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{"created":"2022-01-31T14:28:58.956916+00:00","id":"lit19609","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Abderhalden, Emil","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 81: 315-322","fulltext":[{"file":"p0315.txt","language":"de","ocr_de":"Isolierung von Glycyl-l-phenylatanin aus dom Chymut des D\u00fcnndarmes.\nAnhang: Biologische Studien mit Hilfe verschiedener Abbau\u00ab stufen aus Proteinen und synthetisch dargestellten Polypeptiden.\nVon\nEmil Abderhalden.\n(Aus dem physiologischen Institute \u00ab1er Universit\u00e4t Halle a.H ).\n(Der Redaktion zagegangen am 13. September 1912.)\nIn einer k\u00fcrzlich mitgeteilten Ver\u00f6ffentlichung1) war \u00fcber die direkte Isolierung von Aminos\u00e4uren verschiedener Art aus dem Inhalt des D\u00fcnndarms berichtet worden. Wir haben die Mutterlauge der durch Krystallisation abgetrennten Aminos\u00e4uren stark konzentriert und mit einer 10\u00b0/oigen Phosphorwolfram-s\u00e4urel\u00f6sung gef\u00e4llt. Die F\u00e4llung l\u00f6ste sich im \u00dcberschu\u00df, weshalb nur gerade so viel vom F\u00e4llungsmittel zugegeben wurde, bis eine Probe bei weiterem Zusatz der Phosphorwolframs\u00e4urel\u00f6sung keine erneute F\u00e4llung, sondern eher eine Abnahme des schon vorhandenen Niederschlages zeigte. Der Phosphorwolframs\u00e4ureniederschlag wurde dann abfiltriert, scharf abgepre\u00dft, wiederholt in einer Reibschale mit kaltem Wasser durchgerieben und stets wieder abgesaugt und abgepre\u00dft. Wir versuchten, den Niederschlag auf verschiedene Arten zu trennen. Ein Teil l\u00f6ste sich in hei\u00dfem Wasser\u00bb der gr\u00f6\u00dfte Teil ging ferner in hei\u00dfen Alkohol \u00fcber. Auch lie\u00df sich durch \u00fcbersch\u00fcssige Phosphorwolframs\u00e4urel\u00f6sung eine Trennung herbei-f\u00fchren, indem ein Teil des Niederschlages sich leichter in ihr l\u00f6ste, als der Rest. , Doch f\u00fchrten alle diese recht m\u00fchsamen Trennungsverfahren auch bei kombinierter Anwendung zu keinen bestimmten Verbindungen. Wohl gelang es, solche zu isolieren, die nur wenige Aminos\u00e4uren enthielten. Wir konnten ganz scharf Tyrosin und ferner Tryptophan enthaltende Produkte und von diesen Aminos\u00e4uren ganz freie Verbindungen abtrennen, doch steht eine Identifizierung mit Polypeptiden noch aus.\n*) Emil Abderhalden, Weiterer Beitrag zur Frage nach dem Schicksal der Eiwei\u00dfabbauprodukte im Darmkanal. \u00dcber das Vorkommen der einzelnen Aminos\u00e4uren in verschiedenen Teilen des Darmkanals. Diese Zeitschrift, Bd. 78, S. 382, 1912.","page":315},{"file":"p0316.txt","language":"de","ocr_de":"316\tEmil Abderhalden,\nEinen Teil des Phosphorwolframs\u00e4ureniederschlages verarbeiteten wir direkt ohne vorherige Trennung durch L\u00f6sungsmittel Er wurde in der K\u00e4lte mit Baryt in der \u00fcblichen Weise umgesetzt. Im Filtrat des phosphorwolframsauren Baryts f\u00e4llten wir den \u00fcbersch\u00fcssigen Baryt quantitativ mit Schwefels\u00e4ure. Das Filtrat vom Baryumsulfat wurde unter vermindertem Druck bei 40\u00b0 des Wasserbades ganz zur Trockene verdampft. Den R\u00fcckstand nahmen wir in hei\u00dfem Methylalkohol auf. Es verblieb ein krystallinischer R\u00fcckstand, der sich