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{"created":"2022-01-31T16:47:00.142323+00:00","id":"lit19600","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Abderhalden, Emil","role":"author"},{"name":"Rudolf Hanslian","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 81: 228-232","fulltext":[{"file":"p0228.txt","language":"de","ocr_de":"Ober das Verhalten von a-Pyrro\u00fcdoncarbontaure im tierischen\nOrganismus.\nVon\nEmil Abderhalden und Rudolf Hanslian.\n(Au\u00ab dem physiologischen Institute der Universit\u00e4t Halle a. S.) (Der Redaktion zugegangen am 80. August 1918.)\nDie nahen chemischen Beziehungen der Glutamins\u00e4ure zur Pyrrolidoncarbons\u00e4ure und damit zur Pyrrolidincarbons\u00e4ure machen es wahrscheinlich, das auch im Organismus des Tieres und der Pflanze diese drei Verbindungen in Wechselbeziehung treten. Als Zwischenprodukt w\u00e4re die Pyrrolidoncarbons\u00e4ure aufzufassen, die einmal durch Reduktion in Pyrrolidincarbon s\u00e4ure und durch Aufspaltung in Glutamins\u00e4ure \u00fcbergehen kann, wie die folgenden Formeln zeigen.\nCOOH CH NH,\nk\nk\n- H,0\nCOOH\nI\nCHM CH, CH,\nCOOH\nI\nCH -NH I\nCH,\nCH,\n+ H,0\nCOOH\tCO\tCH,\nGlutamins\u00e4ure. Pyrrolidoncarbons\u00e4ure. Pyrrolidincarbons\u00e4ure. Es sind im hiesigen Institute Untersuchungen im Gange, um zu pr\u00fcfen, ob eine biologische Umwandlung von Pyrrolidoncarbons\u00e4ure in die beiden genannten S\u00e4uren stattfindet. Wir haben uns zun\u00e4chst die Frage vorgelegt, ob die Pyrrolidoncarbons\u00e4ure im tierischen Organismus abgebaut wird. Die ersten Versuche wurden mit der optisch-aktiven S\u00e4ure durchgef\u00fchrt. Sie ergaben kein bestimmtes Resultat.\nEs schien, als ob die per os und auch subcutan eingef\u00fchrte S\u00e4ure spurlos verschw\u00e4nde. Wir wagten aus diesem Ergebnis keine bestimmten Schl\u00fcsse zu ziehen, weil die M\u00f6glichkeit bestand, da\u00df die Ausscheidung der Pyrrolidoncarbons\u00e4ure eine sehr langsame ist, und sie deshalb dem Nachweis ent-","page":228},{"file":"p0229.txt","language":"de","ocr_de":"Verhalten von a-Pyrrolidoncarbons\u00e4ure im tierischen Organismus. 229\nging. Eindeutige Resultate erhielten wir nach Verwendung von racemischer Pyrrolidoncarbons\u00e4ure. Es erschien im Harn d-Pyrrolidoncarbons\u00e4iire, woraus hervorgeht, da\u00df die 1-Kom-ponente ver\u00e4ndert \u2014 h\u00f6chst wahrscheinlich abgebaut wurde. Damit ist bewiesen, da\u00df der tierische Organismus und speziell das Kaninchen 1-Pyrrolidoncarbons\u00e4ure verwerten kann. Bemerkt sei noch, da\u00df Versuche am Menschen es wahrscheinlich machen, da\u00df von diesem auch die d-Komponente in gro\u00dfem Umfange umgewandelt wird, wenigstens erschien im Harn keine Spur der eingef\u00fchrten S\u00e4ure wieder.\nZur vorl\u00e4ufigen Pr\u00fcfung auf im Harn ausgeschiedene Pyrro-lidoncarbons\u00e4ure verwendeten wir mit gro\u00dfem Erfolge die van S ly kesche Methode. Wir bestimmten den Aminostickstoffgehalt des Harnes zun\u00e4chst direkt und- dann nach erfolgtem Kochen des Harnes mit S\u00e4ure. Da die Pyrrolidoncarbons\u00e4ure als solche keinen Aminostickstoff enth\u00e4lt und dieser erst nach erfolgter Aufspaltung zu Glutamins\u00e4ure in Erscheinung tritt, wies eine erhebliche Vermehrung des Aminostickstoffgehaltes im Harn nach erfolgtem Kochen mit S\u00e4uren auf die Anwesenheit der gesuchten S\u00e4ure hin.\nBemerkt sei noch, da\u00df wir beobachtet haben, da\u00df das Natriumsalz der Pyrrolidoncarbons\u00e4ure beim L\u00f6sen in Wasser eine ganz betr\u00e4chtliche Temperatur-abnahme zeigt.