Open Access
{"created":"2022-01-31T15:21:07.111897+00:00","id":"lit19501","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Zaribnicky, Franz","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 78: 327-332","fulltext":[{"file":"p0327.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die chemische Zusammensetzung der Pferdelymphe.\nVon\nDr. Franz Zaribnicky.\n(Aus dem Laboratorium f\u00fcr medizinisch!) Chemie der k. und k. Tier\u00e4rztlichen Hochschule\nin Wien.)\n(Der Redaktion zugegangcn am 21*. M\u00e4rz 11*12.)\nOber die Lymphe vom Pferde liegen nur wenige Untersuchungen vor. Da auch diese \u00e4lteren Datums sind, d\u00fcrfte die Ver\u00f6ffentlichung einer ijeuen Untersuchung wohl am Platze sein. Material zu einer solchen Untersuchung bot sich mir in gr\u00f6\u00dferer Quantit\u00e4t, als ein Pferd mit einem Lymphangiom am Vorderfu\u00dfe der chirurgischen Klinik der Wiener Tier\u00e4rztlichen Hochschule zuwuchs, ln dankenswerter Weise \u00fcberlie\u00df mir der Vorstand dieser Klinik, Herr Professor Dr. Theodor Schmidt, die von dem Tiere intra vitam gewonnene Lymphfl\u00fcssigkeit zur chemischen Untersuchung. Ich will jedoch k\u00e9ineswegs behaupten, da\u00df durch diese einzige Untersuchung schon die Frage der chemischen Zusammensetzung der Pferdelymphe, geschweige denn der Pflanzenfresserlymphe \u00fcberhaupt ersch\u00f6pft werden kann, doch wird es einiges Interesse bieten, die von mir gewonnenen Resultate mit den bis jetzt vorliegenden) Analysen von Pferdelymphe zu vergleichen und in eine Parallele zu stellen mit den Resultaten, die an Lymphe vom Menschen und den Fleischfressern gewonnen worden sind.\nZur Orientierung \u00fcber den Fall seien aus der. Krankengeschichte nur folgende Daten angef\u00fchrt:\nDas Pferd ist der Klinik am 22. Dezember 1908 unter Prot.-Nr. 4562 zugewachsen.\nNationale: Dunkelfuchs, Wallach, mit Bl\u00e4sse, am rechten Vorderfu\u00dfe ungleich, am rechten Hinterfu\u00dfe bis zum halben Schienbein wei\u00df, 10 Jahre alt, 150 cm hoch.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXVIII.\n22","page":327},{"file":"p0328.txt","language":"de","ocr_de":"Franz Zaribnicky.\n328\nAnamnese: Seit M\u00e4rz 1908 trat ohne nachweisbare Ursache eine kleine Geschwulst im Fessel des rechten Vorderfu\u00dfes auf, die nach und nach den ganzen Vorderfu\u00df einnahm. Allgemeinbefinden gut.\nStatus praesens : Rechte vordere Extremit\u00e4t bis zum Ellbogengelenk umfassend geschwollen ; die Geschwulst erstreckt sich aufw\u00e4rts bis auf die Unterbrust. Im Schritt mittelgradige Lahmheit (Hangbeinlahmheit) nachweisbar.\nDiagnose: Lymphangioma cavernosum cutis et subcutis.\nDie erste Er\u00f6ffnung der Geschwulst (Probepunktion) erfolgte am 24. Dezember 1908; aus der Wunde sickerte noch mehrere Tage hernach klares Sekret.\nDie zweite Er\u00f6ffnung (Incision) erfolgte am 22. Januar 1909, wobei auch Gewebe f\u00fcr die histologische Untersuchung entnommen wurde ; die histologische Untersuchung best\u00e4tigte die gestellte Diagnose.