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{"created":"2022-01-31T13:34:57.729816+00:00","id":"lit19563","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Zaribnicky, Franz","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 80: 232-236","fulltext":[{"file":"p0232.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis das Smegmafettes der Pferde.\n' Von. \u00ffv\nDr. Franz Zaribnicky,\n(Aus dem Laboratorium f\u00fcr medizinische Chemie an der k. und k. Tier\u00e4rztlichen\nHochschule in Wien.)\n(Der Redaktion zugegangen am 10. Juli 1912.)\nDie Untersuchung derjenigen Fette, welche durch die Haut abgesondert werden, begegnet gr\u00f6\u00dfen Schwierigkeiten, welche z. T. auch darin ihren Grund haben, da\u00df ausreichende Mengen von Untersuchungsmaterial nicht leicht zu bekommen sind. Eine Ausnahme bildet nur das Hautfett vom Schafe, welches als Wollfett (Lanolin) in beliebiger Menge zug\u00e4nglich ist (eingehende Untersuchungen von Darmstaedter und Lifsch\u00fctz,1 * * ) Marchetti)*). Beim Menschen behalf man sich damit, da\u00df man das Fett von Dermoidcysten (E. Zdarek;*) Franz Ameseder4)) und das Fett der vernix caseosa von Neugeborenen (L. Ritter von Zumbusch5)) untersuchte. Die Gewinnung gr\u00f6\u00dferer Mengen dieser beiden Materialien setzt aber immerhin eine m\u00fchsame, emsige Sammelarbeit voraus.\nIm folgenden will ich auf ein Material aufmerksam machen, welches namentlich in gr\u00f6\u00dferen St\u00e4dten, in denen Pferdeschlachth\u00e4user bestehen, leicht in gro\u00dfer Menge gesammelt werden kann.\nDer Pr\u00e4putialsack beim Pferde (Hengst oder Wallach) ist in der Regel mit einer grauschwarzen, \u00e4u\u00dferst \u00fcbelriechenden, schmierigen Masse erf\u00fcllt. Diese Masse stellt das Smegma der Pferde, das Sekret der glandulae praeputiales dar, vermengt mit Staub, Schmutz, Haaren und Epidermisschollen.\nF\u00fcr die Zwecke der Untersuchung wurde das Smegma den lebenden Pferden mit der zuvor gut gereinigten Hand aus dem praeputium in zusammenh\u00e4ngenden St\u00fccken von wechselnder Gr\u00f6\u00dfe entnommen und in ein bereit stehendes, trockenes, mit eingeriebenem St\u00f6psel versehenes Glas gegeben. Von etwa\n*) Berichte d. deutsch, chem. Gesellschaft 1896, Bd. 29, S 618, \\VU u. 2890 und 1898, Bd. 31, S.97.\n. *) Ibidem, 1896, Bd. 29, S. 19.\n*) Diese Zeitschr., B. 57, S. 461\u201463.\n4) Ibidem, Bd. 52, S. 121\u201428.\n*) Diese Zeitschr., Bd. 59, S. 506\u201419).","page":232},{"file":"p0233.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis des Smegmafettes der Pferde.\t233\n25\u201430 Pferden konnte so leicht 1 kg Smegma gesammelt werden. Dieses kam nun in einen gro\u00dfen \u00c4therextraktionsapparat nach Soxhlet, wo das ganze Fett mit \u00c4ther ersch\u00f6pfend extrahiert wurde. Nach Verjagen des \u00c4thers und Trocknen des R\u00fcckstandes m einem trockenen Strome von Wasserstoffgas unter den \u00fcblichen Vorsichtsma\u00dfregeln blieben ca. 85,0 g einer lichtbraunen fettartigen Masse von salbenartiger Konsistenz zur\u00fcck.