\nGanz indifferent scheint die Pyrrolidoncarbons\u00e4ure \u00fcbrigens nicht zu sein. Nach Zufuhr von 14 und 25 g per os starben zwei Kaninchen, ln beiden F\u00e4llen ergab die Sektion stark gebl\u00e4hten Dickdarm mit Entz\u00fcndungserscheinungen. Beim Menschen zeigte sich starke Diarrh\u00f6e.\t'\nExperimenteller Teil.\nDie zu den Versuchen verwendete dl-Pyrrolidoncarbon-s\u00e4ure stellten wir durch Erhitzen reiner Glutamins\u00e4ure im \u00d6lbade auf 180\u2014185\u00b0 dar. Die erhaltene reine Substanz besa\u00df einen Schmelzpunkt von 1810 und eine optische Drehung gleich + 0. In Ber\u00fccksichtigung ihres stark sauren Geschmackes bevorzugten wir die Anwendung als Natriumsalz.","page":229},{"file":"p0230.txt","language":"de","ocr_de":"\u00e4\u00f6O\tEmil Abderhalden und Rudolf Hanslian,\n1. Versuch.\n10 g dl-Pyrrolidoncarbons\u00e4ure wurden in 40 ccm Wasser gel\u00f6st und mit der berechneten Menge Natriumbicarbonat (6,5 g) neutralisiert1). Nach Entfernung der Kohlens\u00e4ure f\u00fchrten wir die ganze L\u00f6sung auf einmal einem Kaninchen mittels Schlundsonde zu.\n1- Tag. .\t,\nGesamtmenge des Harns = 210 ccm Drehung im 10cm-Rohr = + 0,1\u00b0\nGesamtstickstoff\t= 0,368 g in 100 ccm Ham\nAminostickstoff\t= 0,0325 g >\t\u00bb\nAminostickstoff nach 6 st\u00fcndiger Hydrolyse mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure : (40 ccm Harn + 60 ccm verd. H\u00a304 auf dem\nWasserbade gekocht) = 0,1045 g in 100 ccm Ham Zunahme an Aminostickstoff = 0,072 g in 100 ccm Harm\n2. Tag.\nGesamtmenge des Harns == 95 ccm Drehung im 10 cm-Rohr = -f 0\u00b0\nGesamtstickstoff\t1,167 g in 100 ccm Ham\nAminostickstoff\t= 0,0965 g\t\u00bb\t,\n\u00bb nach der Hydrolyse = 0,0913 g\t\u00bb\t\u00bb\nZunahme von Aminostickstoff = 0.\nDie Harnmenge des ersten Tages wurde auf dem Wasserbade eingedampft, der R\u00fcckstand in 70\u00b0/oigem Alkohol gel\u00f6st, wiederum eingedampft und in wenig Wasser aufgenommen. Diese L\u00f6sung kochten wir mit einer \u00fcbersch\u00fcssigenMenge von Calcium-carbonat und filtrierten in das etwa 5 fache Volumen absoluten Alkohols. In der K\u00e4lte schieden sich nach l\u00e4ngerem Stehen geringe Mengen eines volumin\u00f6sen Niederschlags ab. Abfiltriert\nT\" \u25a0 '\t'\u2022\n*) W\u00e4hrend das L\u00f6sen der freien S\u00e4ure augenscheinlich mit keinerlei Temperaturabfall verbunden ist, zeigt sich bei der Aufl\u00f6sung des Natriumsalzes eine betr\u00e4chtliche Temperaturabnahme. So konstatierten wir beispielsweise heim L\u00f6sen' von IQ g S\u00e4ure und 6,5 g NaHG0s in 40 ccm Wasser von 18\u00b0 einen Abfall der Temperatur von 20\u00b0 auf -f 3\u00b0. Wir behalten uns eine genauere Untersuchung dieser Erscheinung vor.","page":230},{"file":"p0231.txt","language":"de","ocr_de":"Verhalten von a-Pyrrolidoncarbons\u00e4ure im tierischen Organismus. 231\nund getrocknet erhielten wir 0,03 g Calciumsalz einer infolge Mangels an Untersuchungsmaterial nicht n\u00e4her zu identifizierenden S\u00e4ure.\n2. Versuch.\nEinem Kaninchen werden 28 g dl-pyrrolidoncarbonsaures Natrium, gel\u00f6st in physiologischer Kochsalzl\u00f6sung, subcutan eingespritzt \u2014 innerhalb eines Tages viermal je 5 g und einmal 8 g. Das Versuchstier befindet sich tags\u00fcber wohlauf, nachts erfolgt der Tod.\nBei der Obduktion zeigt sich, da\u00df an zwei' Stellen die injizierte Fl\u00fcssigkeit nicht resorbiert worden ist. In der Blase ist reichlich Harn vorhanden, welcher dem. abgeschiedenen zugef\u00fcgt wird.