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Notizen über die chemische Zusammensetzung der Tuberkelbazillen

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{"created":"2022-01-31T14:17:30.615913+00:00","id":"lit19510","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Panzer, Theodor","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 78: 414-419","fulltext":[{"file":"p0414.txt","language":"de","ocr_de":"Notizen \u00fcber die chemische Zusammensetzung der . Tuberkelbazillen.\nVon\nTheodor Panser.\n(Der Heitaklion /ugegangen am 12. April 1912.\u00bb\nIm Anschl\u00fcsse an meine Untersuchungen \u00fcber die Goussia gadi (Eimeria gadi),1) ein zu den Goccidien geh\u00f6riges Protozoon, wollte ich zum Vergleiche die chemische Zusammensetzung einiger Bakterien heranziehen. Ich w\u00e4hlte zun\u00e4chst den Tuberkelbacillus, weil mir dieser eben in entsprechender Menge zur Verf\u00fcgung stand. Die Literatur weist zwar verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig viele Untersuchungen \u00fcber die Zusammensetzung des Tuberkelbacillus (Kuppel, Bendix, de Schweinitz und Dorset, Kres-ling, Auclair und Paris, Tontes, Aronson, Deycke u.a.) auf, doch entsprachen diese insofern nicht meinem Zwecke, als sie keinen \u00dcberblick \u00fcber die Hauptbestandteile des Tuberkelbacillus gestatten. Von diesem letzteren Gesichtspunkte aus stellte ich daher folgende Untersuchung an.\nTuberkelbazillen, welche auf Glycerinbouillon gez\u00fcchtet waren, *) wurden durch Kochen get\u00f6tet, auf Filtern gesammelt, unter wiederholtem Verteilen in Wasser gr\u00fcndlich mit Wasser ausgewaschen und im Vakuum \u00fcber Chlorcalcium getrocknet.\nDas Gewicht der trockenen Bazillen betrug 2,7 g. Sie wurden fein zerrieben und nacheinander extrahiert :.\n1.\tmit \u00c4ther,\n2.\tmit Alkohol,\n3.\tmit Wasser,\nl) Diese Zeitschrift, Bd. 73, S. 109.\n*) Ich verdanke das Material der Liebensw\u00fcrdigkeit des Herrn Dr. J. Schn\u00fcrer, Professor an der tier\u00e4rztlichen Hochschule in Wien.","page":414},{"file":"p0415.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die chemische Zusammensetzung der Tuberkelhazillen. H5\n4.\tmit Uso-n-Salzs\u00e4ure,\n5.\tmit \u00bb/ao-n-Sodal\u00f6sung,\n6.\tmit Vso-n-Natronlauge,\n7.\tmit hei\u00dfem Wasser,\n8.\tmit 2\u00b0/oiger Kalilauge.\nDas Wasser (3), die Salzs\u00e4ure (4), die Sodal\u00f6sung (5), die Natronlauge (6) und die Kalilauge (8) hatten nur geringe Substanzmengen aufgenommen; das meiste ging in den \u00c4ther (1), den Alkohol (2) und das hei\u00dfe Wasser (7), und au\u00dferdem blieb noch ein betr\u00e4chtlicher Anteil der Bacillen bei der Behandlung mit den genannten L\u00f6sungsmitteln ungel\u00f6st.\nDas Fett der Tuberkelbacillen ist insbesondere von K. J. Kresling1) und A. Fontes2) eingehend untersucht worden; unter anderem haben sie nachgewiesen, da\u00df das Fett der Tuberkelbazillen frei von Cholesterin ist, da\u00df es aber einen anderen h\u00f6heren Alkohol enth\u00e4lt.\nBei der mir zur Verf\u00fcgung stehenden Fettmenge durfte ich nicht hoffen, meine Untersuchung auch nur halbwegs so eingehend gestalten zu k\u00f6nnen wie die genannten beiden Forscher; ich wollte jedoch das Material nicht ungen\u00fctzt verwerfen und habe daher die Windaussche3) Digitoninmethode darauf angewendet.