schlie\u00dflich als ein Gemisch verschiedener Aminos\u00e4uren : Phenylalanin, Prolin, Isoleucin, Leucin erwies. Die Identifizierung dieses R\u00fcckstandes kostete sehr viel Zeit, denn es schien eine Verbindung vorzuliegen, die mehrere Bausteine aufwies, Da\u00df ausschlie\u00dflich Aminos\u00e4uren vorhanden waren, ergab die Bestimmung des Aminostickstoffs des gereinigten Produktes. Der erhaltene Wert \u00e4nderte sich nicht, als das Gemisch 16 Stunden mit 25\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure gekocht wurde. Beim unreinen Produkt hatte eine Zunahme des Aminostickstoffs nach erfolgter Hydrolyse stattgefunden. Diese Beobachtung zeigte, da\u00df neben den Aminos\u00e4uren auch Verbindungen zugegen waren, die solche gebunden enthielten. Doch war die Menge des isolierten Materials zu gering, um identifiziert zu werden. Bei der Aufarbeitung des in hei\u00dfem Methylalkohol l\u00f6slichen Anteils des oben erw\u00e4hnten Verdampfungsr\u00fcckstandes bedienten wir uns best\u00e4ndig der Formoltitration und in neuerer Zeit auch des van Slyke sehen Verfahrens zum Nachweis von Aminogruppen als Leitschnur. Bei jedem einzelnen Produkte stellten wir fest, ob der Gehalt an Aminostickstoff nach erfolgter Hydrolyse anstieg. Auf diese Weise vermieden wir T\u00e4uschungen durch freie Aminos\u00e4uren. Sie treten deshalb sehr leicht ein, weil sich oft freie Aminos\u00e4uren vorfinden, wo man sie nach den angewandten Trennungsverfahren gar nicht vermutet.\nDas methylalkoholische Extrakt lie\u00dfen wir sich langsam abk\u00fchlen. Es schieden sich amorphe Massen aus. Von diesen wurde abfiltriert und die Mutterlauge soweit eingeengt, bis Abscheidungen erfolgten. Von diesen wurde wieder abfiltriert. Mit dem Filtrat wurde in gleicher Weise verfahren. Schlie\u00dflich verblieb","page":316},{"file":"p0317.txt","language":"de","ocr_de":"Isolierung von Glycyl-l-phenylalanin aus dem Chymus d. D\u00fcnndarmes. 317\nein z\u00e4her, gelb gef\u00e4rbter Sirup. Er wurde wieder in hei\u00dfem Methylalkohol aufgenommen und die L\u00f6sung nach erfolgtem Abk\u00fchlen in das gleiche Volumen \u00c4thylalkohol gegossen. Die entstandene F\u00e4llung wurde abgenutscht und zum Filtrat nochmals das gleiche Volumen \u00c4thylalkohol zugesetzt. Der ganze Proze\u00df wurde noch einmal wiederholt und das dann resultierende Filtrat wieder unter vermindertem Druck bei 38\u00b0 zur Trockene verdampft. Der R\u00fcckstand wurde nunmehr mit hei\u00dfem \u00c4thylalkohol \u00fcbergossen. Es ging der gr\u00f6\u00dfte Teil in L\u00f6sung Den verbleibenden R\u00fcckstand dampften wir mehrmals mit absolutem Alkohol zur Trockene. Er wurde allm\u00e4hlich fest und lie\u00df sich pulvern. Das so gewonnene Produkt gab Biuretreaktion. ferner ganz schwach Milions Reaktion, sehr ausgesprochene Xanthoproteinreaktion, dagegen keine Schwefelbleiprobe und mit Glyoxyls\u00e4ure und konz. Schwefels\u00e4ure keine Reaktion. Der AminostickstolT nahm nach erfolgter Hydrolyse ganz betr\u00e4chtlich zu. Es lag somit ohne Zweifel eine Verbindung vor, die Aminos\u00e4uren gebunden enthielt. Die Menge des Rohproduktes betrug 5,6 g.