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{"created":"2022-01-31T14:32:54.552871+00:00","id":"lit19525","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Henze, M.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 79: 215-228","fulltext":[{"file":"p0215.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen Ober das Blut der Ascldien.\nII. Mitteilung.\nV on\nM. Henze.\n(Aus der chemisch-physiologischen Abteilung der zoologischen Station zu Neapel.)\n(Der Redaktion zugegangen am 27. April 1212.)\nI. Die freie Schwefels\u00e4ure der Blutk\u00f6rperchen.\nDie erste Mitteilung1) behandelte das Chromogen der Blutk\u00f6rperchen von Phallusia mamillata, das als eine organische Vanadiumverbindung erkannt wurde. Gleichzeitig war auf die auffallend stark saure Reaktion des Blutk\u00f6rpercheninhalts aufmerksam gemacht worden, mit der offenbar die Funktion der Vanadverbindung in Zusammenhang steht. Irrt\u00fcmlicherweise wurde damals nicht nur dem Inhalt der Blutk\u00f6rperchen, sondern auch dem Blut an und f\u00fcr sich saure Reaktion zugeschrieben. Genauere Beobachtungen haben gezeigt, da\u00df diese 'Angabe falsch war. Trennt man das Plasma durch scharfes Zentrifugieren so vollst\u00e4ndig als m\u00f6glich von den Blutk\u00f6rperchen, so r\u00f6tet dasselbe Lackmus nicht mehr, vielmehr gibt es eine neutrale oder fast neutrale, mit dem Seewasser \u00fcbereinstimmende Reaktion.\nAuf jeden Fall bleibt die Tatsache bestehen, da\u00df in einem neutralen Plasma Blutk\u00f6rperchen mit stark saurem Inhalt schweben. Es hat sich nunmehr herausgestellt, da\u00df die saure Reaktion der Blutk\u00f6rperchen durch die Gegenwart freier Schwefels\u00e4ure bedingt ist. Die Blutk\u00f6rperchen enthalten freie Schwefels\u00e4ure in der erstaunlich hohen Konzentration von ca. 3\u00b0/o, eine Konzentration, die also in St\u00e4rke die Salzs\u00e4ure des Magensafts erheblich \u00fcbertrifft.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 72, S. 494.","page":215},{"file":"p0216.txt","language":"de","ocr_de":"216\nM. Henze,\nBei der Plasmolyse der Blutk\u00f6rperchen mit destilliertem Wasser (cf. I. Mitteilung) tritt das Chromogen, d. i. die organische Vanadiumverbindung in l\u00f6slicher Form aus. Nach Abzentrifugieren der Stromata erh\u00e4lt man eine klare tiefbraune, stark sauer reagierende Fl\u00fcssigkeit, aus der fr\u00fcher das Chromogen durch Aceton ausgef\u00e4llt worden war. Dasselbe l\u00e4\u00dft sich ebenso und zwar quantitativ durch genaues Neutralisieren der braunen L\u00f6sung erreichen. Beim Neutralpunkt, der durch T\u00fcpfelproben auf empfindliches Lackmuspapier festgestellt wurde, f\u00e4llt die Vanadverbindung aus und die \u00fcberstehende Fl\u00fcssigkeit wird v\u00f6llig farblos. Man trennt das Chromogen durch Zentrifugieren ab und w\u00e4scht es gut mit Wasser aus. Die Waschw\u00e4sser werden mit der urspr\u00fcnglichen Fl\u00fcssigkeit vereint.\nQuantitative Bestimmungen ergaben nun, da\u00df in dieser\nSO\nFl\u00fcssigkeit der Quotient -q3- nicht weniger als 2,5 betr\u00e4gt, da\u00df\nmit anderen Worten der Schwefels\u00e4uregehalt gegen\u00fcber dem Chlorgehalt ca. 20mal gr\u00f6\u00dfer ist als im Seewasser.\nDie verschiedenen Basen und S\u00e4uren der im Seewasser vorhandenen Salze stehen bekanntlich in einem ganz konstanten Verh\u00e4ltnis zueinander. Nach den Untersuchungen Dittmars (Rep. of Challenger Expedition, Vol. I, 138) stellt sich dasselbe folgenderma\u00dfen dar:\nCI\tBr\tso3\tCO,\tCaO\n99,818\t0,3402\t11,576\t0,2742\t3,026\n\tMgO\tKjO\tNa,0\t\n\t11,212\t2,405\t74,462.