\nDas Tier wurde am 13. Februar 1909 get\u00f6tet. Die bei der Probepunktion gewonnene Fl\u00fcssigkeit, ca. 400 ccm, war blutig gef\u00e4rbt. Beim Stehen gerann sie und schied ein gelbes Serum ab. Nach gleichm\u00e4\u00dfiger Mengung des Serums mit dem zerkleinerten Gerinnsel wurden die meisten der im folgenden beschriebenen Untersuchungen mit Teilen dieser Probe angestellt. Die Fl\u00fcssigkeit von der Incision, an Menge etwa 900 ccm, von gleichem Aussehen wie die erste, diente, abgesehen von einigen qualitativen hier nicht n\u00e4her beschriebenen Proben, nur zu einer Eiwei\u00dfbestimmung und zur quantitativen Analyse der Asche.\nDie quantitative Analyse ergab f\u00fcr 1000 g Fl\u00fcssigkeit:\n\tI.\tII.\nPunktion\t\tIncision\nWasser\t950,93\t\nFeste Stoffe\t49,07\t\nKoagulierbares Eiwei\u00df\t43,0\t00,43\nGlobuline\t35,35\t\nFett\t0,112\t\n(iesamt-N\t7,17\t\nUnorganische Stoffe\t0,81\t","page":328},{"file":"p0329.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die chemische Zusammensetzung der Pferdelymphe. 329\nDie Analyse der Asche ergab f\u00fcr 1000 g Fl\u00fcssigkeit:\nKalium (K)\t0,156\tSchwefels\u00e4urerest (S04)\t0,379\nNatrium (Na)\t2,419\tChlor (CI)\t2,947\nCalcium (Ca)\t0,097\tPhosphors\u00e4urerest (P04)\t0,118\nMagnesium (Mg)\t0,027\tKohlens\u00e4urerest (C03)\t0,520\nEisen (Fe)\t0,035\t\t\n\tln \u00c4quivalenten :\t\t\nKalium (K)\t0,066\tSchwefels\u00e4urerest (S04)\t0,114\nNatrium (Na)\t1,545\tChlor (CI)\t1,221\nCalcium (Ca)\t0,071\tPhosphors\u00e4urerest (POJ\t0,055\nMagnesium (Mg)\t0,028\tKohlens\u00e4urerest (C03)\t0,255\nEisen (Fe)\t0,018\t\t\nSumme\t1,662\tSumme\t1,645\nAu\u00dferdem wurde noch qualitativ gepr\u00fcft: auf Traubenzucker: (20 ccm Fl\u00fcssigkeit durch Kochen von Eiwei\u00df befreit und mit Fehlingscher L\u00f6sung gepr\u00fcft);\nauf Harnstoff und Allantoin: (100 ccm Fl\u00fcssigkeit durch Kochen von Eiwei\u00df befreit, mit salpetersaurem Quecksilberoxyd und kohlensaurem Natrium gef\u00e4llt, der Niederschlag mit Schwel'el-wasserstofTgas zerlegt, nach Entfernen des Schwefelquecksilbers und Einengen auf Krystal le von salpetersaurem Harnstoff untersucht und mit der Biuretreaktion gepr\u00fcft, weiters zur Pr\u00fcfung auf Allantoin mit Quecksilberoxydulnitrat gef\u00e4llt und der Niederschlag mit Schwefelwasserstoff zerlegt1));\nauf Harns\u00e4ure und Xanthinbasen : (Abscheidung versucht aus 100 ccm nach der Methode Salkowski-Ludwig).\nAlle diese qualitativen Pr\u00fcfungen fielen negativ aus: wegen der verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig geringen Fl\u00fcssigkeitsmengen, welche diesen qualitativen Pr\u00fcfungen gewidmet worden sind, darf aus diesen negativen Resultaten nur der Schlu\u00df gezogen werden, da\u00df betr\u00e4chtliche Mengen dieser Stoffe in der Pferdelymphe nicht enthalten waren. Zur Frage, ob diese Fl\u00fcssigkeit,* abgesehen von der \u00fcbrigens anscheinend nicht betr\u00e4chtlichen Blutbeimengung, normaler Lymphe entspricht, mu\u00df zun\u00e4chst in Betracht\n*) Die ausgezeichnete Methode von Wiechowski war damals noch nicht publiziert.\n22*","page":329},{"file":"p0330.txt","language":"de","ocr_de":"330\nFranz Zaribnicky.\ngezogen werden, da\u00df die Geschwulst von vornherein keinerlei Entz\u00fcndungserscheinungen zeigte, so da\u00df exsudative Prozesse kaum mitgespielt haben d\u00fcrften.