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{"created":"2022-01-31T14:21:30.300612+00:00","id":"lit19565","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Euler, Hans","role":"author"},{"name":"Hermann Meyer","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 80: 241-252","fulltext":[{"file":"p0241.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen Ober die chemische Zusammensetzung und\nBildung der Enzyme.\nVI. Mitteilung.\nZur Kenntnis der S\u00e4urebildung bei einigen Mikroorganismen.\nVon ;\nHans Euler und Hermann Meyer.\n( Aus dem biochemischen Laboratorium der Hochschule Stockholm.)\n(Der Redaktion zugegangen am 12. Juli !91>.)\nDurch vorhergehende Arbeiten wurden bei der Bierhefe zwei F\u00e4lle von Enzymbildung quantitativ untersucht. N\u00e4mlich erstens die Bildung von Invertase,1 *) eines Enzyms, welches an das Plasma nur in geringem Grade gebunden ist. Durch geeignete Vorbehandlung wurde bei der Untersuchung unserer Hefe H eine Verzehnfachung der InvertaseWirkung erreicht. Anderseits hat sich gezeigt, da\u00df diese Enzymbildung nicht von der Gegenwart des spezifischen Substrates in der L\u00f6sung abh\u00e4ngt. Im Gegensatz hierzu tritt eine Beschleunigung der Galaktoseverg\u00e4rung, also eine Vermehrung der \u00abGalaktase\u00bb nur dann ein, wenn die Hefe mit einer galaktosehaltigen N\u00e4hrl\u00f6sung vorbehandelt wird.*) Wir haben also, wie schon fr\u00fcher betont wurde,3) mit zwei verschiedenen Enzymbildungsvorg\u00e4ngen zu tun.\nDer weitere Gedankengang unserer Untersuchungen war folgender:\nDie alkoholische G\u00e4rung wird, wie wohl zum erstenmal Buchner und Meisenheimer hervorgehoben haben, nicht\n*) Euler und af Ugglas, Diese Zeitschrift, Bd. 70, S. 279,1911. -Euler und Johansson, Diese Zeitschrift, Bd. 76, S. 388,1912. \u2014 Euler und Meyer, Diese Zeitschrift, Bd. 79, S. 274, 1912.\n*) Euler und Johansson, Diese Zeitschrift, Bd. 78, Sv 246,1912.\n3) Euler und Meyer, 1. c.\nHoppe-Seyler\u2019a Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXX.\t16","page":241},{"file":"p0242.txt","language":"de","ocr_de":"Hans Euler und Hermann Meyer,\ndurch ein einzelnes Enzym, sondern durch einen Enzymkomplex bervorgerofen. Da die einzelnen Phasen der alkoholischen G\u00e4rung noch nicht aufgekl\u00e4rt sind, lassen sich \u00fcber die beteiligten Enzyme auch noch keine Angaben machen. Es hatte sich aber gezeigt, da\u00df bei der G\u00e4rung durch lebende Hefe eine ziemlich gro\u00dfe Differenz A\u2014C auftritt>) zwischen dem verschwundenen Zucker, gemessen durch die Drehungs\u00e4nderung der L\u00f6sung, und der entweichenden Kohlens\u00e4ure C, eine Differenz, welche so gedeutet wurde, da\u00df in einer Folge von Reaktionen\u2019 welche sich durch das Schema darstellen lassen:\nHexose \u2014\u00bb Zwischenprodukte A\u2014-> B - -> C ........