so sehr dem Einflu\u00df\n*) Sk raup und K\u00f6nig, Monatshefte f. Chemie, Bd. 22, S. 1011 (1901); E. Fischer und Zempl\u00e9n, Annalen der Chemie, Bd. 365, S. 1 (1909); Bd. 372. S. 254 (1910); H. Pringsheim und Zempl\u00e9n, I. c.: G. Bertrand und Holderer, Bull. de la Soc. chim. de France. S\u00e9rie 4. t. 7. p. 177 (1910).\n*) ti. Bertrand und Compton, Bull, de la Soc. chim. de France, S\u00e9rie 4. t. 9, p. 100 (1911).","page":272},{"file":"p0273.txt","language":"de","ocr_de":"Eber den fermentativen Abbau der C.ellulose.\n273\nder Temperatur wie der Menge oder Aktivit\u00e4t des vorhandenen Fermentes zugeschrieben werden.\nEs wurde dann die Frage zur Entscheidung gebracht, innerhalb welcher Temperaturgrenzen die Cellulase \u00fcberhaupt zu wirken vermag. Hierf\u00fcr kam das Ferment der energischen Thermophilen-Zersetzer zur Verwendung. Sie wurden wiederum bei 55\u00b0 gez\u00fcchtet. Im Stadium starker Gasabgabe wurde die G\u00e4rung nun durch Zusatz der passenden antiseptischen Substanz unterbrochen und nun nicht wie fr\u00fcher bei der f\u00fcr das Wachstum der Bakterien n\u00f6tigen Temperatur von 55\u00b0, sondern bei andern Temperaturverh\u00e4ltnissen aufbewahrt. Das Resultat dieser Versuche war recht bemerkenswert. Es zeigte sich n\u00e4mlich, da\u00df die Cellulase innerhalb eines sehr weiten Temperaturgebietes wirksam ist. Sie zersetzt die Cellulose bei den zwischen 20 und 70\u00b0 liegenden Temperaturen, also innerhalb eines Temperaturgebietes von 50\u00b0, so da\u00df sie bez\u00fcglich ihrer Anspruchslosigkeit in dieser Richtung die meisten Fermente \u00fcbert reffen d\u00fcrfte. Bei 10\u00b0 war ebenso wie \u00fcber 70\u00b0 kein Angriff des Fermentes auf die Cellulose mehr zu beobachten. Sehr klar geht aus diesen Befunden hervor, da\u00df die Fermentwirkung und das Leben der Cellulosebakterien getrennte Erscheinungen sind. So weit bekannt, wird die Verg\u00e4rung nur innerhalb der Temperaturgrenzen der Lebensfunktion vollzogen. Sie steht also im scharfen Gegensatz zur Hydrolyse der Cellulose. Dies lie\u00df sich durch einen einfachen Versuch verdeutlichen. Entnimmt man eine stark g\u00e4rende thermophile Cellulosekultur dem auf 55\u00b0 eingestellten Thermostaten, so h\u00f6rt die G\u00e4rung sofort auf. Da nun das hydrolytische Ferment auch bei 20\u00b0 noch seine Wirkungsweise entfaltet, so mu\u00dfte es m\u00f6glich sein, durch blo\u00dfe Temperaturdifferenz zu den intermedi\u00e4ren Abbauprodukten der Celluloseg\u00e4rung zu gelangen. Dies war in der Tat der Fall. Schon nach 24 Stunden reduzierte die bei 20\u00b0 auf be wahrte G\u00e4rfl\u00fcssigkeit, in der w\u00e4hrend dieser Zeit also die G\u00e4rung sistiert war, die Feh-lingsche L\u00f6sung, und in diesem, wie in allen andern F\u00e4llen, die hier angef\u00fchrt werden, konnte der abgespaltene Zucker durch sein Osazon nachgewiesen werden. Hier war also eine Fraktionierung der Fermente durch blo\u00dfe Temperatureinwirkung gelungen.","page":273},{"file":"p0274.txt","language":"de","ocr_de":"274\nHans Pringsheim.\nDie Hoffnung, so weit entfernt vom Temperaturoptimum der < \u00abellulase, also 35\u00b0 unter diesem, die Wirkung dieses Fermentes aufzuheben und den Abbau bei der Cellobiose anzuhalten, wurde nicht verwirklicht. Auch bei 20\u00ab ging die Hydrolyse der Cellulose teilweise \u00fcber die Cellobiose hinaus und als Hauptprodukt wurde Glukose gefa\u00dft. Aber auch das Problem der doppelten f raktionierung der drei Fermente der Cellulosebakterien derart, da\u00df das G\u00e4rungsferment und die Spaltung der Cellobiose ausgeschaltet und nur die Cellulaseaktivit\u00e4t bestehen gelassen wurde, ist schlie\u00dflich gel\u00f6st worden. Bei 07\u00ab n\u00e4mlich, also nahe am T\u00f6tungspunkt der Cellulase, wurde bei gleichzeitiger Unterdr\u00fcckung des G\u00e4rfermentes durch das Antiseptikum auch die Cellobiase au\u00dfer T\u00e4tigkeit gesetzt. Bei dieser Temperatur gelang es, den Celluloseabbau so zu leiten, da\u00df als einziges Hydrolyseprodukt Cellobiose erhalten wurde.\nEs fragt sich, ob man aus diesem Befund den Schlu\u00df ziehen darf, da\u00df das Gesamtmolek\u00fcl der Cellulose aus Cello-biosekomplexen zusammengef\u00fcgt ist? ln der Beantwortung dieser Pr\u00e4ge mu\u00df man sehr vorsichtig sein. Von vornherein war nicht ohne weiteres die M\u00f6glichkeit zu verneinen, da\u00df durch das cytolytische Ferment nur ein Teil des gro\u00dfen Molek\u00fcls der Cellulose angegriffen werden k\u00f6nne und ein zuerst un-angegriffcner Best dann in anderen Spaltungsprodukten zu l\u00f6sen sei. Cm dieser M\u00f6glichkeit zu begegnen, wurde das nach der fermentativen Zersetzung Testierende Filtrierpapier, welches in der Hauptzahl der Versuche als Cellulosematerial angewandt wurde, nach entsprechender Reinigung immer zu neuen Abbauversuchen verwandt. Immer aber wurden dieselben Spaltungsprodukte erhalten. Auch konnte ich mich \u00fcberzeugen, da\u00df \u00ablurch die hier genannten und noch andere Arten Cellulose zersetzender Mikroorganismen1) eine restlose L\u00f6sung des Polysaccharids erreicht werden kann. Hier sei auch erw\u00e4hnt, dal) beim Abbau der Watte' eine in derselben Richtung wie bei dem des Papiers verlaufende Hydrolyse vor sich geht. Die Kombination dieser Tatsachen erleichtert es, den Gedanken zu fassen, da\u00df das Gesamtmolek\u00fcl der Cellulose sich aus\nVgl. den 1. c. genannten Vortrag.","page":274},{"file":"p0275.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den fermentativen Abbau der Cellulose.