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{"created":"2022-01-31T15:57:40.167456+00:00","id":"lit19620","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Abderhalden, Emil","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 82: 109-112","fulltext":[{"file":"p0109.txt","language":"de","ocr_de":"Weitere Studien \u00fcber Anaphylaxie.\nVon\nEmil Abderhalden.\n(Aus dem physiologischen Institut der Universit\u00e4t Haile a. S.) (Der Redaktion zugegangen am 2\u00bb. September 1912.)\nDer direkte Versuch hat ergeben, da\u00df nach erfolgter Injektion von artfremdem Eiwei\u00df im Blutplasma resp. -serum Fermente vorhanden sind, die das gespritzte Protein und dessen h\u00f6here Abbaustufen abbauen k\u00f6nnen.1) Eine spezifische, nur auf den gespritzten Eiwei\u00dfk\u00f6rper eingestellte Wirkung des Fermentes lie\u00df sich im allgemeinen nicht feststellen.* *) Die gemachten Beobachtungen f\u00fchrten nur zur Feststellung, da\u00df Fermente vom Typus der proteolytischen im Blute erscheinen. Wahrscheinlich stammen sie aus Leukocyten. Die abbauende F\u00e4higkeit ist bereits im Blute vorhanden, wenn die Rejektion des gespritzten Proteins noch keinen Shok auszul\u00f6sen vermag. Vorhandensein von Ferment und Anwesenheit des blutfremden Proteins sind somit allein noch nicht ausreichend f\u00fcr das Zustandekommen des Shoks. Es mu\u00df noch eine weitere, bis jetzt noch nicht eindeutig festgestellte Bedingung hinzukommen. Einmal k\u00f6nnte der Abbau ein eigenartiger sein, sei es nun in quantitativer, sei es in qualitativer Beziehung. Es w\u00e4re auch denkbar, da\u00df das Blutplasma allm\u00e4hlich an Ferment verarmt und dann bei Neuzufuhr von blutfremdem Eiwei\u00df das vorhandene Ferment den Abbau des gesamten Eiwei\u00dfes nicht rasch genug vollziehen kann, so da\u00df Abba\u00fcstufen\n*) Vgl. die Literatur von Emil Abderhalden. Schutzfermente. Julius Springer, Berlin, 1912.\n*) Es w\u00e4re denkbar, da\u00df die Ursache dieser Erscheinung auf die Art der gespritzten Proteine zur\u00fcckzuf\u00fchren ist. Es sind denaturierte Proteine verwendet worden. Es ist m\u00f6glich, da8 durch die Denaturierung die feineren Eigenschaften verloren gehen und in mancher Hinsicht ein allgemeinerer Charakter zutage tritt. Bei biologischen Prozessen sind sicher ehemische und physikalische Eigenschaften ausschlaggebend. Die Denaturierung vernichtet manche Feinheiten.","page":109},{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"IW* *\tEmil Abderhalden,\nmit f\u00fcr den Organismus sch\u00e4digenden Wirkungen l\u00e4nger und in gr\u00f6\u00dferer Masse erhalten bleiben, als bei Vorhandensein gr\u00f6\u00dferer Fermentmengen. Wir wissen nach neueren Feststellungen, da\u00df das Ferment, bevor es den Gleichgewichtszustand eines Substrates st\u00f6rt, mit diesem eine Verbindung eingeht. Nach erfolgter Spaltung wird das Ferment wieder frei, sofern es nicht von Spaltprodukten festgehalten wird. Findet eine Anh\u00e4ufung von Spaltprodukten statt, dann k\u00f6nnen diese den weiteren Abbau hemmen. F\u00fcr eine solche Annahme sprechen die Beobachtungen von Pfeiffer und Mita,1) die bei der sogenannten Antianaphylaxie f\u00fcr kurze Zeit ein Aufh\u00f6ren der spaltenden Wirkung des Serums feststellten.\nDie spaltende Wirkung des Serums von Tieren, denen Eiwei\u00df eingespritzt worden ist, ist zuerst von mir beobachtet und mittels Polypeptiden und gereinigten Peptonen festgestellt worden.1) Diese Produkte wurden als Substrat gew\u00e4hlt, weil ich \u00fcber die Art ihres Abbaus genau orientiert war und somit eintretende \u00c4nderungen des DrehungsVerm\u00f6gens des Fermentsubstratgemisches genau deuten konnte. Nachdem einwandfrei auch mit analytischen Methoden erwiesen war, da\u00df der tierische Organismus auf die Zufuhr von artfremden Proteinen mit der Abgabe von Fermenten an das Blut antwortet, die Peptone und bestimmte Polypeptide spalten, wurden auch Proteine als Substrate gew\u00e4hlt. Unabh\u00e4ngig von uns pr\u00fcften Pfeiffer und Mita2) das Serum von anaphylaktischen Meerschweinchen auf die Anwesenheit von Eiwei\u00df abbauenden Fermenten. Unsere Resultate deckten sich, was die Feststellung proteolytischer Fermente anbetrifft.\nWir haben unsere Versuche noch mehrmals nachgepr\u00fcft und stets das gleiche Resultat, das schon eingangs erw\u00e4hnt ist, erhalten. Wir haben auch wiederholt das Stadium d\u00e8r Antianaphylaxie untersucht und gefunden, da\u00df der Abbau durch\n') Emil Abderhalden, Schutzfermente. J. Springer. Berlin 1912. Hier findet sich die Literatur.