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{"created":"2022-01-31T14:25:41.563493+00:00","id":"lit19550","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Deleano, N. T.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 80: 79-94","fulltext":[{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen Ober die in Weinbl\u00e4ttern enthaltenen Kohlenhydrate und stickstofhaltigen K\u00f6rper.1)\nN* T\u00bb Deleano.\n(Aus dem agrikuUurcbemischen Laboratorium der Eidgen\u00f6ssischeo Technischen\nHochschule in Z\u00fcrich.)\n(Der Redaktion zugegangen am l. Juli 1912.)\nDie in der Folge mitgeteilte Arbeit ist die Fortsetzung einer Studie, welche in Pringsheims Jahrb\u00fcchern im Oktober 1912 erscheinen wird, und in welcher es als wahrscheinlich dargestellt wird, da\u00df abgeschnittene lebende Laubbl\u00e4tter des Weinstockes in den ersten 100 Stunden nur Kohlenhydrate ver-atmen, dann aber auch zur physiologischen Verbrennung des Eiwei\u00dfes schreiten. Die hier mitgeteilten Untersuchungen wurden mit Weinbl\u00e4ttern ausgef\u00fchrt, welche am Tage von den Weinst\u00f6cken entfernt und schnell getrocknet worden waren. Ich gedenke, sp\u00e4ter in gleicher Weise \u00e4hnliche Weinbl\u00e4tter zu untersuchen, welche nach der Abnahme vom Weinstocke eine Reihe von Tagen geatmet haben.\nDie Arbeit wurde in dem Laboratorium von Herrn Prof. E. Schulze in Z\u00fcrich ausgef\u00fchrt; es sei mir gestattet, Herrn Prof. E. Schulze und Herrn Prof. E. Winterstein, f\u00fcr ihre liebensw\u00fcrdige Hilfe meinen w\u00e4rmsten Dank auszusprechen.\nKohlenhyrate : In unserer Arbeit \u00abStudien \u00fcber den Atmungsstoffwechsel abgeschnittener Laubbl\u00e4tter \u00bb haben wir die direkt reduzierenden in den Weinbl\u00e4ttem vorkommenden Kohlenhydrate als Dextrose berechnet. Ob diese Menge reine Dextrose oder ein Gemisch mehrerer direkt reduzierender K\u00f6rper war, konnten wir nicht wissen. Ober die in Weinbl\u00e4ttern vorhandenen\n*) Die Bl\u00e4tter waren direkt nach kr\u00e4ftiger Assimilationsarbeit ge* sammelt worden.","page":79},{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":",\tN. T. Deleano.\nKohlenhydrate war bisher fast nichts bekannt, weil diese K\u00f6rper bisher nur nach ihrem Reduktionsverm\u00f6gen bestimmt wurden, welches aber kein Kriterium f\u00fcr die Natur der untersuchten Kohlenhydrate ist. So sagt Petit (1869,S. 760), da\u00df die Weinbl\u00e4tter auf 1 kg Frischgewicht 20\u201430 g Zucker (Glykose) enthielten; und weiter (1873, S. 944) :\n\u00ab L'examen des feuilles de vigne m\u2019a prouv\u00e9 qu\u2019elles renferment outre le sucre interverti une quantit\u00e9 tr\u00e8s notable de sucre non r\u00e9ducteur. Le dosage par la liqueur de Fehling, avant et apr\u00e8s l\u2019inversion, par les acides, et les notions polari-m\u00e9triques montrent que ce sucre non r\u00e9ducteur est du sucre de canne. Apr\u00e8s l\u2019action des acides le pouvoir rotatatoir est sensiblement \u00e9gal \u00e0 \u201426. \u00bb und er gibt f\u00fcr 1 kg frische Weinbl\u00e4tter folgende Zahlen :\n.** 1. Rohrzucker 9,20 g Glukose 26,55 \u00bb\n2. Rohrzucker 15,80 \u00bb\nGlukose 17,49 *\nKo \u00df und Th o m as (1892, S. 593) sagen : \u00ab 11 existe une saccharose pendant les dix o\u00f9 douze premi\u00e8res semaines de la v\u00e9g\u00e9tation, dans les feuilles, le sarment et m\u00eame le raisin\u00bb (also ungef\u00e4hr Ende Juli), \u00abcette saccharose dispara\u00eet dans les trois organes pr\u00e9c\u00e9d\u00e9s pendant le quatri\u00e8me mois de la v\u00e9g\u00e9tation; il contient alors une m\u00e9lange de sucre, o\u00f9 domine le dextrose.\u00bb\nWie wir schon in voriger Arbeit (1912) mitgeteilt haben, finden wir Mitte Juli ebenso viele invertierbare Kohlenhydrate wie Ende September, und zwar im Mittel 0,20\u00b0/o des Frischgewichts, manchmal noch mehr; so haben wir in einer Probe, die am 28. September geerntet war, 0,33\u00b0/o des Frischgewichts gefunden.\nMach und Kurmann (1877, S. 51) sagen nur, da\u00df der Weinbl\u00e4tterextrakt links dreht, und zwar im Mittel \u2014 2,5\u00b0: sie geben aber die Konzentration des Extraktes nicht an.\nMacagno (1877) bestimmt nur die direkt reduzierenden Kohlenhydrate und findet folgende Werte f\u00fcr 1 kg Bl\u00e4tter:","page":80},{"file":"p0081.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in Weinbl\u00e4ttern enthaltenen Kohlenhydrate usw. 81\nam\t20.\tJuni\t14,24\tg\tZucker\n\u00bb\t4.\tAugust\t15,31\t\u00bb\t\u00bb.\n\u00bb\t16.\t\u00bb\t15,96\t*\t\u00bb\n\u00bb\t15.\tSeptember\t20,50\t\u00bb\t\u00bb\n\u00bb\t5.\tOktober\t23,70\t\u00bb\t\u00bb\n\u00bb\t22.