\t275\nCellobiosekomplexen zusammensetzt. Weiter sollte man in den Schlu\u00dffolgerungen aus den hier angef\u00fchrten Tatsachen nicht gehen.\nEins steht jedenfalls schon jetzt fest, da\u00df einer Verg\u00e4rung der Cellulose eine Hydrolyse in Cellobiose und Glukose vorausgeht, gleichg\u00fcltig welches die Endprodukte des Stoffwechsels der verschiedenen Cellulosezersetzer sein m\u00f6gen. Das hydrolytische Ferment der hier untersuchten vier Arten von Cellu-loseverg\u00e4rern ist stets das gleiche und es verdient \u2014 mit Ausschlu\u00df aller andern Fermente, denen der ihm zukommende Name bisweilen gegeben wurde, z. B. den Spaltungsfermenten der Hemicellulosen \u2014 allein den Namen \u00abCellulase\u00bb.\nDie Extrahierbarkeit des Fermentes.\nDie Cellulose kann wegen ihrer Unl\u00f6slichkeit in der N\u00e4hrl\u00f6sung nat\u00fcrlich nicht in die Zellen ihrer Verg\u00e4rer hineindiffundieren. Man m\u00fc\u00dfte demnach annehmen, da\u00df das Cellulose spaltende Ferment von der Zelle abgesondert wird, wenn es auf sein Substrat wirken soll. Damit ist aber noch, nicht entschieden, ob das Ferment in wasserl\u00f6slicher Form in die N\u00e4hrl\u00f6sung gelangt und hier auf die Cellulose wirkt oder ob es von den Zersetzern der Cellulose nur auf Grund eines Reizes ausgeschieden wird, welcher von dem Polysaccharid auf seine Verzehrer ausge\u00fcbt wird. F\u00fcr letztere Annahme spricht zuerst die Tatsache, da\u00df die Cellulose angreifenden Mikroorganismen, seien es nun Schimmelpilze oder Bakterien, alle ohne bisher bekannt gewordene Ausnahme, nur in direkter Ber\u00fchrung mit ihrem Kohlenstoffn\u00e4hrmaterial gedeihen. Dies geht so weit, da\u00df die Cellulosezersetzer das Papier oder die Watte gewisserma\u00dfen durchwachsen, soda\u00df am Ende des Zersetzungsprozesses an Stelle der Cellulose ein gleichgeformter, zusammenh\u00e4ngender Schleim von Cellulosezersetzern \u00fcbrig bleibt, der erst durch Sch\u00fctteln in seine Bestandteile zerf\u00e4llt. Eine Fernwirkung der Zersetzer auf die Cellulose ist demnach nicht anzunehmen, und es w\u00e4re auch schwer ersichtlich, wie diese nur auf Cellulose gedeihenden Organismen auf die Anwesenheit ihrer elektiven Nahrungsquelle ohne direkte Be-","page":275},{"file":"p0276.txt","language":"de","ocr_de":"270\nHans Pringshoim,\nr\u00fchrung reagieren sollten. Trotzdem also kein Eintritt der Cellulose in die Zelle m\u00f6glich ist, welches doch im allgemeinen die Forderung lur die Wirkungsm\u00f6glichkeit eines Endoenzyms sein mu\u00df, braucht noch keine Wasserl\u00f6slichkeit der Cellulase vorausgesetzt zu werden. Das Experiment hat auf diese Frage jedenfalls die* Antwort gegeben, da\u00df in einem bakterienfreien Pukal filtrat einer energischen thermophilen Cellulo&eg\u00e4rungs-kultur kein hydrolysierendes Ferment vorhanden war, welches auf frische von Bakterien freie Cellulose spaltend zu wirken imstande gewesen w\u00e4re. Ich bin deshalb der Meinung, da\u00df die Cellulase ein Endoenzym ist, das nur auf Grund des Reizes, den die Cellulose auf die Zelle aus\u00fcbt, abgeschieden wird.\nDie Wirksamkeit verschiedener Antiseptica.\nBei der Auswahl der Antiseptica waren nur solche zu ber\u00fccksichtigen, die mit Wasserdampf fl\u00fcchtig sind, da sie nur auf diese Weise bequem aus den L\u00f6sungen zu entfernen sind, ehe der Nachweis der Spaltungsprodukte in Angriff1 genommen wird. Ferner war solchen der Vorzug zu geben, die keine Reduktion der Fehlingsehen L\u00f6sung bewirken, weil nur auf Grund dieser Reaktion eine Anh\u00e4ufung der Spaltungsprodukte zu verfolgen war. Deshalb geb\u00fchrte dem Toluol der Vorzug vor dem Chloroform, welch letzteres geringf\u00fcgige Reduktionserscheinungen zeigt. Zwar konnte dieser Mangel durch Verdampfen vor Zusatz der Fehlingschen L\u00f6sung beseitigt werden, aber das Chloroform wirkte in keiner Weise energischer als das Toluol. Dieses reichte, wenn f\u00fcnf Minuten \\lang mit den G\u00e4rungen gesch\u00fcttelt und dann mit ihnen in gut jerschlossenen Flaschen in Ber\u00fchrung gelassen wurde, bei den bei Bruttemperatur (.*>7\u00b0) verlaufenden G\u00e4rungen in den meisten t\u00e4llen aus. Doch waren Mi\u00dferfolge nicht auszuschalten, derart, da\u00df die G\u00e4rungen unter dem Toluol im Verlaufe eines Tages wieder schwach in Gang kamen. Durch l\u00e4ngeres Sch\u00fctteln, auch w\u00e4hrend zweier Stunden an einer sehr energischen rotierenden und gleichzeitig sch\u00fcttelnden Maschine wurde daran nichts ge\u00e4ndert.\nDurchaus unzureichend erwiesen sich Toluol und Chloro-","page":276},{"file":"p0277.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den fermentativen Abbau der Cellulose.\t277\nform bei der hohen Temperatur der energischen, thermophilen Celluloseg\u00e4rung. Durch diese Antiseptika wurde sie nie augehalten, sie ging vielmehr in Ber\u00fchrung mit ihnen in ungetr\u00fcbter St\u00e4rke weiter. Bisweilen lie\u00df sich die gew\u00fcnschte Sistierung durch S\u00e4ttigung der G\u00e4rfl\u00fcssigkeit mit Thymol erreichen. Doch war auch dieses Bakteriengift von unzuverl\u00e4ssiger Wirksamkeit. Noch weniger geeignet waren Guajakol und o-Kresol ; auch wurde an dieser Tatsache nichts ge\u00e4ndert, wenn die L\u00f6slichkeit der drei zuletzt genannten Stoffe durch einen Zusatz von 5\u00b0/o \u00c4thyl- oder Methylalkohol verst\u00e4rkt wurde. Auch hier half das lange Sch\u00fctteln gar nichts. Ebensowenig hatte Amylalkohol die F\u00e4higkeit, die G\u00e4rung anzuhalten. Aber nicht einmal die geringe L\u00f6slichkeit der genannten Substanzen