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{"created":"2022-01-31T14:24:49.030020+00:00","id":"lit19580","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Inouye, K.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 81: 71-79","fulltext":[{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"Ober die Entetehung des Kreatins im Tierk\u00f6rper.\nVon\nK. Inouye.\n(Aus dem physiologischen und dem pharmakologischen Institut der Universit\u00e4t Heidelberg.) (Der Redaktion zugegangen am 83. August 1918.)\n\u00dcber die physiologische Bedeutung des Kreatins resp. Kreatinins wurde in den letzten Jahren von verschiedenen Seiten gearbeitet. Namentlich ist nach den Versuchen von R. Gottlieb und Stangassinger anzunehmen, da\u00df der Kreatinstoffwechsel ein au\u00dferordentlich komplizierter Vorgang ist, wobei der Auf- und Abbau sowie die Umwandlung der einen Substanz in die andere in ausgiebiger Weise nebeneinander vor sich gehen, und da\u00df das Kreatin eine ungleich gr\u00f6\u00dfere Rolle im Eiwei\u00dfstoffwechsel spielt, als man fr\u00fcher angenommen hat. Man kann deshalb aus dem Kreatininwerte im Harn weder einen direkten Aufschlu\u00df \u00fcber den Umfang des Kreatinstoffwechsels noch des Eiwei\u00dfzerfalls erhalten.\nIndessen liegen nur wenige Arbeiten vor, die eine Aufkl\u00e4rung der Vorg\u00e4nge bei der Entstehung des Kreatins zum Ziele haben.\nW. Czernicki1) fand bei einem mit Glykocyamin gef\u00fctterten Kaninchen eine Vermehrung der Kreatinausscheidung im Harn.\nZum gleichen Resultate gelangtenM.Jaffe2)undG.Dorner3) bei den gr\u00f6\u00dferen Versuchsreihen gleicher Anordnung; sie haben dabei die Auffassung vertreten, da\u00df bei der Kreatinrbildung im Organismus die Methylierung des Guanidinrestes eine Rolle spielt.\nDagegen hat sich E. Mell an by4) auf Grund eigener Untersuchungen gegen diese Auffassung ausgesprochen.\nWenn man in Betracht zieht, da\u00df das Auftreten des Guanidins im intermedi\u00e4ren Stoffwechsel h\u00f6chst wahrscheinlich ist,\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 44, S. 294, 1905.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 48, S. 408.\n3)\tDiese Zeitschrift, Bd. 52, S. 223.\n4)\tJournal of physiology, Bd. 36, S. 447.","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"72\nK. Inouye,\nund da\u00df den Methylierungsvorg\u00e4ngen im tierischen Stoffwechsel eine wichtige Rolle zukommen d\u00fcrfte, wie dies neuerdings auch M, Schenck1) hervorhebt, so erscheint die Annahme von Jaff\u00e9 wohl wahrscheinlich. Doch reichen die Guanidin- und Methylguanidinversuche von Jaff\u00e9 und seinem Sch\u00fcler2) und E. Pommerenig3) nicht aus, diesen Vorgang der Bildung von Kreatin zu beweisen.\nIm allgemeinen k\u00f6nnen f\u00fcr die Entstehung des Guanidins im Organismus zwei M\u00f6glichkeiten in Betracht kommen : seine Bildung\n1.\t\u00fcber Arginin aus den einfachen Eiwei\u00dfk\u00f6rpern,\n2.\t\u00fcber Guanin aus den Nucleins\u00e4uren.\nAu\u00dferdem nehmen F. Kutscher und J. Otori4) einen dritten Guanidinkern im Eiwei\u00dfm\u00f6lek\u00fcl an, an den auch Jaff\u00e9 f\u00fcr die Entstehung des Kreatins zu denken geneigt war.\nUnter den oben genannten Entstehungsweisen des Guanidins scheint jedoch die erste am wahrscheinlichsten zu sein, wie j\u00fcngst auch A. Kiesel5 *) er\u00f6rtert hat.