\t\nSO\nIm Seewasser betr\u00e4gt demnach der Quotient = 0,1158,\nwobei das Brom durch die \u00e4quivalente Menge Chlor ersetzt zu denken ist. Eine Bestimmung f\u00fcr das Wasser des Aqua-\nSO\nriums der zoologischen Station ergab = 0,1171.\nLI\nNach Feststellung dieser Tatsache wurde in der sogenannten \u00abbraunen Fl\u00fcssigkeit\u00bb titrimetrisch die zu ihrer Neutralisation n\u00f6tige Menge n/io-NaOH bestimmt; gleichzeitig aber\n","page":216},{"file":"p0217.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das Blut der Ascidien. II.\n217\nneben dem Chlorgehalt auch der Schwefels\u00e4uregehalt gewichtsanalytisch ermittelt. Als Resultat ergab sich eine v\u00f6llige \u00dcbereinstimmung der aus der Titrationsalkalinit\u00e4t berechneten S03 mit der direkt bestimmten S03.\n1.\t5 Tiere gaben ca. 60 ccm Blut. \u00abBraune L\u00f6sung\u00bb verbraucht zur Neutralisation 11,60 ccm n/lo-NaOH entsprechend 0,0464 g S03. Gesamt-Cl- und S03-Gehalt der braunen Fl\u00fcssigkeit :\nGefunden: AgCl = 0,0878 g = 0,0217 g CI entsprechend 0,0013 g SO^1)\nGefunden: BaS04 = 0,1430 g = 0,0491 g S03.\n0,0491 g S03 \u2014 0,0013\n0,0478 g S03 direkt gefunden,\n0,0464 g S03 durch Titration bestimmt.\n2.\tWie Versuch Nr. 1. Braune L\u00f6sung verbraucht zur Neutralisation 9,80 ccm n/io-NaOH entsprechend 0,0392 g S03 Gesamt-Cl- und S03-Gehalt der braunen L\u00f6sung:\n. Gefunden : AgCl = 0,0662 g = 0,0163 g CI entsprechend 0,00095 g S03.\nGefunden: BaS04 = 0,1210 g = 0,0416 g S03.\n0,0416 g S03 \u2014 0,0009\n0,0407 g S03 direkt gefunden,\n0,0392 g S03 durGh Titration bestimmt.\n3.\tWie oben. Braune Fl\u00fcssigkeit verbraucht zur Neu-\n*) Im Plasma (cf. unten) betr\u00e4gt der Quotient = 0,0056. Da\nbeim Isolieren der Blutzellen sowohl an ihnen selbst als auch am Zentrifugenglase stets etwas Plasma h\u00e4ngen bleibt, wurde die in der \u00abbraunen L\u00f6sung\u00bb bestimmte Chlormenge als aus dem Plasma stammend ange-\nsehen und aus ihr mit Hilfe des obigen Quotienten\nSO,\nCI\ndie entsprechende\nSO,-Menge berechnet und als Korrektion eingesetzt. Ob dies absolut richtig ist, steht dahin, denn wir wissen nicht, ob die Blutk\u00f6rperchen wirklich ganz chlorfrei sind. Jedenfalls ist die Korrektion so geringf\u00fcgig, da\u00df selbst ohne dieselbe das Gesamtresultat d. h. der Nachweis freier Schwefels\u00e4ure nicht beeinflu\u00dft werden w\u00fcrde.","page":217},{"file":"p0218.txt","language":"de","ocr_de":"218\nM. Henze,\ntralisation 11,55 ccm n io-NaOH entsprechend 0,0462 g S03 Gesamt-Cl- und S0,-Gehalt der braunen L\u00f6sung:\nGefunden: AgCl = 0,0792 g = 0,0196 g CI entsprechend 0,0011 g S03.\nGefunden: BaS04 = 0,1318 g = 0,0453 g S03.\n0,0453 g SO,\n\u2014 0,0011\n0,0442 g S03 direkt gefunden,\n0,0462 g S03 durch Titration bestimmt.\nEs unterliegt somit keinem Zweifel, da\u00df die in den Blutzellen auftretende S\u00e4ure Schwefels\u00e4ure ist. Erg\u00e4nzend sei bemerkt, da\u00df weder in der \u00abbraunen Fl\u00fcssigkeit\u00bb noch im Plasma organische S\u00e4uren oder Phosphors\u00e4ure nachzuweisen waren. Da auf ein Volumen von rund 2 ccm abzentrifugierter Blutk\u00f6rperchen die zur Neutralisation erforderliche Menge n io-NaOH im Durchschnitt etwa 12 ccm betr\u00e4gt, handelt es sich in dem Zellsaft um eine ungef\u00e4hre Schw\u2019efels\u00e4urekonzentration von 3\u00b0/o.\nn. Die Salze des Blutplasmas verglichen mit denen des Seewassers.\nUm m\u00f6glicherweise einen Anhalt zu bekommen, wie die Anreicherung freier Schwefels\u00e4ure in den Blutzellen vor sich gehe, schien mir in erster Linie von Bedeutung, die Salzkonzentration und Salzverteilung des Blutplasmas mit der des \u00e4u\u00dferen Milieus, d. h. der des Seewassers zu vergleichen.