\t, x\nX\u2014-> Alkohol -f- Kohlens\u00e4ure\neinerseits der Zucker verbraucht wird, anderseits ein Zwischenprodukt X in Alkohol und Kohlens\u00e4ure zerf\u00e4llt. Es war versucht worden, diese beiden Vorg\u00e4nge der G\u00e4rung dadurch voneinander zu trennen, da\u00df verschiedene Katalysatoren zugesetzt wurden, in der Erwartung, da\u00df dieselben die beiden Reaktionen in verschiedenem Grade beschleunigen w\u00fcrden.*)\nDies ist allerdings bis zu einem gewissen Grad gelungen, da aber Folgereaktionen vorliegen, von Welchen die letzte um so schneller verl\u00e4uft, je mehr Produkte die erste nachliefert, so wird keine weitgehende Trennung erreicht.\nWir haben uns nun zur Orientierung einer Gruppe von Reaktionen zugewandt, wo ein Substrat in verschiedener Richtung gespalten wird. Dies ist der Fall bei Pilzen, wo neben der alkoholischen G\u00e4rung auch eine Bildung von S\u00e4uren ein-tritt. Nach den Angaben der Literatur bleibt diese S\u00e4urebildung bei gewissen Arten ganz aus, und soll bei anderen durch geeignete Nahrungsverh\u00e4ltnisse hervorgerufen werden.\nAbgesehen von der praktischen Bedeutung, welche die S\u00e4urebildung in gewisser Hinsicht besitzt, scheint f\u00fcr das Studium der Enzymbildung und Anpassung dieser Fall ausgesprochene Vorteile au bieten. Insbesondere ist er analytisch leicht zu verfolgen.\n9 Buter und Johansson, Diese Zeitschrift, Bd. 76, S. 847, 1912.\n\u2022( Euler und Th. Berggren, Zeitschr. f. G\u00fcrungsphvsiol., Bd. 1, S. 204, 1912. '. ; /\t\u2019\t1 :","page":242},{"file":"p0243.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber chemische Zusammensetzung und Bildung der Enzyme. VI. 243\nMit den G\u00e4rungsreaktionen ist diese S\u00e4urebildung nur insofern verkn\u00fcpft, als vermutlich eines der Zwischenprodukte der G\u00e4rung, etwa ein dem Dioxyaceton nahestehender Stoff oder Acetaldehyd\u00bb also die n\u00e4chsten Vorstufen des Alkohols und der Kohlens\u00e4ure die Substrate f\u00fcr die als Endprodukte auftretenden S\u00e4uren liefern.\nNach den Angaben der Literatur scheint unter den s\u00e4urebildenden Bakterien Bacterium coli besonders ausgepr\u00e4gte F\u00e4lle von Funktionsver\u00e4nderungen bei verschiedenartiger Z\u00fcchtung darzubieten. Wir erinnern unter anderen an die heueren interessanten Untersuchungen von Burri, *) nach welchem gewisse St\u00e4mme des genannten Bakteriums bei der Kultur auf sogenannten Endoplatten zun\u00e4chst wei\u00dfe Kolonien bilden, welche Milchzucker nicht verg\u00e4ren, w\u00e4hrend nach einiger Zeit eine rote Form auftritt, welche die F\u00e4higkeit der Milchzuckerverg\u00e4rung erlangt hat und nun konstant beibeh\u00e4lt.\nEinen andern Fall haben Grimbart und Legros1) beschrieben, Ihre Arbeit war veranla\u00dft durch fr\u00fchere Befunde, nach welchen Bacterium coli so gez\u00fcchtet werden kann, da\u00df er seine charakteristischen Eigenschaften (Verg\u00e4rung der Lactose, Bildung von Indol usw.) verliert und sich die Eigenschaften des Bacterium Typhi aneignet Von f\u00fcnf St\u00e4mmen von Colibakterien verschiedener Herkunft, welche auf verschiedenen N\u00e4hrb\u00f6den gez\u00fcchtet wurden, verloren zwei das Verm\u00f6gen, Indol zu bilden. Von diesen behielt eine die F\u00e4higkeit bei, Lactose zu verg\u00e4ren. Diese Art machte eine 5 \u00b0/o Lactose und 2\u00b0/o Pepton enthaltende Fl\u00fcssigkeit sauer, wogegen der Typhusbacillus sich gegen die Lactose indifferent verhielt und in derselben N\u00e4hrfl\u00fcssigkeit alkalische Reaktion hervorbrachte.