\nIch habe dieses Fett so weit untersucht, da\u00df eine gewisse \u00c4hnlichkeit mit dem Fette der Dermoidcysten und der vernix caseosa konstatiert werden konnte. Diese Untersuchung ergab folgende Resultate :\nS\u00e4urezahl: 5,4366g Fett verbrauchten 119*9 ccm Lauge (1 ccm = 0,0973 ccm normal); S\u00e4urezahl 120,4.\nVerseifungszahl 1: l,6056gFett verbrauchten 22,4-13,3 = 94 ccm Salzs\u00e4ure (1 ccm = 34,87 mg KOH); Vers\u00e9ifungs-zahl 197,6.\nII: 2,1662 g Fett verbrauchten 21,8\u20149,6 = 12,2 ccm Salzs\u00e4ure (1 ccm \u2014 34,87 mg KOH); Verseifungszahl 196,4* Mittel 197,0.\nReichert-Meisslsche Zahl: 5,4366g Fett verbrauchten 2,04 ccm n/io-Lauge; Reichert-Meissl Zahl 1,88.\nJodzahl : 0,5795g Fett verbrauchten 31,1\u20148,5=22,6 ccm Thiosulfatl\u00f6sung (1 ccm = 0,01263g Jod); Jodzahl: 49,2.\nAcetylzahl der Fetts\u00e4uren: 2,6337 g acetylierte Fetts\u00e4uren verbrauchten zur Neutralisation 74,3 ccm-Lauge (1 ccm = 0,0973 ccm normal); Acetyls\u00e4urezahl 154,0.\n2,1098 g acetylierter Fetts\u00e4uren verbrauchten nach der Verseng mit \u00fcbersch\u00fcssiger, alkoholischer Kalilauge 21,7\u20149,5 = 12,2 ccm Salzs\u00e4ure (1 ccm = 0,62148 ccm normal) Acetyl-verseifungszahl 201,5, demnach Acetylzahl 47,5.\nBestimmung des freien und zu Estern gebundenen Cholesterins und des unverseilbaren R\u00fcckstandes.\nNach der Methode von A. Windaus1) verarbeitet, lie-ferten 3,0957 g Fett 0,1358 g Digitonincholesterid aus freiem\n\u2022\u2022*) A. Windaus, \u00abQuantitative Bestimmung des Cholesterius und der Cholesterinester*, Diese Zeitschr. Bd. 65, S. 111.","page":233},{"file":"p0234.txt","language":"de","ocr_de":"Franz Zaribnicky,\nCholesterin, entsprechend 0,03301 g freiem Cholesterin = l ,07 \u00ae /0 und 0,4672 g Digitoninchplesterid aus zu Estern gebundenem Cholesterin = 0,11358 g gebundenem Cholesterin = 3,67 %.\nNachdem das freie Cholesterin abgeschieden war, betrug die Menge des Unverseifbaren R\u00fcckstandes 0,3295 g, demnach samt dem freien Cholesterin 0,3625 g = ll,71\u00b0/o.\nZur \u00dcbersicht seien die Resultate in einer Tabelle zusammengestellt:\nS\u00e4urezahl\t120,4\nVerseifungszahl\t197,0\nReichert-Meissl-Zahl\t1,88\nJodzahl .\t49,2\nAcetylzahl der Fetts\u00e4uren\t47,5\n\u00fcnverseifbarer R\u00fcckstand\t10,64\u00b0/\u00bb\nFreies Cholesterin\t1,07 \u00b0/o\nZu Estern geb. Cholesterin\t3,67 \u00b0/o\nZusammen Cholesterin\t4,74\u00ae/o\nDas Cholesterin bildete demnach nur einen Teil des unverseifbaren R\u00fcckstandes, n\u00e4mlich nur 31,33\u00b0/o. Um nun ungef\u00e4hr einen Anhaltspunkt f\u00fcr die\u2018Natur des \u00fcbrigen unverseifbaren R\u00fcckstandes\tzu\tgewinnen, wurden diese Stoffe in\ngr\u00f6\u00dferer Menge dargestellt. Ungef\u00e4hr 50g Fett wurden mit alkoholischer Kalilauge verseift, die verseifte Masse Wurde auf dem Wasserbade zur Trockne verdampft, der Abdampfr\u00fcckstand im warmem Wasser gel\u00f6st und die rohen Fetts\u00e4uren (samt dem unverseifbaren R\u00fcckst\u00e4nde) aus der L\u00f6sung durch Salzs\u00e4ure