\nZur Reinigung wurde das Rohprodukt in hei\u00dfem* Wasser gel\u00f6st. Es l\u00f6ste sich in 60 ccm hei\u00dfem Wasser. Beim Abk\u00fchlen fiel eine amorphe Substanz, die Tyrosin enthielt. Von der F\u00e4llung wurde abfiltriert und die Mutterlauge eingeengt. Immer wieder schieden sich an der Wand des Gef\u00e4\u00dfes \u00e4morphe, zum Teil gelatin\u00f6se Massen ab. Zuletzt verblieb eine Mutterlauge, die mit M i 11 o n s Reagens keine Reaktion mehr gab, wohl aber mit konz. Salpeters\u00e4ure intensive Gelbf\u00e4rbung. Nach Zusatz von Alkohol zu der hei\u00dfen w\u00e4sserigen L\u00f6sung bis zur bleibenden Tr\u00fcbung erschienen beim Abk\u00fchlen kleine N\u00fcdelchen. Ihre Menge nahm beim Verdunsten der L\u00f6sung zu. Nach einiger Zeit zeigten sich neben den kurzen N\u00e4delchen auch lange, ganz d\u00fcnne Nadeln. Ferner schieden sich au\u00dferdem besonders am Verdunstungsrand amorphe Massen aus. Eine mechanische Trennung dieser offenbar verschiedenartigen Massen war unm\u00f6glich. Wir verdampften deshalb F\u00e4llung und Mutterlauge nochmals zusammen zur Trockene und zogen den R\u00fcckstand mit Benzol, Chloroform und endlich mit \u00c4ther aus. Es\nHuppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXXI.\t21","page":317},{"file":"p0318.txt","language":"de","ocr_de":"318\tEmil Abderhalden,\nging nur ein geringer Teil in L\u00f6sung. Den unl\u00f6slichen Anteil l\u00f6sten wir in Wasser. Er l\u00f6ste sich selbst in der Hitze sehr schwer. Beim Abk\u00fchlen trat auffallenderweise keine Abscheidung ein. Es mu\u00dfte sehr stark eingeengt werden, bis allm\u00e4hlich sich lange, sehr d\u00fcnne N\u00fcdelchen abschieden. Sie wurden diesmal nicht durch amorphe Massen verunreinigt. Unter dem Mikroskop betrachtet erschienen sie einheitlich. Die gesamte Ausbeute an diesen Krystallen betrug 2,3 g.\nDas Produkt l\u00f6ste sich in kaltem Wasser sehr schwer, leichter in hei\u00dfem. In den gebr\u00e4uchlichen organischen L\u00f6sungsmitteln l\u00f6ste es sich fast gar nicht, nur hei\u00dfer Alkohol nahm etwas von der Substanz auf. Sie zersetzte sich beim raschen Erhitzen gegen 270\u00b0 (korr.). Die Elementaranalyse ergab das folgende Resultat :\n0,1124 g Substanz gaben 0,2461g C02 und 0,0647 g H20.\n0,1012 g Substanz. Nach Kjeldahl verbraucht: 9,2 ccm\n\"/io - Schwefels\u00e4ure.\nGefunden: 59,71 \u00b0/o C, 6,39 \u00ae/o H und 12,72\u00b0/\u00ab N.\nDie Molekulargewichtsbestimmung ergab 230,5, 224,8, 229,0. Da das Produkt starke Xanthoproteinreaktion ergab, wurde auf ein Phenylalanin enthaltendes Dipeptid geschlossen. In Betracht kamen dem Molekulargewicht entsprechend nur Glykokoll und Alanin. Die Resultate der Analyse stimmen recht gut auf ein aus Glykokoll und Phenylalanin aufgebautes Dipeptid. Berechnet f\u00fcr Glycyl-phenylalanin:\nNH2 CH, \u2022 CO \u2022 NH \u2022 (COOH)CH(CHt CA) i = CnH14N20, 59,42\u00b0/\u00ab C, 6,35\u00ae/\u00ab H und 12,61 \u00b0/o N.\nDas Molekulargewicht dieser Verbindung betr\u00e4gt 222,13. Die Eigenschaften stimmen auch sehr gut auf diese Verbindung. Fraglich war zun\u00e4chst noch, ob Glycyl-phenylalanin oder Phenyl-alanyl-glycin vorlag. F\u00fcr das Vorliegen der ersteren Verbindung sprach der Zersetzungspunkt. Er liegt bei der letzteren Verbindung betr\u00e4chtlich tiefer (224\u00b0). Auch die L\u00f6slichkeitsverh\u00e4ltnisse sind andere.