\nWenn einerseits die S\u00e4urebildung nach einzelnen Angaben bei verschiedenen Rassen des Bacterium coli stark variieren kann, so ist anderseits zu ber\u00fccksichtigen, da\u00df nach den Ergebnissen von Harden und Young,3) welchen man zweifellos die beste Untersuchung \u00fcber die Chemie der Kohlcnhydratg\u00e4rung\n*) Zentralbl. f. Bakt. (2), 28, 1911.\n\u2022) J. Pharm. Chem. (6), Bd. 13, S. 107, 1901.\n8) Journ. chem. Soc., Bd. 79, S. 625, 1901.\n. 16*","page":243},{"file":"p0244.txt","language":"de","ocr_de":"244\tHans Euler und Hermann Meyer,\ndurch Bacterium coli verdankt, die Spaltung der d-Glukose und d'Fniktose sich durch eine konstante Formel von folgender Art darstellen l\u00e4\u00dft:\n2C.H.A + H,6 \u00ab 2C.HA + GAOv + \u20ac,HeO + 2C04 + 2\u00bbr\nGlukose\tMilch- Essig* Alkohol\ns\u00e4ure s\u00e4ure\nEs tr\u00e4gt sich also : Kann der Betrag der S\u00e4urebildung im Vergleich zum Betrag des vergorenen Zuckers1) ver\u00e4ndert werden und durch welche Mittel?\nFalls hier die S\u00e4urebildung durch geeignete Kulturbedingungen unterdr\u00fcckt werden kann, so liegt hier ein weiterer Fall vor, wo eine ganze Reaktionsfolge durch die Ver\u00e4nderung eines Enzyms beeinflu\u00dft wird. Etwas \u00c4hnliches tritt \u00f6ffenbar bei der alkoholischen G\u00e4rung mit solchen Hefen auf, bei welchen die Wirksamkeit der Phosphatese erniedrigt ist.\nObige Frage ist von allgemeiner Bedeutung. Denn es ist nat\u00fcrlich f\u00fcr die chemische Bakteriologie wesentlich, ob solche G\u00e2rungsgleichung\u00e9n komplizierterer Art konstant sind, oder in welchem Umfange eine Reaktion auf Kosten einer anderen wachsen kann. Erweist sich eine solche Formel, wie die obige von Harden und Young aufgestellte, konstant, sei es f\u00fcr eine Art oder f\u00fcr eine Rasse, so wird man einer derartigen zusammenfassenden Darstellung der chemischen Wirksamkeit die gr\u00f6\u00dfte Aufmerksamkeit zuzuwenden haben. Ist ferner die chemische Wirksamkeit einer Rasse durch eine solche Formel darstellbar, so besagt dies, da\u00df die Enzyme der verschiedenen Reaktionen voneinander abh\u00e4ngig sind, und man wird annehmen, da\u00df die betreffenden Enzyme Teile des Plasmas sind, welches in noch unbekannter Weise die Geschwindigkeit der verschiedenen Einzelreaktionen zu regulieren imstande ist.\nEs wird sich also zun\u00e4chst darum handeln, nachzusehen, ob Bacterium Coli commune verschiedener Herstammung einer und derselben zusammenfassenden Reak-\n*) Harden und Young geben an, da\u00df die Menge der gebildeten Milchs\u00e4ure die halbe Menge des vergorenen Zuckers nie \u00fcberschreitet, wohl aber geringer sein kann. -","page":244},{"file":"p0245.