\nDa meine Digitoninvorr\u00e4te aufgebraucht waren und Di-gitonin zurzeit im Handel nicht zu haben war, so habe ich mir Digitonin selbst aus Digitalisbl\u00e4ttern dargestellt.\nGepulverte Digitalisbl\u00e4tter wurden mit 50\u00b0/oigem Alkohol ausgezogen. Diese Digitalistinktur wurde in Portionen von 1\u20142 1 in hei\u00dfem Zustande mit einer hei\u00dfen L\u00f6sung von Cholesterin in 95\u00b0/oigem Alkohol vermischt. Beim Erkalten schied sich das ganze Cholesterin, zum Teile gebunden an Digitonin wieder aus. Die F\u00e4llung des Digitonins war allerdings nicht vollst\u00e4ndig, indem in der von dem Niederschlage abgesaugten Mutterlauge sich noch Digitonin nachweisen lie\u00df. Der Niederschlag wurde mit 95\u00b0/oigem Alkohol ausgekocht, wodurch die\n\u2018) Arch, des Sc. biolog. St. P\u00e9tersbourg, 9., 359.\n*) Zentralblatt f. Bakter. u. Parasitenkunde, I. Abt., B. 49, S. 317.\n3) Diese Zeitschrift, Bd. 65, S. 110.","page":415},{"file":"p0416.txt","language":"de","ocr_de":"416\nTheodor Panzer,\nHauptmenge des freien Cholesterins wieder gel\u00f6st wurde. Diese L\u00f6sung konnte zur F\u00e4llung weiterer Portionen von Digitalistinktur verwendet werden.\nDie gesammelten Niederschl\u00e4ge wurden andauernd mit siedendem Xylol extrahiert und das vom Xylol nicht gel\u00f6ste Rohdigitonin weiter gereinigt.\nGewi\u00df ist diese Methode der Gewinnung von Digitonin nicht gerade billig ; doch kommt fast nur der Preis der Digitalisbl\u00e4tter und der gro\u00dfen Mengen Weingeistes in Betracht; denn das verwendete Xylol und das gesamte Cholesterin wird wieder zur\u00fcckgewonnen, und zwar letzteres in leicht zu reinigendem Zustande. Ich ver\u00f6ffentliche dieses Verfahren, einerseits weil es eine neue Anwendungsform der Digitonin-Cholesterinf\u00e4llung darstellt, anderseits weil es erlaubt, in einem physiologischchemischen Laboratorium, in welchem ja gew\u00f6hnlich einige Vorr\u00e4te an Cholesterin zu finden sind, ohne diese zu sch\u00e4digen, verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig bequem ausreichende Mengen von Digitonin zu gewinnen, wenn solches anderw\u00e4rts nicht zu bekommen ist. Kann man noch dazu etwa digitoninreiche Fabrikationsabf\u00e4lle bekommen, dann w\u00fcrde nat\u00fcrlich ein solches Digitonin auch ganz erheblich billiger kommen.\nIch habe auch versucht, statt Cholesterin den wohlfeileren Amylalkohol zu verwenden, doch gab dieser offenbar wegen der gro\u00dfen Verd\u00fcnnung in meinen Digitalisausz\u00fcgen keinen Niederschlag.\nDer im Soxhletsehen Apparate aus den 2,7 g trockenen Tuberkelbacillen gewonnene \u00c4therauszug (1) wog in getrocknetem Zustande 0,2904 g, entsprechend 10,75 %>.\nDieses Fett wurde in Alkohol gel\u00f6st und die L\u00f6sung in \u00fcblicherweise mit Digitonin gef\u00e4llt,1) der getrocknete Niederschlag wog 0,0113 g. Das im Filtrate enthaltene Fett wurde in Benzol gel\u00f6st und mit Natrium und Alkohol verseift. Die Fetts\u00e4uren in Chloroform gel\u00f6st addieren Brom.