war entscheidend f\u00fcr ihr mangelndes Sterilisationsverm\u00f6gen. Denn selbst in 5%iger L\u00f6sung von Pyridin oder l\u00b0!oiger L\u00f6sung von Phenol bestand die G\u00e4rung in fast ungeschw\u00e4chtem Ma\u00dfe fort. Mit der Konzentration weiter heraufzugehen, schien zwecklos, da durch sie das hydrolytische Ferment sicher vernichtet worden w\u00e4re. Es mu\u00df aber bemerkt werden, da\u00df in keinem Falle, in dem die Aufhebung der G\u00e4rung in der gew\u00fcnschten pl\u00f6tzlichen Art gelang, Anh\u00e4ufung der Hydrolyseprodukte ausgeblieben ist. Die Cellulase. ist also gegen Antiseptika recht best\u00e4ndig. Wenn man durch die G\u00e4r-ll\u00fcssigkeil zwei Stunden lang mit \u00c4ther oder Chloroform beladene Luft saugt, so halten die G\u00e4rungen anfangs an. Aber selbst der Zusatz von Toluol kann nicht verhindern, da\u00df sie nach Verlauf eines Tages wieder energisch im Gang sind. Ich f\u00fchre diese zeitraubenden Versuche hier an, weil sie zeigen, welche au\u00dferordentliche Hesistenzkraft in der Natur wirksame Prozesse gegen so energische Gifte wie die angef\u00fchrten zeigen k\u00f6nnen. Derartige Erscheinungen sind, soviel ich wei\u00df, bisher nie beobachtet worden. Es kann sich bei ihnen auch nicht um eine G\u00e4rwirkung der Fermente der Cellulosezersetzer nach ihrem Tode handeln, denn dann h\u00e4tten die G\u00e4rungen kurze Zeit nach der Behandlung mit den antiseptischen Stoffen an-haiten m\u00fcssen. Das war nicht der Fall, sie bestanden dauernd fort und waren selbst nach mehreren Tagen noch im Gange.","page":277},{"file":"p0278.txt","language":"de","ocr_de":"278\nHans Pringsheim.\nAls geeignetes Mittel, um die theimophile Cellulosezersetzung zum Anhalten zu bringen und ihre Spaltungsprodukte anzuh\u00e4ufen, erwies sich schlie\u00dflich das Jodoform. Man verwendet es so, da\u00df man f\u00fcr 2 1 G\u00e4rfl\u00fcssigkeit etwa 1 g in 50 ccm Aceton l\u00f6st und diese L\u00f6sung dann in die g\u00e4rende Cellulosekultur unter Sch\u00fctteln eingie\u00dft. Dadurch wird das wieder ausfallende Jodoform in feiner Verteilung mit der Kultur in Ber\u00fchrung gebracht. In 24 bis 48 Stunden kann man dann die Spaltungsprodukte nach weisen.1)\nDer chemische Nachweis der Spaltungsprodukte.\nln der durch Eindampfen unter vermindertem Druck auf geringes Volumen gebrachten Hydrolysefl\u00fcssigkeit, die man, wie im experimentellen Teil angegeben, m\u00f6glichst von Verunreinigungen durch Salze befreit hat, kann man die Glukose mit verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfiger Leichtigkeit in Gestalt ihres schwer l\u00f6slichen Phenvlglukosazons nachweisen, das durch den Zersetzungspunkt charakterisierbar und durch den StickstofTgehalt als Osazon einer Monose identifizierbar ist. Auch zeigt es in einem Pyridin-Alkohol-Gemisch die von Neuberg2) angegebene Drehung.\nWeit schwieriger und unsicherer ist der Nachweis des Disaccharids. Da\u00df es sich um ein solches handelte, war aus dem Stickstoffgehalt seines in Wasser l\u00f6slichen und auf diese Weise von Glukosazon zu trennenden Osazons zu erkennen. Der Zersetzungspunkt erreichte nach der im experimentellen Teil geschilderten Heinigung am selben Thermometer mit aus reiner Cellobiose dargestelltem Osazon den von Sk raup und\n\u2018) Nachtr\u00e4glich bin ich darauf aufmerksam gemacht worden, da\u00df Vandevelde (Biochemische Zeitschrift, Bd. 3, S. 318, 1907) eine L\u00f6sung von Jodoform in Aceton als geeignetes Mittel empfohlen hat, um bei biologischen Versuchen Mikroorganismenentwicklung auszuschalten. Es besteht also eine naturgem\u00e4\u00dfe Beziehung zwischen der von Vandevelde aufgefundenen Entwicklungshemmung und der von mir auzgef\u00fchrten Abt\u00fctung von Mikroorganismen durch das in der genannten Weise verwandte Antiseptikum.\n*) Neuberg. Bet*, d. Deutsch, ehern, ties., Jg. 32. S. 3384 (1899).","page":278},{"file":"p0279.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber don fermentativen Abbau der Cellulose.\t279\nund K\u00f6nig angegebenen Wert von 19S\u00bb. Auch der Mischschmelzpunkt mit dem reinen Cellobiosazon war, derselbe, w\u00e4hrend die Verunreinigung mit den Osazonen anderer Disaccharide, wie ich mich \u00fcberzeugt habe, eine merkliche Depression des Schmelzpunkts zur Folge hatte. Ferner konnte f\u00fcr die Drehung im Pyridinalkohol Gemisch der durch reines Cellobiosazon erhaltene Wert abgelesen werden. Vor allem aber zeigte der Zucker selbst zwei der Cellobiose zukommende Eigenschaften. Er wurde von gew\u00f6hnlicher Hefe nicht vergoren, unterschied sich dadurch von der Maltose und geh\u00f6rt somit der Klasse der a-Glukoside nicht an. Dagegen wurde er durch seine Hydrolyse mit Emulsin ebenso wie die Cellobiose als zu den \u00df-Glukosiden geh\u00f6rig befunden.\nKeins der beigebrachten Daten w\u00fcrde f\u00fcr sich allein gen\u00fcgen, um das Disaccharid als Cellobiose zu charakterisieren. Die Zersetzungspunkte der Osazone verschiedener Disaccharide liegen zu nahe beieinander und sind von der Schnelligkeit des Erhitzens zu sehr abh\u00e4ngig, als da\u00df man ihnen zu gro\u00dfe Beweiskraft zuerteilen k\u00f6nnte. Die Drehung der Cellobiose im Pyridin-Alkohol-Gemisch, die in zweiprozentiger L\u00f6sung im 1 dm-Rohr zu \u2014 0,86\u00b0 gefunden wurde, ist zu gering, um eine scharfe Charakterisierung zu erm\u00f6glichen. Und die Nichtspaltbarkeit durch Maltase bei gleichzeitiger Spaltbarkeit durch Emulsin k\u00f6nnte nat\u00fcrlich noch anderen bekannten (Isomaltose und Gentio-biose), oder unbekannten Glukose-\u00df-glukosiden zukommen. Die Kombination der beigebrachten Daten aber, in Verbindung mit der Tatsache, da\u00df in Analogie zum chemischen Abbau der Cellulose Cellobiose zu erwarten war, scheint mir als Beweis f\u00fcr das Auftreten dieses Disaccharids bei der fermentativen Hydrolyse der Cellulose zu gen\u00fcgen.