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{"created":"2022-01-31T14:29:45.371441+00:00","id":"lit19605","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Grafe, Erich","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 81: 280-282","fulltext":[{"file":"p0280.txt","language":"de","ocr_de":"Antwort auf die Bemerkungen von W. V\u00f6ltz zu der Arbeit von E. Grafe und V. Schl\u00e4pfer \u00ab\u00dcber Stickstoffretentionen und Stickstofgleichgewicht bei Fattening von Ammoniaksalzen\u00bb.\n,\t\u25a0\tVon\nErich Grafe.\n(Aus der medizinischen Klinik zu Heidelberg.)\n(Oer Redaktion zugegangen am 24. September 1912.)\nIn Bd. 79, S. 414 dieser Zeitschrift wirft W. V\u00f6ltz Schl\u00e4pfer und mir vor, wir h\u00e4tten in unserer Arbeit *) \u00fcber seine Versuchsanstellung und die daraus gezogenen Schlu\u00dffolgerungen unzutreffende Angaben gemacht, ferner macht er Priorit\u00e4tsanspr\u00fcche geltend.\nWas den ersten Punkt anbetrifft, so m\u00f6chte ich darauf hinweisen, da\u00df wir \u00fcber die Arbeiten von W. V\u00f6ltz \u00fcberhaupt keine Angaben gemacht haben, sondern lediglich seinen Namen und die Literaturangaben zitierten.\nUnsere ganz allgemein res\u00fcmierend gehaltenen Bemerkungen,1) welche die herrschende Auffassung in der landwirtschaftlichen Literatur skizzieren sollten, hat V\u00f6ltz s\u00e4mtlich auf sich bez\u00f6gen. Zur Vermeidung von Mi\u00dfverst\u00e4ndnissen w\u00e4re es vielleicht besser gewesen, die sehr zahlreichen Arbeiten an den verschiedensten Tieren und mit den verschiedensten Ergebnissen einzeln zu besprechen. Es ist das \u00fcbrigens inzwischen in einer Inauguraldissertation von Turban, die demn\u00e4chst erscheinen soll, auch geschehen.\nWir glaubten uns aber berechtigt, uns lediglich mit einem Hinweise auf die wichtigsten Arbeiten lind die reichhaltige Literaturangabe bei Peschek begn\u00fcgen zu d\u00fcrfen, als die beim Hunde vorliegenden sp\u00e4rlichen Beobachtungen keinerlei zuverl\u00e4ssige Schl\u00fcsse gestatten weder hinsichtlich einer dauernden Retention von Ammoniakstickstoff noch vor allem hinsichtlich einer biologischen Verwendbarkeit derartiger Verbindungen. Da Peschek*) die letzten Mitteilungen \u00fcber F\u00fctterungsver-suche mit Ammoniakverbindungen beim Hunde mitgeteilt hat, haben wir\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 77, S. 1\u201421, 1912.\n\u00bb) l. c., S. 2.\n3) Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. 142, S. 143, 1911.","page":280},{"file":"p0281.txt","language":"de","ocr_de":"Antwort auf die Bemerkungen yon W. V\u00f6ltz.\t281\nnur diese auch vor unserer ersten Mitteilung erschienene Arbeit als Beispiel f\u00fcr die bisherigen Versuche beim Hund besprochen. Wir konnten diese um so eher als Beispiel nehmen, als die Versuchsanordnung in den prinzipiellen Punkten die gleiche war wie bei V\u00f6ltz, und die Arbeit aus dem gleichen Institute wie die Mitteilungen von V\u00f6ltz ver\u00f6ffentlicht worden ist.\nDie Einw\u00e4nde, die gegen die Pescheksehen Versuche von uns erhoben wurden, gelten daher auch in vielen Hauptpunkten gegen die Versuchsa^nordnung von W. V\u00f6ltz. Unseres Erachtens kann ein Einflu\u00df verf\u00fctterter Ammoniaksalze auf den Eiwei\u00dfstoffwechsel nur dann einwandfrei festgestellt werden, wenn erstens der Eiwei\u00dfgehalt der Nahrung auf ein Minimum herabgedr\u00fcckt wird, so da\u00df Ver\u00e4nderungen im Stickstoffwechsel dann wirklich nur dem verf\u00fctterten Ammoniak zugeschrieben werden k\u00f6nnen, und wenn ferner die F\u00fctterung mit Ammoniaksalzen sich \u00fcber l\u00e4ngere Zeitr\u00e4ume erstreckt, da N-Bilanzen in k\u00fcrzeren Zeitr\u00e4umen fast nie eindeutig sind.\nBeide Voraussetzungen erf\u00fcllen die bisher von V\u00f6ltz beim Hunde mitgeteilten, technisch sonst sehr exakten Versuche nicht. * *) Die verf\u00fctterte Nahrung enthielt meist 3\u20144 g Protein-N, also ein Vielfaches der Abnutzungsquote, die zu untersuchenden Stoffe wurden fast stets nur in 5t\u00e4gigen Perioden dargereicht. Geht man die V\u00f6ltzschen Versuche im einzelnen durch, so sind die Resultate der ersten Arbeit, wie auch Peschek\u00bb) schon hervorhebt und begr\u00fcndet, darum nicht einwandfrei, weil hier in den Ammoniakperioden noch eine Nachwirkung der vorhergehenden Asparaginperiode sich geltend macht\nDie erste Versuchsreihe, die V\u00f6ltz in Gemeinschaft mit G. Yakuwa mitgeteilt hat, gibt V\u00f6ltz selbst preis. Als Beweismaterial kommt \u00fcberhaupt nur, wie auch Peschek angibt, eine einzige Versuchsreihe in Betracht. Es ist diejenige, die V\u00f6ltz3) zur Unterst\u00fctzung seiner Priorit\u00e4tsanspr\u00fcche noch einmal abdruckt. F\u00fcr die Beurteilung der N-Biianz ist diese aber , leider nicht vollst\u00e4ndig wiedergegeben.