\nDer osmotische Druck, resp. der Gefrierpunkt des Plasmas stimmt mit dem des Seewassers \u00fcberein (cf. auch I. Mitteilung). Es wurde gefunden:\nSeewasser A = 2,18\u00b0 Plasma A = 2,12\u00b0\n2,21\u00ab 2,16\u00b0.\nWeiter wurde der Gesamtsalzgehalt bestimmt und zwar in Form der Sulfate. Gleiche Mengen von Plasma und Seewasser wurden in einer Platinschale unter Schwefels\u00e4urezusatz eingedampft und der R\u00fcckstand nach erneutem Zusatz von etwas Schwefels\u00e4ure bis zur Gewichtskonstanz gegl\u00fcht. Die Sulfate von Magnesium und Calcium k\u00f6nnen bei Alkalisulfatgegenwert ohne Bedenken gegl\u00fcht werden. Umwandlung von MgS04 in MgO findet dabei nicht statt. Vgl. Dittmar (Report of Chal-\n","page":218},{"file":"p0219.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das Blut der Ascidien. II.\n219\nlenger Exped.), dessen klassische Untersuchungen.\u00fcber die Zusammensetzung des Seewassers im folgenden stets als Grundlage benutzt wurden.\nEs wurden stets 10 ccm der betreffenden Fl\u00fcssigkeit benutzt. Gesamtsulfate im Seewasser:\tGesamtsulfate im Plasma:\n0,4562\t0.4674\n0\u20194r>74\t0,4654\n0.4660.\nEs wiegen: 50 ccm Plasma 50 ccm Seewasser\n\u00bb1,3788 g\t51,4166 g bei 18\u201c.\nDer Gesamtsalzgehalt des Plasmas ist also ein wenig kleiner als dei des Seewassers, worauf auch der Gefrierpunkt hindeutet.\nEs ist bekannt, da\u00df der osmotische Druck der K\u00f6rperfl\u00fcssig-keiten der Invertebraten mit dem ihres \u00e4u\u00dferen Milieus \u00fcbereinstimmt. Das gleiche wird vom Salzgehalt angegeben, was jedoch, soweit mir bekannt, immer nur durch einfaches Eindampfen oder durch Chlortitrationen festgestellt worden ist. Es zeigte sich nun, da\u00df bei Phallusia der Chlorgehalt des Plasmas nur wenig, aber immerhin merklich h\u00f6her ist als im Seewasser. Dagegen war der Schwefels\u00e4uregehalt des Plasmas nur etwa halb so gro\u00df als im Seewasser.\nAm deutlichsten kommen die Verh\u00e4ltnisse zum Ausdruck.\nSO\nwenn wir den Quotienten in den drei uns interessierenden\nFl\u00fcssigkeiten nebeneinander stellen.\nSO\nDer Quotient betrug:\nin den Blutk\u00f6rperchen im Plasma im Seewasser 2>55\t0,0558\t0,1171.\nDer folgenden Zusammenstellung sind die absoluten Mengen von CI und S03 in Plasma und Seewasser, umgerechnet auf je 100 ccm Fl\u00fcssigkeit, zu entnehmen :\nPlasma :\n\tCI\tSO,\tSO,\n\t\t\u00f6\tCI\n1.\t2,2356\t0,1362\t0,060\u00ab\n2.\t2,2740\t. 0,1264\t0,0556\n3.\t2,2740 .\t0,1266\t0,055\u00ab.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie LXXIX.\nI\u00d4","page":219},{"file":"p0220.txt","language":"de","ocr_de":"220\nM. Henze,\nSeewasser : CI\tS03\nS03\nCl\n2,1732\t0,2546\t0,1171.\nAnalytische Belege: Die sehr geringe Menge Eiwei\u00df des Plasmas wurde durch Alkohol bei schwach essigsaurer Reaktion unter Erhitzen entfernt. Der Niederschlag wurde sehr gut ausgewaschen und der Alkohol vertrieben.\n1.\t50 ccm Plasma enteiwei\u00dft und mit destilliertem Wasser auf 200 ccm gebracht. Davon 20 ccm (d. h. 5 ccm Plasma) zur Cl-Bestimmung und 150 ccm (d. h. 37,5 ccm Plasma) zur S03-Bestimmung.\nGefunden: AgCl = 0,4520 = 0,1118 CI \u00bb BaS04 = 0,1488 = 0,0511 S03.\n2.\tAnalog wie in Nr. 1.\nGefunden: AgCl = 0,4598 = 0,1137 CI \u00bb BaS04 = 0,1380 = 0,0474 S03.\n3.\tIn 5 ccm Plasma: AgCl = 0,5318 = 0,1315 CI\nIn 45 \u00bb\t> BaS04 = 0,1919 = 0,0659 S03.\nDaraus folgt\nS03\nCI\n0,0559, woraus indirekt der Wert\nvon S03 unter Einsetzung von CI = 1,1137 (vgl. Analyse Nr. 2) ausgerechnet wurde.\n4.\t50 ccm Seewasser auf 200 ccm verd\u00fcnnt. Davon 20 ccm zur Cl-Bestimmung und 150 ccm zur S03-Bestimmung.\nGefunden: AgCl = 0,4394 = 0,1087 CI AgCl = 0,4394 = 0,1087 CI \u00bb BaS04 = 0,1488 = 0,0511 S03.