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{"created":"2022-01-31T14:29:15.454051+00:00","id":"lit19556","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Euler, Hans","role":"author"},{"name":"David Johansson","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 80: 175-181","fulltext":[{"file":"p0175.txt","language":"de","ocr_de":"fiber den Einflu\u00df des Toluols auf die Zymasen und auf die\nPhosphatase.\n. Von '\nHans Euler und Divid Johansson.\n(Ans dem biochemischen Laboratorium der Hochschule Stockholm.)\n(Per Redaktion zagegangen am l. Juli 19ig.)\nDie Enzyms der Hefe lassen sieh in bezug auf ihr Verhalten gegen antiseptische Mittel in zwei Groppen einteilen. F\u00fcr die erste Gruppe ist die Invertase typisch: L\u00f6sungen isolierter Invertasepr\u00e4parate werden durch Toluol nicht beeinflu\u00dft, und auch die rohrzuckerspaltende Wirkung der lebenden Hefe bleibt in Gegenwart von Toluol, Chloroform usw. ungeschw\u00e4cht. In Gegensatz hierzu stehen die Zymasen: auch hier sind die von der Zelle abgetrennten Enzyme unemp\u00fcndlich gegen die Protoplasmagifte, aber die G\u00e4rwirkung der lebenden Hefe wird durch diese Substanzen stark geschw\u00e4cht und oft vollst\u00e4ndig aufgehoben. Wird die Hefe in geeigneter Weise durch Behand-lung mit Alkohol oder Aceton, durch Trocknen im Vakuum bei 40\u00ab oder durch langsames Trocknen bei gew\u00f6hnlicher Temperatur von ihrem Wassergehalt befreit, so wird die G\u00e4rung von Zuckerl\u00f6sungen dureh diese Trockenpr\u00e4parate in Gegenwart von Toluol viel weniger gehemmt als die G\u00e4rung durch lebende Hefe.\nDie erw\u00e4hnten Tatsachen sind durch eine Hypothese1) zusammengefa\u00dft worden, nach welcher freie Enzyme im allgemeinen durch Protoplasmagifte in ihrer Wirksamkeit nicht gehemmt werden, w\u00e4hrend diese Enzyme, solange sie an das Protoplasma gebunden sind, durch antiseptische Mittel au\u00dfer\n') H. Euler und Beth af Ugglks, Diese Zeitschrift. Bd. 70, S. 279, 1911.\t\u2019\t\u2019","page":175},{"file":"p0176.txt","language":"de","ocr_de":"176\tHans Euler und David Johansson,\nT\u00e4tigkeit gesetzt werden. Mit diesem Verhalten der Enzyme gegen Gifte steht nun noch eine zweite Eigenschaft in Zusammenhang, n\u00e4mlich ihre Extraktionsf\u00e4higkeit : die Invertase und die Enzyme der gleichen Gruppe\u00bb welche in lebenden Zellen von Protoplasmagiften nicht inaktiviert werden, lassen sich aus der getrockneten Hefe durch Wasser leicht extrahieren\u00bb w\u00e4hrend die Zymasen der Hefen nicht oder \u2014 je nach der Heferasse \u2014, nur in sehr geringem Ma\u00df in die w\u00e4sserige L\u00f6sung, in welcher die Zellen digeriert werden, \u00fcbergehen.\nF\u00fcr die Vergiftungserscheinungen der lebenden Hefezellen kommen die relativen Mengen von Protoplasmagift und Hefe stark in Betracht, soda\u00df ein gro\u00dfer \u00dcberschu\u00df von Toluol eine Inaktivierung hervorruft, w\u00e4hrend kleinere Mengen fast ohne Einwirkung sind. Welche Wirkungen der zugesetzten Antiseptika hier in Betracht kommen, inwieweit eine Beeinflussung der Ober* fl\u00e4chenspannung ausschlaggebend ist, oder ob die Aufl\u00f6sung der Lipoide der Protoplasmahaut bezw. der Zellwand die wesentlichste Rolle spielt, l\u00e4\u00dft sich erst nach weiteren Versuchen entscheiden.