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{"created":"2022-01-31T14:17:41.789228+00:00","id":"lit19508","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Abderhalden, Emil","role":"author"},{"name":"Arno Ed. Lamp\u00e9","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 78: 396-401","fulltext":[{"file":"p0396.txt","language":"de","ocr_de":"Weitere Versuche \u00fcber das Fettspaltungsverm\u00f6gen des Blutes und des Plasmas unter verschiedenen Bedingungen.\nVon\nEmil Abderhalden und Arno Ed. Lampe.\nMil \u00e4i Kurvenzeichnungon im Text.\n(Aus dem physiologischen Institute der Universit\u00e4t Halle a. S.)\n(Her Redaktion zitgfgangen am 4. April 191*'.\u00bb\nIn einer fr\u00fcheren Mitteilung des einen von uns und Ko na1) ist gezeigt worden, da\u00df das Verm\u00f6gen des Blutes und des Serums, Tributyrin zu spalten, durch die \u00dcberschwemmung des Blutes mit (k\u00f6rperfremdem) Fett stark gesteigert wird. Uns interessierte die Frage, ob sich w \u00e4hrend einer l\u00e4nger dauernden Hungerperiode Unterschiede im Fettspaltungs-verin\u00f6gen des Blutes und Plasmas zeigen. Diesen Versuchen lag folgender Gedankengang zugrunde. Durch zahlreiche Versuche ist bewiesen worden, da\u00df das Blutplasma nach der parenteralen Zufuhr artfremden Materials Fermente enth\u00e4lt, die imstande sind, die zugef\u00fchrten Stoffe abzubauen. Vorl\u00e4ufig mu\u00df die Einschr\u00e4nkung gemacht werden, da\u00df eine derartige Reaktion speziell bei Proteinen nur nach der Zufuhr von Stoffen beobachtet werden konnte, die eine komplizierte Struktur besa\u00dfen. Fs liegt dies h\u00f6chstwahrscheinlich an einem Mangel an geeigneten Methoden. Es ist kaum zu bezweifeln, da\u00df der Organismus auch auf einfachere, dem Blute strukturfremde Stolfe in analoger Weise durch Abgabe von Agenzien antwortet, die durch Zerlegung des fremden Stoffes das Fremdartige beseitigen. Bei den Kohlenhydraten konnten wenigstens bereits solche\n') Emil Abderhalden und Peter Rona, Studien \u00fcber das Fett-spaltungsverm\u00f6gen des Blutes und Serums des Hundes unter verschiedenen Bedingungen. Diese Zeitschrift, Bd. 75, S. 90, 1911.","page":396},{"file":"p0397.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Fettspaltungsverm\u00f6gen des Blutes usw. 397\nFermente beobachtet werden, wenn Disaccharide wie Rohrzucker und Milchzucker parenteral zugef\u00fchrt wurden. Wir haben in dem Auftreten bestimmter Fermente im Blute ein au\u00dferordentlich feines Reagens f\u00fcr das Vorhandensein blutfremder Stoffe vor uns. Wie k\u00fcrzlich gezeigt wurde, reagiert der schwangere Organismus auf arteigenes, jedoch blutfremdes Zellmaterial genau so, wie auf artfremdes.1)\nW\u00e4hrend der Hungerperiode findet ohne Zweifel ein lebhafter Transport von Zellmaterial statt. Wir wissen, da\u00df manche Organe lange Zeit ihren Bestand beibehalten, w\u00e4hrend andere rasch abnehmen. Man stellt sich allgemein vor, da\u00df die ersteren Organe auf Kosten der letzteren ihren Bestand m\u00f6glichst lange aufrecht erhalten, bis dann schlie\u00dflich schwere St\u00f6rungen aller Art auftret en und der Organismus zugrunde geht. Zun\u00e4chst wird ohne Zweifel nur abgebautes Material aus den Zellen an das Blut abgegeben. Es ist denkbar, da\u00df schlie\u00dflich auch Stoffe \u00fcbergehen, die noch zelleigen und infolgedessen blutfremd sind. Diese Fragestellungen lassen sich zurzeit mit keiner feineren und besseren Methodik verfolgen als durch den Nachweis bestimmter Fermente im Blut.