\nSchlu\u00dffolgerungen.\nDer Vorzug der von mir gew\u00e4hlten Methode, um die Zwischenprodukte des Celluloseabbaues zu fassen, besteht in der sicher erlaubten Annahme, da\u00df die Hydrolyse des Polysaccharids durch die milde Wirkung der Antiseptika nicht aus ihrer nat\u00fcrlichen Richtung herausgedr\u00e4ngt worden ist. Diese\nHnppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXVIII.\t\u2018 ' 19","page":279},{"file":"p0280.txt","language":"de","ocr_de":"280\nHans Pringsheim,\nVoraussetzung war bei der unter starker Temperaturerh\u00f6hung vor sich gehenden Esterifizierung der Cellulose mit Essigs\u00e4ureanhydrid und konzentrierter Schwefels\u00e4ure nicht ohne weiteres zu machen. Deshalb kann man erst, jetzt die Cellobiose als nat\u00fcrliches Abbauprodukt der Cellulose ansehen, und ihr im Cellu-loseabbau die Stelle anweisen, welche die Maltose im Abbau der St\u00e4rke verdient.\nFerner d\u00fcrfte sich meine Methode der Fraktionierung verschiedener Fermente durch Antiseptika und durch den Temperatureinflu\u00df noch dazu eignen, in anderen F\u00e4llen biologischer Zersetzungen hydrolytische und vielleicht auch andere intermedi\u00e4re Spaltungsprodukte zu fassen.\nVor ein paar Jahren habe ich gezeigt, da\u00df die Cellulose als Energiematerial f\u00fcr die Assimilation des Luftstickstoffs durch Bakterien dienen kann, wenn man sie in Abwesenheit einer Stickstoffquelle durch die kombinierte Wirkung cellulosel\u00f6sender und Stickstoff bindender Bakterien zersetzt.1) Da die Cellulose selbst dem Angriff der Stickstoffbinder widersteht, und die Endprodukte der Cellulosezersetzer als Energiequelle f\u00fcr die Stickstoffsammler nicht in Frage kommen, so konnten hierf\u00fcr nur die Zwischenprodukte des Celluloseabbaus ausgen\u00fctzt werden. Da\u00df gerade die Glukose als G\u00e4rmaterial f\u00fcr die stickstoff-bindenden Bakterien vorz\u00fcglich geeignet ist, haben zahlreiche Versuche gelehrt. Deshalb wird es dieser beim Abbau der Cellulose entstehende Zucker sein, den die Stickstoffsammler zu ihrer Funktion ausnutzen, sobald er ihnen durch die hydrolytischen Fermente der Cellulosebakterien zur Verf\u00fcgung gestellt wird.2) Die Cellulose kann aber, wie wir gesehen haben, auch als Energiematerial f\u00fcr die Freimachung des gebundenen Stickstoffs aus Salpeter dienen, und auch hier wird ihr Abbauprodukt, die Glukose, als das Energie liefernde G\u00e4r-material zur Verwertung kommen. Welcher dieser beiden f\u00fcr den Haushalt der Natur so wichtigen Prozesse eintritt, h\u00e4ngt also nicht von der Art der Energie liefernden Zwischenprodukte,\n*) H. Pringsheim, Zentralbl, f. Bakteriologie, II. Abt., Bd. 23, S. 800 (1909) ; Bd. 26. S. 221 (1910).\n*) H. Pringsheim. Biologisches Zentralbl., Bd. 31, S. 65 (1911).","page":280},{"file":"p0281.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den fermentativen Abbau der Cellulose.\n281\ndie in beiden F\u00e4llen ja die gleichen sind, sondern von der Klasse der im Erdboden in Funktion tretenden Mikroorganismenflora ab. Auf die m\u00f6glichen praktischen Schlu\u00dffolgerungen dieser Ergebnisse bin ich an anderer Stelle eingegangen.1 *)\nDie Herbivoren beziehen einen nicht unbetr\u00e4chtlichen Teil der Kohlehydrate der Nahrung in Form von Cellulose. Auch die Omnivoren verm\u00f6gen sie auszun\u00fctzen. Die warmbl\u00fctigen Tiere selbst besitzen aber kein Cellulosespaltungsverm\u00f6gen. Die Cellulose spaltende Kraft ihres Verdauungstraktus ist auf Bakterien zur\u00fcckzuf\u00fchren.*) Dabei bleibt die Frage noch unbeantwortet, wie die Ausnutzung der Cellulose bei der Verdauung auf dem Umwege \u00fcber die Bakterien gelingt. Denn die Endprodukte ihres bakteriellen Abbaus sind zu energiearm, als da\u00df sie die Kohlehydrate in so betr\u00e4chtlicher Weise ersetzen k\u00f6nnten. Die eiwei\u00df- und fettsparende Wirkung war bei 100 g Cellulose in einigen Experimenten mit 75 g Rohrzucker gleichwertig.3) Auch die Theorie, da\u00df die Cellulose l\u00f6sliche Kohlenhydrate vor dem Angriff durch die Mikroorganismenflora des Magendarmkanals sch\u00fctzt, kann nicht zu Recht bestehen. Denn die Cellulose wird ja ausschlie\u00dflich durch ihre spezifischen Verg\u00e4rer und nicht von anderen Mikroorganismen angegriffen; daher kann sie auch l\u00f6sliche Kohlehydrate nicht vor der Zersetzung durch andere als Cellulosebakterien sch\u00fctzen.\nDie Erkl\u00e4rung der Ausnutzung der Cellulose als Kohlehydrat bei der Verdauung der Herbi- und Omnivoren, welche der biologischen Forschung solche R\u00e4tsel aufgegeben hat, ist vielmehr auf einfache Weise durch die Auffindung der l\u00f6slichen Kohlehydrate als Zwischenprodukte des bakteriellen Celluloseabbaus gegeben. Die hydrolytischen Fermente der den Magendarmtraktus bewohnenden Cellulosebakterien stellen dem Organismus der Tiere, die sie bewohnen, Cellobiose und\n\u2018) H. Pringsheim, Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft., 1912; vgl. auch Alf. Koch, Zentralbl. f. Bakt., II. Abt., Bd. 27. S. 1 (1910).\n*) Vgl- z- B. Scheunert, Diese Zeitschrift. Bd. 48, S, 9 (1906).\n3) Vgl. die Literaturzusammenstellung bei Zempl\u00e9n, Abderhalden, Biochem. Handlexikon. Bd. 2, S. 210 (1911).