\nDer \u00abunverseifbare R\u00fcckstand\u00bb, das sind die h\u00f6heren Alkohole, wurde in Alkohol gel\u00f6st und die L\u00f6sung wieder mit\n') Hier und im \u00fcbrigen den Windausschen Vorschriften (1. c ) folgend.","page":416},{"file":"p0417.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die chemische Zusammensetzung der Tuberkelbazillen. 117\nDigitonin gef\u00e4llt. Das Gewicht dieses Niederschlages betrug 0,0035 g.\nDas Filtrat wurde auf dem Wasserbade verdampft, der Abdampfr\u00fcckstand mit Wasser und Petrol\u00e4ther aufgenommen ; der durch wiederholtes Aussch\u00fctteln mit Wasser gereinigte Petrol\u00e4ther hinterlie\u00df beim Verdunsten einen farblosen, durchwegs aus oktaeder\u00e4hnlichen Krystallen bestehenden R\u00fcckstand. Diese Krystalle waren in Wasser unl\u00f6slich. Sie l\u00f6sten sich in Alkohol auf: diese L\u00f6sung wurde nach Zusatz von Phenolphthalein und einer winzigen Menge von Lauge sofort rot, reagierte demnach nicht sauer. Die Krystalle gaben nicht die Li ebermann sehe Choleslolreaktion und gaben mit konzentrierter Schwefels\u00e4ure keine Rotl\u00e4rbung.\nDie beiden mit Digitonin erzeugten und gewogenen Niederschl\u00e4ge wurden anhaltend mit siedendem Xylol behandelt. Die beiden Xyloll\u00f6sungen hinterlie\u00dfen beim Verdunsten R\u00fcckst\u00e4nde, welche aus Alkohol umkrystallisiert wurden. Sie repr\u00e4sentierten darnach nur zum Teile farblose Krystalle, zum anderen Teile eine gelbliche Schmiere. Diese R\u00fcckst\u00e4nde gaben die Cholestol-reaktion nicht.\nSo wurde auch durch die Digitoninmethode zweifellos nachgewiesen, da\u00df das Fett der Tuberkelbacillen kein Cholesterin enth\u00e4lt, wohl aber einen anderen h\u00f6heren Alkohol, welcher mit Digitonin sich verbindet, und da\u00df mindestens ein Teil dieses Alkohols in freiem Zustande, nicht als Ester, in dem Fett enthalten ist.\nIm \u00fcbrigen l\u00e4\u00dft der von mir erhobene Befund mehrfache Deutung zu, wobei insbesondere zu erw\u00e4gen w\u00e4re, ob nicht mindestens zwei solcher h\u00f6herer Alkohole im Fette der Tuberkelbacillen enthalten sind. Die Menge des Alkohols, welche durch Digitonin gef\u00e4llt worden ist, ist \u00fcbrigens nicht sehr gro\u00df ; denn w\u00fcrde man annehmen, da\u00df die Digitoninniederschl\u00e4ge aus Di-gitonincholesterid bestehen, und w\u00fcrde man deren Gewicht auf Cholesterin umrechnen, so w\u00fcrde die Menge des derart suppo-nierten Cholesterins nur etwa 1 \u00b0/o des trockenen Fettes betragen.\nDer alkoholische Auszug aus den Tuberkelbacillen (2) wurde verdampft, der Abdampfr\u00fcckstand mit Wasser behandelt, worin","page":417},{"file":"p0418.txt","language":"de","ocr_de":"418\nTheodor Panzer,\ner sich bis auf ein wenig harzige Substanz aufl\u00f6ste. Diese L\u00f6sung reduzierte Fehlingsche L\u00f6sung und hinterlie\u00df beim Verdampfen einen br\u00e4unlichen, nur zum Teile krystallinischen R\u00fcckstand\nDurch die Behandlung der Tuberkelbacillen mit hei\u00dfem Wasser (7) wurde diesen eine Substanz entzogen, welche in trockenem Zustande eine dem arabischen Gummi \u00e4hnlich aussehende Masse repr\u00e4sentierte. Diese Substanz l\u00f6ste sich in hei\u00dfem Wasser leicht auf. Konzentrierte L\u00f6sungen gelatinierten beim Erkalten.