Open Access
{"created":"2022-01-31T15:15:58.449221+00:00","id":"lit19578","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Schulze, E.","role":"author"},{"name":"G. Trier","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 81: 53-58","fulltext":[{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"Ober die allgemeine Verbreitung dee Choline.\nVon\nf E. Schulze und 0. Trier.\n(Aus dem agrikulturchemischen Laboratorium der Eidgen. Technischen Hochschule\nin Z\u00fcrich.)\n(Der Redaktion zugegangen am 23. August 1918.)\nIm Verlaufe der Untersuchungen \u00fcber die in den Pflanzen vorkommenden Betaine haben wir in einer ganzen Anzahl von Pflanzen Verbindungen dieser Gruppe angetroffen und zwar wurden sowohl bekannte Verbindungen wie Glykokollbetain, Trigonellin und Stachydrin, als auch neue Betaine aufgefunden. In einigen F\u00e4llen gelang es auch, mehrere Betaine nebeneinander nachzuweisen. Die Betaine wurden in Pflanzen verschiedener Familien aufgefunden. Es kann kein Zweifel herrschen, da\u00df diese Verbindungen im Pflanzenreich in ziemlicher Verbreitung auftreten, verbreiteter jedenfalls als jene h\u00f6her molekularen Pflanzenbasen, die wir als Alkaloide im engeren Sinne bezeichnen. Doch l\u00e4\u00dft sich auf Grund des bis heute vorliegenden Tatsachenmaterials kein anschauliches Bild \u00fcber den Umfang dieser Verbreitung gewinnen, ln unseren Versuchen hatten wir mit wenigen Ausnahmen solche Objekte gew\u00e4hlt, bei welchen das Vorhandensein von Betainen von vornherein wahrscheinlich war, da in verwandten Pflanzen solche Verbindungen bereits nachgewiesen waren. Trotzdem wurde in mehreren F\u00e4llen selbst in diesen Objekten kein Betain aufgefunden. Es berechtigt heute nichts zu der Annahme, da\u00df die Betaine allgemein auftretende Pflanzenstoffe sind. Ihr Vorkommen im Pflanzenreich ist vielmehr, wie es bereits ausgedr\u00fcckt worden ist, ein sporadisches.\nIm Gegensatz zu den Betainen findet man eine quatern\u00e4re Pflanzenbase stets in den Pflanzenextrakten, n\u00e4mlich das Cholin.","page":53},{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"54\nE. Schulze and 6. Trier,\nNach den dahingehenden Untersuchungen von E. Schulze1) darf man annehmen, da\u00df das in Pflanzenextrakten aufgefundene Cholin sich als solches vorfindet und nicht erst bei der Verarbeitung der Extrakte k\u00fcnstlich aus den Lecithinen in Freiheit gesetzt wird.\nEs schien im Hinblick auf unsere Auffassung von der sehr verschiedenen Rolle, welche das Cholin im Gegensatz zu den Betainen im Pflanzenleben spielt, von Wichtigkeit, auf das allgemeine Auftreten des Cholins gegen\u00fcber dem vereinzelten Auftreten des Glykokollbetains und anderer Betaine besonders hinzuweisen. In der vorliegenden Arbeit soll daher der Nachweis des Cholins in den von uns untersuchten Pflanzen, betaine-f\u00fchrenden wie betainfreien, nachgetragen werden. Ankn\u00fcpfend daran, sollen einige Beobachtungen \u00fcber andere stickstoffhaltige Verbindungen, denen wir begegnet sind, mitgeteilt werden.\nDa\u00df das Cholin h\u00e4ufiger auftritt als Betain und Trigonellin usw., ist schon aus fr\u00fcheren Arbeiten zu ersehen gewesen. Solche Untersuchungen sind au\u00dfer im hiesigen Laboratorium besonders von Jahns, * *) ferner von Polstorff und G\u00f6rte8) u. a. ausgef\u00fchrt worden.\nDie Darstellung und Aufarbeitung der Extrakte geschah nach den in fr\u00fcheren Abhandlungen wiederholt beschriebenen Verfahren.\nCruciierae.\n1. Kohlr\u00fcben (Bodenkohlraben) [Brassica napus].\nEs wurden 25 kg R\u00fcben angewendet. Au\u00dfer Alloxurbaseh konnte Arginin nachgewiesen werden; es wurde etwa 1 g Argi-ninnitrat erhalten, welches in das bei 112\u2014114\u00b0 schmelzende Kupfersalz \u00fcbergef\u00fchrt wurde. Die sogenannte \u00abLysinfraktion\u00bb enthielt keine Betaine, dagegen Cholin, welches \u00fcber die Quecksilberverbindung rein erhalten wurde. Das in langen Nadeln erhaltene salzsaure Salz wurde in das in sch\u00f6nen Tafeln kry-stallisierte Platinat \u00fcbergef\u00fchrt.