\nSonach liegt die schon wiederholt ausgesprochene Vermutung nahe, da\u00df das Kreatin aus dem im Eiwei\u00dfmolek\u00fcl verbreitetsten Guanidinderivate, dem Arginin, unter Methylierung gebildet wird. Wenn auch Arginin im Tierk\u00f6rper der ausgiebigen Wirkung der Arginase unterliegt, kann es gleichzeitig noch einen zweiten nach anderer Richtung gehenden Abbau erleiden.\nAngesichts dieser Vermutung haben M. Jaff\u00e9*) und van Hoogenhuyze und H. Verploegh7) den Tieren Arginin oder argininreiche Nahrung gegeben, haben aber negative Ergebnisse erhalten.\t-\nEs erschien daher w\u00fcnschenswert, die Frage einer erneuten Untersuchung zu unterwerfen. Zu diesem Zwecke habe\nl) Diese Zeitschrift, Bd. 77, S. 328.\n\u2022) 1. c.\n3)\tHofmeisters Beitr\u00e4ge, Bd. 1, S. 561.\n4)\tZentralbl. f. Physiol., 1904, S. 248; Diese Zeitschrift, Bd. 43, S. 107; vgl. auch J. Seemann, Zeitschr. f. Biol., Bd. 69, S. 333.\ns) Diese Zeitschrift, Bd. 75, S. 169.\n\u2022) 1. c.\n7) Diese Zeitschrift, Bd. 46, S. 415.","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Entstehung des Kreatins im Tierk\u00f6rper. *\t73\nich in der vorliegenden Arbeit einerseits Versuche \u00fcber Leberautolyse mit und ohne Argininzusatz angestellt, anderseits das \u00fcberlebende Organ mit einer Arginin enthaltenden Fl\u00fcssigkeit durchleitet und gepr\u00fcft, ob dabei Kreatin auf Kosten des zugesetzten Arginins gebildet wird.\nExperimentelles.\nDas zu den Versuchen angewandte Arginin stellte ich aus Edestin dar. Als das Versuchsorgan kam die Leber von Katzen zur Anwendung, die immer 3 Tage vor der Verblutung gehungert hatten, um den normalen Gehalt des Organs an Kreatin m\u00f6glichst in allen Versuchen gleich zu halten.\nBestimmt wurde stets die Summe des Kreatins nach dem von R. Gottlieb und R. Stangassinger1) mitgeteilten Verfahren, nur bediente ich mich des neuen Kolorimeters von Autenrieth-Koenigsberger. Die Anwendbarkeit des Apparates habe ich durch eine besondere Versuchsreihe gepr\u00fcft.\nAutolyseversuche.\nF\u00fcr das erste Stadium der Autolyse haben Gottlieb und Stangassinger1) die Neubildung von Kreatin aus einer unbekannten Muttersubstanz konstatiert. An diesen Befund anschlie\u00dfend habe ich zuerst Autolyseversuche ausgef\u00fchrt, wobei ich pr\u00fcfte, ob sich die normale Zunahme des Kreatins durch den Zusatz von Arginin verst\u00e4rken l\u00e4\u00dft.\nDie Versuchsordnung war die gleiche wie bei den genannten Autoren. Das Leberextrakt, welches ich sogleich nach dem Verbluten und einmaliger Kochsalzdurchsp\u00fclung des Tieres aus dem herausgenommenen Organ durch Verreiben mit Quarzsand und Zentrifugieren herstellte, wurde in zwei gleiche Portionen geteilt. Zu einer Portion wurde das Arginincarbonat, in einer kleinen Menge physiologischer Kochsalzl\u00f6sung gel\u00f6st, zugesetzt und gut umgesch\u00fcttelt, w\u00e4hrend der anderen Portion die gleiche Menge reiner Kochsalzl\u00f6sung hinzugef\u00fcgt wurde. Von jeder Portion wurden mehrere Proben von gleichem Vo-lumen abgemessen und unter Zusatz von Toluol in den Brut-\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 52, S. 1.","page":73},{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"74\t* K. Inouye,\nschrank gestellt. Nach Ablauf einer bestimmten Zeit wurde je eine Probe von den beiden Portionen herausgeholt und sofort auf den Gehalt an Gesamtkreatinin untersucht. Die Kontroll-versuche stellte ich durch die sofortige Untersuchung des Extraktes mit oder ohne Zusatz an.