\t19,04\t\u00bb\t\u00bb\nNeubauer (1873, S. 436) extrahiert den Zucker von dem verdampften Weinbl\u00e4tterextrakt mit absolutem Alkohol, f\u00e4llt den alkoholischen Extrakt mit Bleizucker, filtriert und entfernt das \u00fcbersch\u00fcssige Blei mit Schwefelwasserstoff. \u00abDie so erhaltene L\u00f6sung zeigt nicht nur alle Zuckerreaktionen am sch\u00f6nsten, sondern l\u00e4\u00dft sich auch mit ausgewaschener Bierhefe mit Leichtigkeit in G\u00e4rung versetzen, nach deren Beendigung der entstandene Alkohol durch Destination gewonnen werden kann. \u00bb So findet er in 1 Pfund frischer, zu verschiedenen Vegetationsperioden gesammelter Bl\u00e4tter einen Zuckergehalt von 3,5\u20146 g und sagt: da\u00df man in dem w\u00e4sserigen Auszug der Bl\u00e4tter den Zuckergehalt nach Fehlings Methode nicht bestimmen kann, da hierin sicherlich andere Stoffe enthalten sind, welche die Kupferl\u00f6sung reduzieren. Er h\u00e4tte aber die Analysenbelege vor und nach der Zuckerextraktion bringen m\u00fcssen, ohne die kein Beweis erbracht ist.\nKayser (s. Lit.) behauptet, da\u00df er in den Webbl\u00e4ttern ein Gemisch von Rohrzucker und Invertzucker nachgewiesen habe. Auch er hat den Rohrzucker nach dem Reduktionsverm\u00f6gen des. Extraktes bestimmt.\nBoettinger (1901, S. 6) versetzt den alkoholischen Extrakt von Weinbl\u00e4ttern mit geschlemmtem Bleioxyd und zersetzt die erhaltene Bleiverbindung mit Schwefelwasserstoff. Der erhaltene Extrakt wurde nach der Schotten-Baumannschen Benzoylierungsmethode (s. 2. Bd. Bioehem. Arb.-Meth.) bearbeitet. Und er will ein Kohlenhydrat isoliert haben, welches die Zusammensetzung C|SH2tO|9 hat. Es wird durch Kaliumpermanganat zu Kohlens\u00e4ure und Oxals\u00e4ure oxydiert, ergibt mit Hefe Kohlens\u00e4ure und noch eine andere. S\u00e4ure, aber keinen Alkohol, liefert gelbliche amorphe, in Alkohol l\u00f6sliche Acetate und Benzoate und wirkt schwach reduzierend. Ob Boettinger\nHoppe-Seyter\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXX..\t\u2022.. ' \u00ae","page":81},{"file":"p0082.txt","language":"de","ocr_de":"82 '\tN. T. Deleano,\ntats\u00e4chlich ein Kohlenhydrat in H\u00e4nden gehabt hat, ist sehr schwer zu sagen. Da\u00df er von einem so komplizierten Gemisch, welches Gerbstoff, organische S\u00e4uren u. a. enth\u00e4lt, mit der genannten Methode ein Kohlenhydrat h\u00e4tte isolieren k\u00f6nnen, ist sehr unwahrscheinlich. Der Gerbstoff und die organische S\u00e4ure k\u00f6nnen mit der genannten Methode auch Oxydationsprodukte geben. Da\u00df sein Pr\u00e4parat durch Permanganatl\u00f6sung oxydieren konnte, ist kein Beweis daf\u00fcr, da\u00df es ein Kohlenhydrat war. Weiter findet er in seinem Pr\u00e4parat Ammoniak ; also war sein Pr\u00e4parat nicht rein. Trotzdem schlie\u00dft er auf ein Kohlenhydrat, das er Racefoloxy-Biose nennt.\nNeubauer (1873, S. 435) f\u00e4llt den mit Bleiessig gereinigten Wei\u00fcbl\u00e4tterextrakt mit Bleiessig und Ammoniak und zersetzt den erhaltenen Niederschlag mit Schwefelwasserstoff. Nachdem er die filtrierte L\u00f6sung eingedunstet hat, bilden sich nach einiger Zeit Krystall\u00e9, die als Inosit erkannt wurden. Von 50 kg Weinbl\u00e4tter erhielt er 1,5 g reines Inosit.\nDa\u00df in den Weinbl\u00e4ttern ein invertierbares Kohlenhydrat Vorhanden ist, ist sicher, weil wir auch nach unseren Bestimmungen (1912) gefunden haben, da\u00df durch Einwirkung von S\u00e4uren das Reduktionsverm\u00f6gen des Extraktes erh\u00f6ht wird. Ob dieses invertierbare Kohlenhydrat Rohrzucker ist, konnten die vorgenannten Autoren nicht wissen, weil die mineralischen S\u00e4uren auch auf ein Tri- oder Polysaccharid Einwirkung haben k\u00f6nnen. Wie wir weiter zeigen werden, war in den von uns untersuchten Weinbl\u00e4ttern kein Rohrzucker vorhanden; und von den direkt reduzierenden Kohlenhydraten haben wir Dextrose als Hydrazon und L\u00e4vulose als Osazon isoliert.\nUntersuchung von Weinbl\u00e4ttern auf Kohlenhydrate.\nI. Rohrzucker.\n1 kg gepulverte und bei 40\u201445\u00b0 getrocknete Weinbl\u00e4tter (die im September geerntet waren) wurden mit 60 g Calciumcarbonat gemischt und bei 50\u00b0 1\u20142 Stunden mit absolutem Alkohol extrahiert, filtriert und abgepre\u00dft. Da der Extrakt noch S\u00e4urereaktion zeigte, wurde er mit Natronlauge neutralisiert.","page":82},{"file":"p0083.