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber chemische Zusammensetzung und Bildung der Enzyme. VL 245\ntionsformel folgt, wobei zun\u00e4chst die Formel von Harden und Young zu ber\u00fccksichtigen ist.\nUnser Bacterium Coli commun! stammt aus einer Reinkultur des hiesigen Laboratoriums und war zweimal auf eine 1 \u00b0/oige Jodkalium \u2022Kartoffel-Gelatine \u00fcbergeimpft worden. Eine Platin\u00f6se dieser Kultur wurde in 10 ccm sterilem Wasser aufgeschl\u00e4mmt, und je 2 ccm dieser Aufschl\u00e4mmung in 50 ccm folgender N\u00e4hrl\u00f6sung gebracht.\nAsparagin\t1,0 g\tKochsalz\t0,5 g\nLactose\t2,0 g\tWasser\t96,& g\nDie Reaktion ging bei 36,5\u00ab im Thermostaten in mit Meissl-Ventil versehenen Erlenmeyer-Kolben vor sich. Die Ergebnisse gehen aus folgenden Tabellen hervor*\nA. Entwickeltes Gas.\nGewicht der Versuchskolben in Gramm\t\t\t\t\nKolben\tNach 0 Std.\tNach 15,5 Std.\tNach 39 Std.\t, Nach 88 Std.\n1\t121,0642\t121,0620\t_\t_\n\u25a0v'.v'\u00e9\t122,4960\t122,4914\t122,4900\t\t: V \u2018:.V\n\u25a0 3\t112.2470\t112,2450\t112,2450 V\t112,2450\nB. Je 50 ccm erfordern zur Neutralisation:\nNach 0 Stunde 7,8 ccm 0,1060 n HCl \u00bb\t15,5\t\u00bb\t5,8\tccm\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\n>\t39\t\u00bb\t2,6\tccm\t0,1177\tn\tNOH\n*\t88\t\u00bb\t8,2\tccm\ti\t\u00bb\tV\nDie Fl\u00fcssigkeit, in welcher Bacterium coli wuchs, war etwa im Anfang 0,016 norm, alkalisch und wurde dann 0;0019 norm, sauer.\nEs zeigt sich, da\u00df also so gut wie gar keine Gasbildung\neingetreten ist, wogegen der S\u00e4uretiter sich stark vermehrt hat. Es wurde festgestellt, da\u00df keine zweibasische S\u00e4uren wie Oxals\u00e4ure oder Bernsteins\u00e4ure gebildet worden waren.\nWas den Betrag der gebildeten S\u00e4ure betrifft, so liegt zum Vergleich eine ganz neue Arbeit von A. Fischer und E. Buch-","page":245},{"file":"p0246.txt","language":"de","ocr_de":"246\tHans Euler und Hermann Meyer,\nAnders sen1) vor. Wie diese Verfasser hervorheben, ist die S\u00e4urebitdung das wichtigste difTerenzialdiagnostische Mittel zur Untersuchung der Coligruppe. Aus ihren orientierenden Versuchen ging hervor, da\u00df die Versuchsbedingungen absolut gleich sein m\u00fcssen, wenn man vergleichbare Resultate erhalten will, und besonders ist die Menge und Zusammensetzung sowie die Temperatur der N\u00e4hrl\u00f6sung ma\u00dfgebend. Ihre N\u00e4hrl\u00f6sung hatte folgende Zusammensetzung :\nWitte-Pepton 1,0 g\tKochsalz 0,5 g\nLaktose 2,0 g\tWasser 96,5 g^\"\nWir geben einen Auszug aus der Tabelle von Fischer und Buch-Andersen, umgerechnet auf die Normalit\u00e4t der bakterienhaltigen L\u00f6sung.\t\nStunden\tNormalit\u00e4t\n0\t0,008\n24,4\t0,0022\n46.2\t' 0,012\n74,6\t: , 0,017\n121,3\t0,019\n152,6\t0,021\n178,8\t' 0,018\nEs wurde also von unserem Bacterium coli sehr angen\u00e4hert der gleiche S\u00e4uerungsgrad erreicht wie von der Kultur der d\u00e4nischen Beobachter.