\nWas hn folgenden mitgeteilt werden soll, ist die, wie wir glauben, wesentliche Tatsache, da\u00df durch Zus\u00e4tze von Protoplasmagiften die Geschwindigkeit der Kohlens\u00e4ureentwicklung in g\u00e4renden Zuckerl\u00f6sungen gegen den Betrag des gebildeten organischen Phosphors\u00e4ureesters stark versch\u00f6ben werden kann.\nL\u00e4\u00dft man Zucker durch lebende Hefe in Gegenwart von Phosphaten verg\u00e4ren, so wird dabei kein Kohlenhydratphosphors\u00e4ureester in der verg\u00e4renden Fl\u00fcssigkeit gebildet. Wird hingegen der entsprechende Versuch in Gegenwart von Toluol angestellt, so erfolgt eine sehr erhebliche Bindung von anorganischem Phosphat, indem auf 100 Gewichtsteile Zucker 100 Gewichtsteile Na,HP40 -{- 12 HjO und mehr gebunden werden.\nVersuche.\nErlenmeyer-K\u00f6lbchen mit Mei\u00dfl-Ventilen wurden mit 20 ccm 20% iger Glukose und 20 ccm einer 10% igen L\u00f6sung von Na*HP04 + 12 Hs0, ferner mit 6 g lebender Hefe und","page":176},{"file":"p0177.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Einflu\u00df des Toluols auf die Zymasen usw. 177\n0,2 ccm Toluol gef\u00fcllt. Nach einer gewissen Zeit wurde ein Erlenmey er-Kotben gewogen* um die entwickelte Kohlens\u00e4ure zu ermitteln, hierauf der Kolbeninhalt filtriert und in 6 ccm des Filtrates die freie Phosphors\u00e4ure bestimmt. Die L\u00f6sungen waren vor Beginn des Versuches mit CO, ges\u00e4ttigt worden.\nMinuten\t\tg co,\tgMgjPjOj'lO4 in \u00f6 ccm\tMinuten\t\tg CO,\tgMg,P,07-104 in 5 ccm\nUrspr. L\u00f6sg.\t\t\t789\tUrspr. L\u00f6sg.\t\t-p-\t\u25a0\t837\n40\t\t\u2014* \"\t800\t70\t\t\u2014-\t;\t772\n72\t\t0,346\t777\t142\t\t0,392\t768\n100\t\t0,417\t740\t220\t\t0,525\t142\n195\t\t0,511\t708\t324\t\t0,973\t30\n350\t\t0,843\t48\t\t\t\t\n\t\tffla.\t\tIII b und c. Parallelversuch ohne Toluol.\t\t\t\nMinuten\tgco,\t\tgMg.P.0,10* in 5 ccm\tMinuten\t\u00ab co.\t\tgMg,P,0t10< in 5 ccm\n0\t\t\u2014\t825 '\t0\t\t\t825\n112\t0,156\t\t752\t\u25a0\t135\t\tca. 1\t808\n390\t0,340\t\t000\t\t\t\t:\u00ff-... V*.\n\t\t\t\to\t\tIM\t795\n\t\t\t\t330\t\tca. 1\t801\nZun\u00e4chst ist auf Versuch III und die Parallelversuche hinzuweisen (es ist dies eine der sehr zahlreichen, im hiesigen Laboratorium ausgef\u00fchrten Versuchsserien \u00fcber den Einflu\u00df des Toluols, welche alle zum gleichen Ergebnis gef\u00fchrt haben). W\u00e4hrend bei Zusatz von Toluol in 6V* Stunden vollst\u00e4ndige Bindung des anwesenden Phospates eingetreten ist, hat eine solche in Abwesenheit von Toluol gar nicht stattgefunden.\nAuf die Zusammensetzung des hierbei entstehenden Phosphors\u00e4ureesters werden wir bald zur\u00fcckkommen.\nDie beiden Versuche I und II zeigen, wie viele andere hier nicht angef\u00fchrte, das auffallende Verhalten, da\u00df in den Hoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXX.\t12","page":177},{"file":"p0178.txt","language":"de","ocr_de":"-7v\tHans Euler und David Johansson,\nersten drei Stunden die Abnahme des freien Phosphates sehr gering ist und erst nach dieser Zeit mit erheblicher Geschwindigkeit einsetzt. Die n\u00e4chstliegende Deutung scheint die zu sein, da\u00df im Anfang der Reaktion durch die G\u00e4rung erst dasjenige Produkt erzeugt werden mu\u00df, welches durch das Phosphat unter der Einwirkung der Phosphatese verestert wird.