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{"created":"2022-01-31T14:31:38.955620+00:00","id":"lit19558","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Tschernorutzky, Helene","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 80: 194-197","fulltext":[{"file":"p0194.txt","language":"de","ocr_de":"Ober das Vorkommen von Nueleinsfture in reifen Heringeeiern.\nvon ;\nHelene Tschernorotzky.\n(Aus dem physiologischen Institut der Universit\u00e4t in Berlin.)\n( Der Redaktion zagegangen am 3. Juli 1912.)\nDie Frage nach dem Vorkommen von Nucleins\u00e4uren in den reifen Eiern ist fast so alt wie die Kenntnis von der echten Nucleins\u00e4ure \u00fcberhaupt und bei der gro\u00dfen theoretischen Bedeutung f\u00fcr die Chemie der Zelle einerseits, der Befruchtung anderseits ist es zu bedauern, da\u00df bisher keine absolute Einstimmigkeit in der Beantwortung der Frage herrscht.\nDurch die Arbeiten A. Kessels und seiner Sch\u00fcler1 * *) war festgestellt, da\u00df in reifen unbebr\u00fcteten H\u00fchner-, Insekten-und Karpfeneiern h\u00f6chstens Spuren von Nudeinbasen nach der Hydrolyse mit S\u00e4uren zu finden waren. Mit der Entwickelung der Embryonen hielt dann auch die Zunahme der Nudeinbasen gleichen Schritt, soda\u00df es zweifellos war, da\u00df im wachsenden Embryo eine Synthese von Nudeinbasen und weiterhin von Nudeinstoffen stattfand, eine Ansicht, die 21 Jahre sp\u00e4ter auch von J. L o e b *) wieder ge\u00e4u\u00dfert worden ist.\nEbensowenig wie A. Kos sei und seine Sch\u00fcler haben auch Hugounenq*) und Linnert4) Nudeinbasen in Fischeiern (Heringsrogen und Caviar) auffinden k\u00f6nnen.\nDagegen haben Plimmer und Scott5) mit Hilfe einer indirekten Methode (einer Bestimmung der einzelnen Phosphor-\n*) A. Kossel, Diese Zeitschrift, Bd. 10, S. 248.\nTichomirow, Diese Zeitschrift, Bd. 9, S. 518.\nWalter, Diese Zeitschrift, Bd. 15, S. 477.\n\u2022) J. Loeb, Dynamik der Lebenserscheinungen, Leipzig 1906, S. 100.\ns) Comptes rendus, Bd. 188, S. 1062.\n4) Bioch. Zeitschr., Bd. 18, S. 209..\n6) Journ. of Physiol., Bd. 38, S. 247.","page":194},{"file":"p0195.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Vorkommen von Nucleins\u00e4ure in reifen Heringseiem. 195\nVerbindungen der Eier) geschlossen, da\u00df im Caviar und im H\u00fchnerei geringe Mengen von Nudeinstoffen vork\u00e4men.\nFerner haben Levene und Mandel1) aus den unbe-br\u00fcteteh Eiern vom Schellfisch (Gadus aeglefinus) eine Nucleins\u00e4ure darstellen k\u00f6nnen, die bei der S\u00e4urespaltung Guanin, Adenin, Uracil und Cytosin, aber kein Thymin lieferte. Da sie ca. 80 g Substanz (teils freie S\u00e4ure, teils deren Kupfersalz) analysiert haben, so mu\u00df die Menge der Nucleins\u00e4ure in den Eiern keine ganz unbetr\u00e4chtliche gewesen sein.