\nNach der Punktion machte die Geschwulst einen phlegmon\u00f6sen Proze\u00df durch, welcher zur Zeit der Incision, nach den \u00e4u\u00dferen Erscheinungen zu urteilen, bereits abgeheilt war, doch scheint der betr\u00e4chtlich erh\u00f6hte Eiwei\u00dfgehalt der zweiten Fl\u00fcssigkeit gegen\u00fcber der ersten jedenfalls auf diesen phlegmon\u00f6sen Proze\u00df zur\u00fcckzuf\u00fchren zu sein. Wenn demnach die Fl\u00fcssigkeit auf einen Entz\u00fcndungsproze\u00df noch andauernd durch eine so kolossale Erh\u00f6hung des Eiwei\u00dfgehaltes (um die H\u00e4lfte) reagieren kann, so wird wohl der Eiwei\u00dfgehalt der Fl\u00fcssigkeit bei der Punktion normalen Verh\u00e4ltnissen entsprochen haben.\nBei einer Vergleichung meiner Resultate mit den Ergebnissen der in der Literatur niedergelegten Untersuchungen von Pferdelymphe (Gmelin, Leuret und Lassaigne, Geiger, Nasse, Reuss und Emert,1) endlich von C. Schmidt2)), welche \u00fcbrigens alle \u00e4lteren Datums sind, ergibt sich, da\u00df, was von vornherein zu erwarten war und was ja auch an menschlicher Lymphe wiederholt konstatiert worden ist, die Mengen der organischen Bestandteile in der Pferdelymphe au\u00dferordentlich wechseln. Sie sind zweifellos abh\u00e4ngig von der Nahrungsaufnahme, sowie von der Region, aus welcher die Lymphe entnommen worden ist, abgesehen von akzidentellen Umst\u00e4nden, wie Entz\u00fcndungen, Absackung von Lymphe und dgl. mehr.\nAuch die Aschenmengen differieren innerhalb ziemlich weiter Grenzen (5\u201414\u00b0,oo). Von den genannten Untersuchern hat nur C. Schmidt Analysen der Asche der Pferdelymphe durchgel\u00fchrt, und zwar hat er aus dem Halsstrange eines F\u00fcllens zu verschiedenen Zeiten zwei Proben von Lymphe und au\u00dferdem ebenso zwei Proben Chylus von demselben F\u00fcllen entnommen.\t<\nVon den Zahlen C. Schmidts, welche untereinander gut\n') S\u00e4mtliche zitiert nach Gorup-Besanez. Lehrbuch der Chemie. 3. Bd.. 1871.\n*) Zitiert nach Hoppe-Seyler, Lehrbuch der physiologischen Chemie, S. \u00f692.","page":330},{"file":"p0331.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die chemische Zusammensetzung der Pferdelymphe. 381\n\u00fcbereinstimmen, weichen meine Zahlen erheblich ab. Manche Differenz mag wohl auf das jugendliche Alter des von C. Schmidt untersuchten 1 ferdes zur\u00fcckzut\u00fchren sein. Von Aschenanalysen aus menschlicher Lymphe finden sich nur zwei in der Literatur vor und zwar von R. Zeynek (Inhalt zweier Lymphzysten)\nund E. Ludwig (Chylangioma cavernosum in abdomine eines Knaben *)).\nHX) g Fl\u00fcssigkeit enthielten:\n\tv. Zeynek\tLudwig\teigene\nKaliumoxyd (K20)\t0,210\t0,29\t0,212\nNatriumoxyd (Nas\u00f6)\t3,802\t3,84\t3,265\nCalciumoxyd (CaO)\t0,735\t0,11\t0,135\nMagnesiumoxyd (MgO)\t0,050\t0,03 \u2022\t0,039\nEisenoxyd (Fe203)\t\u2014\t\u2014\t0,050\nSchwel'els\u00e4ureanhydrid\t(S03) 0,837\t0,23\t0,309\nChlor (CI)\t3,235\t3,41\t2,947\nPhosphors\u00e4ureanhydrid\t(PA) 0,309\t0,15\t0,089\nKohlendioxyd (C()2)\t0,837\t5,83\t0,381\nVergleiche ich nun diese Zahlen mit\t\tmeinen Zahlen, so\t\nergibt sich eine