\nUnsere N\u00e4hrl\u00f6sung war ungef\u00e4hr 0,11 normal in bezug auf Lactose = 0,22 normal in bezug auf Hexosen. Unter der Annahme, da\u00df \u2014 nach der Gleichung von Harden und Young \u00ab\u2018- aus einem Molek\u00fcl Hexose 1,5 \u00c4quivalente organischer S\u00e4uren entstehen,1) wurde etwa Vio des Zuckers zur S\u00e4urebildung verbraucht worden sein.\nDagegen ist die Gasentwicklung, wie aus der ersten Tabelle hervorgeht, minimal. Unter der Annahme, da\u00df die ge-\n\u00bb) Zentralbl. (2), Bd. 33, S. 289, 1912.\na) Und unter der Annahme, da\u00df nur der Zucker der N\u00e4hrl\u00f6sung, nicht aber das Asparagin zur S\u00e4urebildung verbraucht wurde.","page":246},{"file":"p0247.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber chemische Zusammensetzung und Bildung der Enzyme VI. 247\nsamte Gasmenge in C0\u00c4 bestand, ist h\u00f6chstens 1 /too der zur Verf\u00fcgung stehenden Hexosen nach der Gleichung der alkoholischen G\u00e4rung zerlegt worden.\nWas aus unseren bis jetzt angestellten Messungen sicher hervorgeht, ist, da\u00df unsere Rasse von Bacterium coli S\u00e4uren und Kohlendioxyd in einem anderen Verh\u00e4ltnis bildet als die von Harden und Young untersuchte.\nAuf die Abh\u00e4ngigkeit der Bildung fester und fl\u00fcchtiger organischer S\u00e4uren von mit der Bildung von Alkohol und K\u00f6hlens\u00e4ure und auf den Zusammenhang der verschiedenen G\u00e4rungsenzyme bei Bact. coli werden wir bald zur\u00fcckkommen.\nII.\nMessungen an Mueor mucedo.\nDer von uns untersuchte Mucor mucedo entstammte der Sammlung von Kr\u00e4l in Prag. Er wurde von der Gelatinekultur aus direkt auf die Uschinsky-Fr\u00e4nkelsche N\u00e4hrl\u00f6sung \u00fcber-geimpft. Diese L\u00f6sung, welche Teichert\u00bb) empfiehlt, hatte folgende Zusammensetzung.\nNaCl\t5 g\tAmmoniumlactat 6\nKH8P04 2 g\tWasser\t1000\nAsparagin 4 g -j- verd\u00fcnnte Natronlauge bis zur deutlich . alkalischen Reaktion.\nTeichert erw\u00e4hnt, da\u00df nach etwa drei Tagen die Pilzentwicklung beginnt und nach 6 t\u00e4gigem Stehen sich eine leichte Decke auf der Oberfl\u00e4che der Fl\u00fcssigkeit bildet. Nach 20 Tagen ist die Decke sehr stark geworden und zeigt eine au\u00dferordent-lich sch\u00f6ne Rosaf\u00e4rbung. Die Fl\u00fcssigkeit blieb klar und enthielt submerse Mycelien. Die Acidit\u00e4t der L\u00f6sung hatte eine geringe Zunahme erfahren, w\u00e4hrend bei der Z\u00fcchtung auf andern Zuckerarten eine Zunahme der Alkalinit\u00e4t eingetreten war.\nMit diesen Angaben von Teichert\u00bb) stimmen unsere eigenen Beobachtungen \u00fcberein.\n*) Milchzeitung, Bd. 31, S. 801, 1902.\n\u2022) Vgl. auch die ausgezeichnete Monographie von Wehmer \u00fcber : Mucoraceeng\u00e4rungen in Lafars Handbuch, Bd. IV.","page":247},{"file":"p0248.txt","language":"de","ocr_de":"248\tHans Euler und Hermann Meyer.\nInvertierungsversuch.\n0,05 g Mucor mucedo werden in 20 ccm 20\u00b0/oiger Rohrzuckerl\u00f6sung und 10 ccm l\u00b0/oiger NaH8PO-L\u00f6sung aufgeschl\u00e4mmt, 40 Min. stehen gelassen und alsdann durch Zusatz von 10 ccm 5\u00b0/oiger Sodal\u00f6sung inaktiviert.\nDrehung\tMinuten\n7,90\t0\n7,90\t40\nEs hatte also keine Inversion stattgefunden.