\nGesamtmenge Harn\t= 280 ccm\nDrehung im 2 cm-Rohr\t=\t-f- 0,5\tV\nGesamtstickstoff\t=\t0,812\tg in\t100 ccm\nAminostickstoff\t=\t0,03579V \u00bb\t100\tV\nAminostickstoff nach der\tHydrolyse =\t0,239\t\u00bb \u00bb\t100\t*\nZunahme an Aminostickstoff\t=\t0,203\t\u00bb \u00bb\t100\t\u00bb\nDer eingedampfte Harn wurde wie bei Versuch 1 weiter behandelt. Wir versuchten jedoch in diesem Falle nicht das Calcium-, sondern das Baryumsalz darzustellen. Wir kochten zu diesem Zweck die L\u00f6sung mit \u00fcbersch\u00fcssigem Baryum-carbonat und filtrierten in das f\u00fcnffache Volumen Alkohol. In der K\u00e4lte schieden sich reichliche Mengen Baryumsalz ab. Dieses wurde im Thermostaten bei 110\u00b0 getrocknet und wegen seiner stark hygroskopischen Eigenschaften jm Vakuumexsikkator \u00fcber Phosphorpentoxyd aufbewahrt. Die Ausbeute betrug 0,9327 g. Zu gleicher Zeit stellten wir zum Vergleich in derselben Weise das Baryumsalz der dl-Pyrrolidons\u00e4ure dar.\ndes pyrrolidoncarbonsauren Baryums wurden in w\u00e4sseriger L\u00f6sung mit der berechneten Menge Vio-n-Schwefels\u00e4ure in der K\u00e4lte versetzt. Nach Absitzen des Niederschlags wurde die \u00fcberstellende klare Fl\u00fcssigkeit je mit 1 Tropfen \u00bbZio-n-HjSO* auf Baryum gepr\u00fcft. Die Reaktion war negativ. Das abfiltrierte","page":231},{"file":"p0232.txt","language":"de","ocr_de":"232 E. Abderhalden u, R, Hanslian, \u00dcber a-Pyrrolidoncarbons\u00e4ure,\nBaryumsulfat wurde getrocknet, das Filter f\u00fcr sich verascht und das Ganze im Platintiegel bis zur Konstanz gegl\u00fcht.\n1,6443 g Baryumpyrrolidonat gaben 0,9766 g BaS04\n= 0,5748 g Ba.\nTheoretischer Wert = 0,5742 \u00bb \u00bb\n0,5298 g des zu untersuchenden Baryumsalzes gaben 0,3126 g\nBaS04 = 0,1844 g Ba.\nTheoretischer Wert = 0,1850 \u00bb \u00bb\nDie beiden Zahlen stimmen sowohl untereinander wie mit dem theoretischen Wert sehr gut \u00fcberein. Wir glaubten uns daher zu der Annahme berechtigt, da\u00df das isolierte Baryum-salz pyrrolidoncarbonsaures Baryum war. In diesem Falle mu\u00dfte in der vom Niederschlag abfiltrierten Fl\u00fcssigkeit 0,3475 g der freien Pyrrolidoncarbons\u00e4ure vorhanden sein. Auf diesen Wert bezogen betrug die spezifische Drehung der L\u00f6sung l\u00abC = + 5.706*.\nUm die freie S\u00e4ure zu isolieren, wurde die L\u00f6sung eingedampft, in \u00c4thylalkohol aufgenommen und mit \u00fcbersch\u00fcssigem \u00c4ther gef\u00e4llt. Bei l\u00e4ngerem Stehen in Eissalzgemisch schied sich eine \u00f6lartige Schicht ab, welche allm\u00e4hlich, vorsichtig mit geringen Mengen Methylalkohol verrieben, krystallinisch erstarrte. Die Substanz besa\u00df die spezifische Drehung [a]\u00ae0 = -J- 8,57\u00ae.\nIhr Schmelzpunkt lag bei 162\u00b0. Der Stickstoffgehalt, nach Kjeldahl bestimmt, betrug im Durchschnitt 10,78\u00b0/o, der theoretische Wert berechnet sich auf 10,85 ^/o.\n0,1935 g verbrauchen 50,00 ccm \u00ee '\t- 14,9\t>\nccm 1/io-n-H8S04 = 10,79\u00b0/o 0,2036 g verbrauchen 50,00 ccm \u2022\n- 15,65\t\u00bb\n34,35 ccm Vio-n-H,S04 = 10,77 \u00b0/o\nEs war somit nach Zufuhr von dl-Pyrrolidon-carbons\u00e4ure optisch nicht ganz reine d-Pyrrolidon-carbons\u00e4ure zur Ausscheidung gelangt.","page":232}],"identifier":"lit19600","issued":"1912","language":"de","pages":"228-232","startpages":"228","title":"\u00dcber das Verhalten von a-Pyrrolidoncarbons\u00e4ure im tierischen Organismus","type":"Journal Article","volume":"81"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:47:00.142328+00:00"}