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in Weinbl\u00e4ttern enthaltenen Kohlenhydrate usw. 83\nDer meiste Alkohol wurde abdestilliert und der R\u00fcckstand in einer Schale weiter verdampft. Der hei\u00dfe R\u00fcckstand wurde mit Wasser versetzt und erkalten gelassen Das Fett, das nach oben stieg, wurde entfernt. Die L\u00f6sung zeigte noch schwache S\u00e4urereaktion, sie wurde mit Baryumhydroxyd so lange versetzt, bis kein Niederschlag mehr entstand, in die abfiltrierte L\u00f6sung wurde Kohlens\u00e4ure zur Entfernung des Raryums eingeleitet. Die letzte L\u00f6sung wurde weiter bis zur Sirupkonsistenz verdampft und einige Wochen stehen gelassen. In dieser Zeit bildeten sich keine Krystalle. Um aus diesem Sirup eventuell vorhandenen Rohrzucker isolieren zu k\u00f6nnen, wurde er weiter bearbeitet. Hier konnten wir die Strontianmcthode von E. Schulze und Frankfurt (1895) nicht anwenden, weil der Sirup viele direkt reduzierende Kohlenhydrate enthielt.\nWir verfuhren in folgender Weise : Der Sirup wurde mit Wasser versetzt und mit Bleiessig gefallt, solange noch ein Niederschlag entstand. Dann wurde filtriert, zu der filtrierten L\u00f6sung wurde noch etwas Bleiessig hinzugesetzt und mit konzentriertem Ammoniak gef\u00e4llt. In dem entstehenden Niederschlag kann der eventuell vorhandene Rohrzucker als Blei-saccharat gef\u00e4llt werden. Der Niederschlag wurde filtriert, mit Wasser gewaschen, bis er nicht mehr nach Ammoniak roch, zwischen Filtrierpapier abgepre\u00dft und mit Schwefelwasserstoff zersetzt. Die filtrierte L\u00f6sung wurde etwas erw\u00e4rmt,' um sie von dem Schwefelwasserstoff zu befreien. Die L\u00f6sung war schwach sauer; sie wurde mit einigen Tropfen Natronlauge neutralisiert und weiter bis zur Sirupkonsistenz verdampft, dann \u00fcber Schwefels\u00e4ure krystallisieren gelassen. Nach 2\u2018Wochen hatten sich keine Krystalle gebildet. Darauf wurde der Sirup mehrmals mit hei\u00dfem absolutem Alkohol extrahiert und der Alkohol verdampft; aus dem zur\u00fcckgebliebenen Sirup haben sich nach 2 Monaten Stehens keine Krystalle gebildet:\nIa. 1,2 kg feingepulverte Weinbl\u00e4tter wurde mit 70 g Calciumcarbonat gemischt und 2 Stunden bei 45\u00b0 mit 31 absolutem Alkohol extrahiert, filtriert und abgepre\u00dft. Die alkoholische L\u00f6sung wurde mit konzentrierter Baryumhydroxydl\u00d6sung gefallt, es entstand ein volumin\u00f6ser Niederschlag, der filtriert wurde; \"'T':' \u25a0\t6*","page":83},{"file":"p0084.txt","language":"de","ocr_de":"84\tN. T. Deleano.\nin die schwach alkalische L\u00f6sung wurde Kohlens\u00e4ure eingeleitet. Die neutrale L\u00f6sung wurde auf dem Wasserbade bei geringer Temperatur verdampft, mit Wasser versetzt und weiter erhitzt, bis sie nicht mehr nach Alkohol roch, dann filtriert und weiter bis zur Sirupkonsistenz verdampft. Der Sirup wurde ruhig stehen gelassen, nach 2 Wochen hatten sich keine Krystalle gebildet. Die F\u00e4llung mit Bleiessig und Ammoniak wurde auch bei diesem Sirup wie oben ausgef\u00fchrt. Der erhaltene Sirup hat nach 2 Monaten Stehens keine Krystalle gebildet.\nAlso war in diesen Weinbl\u00e4ttern h\u00f6chstwahrscheinlich kein Rohrzucker enthalten.\tj ,\n; 1L Darstellung der direkt reduzierenden Kohlenhydrate.\n500 g Bl\u00e4tterpulver (die Bl\u00e4tter waren im Sept, geerntet) wurden zur Entfernung des Fettes in einem Perkolator mit \u00c4ther extrahiert, dann mit 950/oigem Alkohol bei 50\u00b0 auf dem Wasserbade extrahiert. Nach Verdampfung des Alkohols wurde der R\u00fcckstand mit Wasser versetzt, mit Bleiessig gef\u00e4llt und das \u00fcbersch\u00fcssige Blei mit Schwefelwasserstoff entfernt. Die so bereitete L\u00f6sung wurde mit Blutkohle entf\u00e4rbt und bis auf 200 ccm verdampft. In 10 ccm dieser L\u00f6sung haben wir die direkt reduzierenden Kohlenhydrate nach Fehling bestimmt == 0,8950 g Gu20 = 201 mg Dextrose; also in 100 ccm unseres Extrakts haben wir 4 g direkt reduzierender Kohlenhydrate berechnet als Dextrose.\nOptische Drehung : Diese L\u00f6sung drehte bei 16\u00b0 im 200 mm-Rohr 3,35\u00b0 S. V. nach rechts; demnach ist [a]{j6\u00b0 =14,4\u00b0. Die L\u00f6sung wurde dann auf die H\u00e4lfte konzentriert, sie enthielt also dann 8 \u00b0/o direkt reduzierende Kohlenhydrate, sie drehte bei 16\u00b0 im 200 mm-Rohr 6,7\u00b0 S. V. nach rechts. Dem-\nnach ist [o]\u201c\u00b0 = + 14,5\u00bb.\nDie L\u00f6sung gab mit Resorcin und Salzs\u00e4ure eine starke L\u00e4vulosereaktion.\nDurch Kombination der Resultate der Zuckerbestimmung mittels Fehlingscher L\u00f6sung und der Polarisation k\u00f6nnen wir nach der im \u00abHandb. der biochem. Arbeitsmeth. Bd. II S. 145\u00bb","page":84},{"file":"p0085.