\nUnsere Versuchsanordnung war eine sehr einfache. Wir pr\u00fcften in der in der fr\u00fcheren Mitteilung angegebenen Weise das Spaltverm\u00f6gen des Blutes und des Serums unter Anwendung von Tributyrin als Substrat bei n\u00fcchternen Hunden.*) Diese hungerten dann l\u00e4ngere Zeit. Von Zeit zu Zeit wurde das Spaltverm\u00f6gen wieder festgestellt. Bei Versuch 2 erhielt der Hund w\u00e4hrend der Hungerperiode an zwei Tagen vor der Blutentnahme Fett, Kohlenhydrate und Ammonacetat. Der Einflu\u00df dieser Ern\u00e4hrung ist sehr deutlich.\n*) Emil Abderhalden und Miki Kiutsi, Biologische Untersuchungen \u00fcber Schwangerschaft. Die Diagnose der Schwangerschaft mittels der optischen Methode und des Dialysierverfahrens. Diese Zeitschrift, Bd. 77, S. 249, 1911.\n*) Wir verwendeten zur Tropfenz\u00e4hlung den auf S. 169 des \u00abPhysiologischen Praktikums\u00bb von Emil Abderhalden (Julius Springer 1912) abgebildeten Apparat.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXVIII.\n27","page":397},{"file":"p0398.txt","language":"de","ocr_de":"Eiml Abderhalden und Arno Ed. Latnp\u00e9,\n398\nDie folgenden Kurven geben die erhaltenen Resultate wieder. Wir fanden, da\u00df das Blut und das Serum beim n\u00fcchternen, gut gen\u00e4hrten Hunde Tributyrin gar nicht oder h\u00f6chstens geringf\u00fcgig zerlegt. Sobald das Tier hungert, tritt Spaltverm\u00f6gen auf. Es nimmt, wenigstens bei Versuch 1, mit der Dauer der Hungerperiode zu. Bei Versuch 1 hatte der Hund 1,9 kg an K\u00f6rpergewicht verloren, bei Versuch 2 1,38 kg und bei Versuch 3 1,9 kg. Nach unseren sonstigen Beobachtungen m\u00f6chten wir die Ergebnisse unserer Versuche, die sich auch mit fr\u00fcheren, nicht ver\u00f6ffentlichten, decken, im Sinne eines vermehrten Fetttransportes deuten. Das Fett nimmt gegen\u00fcber den Kohlenhydraten und Proteinen ohne Zweifel eine Sonderstellung ein. Es wird einmal dem Blute zum,gr\u00f6\u00dften Teil unter Umgehung der Leber zugef\u00fchrt. Es verschwindet ferner sehr bald wieder aus ihm bis auf eine geringe Menge. W\u00e4hrend wir f\u00fcr den Gehalt des Plasmas an Wasser, Salzen, Proteinen, Kohlenhydraten stets ann\u00e4hernd gleiche Werte finden, ist das bekanntlich f\u00fcr das b ett nicht der Fall. Nach einer fettreichen Mahlzeit k\u00f6nnen wir das Fett des Blutes direkt abrahmen. Ein gro\u00dfer Teil des Fettes befindet sich ohne Zweifel nur vor\u00fcbergehend im Blute. Vor seiner Entfernung soll es nach der Vorstellung mancher Autoren in seine Komponenten zerlegt werden. Unsere Beobachtungen sprechen ebenfalls f\u00fcr eine solche Annahme. Die von uns verwendeten Versuchstiere waren