\nDie einzelnen Basen CaO, MgO und K20 fanden sich in folgenden Mengenverh\u00e4ltnissen im Plasma:1)\nIn 100 ccm Plasma wurden gefunden :\nCaO = 1. 0,0650\n2.\t0,0666 Im Seewasser CaO = 0,0660\n3.\t0,0638\n\u2018) Direkte Bestimmungen des Natriums wurden nicht ausgef\u00fchrt, da Dittmar (loc. cit.) die nach der gew\u00f6hnlichen Methodik ausgef\u00fchrten Natriumanalysen im Seewasser nicht f\u00fcr pr\u00e4zis erachtet.","page":220},{"file":"p0221.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das Blut der Ascidien. 11,\t221\nMgO = 1. 0,2414 (?)\n2.\t0,2310 Im Seewasser MgO = 0,2322\n3.\t0,2288\nK20 = 4. 0,0562 Im Seewasser K,0 = 0,0514.\nAnalytische Belege : Die Trennung von Ca und Mg wurde nach T. W. Richards (Treadwell, Lehrbuch der Analyt. Chem., S. 63) durchgef\u00fchrt. Kalium wurde aus den in Sulfate umgewandelten Gesamtsalzen nach Finkner (Treadwell, S. 41) als KjPtClg bei Gegenwart von Alkohol\u00e4ther gef\u00e4llt. Der resultierende Niederschlag wurde im Wasserstoffstrome gegl\u00fcht, die Salze durch Auswaschen entfernt und aus dem zur\u00fcckbleibenden Platin das Kalium berechnet (vgl. auch Dittmar in Challenger Rep.).\n1.\t50 ccm enteiwei\u00dftes Plasma auf 200 ccm verd\u00fcnnt, 170 ccm zur Ca-, Mg-Bestimmung :\nGefunden: Mg2P207 = 0,2830 = 0,1026 MgO CaO = 0,0276.\n2.\t50 ccm enteiwei\u00dftes Plasma auf 200 ccm verd\u00fcnnt. 150 ccm zur Ca-, Mg-Bestimmung:\nGefunden: Mg2P207 = 0,2390 = 0,0866 MgO \u00bb CaO = 0,0250.\n3.\t60 ccm Plasma mit H2S04 abgeraucht. \u2014 R\u00fcckstand in 200 ccm Wasser gel\u00f6st. 115 ccm zur Ca-, Mg-Bestimmung:\nGefunden: Mg,P207 = 0,2178 = 0,0790 MgO \u00bb CaO = 0,0220.\n4.\tWie in Versuch Nr. 3. 75 ccm der Gesamtl\u00f6sung zur K-Bestimmung.\nGefunden: Pt = 0,0263 = 0,0127 K20.\nWir finden demnach in bezug auf die Mengenverh\u00e4ltnisse der Kationen kaum in Betracht kommende Abweichungen von denen des Seewassers. Dagegen differieren die Anionen nicht unbetr\u00e4chtlich, indem etwa doppelt soviel Schwefels\u00e4ure im Seewasser vorhanden ist als im Plasma, w\u00e4hrend umgekehrt der Chlorgehalt des Plasmas ein wenig h\u00f6her ist als im Seewasser. Hierzu kommt noch der auffallend geringe Kohlen-\n15*","page":221},{"file":"p0222.txt","language":"de","ocr_de":"222\nM. Henze,\nS\u00e4uregehalt des Plasmas, der schon Winterst ein1) aufgefallen ist.\nIch halte es vor der Hand verfr\u00fcht, aus diesen Daten\nf\ntheoretische Folgerungen in bezug auf die Bildung der freien Schwefels\u00e4ure in den Blutzellen zu ziehen.\nIII. Die chemische Zusammensetzung des Vanadiumchromogens.\nDie Aufkl\u00e4rung der Konstitution der Vanadiumverbindung d\u00fcrfte infolge Materialmangels gro\u00dfen Schwierigkeiten begegnen. Bisher war es m\u00f6glich, folgende Beobachtungen zu machen.\nDas Chromogen wurde f\u00fcr die Analyse aus der bei der Plasmolyse der Blutzellen erhaltenen \u00abbraunenL\u00f6sung\u00bb durch genaues Ausf\u00e4llen mit n/io-NaOH dargestellt (vgl. 1. Abschnitt). Dabei findet gleichzeitig eine Sauerstoffaufnahme statt, wie im 4. Abschnitt ausf\u00fchrlich angegeben ist. Das flockig gef\u00e4llte Chromogen wird abzentrifugiert und mehrfach mit Wasser, Alkohol und \u00c4ther gewaschen. Getrocknet bildet es ein tief schwarzblaues Pulver. Es wurden zwei Analysen ausgef\u00fchrt, und zwar nach Messingers Verfahren, um Material zu sparen, soda\u00df gleichzeitig eine C- und N-Bestimmung resultierte. Die Substanz wurde bei 100\u00b0 getrocknet.\n1.\t0,2754 g Substanz lieferten 0,4335 g C02.\nAus der im Zersetzungskolben zur\u00fcckbleibenden Fl\u00fcssigkeit wurde der Ammoniak nach Zusatz von Lauge abdestilliert. Zur Neutralisation verbraucht 17,00 n/io-HCl.\n2.\t0,2044 g Substanz lieferten 0,3126 g C02.