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in Weinbl\u00e4ttern enthaltenen Kohlenhydrate usw. 85\nangegebenen Formel den L\u00e4vulose- und Dextrosegehalt unserer L\u00f6sung berechnen, und unter der Voraussetzung, dag nur d-Glukose und 1-Fruktose vorlag, finden wir\n2,919/o Dextrose und l\u00b0/o L\u00e4vulose.\nZur Trennung derselben wurde die Hydrazon- und Osazon-niethode von Neuberg (s. Lippmannl904, S. 895) angewandt.\nHa. Darstellung von Glukosehydrazon.\n100 ccm der oben beschriebenen L\u00f6sung wurden bis zur Sirupkonsistenz verdampft (die Essigs\u00e4ure mit Natronlauge neutralisiert), mit 95\u00b0/oigem warmen Alkohol versetzt und; filtriert. Zu der alkoholischen L\u00f6sung setzt man auf je l g Dextrose 1 g und auf je 1 g L\u00e4vulose 2 g Methylphenylhydrazin, verdampft das Ganze langsam auf dem Wasserbade bis zur Sirupkonsistenz und l\u00e4\u00dft es in einem kalten Raum zum Auskrystallisieren stehen. Wenn nach 1\u20142 Tagen keine Krystalle sich gebildet haben, setzt man ein Glukosehydrazonkrystall zu und beobachtet, da\u00df nach kurzer Zeit gro\u00dfe wei\u00dfe charakteristische Krystalle erscheinen.\nDer dicke Sirup wurde unter Umr\u00fchren mit etwas absolutem Alkohol vermischt, soda\u00df man ihn auf der Kutsche absaugen konnte. Die Krystalle wurden nach dem Absaogen mit absolutem Alkohol gewaschen und aus hei\u00dfem 950/\u00abigen Alkohol umkrystallisiert. Wir erhielten : 2,5 g Glukosehydrazon.\nDie Krystalle stimmten im Aussehen mit Glukosemethyl-phenylhydrazon \u00fcberein und schmolzen bei 130\u2014131\u00b0.,\n11b. Darstellung von Fruktoseosazon.\nZu dem R\u00fcckstand von Ha wurden 2\u20144 ccm 50\u00b0/oige Essigs\u00e4ure hinzugesetzt, 10 Min. auf dem Wasserbade erhitzt und einige Tage stehen gelassen. Wenn nach dieser Zeit keine Krystalle entstanden sind, setzt man Wasser tropfenweise zu, bis eine tr\u00fcbe Mischung entsteht, und l\u00e4\u00dft diese noch einige Tage stehen. In dieser Zeit war ein \u00d6liger. Niederschlag entstanden; er wurde filtriert, in iO\u00b0/oigem Alkohol gel\u00f6st und auskrystallisieren gelassen. Nach einiger Zeit krystallisierte das Osazon in charakteristischen feinen Nadeln, die auf einer Ton-","page":85},{"file":"p0086.txt","language":"de","ocr_de":"86\tN. T. Deleano,\nplatte gereinigt und noch einmal aus 109/oigem Aklohol \u00fcm-krvstallisiert wurden. Wir erhielten :\n0,8 g Fruktoseosazon.\nDie Krystalle stimmten im Aussehen mit Fruktosemethyl-phenylosazon \u00fcberein und schmolzen bei 152\u2014153\u00b0. Dieser Schmelzpunkt ist auch von Neuberg angegeben.\nUntersuchung \u00fcber die mit Bleiessig und Ammoniak f\u00e4llbaren Stoffe.\n1 Va kg Weinbl\u00e4tter, welche mit Alkohol ausgewaschen waren, wurden mit 250 g Calciumcarbonat gemischt, mit Wasser 1\u20142 Stunden lang bei 70\u201480\u00b0 extrahiert, dann abgepre\u00dft. Der erhaltene Extrakt wurde mit Bleiessig gereinigt. Die vom Bleiniederschlag getrennte Fl\u00fcssigkeit wurde weiter mit Bleiessig versetzt und mit konzentrierter Ammoniakl\u00f6sung gef\u00e4llt. Der entstehende Niederschlag wurde auf einem Filter gesammelt, mit Wasser gut gewaschen, bis er nicht mehr nach Ammoniak roch, zwischen Filtrierpapier gepre\u00dft, in Wasser verteilt und mit Schwefelwasserstoff zersetzt. Die vom Schwefelblei abfiltrierte L\u00f6sung wurde mit Baryt neutralisiert, filtriert, das \u00fcbersch\u00fcssige Baryum mit Kohlens\u00e4ure entfernt. Dann wurde die neutrale L\u00f6sung auf dem Wasserbade stark eingedunstet.\nAls die Verdampfung bis zu gen\u00fcgender Konzentration fortgeschritten war, gossen wir die L\u00f6sung tropfenweise in absoluten Alkohol. Wenn nach einiger Zeit kein Niederschlag sich absetzt, setzt man einige Tropfen Natronlauge zu. Der Niederschlag wurde auf einem Filter gesammelt, mit absolutem Alkohol gewaschen, in Wasser gel\u00f6st und noch einmal mit absolutem Alkohol gef\u00e4llt, so da\u00df wir nach 2\u20143 F\u00e4llungen mit absolutem Alkohol ein gelblich-wei\u00dfes amorphes Pulver erhalten haben, welches im Vakuum \u00fcber Schwefels\u00e4ure getrocknet wurzle. Es betrug 20 g, gab sehr wenig Schleims\u00e4ure (nach Tollens, Bioch. Arb.-Meth. II. Bd., S. 112). So z. B. gaben 2,3091 g Substanz 0,0205 g Schleims\u00e4ure, d. h. = 0,88 \u00ae/o, welche bei 212,5\" schmolz. Von 3 g Substanz haben wir (nach Tollens, Bioch. Arb.-Meth. II. Bd., S. 106) keine Zuckers\u00e4ure erhalten.\nDas Pr\u00e4parat wurde noch einige Male mit absolutem Alkohol wie oben gereinigt, bis ein rein-wei\u00dfes Pulver entstand.","page":86},{"file":"p0087.