bei der ersten Blutentnahme n\u00fcchtern. Sie waren vorher fast ausschlie\u00dflich mit Hundekuchen gef\u00fcttert worden. Bei der ersten Untersuchung zeigte das Blut und auch das Serum kein deutliches Spaltverm\u00f6gen f\u00fcr Tributyrin. Wir d\u00fcrfen daraus vielleicht den Schlu\u00df ziehen, da\u00df das nicht ins Blut hinein geh\u00f6rende Fett dieses schon verlassen hatte. Bei den Versuchen der fr\u00fcheren Mitteilung hatten wir nach Fleischf\u00fctterung ein relativ hohes Spaltverm\u00f6gen f\u00fcr Tributyrin erhalten, noch viel mehr war es an-gestiegen, wenn wir gro\u00dfe Mengen von Fett \u2014 Rub\u00f6l, Hammeltalg \u2014 zuf\u00fchrten. Wir d\u00fcrfen vielleicht jedes aufgenommene, nicht f\u00fcr l\u00e4ngere Zeit im Plasma verbleibende Fett im strengen Sinn des Wortes als blutfremd betrachten. Die in der ersten Mitteilung beobachtete, vermehrte","page":398},{"file":"p0399.txt","language":"de","ocr_de":"fr/\u00f6o\\r/n\tfcS&t/fyrt/B\n\u00dcber das Fettspaltungsverm\u00f6gen des Blutes usw.\n399\nEinwirkung auf Tributyrin ist demnach in erster Linie auf das vermehrte Vorhandensein von Fett im Blut zu beziehen \u2014 hervorgerufen durch die gro\u00dfe Zufuhr \u2014 und erst in zweiter Linie auf die Natur des Fettes. Der Einflu\u00df der Art des Fettes bedarf noch weiterer Studien. Sie sind bereits in Angriff genommen.\nWenn wir die besondere Stellung des Fettes in Betracht ziehen, d. h. den Umstand ber\u00fccksichtigen, da\u00df eiwei\u00dfspaltende und peptonzerlegende Fermente und ferner k\u00f6rper- und blutfremde Zucker spaltende Agenzien ausschlie\u00dflich nur dann in der Blutbahn anzutreffen sind, wenn k\u00f6rper- und blutfremde Proteine resp. Peptone resp. Kohlenhydrate unter ganz besonderen Umst\u00e4nden, d. h. ausnahmsweise in den Kreislauf gelangen, w\u00e4hrend die Fette offenbar, zum Teil wenigstens, stets auch dann, wenn sie den Verdauungskanal passiert haben oder K\u00f6rperzellen verlassen, dem Blute fremd bleiben, so kommen wir, wie oben schon erw\u00e4hnt, zum Schl\u00fcsse, da\u00df unsere Beobachtungen ohne Zweifel einen vermehrten Fetttransport w\u00e4hrend der Hungerperiode anzeigen.\ntoo,\nHumi t Blut (O.Stcm)\n?\nm.\n60..\n60,.\nW..\nM,\n70.. to_\ni\nt-\ntoo\n90\nto\n70 60 SO S to\nHund ;\nH\n\u25a0Q\n^ \u00bb\n70 *0 60 00 1001 70 t*0 Minuten\nu r/ um f fin\tj\n90.\n00.\n70.\n60.\nSO.\n\u00ab.\n!\"\n.4 a\nto to 6t so too r/o mo\nMinuten\nt Blut (USccm)\t\u00c4 Hund 1 Serum (1,0ccm)\nn\nwo\n90\n60\n70\n60\nSO\n\u00a50\nI\n^ 20\nto to \u00a70 6o too ttotto Minuten\n%\n-4\n\u2014r\nto to to 60 wertem\nMinuten\n0 Hungertage\nnach \\ Hungertagen\nwo\tt L\tVut\t(0.\tSet\tm)\tm\tHund 1 Serum ( t.Occm) ^\t\t\t\t\t\t\t\tHundt Blut HS am)\t\t\t\t\t\t\t\t1 V 1 1\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t90\t\t\t\t\t\t\t\t90\tS\ts\t\t\t\t\t\ts^w ma\t\t\t\t*\t'\t\t\n\t\t\t\t\t\tH\t\t\t\t\t\t\t\t00\t\t**\t''s\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n*~L\t\u2014\t\t\t\t\t70\t\t\t\t\t\t\t\tto\t\t\t\t\t\t\t\tJQ\t\t\t\t\t\t\t\n60....