\nZur Neutralisation des Ammoniaks verbraucht 11,89 ccm n/io-HCl.\nGefunden: 1. C = 42,93\u00b0/o\tN = 8,64\u00b0/\u00ab\n>\t2. C = 41,71 \u00b0/o\tN = 8,14o/o.\nDer Vanadiumgehalt des Chromogens wurde in folgender Weise bestimmt : Bei Behandlung des Chromogens mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure und schwefliger S\u00e4ure wird das Vanadiumquantitativ unter Entf\u00e4rbung der Substanz abgespalten. Der\n*) H. Winterstein, Zur Kenntnis der Blutgase wirbelloser Seetiere. Riochem. Zeitschr., Bd. 19, S. 384.\n","page":222},{"file":"p0223.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das Blut der Ascidien. II. 223\nunl\u00f6sliche Anteil wurde abzentrifugiert und v\u00f6llig ausgewaschen. Er diente z. T. zur Untersuchung auf Purinbasen (vgl. n\u00e4chsten Abschnitt). Die schwefelsaure L\u00f6sung samt den Waschw\u00e4ssern enth\u00e4lt alles Vanadium, jedoch mit etwas organischem Material verunreinigt. Sie wurde deshalb zur Trockene verdampft und mit Salpeters\u00e4ure abgeraucht. Der R\u00fcckstand wurde in HCl gel\u00f6st und letztere nach Schwefels\u00e4urezusatz wieder v\u00f6llig vertrieben. Diese schwefelsaure Vanadsalzl\u00fcsung wird nunmehr in der Hitze durch Einleiten von schwefliger S\u00e4ure zu Vd204-Salz reduziert, bis sie rein blau erscheint (vgl. Treadwell, Lehrbuch der Analyt. Chem., S. 489). Hierauf wird der \u00dcberschu\u00df an schwefliger S\u00e4ure durch Kochen und Einleiten von Kohlens\u00e4ure vertrieben und die Fl\u00fcssigkeit mit n/io-Kalium-permanganat in der Hitze titriert. 1000 ccm n/io-Perman-ganat entsprechen 9,12gVd205. Angewandt: 0,5742 g Chro-mogen.\nTiter der Permanganatl\u00f6sung: 10 ccm = 11,45 ccm n/io-Permanganatl\u00f6sung. Verbraucht 10,20 ccm = 11,68 ccm \u00abZio-P.M.\nGefunden: 18,50\u00b0/o Vd, = 10,36\u00b0/o Vd.\nEine zweite Analyse gab nur einen Gehalt von 15,4 \u00b0/o VdA, doch glaube ich, da\u00df dieselbe weniger Zutrauen verdient. Das Chromogen war zur Purinbasenbestimmung direkt mit 10\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure zersetzt worden. Bei der daran anschlie\u00dfenden Barytf\u00e4llung wird das Vanadium auch gef\u00e4llt, doch scheint diese F\u00e4llung \u2014 und darin liegt vielleicht der Fehler \u2014 nicht ganz quantitativ zu sein. Der Barytniederschlag wurde hierauf ersch\u00f6pfend mit Schwefels\u00e4ure ausgezogen und die Schwefels\u00e4urel\u00f6sung nach der Zerst\u00f6rung aller noch vorhandenen organischen Beimengungen wie oben behandelt.\nAngewandte Substanz 0,2300 g.\nZur Titration verbraucht: 3,4 ccm Permanganat = 3,89 ccm n/io-P.M.\nGefunden: 15,4\u00b0/o Vd,O\u00e4 = 8,62\u00b0/o Vd.\nDas Chromogen ist nicht dialysabel. Bei der Dialyse der \u25a0'braunen Fl\u00fcssigkeit\u00bb f\u00e4llt das Chromogen im oxydierten, blaugef\u00e4rbten Zustande im Dialysierschlauch aus, w\u00e4hrend die Schwefels\u00e4ure ins Au\u00dfenwasser \u00fcbergeht.","page":223},{"file":"p0224.txt","language":"de","ocr_de":"224\nM. Henze,\nBeim trockenen Erhitzen des Chromogens erh\u00e4lt man starke Pyrrolreaktion. Nachweis durch die Fichtenspanreaktion. Purinbasen nehmen nicht am Aufbau des Molek\u00fcls teil. Vgl. 4. Abschnitt.\nDas Chromogen liefert fast alle f\u00fcr die Eiwei\u00dfk\u00f6rper charakteristischen Reaktionen. Dieselben wurden mit der genuinen Chromogenl\u00f6sung, d. h. der \u00abbraunen Fl\u00fcssigkeit\u00bb angestellt.\nBeim Erhitzen derselben erh\u00e4lt man eine nur unvollst\u00e4ndige braune Ausflockung. Wahrscheinlich ist die L\u00f6sung zu stark sauer. Alkohol und Aceton f\u00e4llen, besonders beim Erw\u00e4rmen, unoxydiertes Chromogen (cf. 4. Abschnitt).