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in Weinbl\u00e4ttern enthaltenen Kohlenhydrate usw. 87\nNat\u00fcrlich ging durch diese Operationen viel Substanz verloren, soda\u00df wir zuletzt nur 8 g eines ganz wei\u00dfen, sehr hygroskopischen amorphen Pulvers erhalten haben, das 8\u201410\u00b0/o Asche enthielt. Es reduzierte nicht die Fehlingsche L\u00f6sung; im Polarisationsapparat untersucht, erwies es sich als nicht drehend ; ebenso verhielt es sich nach 4-st\u00fcndigem Kochen bei 100\u00b0 mit 5\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure. Aber das Pr\u00e4parat zeigte starke Inosit-reaktion (s. Lippmann 1904, S. 1031). Eine Spur von unserm Pr\u00e4parat wurde auf einem Platinblech mit einigen Tropfen Salpeters\u00e4ure (spez. Gew. 1,2) oder 2 Tropfen konzentrierter Salpeters\u00e4ure -|- 1 Tropfen Wasser zum Trocknen verdampft, einige Tropfen Chlorcalcium wurden zugesetzt, dann wiederum zum Trocknen verdampft. Zum Schlu\u00df wurde kurze Zeit auf freier Flamme erhitzt. Falls Inosit vorhanden ist, bekommt man eine sch\u00f6ne rosenrote F\u00e4rbung, die noch mit 0,5 mg Inosit mit Sicherheit eintritt. Die Reaktion ist viel deutlicher, wenn man nach Salkowski und P. Mayer (1907) verf\u00e4hrt, d. h. die zu untersuchende Substanz wird erst mit Chlorcalciuml\u00f6sung verdampft, der R\u00fcckstand mit Salpeters\u00e4ure angefeuchtet und wieder verdampft. Das Pr\u00e4parat reduzierte auch bei langsamem Erhitzen die ammoniakalische Silbernitratl\u00f6sung und gab im Reagenzrohr einen sch\u00f6nen Spiegel.\nDarstellung von Inosit.\nDas oben beschriebene Pr\u00e4parat wurde mit 80\u201490\u00b0/oigem Alkohol gewaschen und mit verd\u00fcnntem Alkohol extrahiert. Nach 24 Stunden krystallisierten aus der alkoholischen L\u00f6sung sch\u00f6ne gro\u00dfe Krystalle aus, die dem Aussehen nach mit reinem Inosit \u00fcbereinstimmten. Nach dem Trocknen auf einer Tonplatte haben wir 1,57 g erhalten. Sie schmolzen bei 225\u00ae; dieser Schmelzpunkt ist auch f\u00fcr den reinen Inosit angegeben (s. Bioch. Handlexikon 1911), sie reduzierten nicht die Fehlingsche L\u00f6sung, aber wohl ammoniakalische Silbernitratl\u00f6sufig.\nUntersuchung \u00fcber die in den Weinbl\u00e4ttern ev. vorhandenen\nAminos\u00e4uren.\n1 kg gepulverte bei 40\u201445\u00b0 getrocknete Weinbl\u00e4tter (sie waren in der N\u00e4he von Z\u00fcrich Anfang Oktober gesammelt","page":87},{"file":"p0088.txt","language":"de","ocr_de":"88\tN. T. Deleano,\nworden). Die Bl\u00e4tter, von denen ein Teil mit Kupfervitriol be-spritzt gewesen war, wurden in einem Kolben mit siedendem 95\u00b0/oigen Alkohol extrahiert, filtriert, abgepre\u00dft und, nachdem der Alkohol abdestilliert war, mit Wasser versetzt und ruhig stehen gelassen. Das Fett kam an die Oberfl\u00e4che und wurde nach dem Erkalten entfernt. Die w\u00e4sserige L\u00f6sung wurde mit Bleiessig g\u00e8reinigt und das \u00fcbersch\u00fcssige Blei mit Schwefelwasserstoff entfernt, filtriert und auf dem Wasserbade bis zur Sirupkonsistenz verdampft. Es bildete sich nicht die f\u00fcr Aminos\u00e4uren charakteristische Haut an der Oberfl\u00e4che. Auch bildeten sich nach einigen Tagen Stehens keine Krystalle.\nUm die m\u00f6glicherweise trotzdem vorhandenen Aminos\u00e4uren zu gewinnen, haben wir noch folgendes Verfahren angewandt. Der letzte Sirup wurde mit Wasser verd\u00fcnnt, mit Mercurinitratl\u00f6sung versetzt, der entstehende Niederschlag (1) mit Wasser gewaschen und zwischen Filtrierpapier getrocknet. (Er ist weiter unten beschrieben.) Die filtrierte L\u00f6sung wurde weiter mit Mercurinitrat versetzt und mit Natronlauge alkalisch gemacht; der entstehende Niederschlag (2) wurde filtriert, gewaschen und zwischen Filtrierpapier getrocknet.\nDer Niederschlag 1 wurde mit Schwefelwasserstoff zersetzt, filtriert und eingedampft. Als die Verdampfung soweit vorgeschritten war, da\u00df die L\u00f6sung etwas z\u00e4he geworden war, wurde mit \u00c4ther gewaschen. Der R\u00fcckstand wurde mit Wasser versetzt, bis zur Sirupkonsistenz verdampft und mehrere Tage \u00fcber Schwefels\u00e4ure stehen gelassen. Nach 2 Wochen hatten sich keine Krystalle gebildet. Der Sirup, der auf eine Tonplatte gestrichen wurde, hinterlie\u00df keinen R\u00fcckstand. Also war wahrscheinlich keine Aminos\u00e4ure vorhanden.\nWenn Aminos\u00e4uren in unserer L\u00f6sung vorhanden gewesen w\u00e4ren, so h\u00e4tte ein Teil davon sich im Niederschlag 1 zeigen m\u00fcssen. Trotzdem haben wir den Niederschlag 2 weiter bearbeitet. Er wurde wie Niederschlag 1 zersetzt, die fil- \u2018 trierte L\u00f6sung mit Ammoniak sehr schwach alkalisch gemacht und bis zur Sirupkonsistenz verdampft. Mit dem Sirup haben wir die Tyrosinreaktion mit dem Millon sehen Reagens versucht ; er zeigte keine Rotf\u00e4rbung. Die sirup\u00f6se L\u00f6sung","page":88},{"file":"p0089.