\nDie Substanz war frei von Stickstoff, Schwefel und Phosphor, sie zeigte auch nicht spurenweise die Farbenreaktionen der Eiwei\u00dfstolfe, dagegen gab sie die Molischsche Reaktion mit a-Naphthol. Ihre w\u00e4sserige L\u00f6sung wurde durch Alkohol oder durch Bleizuckerl\u00f6sung gef\u00e4llt und reduzierte Fehlingsche L\u00f6sung nicht. Wurde dagegen mit verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure gekocht, dann trat beim Behandeln mit Fehlingscher L\u00f6sung reichliche Reduktion ein.\nDer ganze noch verf\u00fcgbare Rest der Substanz wurde mit Salpeters\u00e4ure oxydiert. Aus dem Reaktionsgemisch konnte keine Schleims\u00e4ure isoliert werden, dagegen bei entsprechender Behandlung eine kleine Menge von Krystallen, welche wie saures zuckersaures Kalium aussahen. Das Hauptprodukt der Reaktion war Oxals\u00e4ure.\nIch glaube nicht fehlzugehen, wenn ich die gelatinierende Substanz als ein Pektin bezeichne, welches jedoch kein Galaktan ist.\nDer in allen eingangs aufgez\u00e4hlten L\u00f6sungsmitteln ungel\u00f6st gebliebene Anteil der Tuberkelbacillen war, wie schon erw\u00e4hnt, relativ betr\u00e4chtlich. Er enthielt Stickstoff und zeigte sowohl die Biuretreaktion, als auch die Molischsche Reaktion mit a-Naphthol.\nEin Teil der Substanz wurde mit verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure mehrere Stunden im Wasserbade erhitzt; die Substanz wurde nur zum Teile gel\u00f6st, die L\u00f6sung reduzierte darnach Fehlingsche L\u00f6sung kr\u00e4ftig.\nEin anderer Teil der Substanz wurde der Verdauung mit Pepsin unterworfen. Nach 8 Tagen war die Substanz an-","page":418},{"file":"p0419.txt","language":"de","ocr_de":"l\u2019bfir die chemische Zusammensetzung der Tuberkelbazillen H9\nscheinend noch unangegriffen geblieben, die filtrierte Fl\u00fcssigkeit zeigte keine Biuretreaktion, dagegen gab die ungel\u00f6st gebliebene Substanz noch starke Biuretreaktion.\nDer durch die eingangs aufgez\u00e4hlten L\u00f6sungsmittel nicht gel\u00f6ste Anteil der Tuberkelbacillen besteht demnach aus einem Gemenge von einem recht resistenten Eiwei\u00dfstoff und einem kohlenhydrat\u00e4hnlichen Stoffe.\nNach weiteren Versuchen, welche ich angestellt habe, die aber noch zu keinem ganz einwandfreien Resultate, insbesondere noch nicht zur Darstellung von reinem salzsauren Glukosamin gef\u00fchrt haben, die ich aber zu wiederholen und weiter auszubauen gedenke, sowie mir wieder Material zur Verf\u00fcgung steht, und daher hier nicht n\u00e4her beschreibe, m\u00f6chte ich schon hier die Meinung \u00e4u\u00dfern, da\u00df diese kohlenhydrat\u00e4hnliche Substanz mit gro\u00dfer Wahrscheinlichkeit Chitin ist, analog dem Befunde Emmerlings1) bei Essigs\u00e4urebakterien und konform mit der von Helbing2) auf anderen Wegen beim Tuberkelbacillus gewonnenen Vermutung.\n') Ber. d. dtsch. ehern. Ges., Bd. 32, S. 541.\n\u2022) Zeitschr. f. wissensch. Mikroskopie, Bd. 18, S. 37.","page":419}],"identifier":"lit19510","issued":"1912","language":"de","pages":"414-419","startpages":"414","title":"Notizen \u00fcber die chemische Zusammensetzung der Tuberkelbazillen","type":"Journal Article","volume":"78"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:17:30.615919+00:00"}

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