\nDie Ergebnisse sind in Form einer Tabelle wiedergegeben.\nTabelle l\nNummer\tJede Probe entspricht\tZu- gesetztes\tDauer der\tGe- fundenes\t\ndes\tLeber-\tArginin-\t\tGesamt-\t\nVersuchs\tSubstanz\tcarbonat\tAutolyse\tkr\u00e8atinin\t\n\tvon g\tin g\tin Std.\tin mg\t\na\t20 20\t0,065 0\t\\ sofort ver-\t4,61\tJ Kontrollversuche\nb\t\t\tI arbeitet\t4,23\t\nic d\t20\t0,065\t20\t5,90\t\\ Autolyseversuche\n\t20\t0,065\t20\t5,85\tI mit Zusatz\ne\t20\to\t20\t5,31\t\\ Autolyseversuche\nf\t20\to\t20\t4,37\tj ohne Zusatz\n. a\t13,3\t0\tsofort ver* arbeitet\t4,1\tKontrollversuch\nb\t13,3\t0,1\t20\t6,9\t\\ Autolyseversuche\nII c\t13,3\t0,1\t20\t7,2\tJ mit Zusatz\nd\t13,3\t0\t20\t5,8\t\\ Autolyse versuche\ne\t13.3\t0\t20\t5,9\tj ohne Zusatz\na\t17.9\t0 0\t1 sofort ver-\t3,8\t> Kontrollversuche\n... b\t17,9\t\t1 arbeitet\t3,6\t\nIII\t\t\t\u25a0\t\t\nc\t17,9\t0,1\t23\t4,5\tAutolyseversuch\n\t\t\t\t\tmit Zusatz\nd\t17,9\t0\t23\t2,6\tAutolyseversuch\n\t\t\t\t\tohne Zusatz\nBei Betrachtung der Tabelle ergibt sich, da\u00df die unter Zusatz von Arginin autolysierten Portionen in allen drei Versuchen ausnahmslos einen gr\u00f6\u00dferen Wert zeigen als die ohne Arginin. Dieses Verhalten tritt am auffallendsten im Versuch HI zum Vorschein ; w\u00e4hrend die Probe d sich schon im abnehmenden Stadium befindet, enth\u00e4lt die Probe c noch immer mehr Kreatinin wie die frischen sofort verarbeiteten Proben.\nMan k\u00f6nnte vielleicht angesichts der verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig geringen Zunahme des Kreatins und mit R\u00fccksicht auf die auch","page":74},{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Entstehung des Kreatins im Tierk\u00f6rper.\t75\nin den Kontrollversuchen vorkommenden Schwankungen einwenden, da\u00df der Mehrgehalt in den Argininproben von Zuf\u00e4lligkeiten herr\u00e4hren k\u00f6nnte.\nAber die Versuche sind in beachtenswerter Weise jedesmal nach derselben Richtung ausgefallen. Die Unterschiede sind zu gro\u00df und zu deutlich, als da\u00df man sie als Versuchsfehler betrachten k\u00f6nnte. Au\u00dferdem erkl\u00e4rt sich die relativ geringe Gr\u00f6\u00dfe der Zunahme von Kreatin nach dem Zusatz daraus, da\u00df neben den Vorg\u00e4ngen, die zu seiner Entstehung f\u00fchren, bei der Autolyse auch Vorg\u00e4nge der Zerst\u00f6rung vor sich gehen. Auf diesen Umstand werde ich sp\u00e4ter wieder zur\u00fcckkommen.\nMan ist daher wohl berechtigt, die Ergebnisse so zusammenzufassen, da\u00df das zugesetzte Arginin bei der Autolyse des Leberextraktes zum Teil in Kreatin umgewandelt wird.\nDurchleitungsversuche.\nUm die Ergebnisse der Autolyseversuche zu erg\u00e4nzen, habe ich Durchleitungsversuche an der isolierten Leber angestellt. Die Versuche hatten zum Ziele, zu untersuchen, in welchem Ausma\u00df die \u00fcberlebende Leber unter den Versuchsbedingungen der Durchleitung das zugesetzte Arginin in Kreatin umzuwandeln vermag.