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in Weinbl\u00e4ttern enthaltenen Kohlenhydrate usw. 89\nwurde 2 Wochen \u00fcber Schwefels\u00e4ure stehen gelassen; danach auf eine Tonplatte gestrichen, hinterlie\u00df sie einige kleine Krystalle, die aber als anorganisch erkannt wurden. Also war wahrscheinlich keine Aminos\u00e4ure in den Bl\u00e4ttern vorhanden.\nDarstellung von Glutamin und event, vorhandenem\nAsparagin.\n1 kg gepulverte und bei 40\u00b0 getrocknete Weinbl\u00e4tter wurden bei 50\u00b0 2 Stunden lang mit Wasser extrahiert. Die Masse wurde mittels einer Presse stark gepre\u00dft. (Es waren Bl\u00e4tter, die in der N\u00e4he von Z\u00fcrich Anfang Oktober gesammelt worden waren, und von denen ein Teil mit Kupfervitriol bespritzt gewesen war.) Der braun gef\u00e4rbte Extrakt wurde mit Bleiessig versetzt, solange noch eine F\u00e4llung entstand. Die vom Bleiessig abfiltrierte klare Fl\u00fcssigkeit wurde mit Mercuri-nitrat versetzt. Es entstand ein starker wei\u00dfer Niederschlag, welcher auf einem Filter gesammelt, mit Wasser ausgewaschen und schlie\u00dflich zwischen Filtrierpapier abgepre\u00dft wurde. Dann wurde er in Wasser verteilt und mit Schwefelwasserstoff zersetzt; die filtrierte L\u00f6sung wurde mit Ammoniak neutralisiert und bei gelinder W\u00e4rme stark eingedunstet. W\u00e4hrend des Eindunstens trat nach und nach S\u00e4urereaktion ein; es wurden von Zeit zu Zeit einige Tropfen Ammoniak zugef\u00fcgt. Die konzentrierte Fl\u00fcssigkeit wurde \u00fcber Schwefels\u00e4ure stehen gelassen ; nach ca. 12 Stunden setzte die Bildung von Krystallen ein, welche nach 2\u20143 Tagen mit dem Sirup eine breiartige Masse gaben. Die Krystalle wurden durch Aufstreichen der Masse auf eine Tonplatte von der Mutterlauge befreit und aus Wasser umkrystallisiert. Sie stimmten in ihrem Aussehen und Verhalten mit denjenigen von Glutamin \u00fcberein. Das Pr\u00e4parat (0,8 g) war frei von Tyrosin: seine w\u00e4sserige L\u00f6sung, gab beim Erhitzen mit Millonschem Reagens keine F\u00e4rbung. Die wei\u00dfen prismatischen Krystalle waren schwer l\u00f6slich in kaltem, leicht l\u00f6slich in kochendem Wasser. In 95\u00b0/oigem Alkohol l\u00f6sten sie sich nicht, dagegen in hei\u00dfem verd\u00fcnnten Alkohol sehr leicht, und beim Erkalten krystallisierten sie in feinen Nadeln.","page":89},{"file":"p0090.txt","language":"de","ocr_de":"\u2122\tN. T. Deleano,\nMi1 Nesslerschem Reagens zeigten sie keine Ammoniak-reak\u00fcon. aber nach Erhitzen mit verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure trat die Reaktion ein. Bei Erw\u00e4rmen der w\u00e4sserigen L\u00f6sung mit Kupferhydroxyd entstand eine lasurblaue Fl\u00fcssigkeit, aus welcher nach dem Erkalten Krystalle einer Kupferverbindung sich ausschieden. In diesen Krystallen, die einer Analyse unterworfen wurden, wurde ein Kupfergehalt gefunden, welcher der Formel des Glutaminkupfers (C^NgO^Cu :^pj\u00c9efet'pi;\n1.\t0,1765 g Substanz, bei 105 \u00bb getrocknet, gaben nach dem Gl\u00fchen 0,0400 g CuO.\n2.\t0,1770 g Substanz, bei 105\u00b0 getrocknet, gaben in gleicher Weise 0,0402 g CuO. v\nCu:\tgefunden\tberechnet\n1. 18,07 o/o f\u00fcr (C\u00e4H9N203)jCu ;\t2- 18,18 o/o\t17,940/0.\nDiese Resultate stimmen mit den Von E, Schulze (1895) f\u00fcr Glutamin aus Farnkr\u00e4utern gefundenen Zahlen \u00fcberein.\nEs war also in den Weinbl\u00e4ttern Glutamin, aber kein Asparagin vorhanden.\nDie filtrierte L\u00f6sung von Glutamin wurde nach der F\u00e4llung mit Mercurinitrat mit Natronlauge versetzt, solange noch ein Niederschlag entstand. Der Niederschlag wurde auf einem Filter gesammelt, gut gewaschen, zwischen Filtrierpapier abgepre\u00dft, in Wasser verteilt und mit Schwefelwasserstoff zersetzt. Die filtrierte L\u00f6sung wurde mit Ammoniak neutralisiert und eingedunstet. Der Sirup wurde \u00fcber Schwefels\u00e4ure stehen gelassen, nach 3 Wochen hatten sich Krystalle gebildet, welche mittels einer Tonplatte von der Mutterlauge befreit wurden. Sie wurden in Wasser gel\u00f6st und mit Blutkohle entf\u00e4rbt und umkrystallisiert. Die Krystalle zeigten folgende Eigenschaften : sie verbrannten v\u00f6llig auf einer Platinspatul, gaben mit Lackmuspapier saure Reaktion; die Salzs\u00e4urereaktion mit Silbemitrat war negativ, die Nitratreaktion mit Schwefels\u00e4ure und Diphenylamin war positiv, die Ammoniakreaktion mit Nesslerschem Reagens war positiv.\nDas Pr\u00e4parat enthielt also Ammonnitrat. Zur Entfernung desselben wurde das Pr\u00e4parat in wenig Wasser gel\u00f6st, mit","page":90},{"file":"p0091.