\nG\u00e4rungsversuche,\nJe 0,05 g lufttrockener Muco mucedo wurden in 25 ccm 10 Vo iger Zuckerl\u00f6sung (Glyk\u00f6se, Maltose und Rohrzucker) aufgeschl\u00e4mmt und bei 30,5 in Thermostaten zur Verg\u00e4rung gestellt. Die Verg\u00e4rungsgeschwindigkeiten der drei Zuckerarten verhielten sich wie 3,0:0,8:0,3. Die Messungen der G\u00e4rungsgeschwindigkeit war hierbei nach der volumetrischen Methode geschehen.\nEin weiterer Versuch wurde ausgef\u00fchrt, indem gleichzeitig durch W\u00e4gung das entweichende C08 und durch Titration die Acidit\u00e4t der L\u00f6sung gemessen wurde.\nJe 0,05 g lufttrockener Muco mucedo wurden in 10 ccm 10Voiger Glukosel\u00f6sung aufgeschl\u00e4mmt und in Erlenmeyer-Kolben bei etwa 19\u00b0 zur Verg\u00e4rung gestellt. Der ganze Inhalt der Kolben wurde titriert.\n\t\t\t\t\t\t\tAcidit\u00e4t\t\n\tGewichtsverlust in g nach\t\t\t\t\terforderlich\t\tccm\n\t\t\t\t\t\t0,1177 n-NaOH nach\t\t\n\t27 Std.\t47 Std.\t70 Std.\t98 Std.\t145 Std.\t0 Std.\t72 Std.\t145 Std.\n0\t\u2014 .\t\t* '\t\t: \u2014.\t0,2\t... \u2019\t\n1\t0,0025\t0,0120\t0,0125\t0,0170\t0,0220\t\u2014,\t\t3,0\n2\t0,0045\t0,0140\t0,0175\t\u2014r\t:\";K\t\t1,25\t\n3\t0,0030\t0,0100\t0,0105\t0,0150\t0,0160\t\u2014\t\u25a0\u2014 ,\t\u25a0 ' \u25a0:\n4\t0,0045\t0,0120\t0,0175\t0,0215\t0,0275\t\t\t7*\t: \u25a0\nNach 145 Stunden war also die L\u00f6sung, in welcher der Mucor g\u00e4rte, 0,035 normal in bezug auf S\u00e4ure. Einer Angabe","page":248},{"file":"p0249.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber chemische Zusammensetzung und Bildung der finayme. VI. 249\nvor Brefeld zufolge wird bei diesem Pilz eine Acidit\u00e4t von etwa 0,04 erreicht.\nNach Graf*) werden m der gleichen Zeit ann\u00e4hernd gleiche \u00c4quivalente CO, and einer einbasischen S\u00e4ure entwickelt.\nIn einem weiteren Versuch wurde za ermitteln gesucht, wie die Bildung der S\u00e4ure gesteuert werden kann, wenn dieselbe durch Gegenwart von Calciumcarbonat festgdegt wird.\nJe vier Kolben mit 25 ccm 10\u00bb/oiger Glukosel\u00f6sung wurden mit 0,2 g gef\u00e4lltem CaCO, und 0,1 g lufttrockenem Mucor mucedo versetzt und l\u00e4ngere Zeit bei 18\u00bb stehen gelassen. Die folgende Tabelle gibt den Gewichtsverlust der 4 Kolben in\nI-MniMWVt\tm W __ V \u2022\ta\t\u2022 \u00ab\n\t18\tGewichts 64\t(Verlust (g) in 72\tStunden. 88\t138\n1 \u2018\t0\t0,0400\t0,0500\t0,0600\t0,0990\n2\t0\t0,0400 .\t0,0520\t0,0670\t0,1040\nH\t0\t0,0470\t0,0590\t0,0810\t0,1320\n4\t0\t0,0455\t0,0575\t0,0765\t0,1255\n0,4605 g CO,\nNach 138 Stunden wurde der Inhalt der 4 Kolben ver-dnigt und einige Zeit gekocht, um gebildetes Bicarbonat zu zersetzen. Nach dem Erkalten wurde filtriert und das Filtrat auf 300 ccm aufgef\u00e4llt. 100 ccm dieses Filtrates lieferten bei der Ca-Bestimmung 0,1255 g CaO, mithin entpricht der Ca-Gehalt der 300 ccm 0,67 g CaCO*. Es wurden also von 0,8 g CaC03 0,67 g an organische S\u00e4uren gebunden.\nAnhang,\nEinige Versuche mit Soorpilz.