\nZum Vergleiche mit den nach der Durchleitung erhaltenen Werten mu\u00df man einen zuverl\u00e4ssigen Wert f\u00fcr das in der Leber pr\u00e4formierte Gesamtkreatinin zugrunde legen k\u00f6nnen. Daher habe ich zun\u00e4chst mehrere Gesamtkreatininbestimmungen an der Leber von Katzen, die 3 Tage lang gehungert hatten, ausgef\u00fchrt. Die Ergebnisse zeigt die folgende Tabelle/\nTabelle II.\nVersuchs- nummer\tGewicht der Leber in g\tGefundenes Gesamtkreatinin in mg\tBerechnete . Menge Gesamtkreatinin pro 100 g Lebersubstanz r\tin mg\n1\t59\t18,5\t31,36\n2\t72\t16,8\t23,33\n3\t60\t19,1\t31,83\n4\t53\t14,6\t27,63\nim Durchschnitt .... 28,54","page":75},{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"76\nK. Inouye,\nDie Methodik der Durchleitung war im wesentlichen die von M. Kasztan1) angewandte.\nGleich nach dem Verbluten und Durchsp\u00fclen mit Ringerscher L\u00f6sung von der Carotis aus wurde die Leber unter den bekannten Kautelen herauspr\u00e4pariert, in den Apparat gebracht und-von der Vena portae aus zuerst mit reiner Ringerscher L\u00f6sung eine kurze Zeit lang durchleitet. Wenngleich der eigentliche Versuch immer .erst begonnen wurde, nachdem ich mich durch eine kurze Probedurchleitung von der Dichtigkeit des Organs \u00fcberzeugt hatte, lingen die Gef\u00e4\u00dfe doch nach 1 '/*\u20142 Stunden stets an durchl\u00e4ssig zu werden. Darin liegt ein gro\u00dfer Nachteil der Anwendung von Ringerscher L\u00f6sung zur Durchleitung. Um dadurch bedingte Verluste zu vermeiden, wurde die zu durchleitende Leber auf eine kleine Schale gelegt und die herausgesickerte Fl\u00fcssigkeit mittels einer Pipette abgesaugt und wieder in das Reservoir zur\u00fcckgegossen. .\nAls Durchleitungsfl\u00fcssigkeit wandte ich mit Sauerstoff ges\u00e4ttigte Ringersche L\u00f6sung an, um m\u00f6glichst einfache Bedingungen der Analyse zu erhalten. Ich war bei Anwendung der Ringer-L\u00f6sung von dem verschiedenen Kreatingehalt des Blutes und seinen Ver\u00e4nderungen unabh\u00e4ngig. Hingegen bin ich mir wohl bewu\u00dft, da\u00df die Durchleitung mit Blut weit g\u00fcnstigere Bedingungen f\u00fcr das Fortbestehen der vitalen chemischen Vorg\u00e4nge in der \u00fcberlebenden Leber dargeboten h\u00e4tte.\nDip Menge der zur Durchleitung angewandten L\u00f6sung betrug jedesmal 1 Liter. Ich lie\u00df dieselbe Fl\u00fcssigkeit wiederholt durch die Leber str\u00f6men. Ich durchleitete aus zwei Reservoiren; durch eine einfache Hahndrehung wird das erste Reservoir vor seinem Leerlaufen ausge-schaltet und das andere zur Durchleitung verwendet. Die Temperatur der Leber und der Durchleitungsfl\u00fcssigkeit war konstant, n\u00e4mlich 37\u00b0 resp. 39\u00ae. Der Durchleitungsdruck betrug 20\u201425 mm.\nNach der Durchleitung wurden die Leber und die Fl\u00fcssigkeit getrennt bearbeitet.\nDie Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt.\nF\u00fcr die Diskussion der Versuchsresultate mu\u00df daran erinnert werden, da\u00df ich nicht Blut, sondern Ringersche L\u00f6sung zur Durchleitung verwandte. W\u00e4hrend sich in den Durchleitungsversuchen von Gottlieb und Stangassinger bei Verwendung von Blut als Durchleitungsfl\u00fcssigkeit nebeneinander Kreatin-\n*) Archiv f. exp. Path. u. Pharm., Bd. 63, S. 405.","page":76},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Entstehung des Kreatins im Tierk\u00f6rper.\t77\nTabelle III.