\nDiese Versuche bed\u00fcrfen noch in mehreren Richtungen weiterer Erg\u00e4nzungen, besonders in Beziehung auf die Ergebnisse von Harden und Young \u00fcber das Verh\u00e4ltnis zwischen Phosphors\u00e4urebindung und G\u00e4rung, auf welches jede G\u00e4rungstheorie R\u00fccksicht nehmen mu\u00df, und auf die bekannte Gleichung1) dieser Forscher:\n2 C\u00abH12Oe + 2 P04HR2 = 2 COf + 2 C^O + 2 H20 +\nC,H,0\u00d64(PO4R2)2.\nDie Frage, in welchem Umfang diese Gleichung bei Zus\u00e4tzen von Protoplasmagiften g\u00fcltig bleibt, scheint uns f\u00fcr die Einsicht in den Mechanismus der alkoholischen G\u00e4rung wesentlich.\nMit einer anderen Heferasse wurde ein Versuch angestellt in der Weise, da\u00df die bei gew\u00f6hnlicher Temperatur getrockneten Zellen mit angegorener Glukose und mit Phosphatl\u00f6sungen in Gegenwart und Abwesenheit von Toluol in Ber\u00fchrung kam.\n;\t2 g getrocknete Hefe, , r\n10 ccm Wasser,. ,\t;\n10 \u00bb 20\u00b0/\u00ab ige angegorene Glukosel\u00f6sung,\n$ \u00bb \u00f6*/oige Na,HP04-L\u00f6sung.\nMinuten\tg Mg Mit 0,5 ccm Toluol\t\tjP*07 Ohne Toluol\nUrspr. L\u00f6sg.\t294\t\t304\n0 + 20\t119\t\t\u25a0\t'\t148\n41 + 20\t38\t\t- 44\n83 + 20\t29\t\tTv 48\n120 + 20\t. \u00ab\u2014 '\t\t\u25a0 76 , ' - \u2022\n265 + 2C\t22\t\t88\n360 + 20\t20\t\t\u25a0 \u25a0-Viaa;- :\n\u2018) Proc. Roy. Soc. (B.), Bd. 82, 'S. 321, 1910.","page":178},{"file":"p0179.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Einflu\u00df des Toluols auf die Zymasen usw, 179\nDie Gramm Mg8P,\u00d6r * * 104 beziehen sich auf Proben von je 10 ccm. Vor der F\u00e4llung mit der Magnesiamischung mu\u00dften die L\u00f6sungen von der Trockenhefe abfiltriert werden, yeas eine Zeit von etwa 30 Min. in Anspruch nahm. W\u00e4hrend dieser Zeit war der unfiltrierte Teil der Losung im Trichter mit der Hefe in Ber\u00fchrung.\nIn Abwesenheit von Toluol tritt nach einer gewissen Zeit wieder eine Vermehrung der freien Phosphors\u00e4ure ein, was offenbar darauf beruht, da\u00df nun der gebildete Phosphors\u00e4ureester gespalten und vergoren wird. \u00c4hnliche Erscheinungen sind bereits fr\u00fcher im hiesigen Laboratorium gefunden worden.1)\nWie aus den beschriebenen Versuchen hervorgeht, ist die Phosphatese der untersuchten Hefe einerseits weniger empfindlich gegen Toluol als die G\u00e4rungsenzyme, anderseits kann sie aus der getrockneten Hefe leicht extrahiert werden. Sie schlie\u00dft sich also in dieser Hinsicht den Enzymen der Invertasegruppe an, und die an diesem Enzym gemachten Beobachtungen bilden also eine Best\u00e4tigung des fr\u00fcher aufgestellten Satzes, da\u00df Hefenenzyme gegen Antiseptika in dem Ma\u00dfe unempfindlich sind, als sie vom lebenden Plasma befreit sind.\nJedenfalls bilden diese Versuche aber einen neuen Beweis daf\u00fcr, da\u00df die Phosphatese ein selbst\u00e4ndiges, von den \u00fcbrigen G\u00e4rungsenzymen abtrennbares Enzym ist.