ausgeschieden. Der mehrfach mit Wasser gewaschene Fetts\u00e4urekuchen wurde in warmer verd\u00fcnnter Sodal\u00f6sung gel\u00f6st und die L\u00f6sung mit Chlorcalcium ausgef\u00e4llf. Der Niederschlag wurde auf einem Filter gesammelt, mit Wasser ausgewaschen, auf dem Wasserbade getrocknet, zerrieben und im Soxhletschen Apparate anhaltend mit \u00c4ther extrahiert. Aus dem Verdunstungsr\u00fcckstande der \u00c4therl\u00f6sung wurde in \u00fcblicher Weise das Cholesterin durch Digitonin abgeschieden. Die vom Digitonincholesterid abfiltrierte Fl\u00fcssigkeit lieferte, nachdem das im \u00dcberschu\u00df zugesetzte Digitonin entfernt worden war, einen gelblich \u00f6ligen, zum Teile \u2022krystallinischen Abdampfr\u00fcckstand.","page":234},{"file":"p0235.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis des Smegmafettes der Pferde.\t235\nDieser Abdampfr\u00fcckstand enthielt hoch Spuren von Fetts\u00e4uren, er wurde daher in \u00c4ther gel\u00f6st und die L\u00f6sung wiederholt mit verd\u00fcnnter Sodal\u00f6sung ausgesch\u00fcttelt. Der \u00c4ther hinterlie\u00df nunmehr 0,8 g eines wei\u00dflichen, \u00f6ligen, amorphen R\u00fcckstandes, welcher gegen Phenolphthalein nicht die leiseste Spur einer sauren Reaktion mehr zeigte.\nDieser Verdunstungsr\u00fcckstand wurde in Eisessig gel\u00f6st und die L\u00f6sung so lange mit einer Aufl\u00f6sung von Chroms\u00e4ure > in Eisessig versetzt, bis sie einen br\u00e4unlichen Farbenton beibehielt. Dann wurde in Wasser gegossen und das Ausgeschiedene durch wiederholtes Umschmelzen in hei\u00dfem Wasser von Chromverbindungen befreit.\nDas so gereinigte Oxydationsprodukt bildete eine farblose, krystallinische, sauer reagierende Substanz.\n0,2611 g des Oxydationsproduktes, meinem Gemenge von Alkohol und \u00c4ther gel\u00f6st, verbrauchten zur Neutralisation gegen Phenolphthalein 4,2 ccm Lauge (1 ccm = 0,1066 ccm Normal). Unter der Voraussetzung, da\u00df das Oxydationsprodukt eine einheitliche S\u00e4ure w\u00e4re, w\u00fcrde dieser Versuch f\u00fcr das Oxydationsprodukt ein \u00c4quivalentgewicht von 583 ergeben.\nDie neutralisierte Fl\u00fcssigkeit wurde mit Wasser verd\u00fcnnt und mit ein wenig mehr Silbernitratl\u00f6sung versetzt, als sich aus dem vorhergehenden Versuche berechnete, nachdem der Versuch einer fraktionierten F\u00e4llung mit Silbernitratl\u00f6sung fehlgeschlagen war. Der entstandene Niederschlag wurde auf einem Filter gesammelt, mit Wasser ausgewaschen und getrocknet. 0,1633 g des trockenen Niederschlages hinterlie\u00dfen beim Gl\u00fchen 0,0314 g Silber, unter der Annahme einer einheitlichen Substanz entsprechend einem \u00c4quivalentgewichte von 454,\n\u00dcberblickt man diese Untersuchungsergebnisse, so springt zun\u00e4chst der Reichtum des Pferdesmegmafettes an h\u00f6heren Alkoholen in die Augen, ln dieser Hinsicht stimmt dieses Fett mit anderen Ha\u00fctfetten \u00fcberein. Von diesen h\u00f6heren Alkoholen ist ein relativ. zwar geringer, an sich aber betr\u00e4chtlicher Teil Cholesterin, welches zum Teile in freiem Zustande im Fett enthalten ist, zum andern und zwar gr\u00f6\u00dferen Teile in Form von Estern mit Fetts\u00e4uren.