\n19*","page":281},{"file":"p0282.txt","language":"de","ocr_de":"282\nHans Pringsheim.\nweiterhin Glukose zur Verf\u00fcgung. Diese Zucker werden zuin gro\u00dfen Teile fortgef\u00fchrt und zum Ansatz ausgenutzt, ehe sie durch das G\u00e4rungsferment der Cellulosebakterien weiter zersetzt werden k\u00f6nnen. Der Proze\u00df verl\u00e4uft in v\u00f6lliger Analogie zu der Ausnutzung der intermedi\u00e4ren Spaltungsprodukte der Cellulose durch die Stickstoff bindenden Bakterien, bei dem er sich durch die Stickstoffsammlung quantitativ verfolgen lie\u00df. Da\u00df hierbei ein Teil der Abbauprodukte der Cellulose verloren geht, weil er der Verg\u00e4rung durch die Cellulosebakterien selbst verfallen mu\u00df, ist nur nat\u00fcrlich. Dadurch erkl\u00e4rt sich die Tatsache, da\u00df die Cellulose den l\u00f6slichen Kohlehydraten nicht gleichwertig gut ausgen\u00fctzt wird, daraus resultiert auch der Befund des Methans als Darmgas.\nExperimenteller Teil.\nA. Der Celluloseabbau durch denitrifizierende\nBakterien.\nNach dem Vorschlag von van Itenson leitet man eine denitrifizierende Cellulosezersetzung ein, indem man 2\u00b0/o Filtrierpapier in Leitungswasser unter Zusatz von 0,25 \u00b0!o KN03 und 0,05 \u00b0/o K3HP04 aufschwemmt, eine St\u00f6pselflasche mit der N\u00e4hrl\u00f6sung vollf\u00fcllt und mit Grabenmoder beimpft. Verwandt wurde ein Schlamm aus der Tiefe der B\u00e4che im hiesigen Tiergarten. Inkubiert man bei 37\u00b0, so setztim Laufe einer Woche energische Stickstoffentbindung ein, durch die das Papier in die H\u00f6he getrieben wird. Man setzt das Antiseptikum nun nicht sogleich zu, sondern gie\u00dft von der N\u00e4hrl\u00f6sung, die nun durch das aus dem Salpeter gebildete Kaliumcarbonat deutlich alkalisch ist, ab. Dann f\u00fcgt man zu dem Papier neue N\u00e4hrfl\u00fcssigkeit, in der man eventuell das KN03 durch Ba(N03)2 ersetzt. Durch die mehrfache Behandlung mit den denitrifizierenden Bakterien wird die G\u00e4rung verst\u00e4rkt und das Papier gewisserma\u00dfen ange\u00e4tzt, woraufhin die Spaltung in Hydrolyseprodukte bei Sistierung der G\u00e4rung durch das Antiseptikum gef\u00f6rdert wird. Der Ersatz des KN03 durch das Ba(N03)s hat den Zweck, die alkalische Reaktion, welche den Zuckern bei m Eindampfen gef\u00e4hrlich werden","page":282},{"file":"p0283.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den fermentativen Abbau der Cellulose.\n283\nkonnte, zu vermeiden und die schnelle Spaltung der Cellobiose in Glukose zu verz\u00f6gern. Denn der Baryt wirkt auf diesen Proze\u00df hemmend ein. Wie schon gesagt, kann man nach dem Waschen die nichtzersetzte Cellulose immer zu neuen Abbauversuchen verwenden; dann l\u00e4\u00dft sich die Verg\u00e4rung mit KN03 ganz vermeiden und man verg\u00e4rt nur einmal bis zur starken Stickstoffentbindung mit Ba(N03),. So vorbereitetes Papier wird als \u00aballe Cellulose\u00bb bezeichnet werden.\nNachweis der Glukose.\nUm einen hinderlichen Salzgehalt der stark zu konzentrierenden N\u00e4hrfl\u00fcssigkeit zu vermeiden, kann man die Vorschrift vanltensons dahin modifizieren, da\u00df man den Prozentgehalt von KN03 oder Ba(N03)2 auf 0,05 0/0 und den von K2HP04 auf 0,01 \u00b0/o reduziert. Diese Konzentrationen kamen immer in Anwendung.\n15 g alter Cellulose in */* 1 N\u00e4hrfl\u00fcssigkeit mit 0,05 \u00b0/o KNO.j wurde im Zustande starker Gasabgabe am 9. Febr. 1912 f\u00fcnf Minuten lang mit Toluol gesch\u00fcttelt, woraufhin die G\u00e4rung sistiert wurde. Nach 10 Tage langem Stehen bei 37\u00ae wurde vom unzersetzten Papier abfiltriert, im Vakuum bei 60\u201470\u00b0 auf kleines Volumen eingedampft, in der K\u00e4lte mit Alkohol gef\u00e4llt und nach dem Absaugen der ausgefallenen' Salze bei vermindertem Druck zur Trockne verdampft. Der in etwa 15 ccm Wasser aufgenommene R\u00fcckstand wurde jetzt mit wenig Harnstoff versetzt und nach schwachem Ans\u00e4uern mit Essigs\u00e4ure im Wasserbade erw\u00e4rmt. Dadurch werden eventuell als Zwischenprodukt der Nitratreaktion noch vorhandene Nitrite, die dem Phenylhydrazin gef\u00e4hrlich werden k\u00f6nnten, zerst\u00f6rt! Dann erhitzte man nach Zugabe von 1 g Natriumacetat und 0,5 g schneewei\u00dfem, aus Alkohol umkrystallisiertem Phenylhydrazinchlorhydrat l\u00bb/t Stunden im kochenden Wasser. Das sich bildende Osazongemisch wurde kalt abfiltriert und das Glukosazon durch Auskochen mit Wasser vom Cellobios&zon getrennt. Nachdem ersteres noch mit Chloroform gewaschen war, wurde es aus 50\u00b0/oigem Alkohol umkrystallisiert. Seine Menge betrug dann 0,04 g und sein Schmelzpunkt lag bei 205\u00ae.","page":283},{"file":"p0284.txt","language":"de","ocr_de":"284\nHans Pringsheim,\n0,009463 g Substanz gaben bei der mikroanalytischen .Stickstoffbestimmung nach Pregl (vgl. Abderhalden, Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden, Bd. V, Teil II, S. 1307 (1012) 1,242 ccm N bei 18\u00b0 und 749 mm.\nTheorie 15,0\u00b0/o N gef. 15,2\u00b0,o N.\nNachweis der Cellobiose.