\nSchlie\u00dflich haben wir auch das Drehungsverm\u00f6gen des isolierten Dipeptids festgestellt. Es betrug in w\u00e4sseriger L\u00f6sung\n36,8\u00b0. Das synthetisch gewonnene Glycyl-l-phenylalanin zeigt","page":318},{"file":"p0319.txt","language":"de","ocr_de":"Isolierung von Glycyll-phenylalanin aus dem Chymus d. D\u00fcnndarmes. 319\n[a]?00 = + 42,0\u00b0, w\u00e4hrend das isomere 1-Phenylalanyl-glycin = 54,20\u00b0 nach rechts dreht.1) Durch weitere Fraktionierung konnten wir das Drehungsverm\u00f6gen unserer Substanz auf 38,6\u00b0 steigern.\nZu einer quantitativen Durchf\u00fchrung der totalen Hydrolyse des gewonnenen Dipeptids reichte leider das Material nicht mehr aus. Wir kochten 0,3 g des Dipeptids mit 5 ccm rath ehender Salzs\u00e4ure 6 Stunden am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler. Reim Einengen des Hydrolysates auf dem Wasserbade schied sich bald salzsaures Phenylalanin aus. Es wurde mit dem Spatel abgesch\u00f6pft und auf Ton von der Mutterlauge befreit. Zur Identifizierung wurde eine Probe der Krystalle mit Ammoniak verrieben und dann die L\u00f6sung nach erfolgtem Aufkochen eingeengt. Es schieden sich die bekannten perlmutterartig gl\u00e4nzenden Bl\u00e4ttchen des Phenylalanins ab. Sie gaben deutlich die Phenylacetaldehydprobe und auch die Xanthoproteinreaktion. Die Mutterlauge des salzsauren Phenylalanins wurde zur Trockene verdampft und der R\u00fcckstand in gewohnter Weise mit Alkohol und gasf\u00f6rmiger, trockener Salzs\u00e4ure verestert. Beim Impfen mit einem Kryst\u00e4llchen von Glykokollesterchlorhydrat konnte nach einiger Zeit diese Verbindung in zur Identifizierung gen\u00fcgender Menge erhalten werden. Die feinen N\u00fcdelchen schmolzen bei 144\u00b0.\nMit der Feststellung dieser beiden Verbindungen war wohl bewiesen, da\u00df diese am Aufbau des isolierten Produktes beteiligt waren, dagegen w\u00fcrde diese Art der Aufarbeitung des Hydrolysates nicht ausschlie\u00dfen, da\u00df noch weitere Bausteine vorhanden waren. Wir haben in dieser Hinsicht im Laufe der Jahre viele unangenehme Erfahrungen gemacht. Produkte, die nach den Eigenschaften, dem Molekulargewicht und den Ergebnissen der Elementaranalyse und der totalen Hydrolyse eindeutig identifiziert erschienen, enth\u00fcllten sich bei weiterer Fraktionierung pl\u00f6tzlich als Gemische offenbar stereoisomerer Verbindungen, ja oft waren unzweifelhaft sogar freie\n*) Vgl. Emil Fischer und Walter Sch\u00f6ller, Synthese von Polypeptiden. Derivate des 1-Phenylalanins. Annalen der Chemie und Pharmacie. Bd. 357, S. 1, 1907.\n21*","page":319},{"file":"p0320.txt","language":"de","ocr_de":"320\nEmil Abderhalden,\nAminos\u00e4uren beigemengt. Die Eigenschaft, Mischkrystalle zu bilden, die all diesen Produkten in hervorragendem Ma\u00dfe eigen ist, st\u00f6rt alle Untersuchungen auf dem Gebiete der partiellen Hydrolyse von Proteinen.