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 15, S. 153 (1891).\n*) Jahns, Archiv d. Pharmaz., Bd. 235, S. 151 (1897).\n\u2022) Polstorff u. G\u00f6rte, Wallach-Festschrift 1909, S. 569. -G\u00f6rte, Dissertation Erlangen 1902.","page":54},{"file":"p0055.txt","language":"de","ocr_de":"55\n\u00dcber die allgemeine Verbreitung des Cholins.\n0,2172 g Platinsalz gaben 0,0601 g Pt == 31,81 \u00b0/o Pt. F\u00fcr \u20acholinchloroplatinat (C5HU0NC1), \u2022 PtCl4 berechnet 31,64 \u00b0/o Pt.\nHier, sowie auch in den folgenden F\u00e4llen wurde ein kleiner Teil des salzsauren Cholins auch in das Goldsalz \u00fcbergef\u00fchrt und der Schmelzpunkt desselben durch gleichzeitiges Erhitzen mit Vergleichspr\u00e4paraten kontrolliert.\nCompontae.\n2.\tTopinambur (Helianthus tuberosus).\nAus 25 kg frischen Topinamburknollen wurden Alloxur-basen erhalten ; ferner konnte eine kleine Menge Histidin und 0,63 g Argininnitrat isoliert werden, welches in das chaij&k* * teristische Kupfersalz vom Schmelzpunkt 112\u2014114 \u00ae \u00fcbergef\u00fchrt und so identifiziert wurde. Neben etwa 2 g salzsaurem Betain1) wurde in der \u00ab Lysinfraktion\u00bb eine weit geringere Menge salzsaures Cholin gewonnen. Das Chloroplatinat desselben wurde analysiert.\n0,2284 g Platinsalz gaben 0,0722 g Pt = 31,61% Pt.\nAuch aus den oberirdischen Teilen von Topinamburpflanzen konnte Cholin als Aurat gewonnen werden.\n0,1510 g Goldsalz gaben 0,0670 g Au = 44,40\u00b0/o Au. F\u00fcr Chlolinchloraurat C5H140NC1 \u2022 AuCls berechnet 44,50\u00b0/o Au.\n3.\tSchwarzwurzeln (Scorzonera hispanica).\nAus 20 kg Schwarz wurzeln wurden hur ganz geringe Mengen Alloxurbasen erhalten. Histidin wurde durch Reaktionen nachgewiesen, konnte aber nicht in reiner Form isoliert werden. Arginin wurde dagegen in ansehnlicher Menge erhalten. Je 10 kg Schwarzwurzeln lieferten 3,6 g rohes Argininnitrat ; das daraus dargestellte Kupfersalz schmolz bei 112\u00b0. Die \u00abLysinfraktion\u00bb enthielt neben einer sehr kleinen Menge Trigonellin,*) Cholin.\n0,2319 g Cholinplatinat gaben 0,0736 g Pt = 31,74\u00b0/o Pt.\n4.\tZichorie (Cichoryum intybus).\nAus 10 kg Zichorienwurzeln wurde 0,76 g Argininnitrat erhalten ; das Vorhandensein von Alloxurbasen konnte nach-\n\u2019) Diese Zeitschrift, Bd. 65, S. 293 (1910).\n\u2022) Diese Zeitschrift, Bd. 76, S. 265 (1912).","page":55},{"file":"p0056.txt","language":"de","ocr_de":"00\tE. Schulze und G. Trier,\ngewiesen werden, In der \u00abLysinfraktion\u00bb wurde neben ca. 0,01 g eines salzsauren Salzes, welches mit den Alkaloidf\u00e4llungs-raitteln Niederschl\u00e4ge gab, salzsaures Cholin nachgewiesen. Es wurde in das Qhloraurat \u00fcbergef\u00fchrt.\n0,1981 g Cholinaurat gaben 0,0884 g Au = 44,61 \u00b0/o Au.\nSp\u00e4ter wurden auch Zychorienbl\u00e4tter untersucht; auch hier konnte in der \u00abLysinfraktion\u00bb nur Cholin nachgewiesen werden.\n5.\tDahlienknollen (Dahlia variabilis).\nAus 16 kg Knollen wurden kleine Mengen von Alioxur-basen und Arginin gewonnen. Die \u00abLysinfraktion\u00bb enthielt eine sehr kleine Menge Trigonellin1) und etwas Cholin, welches durch Reaktionen nachgewiesen wurde.\nUmbelliferae.\n6.\tM\u00f6hren (Daucus carota).\nAus 30 kg M\u00f6hren konnte eine kleine Menge Alloxurbasen, aber kein Arginin gewonnen werden. Die Quecksilbersalze der \u00abLysinfraktion\u00bb lieferten keine Betaine, sondern nur Cholin. Dieses wurde in das Platindoppelsalz \u00fcbergef\u00fchrt.\n0,4837 g Platinsalz gaben 0,1533 g Pt = 31,69 \u00b0/o Pt.\n7.\tSellerie (Apium graveolens).\nAus 10 kg Knollen konnten Alloxurbasen gewonnen werden; Arginin War nicht nachzuweisen. Die am schwersten in Wasser l\u00f6slichen Quecksilberdoppelsalze der \u00abLysinfraktion\u00bb lieferten Cholin, welches als Platinat analysiert wurde.