\nNum- mer des Ver- suchs\tGe- wicht der Leber in g\tZuge- setztes Arginin in Form des Carbonats in g\tDauer der Durch- ieitung in Std.\tGefur Gesamt aus Leber in mg\tidenes kreatinin aus Durchleitungsfl\u00fcssig-keit in mg\tDifferenz z Kreatininv gewandten wichts vor leitungu.d Durchleitu denen Ges in mg\twisch.dem rert des an-Leberge-der Durch-er nach der ngvorhan-samtmenge in \u00b0/o\t\n1\t75\t1,0\t3'/.\t25,33\t29,64\t4-33,56\t4-156,0\t\n2\t49\t1,0\t3 V*\t7,00\t13,30\t+ 7,0\t4- 52,6\tHaupt-\n3\t55\t1,0\t3\t6,40\t22,80\t4-13.5\t4* 86,0\tver-\n4\t80\t1,5\t3 */\u00bb\t6,86\t21,05\t+ 5,0\t+ 18.2\toUlllC\n5\t60\t0\t37,\t6,26\t7,11\t~ 3,7\t-\t2,14\tKon-\n6\t53\t0\t37\u00ab\t0,70\t1,20\t\u2014 13,93\t- 92.1\ttroll-\n7\t114\to\t3\t19,17\t25,55\t4-12,18\t4\" 37,4\tver- suche\nbildung aus unbekannten Vorstufen und Kreatinzerst\u00f6rung nachweisen lie\u00df, habe ich die Versuchsbedingungen so gew\u00e4hlt, da\u00df, abgesehen von dem Argininzusatz, keinerlei Vorstufen in der Durchleitungsfl\u00fcssigkeit in Betracht kommen konnten. Allerdings konnten solche Muttersubstanzen des Kreatins auch in der Leber enthalten sein. Die andere Quelle der Vorstufen, die Gottlieh und Stangassinger besonders in dem Blute\ngef\u00fctterter Tiere nachweisen konnten, habe ich durch die Verwendung der Ringerschen L\u00f6sung bei meinen Versuchen ausgeschaltet. Demgem\u00e4\u00df hatte ich erwartet, da\u00df ohne den Zusatz von Arginin als Vorstufe die Kreatinzerst\u00f6rung immer \u00fcber die Bildung vorwiegen und stets eine Abnahme des Gesamtkreatinins bei der Durchleitung mit reiner Ringerscher Losung ergeben w\u00fcrde. Dies trifft auch f\u00fcr zwei meiner drei Kontroll-versuche ohne Zusatz zu (Versuch V und VI): in der Ringerschen L\u00f6sung und in der Leber zusammengenommen findet sich in diesen beiden F\u00e4llen weniger Kreatin und Kreatinin, als dem Durchschnittswerte f\u00fcr das angewandte Gewicht der Hungerleber entsprechen w\u00fcrde. Ein dritter Versuch (Nr; VII) f\u00e4llt aber aus der Reihe. Bei diesem Versuche war aber die Leber eine pathologische: sie hatte zahlreiche korngro\u00dfe Cysten in sich und war infolgedessen stark hypertrophisch, wie schon","page":77},{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"K. Inouye\n78\nihr au\u00dfergew\u00f6hnlich hohes Gewicht anzeigt. Bekanntlich k\u00f6nnen nun pathologische Erg\u00fcsse manchmal Kreatin in nicht unbedeutender Menge enthalten. W\u00e4re dies gerade bei diesem Versuche der Fall gewesen, was in einer Bildungsst\u00e4tte des Kreatins durchaus im Bereiche der M\u00f6glichkeit liegt, so w\u00e4re die gefundene Zunahme an Gesamtkreatinin nur eine scheinbare und durch die Mitbestimmung dieses von den Cysten herstammenden Kreatinins vorget\u00e4uscht. Sieht man auch von dieser M\u00f6glichkeit ab, so l\u00e4\u00dft sich der unerwartete Ausfall dieses Versuches auch dadurch erkl\u00e4ren, da\u00df eine so gro\u00dfe hypertrophische Leber auch nach dreit\u00e4gigem Hunger noch Vorstufen enthalten kann, aus denen bei der Durchleitung mit reiner Rinder-L\u00f6sung Kreatin abgegeben werden konnte.\nIm Gegensatz zu den Kontrollversuchen ergaben die Versuche mit Argininzusatz ausnahmslos eine Zunahme des Gehalts an Kreatin und Kreatinin, die wenigstens in den Versuchen I und II betr\u00e4chtlich ist gegen\u00fcber dem Gehalte des ganzen Systems an pr\u00e4formiertem Kreatin und Kreatinin in der Leber.