\nWir haben, um noch einen weiteren Anhaltspunkt zu besitzen, den Aminostickstoff bestimmt, doch war ein eindeutiges Resultat nicht m\u00f6glich, weil bekanntlich die van Slyke sche Methode bei solchen Polypeptiden, bei denen das Glycin die Aminogruppe tr\u00e4gt, keine genauen Resultate liefert.1) Wir hofften, dem gleichen Produkte noch einmal zu begegnen. Es war dies nicht der Fall. Wir entschlossen uns deshalb, den Rest der isolierten Substanz zu opfern und daraus das Anhydrid zu gewinnen. Wir stellten zun\u00e4chst in gewohnter Weise den salzsauren Methylester dar und leiteten in dessen alkoholische L\u00f6sung trockenes gasf\u00f6rmiges Ammoniak. Vom ausgeschiedenen Chlorammonium wurde abfiltriert und die L\u00f6sung eingeengt. Bei l\u00e4ngerem Stehen bei 37\u00b0 erfolgte Abscheidung von feinen N\u00e4delchen. Durch weiteres Einengen wurde die Abscheidung vervollst\u00e4ndigt. Das erhaltene Produkt war in Wasser sehr schwer l\u00f6slich. Es zersetzte sich gegen 270\u00b0 (korr.) und zeigte auch im \u00fcbrigen alle Eigenschaften des Glycyl-l-phenylalaninanhydrids.\n0,1168 g Substanz gaben 0,2797 g CO, und 0,0621 g H,0.\n0,1400 g Substanz. Nach K je 1 dah 1 verbraucht 13,8 ccm n/io-Schwefels\u00e4ure.\nGefunden: 65,30\u00b0/o C, 5,98\u00b0/o H, und 13,80\u00b0/o N.\nBerechnet f\u00fcr\tC6H5 - CH, \u00bb CO * NH\nI I\nNH - CO \u2022 CH,\n= CifHltNtOs (204,1) : 64,67 \u00b0/oC* 5,92 \u00b0/o H und 13,73 o/o N. ln Eisessig gel\u00f6st, zeigte das Anhydrid [a\u00a30, = 98,52\u00b0 nach rechts. Das synthetisch dargestellte Anhydrid hat [a0 = 100,5\u00b0 nach rechts. Die Ausbeute an Glycyl-l-phenylalaninanhydrid war eine sehr gute (ca. 85\u00b0/o), soda\u00df wir wohl mit Recht den\n\u00ab) Vgl. hierzu: Emil Abderhalden und van Slyke, Die Bestimmung des Aminostickstoffes in einigen Polypeptiden nach der Methode von van Slyke, Diese Zeitschrift, Bd. 74. S. 505, 1911.","page":320},{"file":"p0321.txt","language":"de","ocr_de":"Isolierung von Glycyl-l-phenylalanin aus dem Chymus d. D\u00fcnndarmes. 321\nSchlu\u00df ziehen d\u00fcrfen, da\u00df au\u00dfer dem festgestellten Glycyl-l-phenylalanin kein weiteres Produkt in der gereinigten Substanz vorhanden war.\nDas GlycyM-phenylalanin ist das erste Polypeptid, das direkt aus Darminhalt isoliert werden k o n n t e. Da\u00df weitere Polypeptide vorhanden sind, unterliegt nach unseren Beobachtungen keinem Zweifel. Das langsame Fortschreiten der Identifizierung von Produkten, die bei der partiellen Hydrolyse von Proteinen auftreten, ist ausschlie\u00dflich auf die Schwierigkeit der Reinigung der einzelnen Verbindungen zur\u00fcckzuf\u00fchren. \u00dcber Produkte, die nicht mit voller Sch\u00e4rfe als einheitlich erkannt sind, Mitteilungen zu machen, hat wenig Wert.\nHervorheben wollen wir noch, da\u00df wir alle Abbaustufen, die wir in verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig reinem Zustande aus Proteinen gewinnen konnten, auch biologisch auf ihre Wirkung gepr\u00fcft haben. Diese Untersuchungen liegen einige Zeit zur\u00fcck. Die einen sind von Herrn Prof. Franz M\u00fcller in Berlin durchge-f\u00fchrt worden, andere hat Herr Prof. Pfeiffer, Graz, in Arbeit. Eine Mitteilung der erhaltenen Resultate wird erfolgen, sobald die Produkte soweit charakterisiert sind, da\u00df sie immer wieder gewonnen werden k\u00f6nnen. Nur soviel sei hier schon erw\u00e4hnt, da\u00df wir, was Abbauprodukte aus an Monoaminos\u00e4uren reichen Proteinen anbetrifft, best\u00e4tigen k\u00f6nnen, was Schittenhelmund Weichardt1) hervorheben, n\u00e4mlich da\u00df diese relativ ungiftig sind. Unsere Untersuchungen sind ganz unabh\u00e4ngig von denen der genannten Autoren unternommen worden. Sie haben zum Ziele, festzustellen, ob einheitliche Abbaustufen aus Proteinen an und f\u00fcr sich giftige Wirkungen entfalten, oder ob Gemische von solchen erst in Kombination giftig wirken. Endlich interessiert uns die Frage, ob je nach der Art des Abbaus aus einem ganz unwirksamen Produkte wirksame entstehen, k\u00f6nnen.