\n. J Cindner hat vor kurzer Zeit \u2022) mehrere interessante Angaben gemacht aber das Verhalten des Soorpilzes gegen die\n*) Landw. Jahrb\u00fccher, Bd. 5, S. 282, 1876.\n.. \u00c4) Jahresbericht d. Lehr- und Versuchsstation M\u00fcnchen. Brauer-Akademie 1W9/190O, S. \u00ce8, Zitiert nach Wehmer, Mucotaccengkrung \u201c Lafars Handbuch, A Bd., S. 4\u00bb n, ff.\tI e\n. . \u00df Woche\u201c\u00ab!\u00bb- L Brauerei, Bd. 28, S. 61, 1911. - Zm Systematik des Soorpilzes siehe C. H. Plaut, Leipzig, H. Voigt, 1887.","page":249},{"file":"p0250.txt","language":"de","ocr_de":"250\tHans E ul er und Her mann Meyer,\nverschiedenen Zuckerarten bei verschiedenen Temperaturen. Bei dem an h\u00f6here Temperaturen angepa\u00dften Pilz ist die Verg\u00e4rung der Xylose nur bei h\u00f6heren Temperaturen zu erzielen gewesen, nicht bei 25 \u00b0, \u00abobwohl bei dieser Temperatur andere Zuckerarten in G\u00e4rung kamen, Zymase also vorhanden war\u00bb.\nNach Versuchen \u00fcber Pentoseng\u00e4rung, mit welchen wir in den letzten Jahren hier besch\u00e4ftigt waren, ist es indessen nicht wahrscheinlich, da\u00df die Verg\u00e4rung der Pentosen unter Mitwirkung der Zymase, also desjenigen Enzymkomplexes geschieht, welcher die Verg\u00e4rung der Hex\u00f6sen bewirkt, vielmehr scheint die Pentoseng\u00e4rung ein enzymatischer Vorgang ganz eigener Art zu sein. Zu dem gleichen Ergebnis f\u00fchrten auch einige mit dem Soorpilz ausgef\u00fchrte Versuche, welche in R\u00fccksicht darauf, da\u00df Herr Lindner diesen interessanten G\u00e4rungsfall selbst n\u00e4her zu studieren beabsichtigt, nicht weiter fortgef\u00fchrt wurden.\nDie Angaben von Lindner, da\u00df der Soorpilz spezifisch Xylose angreift, Arabinose aber nicht, k\u00f6nnen Wir durchaus best\u00e4tigen. Interessant ist, da\u00df hier auch die Entwicklung des Pilzes auf Xylose enthaltendem N\u00e4hrboden viel rascher verl\u00e4uft als auf einer N\u00e4hrl\u00f6sung, welche Arabinose enth\u00e4lt. Dies geht aus folgendem Versuch hervor.\nEine Kultur des Soorpilzes ist uns von Herrn Professor P. Lindner g\u00fctigst \u00fcberlassen worden, welchem wir auch hier unseren besten Dank aussprechen wollen.\nDer Pilz wurde von der Reinkultur in eine L\u00f6sung von folgender Zusammensetzung \u00fcbergeimpft:\n8 g Ammoniumsulfat\t20 g Rohrzucker\n6 g NaHjP04\t2 1 Wasser\n15 g Seignettesalz.\nBei der Versuchstemperatur von 36\u00b0 zeigte der Pilz in dieser L\u00f6sung ein gutes Wachstum.\nNachdem sich der Pilz in dieser L\u00f6sung reichlich entwickelt h\u00e4tte, wurde er durch Filtration von der N\u00e4hrl\u00f6sung getrennt, mit Wasser gewaschen und in verd\u00fcnnten L\u00f6sungen teils von Arabinose, teils von Xylose eingetragen. Dieses Verfahren wurde wiederholt, so da\u00df nun die Aufschl\u00e4mmung, in","page":250},{"file":"p0251.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber chemische Zusammensetzung and Bildung der Enzyme. VI 251\nwelcher die Soorpilze sich befanden, vollkommen frei von Hexosen und von Rohrzucker war.