\nIn Versuch IV ist die Zunahme allerdings nicht so betr\u00e4chtlich, da\u00df sie nicht auch aus pr\u00e4formierten Muttersubstanzen in der -betreffenden Leber erkl\u00e4rt werden k\u00f6nnte. Aus den Versuchen I, II und III scheint aber hervorzugehen, da\u00df das Kreatin resp. Kreatinin w\u00e4hrend der Durchleitung aus dem zugesetzten Argipin gebildet wird.\nDa\u00df die Kreatinbildung aus*Arginin, die wir aus unseren \u2014 . leider wenig zahlreichen \u2014 Versuchen zu folgern geneigt sind, nicht in noch gr\u00f6\u00dferem Umfange nachweisbar ist, kann zweierlei Ursachen haben.\nZun\u00e4chst ist der Vorgang des Kreatinstoffwechsels ein recht komplizierter. Durch das Ineinandergreifen der aufbauenden und zerst\u00f6renden Prozesse gestaltet sich die Kurve f\u00fcr den Kreatingehalt des \u00fcberlebenden Organs sehr verwickelt, besonders in solchen F\u00e4llen, in denen das Organ von vornherein reich an Muttersubstanzen des Kreatins ist. Neben der Neubildung erfolgt sicher auch ausgiebige Zerst\u00f6rung. Der Ausfall der Versuche h\u00e4ngt sonach im wesentlichen von der Dauer der Durchleitung ab. Den Maximalwert der Bildung k\u00f6nnte man\n\u00bb","page":78},{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Entstehung des Kreatins im Tierk\u00f6fper.\t79\nnur feststellen, wenn es m\u00f6glich w\u00e4re, das Organ im g\u00fcnstigsten Zeitpunkt zu untersuchen. Trifft man einen niedriger liegenden Punkt der Kurve, so kann man m\u00f6glicherweise ein entgegengesetztes Resultat erhalten, obwohl in Wirklichkeit vorher ein betr\u00e4chtlicher Zuwachs stattgefunden hatte.\nWeiterhin ist aber die Leber auch der Sitz einer intensiven Arginasewirkung, durch die die zugesetzte Muttersubstanz in anderer Richtung zerst\u00f6rt wird. Ein ansehnlicher Anteil des zugesetzten Arginins mu\u00df in Ornithin und Harnstoff gespalten werden.1) Daf\u00fcr spricht der Befund bei den \u2014 leid\u00ebr infolge verschiedener Hinderniss\u00e8 gescheiterten \u2014 Versuchen, das gebildete Kreatinin als solches aus dem Rest der zur kolorimetrischen Untersuchung verwandten L\u00f6sung darzustellen; die Menge des Pikratniederschlags, in dem unzersetzt gebliebenes Arginin enthalten sein sollte, war immer sehr gering, w\u00e4hrend die Omithin-fraktion dagegen reichlich erhalten wurde.\nIn der Arginasewirkung der Leber ist wohl eine zweite Ursache zu suchen, warum man einen gro\u00dfen Zuwachs an Kreatin aus zugesetztem Arginin nicht wird erwarten k\u00f6nnen.\nDie Ergebnisse der beiden Versuchsreihen lassen mit Ber\u00fccksichtigung dieser \u00dcberlegungen den Schlu\u00df zu, da\u00df sich ein Teil des Kreatins im Tierk\u00f6rper unter Methylierung aus Arginin bildet, wenngleich diese Art der Umwandlung des Arginins nicht allzu umfangreich ist.\n*) Vgl. W. H. Thompson, Journal of physiol., Bd. 32, S. 137; Bd. 33, S. 106.","page":79}],"identifier":"lit19580","issued":"1912","language":"de","pages":"71-79","startpages":"71","title":"\u00dcber die Entstehung des Krewatinins im Tierk\u00f6rper","type":"Journal Article","volume":"81"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:24:49.030026+00:00"}