\n*) Hermann Pfeiffer und S. Mita, Experimentelle Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Eiwei\u00df-Antieiwei\u00dfreaktion. Zeitschrift f. Immunit\u00e4tsforschung und experimentelle Therapie, Bd. 6, S. 18, 1910.","page":110},{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"Weitere Studien \u00fcber Anaphylaxie.\t111\ndas in dieser Periode entnommene Serum eingeschr\u00e4nkt bis v\u00f6llig aufgehoben ist. Wir k\u00f6nnen somit die Beobachtungen von Pfeiffer und Mita best\u00e4tigen.\nSchlie\u00dflich haben wir unsere Versuche noch in folgender Weise erg\u00e4nzt. Sensibilisierte Meerschweinchen wurden in drei Gruppen geteilt. Den einen wurde Blut entnommen und dessen Serum mit dem Antigen gemischt teils der Dialyse unterworfen, teils mittels der optischen Methode gepr\u00fcft, ob abbauende Fermente vorhanden waren. Es wurde mit beiden Methoden ein Abbau gefunden (12 Versuchstiere). Bei einer zweiten Serie wurde das Blutserum f\u00fcr sich dialysiert, um festzustellen, ob das Blutserum in der Periode, in der der Shok ausl\u00f6sbar ist, an und f\u00fcr sich biuretgebende Stoffe enth\u00e4lt. Mit Ausnahme eines Falles fiel die Biuretprobe stets negativ aus (5 Tiere). Endlich wurde folgender Versuch ausgef\u00fchrt. Bei 6 Meerschweinchen wurde die Reinjektion 18 Tage nach der ersten Injektion von Eiereiwei\u00df (lg intraven\u00f6s) ausgef\u00fchrt und dem ersten Versuchstiere nach 5, dem zweiten nach 15, dem dritten nach 30, dem vierten nach 45, dem f\u00fcnften nach 60 und dem sechsten nach 90 Minuten Blut entnommen. Das ausgepre\u00dfte Serum wurde in Diffusionsh\u00fclsen gebracht. Wir verwendeten jedesmal 10 ccm Serum. Es wurde gegen destilliertes Wasser dialysiert. Nach 16 st\u00e4ndigem Verweilen im Brutschrank wurde die Au\u00dfenfl\u00fcssigkeit in der gewohnten Weise auf Biuretreaktion gepr\u00fcft. Bei den beiden ersten Versuchen war die Reaktion negativ, dagegen erhielten wir in den vier \u00fcbrigen Versuchen eine ausgesprochene Biuretreaktion. Es war somit gelungen, das in der Blutbahn gebildete Pepton im Stadium des Shoks nachzuweisen. Wir waren in fr\u00fcheren F\u00e4llen nicht so gl\u00fccklich gewesen. Es liegt dies offenbar daran, da\u00df wir die Zeit nach erfolgter Reinjektion zu kurz w\u00e4hlten, ferner zu wenig Serum pr\u00fcften1)\n*) H. Pfeiffer und Mitra (1. c.) hatten nur negative Resultate bei der Pr\u00fcfung des Serums von Tieren, die sich im anaphylaktischen Shok befanden, auf biuretgebende Abbauprodukte. Ihre Ergebnisse d\u00fcrften ebenfalls auf in zu geringer Menge vorhandene biuretgebende Stoffe zur\u00fcckzuf\u00fchren sein.","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"*1* Emil Abderhalden, Weitere Studien \u00fcber Anaphylaxie.\nund zur Reinjektion zu wenig Eiwei\u00df anwandten. In anderen F\u00e4llen waren offenbar zur Zeit der Blutentnahme zu wenig biuretgebende K\u00f6rper gebildet. In zwei F\u00e4llen lie\u00df eich durch starkes Eindampfen des Dialysates die Biuretreaktion, die mit dem verd\u00fcnnten Dialysat negativ ausgefallen war, zu einer positiven gestalten. Der Pept\u00f6nnachweis im Blutserum wird stete ein unsicherer sein, weil die Empfindlichkeit der Biuretreaktion ihre Grenzen hat und es vom Zufall abh\u00e4ngt, das Serum im richtigen Moment zu gewinnen. Vielleicht gibt die Verwendung des Triketohydrindenhydrats konstantere Resultate. Der sichere Nachweis der Anwesenheit von Pepton im Blutserum nach erfolgter Reinjektion des zuerst gespritzten Eiwei\u00dfes scheint uns eine noch bestehende L\u00fccke auszuf\u00fcllen. Man wird sicher in Zukunft neben der Feststellung eines Temperatursturzes im Stadium des Shokes und den \u00fcbrigen Erscheinungen auch eine Pr\u00fcfung auf vorhandene Fermente und, wenn m\u00f6glich, den Nachweis gebildeter, in der Blutbahn vorhandener Peptone verlangen m\u00fcssen, um das Bild der Anaphylaxie und speziell des anaphylaktischen Shokes zu einem eindeutig erwiesenen zu gestalten. Ferner wird man umgekehrt aus dem Befund von proteolytischen Fermenten im Blutserum die Gefahr eines anaphylaktischen Shokes nach erneuter Injektion des Antigens voraussehen k\u00f6nnen \u2014 eine Feststellung, die ohne Zweifel klinische Bedeutung hat.","page":112}],"identifier":"lit19620","issued":"1912","language":"de","pages":"109-112","startpages":"109","title":"Weitere Studien \u00fcber Anaphylaxie","type":"Journal Article","volume":"82"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:57:40.167461+00:00"}