\nEndlich hat E. Masing* *) das Verhalten der Nucleins\u00e4ure im unbebr\u00fcteten und im gefurchten Seeigelei quantitativ untersucht und ist zu dem Schlu\u00df gekommen, da\u00df das ungefurchte Seeigelei bereits eine relativ bedeutende Menge Nucleins\u00e4ure enth\u00e4lt. Bei einer Vermehrung der Kernmasse (des befruchteten Eies bei der Furchung) ann\u00e4hernd um das 100 fache hat er kein Ansteigen des Nucleins\u00e4uregehaltes konstatieren k\u00f6nnen\nSollten sich die Angaben der zuletzt genannten Forscher . best\u00e4tigen, so w\u00e4ren in der Tat unsere Ansichten \u00fcber die Synthese von Nucleinstoffen im wachsenden Embryo revisionsbed\u00fcrftig. Da mir nun eine gr\u00f6\u00dfere Menge von reifen, unbefruchteten Heringseiern zur Verf\u00fcgung stand, habe ich auf Veranlassung von Herrn Professor H. Steudel versucht, einen Beitrag ziir L\u00f6sung der Frage zu liefern.\nEs war eine gr\u00f6\u00dfere Menge frischer, reifer Heringsrogen durch ein Sieb gedr\u00fcckt, um die Eier von den geringen Mengen anhaftenden Bindegewebes zu befreien, dann dreimal mit 96%igem Alkohol und dreimal mit \u00c4ther ausgekocht. Es resultierte ein wei\u00dfgraues grobk\u00f6rniges Pulver, das im Durchschnitt 1,06% P und 10,97% N . enthielt.\n0,1804g s\u00e4ttigen 14,OccmWio-Oxals\u00e4ure ==10,88%N(Kjeldahl) 0,1617 g\tr\t12,7 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t=10l99\u00b0/oN\t*\n0,1625g\t\u00bb\t12,8 ;i;\t\u00bb\t\u00bb\t=11,04%N\t\u00bb\n0,1622g\t\u00bb\t3,9\t*\t%-NaOH\t=\t1,33%P(Neumann)\n0,1694g\t\u00bb\t3,0\t*\t\u00bb\t\u00bb\t=\t0,98#/oP\n0,2000g\t>\t3,1\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t=\t0,86 \u00b0/oP\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 49, S. 262.\n\u2022) Diese Zeitschrift, Bd. 67, S. 161.\n. \u2019 :.\t'\t' ,rr*\t' -\t13*. \u25a0:","page":195},{"file":"p0196.txt","language":"de","ocr_de":"196\tHelene Tschernorutzky,\n100 g dieser mit Alkohol und \u00c4ther extrahierten Eier wurden mit einer Mischung von 150 ccm konzentrierter Schwefels\u00e4ure und 600 ccm Wasser 14 Stunden lang im \u00d6lbad gekocht. Nach dieser Zeit hatte sich fast alles zu einer dunkelbraunen Fl\u00fcssigkeit gel\u00f6st ; es blieb nur eine geringe Menge (wohl die Eih\u00e4ute) ungel\u00f6st, von der abfiltriert wurde. Das Filtrat wurde auf 1000ccm gebracht und enthielt 10,92 g N (verlangt 10,97 g N).\n5 ccm s\u00e4ttigen 38,9 ccm Wio-S\u00e4ure = 0,0546 g N (Kjeldahl).\nDer unl\u00f6sliche R\u00fcckstand, dessen Gewicht trocken 1 g betrug, enthielt 3,4 \u00b0/o N\n0,1568 g s\u00e4ttigen 3,8 ccm Wio-S\u00e4ure = 3,39\u00b0/o N (Kjeldahl). 0,1552 g \u00bb\t3,8 \u00bb\t\u00bb\t|| = 3,43\u00b0/oN\t\u00bb\nOber die Natur dieses Stickstoffs habe ich weiter keine \u2018 Untersuchungen angestellt, die Substanz gab keine Murexidprobe und hat jedenfalls keine Nucleinbasen mehr enthalten.\nDas Filtrat wurde nunmehr mit Ammoniak \u00fcbers\u00e4ttigt ; es blieb hierbei vollkommen klar. Es wurde dann mit ammo-niakalischer Silbernitratl\u00f6sung vollkommen ausgef\u00e4llt. Der dunkelbraune sp\u00e4rliche Niederschlag, der sich abschied, wurde nach mehrt\u00e4gigem Stehen von der Fl\u00fcssigkeit getrennt, mit Salzs\u00e4ure in der W\u00e4rme zersetzt, vom Chlorsilber abfiltriert und noch einmal in ammoniakalischer L\u00f6sung mit ammonia-kalischer Silbernitratl\u00f6sung