\nS\u00e4ttigung mit MgS04 oder Na2S04 bewirkt Ausflockung. Ferner erh\u00e4lt man flockige Ausf\u00e4llungen mit kolloidaler Eisen-\u201el\u00f6sung, mit Eisenchlorid beim Erw\u00e4rmen, mit Jodquecksilber-Jodkalium, Sublimat, Phosphorwolframs\u00e4ure, Milions Reagens (br\u00e4unlicher Niederschlag). Konzentrierte HN03 f\u00e4rbt gelb beim Kochen.\nAlles deutet darauf hin, da\u00df dem Chromogen ein komplizierter Aufbau zukommt und man es mit einem eiwei\u00dfartigen K\u00f6rper zu tun hat, mit dem das Vanadium in Form seiner Trioxydstufe, wie im folgenden Abschnitt ausf\u00fchrlich dargelegt ist, verkettet ist.\nIV. Die Oxydationsstuie des Vanadiums\nIn der I. Mitteilung wurde die Andeutung gemacht, das Vanadium k\u00f6nne in Anbetracht der chemischen Verwandtschaft zwischen Phosphors\u00e4ure und Vanadins\u00e4ure m\u00f6glicherweise in dem Chromogen als Vanadins\u00e4ure gebunden sein und das Chromogen damit Beziehung zur Nucleins\u00e4ure haben. Diese Vermutung hat sich nicht best\u00e4tigt, da es in keinem Fall gelang, Purinbasen bei der Hydrolyse des Chromogens nachzuweisen.\nDas Chromogen (es wurden 3 verschiedene Versuche gemacht) wurde durch 12 st\u00e4ndiges Kochen mit 10 \u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure zersetzt und in der Zersetzungsfl\u00fcssigkeit nach der Methode","page":224},{"file":"p0225.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das Blut der Ascidien. II.\n225\nvon Burian und Walker Hall * *) auf Purinbasen gefahndet. Das Resultat war v\u00f6llig negativ.*) Damit war auch das Auftreten des Vanadiums als Vanadins\u00e4ure zweifelhaft geworden. Im Gegenteil, es konnte festgestellt werden, da\u00df in dem genuinen Chromogen das Vanadium in Form einer niederen Oxydationsstufe, d. h. so gut wie sicher in der Form der Vd2Os-Stufe gebunden ist, durch Oxydationsmittel aber, ohne abgespalten zu werden in die Vd204-Stufe \u00fcbergeht. Damit stimmen auch die Farbt\u00f6ne des Chromogens \u00fcberein. Vd203-Verbindungen sind unter gewissen Umst\u00e4nden, z. B. wenn saure L\u00f6sungen mit Zn nahezu neutralisiert werden, chokoladenbraun ; Vd204-Verbindungen sind blau gef\u00e4rbt.\nDie genuine braune Chromogenl\u00f6sung ist aus folgenden Gr\u00fcnden als Vanadtrioxydverbindung aufzufassen:\nAlle Oxydationsmittel ver\u00e4ndern die \u00abbraune L\u00f6sung\u00bb so. da\u00df dieselbe \u00fcber schmutziggr\u00fcn in gr\u00fcnblau und schlie\u00dflich in tiefblau \u00fcbergeht, wobei in den meisteaF\u00e4llen das Chromogen denaturiert (?), d. h. ausgef\u00e4llt wird. Beim Zusatz st\u00e4rkerer Oxydationsmittel wie H202 mu\u00df man sehr vorsichtig verfahren, da ein \u00dcberschu\u00df vollst\u00e4ndige Entf\u00e4rbung herbeif\u00fchrt, wahrscheinlich unter Abspaltung des Vanadiums und \u00dcberf\u00fchrung desselben in Vanadins\u00e4nre.\nDiese unter Oxydation verlaufenden Farben\u00e4nderungen treten ein mit sehr verd\u00fcnnten L\u00f6sungen von Wasserstoffperoxyd, KC103, KMn04, K2Cr207. Bei letzteren beiden ist der Farbumschlag so scharf, da\u00df man m\u00f6glicherweise eine titrimetrische Bestimmung des Chromogens darauf gr\u00fcnden k\u00f6nnte. Eisenoxydsalze wirken ebenso, im Gegensatz zu Eisenoxydulsalzen, die keine Ver\u00e4nderungen bewirken.\nIn der I. Mitteilung wurde angegeben, da\u00df das Chromogen\n*) Burian und Walker Hall, Die Bestimmung der PurinstofTe in tierischen Organen mittels der Methode des korrigierten Wertes. Diese Zeitschrift, Bd. 38, S. 336.