\nJe 40 ccm einer L\u00f6sung, die 3\u00bb/,ig in bezug auf Arabi-nose resp. Xylose und 0,5\u00ab/\u00abig in bezog auf KH,P04 war wurden mit 10 ccm einer Aufschl\u00e4mmung des Soorpilzes versetzt. In diesen Proben, die sich in mit Meissl-Ventilen versehenen Erlenmeyer-Kolben befanden, wurde teils von Zeit zu Zeit die entwichene Kohlens\u00e4ure durch W\u00e4gung bestimmt, teils wurde der Drehungsr\u00fcckgang festgestellt und die Anzahl der Zellen in gebr\u00e4uchlicher Weise durch Z\u00e4hlung in der Z\u00e4hlkammer ermittelt. Diese Methode lieferte beim Soorpilz erheblich zuverl\u00e4ssigere Resultate als die volumetrische Bestimmung der aus der L\u00f6sung abzentrifugierten Hefezellen.\nVersuch a.\nArabinose.\nEntwicklungszeit in Std.\tZeilenzahl in ccm\tEntwicklungszeit in Std.\tZeilenzahl in ccm\n0\t53 650\t0\t54350\n24\t53000\t24\t. 57 000\n97\t53250\t97\t60250\netwa 100 Stunden wurde der Pilz auf neue Mengen der L\u00f6sungen, welche einerseits Phosphat und Arabinose, anderseits Phosphat und Xylose enthielten, \u00fcbergeimpft, Das Ergebnis der Zellenz\u00e4hlung war dann folgendes:\nVersuch b.\nArabinose.\nEntwicklungszeit in Std.\tZeilenzahl in ccm\tEntwicklungszeit in Std.\tZeilenzahl , in ccm\n0\t42 000\t0\t. 31700\n26\t42 900\t37 '\t'34800\n96\t43000\t75\t39050\n\t\t124\tV 4160\nIn der Arabinose enthaltenden L\u00f6sung tritt offenbar gar keine Zellenvermehrung ein. In der Xylosel\u00f6sung nahm die","page":251},{"file":"p0252.txt","language":"de","ocr_de":"252 Hans Euler und Hermann Meyer, \u00dcber Enzyme. VI.\nZellenvermehr\u00fcng mit steigender Entwicklungszeit zu und sie w\u00e4re zweifellos noch mehr angewachsen, wenn die Losung gen\u00fcgende Stickstoffnahrung enthalten haben w\u00fcrde,\nBeim Versuch la wurde gleichzeitig festgestellt, da\u00df w\u00e4hrend der Entwicklung von CO, eine Bildung fetter S\u00e4uren nicht stattfindet.\nBesonders bemerkenswert scheint uns die Tatsache, da\u00df in der Xylosel\u00f6sung des Versuches a ein Drehungsr\u00fcckgang eintrat, welcher um mehr als 100 \u00b0/o den Wert \u00fcberstieg, den man aus der Menge der gleichzeitig durch G\u00e4rung entwickelten Kohlens\u00e4ure berechnen kann. Es d\u00fcrfte also hier eine Erscheinung \u00e4hnlicher Art vorliegen, wie diejenige, welche Euler und Johansson bei der Verg\u00e4rung der Glukose durch lebende Hefe studiert haben.1) Allerdings war bei der Verg\u00e4rung der Glukose der Wert A\u2014C prozentisch bedeutend geringer.\nAuch bei dem Abbau der Xylose durch Soorpilz scheint also der Entwicklung der Kohlens\u00e4ure eine Umwandlung in ein schw\u00e4cher oder gar nicht optisch aktives Molek\u00fcl voranzugehen.\t\u2018\n\u2019) Diese Zeitschrift, \u00dfd. 76, S. 847, 1912.","page":252}],"identifier":"lit19565","issued":"1912","language":"de","pages":"241-252","startpages":"241","title":"Untersuchungen \u00fcber die chemische Zusammensetzung und Bildung der Enzyme: VI. Mitteilung: Zur Kenntnis der S\u00e4urebildung bei einigen Mikroorganismen","type":"Journal Article","volume":"80"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:21:30.300618+00:00"}