\nt> Liter einer Aufschwemmung von 3\u00b0/o alter Cellulose mit 0,05 \u00b0:0 Ba(NOs)8 wurden am 30. X. 10. mit einer Deni-trilikationskultur beimpft, am 2. XI. mit Toluol versetzt, worauf am 7. XI. Reduktion durch Fehlingsche L\u00f6sung nachweisbar war. Daraufhin wurde die von Papier abfiltrierte L\u00f6sung unter vermindertem Druck bei 60\u201470\u00bb bis auf 200 ccm abgedampft. Dann wurde das Baryum, welches die Hefeg\u00e4rung sch\u00e4digt, mit Natriumsulfatl\u00f6sung gef\u00e4llt, das Filtrat weiter auf 100 ccm eingedampft und mit absolutem Alkohol gef\u00e4llt, bis im Filtrat der b \u00e4llung nur noch geringe Salzmengen durch Alkohol niederzu-schlagen waren. Der Alkohol wurde hierauf im Vakuum zur Trockene verdampft, der R\u00fcckstand mit 200 ccm Wasser aufgenommen, durch Zusatz von Weins\u00e4ure auf einen Gehalt von 1 % dieser gebracht, um Bakterienverunreinigung hintanzuhalten, und unter Zusatz von 2 g frischer Pre\u00dfhefe drei Tage lang bei 30\u00b0 vergoren. Eine Probe dieser G\u00e4rfl\u00fcssigkeit wurde mit 0,5 g Natriumacetat versetzt, um der hydrolytischen Wirkung der Weins\u00e4ure vorzubeugen, und die Nitrite wieder mit Harnstoff zerst\u00f6rt. Darauf wurde zur Vertreibung des durch die G\u00e4rung gebildeten Alkohols zur Trockne verdampft, und der in 50 ccm Wasser aufgenommene R\u00fcckstand mit 0,3 g Phenylhydrazinchlorhydrat 11 * Stunden im siedenden Wasser erhitzt. Hierbei bildete sich kein unl\u00f6sliches Osazon mehr, ein Beweis, da\u00df alle Glukose vergoren war. Darauf wurde der Rest der G\u00e4rfl\u00fcssigkeit ebenso und zwar mit 3 g Natriumacetat, 2 g Harnstoff und 2 g Phenylhydrazinchlorhydrat behandelt. Nach dem 1 Va st\u00e4ndigem Erw\u00e4rmen im siedenden Wasser wurde zum Kochen erhitzt, worauf beim Erk\u00e4lten das Osazon des Disaccharids ausfiel. Es w urde abgesaugt, in der Reibschale zuerst mit Wasser und dann mit Chloroform ausgeknetet, nach dem Absaugen einmal aus wenig","page":284},{"file":"p0285.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den fermentativen Abbau der Cellulose.\t285\nWasser umkrystallisiert. mit \u00c4ther gewaschen und getrocknet. Erhalten wurden 0,35 g vom Schmelzpunkt 165\u00b0> Das Osazon wurde dann in 200 ccm Essig\u00e4ther gel\u00f6st und mit Petrol\u00e4ther ausgef\u00e4llt. Die so gereinigten 0,2 g zeigten nun den Schmelzpunkt von 198\u00b0, der von Sk raup und K\u00f6nig f\u00fcr das Cello-biosazon angegeben wurde.\nUm den Mischschmelzpunkt zu kontrollieren und die Drehung der aus Papier durch Acetylierung erhaltenen Cello-biose als Osazon zu bestimmen, wurde dieses dargestellt und in derselben Weise gereinigt.\nEs zeigte den Zersetzungspunkt von 198\u00b0 und analysierte :\n0,1226 g Subst. 11 ccm N bei 17\u00b0 und 759 mm.\nTheorie 10,77 \u00b0/o N, gefunden 10,42\u00b0/o N.\n0,1 g dieses Osazons in einer Mischung von 2 ccm Pyridin und 3 ccm absolutem Alkohol drehte bei Beleuchtung mit Auer-gaslicht im 1 dm-Rohr \u2014 0,36\u00b0 + 0,04\u00b0 nach links.\nDer Mischschmelzpunkt dieses Osazons mit dem durch den fermentativen Abbau erhaltenen zeigte am selben Thermometer mit dem durch Acetylierung erhaltenen Osazon den Zersetzungspunkt von 198\u00b0.\nDas Osazon des fermentativen Abbaus analysierte:\n0,1605 g Subst. 14,6 ccm N bei 15\u00b0 und 756 mm.\nTheorie 10,77 \u00b0/o N, gefunden 10,61 \u00b0'o N.\nEine andere, auf fermentativem Weg ebenso erhaltene Probe drehte: 0,1 g in 5 ccm Pyridinalkohol \u2014 0,30\u00b0 + 0.02\u00b0nach links.\nSpaltung mit Emulsin.\nDie Versuchsanstellung war hier zuerst genau dieselbe. 10 1 N\u00e4hrfl\u00fcssigkeit mit 0,05% Ba(NOs)t und 2% alte Cellulose. Beimpft am 2. XI. 10., Toluolzusatz am 6. XI., abgedampft am 9. XI. Nach der Verg\u00e4rung mit Hefe wurde zuerst nachgewiesen, da\u00df kein Glukosazon mehr gebildet wurde, und demnach alle Glukose vergoren war. Der Abdampfr\u00fcckstand wurde dann mit 40 ccm Wasser aufgenommen, und davon 5 ccm ohne und 35 ccm mit Zusatz von 1 g Emulsin (Kahlbaum) bei Toluolzusatz zwei Tage lang bei 37\u00b0 gehalten. Die 5 ccm erhielten einen Zusatz von 0,5 g Natrumacetat, 0,2 g Harnstoff","page":285},{"file":"p0286.txt","language":"de","ocr_de":"286\nHan\u00bb Fringsheim,\nund 0,3 g Phenylhydrazinchlorhydrat, die 35 ccm 2 g Natriumacetat, 1 g Harnstoff und 1,5 g Phenylhydrazinchlorhydrat Die 35 ccm wurden vor Zugabe des Phenylhydrazins,\u201c aber nach dem Auf kochen mit dem Natriumacetat zur Entfernung des Emulsins abgesaugt. Nach dem Erhitzen im Wasserbade wurde in der ;> ccm-Probe keine Spur von schwerl\u00f6slichem Osazon gebildet, ein Beweis, da\u00df Glukosazon nicht vorhanden war. Dagegen gab die emulsinhaltige Probe fast nur schwerl\u00f6sliches Osazon, das durch Auskochen mit Wasser von den geringen Mengen des ihm noch anhaftenden aus der noch ungespaltenen Cellobiose \u2014 die Spaltung ist nie quantitativ, vgl. Bertrand und Holderer \u2014 gebildeten Osazons befreit wurde. Nach dem Umkrystallisieren aus 50\u00b0/oigem Alkohol wurde 0,3 g des schwerl\u00f6slichen Osazons erhalten, die sich bei genau 205\u00bb zersetzten und sich auch durch die Analyse als Glukosazon erwiesen:\n0,150;i g Subst gaben 20,0 ccm N bei 16\u00bb und 759 mm.\nTheorie 15,64% N, gefunden 15,51% N.\n0,0522 g dieses Osazons drehten in 5 ccm Pyridinalkohoi un 1 dm-Rohr \u2014 0,74 + 0,02 nach links. Daraus berechnet sich f\u00fcr 0,1 g m 5 ccm Pyridinalkohoi (die darin nicht zur L\u00f6sung zu bringen waren), - 1,42\u00ab, was mit dem von Neuberg erhaltenen W ert von \u2014 1,50\u00b0 \u00fcbereinstimmt.\nEs war also durch das Emulsin aus der Cellobiose Glukose abgespalten worden. Genau dasselbe Resultat wurde mit Emulsin-Merck, erhalten.\nB. Der Celluloseabbau durch die Methang\u00e4rungs-\nbakterien.\nDie Methang\u00e4rung der Cellulose wurde nach den Angaben von O m e 1 i a n s k i *) eingeleitet. Da\u00df hierbei eine Methang\u00e4rung und nicht eine Wasserstoffg\u00e4rung der Cellulose in Gang gekommen war, mu\u00dfte durch eine Analyse der G\u00e4rgase bewiesen werden. Sie wurden zu diesem Zweck \u00fcber Wasser aufge-\nJena \u00c4Bd'\u00cf\u00c2\u201c'\"8^ l-hn'sct*\"","page":286},{"file":"p0287.