\n0,2229 g Platinsalz gaben 0,0706 g Pt = 31,68 % Pt.\nAus den leichter l\u00f6slichen Anteilen der Quecksilberdoppelsalze wurde neben Cholin noch eine andere Verbindung in sehr kleiner Menge erhalten. Ihr Platinat war in kaltem Wasser ziemlich schwer l\u00f6slich und konnte dadurch vom Cholin getrennt werden. Das aus dem Platinsalz wiedergewonnene salzsaure Salz krystallisierte in langen nicht zerflie\u00dflichen Nadeln. Dieses salzsaure Salz gab mit Phosphorwolframs\u00e4ure, Phos-\n') Diese Zeitschrift, Bd. 76, S. 265 (1912).\ni","page":56},{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die allgemeine Verbreitung des Cholins.\t57\nphormolybd\u00e4ns\u00e4ure, Wismutjodidjodkalium und Kaliumquecksilberjodid F\u00e4llungen. Ein \u00dcberschu\u00df des letzteren l\u00f6ste die entstandene F\u00e4llung wieder auf; beim Reiben der Gef\u00e4\u00dfw\u00e4nde mit einem Glasstab schieden sich dann kleine gelbe Krystalle aus, eine Reaktion, die auch die Betaine geben. (Brl\u00e9gers Reaktion.)\nAus jungen Pflanzen und Knollen der Sellerie, die sp\u00e4ter untersucht wurden, konnte ebenfalls Cholin in Form des sch\u00f6n ausgebildeten Platinats gewonnen werden.\n0,2278 g des Platinsalzes aus jungen Pflanzen gaben 0,0721 g Pt = 31,65 o/o Pt.\n0,2139 g Platinsalz aus Knollen gaben 0,0677 g Pt = 31,65\u00b0/o Pt.\nL&bi&t&e.\n8.\tWiesensalbei (Salvia pratensis).\nAus 800 g Trockensubstanz der oberirdischen Teile wurde kein Betain, dagegen etwa 1 g Cholinplatinat gewonnen.\n0,2154 g Platinsalz gaben 0,0683 g Pt = 31,71 o/0 Pt.\n9.\tWaldstachys (Stachys silvatica).\nAus 111 a kg Trockensubstanz der oberirdischen Teile junger Pflanzen wurden Alloxurbasen, aber kein Arginin erhalten. Die \u00abLysinfraktion\u00bb enthielt neben Betainen1) Cholin. Das in sch\u00f6nen gro\u00dfen Krystallen erhaltene Cholinplatinat gab:\n0,2419 g Platinsalz gaben 0,0764 g Pt = 31,58 \u00b0/o Pt.\n10.\tBetonica officinalis.\nBei der Verarbeitung von 4 kg Herba betonic\u00e4e gelangten wir nach der Behandlung der schlie\u00dflich Testierenden Chloride nach der von Stan\u00ebk gegebenen Vorschrift noch nicht zu reinem Cholin. Es schien zun\u00e4chst, als ob hier eine Base von der Zusammensetzung eines Homocholins vorl\u00e4ge. Es lie\u00df sich aber zeigen, da\u00df es sich tats\u00e4chlich um ein Gemisch von Cholin und Stachydrin handle.8)\n\u2022\tr '\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 76, S. 271 (1912).\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 76, S. 271 (1912).","page":57},{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"58 E. Schulze und 6. Trier, Ober die Verbreitung des Cholins.\nWir haben bei allen Untersuchungen auf das eventuelle Vorkommen von, dem Cholin homologen, Basen geachtet. In mehreren F\u00e4llen schien es, als ob eine derartige Verbindung vorliegen w\u00fcrde. Stets aber zeigte die n\u00e4here Untersuchung, da\u00df es sich um mehr oder weniger verunreinigtes Cholin handelte.\nPedaliacae.\n11. Sesamkuchen (Sesanum indicum).\nDie \u00abLysinfraktion\u00bb enthielt keine Betaine. Die Cholinfraktion schien eine vom Cholin verschiedene Base einzuschlie\u00dfen. Es handelte sich aber nur um ein durch andere Verbindungen verunreinigtes Cholin. Das \u00fcber das Platinat gewonnene Aurat erwies sich nach den Identit\u00e4tsreaktionen und der\tAnalyse\tals Cholinaurat.\n1.\t0,4355 g\tAurat\tgaben\t0,1929\tg\tAu\t=\t44,30\u00b0/o\tAu.\n2.\t0,2185 g\tAurat\tgaben\t0,0976\tg\tAu\t=\t44,70\u00b0/o\tAu.\n3.\t0,2828 g\tAurat\tgaben\t0,1256\tg\tAu\t=\t44,42\u00b0/o\tAu.","page":58}],"identifier":"lit19578","issued":"1912","language":"de","pages":"53-58","startpages":"53","title":"\u00dcber die allgemeine Verbreitung des Cholins","type":"Journal Article","volume":"81"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:15:58.449226+00:00"}