\n: Die Versuche, welche ich angestellt habe, um einiges","page":235},{"file":"p0236.txt","language":"de","ocr_de":"236 Franz Zaribnicky, Zur Kenntnis des Smegmafettes der Pferde.\n\u00fcber die anderen Alkohole zu erfahren, bezweckten keineswegs eine v\u00f6llige Erkenntnis dieser Alkohole, sie sollten vielmehr nur einer allgemeinen Orientierung dienen. Aus den Versuchen geht nun zweifellos hervor, da\u00df unter diesen h\u00f6heren Alkoholen sich prim\u00e4re finden, weil sie durch Chroms\u00e4ure zu S\u00e4uren oxydiert wurden. Das hohe \u00c4quivalentgewicht, welches gefunden worden ist, d\u00fcrfte indessen kaum auf ein hohes Molekulargewicht der Alkohole zu beziehen sein. Es ist vielmehr zu vermuten, da\u00df das gefundene hohe \u00c4quivalentgewicht der S\u00e4uren auf einer T\u00e4uschung beruht, indem den S\u00e4uren noch andere Stoffe von nicht saurer Natur beigemengt waren. Daraus kann vermutet werden, da\u00df unter den h\u00f6heren Alkoholen au\u00dfer Cholesterin und au\u00dfer prim\u00e4ren Alkoholen noch andere, sekund\u00e4re oder terti\u00e4re, Alkohole enthalten sind, welche durch Chroms\u00e4ure nicht zu S\u00e4uren oxydiert werden konnten.\nVon den in dem Fette enthaltenen Fetts\u00e4uren ist ein gro\u00dfer Teil frei, wie es die S\u00e4urezahl ausdr\u00fcckt. Es darf dies indes nicht wundernehmen, weil das Smegma in st\u00e4ndiger Zersetzung begriffen ist. Es darf wohl auch die Menge der fl\u00fcchtigen Fetts\u00e4uren gr\u00f6\u00dfer angenommen werden, als durch die Reich ert-MeissIsche Zahl ausgedr\u00fcckt wird, indem gewi\u00df ein gro\u00dfer Teil der freien, fl\u00fcchtigen S\u00e4uren bei der Abscheidung und Trocknung des Fettes verloren gegangen ist.\nDie gefundene Jodzahl ist weit gr\u00f6\u00dfer, als da\u00df sie nur durch das Cholesterin erkl\u00e4rt werden k\u00f6nnte; es mu\u00df demnach noch eine betr\u00e4chtliche Menge unges\u00e4ttigter S\u00e4uren in dem Fette enthalten sein. Ferner darf auch die Anwesenheit von Oxvs\u00e4uren vermutet werden. Rechnet man n\u00e4mlich den ganzen unverseifbaren R\u00fcckstand als Cholesterin, so w\u00fcrden dadurch nur etwa *7s, rechnet man ihn aber als Cetylalkohol, so w\u00fcrde dadurch etwas mehr als die H\u00e4lfte der Acetylzahl bedeckt ; der Rest der Acetylzahl k\u00e4me auf Oxys\u00e4uren. Im \u00fcbrigen berechnet sich aus den vorliegenden Daten f\u00fcr die Fetts\u00e4uren ein durchschnittliches Molekulargewicht, welches dem der Palmitins\u00e4ure nahesteht. Darnach d\u00fcrften bei einer eingehenden Untersuchung der Fetts\u00e4uren des Smegmafettes keine auffallenden Resultate zu erwarten sein.","page":236}],"identifier":"lit19563","issued":"1912","language":"de","pages":"232-236","startpages":"232","title":"Zur Kenntnis des Smegmafettes der Pferde","type":"Journal Article","volume":"80"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:34:57.729822+00:00"}