gef\u00e4llt. Nunmehr fiel der Niederschlag mit grauwei\u00dflicher Farbe aus ; er wurde mit ammoniakhaltigem Wasser salpeters&urefrei gewaschen, dann gut abgesaugt und dreimal mit destilliertem Wasser ausgewaschen. Die letzten Waschw\u00e4sser reagierten schon vollkommen neutral, soda\u00df also auch das Ammoniak wohl bis auf geringe Spuren aus dem Silberniederschlag entfernt war. Jetzt wurde der Silbemiederschlag wieder mit Salzs\u00e4ure in der W\u00e4rme zersetzt, vom Chlorsilber abgetrennt und das Filtrat auf 100 ccm gebracht. Es enthielt 0,1032 g Stickstoff.\n5 ccm s\u00e4ttigen 3,7 ccm n/io-H,S04 = 0,00519gN (Kjeldahl). 10 ccm \u00bb\t7,3 ccm \u00bb\t\u00bb\t=0,01025 g N \u00bb\nBei der geringen Menge stickstoffhaltiger Substanz erschien eine weitere Verarbeitung nicht angebracht, es wurde","page":196},{"file":"p0197.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Vorkommen von Nucleins\u00e4ure in reifen Heringseiern. 197\nnur noch konstatiert, da\u00df die Fl\u00fcssigkeit (wenige Kubikzentimeter) ausgesprochene Murexidreaktion gab.\nNimmt man als mittleren Stickstoffgehalt der Basen 44,1 \u00b0/o an (Guanin 46,4, Adenin 51,9,Xanthin 36,8,Hypoxanthin 41,2\u00b0/oN) und rechnet s\u00e4mtlichen Stickstoff des Silberniederschlages auf Basen um, so erh\u00e4lt man eine Menge von 0,234 g. Unter Zugrundelegung der Steudelschen Nucleins\u00e4ureformel1) C43H61N15P40S4 w\u00fcrde das einer Nucleins\u00e4uremenge von 1,19 g* *) entsprechen.\nEs h\u00e4tten also nach meiner Bestimmung 100 g trockene, mit Alkohol und \u00c4ther extrahierte reife, unbefruchtete Heringseier einen Gehalt von Ungef\u00e4hr 1,2 g Nucleins\u00e4ure gehabt \u2014 das ist nat\u00fcrlich eine sehr geringe Menge und es w\u00fcrden vollkommen die eingangs erw\u00e4hnten Befunde Rossels hiermit eine Best\u00e4tigung finden. Aus dem Phosph\u00f6rgehalt der mit Alkohol und \u00c4ther extrahierten Heringseier R\u00fcckschl\u00fcsse auf den Nucleins\u00e4uregehalt zu machen, ist nach meinen Resultaten nicht zul\u00e4ssig. Denn aus dem Phosphorgehalt (l,06\u00b0/o P) berechnet sich ein Nucleins\u00e4uregehalt von 12,44 \u00ae/o, also ca. 10 mal soviel, wie sich aus der Menge derNudeinbasen ergibt. Uber die Natur dieses Phosphors kann ich nichts weiter aussagen, man kann daran denken, da\u00df es sich um nicht extrahierte Reste von Phosphatiden handelt; m\u00f6glicherweise handelt es sich aber auch um ein dem Casein resp. dem Ovovitellin entsprechendes Paranuclein.\n\u2018) Diese Zeitschrift, Bd. 77, S. 504.\n*) Die Berechnung gilt nat\u00fcrlich nur unter der Voraussetzung, da\u00df die ganze Menge der gefundenen Nucleinbaeen in der Nucleins\u00e4ure gebunden ist, und da\u00df die Nucleins\u00e4ure vollkommen der echten Nucleins\u00e4ure entspricht. .-V\t'\t*\u2022-","page":197}],"identifier":"lit19558","issued":"1912","language":"de","pages":"194-197","startpages":"194","title":"\u00dcber das Vorkommen von Nucleins\u00e4ure in reifen Heringseiern","type":"Journal Article","volume":"80"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:31:38.955630+00:00"}