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den fermentativen Abbau der Cellulose.\n287\nlangen und gasanalytisch untersucht. Die G\u00e4rgase, enthielten 66 % Methan.\nNachweis der Glukose.\n13 g schon einmal zu einer Methang\u00e4rung verwandter Cellulose wurden zusammen mit 5 g CaC03 in 4 l Leitungswasser, die 4 g (NH4)2S04, 0,6 g K8HP04 und 0,1 g MgS04 'b 7 H20 enthielten, aufgeschwemmt und am 4. II. 11. mit einer in starker G\u00e4rung befindlichen Kultur beimpft. Am 8. II. war die G\u00e4rung stark im Gange. Es wurde, immer bei 37\u00b0, Toluol zugegeben. Am 11. II. war noch keine Reduktion der N\u00e4hrfl\u00fcssigkeit bemerkbar, am 14. II. trat sie ein. Hierauf wurde die filtrierte L\u00f6sung stark eingedampft, mit Alkohol gef\u00e4llt und das alkoholische Filtrat zur Trockne verdampft. Der Abdampfungsr\u00fcckstand wurde in 20 ccm Wasser aufgenommen und mit 5 g Phenylhydrazinchlorhydrat und 8 g Natriumacetat 11'2 Stunden im siedenden Wasser erhitzt. Dann mu\u00dfte mit 130 ccm Wasser aufgekocht werden, um die Osazone zur Krystallisation zu bringen. Es wurde eine reichliche Menge des Osazongemisches erhalten, das durch Auskochen mit 100 ccm Wasser vom l\u00f6slichen Osazon befreit wurde. Der f\u00fcnfte Teil des schwerl\u00f6slichen Osazons gab nach dem Umkrystallisieren aus Alkohol 0,6 g vom Zersetzungspunkt 205\u00b0, die einen auf das Glukosazon stimmenden Stickstoffgehalt ergaben.\n0,2133 g Subst. 20,0 ccm N bei 10\u00b0 und 762 mm.\nTheorie 15,64 \u00b0/o N, gefunden 15,68\u00b0Io N.\n0,05 g des Osazons in 5 ccm Pyridinalkoholgemisch drehten im 1 dm-Rohr 0,63\u00b0 + 0,03\u00b0 nach links. Berechnet f\u00fcr 0,1 g in 5 ccm \u2014 1,26\u00b0. Theorie \u2014 1,50\u00b0.\nAuch in diesem Falle war neben dem Glukosazon ein in Wasser l\u00f6sliches Osazon erhalten worden. Dpch wurde auf seine genauere Identifizierung, ebenso wie bei den zun\u00e4chst zu beschreibenden Abbauversuchen mit Wasserstoffg\u00e4rem der Lellulose, verzichtet. Bei den Thermophilen sind diese Versuche wieder aufgenommen worden.","page":287},{"file":"p0288.txt","language":"de","ocr_de":"288\nHans Pringslieim,\nC. Der Celluloseabbau durch die Wasserstoffg\u00e4rungsbakterien.\nDie \\Y asserstoffg\u00e4rung der Cellulose war durch Beimpfung mit Schlamm aus dem Paulsborner See erhalten worden (vgl. die Mitteilungen der DLG., 1. c.). Jedoch waren die G\u00e4rgase nicht v\u00f6llig frei von Methan. Sie enthielten 71,3 % C02, 21,3 \u2022/o H und geringe Mengen Methan und Stickstoff.\nNachweis der Glukose.\nAngewandt 20 g Papier, 5 g CaC03, 3 g (NH4),S04 in 5 1 Leitungswasser. Beimpft am 1. Febr. 1012. Mit Toluol gesch\u00fcttelt am 6. Febr. Reduktion war am 12. Febr. zu bemerken,\n\u00ab\tt\nworaufhin wie fr\u00fcher, nur mit der Ab\u00e4nderung verarbeitet wurde, da\u00df die Kalksalze in der alkoholischen L\u00f6sung noch mit Schwefels\u00e4ure gef\u00e4llt und das Filtrat dann unter Zusatz des Natriumacetats eingedampft wurde, beim Eindampfen ging die Hauptmenge der durch die Schwefels\u00e4ure in Freiheit gesetzten aus der G\u00e4rung stammenden Fetts\u00e4uren fort. Der Zusatz des Natriumacetats diente dazu, den geringen \u00dcberschu\u00df an Schwefels\u00e4ure unsch\u00e4dlich zu machen. Nach diesem Verfahren wurde in letzter Zeit immer gearbeitet. Die Wasserstoffg\u00e4rung war verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig wenig energisch verlaufen. Die Folge davon war, da\u00df auch die Menge der erhaltenen Ozazone hinter den bei der Methang\u00e4rung isolierten zur\u00fcckblieb.\nAusbeute 0,2 g Glukosazon vom Schmelzpunkt 205\u00b0.\n0,1201 g Subst. gaben 15,7 ccm N bei 18\u00b0 und 770 mm.\nTheorie 15,64 % N, gefunden 15,32%.\nD. Der Celluloseabbau durch thermophile Bakterien.\nDie thermophile Zersetzung der Cellulose wurde nach den Angaben von Macfayen und Blaxatl1) eingeleitet, wobei Pferdemist als Impfmaterial in Anwendung kam. Schon nach zwei Tagen setzte die unter starker Gasabgabe vor sich gehende\n*) Macfayen und B taxait, Transactions of the Jenner Institut of Preventive Med., 2. Serie. 1899, S. 182.","page":288},{"file":"p0289.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den fermentativen Abbau der Cellulose\t289\nG\u00e4rung ein.1) Bei Anwendung von organisch gebundenem Stickstoff\u2019 als Stickstoffquelle konnte eine beliebige Zahl von Umimpfungen bei 60\u00b0 vorgenommen werden.\nNachweis der Glukose und der Cellobiose.\n15 g Filtrierpapier und 2 g CaCOs wurden in einer L\u00f6sung von 0,01g KaHPO<, Spuren von MgSOs-f-7 HtO und eines Maggi-Bouillonw\u00fcrfels (enthaltend 0,14:56 g N) in 41 Leitungswasser aufgeschwemmt (der Maggiw\u00fcrfel enthielt keine reduzierenden Substanzen). Nach sechst\u00e4giger G\u00e4rung bei 55\u00b0 wurde 1 g Jodoform gel\u00f6st in 100 ccm Aceton zugesetzt und am folgenden Tage nach Filtration stark eingedampft, mit Alkohol gef\u00e4llt und das Filtrat der Salze zur Trockne verdampft. Der Trockenr\u00fcckstand wurde in 30 ccm Wasser aufgenommen und mit 6 g Phenylhydrazinchlorhydrat und 9 g Natriumacetat Stunden in siedendem Wasser erhitzt. Das Osazongemenge fiel hierbei gleich krystallinisch aus. Es wurde nach dem Abk\u00fchlen abgesaugt und mit Wasser ausgekocht. Das l\u00f6sliche Osazon zeigte nach zweimaligem Umkrystallisieren aus Wasser schon den Zersetzungspunkt von 195\u00b0. An unl\u00f6slichem Osazon wurden nach dem Umkristallisieren aus Alkohol 0,35 g erhalten, die sich bei 2050 zersetzten.