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in Weinbl\u00e4ttem enthaltenen Kohlenhydrate usw. 91\nreinem Baryumcarbonat gemischt und solange auf dem Wasserbade erhitzt, bis es nicht mehr nach Ammoniak roch, darauf erst mit absolutem, dann mehrmals mit 95\u00b0/oigem Alkohol extrahiert Nach \u00f6fter wiederholter Extraktion mit Alkohol gab der R\u00fcckstand nicht mehr die Ammoniak- und Salpeters\u00e4urereaktion, auch nicht die Tyrosinreaktion, aber die Stickstoffreaktion von Lassaigne (Verbrennung mit metallischem Natrium). Die Krystalle gaben, in Wasser gel\u00f6st und tait gewaschenem Kupferhydroxyd auf dem Wasserbade erhitzt, eine lasurblaue Fl\u00fcssigkeit, aus welcher nach dem Verdunsten kleine blaue Krystalle sich ausschieden. Leider war die Menge so klein, da\u00df wir sie nicht einer Analyse unterwerfen konnten.\nUntersuchungen \u00fcber die in den Weinbl\u00e4ttern enthaltenen organischen Basen. : -\n5 kg gepulverte und bei 40\u201445\u00b0 getrocknete Weinbl\u00e4tter wurden mit Wasser bei 65\u201470\u00b0 2-^3 Stunden lang extrahiert. (Diese Bl\u00e4tter waren in der N\u00e4he, von Z\u00fcrich Anfang Oktober gesammelt worden. Es waren Bl\u00e4tter, von denen ein Teil tait Kupfervitriol bespritzt gewesen war.) Die Masse wurde abgepre\u00dft und das Extrakt mit Bleiessig gef\u00e4llt. Aus der filtrierten L\u00f6sung wurde das \u00fcbersch\u00fcssige Blei mit Schwefels\u00e4ure entfernt. Die schwach saure L\u00f6sung wurde auf dem Wasserbade stark eingedunstet bis auf 11, Schwefels\u00e4ure wurde hinzugesetzt, bis die L\u00f6sung *5\u00b0/o davon enthielt, mit Phosphorwolfram-s\u00e4ure versetzt/ solange bis kein Niederschlag mehr entstand, und 2\u20143 Tage stehen gelassen. Dann wurde der Niederschlag auf der Nutsche abgesaugt, mit 5\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure gut gewaschen und mit Baryt in bekannter Weise zersetzt. Zur Entfernung des Ammoniaks wurde die Masse einige Tage lang durch ein tait Windfl\u00fcgeln versehenes R\u00fchrwerk aufgewirbelt, bis alles Ammoniak entfernt war. Dann wurde die alkalische\ni\t^\u25a0\t\u00ab\nammoniakfreie Fl\u00fcssigkeit filtriert, der Niederschlag gewaschen und durch die filtrierte L\u00f6sung ein Kohlens\u00e4urestrom hindurchgeleitet und wiederum filtriert. Die schwach alkalische L\u00f6sung wurde mit Salpeters\u00e4ure neutralisiert, bis eine schwach saure Reaktion eintrat. Die Fl\u00fcssigkeit, die nach diesen Operationen","page":91},{"file":"p0092.txt","language":"de","ocr_de":"**\t.. N. T. Deleano,\nein Volumen von 31!* 1 hatte, wurde bis auf lU1 ihres Volumens auf dem Wasserbade eingedunstet. Die weitere Behandlung zur F\u00e4llung der Basen geschah in bekannter Weise nach Kossel und Kutscher (1900). Die Fl\u00fcssigkeit wurde mit Silbernitrat versetzt, bis eine Probe mit Barytwasser eine braune F\u00e4llung von Silberoxyd ergab. Es entstand aus der sauren Fl\u00fcssigkeit kein Niederschlag, also waren keine Alloxur-basen vorhanden.\nDie Fl\u00fcssigkeit wurde mit konzentrierter Barytl\u00f6sung versetzt, solange bis kein Niederschlag mehr entstand, soda\u00df die Histidin- und die Argininfraktion zusammen gef\u00e4llt wurden. Es entstand ein kleiner Niederschlag, welcher, nach den bekannten Methoden weiter verarbeitet, keine Krystalle ergab; auch die f\u00fcr Histidin charakteristische Reaktion war negativ; auch zeigte die Argininfraktion mit Kupferhydroxyd keine Blauf\u00e4rbung. Es war also von diesen Basen h\u00f6chstwahrscheinlich nichts vorhanden.\nDas in dem Filtrat \u00fcbersch\u00fcssige Silber wurde mit Salzs\u00e4ure gef\u00e4llt ; dann wurde die L\u00f6sung mit Barytwasser genau neutralisiert und auf dem Wasserbade eingedunstet, nach dem Erkalten mit Schwefels\u00e4ure versetzt, bis sie 5 \u00b0/o davon enthielt, filtriert und mit Phosphorwolframs\u00e4ure gef\u00e4llt und \u00fcber Nacht stehen gelassen. Dann wurde der Niederschlag auf der Nutsche gesaugt und mit 5\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure gewaschen. Die weitere Behandlung dieser Lysinfraktion geschah in folgender Weise.\nLysinfraktion.\nDieser Niederschlag, welcher vielleicht Betain und Cholin enthielt, wurde in bekannter Weise zersetzt, die entstehende L\u00f6sung der Chloride bis zur Trockene eingedunstet und \u00fcber Schwefels\u00e4ure vollst\u00e4ndig getrocknet, dann mit hei\u00dfem Alkohol mehrmals extrahiert. Es blieben nur anorganische Salze zur\u00fcck. Die alkoholische Fl\u00fcssigkeit wurde mit konzentrieter alkoholischer Sublimatl\u00f6sung versetzt. Der Niederschlag und die aus der alkoholischen L\u00f6sung erhaltenen Quecksilberdoppelsalze wurden mittels einer Tonplatte von der Mutterlauge befreit und","page":92},{"file":"p0093.