\n*) Wurde die bei der Plasmolyse der Blutk\u00f6rperchen zur\u00fcckbleibende und abzentrifugierte Substanz (Stromata) nach dieser Methode auf Purink\u00f6rper gepr\u00fcft, so erhielt man stets reichlich Purinbasen-Silbernieder-schl\u00e4ge.","page":225},{"file":"p0226.txt","language":"de","ocr_de":"226\nM. Henze\nimmer durch Aceton aus der \u00abbraunen L\u00f6sung\u00bb als blauer Niederschlag ausgefallt worden sei, und ich meinte, da\u00df mit diesem F arbumschlag gleichzeitig eine Reduktion durch organische Verbindungen verbunden sein k\u00f6nne. Diese Annahme stand im Widerspruch mit den obigen Beobachtungen, umsomehr als sich zeigte, da\u00df z. B. Traubenzucker die \u00abbraune L\u00f6sung\u00bb v\u00f6llig unver\u00e4ndert l\u00e4\u00dft. Die Vermutung lag daher nahe, da\u00df das verwandte Aceton gerade umgekehrt vielleicht oxydierend wirkende (peroxyd\u00e4hnliche) Verunreinigungen enthalten h\u00e4tte. Dies war in der Tat der Fall. Benutzt man Aceton, welches vorher durch Destillation \u00fcber KMn04 und \u00fcber K2C03 gereinigt ist, so f\u00e4llt dasselbe das Chromogen in der Ovxdul-stufe in braunen, Eisenhydroxyd \u00e4hnelnden Flocken aus. Genau so verh\u00e4lt sich gereinigter und ungereinigter \u00c4ther; so wie auch Terpentin\u00f6l, das infolge seiner ozoniden Eigenschaften Blauf\u00e4rbung bewirkt. Reiner Alkohol f\u00e4llt \u00fcbrigens auch die rostbraune Oxydulverbindung aus.\nIn der sauren genuinen Chromogenl\u00f6sung erfolgt der \u00dcbergang der Oxydulstufe in die h\u00f6here Oxydationsstufe von selbst nur \u00e4u\u00dferst langsam. Erst nach vielst\u00fcndigem Stehen sind beginnende Anzeichen daf\u00fcr zu bemerken und selbst Durchleiten von Sauerstoff bedingt keine merkbar schnellere Ver\u00e4nderung. Dagegen .tritt eine fast momentane Selbstoxydation ein, sowie man den S\u00e4uregrad der L\u00f6sung herabsetzt, resp. dieselbe eben alkalisch macht. Bei der Darstellung des Chromogens durch Neutralisation der \u00abbraunen L\u00f6sung\u00bb findet daher stets auch eine \u00dcberf\u00fchrung der braungef\u00e4rbten Oxydulstufe in die blaugef\u00e4rbte Oxydstufe statt.\nDiese Sauerstoffaufnahme l\u00e4\u00dft sich auch messend verfolgen. Bringt man die \u00abbraune L\u00f6sung\u00bb in eine Gasb\u00fcrette \u00fcber Quecksilber und f\u00fcgt eine gemessene Menge Sauerstoff zu, so beobachtet man, sobald eine Spur einer verd\u00fcnnten Natriumcarbonatl\u00f6sung zugef\u00fcgt worden ist, eine deutliche Verminderung des Sauerstoffvolumens. Nach einer ungef\u00e4hren quantitativen Sch\u00e4tzung des Chromogens zu urteilen, scheint pro Atom Vanadium 1 Atom Sauerstoff aufgenommen zu werden.\nEs erkl\u00e4rte sich nunmehr auch, warum die genuine Chro-","page":226},{"file":"p0227.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das Blut der Ascidien. 11.\t227\n/\nmogenl\u00f6sung allein gar nicht sauerstofT\u00fcbertragend wirkte, w\u00e4hrend bei Gegenwart von etwas chlorsaurem Kalium sich die verschiedensten darauf gepr\u00fcften organischen Verbindungen oxydieren lie\u00dfen. Erw\u00e4hnt sei nur die \u00dcberf\u00fchrung von Anilin in Anilinschwarz, von Hydrochinon in Chinon, sowie von anderen Aminen und Phenolen in die entsprechenden Oxydationsprodukte.\nJodkalium-St\u00e4rkel\u00f6sungen werden durch die \u00ab braune L\u00f6sung\u00bb nicht ver\u00e4ndert. F\u00fcgt man aber etwas Sodal\u00f6sung zu und s\u00e4uert dann sofort wieder schwach an, so erh\u00e4lt man unmittelbar die st\u00e4rkste Jodausscheidung. \u2014 Die Oxydation des Jodwasserstoffs durch ganz verd\u00fcnnte Wasserstoffperoxydl\u00f6sungen wird durch das Chromogen ganz bedeutend beschleunigt.\nEs wurde ferner beobachtet, da\u00df die genuine Chromogen-l\u00f6sung organische Farbstoffe, wie Indigo. Lackmus; Methylenblau, stark bleicht. Anfangs wurde dies auf eine oxydative Zerst\u00f6rung der Farbstoffe zur\u00fcckgef\u00fchrt. Wir haben es jedoch vielmehr mit einer Reduktion unter Bildung von Leukobasen zu tun. Es ist bekannt, da\u00df auch anorganische Vanadoxydul-verbindungen Farbstoffe unter Reduktion bleichen.