\n0,1812 g Subst. gaben bei 22\u00b0 und 766 mm 24,8 ccm N Theorie 15,64\u00b0/o N, gefunden 15,63\u00b0/o N.\nIn einem andern Versuch wurden aus einer 61-G\u00e4rung einen Tag nach dem Versetzen mit Thymol 0,3 g Glukosazon und 0,4 g Cellobiosazon erhalten. Das Verh\u00e4ltnis von Cellobiose zu Glukose ist also bei der thermophilen Zersetzung ein g\u00fcnstigeres, besonders wenn man ber\u00fccksichtigt, da\u00df bei der Darstellung des l\u00f6slichen Osazons weit mehr als bei der des schwerl\u00f6slichen verloren geht. Wurde die Hydrolyse aber w\u00e4hrend zwei Tagen bestehen gelassen, so konnte nur noch wenig Cellobiosazon gewonnen werden, ein Beweis, da\u00df die Cellobiose bei der hohen Temperatur schnell gespalten wird.\n*) Genaueres \u00fcber den Verlauf dieser G\u00e4rung werde ich im Zentral-blatt f. Bakt., II. Abt., milteilen.","page":289},{"file":"p0290.txt","language":"de","ocr_de":"290\nHans Pringsheim,\nNach dem Auskochen mit Ligroin zeigte das Cellobiosazon den Zersetzungspunkt von 195\u00b0.\n0,0734 g Subst. gaben bei 21\u00b0 und 767 mm 6.8 ccm N.\nTheorie 10,77% N, gefunden 10,66 % N.\n0,1 g in 5 ccm Pyridinalkoholgemisch drehten im 1 dm-Rohr bei Beobachtung mit Auerlieht \u2014 0,35\u00b0 -f 0,02\u00b0, Theorie 0,36\u00b0.\nNachweis der Cellobiose.\nEs war noch der Beweis zu f\u00fchren, da\u00df auch in diesem Falle ein durch Hefe nicht verg\u00e4rbares Disaccharid entsteht. Deshalb wurde in 2 1 N\u00e4hrfl\u00fcssigkeit genau wie vorher verfahren, die Glukose aber in schwach weinsaurer L\u00f6sung mit Va g Hefe bei 30\u00b0 vergoren, ehe die Osazone dargestellt wurden, ln der Tat erwies sich das erhaltene Osazon als wasserl\u00f6slich. Es war demnach frei von Glukosazon und analysierte wie folgt:\n0,0774 g Subst. gaben 7,2 ccm N bei 16\u00b0 und 749 mm.\nTheorie 10,77% N, gefunden 10,93% N.\nTermophile Wattezersetzung.\nAus 2 1 N\u00e4hrfl\u00fcssigkeit konnte einen Tag nach dem Anhalten der G\u00e4rung vermittelst Jodoform 0,2 g Glukosazon gewonnen werden. Schmelzpunkt 205\u00b0.\nE. Einflu\u00df der Temperatur auf den Celluloseabbau.\nIn allen bisher angef\u00fchrten Versuchen und den zahlreichen orientierenden, welche ihnen als Wegweiser dienten, wurde der hydrolytische Abbau bei der f\u00fcr die Entwicklung und die G\u00e4rung der verschiedenen Cellulosezersetzer optimalen Temperatur vorgenommen. Mit anderen Worten hei\u00dft das, da\u00df die Kulturen nach Zusatz des Antiseptikums zum Zwecke der Ansammlung der intermedi\u00e4ren Spaltungsprodukte bei der Denitrifikation, der Methan- und der Wasserstoffg\u00e4rung bei 37 \u00b0, bei der thermophilen Zersetzung bei 550 aufgestellt wurden. Um die Temperaturgrenzen der Wirksamkeit der Cellulose zu erforschen, eignete sich am besten die thermophile G\u00e4rung, da sie am reichsten an Abbaufermenten ist. Es wurden daher solche G\u00e4rungen bei 55\u00b0 eingeleitet, dann aber nach Jodoform-","page":290},{"file":"p0291.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den fermentativen Abbau der Cellulose.\t291\nzusatz oder auch ohne Beigabe irgend einer g\u00e4rungshemmenden Substanz sofort bei anderen Temperaturen auf bewahrt. Unterhalb der geeigneten Temperatur f\u00fcr die Entwicklung der ther-mophilen Cellulosezersetzer wurde so bei 10\u00b0 in mehreren Versuchen gar keine Reduktion der Fehlingschen L\u00f6sung mehr erhalten. Das Ferment kann also bei dieser Temperatur keine nachweisbare Spaltung der Cellulose mehr vollziehen. Bei 20\u00b0 war nach 24 Stunden deutliche Reduktion wahrzunehmen und aus 2 1 der wie gew\u00f6hnlich zusammengesetzten Verdauungsfl\u00fcssigkeit wurde 0,25 g Glukosazon neben geringen Mengen des Osazons der Cellobiose isoliert. Aber schon durch die blo\u00dfe Abk\u00fchlung auf 20\u00b0 wird auch ohne Zugabe g\u00e4r-hemmender Stoffe eine v\u00f6llige Sistierung der Verg\u00e4rung erreicht, wobei sich die hydrolytischen Abbauprodukte anh\u00e4ufen. Aus */\u00bb 1 der Hydrolysefl\u00fcssigkeit konnte hier nur 0,015 g Glukosazon vom Schmelzpunkt 205\u00b0 gewonnen werden, weil das Anhalten der G\u00e4rung durch die Abk\u00fchlung offenbar nicht so ruckweise gelingt wie durch das Jodoform, soda\u00df noch ein Teil der Abbauprodukte durch Verg\u00e4rung verloren geht.\nOberhalb der geeigneten G\u00e4rtemperatur von 55\u00b0 wurde \u00fcber 70\u00b0 keine Reduktion mehr erhalten, wenn nach Jodoformzusatz bei dieser Temperatur aufbewahrt wurde. Die Wirksamkeit der Cellulase wird also hier aufgehoben. Dagegen ist das Ferment bei 67\u00b0 noch wirkungskr\u00e4ftig, wenn auch in geschw\u00e4chtem Ma\u00dfe. Die Cellobiase dagegen verliert bei diesem Temperaturgrad ihre Spaltungskraft. Deshalb konnte der Abbau bei der Cellobiose angehalten und ohne vorherige Verg\u00e4rung mit Hefe ein vom Glukosazon freies, in Wasser l\u00f6sliches Cello-biosazon isoliert werden. Aus 21 Verdauungsfl\u00fcssigkeit wurden davon 0,05 g erhalten, die wie folgt analysierten:\n0,009148g Substanz gaben 0,81 ccm N bei 18\u00b0 und 756 mm.\nTheorie 10,7% N, gefunden 10,4% N.\nDie Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft hat mich in der Ausf\u00fchrung dieser Arbeit durch Bewilligung von Mitteln unterst\u00fctzt. Ihr, sowie Herrn Dr. Langhans, der mir mit Geschick zur Seite stand, bin ich zu Dank verpflichtet.","page":291}],"identifier":"lit19498","issued":"1912","language":"de","pages":"266-291","startpages":"266","title":"\u00dcber den fermentativen Abbau der Cellulose","type":"Journal Article","volume":"78"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:27:52.320980+00:00"}