\nEs fehlt die zum Verst\u00e4ndnis der negativen N-Bilanz in der Grundrationsperiode (27. V. bis 1. VI. 1907) notwendige vorangehende Periode der Asparaginf\u00fctterung.\nDa das K\u00f6rpergewicht w\u00e4hrend der ersten Grundrationsperiode nicht nur nicht abnahm, sondern sogar um 40 g stieg, ist die Ursache der recht betr\u00e4chtlichen negativen N-Bilanz nicht etwa, wie V\u00f6ltz vermutet, die unzureichende Nahrung. Dagegen spricht auch, da\u00df das Tier mit ganz derselben Nahrung kurz darauf in der abschlie\u00dfenden Grundrationsperiode (6.--13. VI. 1907) sich v\u00f6llig im Gleichgewicht befand.\n\u2018) Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. 112, S. 413-438, 1906; ebenda, \u00dfd. 221 S. 117-149, 1908.\n*) 1. c., S. 146.\ns) Diese Zeitschrift, Bd. 79, S. 417.","page":281},{"file":"p0282.txt","language":"de","ocr_de":"282 Erich Grate, Antwort auf die Bemerkungen von W. V\u00f6ltz.\nDer Grund ist vielmehr der, da\u00df ein gro\u00dfer Teil des vorher verf\u00fctterten Asparagins in der ersten Grundrationsperiode wieder ausge-schicden wurde. Da\u00df nach Verf\u00fctterung mancher Amidstoffe, insbesondere des Asparagins eine einen Tag resp. mehrere Tage anhaltende Vermehrung des Harnstickstoffs eintritt, haben J. Munk1 * 3) und V\u00f6ltz*) selbst bewiesen. Somit darf die erste Grundrationsperiode zum Vergleich mit der Stickstoffbilanz in der Ammonacetatperiode garnicht herangezogen werden.\nZumal in Anbetracht der Tatsache, da\u00df auch f\u00fcr die abschlie\u00dfende Grundrationsperiode die M\u00f6glichkeit einer sekund\u00e4ren Ausschwemmung vorher retinierten Stickstoffs nicht geleugnet werden kann, ist die Differenz von 0,26 g N pro die, der in der nur 5t\u00e4gigen Ammonacetatperiode mehr retiniert wurde, doch viel zu klein, um so weittragende Schl\u00fcsse zu gestatten, wie sie V\u00f6ltz sp\u00e4ter8) aus seinen Versuchen glaubte ziehen zu d\u00fcrfen.\nWie wenig \u00fcberzeugend diese wirken, geht auch daraus hervor, da\u00df selbst Peschek ausdr\u00fccklich die Erkl\u00e4rung einer synthetischen Verwendung von Ammoniak durch den K\u00f6rper als unwahrscheinlich ablehnt und die geringf\u00fcgigen Retentionen, die er in einzelnen Versuchen neben starken N-Verlusten in anderen gleichartigen erhielt, auf Bakterient\u00e4tigkeit im Darm zur\u00fcckf\u00fchrt. Da\u00df \u00fcbrigens V\u00f6ltz seine eigenen Versuche nicht f\u00fcr ausreichend und entscheidend hielt, l\u00e4\u00dft sich daraus ersehen, da\u00df er in der vorher zitierten Mitteilung4) betont, da\u00df erst weitere Versuche in der Frage einer direkten Verwertung des Ammonacetates durch den K\u00f6rper volle Klarheit schaffen werden.\nJetzt, nachdem durch langdauernde, eindeutige Versuche von Schl\u00fcpfer und mir und unabh\u00e4ngig von uns von Abderhalden die Retention von erheblichen Mengen Ammoniakstickstoff sicher bewiesen ist und eine Eiwei\u00dfersparnis wahrscheinlich gemacht wurde, gewinnt nachtr\u00e4glich die Deutung, die V\u00f6ltz seinen vieldeutigen Versuchen sp\u00e4ter gegeben hat, an Berechtigung.\nBei dieser Lage der Dinge d\u00fcrfte man wohl kaum berechtigt sein, die methodisch ganz anders angelegten Versuche von Schl\u00e4pfer und mir und die daraus gezogenen Folgerungen mit V\u00f6ltz \u00abnur als Best\u00e4tigung* von V\u00f6ltz\u2019 \u00abfr\u00fcheren diesbez\u00fcglichen Resultaten\u00bb anzusehen.\n*) Virchows Archiv, Bd. 94, S. 436, 1883.\n*) Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. 107, S. 395, 1905.\n3)\tLandwirtschaftliche Jahrb\u00fccher, Festschrift zur Feier des 70. Geburtstages von H. Thiel, 5. Erg\u00e4nzungsband, 1909. Diese Arbeit, die auch Peschek nicht erw\u00e4hnt, war uns leider entgangen.\n4)\tFestschrift f\u00fcr H. Thiel, S. 444, 1909.","page":282}],"identifier":"lit19605","issued":"1912","language":"de","pages":"280-282","startpages":"280","title":"Antwort auf die Bemerkungen von W. V\u00f6ltz zu der Arbeit von E. Grafe und V. Schl\u00e4pfer \"\u00dcber Stickstoffretentionen und Stickstoffgleichgewicht bei F\u00fctterung von Ammoniaksalzen\"","type":"Journal Article","volume":"81"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:29:45.371446+00:00"}