\nIm Anschlu\u00df an die beschriebenen Versuche wurde noch untersucht, in welcher Weise die G\u00e4rung der Aminos\u00e4uren durch Toluol beeinflu\u00dft wird.\nEs war vorher festgestellt worden, da\u00df auch bei Gegen-wart von Toluol eine Hefe, welche Glykokoll verg\u00e4rt, anorganisches Phosphat nicht zu verestern vermag. Es wird also bei der alkoholischen G\u00e4rung des Glykokolls kein Zwischenprodukt gebildet, welches dem bei der Hexoseng\u00e4rung entstehenden entspricht. Die Versuche mit Glykokoll, von welchen wir nur zwei anf\u00fchren, waren von Parallelversuchen mit Rohrzucker be-\n0 Biochem. Zeitschrift, Bd. 41, S. 215, 1912.\n\u2022) Diese Zeitschrift. Bd. 70, S. 279, 1910, und Bd. 73, S. 85, 1911.\n12*","page":179},{"file":"p0180.txt","language":"de","ocr_de":"Hans Euler und David Johansson,\ngleitet, welch letztere gleichzeitig mit derselben Hefe angestellt wurden.\t* ^\nVersuche.\n\u00ae * GlykokoU 4* 50 ccm Wasser 3 g Rohrzucker -|- 50 ccm Wasser -f 10 g lebende Hefe.\t-f lebende Hefe.\nMinuten\tccm CO,\t\tMinuten\tccm CO,\t\n\tOhne Toluol\tMit 5 ccm Toluol\t\tOhne Toluol\tMit 5 ccm Toluol\n43\t31\t27\t\t(2 g Hefe)\t(10 g Hefe)\n83\t47\t40\t\u2022,v;\t25\t70\t29\n114\t58\t46\t55\t150\t53\n332\t82\t64\t90\t230\t66\n\t\t\t111\t- -\t71\n458\t94\t75\t320\t\u2022V\t103\n\t\t\t445\t'\t120\n3 g Glykokoil -f- 50 ccm Wasser 50 ccm Wasser -f 10 g lebende 4* 10 g lebende Hefe.\tHefe.\nMinuten\tccm CO,\t\tMinuten\t,\tccm CO,\t\n\tOhne Toluol\tMit 5 ccm Toluol\t\tOhne Toluol\tMit 5 ccm Toluol\n43\t32\t28\t52\t25\t34\n87\t. \u25a0 48\t40\t100\t32\t45\n140\t60\t48\t150\t48\t59\n263\t79\t66\t275\t67\t81\n337\t86\t74\t350\t74\t93\nDie Tatsache, da\u00df die Autolyse der Hefe durch Zusatz von Toluol beschleunigt wird, ist bereits bekannt. Harden hat in einer interessanten Arbeit nn Journal of the Institute of Brewing (1910) *) darauf hingewiesen und diese Erscheinung mit den Beobachtungen von H . E. und E. F. Armstrong \u00fcber die Wirkung von Bet\u00e4ubungsmitteln auf Bl\u00e4tter in Beziehung gesetzt.\nDer Einflu\u00df des Toluols bei der Verg\u00e4rung der Amino* s\u00e4uren geht indessen in einer umgekehrten Richtung wie bei der Autolyse und es zeigt sich also, da\u00df die Verg\u00e4rung von\n*) Ref. in Woch. f. Brauerei, Bd. 28, S. 104, 1911.","page":180},{"file":"p0181.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Einflu\u00df des Toluols auf die Zymasen usw. 181\nGlykokoll \u00e4hnlich wie die vom Rohrzucker durch Zus\u00e4tze von Toluol stark erniedrigt wird.\nDieses Resultat war von vornherein nicht zu erwarten und wird durch Untersuchungen an anderen Aminos\u00e4uren weiter verfolgt werden.\nZusammenfassung.\nAls wesentlichstes Ergebnis sei hervorgehoben, da\u00df lebende Hefe, welche unter normalen Umst\u00e4nden in phosphat* haltigen Zuckerl\u00f6sungen keine Veresterung bewirkt, bei Gegenwart von Toluol Phosphat schnell und in gro\u00dfen Mengen an Kohlenhydrat bindet.","page":181}],"identifier":"lit19556","issued":"1912","language":"de","pages":"175-181","startpages":"175","title":"\u00dcber den Einflu\u00df des Toluols auf die Zymasen und auf die Phosphatese","type":"Journal Article","volume":"80"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:29:15.454057+00:00"}