\nDie schwarzblauen Farbt\u00f6ne und Ausf\u00e4llungen, welche Tannin, Pvrogallol usw. mit dem Chromogen liefern und die ebenso von der Vanads\u00e4ure geliefert werden, wurden in der ersten Mitteilung als St\u00fctze f\u00fcr die Vanads\u00e4urestufe des Chromogens angesehen. Wie in der Literatur gefunden wurde, treten dieselben ebenso ein mit Verbindungen der Vd204-Stufe, soda\u00df auch diese vermeintliche St\u00fctze f\u00fcr die Vanads\u00e4\u00fcreform des Chromogens hinf\u00e4llig wird.\nV. Die Bedeutung des Chromogens.\nDas Blutchromogen der Ascidien hat zweifellos nicht die den bekannten Blutfarbstoffen (H\u00e4moglobin, H\u00e4mocyanin und H\u00e4moerythrin) zukommende Funktion zu erf\u00fcllen, die wir als respiratorische Farbstoffe im eigentlichen Sinne bezeichnen. Schon Winterstein1) war es nicht gelungen, im luftges\u00e4ttigten Blute von Phallusia auspumpbaren Sauerstoff nachzuweisen. Wie\n') H. Winterstein, Zur Kenntnis der Blulgase wirbelloser Seetiere. Biochem. Zeitschr., Bd. 19, S. 384.","page":227},{"file":"p0228.txt","language":"de","ocr_de":"228 M. Henze. Untersuchungen \u00fcber das Blut der Ascidien. II.\ngezeigt wurde, nimmt auch das isolierte Chromogen keinen Sauerstoff in additioneller und leicht dissoziierbarer Form auf.\nWenn sonach bei den Ascidien kein Blutfarbstoff gefunden werden konnte, der sozusagen als Sauerstoffvehikel dient, so scheint dagegen alle Berechtigung vorzuliegen, dieses Chromogen als einen Katalysator und zwar speziell als Sauerstoff\u00fcbertr\u00e4ger aufzufassen, der die Natur eines Pseudoautoxydators im Sinne Englers1) hat. Das Vanadiumchromogen gleicht den unges\u00e4ttigten Metallverbindungen, z. B. den Ferroverbindungen (Manchot).2) Wir sahen ja, da\u00df auch bei ihm die metallische Komponente, das Vanadium, in der unges\u00e4ttigten Oxydationsstufe gebunden ist.3)\nDamit erkl\u00e4rt sich auch die Gegenwart der freien Schwefels\u00e4ure, in dem das Chromogen in den Blutzellen gel\u00f6st ist. Das stark saure Milieu verhindert offenbar eine Selbstoxydation und damit Vernichtung der katalytischen Eigenschaften des Chromogens.\nEs sei erlaubt, daran noch eine weitere hypothetisohe Annahme zu kn\u00fcpfen. M\u00f6glicherweise spielen sich die f\u00fcr die Lebensprozesse wichtigen Oxydationen nur an der trennenden Zellwand der Blutzellen ab und zwar in dem Moment, in dem die saure Chromogenl\u00f6sung unter gewissen Bedingungen, die die Durchl\u00e4ssigkeit der Zellmembran ver\u00e4ndern, mit dem hy-droxylhaltigen Plasma und den darin gel\u00f6sten und zu oxydierenden Stoffen in Kontakt kommt.\n') En g 1er und Weissbberg, Kritische Studien \u00fcber die Vorg\u00e4nge der Autooxydation. Vieweg u. Sohn, 1904.\n*) Zeitschrift f. anorganische Chem., Bd. 27, S. 404 u. 420.\n*) Nach den neuen Anschauungen (Manchot, \u00dcber die Wertigkeit des Metalls inj den Blutfarbstoffen und die Bestimmung ihres Gasbindungsverm\u00f6gens. Diese Zeitschrift, Bd. 70, S. 230) ist im H\u00e4moglobin das Eisen und auch im H\u00e4mocyanin das Kupfer in der Oxydstufe gebunden. Das spricht gleichfalls f\u00fcr die Differenz in der Funktion dieser Blutfarbstoffe und der des Vanadiumchromogens.\n\u25a0(","page":228}],"identifier":"lit19525","issued":"1912","language":"de","pages":"215-228","startpages":"215","title":"Untersuchungen \u00fcber das Blut der Ascidien. II. Mitteilung","type":"Journal Article","volume":"79"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:32:54.552877+00:00"}