auffallende\t\u00dcbereinstimmung\tder von E\t!. Ludwig\nmit den meinigen, welche\tsich auf alle Bestandteile,\t\t, mit Aus-\n,7\t---\nn\u00e4hme des wohl als akzidentell zu bezeichnenden Kohlens\u00e4urewertes erstreckt. Gegen\u00fcber der v. Zeynekschen Untersuchung ergeben sich, obwohl sonst ziemlich gute \u00dcbereinstimmung herrscht, erheblichere Differenzen im Calcium- und Schwefels\u00e4uregehalt, welche wohl zum Teile daraus erkl\u00e4rt werden k\u00f6nnen, da\u00df v. Zeynek abgesackte Lymphe untersucht hat.\nAnalytische Belege.\nTrockensubstanz und Asche : 9,0628 g Fl\u00fcssigkeit 1:0,4447 g Trockensubstanz und 0,0617 g Asche.\nEiwei\u00df: 10 ccm Fl\u00fcssigkeit I: 0,4300 g Koagulum. 10 ccm Fl\u00fcssigkeit II: 0,6043 g Koagulum.\nGlobuline: 13,32 g Fl\u00fcssigkeit I mit dem gleichen Volumen ges\u00e4ttigter L\u00f6sung von schwefelsaurem Ammonium versetzt, lieferten 0,4709 g Niederschlag.\n') Diese Zeitschrift. Bd. 20, S. 462 und S. 467.","page":331},{"file":"p0332.txt","language":"de","ocr_de":"332\nFranz Zaribnicky, \u00dcber Pferdelymphe.\nGesamtstickstoff (K je Ida hl) : 10 ccm Fl\u00fcssigkeit I verbrauchen 10 ccm Schwefels\u00e4ure (1 ccm = 0,9976 ccm Normal) und 55,9 ccm Lauge (1 ccm = 0,087 ccm Normal).\nFett: 100 ccm Fl\u00fcssigkeit mit Seesand zur Trockne verdampft liefern im Soxhletschen Apparat 0,0112 g \u00c4therextrakt.\nAschenanalyse: ca. 800 ccm Fl\u00fcssigkeit 11 liefern 4,6112 g Asche, davon sind in Wasser unl\u00f6slich 0,1880 g (gewogen nach S\u00e4ttigung mit Kohlens\u00e4ure).\n1.\tDer unl\u00f6sliche Anteil verliert beim Gl\u00fchen 0,0125 g (entspr. C02); der Gl\u00fchr\u00fcckstand in verd\u00fcnnter Salpeters\u00e4ure gel\u00f6st, die L\u00f6sung auf 100 ccm gestellt war frei von Schwefels\u00e4ure. 20 ccm dieser L\u00f6sung lieferten nach Abscheidung der Phosphors\u00e4ure durch Eisenchlorid und essigsaurem Natrium 0,0165 g Galciumoxyd und 0,0107 g Magnesiumpyrophosphat.\nPhosphors\u00e4ure wurde aus der Differenz berechnet.\n2.\tDie filtrierte L\u00f6sung der Asche wurde auf 1000 ccm gestellt.\nSchwefels\u00e4ure, Alkalien: 200ccm dieser L\u00f6sung lieferten 0,1220 g Baryumsulfat, das Filtrat von Baryumsulfat lieferte 0,8785 g Alkalichloride und 0,1479 g Kaliumplatinchlorid.\nCalcium, Magnesium: 200 ccm L\u00f6sung lieferten 0,0018 g Calciumoxyd und 0,0039 g Magnesiumpyrophosphat.\nPhosphors\u00e4ure : 200 ccm L\u00f6sung mit Molybd\u00e4ns\u00e4ure gef\u00e4llt, lieferten einen Niederschlag, aus dessen L\u00f6sung durch F\u00e4llung mit Magnesiamixtur 0,0064 g Magnesiumpyrophosphat gewonnen wurden.\nChlor: 200 ccm L\u00f6sung lieferten 1,5886 g Chlorsilber und 0,0189 g Silber.\nKohlens\u00e4ure: 50 ccm L\u00f6sung verbrauchten bei der Titrierung (Lackmus als Indikator) 1,4 ccm Schwefels\u00e4ure (1 ccm = 0,9617 ccm Normal) und 9,7 ccm Lauge (1 ccm = 0,0806 ccm Normal).","page":332}],"identifier":"lit19501","issued":"1912","language":"de","pages":"327-332","startpages":"327","title":"\u00dcber die chemische Zusammensetzung der Pferdelymphe","type":"Journal Article","volume":"78"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:21:07.111902+00:00"}