\t-\t\t\t\t\t66\t\t\t\t\t\t\t\t60\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nM:~r-\t\t\t\t\t\tSO\t\t\t\t\t\t\t\tso\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nto. 1\t\t\t\t\t\tto\t\t\t\t\t\t\t\tto\t\t\t\t\t\t\t\t6oA\t\t\t\t\t\u2018 \u2022\t\t\u2014\njo. 4\t\t\t\t\t\t1 so\t\t\t\t\t\t\t\t% V\t\t\t\t\t\t\t\t$ S Jo\t\t\t\t\t\t\t\n70\t\t\t\t\t\ti \u00ab\t\t\t\t\t\t\t\t\u00ce*\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\u2022 -! -\t\t\t\t\t\t4$ to\t\t\t\t\t\t\t\t\u00bb\t\t\t\t\t\t\t\t10\t1\t\t\t\t\t\u2014\t\n:._l.\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t-\n-ree m\nMinuten\nnach 9 Hungertagen\nto tote 60 roo nemo\nMinuten\n70 to 60 00 rot mm\nMinuten\n70 \u00fco 60 to no ire Minuten\nnach 13 Hungertagen\n27*","page":399},{"file":"p0400.txt","language":"de","ocr_de":"400\nEmil Abderhalden und Arno Ed. L&mp\u00e9,\n0 Hungertage\nnaeh 4 Hungertagen\nHund2 Serum (jod,)\t^ Hund2 Blutftjsdi) _ Hurt2 Serum HOah)\n!\n\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\n1\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\ni\t\t\t\t\t\t\n\tL_\t\t\t\t\t\t\n\n\t\t\t\t\t\t\ni\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\n1\u2014\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t1\ni\n\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t,\n|J\t\t\t\t\t\tH\ni \t\t\u25a0\t\t\tT\t\t\nL\t\t\t\t!\t\t\n\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\tI\t\nMinuten\nMinuten\nMinuten\nnach Nahrungszufuhi\nnach \u00e2 Hungertagen\nHund3 Blut(OSch) mo HundJ Serum(jOcfn)\t/funJ3 B/ut(0,Sc\u00f9)\n\nSO\tL\t\t\t\t\t\t\nSO\t\t\t\t\t\t\t\n70\t\t\t\t\t\t\t\n60\t\t\t\t\t\t\t\nSO\t\t\t\t\t\t\t\n\u00a50\t\t\t\t\t\t\t\nJO\t\t\t\t\t\t\t\n20\t\t\t\t\t\t\t\nw\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\nMinuten\nwo\nSO\nSO\n70\nSO\nSO\n.$ \u00a56 *4\n4 20\nnt____\n70\n60\nSC\n1M\nf *\n20\n^ to\n20 \u00a50 SO SO tOO ItO tWt Minuten\nHund J Serum ( 1, \u00dcof>J\n20 uo 60 So WO/fOf\u00a50\nMinuten\nso\t\t\t\t\tri [ -4-4 i\t\nso\t\t\t\t\t' , !\t\n70\t\t\t\t\t1\t* 1\t\n60 SO\t\t\t\t\t\t\t1 * j\n\u00a50\t\t\t\t\t\ti\t\u00bb ,\tj\nJO 20\t\t\t\t\t\t\u00ee i 1 i\n\t\t\t\t\t\t! !\nto\t\t\t\t\t\t\u00bb \t\t J\n\t\t\t\tA .\t\tr *1 J\n20 \u00a50 60 SO too m w Minuten\n0 Hungertage\nnach 6 Hungertagen","page":400},{"file":"p0401.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Fettspaltungsverm\u00f6gen des Blutes usw.\n401\ns-\nI'\n\t\t\t\\\t\t\t\n]~\t~\t\t=1\t\u2014\t\u201c\t\u2019\u2014\n\t\t\t\t\t\t\n1\t\t\t\t\t\t\ni a\t\t\t\t\t\t\nL\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\ni\t\t\t\t\t\t\n!\t\tJZ\t\t\t\t\nMiauten\nnach 11 Hungertagen\nX *0 to SO WO IX MW 160 W 200\nHund3 Serum (f.OeArJ\nx w 60 so wowoiw\nMinuten\tMinuten\nnach l\u00e4 Hungertagen\n*","page":401}],"identifier":"lit19508","issued":"1912","language":"de","pages":"396-401","startpages":"396","title":"Weitere Versuche \u00fcber das Fettspaltungsverm\u00f6gen des Blutes und des Plasmas unter verschiedenen Bedingungen","type":"Journal Article","volume":"78"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:17:41.789234+00:00"}