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in Weinbl\u00e4ttem enthaltenen Kohlenhydrate usw. 93\naus Wasser unter Zusatz von etwas Quecksilberchlorid um-krystallisiert, dann mit Schwefelwasserstoff zersetzt. Die Chloride wurden vollst\u00e4ndig im Vakuum getrocknet. Der R\u00fcckstand wurde in der K\u00e4lte mit wasserfreiem absoluten Alkohol extrahiert. Das Ganze war in Alkohol l\u00f6slich. Es war also wahrscheinlich kein Betain vorhanden.\nDie alkoholische L\u00f6sung wurde auf dem Wasserbade eingedunstet, mit Wasser verd\u00fcnnt und mit Blutkohle entf\u00e4rbt, filtriert, bis zur Sirupkonsistenz eingedunstet und \u00fcber Schwefels\u00e4ure v\u00f6llig getrocknet (es zeigten sich die charakteristischen Cholinkrystallformen). Die Krystalle wurden in absolutem\nwasserfreien Alkohol gel\u00f6st; die alkoholische L\u00f6sung wurde mit einer konzentrierten Platinchloridl\u00f6sung versetzt, solange bis kein Niederschlag mehr entstand, und einige Zeit stehen gelassen. Die Krystalle wurden auf der Nutsche abgesaugt und in Wasser gel\u00f6st ; die L\u00f6sung wurde auf dem Wasserbade bis zur Sirupkonsistenz verdampft und einige Tage \u00fcber Schwefels\u00e4ure stehen gelassen. Nach dieser Zeit haben sich die charakteristischen Cholindoppelsalzkrystalle gebildet. Sie wurden mittels einer Tonplatte von der Mutterlauge befreit, im Vakuum \u00fcber Schwefels\u00e4ure getrocknet und f\u00fcr die Analyse benutzt.\nVon 5 kg Weihbl\u00e4ttern haben wir 0,507 g Platindoppelsalz erhalten.\n0,3070 g Substanz gaben 0,0975 g Platin, also 31,75\u00b0/o.\nPt : gefunden\tberechnet\n31,75\u00b0/o f\u00fcr \u25a0\u25a0(CftHMSOidl)iPtai\n31,65\u00b0/o.\nResultate.\nIn Anfangs September bis Anfangs Oktober am Tage gesammelten und sofort an der Luft getrockneten Weinbl\u00e4ttern konnten wir nachweisen :\n1.\tDextrose,\n2.\tL\u00e4vulose,\n3.\tInosit,\n4.\tGlutamin,\n5.\tCholin.","page":93},{"file":"p0094.txt","language":"de","ocr_de":"94 N. T. Deleano, Die in Weinbl\u00e4ttera enthaltenen Kohlenhydrate nsw.\nRohrzucker, Aminos\u00e4uren, Alloxurbasen, Histidin, Arginin und B\u00ebtain konnten nicht gefunden werden.\nLiteraturverzeichnis.\nBoctting\u00e9r, Chemische Zeitung, Bd .52 (1901), S. 6.\nDel ea no, N. T., \u00ab Studien \u00fcber den Atmungsstoffwechsel abgeschnittener Laubbl\u00e4tter\u00bb, Jahrb\u00fccher f\u00fcr wiss. Bot., 1912.\nHilger und Gross, Landw. Versuchest., Bd. 33 (1887), S. 170.\nKayser, R., Landw. Versuchsst., Bd. 29, S. 461.\nMa cagno, Recherches sur les fonctions des feuilles de vigne, G. R. Ac.Sc. Bd. 85, S. 763 und 810 (1877).\nMach und Kurmann, Reifestudien bei Trauben und Fr\u00fcchten, Weinlaube (1877), S. 52.\nNeubauer, Beitr\u00e4ge zur qualitativen Analyse des Weinlaubs, Landwirtschaft!. Versuchsst., Bd. 16, S. 427 (1873).\nAbd\u00e8rhalden, Handb. der bioch. Arb.-Meth., Berlin 1910.\n\u2014\tBioch. llandlex., Berlin 1911.\nPetit, De la disparition des acides du raisin et leur transformation en sucres, C. R. Ac. Sc., Bd. 61 (1869), S. 760.\n\u2014\tSur le sucre contenu dans les feuilles de vigne, C. R. Ac. SC, Bd. 77, & 944 (1873).\nRoss und Thomas, C. R. Ac. Sc., Bd. 114 (1892), S. 593.\nKossel und Kutscher, Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Eiwei\u00dfk\u00fcrper, Diese Zeitschrift, Bd. 31, S, 165 (1900).\nLippmann, Chemie der Zuckerarten, III. Aufl; (1904).\nNeuberg, C., \u00dcber die Isolierung von Ketosen, Ber. d. Deutsch, ehern. Ges., Bd. 35 (1902), S. 959.\nSalkowski und P. Mayer, \u00dcber das physiologische Verhalten von Inosit, Bioch. Zeitschr., Bd. 2, S. 398 (1907).\nSchulze, E., Diese Zeitschrift, Bd. 30, S. 249 (1900).\n\u00dcber das Vorkommen von Glutamin in gr\u00fcnen Pflanzenteilen, Diese Zeitschrift, 1895, S. 327.\n\u2014\tZum Nachweis der Rohrzucker in Pflanzensamen, Diese Zeitschrift, Bd. 52, S. 405.\n\u2014\tund Frankfurt, \u00dcber die Verbreitung des Rohrzuckers in den\nI Pflanzen usw., Diese Zeitschrift, Bd. 20 (1895), S. 511.\nLassaigne, S. K\u00f6nig, Untersuch, von Nahrungs- und Genu\u00dfmitteln,\n. Berlin, 4. Aufl. ' . ^","page":94}],"identifier":"lit19550","issued":"1912","language":"de","pages":"79-94","startpages":"79","title":"Untersuchungen \u00fcber die in Weinbl\u00e4ttern enthaltenen Kohlenhydrate und stickstoffhaltigen K\u00f6rper","type":"Journal Article","volume":"80"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:25:41.563499+00:00"}