\n*) Vgl. Alfred Schittenhelm und Wolfgang Weichardt. Eiwei\u00dfumsatz und \u00dcberempfindlichkeit. \u00dcber die biologische Differenzierung\nvon Eiwei\u00df- und Eiwei\u00dfspaltprodukten durch ihre Wirkung auf den tierischen Organismus. Z. f. experm. Pathol, und Therapie, Bd. 11, S. 65,1912.","page":321},{"file":"p0322.txt","language":"de","ocr_de":"322 Emil Abderhalden, Isolierung von Glycyl-l-phenylalanin usw.\nDie Hauptschwierigkeit bei diesen Untersuchungen bereitet das hartn\u00e4ckige Zur\u00fcckhalten von Aschenbestandteilen durch diese. Abbauprodukte.\nIn diesem Zusummenhange sei noch erw\u00e4hnt, da\u00df wir die Versuche \u00fcber Erzeugung einer Anaphylaxie durch synthetisch dargestellte Polypeptide wieder aufgenommen haben.l) Wir haben nochmals 0,1 g der folgenden Polypeptide Meerschweinchen intraperitoneal einverleibt: 1-Leucyl-oktaglycyl-gly-cin und l-Leucyl-triglycyl-l-leucyk)ktaglycyl-glycin. 15 Tage nach der ersten Injektion wurde die Einspritzung wiederholt. W\u00e4hrend das mit dem ersteren Polypeptid sensibilisierte Meerschweinchen nur Erscheinungen geringf\u00fcgiger Art aufwies, zeigte das mit dem 14-Peptid gespritzte Meerschweinchen einen Temperatursturz von 10\u00ae. Es starb nach 6 Stunden, nachdem es vorher lebhafte Kr\u00e4mpfe gezeigt hatte. Es ist somit zum erstenmal gelungen, Anaphylaxie mittels eines synthetisch dargestellten Produktes aus der Eiwei\u00dfreihe zu erzeugen. Leider k\u00f6nnen wir nicht mit Bestimmtheit aussagen, ob das gespritzte Material die Zusammensetzung des oben genannten Polypeptids hatte. Es sind uns aus folgenden Gr\u00fcnden Zweifel gekommen. Beim l\u00e4ngeren Kochen der w\u00e4sserigen L\u00f6sung des Polypeptids schied sich ganz pl\u00f6tzlich eine Gallerte ab. Man hatte den Eindruck, als sei Koagulation eingetreten. Wir dachten zun\u00e4chst an eine einfache physikalische Zustands\u00e4nderung. Allein der Versuch, das Molekulargewicht des erw\u00e4hnten Polypeptids festzustellen, f\u00fchrte uns zu Resultaten und Beobachtungen, die es nicht unwahrscheinlich machen, da\u00df auch eine chemische Ver\u00e4nderung beim Kochen eingetreten ist. Es scheint sich um eine Polymerisation zu handeln. Diese Beobachtungen sind in mehr als einer Hinsicht wichtig, weshalb wir die Darstellung hoch molekularer Polypeptide wieder aufgenommen haben.\n\u2018) Vgl. hierzu: Emil Abderhalden und Ernst K\u00e4mpf, Serologische Studien ' mit Hilfe der optischen Methode. XVI, Mitt., Diese Zeitschr., Bd. 71, S. 421, 1912.\n)","page":322}],"identifier":"lit19609","issued":"1912","language":"de","pages":"315-322","startpages":"315","title":"Isolierung von Glycy-l-phenylalanin aus dem Chymus des D\u00fcnndarmes, Anhang: Biologische Studien mit Hilfe verschiedener Abbaustufen aus Proteinen und sythetisch dargestellten Polypeptiden","type":"Journal Article","volume":"81"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:28:58.956921+00:00"}